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Allgemeiner Anzeiger : 06.08.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191308064
- PURL
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-08
- Tag 1913-08-06
-
Monat
1913-08
-
Jahr
1913
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 06.08.1913
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Die Bukarester verhan-lungen. Die Ansprache, mit der der rumänische Ministerpräsident Majorescu die erste Sitzung der Friedenskonferenz eröffnete, hat folgenden Wortlaut: „ES ist meine erste und angenehmste Pflicht, Sie im Namen des Königs wilkommen zu heißen und Ihnen für die freundliche Auf nahme zu danken, welche der Vorschlag bei Ihnen gesunden hat, nach Rumänien zu kommen und sich hier zu bemühen, die schwierigen Fragen zu lösen, die für die Zukunft der in der Konferenz vertretenen Staaten von be stimmendem Einfluß sein werden. Ich bin über zeugt, daß wir alle von dem Wunsche beseelt sind, das Werk, zu dem wir hier versammelt sind, zu einem gedeihlichen Ende zu führen und den christlichen Völkern, die sich derzeit noch im Feldebefinden,durch ein Präliminarabkommenoder durch einen endgültigen Vertrag einen dauernden Frieden zu sichern, der auf dem gerechten Gleich gewicht zwischen unseren Staaten beruht. Es wäre ein gutes Vorzeichen für die Erfüllung unserer Mission, wenn wir uns gleich in der ersten Sitzung über die dringendsten und wich tigsten vorläufigen Maßnahmen einigen könnten. Ich meine damit die Notwendigkeit einer Waffen ruhe im Augenblick, wo wir zusammentreten, um über die Bedingungen eines für alle Krieg führenden annehmbaren Friedens zu beraten. Ich glaube, eine Pflicht oer Menschlichkeit zu erfüllen, wenn ich eine mindestens fünftägige Waffenruhe Vorschläge." Man legt in der Diplomatie Europas Wert darauf, daß trotz des angeblichen Widerstrebens der Verbündeten gegen die Einstellung der Feindseligkeiten die rumänische Auffassung schließlich doch die Oberhand gewonnen hat, was als Zeichen angesehen wird dafür, daß sich der mäßigende und beruhigende Einfluß der rumänischen Vertreter auch weiterhin geltend machen wird. Auf feiten der bulgarischen Ab ordnung besteht der Wunsch, vorerst jene Punkte zur Sprache zu bringen, über die eine Eini gung voraussichtlich leicht erzielt werden wird. Man glaubt, daß dies bezüglich der künftigen serbisch-bulgarischen Grenze eher möglich sein wird als bezüglich der bulgarisch-griechischen Grenze. Die bulgarischen Zeitungen meinen, die Haltung der Athener und Belgrader Blätter verheiße nichts Gutes. Wenn Pasitsch und Venizelos mit dem Geiste der Unversöhnlichkeit, der aus ihrer Presse spreche, nach Bukarest ge kommen seien, dann stehe es um den Frieden schlecht. Mehrere Blätter find der Ansicht, daß erst eine europäische Tagung die Lösung der Balkansrage bringen werde oder zum mindesten eine europäische Durchsicht der Bukarester Proto kolle erfolgen müsse. * * -» Nikitas Belohnung für die Freigabe von Skuturi. Auf der letzten Sitzung der Botschafter vereinigung hatten die Botschafter von der Er klärung des montenegrinischen Bevollmächtigten Woinowitsch Akt genommen, daß sämtliche montenegrinischen Truppen Albanien geräumt hätten. Die Botschafter waren dahin überein gekommen, an die Regierungen der Großmächte die Bitte zu richten, daß sie ihre Montenegro wiederholt gegebenen Zusicherungen, in eine internationale Anleihe an Montenegro zu willigen, bestätigen und Montenegro bei den