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Allgemeiner Anzeiger : 19.03.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191303195
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19130319
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1913
-
Monat
1913-03
- Tag 1913-03-19
-
Monat
1913-03
-
Jahr
1913
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 19.03.1913
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f- Der Zoll von Mrianopel? Als das neue türkische Kabinett nach dem 23. Januar vor der Frage stand, ob Krieg oder Frieden vorzuziehen sei, wurde auch der Verleidiger von Adrianopel, General Schükri- Paicha, durch ein Funkentelegramm zur Meinungsäußerung ausgefordert. Schülri ant wortete, er könne noch bis Ende Februar alten Stils ohne erhebliche Schwierigkeit Widerstand leisten. Wenn es durchaus sein müsse, werde er bestenfalls bis Mitte März alten Stils aus harren können. Er riet, so rasch wie möglich zum Entsatz der Festung heranzurücken. Seitdem hat Schükci-Pascha die Regierung in Konstantinopel zwei- oder dreimal an das Nahen deS fatalen Termins erinnert. Seine letzte Mahnung ist, wie es heißt, am Sonntag in Konstantinopel eingelroffen. Schükri erklärt darin angeblich, Lebensmittel und Munition seien in wenigen Tagen erschöpft. Es bleibe ihm nur noch das einzige Rettungsmittel, einen Ausfall zu versuchen, um sich, wenn möglich, non der eisernen Umklammerung zu befreien. Er soll die Heeresleitung ersucht haben, ohne Verzug von Tschaialdscha aus einen Vorstoß zu unternehmen, damit die Bulgaren abgelenkt werden. Gleichzeitig hat der Wali von Adrianopel dem Mnister des Innern über die Laae in der bedrängten Stadt berichtet. Auch er betont, daß die Proviantvorräte in wenigen Tagen aufgezehrt sein werden. Skorbut und Ruhr wüten nach seinem Bericht unter Be satzung und Einwohnerschaft von Adrianopel. Zu allem übrigen Unheil scheint jetzt auch noch Hochwasser infolge der Schneeschmelze die unglück liche Stadt zu bedrohen. Die letzten Telegramme Schükri-Paschas und des Walis sind Gegenstand einer tiefernsten Be ratung im türkischen Mmisterrat gewesen. Ein zu- verlässigerBericht überden Verlauf dieses Minister rats liegt natürlich nicht vor. Aber wer die Verhält nisse kennt, vermag sich den Verlauf unschwer vorzustellen. Zweifellos sind alle Möglichkeiten — oder besser: scheinbaren Möglichkeiten — einer Hilfeleistung für die notleidende Stadt eingehend erörtert worden. Es soll unter den , türkischen Ministern immer noch einige Optimisten — man nennt vor allen den leidenschaftlichen Komileemann und jetzigen Minister des Innern Hadschi-Adil-Bei — geben, die ihre Hoffnung auf die Armee setzen und von einem Vorstoß von Tschataldscha aus alles Heil erwarten. Aber dieser Optimismus wird anscheinend weder von Marschall Mahmud Schewket-Pafcha noch , vom Generalissimus Jset-Pascha geteilt. Das Mißlingen der Vorstoßversuche von Bulair und von Rodosto und Siliwri her hat ja in der Tat wohl bewiesen, daß die geschlagene türkische Armee zu einem Offensivvorstoß nicht stark ge nug ist. Im Ministerrat scheint auch der phantastische Plan zur Sprache gekommen zu sein, Adrianopel auf dem Luftwege zu ver proviantieren. Aber nach dem kläglichen Fiasko der osmanischen Kriegslustschiffahrt ist davon sicher nichts zn erwarten. ' Die türkische Regierung hatte bestimmt darauf gerechnet, daß der Friede vor dem Fall von Adrianopel geschlossen, werde. Die Lau heit der türkischen Kriegführung nach dem ersten verheißenden Anlauf beim Wiederbeginn der Feindseligkeiten erklärt