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Allgemeiner Anzeiger : 22.01.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191301227
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-01
- Tag 1913-01-22
-
Monat
1913-01
-
Jahr
1913
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 22.01.1913
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Schlechte Mdensaussichten? Der türkische Botschafter in Berlin, der an den Londoner Friedensverhandlungen teilnimmt, äußerte sich über die Lage wie folgt: „Die Friedensaussichten sind ungemein schwach. — Kommt es aber zur Wiederaufnahme des Feld zuges, so trifft die Verantwortung dafür hanvt- sächlich die Mächte. Bisber ist es vornehmlich deswegen zu keinem Friedensschluß gekommen, weil den Bulgaren seit beinahe drei Wochen bekannt ist, daß die Mächte ihren auf den Besitz deS für unS unentbehrlichen Adrianopsl gerichteten Wünschen die Stange halten. Vor her war ein den Krieg beendendes Abkommen über die Zukunft der Stadt ganz wohl möglich. Es ist ausgeschloffen, daß die Verbündeten, insbesondere die Bulgaren, ohne jede Bereit schaft zu Zugeständnissen nach London gekommen sein sollten. Dazu, der Türkei die Friedens- bedingungen der Liga nach dem Schema „Friß Vogel oder stirb I" zuzumuten, war keine Kon ferenz nötig. Unsre Gegner sind sich zweifellos darüber klar gewesen, daß sie, zumal nach unserm sehr weitgehenden Entgegenkommen, sich auch ihrerseits zu einem Zugeständnis würden herbeilassen müssen. Wäre eine solche in Form eines Vergleiches über Adrianopel gemacht worden, so könnte der Friede geschloffen werden. Von dem Augenblick an jedoch, wo die Bul garen sahen, daß ihre Hartnäckigkeit von ganz Europa unterstützt wurde, verging ihnen alles Entgegenkommen. Da wiederum die Türkei Adrianopel un möglich schlechtweg hergeben kann, so trifft die Schuld an der Fortsetzung deS Blutvergießens, wenn es dazu kommt, im Grunde die Groß mächte. Diese Haltung der Mächte, die in der in Konstantinopel überreichten gemeinsamen Note zum Ausdruck kommt, stell: eine unumwundene Parteinahme zugunsten der Verbündeten dar, verstößt mithin aufs gröbste gegen die von ihnen so oft versicherte Neutralität. Sie wird mit dem Friedensintereffe begründet, dient ihm aber weder für jetzt, noch für später. Bleibt die Türkei im Besitz der zur mili tärischen Deckung ihrer Hauptstadt absolut not wendigen Festung, so dürste damit der Friedens zustand auf dem Balkan auf zehn oder fünfzehn Jahre hinaus gesichert sein. Adrianopel im bulgarischen Besitz wirkt aber als dauernde Bedrohung für uns als Sprungbrett auf Konstantinopel und bildet einen beständigen Anreiz für bulgarische Angriffslust; denn auf die Versicherung, daß die dann vielleicht mit ganz andern Dingen beschäftigten Mächte Konstantinopel den Bulgaren nicht lassen würden, gebe ich wenig. Die Mächte sind nach meiner Ansicht sehr im Irrtum, wenn sie, wie aus ihrer unterschiedlichen Stellungnahme zu den beiden Problemen hervorzugehen scheint, das jenige von Adrianopel für unwichtiger halten, als die Jnselsrage. Auch die Zukunft der Inseln aber ist eine Angelegenheit von europäischer Bedeutung. Manches, was für die griechische Besitzergreifung vorgebracht worden ist, fordert zu Vergleichen heraus, die ich aus internationaler Höflichkeit lieber unterdrücke. So viel ist klar, daß wir z. B. auf die den Dardanellen vorgelagerten Inseln