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Allgemeiner Anzeiger : 11.01.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191301119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19130111
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19130111
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-01
- Tag 1913-01-11
-
Monat
1913-01
-
Jahr
1913
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 11.01.1913
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A Im Strom äer Alelt. Sj Erzählung von Paul Bliß. (Forti-Sung.» Mso der Ruin! Mt einem Schlage an den Bettelstab gebracht I Das war das Resultat von Lucies Nachdenken. .Ihre HLnde ballten sich zu Fäusten. Sie preßte die Lippen zusammen und mit übermächtiger Stärke drängte sie die Tränen zurück. Nein, nicht weich werden! Eine im Hause mußte den Kopf oben behalten, wenn der Sturm losbrach, und sie ahnte schon jetzt, daß sie diese eine war, die dann für alle die andern, die Kopflosen, denken mußte. Was aber sollte dann werden? Ja, wer das jetzt schon wüßte. Natürlich mußte Kurt sofort den bunten Rock ausziehen, denn an eine militärische Karriere war jetzt ja nicht mehr zu denken. Aber was wurde nun aus ihr? Würde der junge Graf Schmittwitz auch jetzt noch sie zur Frau begehren? Zwar war noch kein bindendes Wort gesprochen, jeden Augenblick konnte er noch zurücktreten, aber ganz im stillen hoffte sie, daß er sie jetzt nicht im Stich lassen würbe. Sie hatte ihn gern, sehr gern. Jetzt erst gestand sie es sich ein. Als sie nach einem halben Stündchen wieder zur Mutter hineinging, kam gerade Besuch. Tantchen Lotte war es. Und sie war ganz außer Atem. „Nein, Kinder, sagt bloß, ist es denn wirk lich wahr, was man jetzt in der ganzen Stadt spricht?" so trat sie aufgeregt und lamentierend näher. „Ganz offenkundig erzählt es bereits der eine dem andern, daß ihr bankrott seid!" Frau Luise Braun fuhr zusammen. Doch sie raffte sich auf, erhob sich mit ruhiger Würde und entgegnete mit sicherer Stimme: „Du solltest wirtlich ein bißchen vorsichtiger mit deinen Worten sein, Tantchen." „Aber die ganze Stadt sagt es schon I" „Um so mehr Grund für denkende Leute, nicht so etwas nachzuschwätzen!" Das Tantchen war beleidigt. „Mich als Klatschbase hinzustellen, hast du wirklich keinen Grund, liebe Luise. Wenn eine zu euch ge halten hat und euch bis jetzt noch immer ver teidigt hat, dann war ich es. Wenn aber alle Welt so etwas über euer Geschäft sagt, ja, dann muß doch etwas Wahres daran sein! Und mir kannst du die Unruhe doch wohl auch nicht verdenken. Oder solltest Du es nicht wissen, daß ich mein kleines Kapital bei euch deponiert habe?" Lucie erschrak und wurde blaß. Die Mutter aber erwiderte mit ruhiger Höf lichkeit: „Nein, ich wußte es in der Tat nicht. Aber wenn du deswegen beunruhigt bist, brauchst du das Depot doch nur abzuheben." „Das meinst du! Leider war mein Versuch soeben ergebnislos." „Was heißt denn das?" „Ich habe meine Papiere aber nicht be kommen können, und so wie mir, erging es noch vielen andern Leuten," klang es ziemlich spitz zurück. Die alle Dame wurde bleich und sank in einen Stuhl — Sosort war Lucie bei ihr. Vie AiedensverhaMungen — unterbrochen. Es war nach der bisherigen Haltung der türkischen Regierung vorauszusehen, daß die Antwort auf das Ultimatum