sich wohl mehr noch aus dieser Erwartung, als aus den Unbilden der Witterung. Die Hoffnung der Pforte hat sich indessen bisher nicht erfüllt und wird sich auch kaum erfüllen. Man scheint jetzt endlich auch m Konstantinopel einzusehen, daß der Balkan bund die Entscheidung der Friedenssrage ab sichtlich bis zum erwarteten Fall von Adria nopel hinausschiebt. So ist die große Tragödie bis zu dem tra gischen Zwischenspiel fortgeschritten, daß die türkischen Staatsmänner selbst unter dem Druck zwingender Umstände den Fall der heldenmütig verteidigten Festung herbeisehnen müssen, um einer noch größeren Katastrophe zu entgehen. Schon im Januar wurde von Kiamil-Pascha behauptet, es wäre ihm nicht unerwünscht, wen Adrianopel vor dem Friedensschluß fiele, d man ihm dann nicht die Auslieferung der w bezwungenen Festung vorwerfen könnte. I wird in Konstaniinopel das gleiche von Mah mud Sckiewket - Pascha versichert, und vieles spricht dafür, daß die Behauptung zutrifft. Der vielleicht nicht mehr ferne Tag, an dem Adria nopel endlich der Belagerung erliegt, wird für die Türkei ein Tag nationaler Trauer sein. Aber im gleichen Augenblick werden die ver antwortlichen Leiter der Geschicke des osmani schen Reiches erleichtert aufatmen, wie man beim Verscheiden eines lieben Kranken, dem man nicht mehr helfen konnte und dessen leidvolle Gegenwart das ganze Haus in dunklem Bann hielt, erlöst unter Tränen aufaimet. Politische Kundlckau. Deutschland. * Da Kaiser Wilhelm nicht nach Korfu reist, ist ein längerer Aufenthalt in Homburg v. d. H. oder Wilhelmshöhe bei Kassel in Aus sicht genommen. * über das neue Patentgesetz und das neue Warenzeichengesetz werden in diesen Tagen die Beratungen stattfinden. Die vorläufigen Entwürfe, wie sie aus diesen Beratungen hervor gegangen sind, sollen vor Pfingsten noch ver öffentlicht werden. Die Entwürfe werden dem Reichstage wahrscheinlich im nächsten Winter zugehen. *Das Versicherungsgesetz sür Angestellte sieht vor, daß die ReichsversicherungS- an st alt ein Heilverfahren einleiten kann, um die infolge einer Erkrankung drohende Berufsunfähigkeit eines Versicherten abzu wenden oder den Empfänger eines Ruhe geldes wieder berufsfähig zu machen. Es sei deshalb darauf hingewiesen, daß die Reichs - Versicherungsanstalt beabsichtigt, mit der Über nahme von Heilverfahren im nächsten Monat zu beginnen. Bis dahin werden alle Einzel heiten über die für einen Antrag erforderlichen Unterlagen bekannt gemacht werden. * Die Regierung des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt hat im Landtag ihren Antrag, die Pfarrergehälter zu erhöhen, vorläufig zurückgezogen. Der Landtag hat vanach den Etat in erster Leiung einstimmig genehmigt; auch die Sozialdemokraten stimmten ihm zu. England. *Der deutsche Botschafter in London war dieser Tage Ehrengast bei einem Festmahl, das die englischen Handelskammern gaben. In einer Ansprache betonte Fürst Lichnowsky, daß die Diplomatie von jeher aufs engste mit dem Handel verbunden gewesen, beide seien wahrscheinlich zur selben Zeit in die Welt ge kommen. Außer Krieg gebe es noch etwas andres, das dem Handel saft ebenso verderblich sei, und das seien Kriegsgerüchte. Gerade in England habe man in der letzten Zeit ernsthafte Anstrengungen gemacht, die Wirkungen des Krieges auf den Handel und das ökonomische Volksleben auizukläcen. Eng land sei Deutschlands bester Kunde und um gekehrt. Wettbewerb au? dem Gebiete deS Handels und der Industrie könne nicht die Veranlassung zu Feindseligkeiten zwischen Nationen geben, sondern er sei unentbehrlich