Entwässerungsarbeiten am Skutarisee unter stützen möchten. Rian glaubt, daß die Anleihe sich auf dreißig Millionen Frank be laufen wird, die zu gleichen Teilen unter die s^hs Mächte verteilt werden. Montenegro hat die Mächte daran erinnert, daß es als Grenz berechtigung die von dem Stamm der Klementi bewohnte Enklave mit Vraka am rechten Ufer des Skutarisees wünscht und außerdem das rechte Ufer der Bojana. Montenegrinische Kreise versichern, Montenegro werde diese Grenzberichti- gungsansprüche bei den FriedenSverhandlunöen in Bukarest in bestimmtester Form vertreten. Hinter de» Kulisse». In den Kreisen der europäischen Diplomatie weiß man, daß sich die wichtigsten Ereignisse hinter den Kulissen der Konferenz abspielen. In politischen Kreisen wird allerdings dieNot - läge Bulgariens viel besprochen und die möglichen Folgen der schließlichen Abrechnung und ihrer Enttäuschung für den König und die Dynasiie. Gerüchte melden, daß verschiedene Kronanwärter den entscheidenden Augenblick nach dem Friedensschluß und der Abrüstung ge spannt erwarteten. Die Sorge um diesen Punkt dürfte mitsprechen, wenn die Mächte gegenwärtig bemüht sind, das Schlußergebnis für Bulgarien nicht zu ichwer zu machen. Politische kunckckau. Deutschland. «Kaiser Wilhelm beabsichtigt im Herbste einer Einladung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog FranzFerdinand Folge zu leisten und ihn auf dessen Schlosse in Eckartsau zu besuchen. Es sollen dann größere Jagden abgehalten werden. Ein Zusammen treffen zwischen dem Kaiser und Erzherzog Franz Ferdinand soll bereits vorher in Leipzig er folgen, wohin der Thronfolger als Vertreter Kaiser Franz Josephs zur Einweihung des Völker- schlachtdenkmals entsandt werden wird. Österreich-Ungar». «Die österreichische Kriegsver waltung ist derzeit mit einer neuen Militärvorlage beschäftigt, dis eine aber malige Erhöhung des Rekrutenkontingents und zwar von 25060 Mann auf 30 000 Mann beim gemeinsamen Heer und 10 000 Mann bei jeder Landwehr beanspruchen wird. Diese Heeresvermehrung soll in erster Linie zur Er höhung des Friedensstandes bei den Infanterie kompanien auf 120 bis 130, gegenwärtig 85 bis 90 Mann, dienen. Frankreich. * Der Senat hat den von der Kammer bewilligten Kredit für die Beteiligung Frank reichs an der Buchgewerbes us st el lung in Leipzig 1914 angenommen. Italien. «Die Regierung hat ein königliches Dekret vom 1. Mar d. I. über die Entschädi - gung von Privatpersonen für die aus Anlaß des italienisch-türkischen Krieges in Tripolis und der Cyrenaika erlittenen Ver luste veröffentlicht. Nach Art. 4 und 5 dieses Dekrets werden ersetzbare Entschädigungsforde« rungen (Art. 2 und 3) nur dann berücksichtigt, wenn sie innerhalb einer Frist von drei Monaten seit der Veröffentlichung des Dekrets von den unmittelbar beteiligten Personen oder deren legitimierten Vertretern schriftlich bei dem Gou verneur in Tripolis unter Beifügung von Nach weisen eingereicht werden, die sowohl das Vor handensein und die Ursachen des Schadens als auch die Sachlegitimation des Gejuchstellers dartun. Amerika. «Der Staatssekretär Bryan erklärte, er habe noch nicht die Hoffnung aufgegeben, daß England und Deutschland ihre Ent schlüsse nochmals erwägen und an der Panama kanal. Ausstellung in San Francisco teilnehmen würden. Er fügte hinzu, Laß weitere Unter handlungen eingeleitet werden würden, in der Absicht, beide Länder zu einer Teilnahme zu veranlassen. Vie Krupp-Affäre vor äem Kriegsgericht. Öffentlichkeit im