im Interesse der militärischen Sicherheit von Konstantinopel ebensowenig verzichten können, wie auf Adrianopel. Was über ihre Neutralisierung unter griechischer Flagge gesagt worden ist, sind bloße Redensarten, die über die kriegerischen Möglichkeiten hinweggleiten, als ob Festungsanlagen nötig wären, um diese Inseln zu Stützpunkten einer militärischen Unternehmung, die gegen die Dardanellen ge richtet ist, zu machen. Wie begründet unser Anspruch ist, diese Inseln zu behalten, erhellt am besten daraus, daß wenigstens ein Teil der Mächte ihn anerkennt. Da die Mächte sich übrigens so eifrig des Friedens annehmen, wenn sie auch zu seiner Stiftung zurzeit leider falsche Mittel ergreifen, so werden sie gerade unter unsern Gegnern über kurz oder lang dazu Gelegenheit bekommen. Man braucht bloß an Monastir, Saloniki, an die serbisch, österreichisch-ungarischen und die rumänisch-bulgarischen Streitigkeiten zu denken, und der Stoff zu künftigen Konflikten unter den beute noch Verbündeten springt in die Augen. Kurzum, der Ausblick ist, soweit er klar ist, nichts weniger als rosig." Politische Kundlckau. Deutschland. * Der Großherzog von Oldenburg hat sich in Bremen an Bord seiner Jacht „Lensahn" begeben, mit der er die schon er wähnte Reise nach dem Mittelmeer und Schwarzen Meer unternehmen wird. Bei günstigen Witterunnsverhältniffen ist anzu nehmen, daß der Großherzog in den letzten Tagen dieses Monats sein vorläufiges Reiseziel Venedig erreicht. * Zum Botschafter in Rom an Stelle des zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes ernannten Henn v. Jagow ist, wie nunmehr halbamtlich bekanntgegeben wird, der Wirkliche LegationSrat Dr. Frhr. v. Ienisch, außer ordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in Darmstadt, in Aussicht genommen worden. * Die Wahlprüfungskommission des ReiK 8 tags hat beschlossen, die Wahl des Abg. Haupt (soz.) für den Kreis Jerichow für ungültig, die Wahl des Abg. Haase (soz., Königsberg 3, Stadt Königsberg) für gültig zu erklären. * In der württembergischen Zweiten Kammer führte in der Begründung des Etats Finanz minister v. Geßler aus, die Preußisch- Süddeutsche Klassenlotterie habe den vertragsmäßigen LoSabsatz nicht erbracht, was voranszusehen gewesen und in dem Ver trage berückncht'gt worden sei. Bei der zweiten Lotterie sei ein Mehrabsatz von 800 Losen in Württemberg zu verzeichnen. — Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen sprach der Minister die Hoffnung aus, daß die Bundesstaaten von einer Erhöhung der Matrikular- bei träge durch das Reich verschont bleiben möchten. Osterreich-Ungarn. * In verschiedenen Städten Ungarns fanden in diesen Tagen Massenversammlungen statt, in denen die dortige Sozialdemokratie zum Generalstreik auffordert, der wegen der Un zufriedenheit mit der Wahlreform verkündet werden soll. — Die Bewegung wird von weiten Kreisen des Volkes unterstützt. Frankreich. * Im zweiten Wahlgang wurde Minister präsident Poincarö mit 483 gegen 296 Stimmen, die aus Pams, und 69 Stimmen, die der Sozialist Vaillant erhielt, zum Präsi denten der französischen Republik erwählt. Seine Anhänger begrüßten ihn mit lauten Aus rufen der Begeisterung. Balkanstaaten. *Dem türkischen Kreuzer „Medschidije" ge lang es in der Nacht, im Nebel unbemerkt die Linie der vor den Dardanellen kreuzenden griechischen Torpedobootszerstörer zu durch brechen. Das Kriegsschiff