sür den Fortschritt der Welt. Diplomaue und Handel vereinigten sich zur friedlichen Aus gestaltung des modernen Völkerlebens. Balkan staaten. * Die verbündeten Balkan staaten haben beschlossen, die Vermittlung der Mächte anzunehmen. Die Verhandlungen werden daher durch Vermittlung der Mächte und auf Grundlage der in London ausgestellten Bedingungen fortgesetzt werden unter Hinzu fügung der Forderung einer Kriegsentschädi gung, auf der die Verbündeten bestehen wer den. Die Feindseligkesten werden jedoch nicht eingestellt werden, und ihre Entwicklung wird natürlicherweise auf den Gang der Verhand lungen Einfluß haben, da neue Opfer neue Forderungen zeitigen. *Den verbündeten Balkanstaaten ist von '>sr LondonerBotschafterkonferenz deutlich erklärt worden, daß die Zukunft 2 kutaris, ob die Festung fällt oder nicht, in den Händen der Mächte liegt. — Vielleicht trägt dieser Hinweis in Verbindung mit der russisch-österreichischen Entspannung, die durch die Demobilisierung der Grenztcuppen herbei- gesührt ist, dazu bei, den Friedensschluß zu be schleunigen. f^orciproreK Lternickel. Am Donnerstag stand Frankfurt a. O. ganz im Zeichen des Prozesses gegen den Massen mörder August Sternickel. Das Untersuchungs gefängnis, in dem sich die vier Angeklagten be finden, steht nicht mit dem Landgericht in Zu sammenhang, sondern liegt einige Stadtviertel entfernt inmitten der Altstadt in der Oderstraße. Der Angeklagte August Sternickel war in seiner Zelle während der ganzen Dauer der Unter suchungshaft in Ketten gelegt. Alle vier An geklagten wurden schwer gefesselt in einzelnen besonderen Wagen kurz vor der Verhandlung nach dem Landgericht befördert. In den durchfahrenen Straßen hielten Polizeibeamte die Bahn frei. Im Gerichtsgebäude selbst angekommen, wurden die Angeklagten einzeln von starker Polizeibedeckung in Empfang ge nommen. Das Gerichtsgebäude ist von Polizei wachen dicht umstellt, und während der für die Verhandlung vorgesehenen drei Tage erhalten außer den Gerichtsbeamten nur Personen mit Ladungen oder Eintrittskarten Zutritt. Der Hauptangeklagte ist August Sternickel, am 1. Mai 1866 in Nieder - Mschanna bei Rybnik (Oberschlesien) geboren. Ec ist fünf mal wegen Diebstahls vorbestraft und hat außer einer Anzahl Gefängnisstrafen neun Jahre und einen Monat im Zuchthaus verbracht. Der zweite Angeklagte ist Willi Kersten, am 30. März 1895 in Berlin geboren und als einziger der Angeklagten noch nicht vorbestraft; da er bei Begehung der Tat noch nicht 18 Jahre alt war, kann er zu einer Höchst strafe von 15 Jahren Gefängnis verurteilt werden. Der dritte Angeklagte ist Georg Kersten, geboren am 19. September 1893 in Adlershof bei Berlin, wegen Diebstahls mit zwei Atonalen Gefängnis und wegen Unter schlagung mit einer Woche Gefängnis vor bestraft. Als vierter und letzter Angeklagter erscheint Franz Schliewenz aus Berlin, geboren am 7. August 1894 in Kunitz, er ist ebenfalls vorbestraft. Nach dem Eröffnungsbeschlutz werden die vier Angeklagten beschuldigt, am 7. Januar 1913 zu Ortwig durch je drei selbständige Handlungen vorsätzlich den Bauerngutsbesitzer Fritz Kalies, dessen Ehefrau Natalie Kalies und die Dienstmagd Anna Philipp getötet und die Tötung mit Überlegung, und zwar gemein schaftlich ausgesührt zu Haben. Weiter werden die Angeklagten beschuldigt, durch die gleiche Handlung mit Gewalt gegen Personen fremde bewegliche Sachen in der Absicht rechtswidriger Zueignung weggenommen zu haben, und zwar gemeinschaftlich, indem die Räuber oder einer der Teilnehmer am Raube bei Begehung der