Interesse des Publikums und der Armee-Ver waltung. Das Militärgerichtsgebäude in Berlin ist in diesen Tagen der Schauplatz der Verhandlung der Krupp-Affäre, die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus Aufsehen erregt hat. Die Anklage richtet sich gegen die Zeugleutnants Thilian, Schleuder, Hinst und Hoge, ferner gegen den Feuerwerker Schmidt, den Ober- Jintendanturielretäc Pfeiffer und den Beamten der Firma Krupp, Dröse, der früher als Feuer ¬ werker gedient hat und während seiner Dienst zeit ebenso wie die übrigen Angeklagten mit den Berliner Vertreter von Krupp, Max Brandt, ist Verkehr getreten ist. Die Angeklagten sind beschuldigt, Geheimnisse der Militärverwaltung der Firma Krupp preisgegeben zu haben. Sofort nach Eintritt in die Verhandlung gibt der Vertreter der Anklage eine bedeutsame Erklärung ab. Er beantragt, die Verhandlungen soweit wre möglich in voller Öffentlichkeit statt finden zu lassen. Ter Anklagevertreter führt aus: „Meine Herren Richter, der Sachverhalt, um den es sich hier handelt, hat die deutsche und ausländische Öffentlichkeit in höchstem Maße beschäftigt und erregt. Die Öffentlichkeit hat deshalb auch einen Anspruch darauf, daß öffent lich verhandelt wird. Auch die Heeres verwaltung hat, das betone ich ausdrücklich, das dringende Interesse daran, daß durch öffentliche Verhandlung Klarheit geschaffen wird. Es sind schwere Angriffe gegen oie Heeresverwaltung gerichtet worden, man hat ihr von der Tribüne des Reichstages aus sogar das Wort Panama entgegengeschleudert, ohne daß mit Rücksicht auf die schwebenden Gerichts verfahren eine erschöpfende Antwort erfolgen konnte. Ich beantrage also, öffentlich zu ver handeln und nur dann, wenn die wichtigsten Interessen der Landesverteidigung in Rede stehen, die Öffentlichkeit auszuschließen." Den Angeklagten wird Verletzung der Dienst pflicht, Verbrechen und Vergehen gegen das Militürstrafgesetzbuch und gegen das Spionage gesetz vorgeworfen. Sie sollen im einzelnen gefehlt haben, besonders durch die Annahme von Geschenken, dadurch, daß sie sich Geschenke und Vorteile versprechen ließen und dafür Mitteilun gen über Submissionen der Militärverwaltung machten. Die Angeklagten sollen Angebote der Privatindustrie, Offerten, Abschriften aus Ge heimberichten und andres an den Zeugen Brandt geliefert haben. Dafür soll Brandt sich insbesondere durch Freihalten in Gastwirt schaften und Theatern, bei Ausflügen und andern Gelegenheiten durch die Hergabe von Geschenken und durch die Aussicht auf An stellung in der Privatindustrie, die Brandt bei den Angeklagten erweckte, sich revanchiert haben. Die Vernehmung der Angeklagten erstreck! sich vorläufig nur auf eine summarische Behand lung der 900 Einzelfälle, die den Angeklagten zur Last gelegt werden. In vielen Punkten bestreiten die Angeklagien die belastenden An gaben, die Herr Brandt, der frühere Kamerad und jetzige Beamte der Firma Krupp, in der Voruntersuchung gemacht hat, in andern Punkten sind sie geständig. Und immer wieder klingt die Beteuerung hindurch: Vor der Firma Krupp gibt es kein Geheimnis. Wäre es nicht der Vertreter der Firma Krupp gewesen, so hätte ich sicher keine Mitteilungen gemacht. Der Angeklagte Hoge meinte sogar: „Ich dachte mir nichts Schlimmes dabei, denn die Firma Krupp genießt doch das weitestgehende, sogar das unbedingte aller höchste Vertrauen, wie sich erst bei der Jahr hundeliseier der Firma ergeben hat. . ." Schon diese summarische Vernehmung der An geklagten