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Allgemeiner Anzeiger : 20.08.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191308209
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1913
-
Monat
1913-08
- Tag 1913-08-20
-
Monat
1913-08
-
Jahr
1913
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 20.08.1913
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Gebrochene Nibelungentreue. Noch immer herrscht in Österreich peinliche Verlegenheit. Indessen will niemand einsehen, daß Österreich seine gegenwärtige diplomatische Lage, die es einen Augenblick in Gegensatz zu den Großmächten und zu den Balkanstaaten s gebracht hat, selbst verschuldete. Man ist plötz- s lich im Auswärtigen Amt förmlich hypnotisiert i durch die „großserbische Gefahr", die angeblich der Bukarester Friede heraufbeschworen hat. Daß aber Serbien nach einem siegreichen Kriege gegen Bulgarien auch Gebietserweiterungen er- langen wird, war vorauszusehen und man hätte von vornherein eine mehr serbien-freundliche Politik treiben müssen, um nun nicht auf dem Isolierschemel zu sitzen. Keinem einsichtigen Politiker wird es ein fallen, nun an dem Bestände oder an dem ! Wert des Dreibundes zweifeln zu wollen, und keins der führenden Blätter vertritt die Idee, daß man sich künftig von Deutschland lossagen müsse. Aber einige Hetzblätter der Dreibund- feinde, die Österreich lieber an der Seite Ruß lands sehen würden, nehmen natürlich die Ge legenheit wahr, um gegen den Dreibund und insbesondere gegen Deutschland zu Hetzen. Man könnte solche Versuche als belanglos übergehen, wenn sie nicht von Blättern ausgingen, die einen großen Leserkreis haben, für den ihre Meinung ausschlaggebend ist. Da ist vor allem das führende Tschechen blatt .Nenkov/, das in maßloser Weise seinem Deutschenhaß Lust macht und u. a. schreibt: „Die Nibelungentreue hat einen tiefen Riß erhalten. Heute erinnert man sich in Wien, welchen Undank man dafür erntet, daß Jahre und Jahre hindurch die Augen geschlossen wurden gegenüber dem Faktum, daß die Böhmen nach Berlin pilgerten, sich dort Rat zu holen und auf diese Weise die habsburgische Monarchie erniedrigten. Heute sieht man es in Wien ein, welchen verhängnisvollen Fehler man begangen, als man in Ischl das Anerbieten König Eduards VII. ausschlug, der damals uns vom Joch der Hohenzollern befreien wollte. Heute ist auch schon der letzte österreichische Diplomat zu der Überzeugung gelangt, daß das Bündnis mit Deutschland furchtbar teuer bezahlt wird." Noch deutlicher wird ein andres Blatt, das zu der augenblicklichen Verlegenheit am liebsten noch neue fügen möchte: „Unser Bündnis mit Deutschland," heißt es da, „das durch die ge brochene Nibelungentreue ins rechte Licht ge rückt ist, stellt sich heute als die schwerste Schädigung aller österreichischen Interessen dar; es ist ein Glück, daß endlich der Augenblick der Ernüchterung gekommen ist. Denn nach diesem Faustschlag, den Österreich von seinem Nachbar erhalten, ist es unerläßlich, daß unsre Staats männer sich von den Fesseln befreien, durch die wir so lange eingeengt waren. Es ist aller dings schwer für das Reich, ohne Bundes genossen Lazustehen, aber es ist notwendig, sie dort zu suchen, wo an Stelle der Habgier Auf richtigkeit herrscht, statt Böswilligkeit Ehrlichkeit und statt Hinterlist Offenheit. In Deutschland ist alles dies nicht zu finden." Man wird in den Wiener amtlichen Kreisen das Geschreibsel nicht ernst nehmen, so wenig wir uns über den Lärm der Panslawisten auf zuregen brauchen. Es