Tat Waffen bei sich führten und hierbei den Tod dieser Menschen herbeigesührt haben. Bei Beginn der Verhandlung wurde der Angeklagte Wilhelm Kersten vernommen, der über das Verbrechen psychologisch interessante Aussagen macht, die Sternickels Haupttäter schaft zum Mittelpunkt haben. Bei der Schilderung der furchtbaren Tat fängt Kersten zu weinen an, um kurz darauf gemütlich zu erzählen, wo er sich nach dem Verbrechen mit Sternickel eine Zigarette anzündet. Die bis in die kleinsten Einzelheiten sich ergehenden Schilderungen des Verbrechens wiederholen sich dann, als der Angeklagte Schliewenz ver nommen wird und schließlich Sternickel selbst an die Reihe kommt. Als erster Zeuge wird Gerichtsassessor Andersohn vernommen, der eine ausführliche, von Plänen und Skizzen er läuterte Schilderung des Tatortes gibt. Von besonderem Interesse ist die Verlesung des Augenscheinprotokolls, das außerordentlich schwer zu entziffern ist. Darauf folgt die Vernehmung des Berliner Kriminalkommissars Nasse, der sich ausführlich darüber verbreitet, wie er zu der Annahme ge- K Im 8trom äer Tlelt. 2t s Erzählung von Paul Bliß. lSchluß.) Lucie empfing den Herrn und als sie hörte, um was es sich bandelte, fuhr sie schreckens bleich zusammen, jedoch beherrschte sie sich so- tort und bat darum, daß man leise spräche, damit die arme Mama nichts erführe, wenigstens vorerst nicht. Darauf aber konnte sich der Be amte nicht einlassen. Er hafte Instruktion, die Wohnung zu durchsuchen und war sogar mit emem Haftbefehl ausgerüstet. Und so erfuhr denn das Mamachen alles. Solange der Beamte da war, hielt sie sich aufrecht, als der aber nach erfolglosem Suchen gegangen war, sank sie zusammen. Jetzt wagte auch Lucie nicht mehr, ihr Trost zuzwvrechen; weinend saß sie an ihrem Lager und starrte fassungslos vor sich hin. Nm Nachmittag kam Jensen. „Um Gottes willen! Wie hat das alles nur geschehen können I" jammerte Frau Luise. Wußten Sie denn nicht, was-im Gange war? Konnten Sie ihn denn nicht warnen? Sie waren doch sonst immer sein guter Engel, warum haben Sie ihn denn jetzt im Stich ge lassen?" „Gnädige Frau, auch ich bin genau so überrascht und überrumpelt wie Sie," ver- terdigle sich der junge Mann mit taktvoller Stimme. „Erst heute früh erfuhr ich, was ge schehen war und wie es geschehen war. Die Kriminalpolizei hatte übrigens schon seit einiger Zeit ein aujmerlsames Äuge auf die Gräfin aus Rußland gerichtet. Dian sand bisher nur keinen Grund, gegen sie emzuschreiten. Jetzt aber hat man bereits die Spur der Flüchtlinge; sie sollen sich nach der Riviera ge wandt haben." „Und unser Junge mit ihrl So wird man sie also verhaften. O Gott, das überlebe ich nicht." Laut aufsch'uchzend sank die alte Frau zu sammen. Diskret zog sich Jensen zurück. Lucie be gleitete ihn hinaus. „Verlassen Sie uns nicht in dieser schweren Zeit," bat sie, „kommen Sie wieder, sobald Sie etwas Näheres erfahren haben." Wie gerne versprach er es. Und nun kamen bange, böse Tage, viel schlimmer als alles andre tastete dies neue Un glück auf Mutter und Tochter. Jedesmal, wenn die Flurklingel ertönte, er schraken sie, denn immer fürchteten sie, eine neue Hiobspost zu erfahren. Furchtbar war diese Ungewißheit. „Mein Jung', mein armer Jung'," jammerte die alte Frau in ihren Fieberphantasien. „Warum HÄe ich ihn so schlecht behandelt, daß er sich von mir abwenden mußte." Auch Lucie plagte sich oftmals mit Vorwürfen, daß sie nicht freundlich und nicht liebevoll zuletzt zu ihm gewesen sei. Wenn doch nur eine Nachricht käme, so daß man wenigstens wüßte, woran