des Balkanbundes von dessen Abgeordneten ablehnend lauten und die Friedenskonferenz vorläufig auf einen toten Punkt gelangen würde. Dennoch kann nicht angenommen werden, daß die Verhand lungen endgültig abgebrochen seien. Dagegen spricht schon die Tatsache, daß eine Kündigung des Waffenstillstandsabkommens nicht erfolgt ist. Vielmehr sind alle Anzeichen dafür vorhanden, daß nunmehr der Zeitpunkt für das Eingreifen der Großmächte gekommen ist. Die „entscheidende Sitzung" dauerte von 4 Uhr nachmittags bis kurz nach 5 Uhr. Sie begann damit, daß die türkische Delegation die Antwort ihrer Regierung auf die Forderungen der Verbündeten verlas. Darin erklärte die Türkei sich insofern zu noch weiterem Nach geben bereit, als sie die Grenzlinie des abzu- tretenden thrazischen Gebietes so weit als mög lich östlich zu ziehen willens ist. Dagegen lehnt sie nach wie vor energisch die Übergabe von Adrianopel ab und macht den Verzicht auf ihre Rechte über Kreta davon abhängig, daß seitens der Verbündeten der Anspruch auf alle ägäischen Inseln fallen gelassen wird. Die Vertreter des Balkanbundes erklärten sofort, daß sie in dieser Antwort eine Ablehnung ihrer Hauptforderung erblickten und daß somit nach ihrer Meinung keine Grundlage für weitere Verhandlungen gegeben sei. Gleichwohl ver suchten die Türken eine Debatte über ihre Vorschläge herbeizuführen, was aber von ihren Gegnern glatt abgelehnt wurde. Die Verbün deten zogen sich zu einer kurzen Sonderberatung zurück und gaben sodann eine gemeinsame Er klärung des Inhalts ab, daß sie in Ermange lung ausreichenden türkischen Eingehens aus die von ihnen aufgestellten Forderungen und bei der Aussichtslosigkeit, auf Grund der vor liegenden türkischen Antwort zu einer Verstän digung zu gelangen, die Beratungen der Kon ferenz für „ausgehoben" erachten. Darauf erklärte der Vorsitzende die Sitzung für geschlossen, ohne daß oer Termin für eine neue anberaumt wurde. Oowohl also die Kon ferenz vorläufig in eine Sackgasse geraten ist, aus der sich im Augenblick kein bestimmter Aus weg erkennen läßt, betrachten die am besten unterrichteten Kreise die Lage keineswegs als hoffnungslos, sie rechnen dabei einmal mit der unzweifelhaften Abneigung der Balkanmächte, den Feldzug fortzusetzen, sodann mit den un ausgesetzten Bemühungen der Mächte, wenn auch bisher ohne formelle Einmischung, das be gonnene Friedenswerk zu fördern. Daß den Verbündeten an einem endgültigen Abbruch der Verhandlungen nichts liegt und daß sie nicht gewillt sind, die Feindseligkeiten ohne weiteres wieder aufzunehmen, zeigt das Verhalten der Gegner nach Schluß der Sitzung. Nachdem nämlich die formelle Sitzung ge schlossen war, fand eine „allgemeine" Unter haltung statt. Labei wurde den Türken aus drücklich erklärt, daß die Verbündeten nicht be absichtigten, einen Abbruch der Verhandlungen herbeizuführen, da aber eine zufriedenstellende Antwort auf die Vorschläge der Verbündeten vom Freitag nicht eingegangen sei, unterbrächen sie ihre Arbeiten so lange, bis diese zusrieden- stellende Antwort erfolgt sei. Im weiteren Verlaufe der Unterhaltung erklärte der Führer der Türken, Reschid-Pascha, er habe die Absicht gehabt, über die Ver proviantierung Adrianopels zu sprechen, sei aber der Gelegenheit beraubt worden, dies zu tun. Es wurde ihm darauf gesagt, daß