ergibt, daß Herr Brandt ein sehr ge schickter Vertreter seiner Firma war und daß er durch Aufwendung geringer Mittel seine Zwecke erreicht hat. Am zweiten Verhandlungstag wurden zu nächst die des Verrats militärischer Geheimnisse angeklagten Zeugosfiziere und Feuerwerker ver nommen, die erklärten, sich keiner strafbaren Handlung bewußt zu sein. Es begann sodann die Beweisaufnahme mit der Vernehmung des Polizeirats Koch, der im Auftrage des Kriegsministeriums die erforderlichen Ermittlun gen und Beobachtungen geleitet hat. DaS Hauptinteresse konzentrierte sich jedoch auf den Zeugen Brandt, den früheren Vertreter der Firma Krupp in Berlin. Unter allgemeiner Spannung betrat er den Gerichtssaal. Ein hoch gewachsener Mann von schlichtem Auftreten. Trotz seines bürgerlichen schwarzen Rockes sieht man ihm auf den ersten Blick den langgedienten Solvalen an, und seine Ausdrucksweise bestätigt diesen Eindruck. Sowohl der Staatsanwalt, der die Anklaae gegen Brand bearbeitet, als auch fein im Zuhörerraum sitzender Verteidiger Hk Oer eigene Meg. 1Sf Roman von Max Hoffmann. (K.rtskdnn,.! 8. Als Elisabeth am andern Morgen die ehr würdige Treppe Hinabstieg, wartete Frau Rüter- bnich bereits auf sie, um ihr den Eingang zum Speisesaal zu zeigen. Er machte bei seiner Geräumigkeit mit dem ungeheuren, schwarz gebeizten Büfett und der langen Tafel in der Mitte den Eindruck, als wenn hier eine ganze Ge sellschaft speisen solle. Und doch waren eS nur zwei, die von Frau Rüterbusch in eigener Person bedient wurden: Elisabeth und Harry Waldorf. Er stand bei ihrem Eintritt an dem von zwei sieinernen Wächtern flankierten großen Kamin, in dem einige Buchenscheite prasselten. Sie mußte sich wohl erstaunt umgeblickt haben, denn er sagte: „ES ist niemand weiter hier, Fräulein. Wir beide bilden ganz allein die Tischgesellschaft, do, wie ich höre, Frau von Sommerfeld heute nicht erscheinen wird. Aber Sie brauchen stch nicht vor mir zu lürchten; Frau Nüterbuich wird uns unter ihre Fittiche nehmen." „Freilich! Freilich!' erklärte die dicke Dame geschmeichelt. Sie war eitrig beschäftigt, Gebäck, weichgekochte Eier, Butter und Honig aufzu tragen, und fuhr dabei lebhaft schwatzend fort: Frau von Sommerfeld liebt keine männliche Bedienung im Häuft. Außer mir sind noch drei Rädchen und eine Köchin da." „Die Sie mit eisernem Zepter regieren l" lachte Harry. „Nur wie eS die Ordnung erfordert, Herr Waldorf. Denn Ordnung ist die Mutter des Haushalts. Was sollte auch hier werden, wenn alles seinen freien Lauf hätte? Frau von Sommerfeld bekümmert sich doch um nichts, und wir hätten hier eine polnische Wirtschaft, wenn nicht jemand da wäre, der nach dem Rechten sehen würde." „Und das besorgen Sie vorzüglich," bestätigte Harry mit ehrlicher Anerkennung. „Das heißt, ich meine natürlich nur hier im Hause. Da draußen ist ja Ihr Reich, Herr Waldorf." „Haben Sie auch Leute unter sich?" fragte Elisabeth. „Natürlich. Zwei haben Sie ja schon ge- sehen. Außerdem sind da noch Knechte und Mägde, die in Wirtschaftsgebäuden und den Ställen untergebracht sind. Übrigens, Frau Rüterbusch, einen meiner Leute beherrschen Sie ja auch noch mit!" Sie lab ihn ruhia an und fragte dann möglichst unschuldig: „Wie meinen Sie?" „Hahaha! Sie wissen ja sehr gut, wer das ist. Kielblock untersteht zwar eigentlich nicht Ihrer Regierung, aber Ihre Macht über ihn ist doch absolut, wenn er auch ab und zu kleine Anwandlungen von Empörung hat. Die ver- i stehen Sie ia sofort zu unterdrücken." Die