man war. Wenn doch nur diese gräßlichen Zweifel aufhörten. Und die Nachricht kam. Zwei Tage später trafen die Abschieds briese ein. Als die alte Frau das Papier in der Hand hielt, ^gte sie schluchzend: „Paß aut, dies ist sein letzter Brief. Er bat sich etwas angetan, ich hab' es gefühlt. Ich hab' es gefühlt." Zitternd erbrach sie dann das Kuvert. Mit fliegender Hast las sie daS Schreiben zu Ende. Dann verließ sie die letzte Kraft. Dieser Schlag war zu stark für sie. Ein schweres, böses Fieber packte sie. Und der Arzt schüttelte bedenklich mit dem Kopf. Lucie, obgleich selber der Schonung be dürftig, pflegte sie mit rührender Aufopferung. Auch Jensen, so oft es seine freie Zell ge stattete, kam und stand ihr hilfreich bei. Nach einigen Tagen stand in allen Berliner Zeitungen ein langer Artikel, der dieje neueste Sensatiousaffäre verkündigte. Es hieß darin: „In Marseille wurde gestern die aus Ruß land stammende Gräfin Marianka Riwanow gerade in dem Augenblick verhaftet, als sie sich auf einem Dampfer nach Amerika einschiffen wollte. Die Dame, eine äußerst pikante und interessante Schönheit, hat auch in der Berliner Gesellschaft eine Zeitlang eine Rolle zu spielen gewußt. Zwar war es an maßgebender Stelle nicht unbekannt, daß ihre Ehe von den Ver wandten des Grafen als eine große Mesalliance angesehen wurde, da die Dame früher der sehr leicht geschürzten Muse angehört haben soll; dennoch aber hat die sehr geschickt und sicher auf- rretende Abenteuerin es verstanden, eine Zeit lang die besten Kreise der hiesigen russischen langt ist, daß es sich bei dem Knecht 2^ Schöne um den lange gesuchten Raubmö^ Sternickel handelt. Dabet macht Sternickel d« allgemein überraschende Angabe, daß er verDer heiratet sei, und sein „Zuhause" nur nicht angeMaker will, „um seine Fran nicht unglücklich zu machen Wim Reick: an dramatischen Momenten ist daSBewo die Vernehmung der beiden Töchter des ennonuusch deten Ehepaares. Mit tränenerstickter StinB,aus erzählt die ältere Tochter Margarete KaM-^T ausführlich die Vorgänge in jener Nacht, «ch ihren Eltern das Leben kosteten. Auf die a>Mn führliche Vernehmung der jüngeren zehnjährig^ be Schwester verzichtet das Gericht. Es M sich damit, kurze Fragen an das verschüchtern; Kind zu richten. Die Zeugenvernehmung verläuft oMmws Zwischenfall. Nur einige Male ergreift Sterns Äuü erregt das Wort, um Zeugenaussagen zu etzl kräften oder zu widerlegen, die ihn belasten ft bere man merkt, er führt den Kampf um seinen KWer , Eine lebhaftere Färbung gewann die Verhafieffend lung, als die Vorgänge in Berlin berüße Auf wurden. Dort waren die jugendlichen AMung klagten bekanntlich von der Kriminalpolizei Oewyh^ gespürt worden. Das Mädchen, das mit Burschen gezecht und an ihren Autofahrten teid yjt genommen hatte, eine waschechte Berliner PflM niet erregt wiederholt leise Heiterkeit durch die UnKen zwungenheit und Selbstverständlichkeit ihrer keHerichj, Bekundungen. s and. Nach Schluß der Beweisaufnahme hielt diden bekannte Gerichtschemiker Jeserich den Archen schworenen einen eingehenden Vortrag Och ist seine Untersuchungen an den Mordwerkzeugsichtet und den Anzügen der Angeklagten, in Taschen er Blutspuren nachwies. Wie ersten Tage, sind wieder außergewöhnliche Äs V sichtsmaßregeln getroffen. Sternickel ständig von zwei Beamten überwacht, die inn^me halb der Anklagebank Platz nehmen. Be^ Eis die jugendlichen Angeklagten in den PaW § abgeführt werden, findet jedesmal ihre umstöEng s liche Fesselung statt. Sternickel bleibt wähMcr^ der Verhandlung gefesselt. fin Nach den