erschien plötzlich vor der Insel Syra und beschoß das Pulver magazin und die Kohlenlager sowie das Elektrizitätswerk, das beschädigt wurde. Der Hafen und die Stadt konnten infolgedessen am Abend nicht beleuchtet werden. Auf den griechischen Hilfskreuzer „Make- donia", der sich seit etwa acht Tagen im Hafen befand, um Reparaturen an seinem Steuerruder vornehmen zu lasten, wurden von dem „Medschidije" fünfzehn Schüsse abgegeben. Da der Kommandant der „Makedonia" be fürchtete, daß die Beschießung großen Schaden anrichten würde, versenkte er provisorisch das Schiff im Hasen von Syra. Die Mannschaft war vorher ausgebootet worden. Der Kreuzer „Medschidije" verließ hierauf Syra und dampfte in der Richtung nach Kleinasien ab. Dieser Handstreich scheint darauf hinzuweisen, daß jetzt die türkische Flotte ihre Tatenlosigkeit aufgeben will. * Gegenüber den vielfach verbreiteten Ge rüchten, daß die bulgarisch-rumänischen Verhandlungen ergebnislos abgebrochen A Im 8trom äcr Tlelt. Lj Erzählung von Paul Bliß. (FortsctzMlg.) Die Herrin iah den jungen Mann mit wohlwollendem Lächeln an, denn sie erkannte sofort, daß er es wirklich gut meinte. Dennoch aber lehnte sie mit einigen herzlichen Worten ab. Er jedoch blieb standhast. Mutig und mit . fröhlichem Freisinn fuhr er fort: „Natürlich weide ich mich Jhuep nicht auf- drängen; ich bitte nur um die Erlaubnis, Ihnen meine Adresse hierlassen zu dürfen, denn es könnte doch sein, daß ich, der Berlin schon gut kennt, Ihren Angehörigen, vor allem Ihrem Herrn Sohn, vielleicht behilflich sein könnte, wenn er nun einen neuen Beruf zu ergreifen gedenkt." Frau Luise wurde plötzlich interessiert; nach einigem Bedenken erwiderte sie freundlich: „Es ist wirklich sehr liebenswürdig von Ihnen, Herr Jensen, daß Sie so an uns denken, und es wäre nicht ausgeschloffen, daß wir in betreff meines Sohnes Ihren Beistand erbitten würden." „Stehe jederzeit gern zu Diensten, gnädige Frau! Und wenn der Herr Leutnant Lust haben, sich dem Bankfach zu widmen, glaube ich schon jetzt versprechen zu können, daß ich ihm in unserm Hause eine Stelle als Volontär verschaffen kann." „Das wäre ja sehr angenehm. Also ich danke Ihnen vorerst herzlich für Ihre große Freundlichkeit, Herr Jensen. Wir wollen alles überlegen und besprechen. Und sowie wir uns - in Berlin heimisch gemacht haben, werden wir uns an Sie wenden." Er ließ seine Adresse da und empfahl sich. Zehn Minuten später kam Kurt nach Hause, und sofort machte ihn die Mama mit dem neuen Plan bekannt. Er zog zwar die Stirn in Falten, denn noch immer konnte er sich nicht daran gewöhnen, daß die herrliche, stolze Leutnantszeit nun ein für allemal vorbei sein sollte, schließlich aber bat er um Bedenkzeit, da so ein Schritt doch überlegt sein wollte. Sinnend und nieder geschlagen suchte er sein Zimmer auf. — So war es denn nun also feststehende Tatsache, daß er als „Zivilhecht" fortan wirken sollte, — statt des Gauls den Fußbock, an Stelle des Degens den Federhalter führen. Verzweifelt miserable Perspektive! Und sehr düster und sorgenvoll blickte er in die Zukunft. Als Lucie heimkam und von dem Besuche des Herrn Jensen und von seinem Anerbieten hörte, erstaunte sie nicht wenig, ja innerlich erschrak sie sogar ein wenig darüber. Indes veniet sie dies mit keinem Wort und hieß die Dispositionen der Mutter gut. Erst als sie in ihrem Zimmer allein war, überdachte sie alles