gewichtige Dame warf ihm einen Blick zu, der beleidigt aussehen sollte, aber doch einen gewissen verschämten Stolz auf ihren Einfluß und die hohe Meinung von ihrer Autorität er kennen ließ. Sie entschuldigte sich bald, daß sie sich zurückziehen müsse, weil in der Wirt schaft immer viel für ne zu tun sei, und eine kleine Verlegenheitspause entstand zwischen den Zurückbleibenden. Elisabeth betrachtete stch ihr Gegenüber noch einmal verstohlen. ES ging ein Hauch freier, offener Männlichkeit von ihm aus, der sie sehr für ihn einnahm. Gr hatte nicht gerade etwas Außerordentliches in seiner Erscheinung und seinem Wesen, aber sein ganzes Auftreten ließ erkennen, daß er stch immer in guter Gesellschaft bewegt und in ernste Selbstzucht genommen haben mußte. Eins nur war ihr sonderbar. Geld schien für ihn eine große Rolle zu spielen, wie aus seinem energischen Hinweis aus die Entschädigung durch die Eisenbahngesellschaft hervorging. „Verzeihen Sie, Fräulein," unterbrach er jetzt das beiderseitige Schweigen. „Ich habe mich noch gar nicht erkundigt, ob Sie die erste Nacht unter diesen: Dache gm verbracht haben. Hoffentlich haben Sie etwas Gutes geträumt. Atan sagt ja, daß der erste Traum in einem neuen Heim in Erfüllung geht." „Gar nichts habe ich geträumt," gestand ne. „Nicht einmal die Glöckchen haben mir etwas eingeftüstert." „Welche Glöckchen?" „Die am Betthimmel hängen. Kennen Sie daS Innere deS Schlosses so wenig, daß Sie das nicht wissen?" „Fast gar nicht. Ich wohne ja auch nickt hier, sondern Hause drüben in dem Tuim, und lauschen aufmerksam den Worten dieses,,eWn dessen uneidliche Vernehmung das dringt, was man vor Gericht einen Umfall nennt. Er schränkt die von ihm in der Unter suchungshaft gemachten Angaben stark ein un) motiviert dies mit seinem damaligen seelischen Zusammenbruch und den Folgen einer Gehnn- erichütterung, an denen er test längerer ssn leide. Als der Verteidiger die Ladung einer Arztes zur Begutachtung des Gesundheits zustandes Brandts beaniragt, tragt der Vor sitzende vorsorglich, ob man beabsichtige, den von der Unzurechnungsfähigkeit handelnden Paragraphen 51 geltend zu machen. DaS liegt nicht in der Absicht der Verteidigung, immer hin glaubt sie, daß die gesundheitliche Ver fassung des Brandt dessen anfängliche Aussagen abzuschwächen geeignet sei. Der Verhandlungsleiter stellt andrerseits einmal im Verlaufe der Vernehmung fest, daß Brandts Gedächtnis jetzt zwar große Lücken aufweise, in andern Punkten aber erstaunlich gut sei. Der Gesamt eindruck, den man von der Brandtschen Zeugenaussage gewinnt, ist der, daß Herr Brandt sehr viel weiß — mehr alS er sagen will. Er gibt das ans eine Frage des Anklagevertreters, Kriegsgerichtsrats Dr. Welt, auch selbst zu, denn er behauptet, nicht nur von den gegenwärtigen Angeklagten, son dern auch von „andrer Seite" Material be kommen zu haben, daß er aber schweige, wen er „die Sache nicht noch größer machen" wolle. Er behauptet ferner, daß auch Vertreter andrer Firmen ausgezeichnet unterrichtet gewesen seien- daß Krupp zunächst ins Hintertreffen gemd und daß er deshalb nach Berlin entsandt worden sei, um sich „auf kameradschaftlichem Wege Informationen zu besorgen, jedoch dabei auf keinen Fall etwas Verbotenes zu unter nehmen. . Es kommt u. a. auch zur Sprache, am welche Weise der Reichstagsabgeordnete Dr. Liebknecht in den Besitz jener Kornwalzec gekommen ist, die er dem Kriegsminister vor- gelegt hat, und durch die die ganze KruppaM erst