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8n mscher Folge erkltt Napoleon ein« Niederlage nach der andern: geschlagen bei Großbeeren und an der Katzbach, konnte er nur noch einmal einen großen Erfolg ver zeichnen, in der Schlacht bei Dresden (27. und 28. August). Noch einmal entfachte dieser vollständige Sieg große Pläne in seiner Ärgeizigen Seele. Er wollte vor allem Berlin in seinen Besitz bringen. Aber seine Generale, die noch niemals widersprochen haben, raten ihm ab. Dennoch befiehlt er den Marsch, der am 6. September zu der Schlacht bei Dennewitz führt, in der der berühmte Marschall Ney voll ständig geschlagen wird. « * Der Marsch auf Leipzig. Napoleon muß sich mit seinen Streitkräften immer weiter zurückziehen: ja er wird sogar aufs äußerste bedroht, als Blücher (am 3. und 4.Oktober) die Elbe beiWartenburg überschreitet Jetzt endlich entschloß sich Napoleon, der zwei Wochen lang tatenlos in Dresden zugebracht hatte, seine Stellung aufzugeben. Murat erhielt Befehl, Leipzig gegen die Böhmische Armee zu decken, Napoleon selbst zog mit der Haupt macht der Nordarmee und der Schlesischen Armee entgegen. Aber die beiden Feldherren Bernadotte und Blücher nahmen keine Schlacht an, sondern setzten sich gen Leipzig in Be wegung, um dort, mit der Böhmischen Armee vereint, im Rücken Napoleons Murat zu schlagen. Somit war Napoleon gezwungen, ebenfalls den Marfch nach Leipzig zu machen. Er sandte die Armee vorauf und verweilte selbst noch einige Tage in Düben — tatenlos und nieder geschlagen, wie niemals vorher ihn ein Mensch gesehen hatte. Seine drangvolle Lage hatte dem ewig Schweigsamen plötzlich die Lippen ge öffnet. Seine Umgebung achtete auf alle seine Blicke, wie auf die eines Sterbenden, wohl weil sie ahnte, daß es mit ihm nun zu Ende ging. Auf der Ebene von Leipzig sollte das Schicksal Europas entschieden werden. Die Franzosen hatten zuerst ihre Stellung dort ge nommen; aber von alten Seiten trafen Öster reicher, Preußen, Rusten und Schweden ein. Bereits am 14. Oktober bestand Murat bei Liebeitwolkwitz ein glänzendes Reitergefecht, das jedoch unentschieden blieb. Am 1ö. dieses Monats besichtigte Napoleon die Stellungen seiner Truppen, teilte die Adler an die neu gebildeten Regimenter aus und hielt eine seiner zündenden Ansprachen: .Schlagt euch tapfer! Denn auf der Spitze eurer Bajonette tragt ihr das Woh! und Wehe enreS Vater- kmoeS.' Die Hauptschlacht. Der Kampf begann am 1S. um 9 Uhr morgen» und währte den ganzen Tag. Die Streitkräfte betrugen aus beiden Seiten etwa 120 MO Mann. Napoleon stand bei dem Dorfe Wachau. Marschall Augereau und Poniatowsky, der Führer der polnischen Retter, hielten bei Konnewitz und LöSnitz allen Angriffen un erschütterlich stand. Gegen Abend wurde der österreichische General Meerseldt, der bei Dölitz über die Pleiße gesetzt war, gefangen genommen. Napoleon ließ durch ibn noch ein mal dem Kaiser Franz Waffenstillstand an bieten, wofür er Abtretung der illyrischen Provinzen, des Großherzogtums Warschau, die Auflösung des Rheinbundes, sowie seinen Rückzug über den Rhein anbot. — Es war vergeblich. Die Antwort erhielt er erst lange irach der Schlacht. Den Erfolg des Tages konnte das Dorksche Korps für sich in Anspruch nehmen, das bei Möckern den General Marmont zum Rüchuge zwang. Schon Lieser erste Tag zeigte, da auf beiden Seiten mit großer Tapfer keit gefochten wurde, daß schließlich die Zahl der Truppen den Ausschlag geben würde. Jedenfalls hatte die napoleonische Taktik sich an dem Mute der Verbündeten gebrochen. Am andern Tage, den 17., ruhte der Kampf, von einigen kleinen Gefechten abge sehen. Aber die Verbündeten erhielten etwa 106 000 Mann Verstärkungen, während das französische Heer nur um 12 000 Mann ver stärkt wurde. Napoleon übersah die Größe der Gefahr, die sich über seinem Haupt zu- fammenzog, zu spät. Am 18. Oktober 1813, dem Entscheidungstag der Völkerschlacht bei Leipzig, konnte Napoleon den auf 276 000 Mann verstärkten Verbündeten nur 150 000 Mann entgegenstellen. Er verkürzte daher die Aufstellung seiner Truppen, indem er sie etwas näher an die Stadt zurücknahm. Aber unter dem Ansturm der Verbündeten brach