genauer. Sie hatte den guten Fritz Jensen ganz ver gessen und aus dem Gesicht verloren, seit jenem Tage, da sie ihn einmal ganz kurz abgewiesen hatte. Da war er purpurrot geworden, hatte seine Stelle gekündigt und war nach Berlin ge gangen. Und sie wollte ihn auch damals ver gessen. Sie sühlte, daß er sie gern hatte. Deshalb machte sie seiner Hoffnung ein jähes w<> >>en seien, tvird aus Sofia amtlich versichert, dck-^die Besprechungen zu einem Übereinkommen gesschrt hätten, das demnächst veröffentlicht werden soll. * Wie auS Prizrend berichtet wird, hat dort die feierliche Hissung der Flagge auf dem österreichisch-ungarischen Konsulat stattgefunden. Kurz vor der anberaumien Zeit hatte eine Ab teilung serbischer Truppen unter dem Kommando eines Offiziers vor dem Konsulat Aufstellung genommen. Der österreichische Konsul Prochaska erschien in Galauniform, um geben von dem Personal des Konsulats, und gab das Zeichen zur Hiffung der Flagge. In dem Augenblick, als diese aufgezogen wurde, leisteten der kommandierende Offizier und die ausgerückte Mannschaft unter klingendem Spiele die vorgeschriebene Ehrenbezeugung. Hiermit Poinear«, der neue Präsident von Frankreich. war die Feier zu Ende. Bald darauf stattete Konsul ProchaSka dem serbischen Militärkom mandanten einen Besuch ab. Damit ist der serbisch-österreichische Konsularstreit beendet. Veutscker Heickstag. (Orig.-Bericht.) Berlin, 18. Januar. Am Donnerstag begann die Reichstags sitzung mit einer Verteidigung des Herrn Wetter!ö durch seinen erst unlängst in den Reichstag ge wählten Freund, Kollegen und Landsmann, den Abg. Hägy. Freilich war es nur eine halbe Verteidigung. Herr Hägy sprach von mißverstandenen guten Absichten, erklärte, die Wässer dächten nicht daran, den französischen Chauvinismus zu schüren und versicherte, er und alle seine Landsleute wünschten, daß ein neuer Krieg zwilchen Deutschland und Frank reich unter allen Umständen vermieden werden möchte. Im weiteren Verlauf der Sitzung wirbelten die Dinge und die Reden ziemlich bunt durch einander. Der sozialdemokratische Abg. Hoch sprach von dem drohenden Gespenst am Friedens himmel. Der Zentrumsabg. Pieper verlangte eine gesetzliche Beaufsichtigung des Kinemato- graphen und eine Denkschrift über die Ergebnisse unsrer sozialen Versilberung. Ein nationallibe raler Redner, der Abg. Lützel, ein Bäcker meister seines Zeichens, kritisierte die Bäckerei- Verordnung und verlangte als bestes Mittel für die Hebung des Handwerks bessere Schulbildung. Und der konservative Abgeordnete Ortel pole misierte in einer sehr langen, aber auch sehr witzigen, manchmal von stürmischer Heiterkeit unterbrochenen Rede gegen die Linke, insbe sondere gegen das freisinnig-sozialdemokratische Stichwahlabkommen, gegen die Haltung der Sozialdemokratie im Falle eines Zukunfts krieges usw. Schon vorher hatte auch der Staatssekretär Ende. Denn wohin sollte es führen, wenn die Tochter des Hauses mit einem Kommis flirtete? Nein, kurz entschlossen hatte sie die Fäden zer rissen. — — Das war damals gewesen, vor Jahren. Weshalb aber kam er nun wieder? Das beunruhigte sie ganz ernsthaft. Aber es blieb ihr in dieser Zeit nicht viel Muße, über die Vergangenheit nachzudenken, denn die Tage des Umzugs rückten näher und näher und es gab alle Hände voll zu tun. Endlich, gegen Ende August, war alles so weit, daß man fort konnte. Sanglos und