ist heute — nach dem Friedensschluß — nicht zeitgemäß, mit unserm österreichischen Bundesgenossen aufzurechnen. Aber es ist ganz gut, die Hitzköpf e, die jetzt Las ruhige Blut verlieren, und die nicht nur Tschechen sind, an zwei Ereignisse zu erinnern, die das Verhältnis zwischen Österreich und Deutschland beleuchten: Während der Konferenz von Algeciras, die mehr und mehr zu einem Kampfe zwischen Deutschlands und Frankreichs Machtstellung wurde, überraschte Herr Ayrenthal, der damals das Außere vertrat, die Welt mit dem schönen Bekenntnis, daß die Marokkosrage ganz außerhalb des Bündnisvertrages stehe. Das geschah in einem Augenblick, in dem Deutschland — nach der „Extratour" Italiens — auf der Konferenz völlig isoliert war. Da mals diente diese Erllärung niemand. In den bosnischen Krisen dagegen — Bosnien und die Herzegowina stehen auch außerhalb des Bündnis- Vertrages — verhinderte allein Deutschlands und vor allem des Kaisers entschlossene Haltung eine diplomatische Mattsetzung des Bundes genossen. Soll Kawalla einen neuen Krieg ent fesseln ? Soll Deutschland eine Revision durch drücken helfen, die unbedingt zu Verwicklungen führen muß ? Die Fragen verneinen sich selbst. Und von einem Treubruch kann keine Rede sein. Wahre Freundschaft darf nicht zu allen Fehlern die Hände bieten, sie soll den Spiegel zeigen, aus dem Erkenntnis des Richtigen strahlt. Vastmann. Politische Kunälckau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm machte einen Be such auf der Saalburg und besichtigte eingehend die Römerschanzen, deren Wiederaufbau im vorigen Jahre unter Leitung des Monarchen begonnen wurde. * Griechische Blätter berichten, daß Kaiser Wilhelm am 14. September auf der Insel Korsu erwartet werde. Zwei Tage vorher werde König Konstantin von Griechenland zur Begrüßung des Kaisers in Korfu eintreffen. — An Berliner amtlichen Stellen bestätigt man weder diese Nachricht, noch widerspricht man ihr. Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, daß das Gerücht, Kaiser Wilhelm habe während der Bukarester Verhandlungen an König Konstantin ein Telegramm des Inhalts gerichtet, er „fechte für Griechenlands Interesse wie ein Tiger", völlig frei erfunden ist. * Nachdem des Krieges Stürme auf dem Balkan schweigen, rüstet sich der Zar zur Sommerreise. Das Reiseziel ist Deutschland. In Homburg v. d. H. sind bereits im Auftrage des Zaren und der Zarin mehrere Mitglieder der Hofhaltung anwesend, die dort für das Ein treffen Ler Zarenfamilie die notwendigen Vor bereitungen treffen sollen. Der Zeitpunkt der Reise steht noch nicht fest, die Abreise dürfte jedoch bereits in Kürze erfolgen. Über eine etwa beabsichtigte Zusammenkunft des Zaren während dieser Reise mit Kaiser Wilhelm ist in Petersburg bisher nichts be kannt geworden. Man darf aber wohl an nehmen, daß eine offizielle Begegnung der beiden Monarchen nicht in Aussicht genommen ist. Sollte ein Zusammentreffen des Zaren mit Kaiser Wilhelm statifinden, so dürfte es nur einen völlig privaten Charakter tragen. * In Braunschweig werden gegen wärtig Maßnahmen getroffen, die erkennen lassen, daß der Herzog-Regent Johann Albrecht nur noch vorübergehend einen Auf enthalt in der Residenz Braunschweig nehmen Wird, um im Herbst von der Regentschaft des Herzogtums Braunschweig zurückzutreten. Eine unmittelbare Negierungs-Über nahme durch den Herzog Ernst August ist jedoch wenig wahrscheinlich, man rechnet in eingeweihten Kreisen vielmehr damit, daß zu nächst der Negentschaftsrat wieder auf kurze Zeit in