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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die LnNMt die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat, das Amrsgerichr, das Hauptzollamt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Stadtbank Bad Schandau Nr. 12 — Ostsüchsische Genossenschaftsbank Zweig niederlassung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden 33 327 Aernspr.: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachmittags 6 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage Bezugspreis (in NM.) halbmonatlich ins Haus gebracht 1 NM., für Selbst abholer 90 Pfg. — Einzelnummer 10 bzw. 15 Pfa. — Bei Produktions verteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Nachforderung vor. Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Klein hennersdorf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postel- witz, Prossen, Nathmannsdorf, Neinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Walters dorf Wendischfähre, sowie für das Gesamtgebict der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: Walter Hieke. Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gespaltenc 35 nun breite Petitzeile 20 Pfg., für auswärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Neklamezeile 80 Pfg. Tabel larischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen wird entsprechen der Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für in- und ausländische Zeitungen Ständige Wockenbeilsgen: »Unterhaltung und Wlsse^ Agg Leben im Bild" - - „Die Frau und ihre Welt", Illustrierte Sonntagsbeilage: 2 Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höhe^r Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bezugspreiskürzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Nc. M Bad Sckandau, Lonnerswg, den 3. Mi 1930 74. ^skrgang Schon vor 7 Jahren Aheinlandraumnns? MMni machte 1923 Würste MMMge auch über Reparationen Mussolini siir Meinlandriimmms Ms London, 2. Juli. Jin Hinblick auf die Räumung des Nheinlandes schreibt der diplomatische Korrespondent des „Daily Tele graph", er könne jetzt eine bemerkenswerte, aber der Oeffentlichkeit bisher nicht bekannte Tatsache mitteilen: Bereits am 3. April 1923, also vor mehr als sieben Jahren, habe Mussolini der britischen Regierung die Zu rückziehung der alliierten Armeen aus dem gesamten be setzten Gebiet vorgeschlagen. Das sei kurz nach der Ruhr- besehung gewesen. Mussolini sei zu seinem Vorschläge veranlaszt worden, durch die Besorgnis, Italien würde in folge des deutschen passiven Widerstandes keine Repara tionskohle mehr erhallen können. Ferner habe er be fürchtet, das; die französischen Rationalisten daraus be stehen würden, oas Ruhrgebiet und das Rheinland dauernd in der Hand zu behalten, um eine militärische und industrielle Oberherrschaft über Europa zu erlangen. Jin März 1923 habe Mussolini in Mailand die'Lagc mit dem belgischen Außenminister Jaspar besprochen und ein Programm aufgestellt, das völlige Räumung oes Ruhrge biets und des Rheinlands, Festsetzung der Revaralionen auf 50 Milliarden Mark, ein teilweises Moratorium sür vier Jahre, Auflegung Innerer und internationaler deutscher An leihen bei einer gewissen Aufsicht Über die deutschen Finan zen vorsah. Jaspar habe sich im allgemeinen mit diesem Vorschläge einverstanden erklärt, und Mussolini habe ihn darauf durch den italienischen Botschafter in London der britischen Negie rung unterbreiten lassen. Diese sei aber besorgt gewesen wegen der Rückwirkun gen solcher Vorschläge auf Poincarö und die französische öf fentliche Meinung, und auch die belgische Regierung sei schwankend geworden. Infolgedessen sei aus Mussolinis kühnem plan nichts geworden. Hindenburgs Nheinlandfeier an der Weichsel. Marienwerder. Während überall in Tcutschlaud der Tag gefeiert wurde, an dein der deutsche Rhein wieder frei wurde, hat Reichspräsident v. Hindenburg ans seine Weise still den Tag