klanglos, am frühen Morgen, als die halbe Stadt noch in den Federn lag, fuhr man von dannen. Nur der Abschied von dem alten Hause, von lieben, alten, traulichen Räumen, in denen man so viel Lust und so viel Weh erlebt hatte, er wurde allen dreien schwer. Wieder und wieder schritt Lucie durch die nun leeren Zimmer, so daß ihre Tritte laut widerhallten, und ebenso ging sie durch die Wege des kleinen Gärtchens, das sie mit so viel Sorgfalt gehegt hatte. Alles war voll von tausend lieben Erinnerungen für sie. Und all das zerriß das Schicksal mit rauher Hand. Zu Endet Alles, alles war jetzt zu Ende, für immer zu Ende! Mit Gewalt machte sie sich los davon. Nicht weich werden! Einer neuen Zukunft ging es ja entgegen. Da brauchte man Mut und Kraft. In Gottes Namen fuhren sie in die Welt hinaus. noch einmal in die Debatte einaegriffm. Gegen über den sozialdemokratischen Vorwürfen wegen seiner mit dem vrenßischen Minister des Innern geführten Korrespondenz in Sachen der Wahl urnen berief er stch auf die traditionelle Art der Geschäftsführung und auf die Reichs verfassung; von einer „Abhängigkeit" könne keine Rede sein. Der fünfte Tag der Debatte über das Reicks amt des Innern brachte am Freitag zunächst eine große Rede des volksparteilichen Abg. Hoff, der sich namentlich gegen die vorherigen Angriffe deS Abg. Ortel wehrte und stch für die konservativen Hinweise aui das freisinnig- sozialdemokratische Stichwahlbündnis dadurch revanchierte, daß er der Rechten vorrechnete, wie sie mindestens dreizehn Mandate bei den letzten Wahlen durch Stimmenthaltung den Sozialdemokraten zugeschanzt habe, ganz abge sehen von dem schriftlichen Stichwahlabkommen, das seinerzeit der Abg. v. Bolko mit den Sozialdemokraten abgeschlossen habe. Der Däne Hansen brachte einen Fall auS NordichleSwig vor, wo man auf Grund des Sprachenpara graphen sogar einen Gottesdienst in dänischer Sprache verboten habe, einen Fall, den der Zentrumsabg. Pfeiffer so haarsträubend fand, daß er späterhin dem Dänen beisprang und dadurch die bis dahin unterbliebene Ant wort vom Regierungstisch erlangte. Abg. Pfeiffer besprach außerdem die Durchführung des Stellenvermittlungs-Gesetzes, forderte, daß das neue Gesetz nicht in die Gewerbeordnung eingearbeitet werden, sondern als besonderes Gesetz erscheinen möchte und kam dann auf die Kleinlöhne zu sprechen, die mehr und mehr unsern Akademikern aller Fakul täten bezahlt würden. Der Bole Brandys sprach noch über die ausländischen Land arbeiter in Deutschland, der nationallibe rale Abg. Meyer (Celle), der Vorsitzende des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Indu strieller, erklärte sich gegen ein Arbeitswilligen gesetz, und Graf Kanitz endlich besprach ver schiedene Fragen der Wirtschaftspolitik, die hohen Kohlen- und Grundstückspreise, die wieder einmal die Rentabilität der Landwirtschaft un möglich machten usw. Diese Aufzählung der Redner ist aber bei weitem nicht erschöpfend, dazwischen hatte noch der Sozialdemokrat Brüh ne allerlei Klagen vorgebracht. Die Reichsparteiler Warmuth und v. Ortzen äußerten sick zu Mittelstands- und ähnlichen Fragen, der Abg. Lic. Mumm wollte seine Unzufriedenheit mit der Politik des Herrn Delbrück dadurch dokumentieren, daß er anheimstellte, nach englischem Muster „stuf Pfund", also 100 Mark, vom Gehalt deS Staatssekretärs zu streichen. Auch der Abg. Bruhns war zu Worte gekommen. Vor