diese An gelegenheit bereits in einer früheren Sitzung besprochen worden sei, in der erklärt worden sei, daß die Konferenz nichts mit den Bedin- gungen des Waffenstillstandes zu tun habe, f Hierauf verließen die Türken in etwas erregter f Stimmung den Palast. Die Sachlage ist also noch verwickelter ge worden. Atan hat auf feiten des Balkan bundes das Ultimatum fallen lassen und es ist wahrscheinlich, daß die Besprechungen zwischen der türkischen Mission und den Missionen der Balkanverbündeten fortdauern werden. Die orientalische Zaudertaktik der Türkei hat über das Draufgängertum der Balkanstaaten gesiegt. Es wird nun sehr interessant sein, zu sehen, wie sich die Mächte gegenüber der Tatsache ver halten, daß die Londoner Friedensengel allein miteinander nicht fertig werden. Hoffentlich führen die Verhandlungen, die jetzt hinter den Kulissen stattfinden, endlich zum Ziel. Das Versteckspiel im Londoner St. Jamespalast ent spricht nicht der Würde Europas und dem Ernst der Lage. Politische Kunälckau. Deutschland. * Wie verlautet, wird KaiserWilhelm auf seiner bevorstehenden Mittelmeer fahrt zunächst Haifa, den Hafen von Jeru salem, besuchen. * Der Geburtstag des Prinz-Regenten Lud wig von Bayern (der am 7. d. Mts. sein 68. Lebensjahr vollendete) wurde mit Rücksicht auf die Hoftrauer im ganzen Lande in aller Stille begangen. *Jn den letzten Tagen wurde die Nachricht verbreitet, Generalfeldmarschall Frhr. v. d. Goltz habe um seinen Abschied nachgesucht und dieser sei ihm vom Kaiser ohne weiteres be willigt worden. An diese Mitteilung wurden weitgehende Einzelheiten über die Gründe zu diesem Rücktritt geknüpft. Wie demgegenüber amtlich mitgeteilt wird, entspricht die Nachricht von dem Rücktritt des Frhrn. v. d. Goltz ebensowenig wie die Vermutungen über irgend welche Gründe, die zum Rücktritt führen könnten, den Tatsachen. An maßgebender Stelle ist weder von einer Rücktrittsabsicht des General- seldmarschalls, noch von einer Bewilligung eines Abschiedsgesuches etwas bekannt. *Der zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes ernannte bisherige römische Botschafter v. Jagow wird seinen Posten in den nächsten Tagen übernehmen. Er wird noch einmal nach Rom zurückkehren, um in einer Abschieds audienz dem König von Italien sein Ab berufungsschreiben zu überreichen. *Der Bischof von Limburg, Dr. Domini kus Willi, ist nach 15wöchiger Krankheit im Alter von 68 Jahren gestorben. *Jm Reichstagsgebäude zu Berlin fanden Verhandlungen über die Frage einer gesetzlichen Regelung des Verkehrs mit Luft fahrzeugen statt. Neben den Vertretern der beteiligten Reichs- und preußischen Ressorts nahmen an der Sitzung Sachverständige teil, die sich auf dem Gebiet der Luftfahrt bei der wissenschaftlichen Erforschung oder bei der prak tischen Durchführung ausgezeichnet haben, Juristen, die durch Arbeiten auf dem neuen Rechtsgebiete literarisch hervorgetreten sind, sowie Leiter der das Luftfahrwesen fördernden Ver bände. An der Hand der von den beteiligten Ressorts aufgestellten Grundzüge für eine Rege lung des Verkehrs mit Luftfahrzeugen gelangten insbesondere die Fragen zur Besprechung, in wieweit eine gesetzliche Regelung des Lustfahr wesens angezeigt oder dringlich erscheine und ob es sich empfehle, die gesetzlichen Maßnahmen nur auf die Regelung