sein linker Flügel zusammen, ein Dorf nach dem andern ging verloren. Dieser Ausgang machte Napoleons Aufenthalt vor Leipzig unmöglich, mit Eintritt der Dunkelheit zog er seine Truppen in die Stadt. Napoleons Zusammenbruch. km nächsten Morgen schritten die Ver bündeten zum Sturm auf Leipzig und drangen ein. Da man keine besonderen Brücken ge schlagen hatte, stand dem französischen Heere nur die schmale ElsterbrüLe am Ranstädter Tor zum Rückzug zur Verfügung. Über diese Brücke entkam auch Napoleon. Die Elster brücke flog dann in die Lust, die noch in der Stadt befindlichen Franzosen fielen in Ge fangenschaft. Die Verbündeten verloren 51000, Mann, darunter 21000 Rusten, 14 000 Öster reicher, 16000 Preußen, 300 Schweden, die Fran zosen 78 000 Mann. Der Schaden an Eigen tum betrug über 9 Mill. Mk. Napoleons Welt macht war vernichtet, und wenn auch eine energischere Verfolgung hätte Platz greifen sollen, so war doch mit einem Schlag Deutsch- dmd bis zum Rhein befreit. Der Bann war gebrochen, man erkannte, daß Napoleon nicht unbesteglich war, sein Stern war irn Verlöschen. Die drei verbün deten Monarchen, König Friedrich Wilhelm von Preußen, Kaiser Franz I. von Österreich und Zar Alexander von Rußland, die der Schlacht beigewohnt hatten, veranstalteten in Leipzig ein großes Dankfest. Von diesem Tage M war Napoleons Herrschaft über Deutsch land, wie über Europa gebrochen. WaS auf den russischen Schlachtfeldern begonnen war, wurde bei Leipzig vollendet: die Niederringung eines Mannes. Ler die Erde beherrschen wollte. Zugleich aber wurde bei Leipzig die Grundlage des neuen Deutschen Reiches gelegt. auf den blutigen Feldern Leipzigs geschaffen. Die Dreitageschlacht mußte geschlagen wer den, um die Bahn frei zu machen für die nationale Idee, für den Reichsgedanken, wie ihn die Schlacht bei Sedan so herrlich ver wirklicht hat. — Die Geschichte dieses Reichs ^onarcken, k)eerfükrer rmä Staatsmänner von 181z Die deutschen Stämme hatten sich nun den Weg gebahnt, sich selber ihr Schicksal schmie den zu dürfen. Sklavenleid und Sklavenschick sal hatten sie ertragen, bis sie bei Möckern, Wachau und Propstheida die Fesseln jauchzend zerbrachen, um sich eine neue Zukunft zu schaffen. Mit Blut und Eisen ward die Frei heit errungen, die der gigantische Mann mit eiserner Faust solange darniedergehalten hatte. Gewiß, noch hatten die deutschen Stämme erst ihre Kräfte erprobt, noch waren die Fragen der Vorherrschaft auszufechten, aber Lie Grundlagen Les Reiches waren Loch hier gedankens ist verkörpert in dem Denkmal bei Leipzig, das von deutschem Fleiß zeugt, von deutscher Einigkeit, von deutscher Willenskraft und von deutscher Treue. Mögen sich diese Tugenden an Deutschland und seinen Kindern bewähren, solange das Denkmal bei Leipzig hinaufragt in die Wolken, ein Symbol unserer in der heimatlichen Erde wurzelnden Kraft und unserer Sehnsucht, Lie uns in den Himmel trägt! Der Gott, der Eisen wachsen ließ, gab uns damals die Kraft; er wird sie uns auch sürder verleihen. Das walte Gott! I^arte von cler VölkersMacdt bei I^eipTig. SEE» 0 ' ,7.' /^V/72wi?/7 s Z 7^E-^/7/7 r » » « k» > Es/7 Hv-E-z»/? Z/M7 -^77/7. /7W7S7SM L tiefe AM "himg.l Äohle Di ^11 w: nach tra -^1 ei' der lauge Alissa r Berlin Tür Mger auf ? ansah des »lanu s Mit Gegen 10 Uhr morgens hatte Napoleon 0 einem Umwege, da das innere RamstaM Tor durch ineinander verfahrene Fuhrwei gesperrt war, verlassen. Wie sehr er sich ar sonst zu beherrschen wußte, so konnte er doch l der uno ?ehr ei Men A bit Kgmie M Fl As env !°r," > „ab M miö steum l ° Gebe Wo k Mimu ^ar ein Ki. S ranke 'a mau idou e sthresT diesem Morgen angesichts heuren Demütigung seine wegung nicht verbergen. Als er über ow Lindauer Brücke ritt, wischte er sich ve» schiedentlich, wie er sagte, den Schweiß 00» der Stirn, in Wahrheit aber weinte er. KaUM hatte der Kaiser die Brücke passiert, als sie A die Lust gesprengt wurde. Damit waren m um den Besitz von Leipzig noch kampier den Franzosen in der teilweise brenn« den Stadt abgeschnitten. Jnfolgedesst fielen noch etwa 12 000 kampffähige Mann' in die Hände der Verbündeten. Die Marsch"" Lauriston und Reynier wurden inst mehrere