Tätigkeit tritt, weil nach dem braun- IchweigischenLandesgesetz derRegentschaftsrat dem jetzigen Regenten Johann Albrecht die Landes regierung übertrug und daher die Rückgabe der Regierungsgewalt nur an den Negentschaftsrat erfolgen kann. Wenn auch dieser Vorgang rein formelle Bedeutung besitzt, so kann doch dadurch eine Verzögerung eintreten. Ein Antrag der braunschweigischen Landesregierung über den Regierungsantritt des Herzogs Ernst August ist beim Bundesrat schon gestellt worden. * Auch im Großherzogtum Baden ist aus Anlaß des 25 jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers eine Amnestie verfügt worden. Der Großherzog hat aus diesem Grunde bei 21 zum Teil wegen schwerer Verbrechen zu Freiheits strafen verurteilten Personen durch völligen oder teilweisen Nachlaß ihrer Strajhaft Gnade erwiesen. Außerdem hat der badische Justiz- Minister auf Grund der ihm übertragenen Be gnadigungszuständigleit in 55 Fällen Gnaden akte verfügt. *Der Tod des Reichstagsabgeordneten Bebel, des Begründers der deutschen Sozial demokratie, hat eine Lücke geschaffen, die sobald nicht ausgesüllt werden wird. Die Frage, wer das Erb e des Toten, der mit starker Hand die Zügel der Partei hielt, antreten soll, ist heiß umstritten, und es ist kaum anzunehmen, daß man auf dem bevorstehenden Parteitag in Jena, der noch unter dem Eindruck dieses großen Ver lustes stehen wird, diese wichtige Frage endgültig regeln wird. Der Verstorbene hat in seinem Testament die sozialdemokratische Partei mit einer bedeutenden Summe bedacht und außer dem von einem bestimmten Zeitpunkt ab ihr das alleinige Verlagsrecht für seine Werke vermacht. Als Testamentsvollstrecker hat Bebel Pen Bankier Ullmann in Frankfurt am Main bezeichnet. England. * Im Unterhause teilte Kolonialminister Harcourt mit, er habe befriedigende Nachrichten über die Lage im Somalilande er halten, wo verlustreiche Kämpfe mit den An hängern des „tollen Mullah" stattgefunden haben. Er könne aber aus militärischen Gründen Einzelheiten nicht veröffentlichen. England müsse seine Stellung an der Somaliküste auf rechterhalten, aber seine Politik werde unver ändert bleiben. Das Parlament wurde bis Oktober vertagt. Balkanstaaten. *Wenn man türkischen Blättermeldungen glauben darf, so steht die Regelung der Adria- n opelfrage unmittelbar bevor, und zwar werden direkteVerhandlungen zwischen Bulgarien und der Türkei stattfinden. Das bulgarische Amtsblatt hat übrigens ebenfalls geäußert, daß man sich in Sofia von direkten Verhandlungen mehr verspricht als von einem neuen Schritt der Mächte. — Die Presse des Jungtürkenbund erRärt demgegenüber, daß von irgendwelchen Verhandlungen keine Rede sein könne. Adrianopel werde mit Waffengewalt verteidigt werden. *Wie jetzt durch eine Kommission festgestellt worden ist, haben die Serben bei ihrem Einfall in bulgarisches Gebiet 19 Dörfer völlig ausgeplündert. Der ange richtete Schaden beträgt eine Million. Ebenso wurden von Griechen, die mauf de Rückmarsch begriffen waren, 9 Dörfer völlig zerstört und die Bewohner zum großen Teil getötet. Amerika. *Nach amtlichen Meldungen haben die amerikanischen Negierungstruppen in blutigem Kampfe die von den Rebellen be lagerte Stadt Torreo (Ostmcxiko) entsetzt. 