des Verkehrs oder auch auf die Frage der Haftpflicht zu erstrecken. Insbesondere wurde erörtert, in welchem Umfang eine Prüfung von Luftfahrzeugen und deren Führern geboten erscheine. England. *Das englische Budget im Finanzjahr 1913 wird mit der bisher noch nicht erreichten Bilanz von vier Milliarden Mark ab schließen. Eine ganze Anzahl Ressorts haben ihre Voranschläge überschritten, insbesondere haben sich die vorläufigen Aufstellungen der Regierung über die Altersversicherung, über die Krankenversicherung und über die Arbeitsämter als unzuverlässig erwiesen. Der Marine- et a t wird die Höhe von nahezu einer Milliarde Mark erreichen. Dies bedeutet gegenüber dem Vor jahre ein Anschwellen um 80 bis 100 Mill. Mk. Die Ausgaben für den Bau eines Kriegsschiffes sind während der beiden letzten Jahre um mehr als dreißig Prozent gestiegen, namentlich sind Ws Preise für Kanonen, für Torpedos und für Panzerplatten in die Höhe gegangen. — Es mag in diesem Zusammenhänge daraus hinge wiesen werden, daß in dem Zeitra ns von 1880 bis 1913 die jährliche Ausstellung für die englische Marine von ungefähr 200 Millionen auf eine Milliarde angewachsen ist, sich also nahezu verfünffacht hat. Ba!kanstaate«. * Da der Kommandant von Skutari, Hassan Riza-Bei, noch immer nicht den Waffen» st instand anerkennt, sondern stets neue Aus fälle aus der Stadt unternimmt, wurden ihm seitens der südseits gelagerten Armee drei Unterhändler geschickt, um ihn zu fragen, ob v. Jagow, der neue Staatssekretär des Auswärtigen Amtes. An Stelle des so jäh aus dem Leben geschiedenen Staatssekretärs der Auswärtigen Angelegenheiten, Herrn v. Kiderlen-Wächter, ist der Kaiserliche Bot schafter in Rom, Herr v. Jagow, für den Posten des Staatssekretärs des Äußeren in Aussicht ge nommen. Gottlieb Eugen Günther v. Jagow ist am 32. Juni 1863 zu Bellin geboren. Im Jahre 1906 wurde er in das Auswärtige Amt nach Berlin zurückberufen. Ein Jahr später erhielt er den Charakter als außerordentlicher Gesandter und be vollmächtigter Minister. Am 2. Dezember 1907 wurde er als Gesandter beim Großherzog von Luxemburg beglaubigt. Am 12. Mai 1909 wurde seine Ernennung zum Botschafter am italienischen Hofe bekannt gegeben, von wo er jetzt das Aus wärtige Amt übernimmt. —MIMIUI "'"Ml NIMMW W» ihm bekannt sei, daß der Waffenstillstand zu- standekommen und warum er diesen nicht ein- halte. Die Delegierten kamen mit dem Abge sandten Riza-Beis bei Gorbeluscha zusammen, der ihnen bekanntgab, daß dem Kommandanten - von Skutari seitens der Türkei über den Waffenstillstand nichts bekanntgegeben wurde, weshalb er sie ersuche, sich sofort zu ent fernen. — Riza-Bei kämpft also unentwegt wester. Aste«. * Zwischen Rußland und China tauchen immer neue Streitpunkte auf. Rußland droht jetzt wieder, daß es fünf Millionen Rubel Aktien der Russisch-Asiatischen Bank, die China gehören, dazu verwenden werde, die Ersatz ansprüche zu decken, die von in der Mand- schurei lebenden Russen geltend gemacht werden für Schäd en, die sie in der Revolutions zeit erlitten haben. Der chinesische Minister des Äußeren verlangt dagegen, bevor er sich zur Zahlung bereit erklärt, die Befriedigung für ähnliche chinesische Schadenersatzansprüche, die aus dem russisch - japanischen Kriege herrühren. * Zu einer blutigen Meuterei der chinesischen