gefeiert. Erst jetzt wird bekannt, das; Reichspräsident v. Hindenburg, der bekanntlich in diesen Tagen aus seinem Stanungnt Neudeck in dem Deutschland verbliebenen Teile Wcstpreutzens weilt, am Tage der Rheinlandbcsrciung in aller Stille an den verlorenen Wcichsclstrom gefahren war. Hin denburg begab sich an die Grenze nnd fuhr dann nordwärts nach den in letzter Zeit ost genannten Orten Kurze brak, dein einzigen unzulänglichen Zugang Deutschlands zum Weich selstrom, Neuhofen, dem Ort des polnischen Greuzübcr- grisss, nnd Weißenburg, der sogenannten Drciländcr- ccke, wo Ostpreußen, der Freistaat Danzig nnd das an Polen verlorene Gebiet zusanuncnstoßen. Ncberall, wo die Bevölke rung den greisen Führer des Reiches erkannte, jubelte sie ihm zu. Die „Weichsel-Zeitung" in Marienwerder widmet dem Besuche Hindenburgs eine Betrachtung nuter der Uebcr- schrist: „Wehmut an der Weichsel" und schließt ihre Betrachtung mit den Worten: „Herr, mach auch sie frei!" Nheinlandfeler im österreichischen Nationalrat. Wien. Die Sitzung des Nationalrates am Mittwoch ge staltete sich zu einer würdevollen Kundgebung sür das befreite Rheinland. Der Präsident Dr. Gürtler, dessen Rede von den Nationalräten stehend angehört wurde, führte aus: Eine frohe Botschaft ging in den letzten Tagen durch die Welt: Die dritte Zone des besetzten Gebietes ist von fremder Besatzung ge räumt, der lang ersehnte Tag der Freiheit für das Rheinland angebrochen. Das deutsche Volk, das dieses denkwürdige Er eignis in ernster Zeit feiert, darf der freudigen Anteilnahme aller Brüder und Schwestern außerhalb der Rcichsgrcnzen sicher sein.' Wir Ocsterrcicher, die wir uns der Bevölkerung des Nheinlandes vielfach wescnsvcrwandt fühlen, erleben mit inni ger Freude dieses Geschehnis, das für so viele Volksgenossen und frohgemute Menschen die Erfüllung eines heiß ersehnten Wunsches bedeutet. Dem Rheinland und seinen Brüdern ent bietet der österreichische Nationalrat in diesen Tagen seinen Gruß. Innere Verbun-enheii trotz äußerer Trennung. DcsNci ch spräside n len Danka ii O st erreich. Aus das Glückwunschtelegramm des Österreichischen Bundespräsidenten an den Reichspräsidenten hat dieser folgende telegraphische Antwort gesandt: „Für die Worte herzlicher Anteilnahme, die mi» Ener Exzellenz immens der Deutschen in Österreich ans Anlaß Die nächtliche BefreinngLseicr nm Nieverwnlddcnlmal sah znin erstenmal seit langen Jahren das Denkmal wieder in eine Flui von Licht getaucht. Bisher war die Denkmalsbcleuchtung durch die Bcsatznngsbehörde ver boten gewesen. . der nunmehr vollzogenen Räumung des Nheinlandes aus sprachen, sage ich Ihnen vielen Dank. Die Deutschen im Reiche begrüßen dankbar diesen Ausdruck brüder lichen Miterlcbens und innerer Vcr- b undcnhei t." TrcucgclöbniS der Saarländer. Aus dem Saargebiet ist folgendes Telegramm an den Reichspräsidenten eingegangen: „In der Stunde der Befreiung von Rheinland und Pfalz sind 100 000 deutsche Männer und Frauen im ganzen Saargebiet zu Trcuckuudgcbungcii versammelt, ge tragen von der bestimmten Erwartung, daß nun endlich auch die F r c i h e i t s st u n d e für die Saar schlägt uud daß dem einmütigen Willen der Bevölkerung entsprechend jeder Eingriff in die Gerechtsame von Land und Ehre vermieden wird. Sie geloben dem Herrn Reichspräsi denten erneut unbedingte T r c n c zum Reich und bitten znin Entgegennahme ehrerbietigsten Grußes." Der Reichspräsident hat wie folg« geantwortet: „Den dcntschcn Männern und Frauen des Saar- gcbictes danke ich für das mir in der Stunde der Be freiung von Rheinland und Pfalz ausgesprochene Ge löbnis unbedingter Treue zum Reich. Ju dankbarer Anerkennung der bisherigen Haltung der Saar- bevölkcrnng nehme ich diese Versicherung mit großer Be friedigung und in der sicheren Zuversicht entgegen, daß die Saarländer in ihrer vaterländischen Treue niemals wanken werden. Mit Ihnen allen hoffe ich, daß nunmehr auch bald für die Saar die