3200 Empörer sollen im Kampfe gefallen sein. Viele wurden in den Gräben und hinter den Wällen der Stadt von den Regierungstruppen erschossen, wo sie nach dem Entsatz der Stadt versucht hatten, den Kampf fortzusetzen. Auf Seite der Regierungstruppen betrugen die Ver luste etwa 200 Mann. Afrika. *Jn Südmarokko macht sich der Ein fluß des von den Franzosen bisher nicht über wundenen Thronprätendenten El Hiba wieder bemerkbar. Die der französischen Herrschaft feindlich gesinnten Brüser El Hibas haben eine Anzahl Stämme im Innern vereinigt. General Lyautey wird sich zu energischen Maßnahmen in dieser Gegend veranlaßt sehen. Man schätzt die Stärke der marokkanischen Streiter auf 12 000 Mann. Im ewigen Sile. Hauptmann Kochs Grönlands-Expedition. Ler dänische Polarforscher Hauptmann Koch hat seine Durchquerung Grönlands von i Osten nach Westen nach einem außerordentlich ' gefahrvollen Marsch glücklich beendet. Die Ex pedition bestand außer dem Leiter aus dem deutschen Meteorologen Dr. Wegener, dem dä nischen Matrosen Larsen und dem Isländer Vifus Sigurdson. Am 1. September hatte die Expedition mit dem gesamten Material Kap Slop erreicht. Erst nach Verlauf von drei Wochen war das Eis stark genug, um Schlitten und die Pferde zu tragen. Trotz großer Anstrengungen gelang es der Expedition nicht, Königin-Luisen-Lanv zu er reichen, und Hauptmann Koch beschloß daher, auf dem Inlandeis zu überwintern und nicht auf dem Lande. Das Winterhaus, das d« Namen Borg erhielt, wurde 15 Kilometer öst lich von dem mittleren Teil von Königm-Lmsen- Land errichtet. Dann wurden von den M Pontes, die die Expedition noch zur Verfügung hatte, fünf geschlachtet: die übrigen sollten mit überwintern; das Fleisch der getöteten Pferde wurde als Kraftfutter für die letzten fünf ver wandt. Ende Oktober wurde eine Schlittenreise nach Köntgin-Luisen-Land unternommen. Bei dieser stürzte Hauptmann Koch in eine 12 Meter tiefe Gletscherspalte und brach das rechte Bem. Drei Monate lang war er an das Winterhaus gebunden, und die Schlittenreise konnte erst m März wiederaufgenommen werden. Die Über winterung verlief ausgezeichnet. Die Tempe ratur war bis 50 Grad unter dem Gefrier punkt. Während der ganzen Überwinterung wurden wissenschaftliche Beobachtungen angeftew Am 20. April verließ die Expedition das Winterquartier mit fünf Schlitten und M Pferden, um den 1200 Kilometer langen Marsch über das Inlandeis nach der Westküste Grön lands anzutreten. Während der ersten vE Tage war das Wetter außerordentlich bei starkem Schneegestöber, worunter namem' sich die Pferde schwer zu leiden hatten. A' mählich kam aber die Sonne durch. Sonnenstrahlen machten den Expevitionsum' gliedern aber solche Beschwerden, daß Wunden auf ihrer Haut bildeten. Nachdem die Expedition 1100 Kilometer zurückgeeg' hatte, mußte sie wegen schlechten Wetters 36 Stunden ohne Speise und Trank unrer einer Klippe liegen, da der Proviant aufgeM und das letzte Pferd längst geschlachtet wav Die Forscher waren so erschöpft, daß sie f^ keinen Weg mehr durch den tiefen Schne« längs der Fjorde bahnen konnten. In "" höchsten Not entdeckten sie ein Segelboot, dem» Insassen sie nach Pröven Mitnahmen. — A Expedition hat wertvolle wissenschaftliche geonisse gehabt. Neer unci fione. — Ganz neuartige militärische Übungen werden gegenwärtig von den JnsanteriewE ausgeführt. Bekanntlich werden im FrüW eine Anzahl Infanterie-Mannschaften HM Pionierkommandos im Pionierdienst ausgebn^' das Erlernte haben sie später bei den grbß^ Felddieustübungen praktisch anzuwenden. D«- gehört neuerdings die Errichtung von WiM schutzhäusern für Belagerungen, die in derN angelegt werden, ferner die Herstellung Sommerhäuschen aus Strohgeflecht und ve Aufbau von Schilderhäusern aus Stroh, Neuere gen, die der Balkanlrieg gezeitigt hat. Volkswirtschaft. Beendigung