in Bewegung gekommen ist. Zeuge Brandt sagt aus, daß er zuerst von den Kornwalzern keine Abschriften gemacht habe, erst als Herr v. Metzen nach Berlin gekommen sei, habe er angeordnet, daß von den Berickten an die Di eklion ein Duplikat hergestellt werden sollte Ler Zeuge bekundet dazu: Im vorigen Jahre nahm Herr v. Metzen krankheitshalber einen Urlaub, den er in Italien verbrachte. Ais aus Italien zurückkehrte, merkte ich, "«v zwischen ihm und der Firma Krupp etwas vor- gelommen sein müsse, denn er war ganz nieder geschlagen. Er fuhr einige Tage später nach Essen, dann hörte ich, daß er nicht mehr in den DiE zurückkommt. Er ließ mich zu sich in,s°'^ Wohnung kommen und teilte mit, daß zwischen ihm und der Firma Streitigkeiten beständen Herr v. Metzen hat mehrere der Berichte nm zu sich nach Hause genommen und nicht Mba' geben. Als er mich einmal nach seiner Wohnung kommen ließ, sagte er mir, er wolle diese Korn walzer benutzen, um gegen die Firma don zugehen' Brandt nimmt deshalb an, daß v. Metzen mit dem Reichstagsabgeordneten Dr. Liebknecht in Verbindung getreten sei. ^erk H-I ! t^°" Äk Äf A, V'! rs ist ^'dgr' 'S »'S. K ^bkrr Eine auch :'N Ban Are starb » Neuß r Kens, dc Atzt war "genheit An Re, «Ws sich > L Vermö 8°, Es ha den Mr, d Soda Ne 'n ( MW An war brr »u r and« Mrmen 'Hw no ?de«dü >den Jiebei Men 9 L««t. §di°s- Au ? Opfer strebe M UdEch Ke ! ^°"en , r «UN ti^or, Von un^ fern. Der Fall Trömel. Dem Pariser,3^' nal' wird aus Saida in Algerien ' daß der dortige Gemeindearzt, welcher im Verein mit den Militärärzten den Geisteszustand Fremdenlegionärs Trömel prüfte, erklärt b", Trömel sei zwar nicht geisteskrank, aber einer an Neurasthenie grenzenden Ml" „ schwäche. Die Kameraden Trömels erklärten, er habe häufig sein Bedauern darüber an» gesprochen, daß er Weib und Kind verlas'-, habe. Man glaubt, daß Trömel demnächst A Grund des ärztlichen Gutachtens aus Fremdenlegion entlassen werden wird, da , Anwerbungskontrakt mit Rücksicht auf Geisteszustand als null und nichtig angeM werden müsse. Alles spricht sür die NotwenW leit seiner Freilassung. zwar ganz allein. Niemand setzt außer w" den Fuß dort hinein." „Ist das nicht unheimlich?' „ . „Für mich nicht. Bin gern allein, un ich kann dort so recht meinen musilauW' Träumereien nachhängen." „Ah," machte sie erstaunt. „Dann wäre" Sie es, der gestern abend Klavier spielte? „Hört man eS bis hierher? Allerdings^ ich hatte das eine Fenster nicht ganz geschlossen- „Ich muß Ihnen mein aufrichtiges KowPl ment machen, — Ihr Spiel ist meisterhaft- . Er seufzte. „Ach - könnte immer "-« besser sein. Mein Steckenpferd von Jugeno auf war die Musik und das Klaviersviel. km da mein Baier Förster war, Hali« ich fern oo vieler Zerstreuung in der Abgeschiedenheit gen»» Zeit zum Üben. Obwohl der alte Herr ni« wenig darüber murrte. Doch fand er n 'chließlich mit meiner Liebhaberei ab unter Bedingung, daß ich Landwirt werde und Frau Munka nur nebenbei meine Huldigung darbringe." ,, „Sir wären lieber Musiker von Fach g worden?" . „Leidenschaftlich gern. Jeder, bei dem I etwas Besonderes im Innern rührt, träumi i in der Jugend davon, einst an der ,gmde Tafel niedersitzen zu können, an der die V" sitzen . . . Aber nun ist es überwunden. > studierte Landwirtschaft und bringe muh 'A , und recht durch. Ein Landwirt ohne Ve.o ja eigentlich ein trauriges Wesen, Stellung bei ftemden Leuten ongewieien. „Sie stehen allein in der Well?
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