Soldaten ist es infolge von Unregelmäßigkeiten bei der Auszahlung des Soldes in dem chinesischen Vertragshafen am Golf von Petschili zu Tschifu gekommen. Es wurden bei dem Straßenkampf 32 Leut» getötet und der General Jin wurde schwer ver wundet. Mehrere chinesische Barken wurden geplündert und einige Häuser in Brand gesteckt. Die Abtretung Kretas. Die Abtretung der Insel Kreta, die zu den Friedensbedingungen des Balkanbundes gehört, ist ganz gewiß nicht so einfach, wie der Balkanbund sie sich vorstellt. Eine Abtretung ist nicht möglich, so lange nicht der „Berliner Vertrag" geändert ist. Die Abänderung des Berliner Vertrages wäre also die Vorbedingung für den Vollzug der Abtretung. Besonders die Kreta-Schutzmächte, das heißt England, Frank reich, Rußland und Italien, werden dieser An gelegenheit ein sehr hohes Interesse entgegen bringen, und ohne Einholung ihrer Einwilligung kann eine Änderung der bisherigen Sachlage unmöglich erfolgen. Die Kreta - Angelegenheit hat übrigens bereits vor wenigen Monaten die Mächte schon einmal beschäftigt, als die Italiener im Verlauf des Tripoliskrieges die ägäischen Insel besetzten und diese sich mit Samos und Kreta zu einem „griechischen Jnselbund" vereinigen wollten. Bereits bei dieser Gelegen heit wurde allgemein darauf hingewiesen, daß diese Vereinigung von der Zustimmung bei den Großmächten abhängig sei. Deutschland ist an der Zukunft Kretas selbst wenig interessiert. Ganz unbeteiligt ist es allerdings nicht. Es hat sich zwar vor Jahren aus dem Kceta- Konzert entfernt, es hat, wie Fürst Bülow sich ausdrückte, „die Flöte niedergelegt", aber das ist nicht für alle Zeit geschehen. Deutschland zählt zu den Unterzeichnern des Berliner Ver trages und muß daher bei jeder Abänderung dieses Vertrages ebenfalls gehört werden. So lange die staatsrechtlichen Verhältnisse Kretas nicht umgestaltet werden, kann Deutschland in seiner bisherigen Zurückhaltung gegenüber der Kreta-Frage verharren. Sobald aber darin eine durchgreifende Umwandlung in irgend einer Weise eintreten sollte, müßte auch Deutschland seine Zurückhaltung aufgeben. Wenn nicht der Balkanbund doch noch von seiner Bedingung der Abtretung Kretas abgehen sollte, so stehen zweifellos in dieser Angelegenheit noch ver schiedene Weiterungen bevor, durch dir ihre Erledigung und damit die Einkehr völliger Ruhe und Ordnung in den Verhältnissen auf dem Balkan noch hinausgeschoben werden würde. Neer unci flone. — Zur militärischen Jahrhundertfeier ver lautet, daß die Feier nicht nur für das Heer, sondern auch für die Landwehr gilt, die im Jahre 1813 errichtet worden ist. An den Feiern in Berlin nehmen auch die Offiziere der Garde- und Provinziallandwehr und der Sani tätskolonnen teil. Die Fahnen der Krieger- Vereine nehmen auch an der Feier vor dem Standbild König Friedrich Wilhelms III. im Lustgarten test, ebenso Abordnungen der Krieger- Vereine an der sich an die Feier anschließenden im Lustgarten. In allen andern Standorten haben sich die Bezirkskommandeure und Be zirksoffiziere an den Veranstaltungen der Kriegervereine in ihren Wohnorten zu be teiligen. In allen Standorten, in denen sich Denkmäler des Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise befinden, sind Kränze an diesen Denkmälern niederzulegen und Ehren posten zu stellen. — Beim