fast völlig leeren Bänken ging nach 7 Uhr die Sitzung zu Ende. Das Gehalt deS Staatssekretärs wurde bewilligt, die Spezial- beratung auf Dienstag, die Abstimmung über die Resolution auf Mittwoch vertagt. Eine >um Kai »erteilt ar >nd zwar .000 Mk. Einer Ragistrat llgentin k)ie An st» sie groß« kaswerke sind, sich rentieren Ein s Darmstat veuerwek Achse bro dier Feu lagen, sir Ungl vei ein» schinenge Z. Honv Ms unb jerade > jewehrei md zwe Neu Lchweij llolizeidk Nlückspie danach Piel al mdern < agl. Z Spiels » llünertr Verkehrs witzige; Spielsäl veiskart ? Frank !um nu lassen w an Eilst sie gut dssentlick drückunx fordert. Chi chinesisch Sen Pfl >u wan dieser 3 Frauen' Spitze, tung i Präside kommer liche t und e Empfai denn i entgege Von und fern. Das Z. 1 zu werden. 2. gewö, vorbe , B« für da Gnadengesuche und sonstige Bitt- , schriften an den Kaiser treffen gegenwärtig täglich in überaus großer Zahl bei dem kaiser- lichen Zivilkabinett ein. Dies findet ihre Er« klärung in dem bevorstehenden Geburtstag desst^'" ö Kaisers, denn verschiedentlich ist man der An- ' sicht, daß die Gesuche jetzt mehr Aussicht auf Erfolg haben, zumal diese Meinung von Schreib- bureaus usw. in ihren Ankündigungen bestärkt wird. Die Ansicht ist aber ganz irrig, auch ^8 diese Bittgesuche werden den zuständigen Mi-' nisterien zur Prüfung durch die untergeordnete» Behörden zugestellt. Die Recherchen nehme« eine Frist von drei bis vier Wochen in An spruch zwecks Erforschung der Wahrheit der ge machten Angaben und Ermittlung der Bedürftig keit und Würdigkeit des Bittstellers. Die Er ledigung eines an den Kaiser gerichteten Ditt- s°troff- gesuches nimmt stets eine Zeit von vier hi? ^er sechs Wochen in Anspruch, jetzt aufgegebene Kailergeburtstags-Bittschritten haben daher keine dürfen Aussicht, am Geburtstage des Kaisers erfüllt beige» Sie hatten eine Wohnung in einer der vielen T neuen Straßen, weit draußen vor den Toren wider Berlins, gemietet. Vier ganz hübsche Zimmest ia re, und sogar mit einem Balkon, von dem aus sobal! man auf die weiten Wiesenflächen sehen gewä konnte. Es war alles ganz hübsch wohn- "stbe lich und anheimelnd, für bescheidene An-. , .,7 spräche sogar elegant. Nur ein Übel gab es hier, und zwar eins, das von allen dreie» gleich schrecklich empfunden wurde: die Nach« barschaft! Da aber dagegen nichts getan werden konnte, so mußte man sich auch darin zu finden suchen und hielt sich so viel al? möglich reserviert. Am peinlichsten berührt wat natürlich Kurt. Er übersah einfach jede« Menschen, der ihm auf der Treppe begegnete, , und wenn er nicht gerade hinaus mußte, ver- ließ er die Wohnung überhaupt nicht. M meisten Angst hatte er davor, daß ihn ein Be- kannier oder gar ein früherer Kamerad hier i«. der Gegend treffen könnte. ' Die ersten acht Tage waren wie im Flug! vergangen. Man war vom Morgen bis zu» Abend mit dem Auspacken der Kisten und Kaste« - beschäftigt. Dann war es ans Einräumen um Dal Arrangieren der Möbel gegangen, und ehe ma« es noch spürte, war bereits eine Woche heruB ^rl Kurt hatte immer tapfer mitgeholfen, so iw gewohnt ihm diese neue Arbeit auch wA Zwar hatte die Mama ihren Liebling manA mal ein wenig schonen wollen, doch Lucie duldA das nicht, sehr bestimmt trat sie der entgegen, indem sie sagte: „Laß ihn nur « tröst mit ansassen; er muß sich jetzt an
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