Bcfrciungsstundc schlagen wird." Iagd auf Separatisten in Mainz. Mainz. Seit Mittwoch abend 1» Uhr ist die Stadt M a i n z in großer Aufregung. Verschiedene Trupps in Stärke von etwa M> bis 150 Mann ziehen durch die einzelnen Stadtteile > und machen Jagd auf Separatisten. Trotz des so fortigen Einsetzens von Polizei gelang cs ihnen, die Woh nungen einzelner S c p a r a l i st c n sü h r c r, die in der Scparatistenzcit eine besonders große Rolle gespielt haben, zu erreichen und teilweise zu zerstören. Tic Separatisten selbst konnten nicht erreicht werden, da sie znin Teil die Stadt verlassen haben, znin Teil aber von der Polizei vorher in Schutz haft genommen worden Ware». Tic Verfolgungen dauern noch an. Die Polizei ist noch nicht Herr der Lage. Die Rheinlandamnestie wird Gesetz Zwei Drittel des Reichstags! für Amnestie. Auch die K o in m u n i st c n stimmen zu. Ein ungewohnter nnd fast einzig dastehender Vorgang gab der Miltwochsihung des Reichstages die charakteristische Note. Die Ainncstievorlagc aus Anlaß der Rbeinland- bcfreiung, die in der zweiten Lesung die erforderliche Zwei- drittclinchrheit nicht erlangt hatte, wurde dadurch in den Hafen gebracht, daß diesmal, entgegen ihrem Verhalten in zweiter Beratung, die K o in in u niste n mit den Regierungs parteien für den Entwurf stinnntcn und die Sozialdemokraten bei ihrem Widerstand vereinzelt blieben. Dadurch wurde die erforderliche qualifizierte Mehrheit hergcstcllt und Präsident Löbe stellte das ausdrücklich fest. ES wurden insgesamt 125 Stimmen abgegeben. Für die Vorlage stimmten 290, da gegen 135 Abgeordnete der Sozialdemokratischen Partei. Vorher kam cs zu ciucni erbitterten Rededuell zwischen Komniunistcu und Sozialdemokraten. Da die zustimmende Erklärung der Kominunisten mit heftigen Angriffen gegen die Sozialdemokraten begann und die frühere ablehnende Haltung der Kommunistischen Part^ bekannt war, so wurde ihre jebigc Zustimmung von den Sozialdemokraten mit großem Gelächter ausgenommen. Der sozialdemokratische Aüg. Landsberg be schäftigte sich eingehend mit dem Umfall der radikaleren Ge nossen und erklärte zum Schluß, daß seine Partei dieses Gesetz nach wie vor ablchnc, da cs dem Nechtsgefuhl wider spreche. Zn Beginn der Sitzung hatte das Haus schon einige kleinere Vorlagen erledigt und an die Ausschüsse überwiesen. Schließlich beschäftigte man sich mit der Beratung des Vcr- sorguugsctatS. Sitzungsbericht. (189. Sitzung.) 0L. Berlin, 2. Juli. - Auf der Tagesordnung stand zunächst die erste Beratung dcö Zusatzprotokolls zum deutsch-niederländischen Zoll- und Kreditvertrag, das deutsch-französische Abkommen über den kleinen Grenzvcrkchr und das deutsch-rumänische vorläufige Handclsabkonime». Abg. von Shbcl (Chr.-Nat. Bp.) wandte sich gegen die kürzlichen Ausführungen des Außenministers über die Han- dclsvertragspolitik unv erklärte, daß nicht zuletzt diese Politik zu der schwierigen Lage der deutschen Landwirtschaft geführt nabe. Auch bei den vorliegenden Verträgen werde keinerlei Rücksicht auf die Landwirtschaft genommen. Seine Partei könne keinem holländischen Abkommen zustimmcn, das nicht gleich zeitig eine Lösung der Frage der ttartossclcinsuhr enthalte. Sämtliche Vorlagen wurden darauf der Ausschußbcratung überwiesen. Der Gesetzentwurf über den Beitritt der Vereinigten Staaten znin Ständigen Internationalen Gerichtshof wurde in erster und zweiter Beratung, das deutsch-persische Ab kommen über den Schutz von Erfindungspateutcn usw. in allen drei Lesungen angenommen. Es folgte dann die dritte Beratung der Amnestievorlngc. Abg. von Lindeincr-Wilda« (Dtn.) betonte, daß dieses Gesetz nicht, wie Abg. Landsberg gesagt habe, aus Wunsch der Partei des Herrn Treviranus, sondern aus Anregung der Bewohnerschaft des besetzten Gebietes geschaffen worden sei. Es sei im historischen Augenblick der Rheinlandbcsrciung an gebracht, mit der Verfolgung Ker kaaenanntcn Fcmcvcrbrechcr anfrnbörcu.