Einlaufen in den Kieler Hafen, beim Friedrichsorter Leuchtturm, stieß abends gegen 6 Uhr der tleine Kreuzer „Straßburg" mit dem aus dem Hafen gehenden dänischen Frachtdampfec „Christian IX." zusammen. Beide Schiffe wurden beschädigt. Bei dem Kreuzer „Straßburg" liefen am Bug die Ab teilungen 13 und 14 voll Wasser. Von der Besatzung des Kreuzers wurden ein Maschinisten maat schwer und zwei Matrosen leicht verletzt. Der dänische Dampfer wurde leichter beschädigt und lies in den Kieler Hafen wieder ein. Straßburg" machte an seiner Boje fest. „Bitte, mfe Herrn Schmidt noch einmal her." „Aber, Mütterchen!" „Tu, was ich dir sage!" Stumm ging die Tochter hinaus. Und von den beiden andern wurde kein Wort gesprochen. Langsam, peinlich und drückend verrannen die paar Mnuten. Endlich trat Lucie mit dem Alten wieder ein. Sofort stand Frau Luise auf. „Lieber Herr Schmidt, weshalb bekommt diese Dame ihr Depot nicht zurück?" Der Prokurist wurde verlegen. „Gnädige Frau, der Chef hat den Schlüssel zum geheimen Tresor mitgenommen." Tantchen nickte mit spitzfindigem Lächeln. Die Herrin des Hauses aber starrte den alten Schmidt entsetzt an und wußte nichts zu sagen. Eine kleine, peinliche Pause entstand. Endlich sprang Lucie ein Schnell rief sie: „Aber was sorgt ihr euch denn nur so viel! Papa kommt doch heut abend zurück, also kann schon morgen alles erledigt werden!" Tantchen lächelte noch immer höchst pikiert. „Hoffentlich kommt er auch wirklich zurück: denn sonst könnte die Sache sehr brenzlich werden," meinte sie sehr selbstbewußt und rauschte stolz hinaus. Wütend wollte Lucie ihr nachlaufen, doch die Mutter hielt sie zurück. Dann wandte sie sich noch einmal an Schmidt. „Was heißt das, ich bitte Sie, was heißt das alles?" Kein Wort von alledem begreife ich!" In peinlicher Verlegenheit strich der Alte über fnnen weißen Vollbart; endlich erwiderte er tröstend: „Gnädige Frau, Ihr Fräulein Tochter hat ganz recht. Es ist am besten, wir warte« erst die Rückkehr des Chefs ab." Mit ehrerbietig stummem Gruß empfahl er sich- - Entsetzt blickte die Mutter zur Tochter. „Mein Gott, mein Gott, was heißt daS alles denn nur? Ich gebe mir die größt« Mühe, aber ich bringe kein Licht in dieses Dunkel! Was soll man denn nur davon denken? Weißt du das, mein Kind?" Liebevoll tröstend trat Lucie heran. „Ich weiß ja auch nicht mehr, als ihr alle, Mütter chen, aber dennoch, meine ich, vorläufig ist noch kein Grund da, sich unnütze Sorgen zu machen!" Sinnend starrte die alte Dame vor sich hin. Sie wehrte sich gegen die grausigen Gedanken, die sich mehr und mehr in ihr festsetzten, si« konnte und wollte nicht das Schreckliche glauben, das jetzt wie unheildrohend vor ihr ausstieg — nein, nein, das alles war ja doch ganz un möglich, ganz undenkbar war es ja doch I In grauer Ode, peinvoll langsam strich dir Zeit dahin. Zu Ewigkeiten wurden die Mi nuten. Lucie hatte Auftrag gegeben, daß niemand aus der Stadt, wer auch kommen mochte, mehr vorgelassen würde. Gegen acht Uhr kam ein Telegramm a« die Mutter. Bebend vor Angst und Erregung riß die alte Dame es auf. Aber es war nur noch eine Sorge mehr. Kurt meldete feine Ankunft mit dem Nachtzuge. Wieder sahen sich Mutter und Tochter fragend an, doch wieder wußte keine von beide»
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