Gutachten der Sachverständig^ .A werden insgesamt 17 Sckuldfragen vorgE'M und zwar: Bezüglich jedes der vier AngeklaE^zü je vier Fragen, die sich auf die ErmordWtun des Bauernhofbesitzers Kalies, seiner Frau MMr des Dienstmädchens Anna Philipp, sowie Assis, den Raub an dem Bauernhofbesitzer Kalies A" der ziehen. Die 17. Frage bezieht sich nur 8epl Sternickel, und betrifft die Brandstiftung der Strohmiete bei Ringenwalde. — Von s*, che Verteidigung des Willi Kersten wird nun ' geregt, die Zusatzsrage zu stellen, ob Mürbe Kersten nicht bloß der Beihilfe zum Mord öterme zum Raub schuldig sei; weiter möge eine MA k nach gemeinschaftlicher Körperverletzung in Mstädt bindung mit schwerer Körperverletzung sich Todeserfolg und eine Frage nach milderOns w Umständen gestellt werden, die bei Mördern sich unzulässig wäre, aber bei Totschlag geMer st werden kann. ide u Nach Schluß des zweiten Verhandlung" tages kam es zu einem ernsten Zwischen!" Ass Beim Umbiegen um eine Straßenecke stE^, das linke Wagenpferd und es brach hierbei r Deichsel. Jo: Nu hatte sich eine nach Hunderten zählende Menschenmasse ungefällig die von allen Straßen herbeigelausen ka^"- und den Wagen mit Johlen, Schreien ^Vier Verwünschungen gegen Sternickel aussto^tunke umringte. Als die Menge immer drohe" , eine wurde und Anstalten machte, den Wagen fsttalei stürmen, erschienen rechtzeitig Polizeiliches I schäften, die die Massen zurückdrängsMs 1 Nun spannten sich mehrere Arbeiter vor srfts ai Wagen und zogen mit dem unverletzt geblieb^'e ü! Pferde den Wagen weiter zum Gefängnis,! vier dem eine starke Polizeimannschaft unter FühffM F eines Polizeiwachtmeisters vergeblich aus. muff angekündigten Transport gewartet hatte. und entstand eine neue Schwierigkeit, da es Mit möglich war, den schweren Wagen über lai hohe Bordschwelle herüber zu bekommen. "Dinc griffen nun auch noch etwa 10 bis 12 Pd^we beamte ein und halfen den Wagen schiebe"?- die daß es endlich mir großer Mühe gelang- d auf den Gefängnishof zu bringen. — u-^Als I Kolonie in ihre glanzvoll Msgestatteteu über: zu ziehen. Die Herrlichkeit dauerte indessen d lange: denn verschiedene dunkle Gerüchts das Leben der Dame drangen in die E lichkeit und so zogen sich der bessere Tck Langst Gesellschaft und vor allem die offiziellen Aung A sehr bald wieder zurück. Jetzt nun OMn ei Kriminalpolizei Gelegenheit, mit der 'Ate do Dame Bekanntschaft zu machen; sie ist 'Der xy das Mitglied einer Wei'verzweigten AM, mi bande, die mit geradezu raffinierter Geichs iah h test Tausendmarkscheine nachgamacht HOder »l-gante Frau Gräfin hatte es übernv^j , diese Scheine in Umlauf zu bringen, ^Dachen auch in ganz erstaunlicher Weise gegMcch denn eine große Reihe der besten Aar, Geichäfte hat recht empfindliche Verluste Auch noch auf einem andern Gebiete ss _ Frau Gräfin mit Geschick operiert, iO); ss w einen Scheck auf eins der ersten hiesigen 'W Häuser gefälscht hat. c-j Die Flucht der Abenteuerin ging vonstatten. Nur das Notwendigste mit. Und so hat die Behörde aus den ' gelassenen Briefschaften feststellen können,. ! Personen an dem in so großem MaßstHieden t ftiebenen Schwindel beteiligt find. Arnett teb verwickelt in der Affäre ist ein junger - guter Familie, der früher dem OffiziersO,lr gehörte, jetzt aber in einer hiesigen - gestellt war. Auch dieser Herr sollte werden, ein Unglücksfall hat ihn jed^wei in i irdischen Richter entzogen; in Nizza, w" eine, kurz vorher einem Menschen das Leben st hat er den Tod in den Wellen gesund""
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