anderen Generalen gefangengenommen. donald entkam durch die Elster. TauM von Soldaten ertranken in dem Fluß. edelste und berühmteste Opfer dieses ^"8 war Fürst Poniatowsky, der, schon schwer ven wundet, sich auf seinem scheuen Pserde in "" "0" < Elster warf und ertrank. > und lächelt unter Tränen. Dank der Monarchen. , Am Abend des 19. Oktober wandelst^ den Hügeln bei Stötteritz ein einsamer der den König von Preußen zu wünschte. Er ward von den Posten halten und am andern Tage vor den „ Friedrich Wilhelm gebracht, der den Alten nach seinem Begehr fragte. Der Mann hob mit trünenerstickter Stimme wie seine fünf Söhne dem König naÄ lau gefolgt seien und wie er seitdem ihnen nichts mehr vernommen habe. Der?,,,, Mann konnte nur angeben, daß sie unter General York gedient hätten. Der KönM noch am selben Tage Nachforschungen stellen und die Angaben des Alten stellten als wahr heraus. Seine Söhne hatten Auszeichnung gedient, lagen aber alle füM m-Dx verwundet im Lazarett. Dem König st"na' Träne im Auge, als er dem alten Mann^ Mitteilung machte. Er entließ ihn Mi' Trost, daß er für sie sorgen werde. Und rmi Nach der Schlacht bei Belle-Alliance, M wiederum die fünf Brüder wacker Schumes Schulter fochten, ließ der König alle nach Berlin kommen und nahm sie 'N! Dienste. Kein Wasser — keine Gnade» Nach dem glänzenden Neitcrgefeäst " General Wittgenstein am 14. Oktober F ReitLrmassen Murats lieferte, ritt der Gaffte über das von den Franzosen wieder ge-vm Gefechtsfeld. Er traf dabei auf einen " mundeten französischen Divisionär. Er vom Pferde und nahm den Kopf des ' Stöhnenden auf, der offenbar nack » Trunk Wasser lechzte. Wittgenstein in gestrecktem Galopp ins Lager, eine Flasche mit Wasser und - Len General in seiner Landessprache . zu trinken. Der aber schüttelte mit of Kopf und röchelte: „Kein Wasser. § Gnade". Aber General Wittgenstein ' . nicht nach. Er sprach mit dem Wimmerno von der Heimat und von seinen Angehörig^ Da leuchteten die Augen des Sterbenden ausu langsam, ganz langsam kamen in deuhM^ Sprache dieWortevonseinenLippen: „Gebens, mir die Hand! Grüßen Sie meine Frau u. meine Kinder! Ich bin ein Deutscher mst nicht wert, daß Sie mir Wasser rmche"^ Dann nannte er dem erschütterten Gem > den Namen und die Adresse seiner Frau " . verschied. Wittgenstein hat gewissenhaft 'S Austrag des Mannes ausgerichtet, der fremden Diensten in den höchsten Ehrenstev. gegen sein Vaterland focht — und Lie Herm doch noch im Sterben liebte. 6e5cdiLkte unä bage. Es ist klar, daß ein so gewaltiges Ereignis wie diese Schlacht, die fast alle Völker Europa für oder wider Napoleon unter den Waffe sah, der Anlaß für den ernsten Gelehrten Z strengem Forschen, aber auch für den LaW chronisten zur Aufzeichnung flüchtiger BM ward, die sich nicht auf ihre Entstehung gena prüfen lassen. So sind zum Beispiel m Schilderungen der Szenen, die sich in Lehm nach dem Zusammenbruch Napoleons al spielten, bei fast allen Geschichtschreiber grundverschieden. Schreckensszenen am 19. Oktober. Ein seltsames Wiedersehen. ^'mann In einer kleinen Gasse nahe der Lindaue M Brücke lag während des Kampfes amM^? , "sauge des 19., nachdem schon der Widerstand « ' Franzosen gebrochen war, ein altes Mütter , und horchte in den Kanonendonner b'^ Sie Lachte an den fernen Sohn, den sie " ^nge mehr wiedergesehen hatte, fest er vor 12 M - jp hc dem Sterne Napoleons gefolgt und Italien gezogen war. — Da wird plötzlich L, an die Tür gepocht. Ein rauch- und puw geschwärzter Krieger stürmt herein, E blutender Stirn vor der Frau nieder und bitta' ibn vor den nachfolgenden Feindenzu verberd , Mit fiebernder Hand nestelt er seine S' zöfische Uniform vom Leib«, während die , bemüht ist, LaS aus einer Brustwunde rinn^. Blut zu stille«. Da bemerkt sie am Halse ein Muttermal — LaS sch"L Tuge sah es erst jetzt — mit einer» schrei finkt st« an d«n Erstaunten ^ng: - Ihr Sohn war, ohne es M wissen^ ohne «S zu wollen, heimgekommen. bittre Tränen vergießt er an ihrem .Mütterl kannst du mir verzeihen, daff gegen mein Vaterland kämpfte? aber ins Auge steht, ist seinem bösen 3^°. verfallen." „Der Zauber ist wohl brachen, mein Junge," antwortete die