des Werftarbeiter in^ standes. Der Ausstand der Werftarbeiter, , am 14. Juli gegen den Willen des 3^, Vorstandes der Metallarbeiter begann, ist A, endet. Sowohl in Hamburg, von wo Streikbewegung ausging, als in Stettin un Kiel beschlossen überaus große Mehrheiten " Wiederaufnahme der Arbeit, über die 8^' wie die Wiedereinstellung erfolgen soll, besten allerdings in Stettin und Kiel noch Meinungsverschiedenheit zwilchen ArbeitnelE und Arbeitgebern, die aber wohl schnellste" behoben werden dürfte. Ein Auto-Expreß-Verkehr Hamburgs Berlui ist dieser Lage von einer" HawbE. Firma eingerichtet worden. Diese Neuern " will die Mängel beseitigen, die trotz des güterverkehrs bei der Eisenbahn Hersis Las gewaltige Güierauto verläßt MittlN^ und Samstags nachmittags Hamburg und , stellt Donnerstags und Montags vorauf die mitgenommene Fracht. Nachmittags das Auto mit neuer Fracht nach HaE, zurück. Da die Steuerung sehr stark in sprach genommen wird, so ist geplant, U" Einstellung eines zweiten Autos die täglich durckzuführeu. K Der eigene Meg. 17s Roman von Max Hoffmann. firortletzmiiN Die Feder eilte über den Bogen. Elisabeth erzählte, ohne es zu bemerken, mit einem An flug von Begeisterung von Harry Waldorfs großer Tüchtigkeit. „In seinen Händen ruht hier alles," hieß es. „Denn die Schloßherrin ist, wie ich Euch schon schrieb, nur bisweilen zu gebrauchen. Sie gibt deshalb auch, in dem richtigen Gefühl, daß er immer den Nagel auf den Kopf trifft, zu allem, was er vorschlägt, ihre Zustimmung. Dabei ist er nicht bloß Landwirt. Er ist auch wissenschaftlich und künstlerisch fein gebildet, wie ich aus den Gesprächen mit ihm entnommen habe, und überhaupt auf allen Gebieten be schlagen. Sein Hauptfach aber ist die Musik. Es ist ewig schade, daß er sich ihr nicht ganz widmen konnte. Auf dem Klavier ist er geradezu ein Virtuose, und ich habe ihn stark im Verdacht, daß er sogar schon mancherlei komponiert hat." Sie wollte schon schreiben: „Er ist ein prächtiger Mensch," als sie mit errötendem Lächeln merkte, daß sie hier wohl doch etwas zu weit gegangen sei. Im Geiste sah sie schon, wie die beiden Damen sich anqucken würden, wenn sie io etwas läien, wie ihre Mama die Nase rümpfte, und sie hörte die allzu bekannten Jammerfütze der Tante über die Verderbtheit Ler Welt im allgemeinen und der Männer im besonderen. Und dann überlegte sie weiter, ob sie etwas das danken zu sammeln. Das eilige Entschwinden und kein eine Auster. Schwermütige Ruhe lag über Schloß Umgegend. Keine menschliche Stimme, Laut störte die satte, sommerliche Stille. Oder doch? Was war das? War von den Ausritten, die seit jenem erstenmal wiederholt worden waren, berichten solle. Ob das nicht auch mißverstanden und falsch gedeutet werden würde? Sie machte eine Pause, legte die Feder nieder und sah nachdenklich vor sich hin. Am Ende des langen Kiesweges, der nach dem Walde führte, streichelte eine sanfte Brise die Häupter der Bäume, daß sie sich leicht hin- und herbewegten. Im Unterholz standen die Wacholderstrüucher starr wie kleine vermummte Männer. Sie träumte sich unter einen solchen „Machandelbaum" als jene Königstochter, die dort ihre Brüderchen „Benekens" vergraben hatte. Und dabei erinnerte sie sich der Fuchsstute, der sie schon längst nach ihrem Lieblingsmärchen den Namen „Falada" gegeben hatte. Ein wildes Kaninchen wagte sich vorwitzig bis in die Mitte des Pfades, schaute sich in komischer Furcht verwundert um und eilte plötz lich in raschen Sprüngen von dannen. Eine kräftig: Drossel zog eine Raupe, die sich widerspenstig krümmte, aus einem morschen Ast und verspeiste sie wie ein Feinschmecker nicht der Klang von Pferdehufen, der rasch näher kam? Wer sollte das sein? Frau von Sommerfeld wurde von niemand besucht, sah es ihr gehe? Törichte Gedanken l Aber sie legte den noch nicht vollendeten Brief in die Kassette, schloß diese und lauschte aufmerksam. Kein Zweifel, — das Pferd hatte auf der andern Seite des Schlosses Halt gemacht, und es war jemand die Rampe heraufgekommen. Schritte näherten sich, — das Hausmädchen erschien. „Ein Herr ist da, der Sie zu sprechen wünscht, Fräulein," meldete das Mädchen und überreichte Elisabeth auf silbernem Teller eine Visitenkarte. Sie ergriff die Karte mit verzeihlicher Neu gier. „Assessor Kurt von Hasselberg, Oberleutnant d. R.", las sie mit bebenden Lippen. „Der Herr wünscht mich zu sprechen?" fragte sie ungläubig. „Jawohl, Fräulein," erklärte das Mädchen eifrig. „Erst fragte der Herr nach Frau von Sommerfeld, und als ich ihm sagte, daß die gnädige Frau ausgefahren sei, fragte er, ob Sie da wären. Wie er hörte, daß das der Fall sei, bat er darum. Sie sprechen zu dürfen, und ich habe ihn in das kleine Gesellschaftszimmer geführt. Was soll ich ihm bestellen, Fräulein?" Elisabeth erhob sich, und indem sie alle ihre Krast zusammennahm, versetzte sie gemessen: „Sagen Sie dem Herrn, er möchte sich einen Augenblick gedulden. Ich würde sofort er scheinen." Als das Mädchen sich entfernt hatte, stand sie für einige Augenblicke still, um ihre Ge- innerung. Die Ausritte hatten sich niehrA Male wiederholt, aber nie hatte sie etwas von ihm gelehen. Hatte auch mit Hnat nie wieder von ihm gesprochen, und er sich taktvoll aller Nachfrage enthalten. WA. kam Kurt v. Hasselberg nun? Wel^ mochte die Veranlassung zu seinem Ersch^ auf Schloß Sommerfeld gerade an diesem sonderen Nachmittag sein? ... ... Kurt von Hasselberg, ein schlanker, bion« Mann mit etwas ausdruckslosen, grauen Auge»' erhob sich mit einem Ruck, als sie das betrat. Zum ersten Male in feinem Lem schien er sich nicht am rechten Platze zu eiM" und einige Unbehaglichkeit zu empfinden. , Sie erwiderte steif seine Verbeugung. Assessor Kurt von Hasselberg," sagte sie, i"d^ sie die Worte, als wenn sie sie zum ersten ausspräche, langsam von der Karte ablas. tut mir sehr leid, daß Frau von SommenK, eine Ausfahrt unternommen hat nn? LeM nicht anwesend ist. Ich hörte vom Märche'' daß Sie mich zu sprechen wünschen?" , Er warf ihr einen scheuen, ater auch M-eM dankbaren Blick zu. Sicher kam es ibm re« gelegen, daß sie, ohne sich zu besinnen, ein st allemal die Anrede für ihre jetzige Umeih! sestgelegt halte. Er hatte bisher in Pein gjU» Ungewißheit geschwankt, ob er das einst von i^ angewandte vertrauliche Du jetzt noch gebrauch^ solle oder nicht. Und noch etwas andre wirkte befreiend auf ihn ein, so daß s erleichtert ausatmete. Er war gefaßt gew/st auf eine Szene, auf Vorwürfe, Tränen, eim' Ausbruch der Leidenschaft und des Zornes, ° nie einen Gast bei sich. Sollte jemand zu ihr felbst danken zu sammeln. Das eilige Entichwinden kommen, um sich zu erkundigen, wie sich Fräulein des geheimnisvollen Reiters am Tage des ersten Elisabeth in ihrem neuen Heim fühle und wie, Ausrittes mit Harry Waldorf kam ihr in Er- i V An in dem Meir in Einstig Andew Mom W unst «ihr fampfe Aschen seine Wchen "nbeur Ozem IW r '^iet längs ^Lcigts luden. >«k 22 Lid es 1 A-n Mae» s s 8° !'.L k.Trv Rng di ,^°Nl du Ae kV K «!!?»
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