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Die mutmaßliche Ermordung eines Eisenbahnbeamten beschäftigt die Behörden in Lübben. Vor einigen Wochen war unweit Königs wusterhausen der Bahnwärter Krüger aus Halbe auf der Bahnstrecke tot aufgesunden worden. Nach der Meinung des Bahnarztes aus Wendisch-Buch- holz lag ein Unfall vor, so daß der Tote un beanstandet beerdigt wurde. Die damals schon vielfach aufgetauchte Vermutung, daß es sich um ein Verbrechen handle, hat jetzt durch die Aussagen eines im dortigen Amtsgerichts gefängnis internierten Mannes neue Nahrung erhalten. Die Leiche des Bahnwärters ist in folgedessen ausgegraben und gerichtsärztlich ob duziert worden. Es scheint nicht ausgeschlossen, daß Krüger ermordet und dann auf die Schienen gelegt worden ist. Ueber die Höhe des Lerchenflugcs berichten drei Offiziere der bayrischen Lustschiffer - Abteilung v»n einer Freifahrt durch den Ballon „München": Air hatten gegen 1 Uhr mittags die Donau über der Befreiungshalle bei Killheim überflogen und näherten nnS mit gutem Winde um 2 Uhr Mitteran in der Oberpfalz. Plötzlich schien uns in der Höhe von 1900 Meter ein schwarzer Punkt in der Luft zu begleiten, der unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Wir dachten zuerst an eine erwa aus dem Korde gefallene Meldekarte, die gelegentlich des Fallens des BallonS gleiche Höhe mit uns hielt, ein Blick auf das Anerotd zeigte indessen, daß der Ballon nicht fiel, sondern stieg. Wir tauschten unsere Meinung über diese Erscheinung aus, als ein lautes, er schrecktes Gezwitscher uns darüber belehrte, daß wir eine Lerche vor uns hatten, die in der erstaunlichen Höhe von 1900 Meter durch unseren Ballon in Aufregung versetzt worden war. Wir legten sofort Zeit, Ort und Höhe fest, um diese ungewöhnliche Erscheinung melden zu können. Verschwunden. Der Apotheker Dr. Rothe, welcher früher auf den Philippinen thätig war und vor drei Jahren nach Potsdam zurückkehrte, ist plötzlich verschwunden. Da er sich seit einigen Tagen sehr nervös zeigte, so wird von seiner Frau vermutet, daß er Selbstmord be gangen hat. Bisher konnte noch keine Spur von ihm gefunden werden. Auf dem Bahnhose Krenz wurde der Weichensteller Streck beim Rangieren von einer Maschine erfaßt; ihm wurden beide Beine un mittelbar am Körper abgefahren. Der Verun glückte verstarb kurze Zeit nach dem Unfall. Er ist verheiratet und hinterläßt eine zahlreiche Familie. Ein verliebter Jüngling von 15 Jahren hat sich unter Mitnahme von 3000 Mk. aus Erfurt entfernt, um einem in einer Schaubude angestelllen Mädchen nachzureisen. Eiserne Hochzeit. Die Eheleute Müllers in Holt, Landgemeinde Gladbach (Rheinland) können noch im Laufe dieses Monats das seltene Fest der Eisernen Hochzeit feiern. Großartige Vorbereitungen find dazu im Gange. Ein erschütterndes Familiendrama spielte sich am Montag in der Mühlenstraße in Neuß ab. Ein lürzlich aus Amerika zurnckge- kehnes Ehepaar wollte von seinen Eltern Geld unterstützung haben. Bei dieser Gelegenheit ging das Paar thätlich vor und mißhandelte die alten Leute. Die 62 Jahre alte Frau erhielt dabei derartige Schläge, daß sie bewußtlos hin sank und, ohne die Besinnung wieder zu er hallen, am andern Morgen starb. Das junge Ehepaar wurde sofort festgenommen. Eine fast dreißigjährige Taube besitzt, Wie die ,Hag. Ztg/ meldet, ein Taubenliebhaber in Merzweiler. Diese hochbetagte Taube ist seit dem Winter 1874, in dem ihr an einem Fuße die Zehen völlig erfroren find, invalide. Dadurch sind ihre Bewegungen gehemmt, und sie konnte seitdem keinen Ausflug ins Freie unternehmen. Dafür führt diese Palriarchin unter den Tauben ein stillbcschauliches Dasein in der Zurückgezogenheit und liegt trotz ihres hohen Alters fleißig dem Brutgeschäft ob. Ein schwerer Uaglücksfall wird der «Kraichg. Ztg/ aus Heidelsheim gemeldet. Der dortige Hauptlehrer a. D. Stoll hatte mit einem Bekannten einen Ausflug zu Wagen nach Gochsheim gemacht. Auf dem Rückwege stürzte an einem steilen Straßenabhang das Fuhrwerk herab. Stoll und der Wagenführer Schmedes erlitten so schwere Verletzungen, daß sie nach wenigen Stunden starben. Der dritte Insasse kam mit einer anscheinend leichten Verletzung davon. Gattenmord. Am Mittwoch abend geriet der Koksarbeiter Wieczorek in Dorotheendorf bei Gleiwitz mit seiner Frau in Streit, in dessen Verlauf der Mann zum Messer griff und es seiner Frau in den Hals stieß. Die Frau ver schied iw wenigen Minuten in den Armen ihrer 21jährigen Tochter. Die Eheleute waren 24 Jahre verheiratet. Bei einem Gewitter schlug neulich in Woischnik (Oppeln) der Blitz in das Haus eines Stellenbefitzers, fuhr durch den Schorn stein in die Smbe und tötete dort ein junges Ehepaar, welches gerade beim Abendessen saß. Ein in der Wiege liegendes halbjähriges Kind blieb unverletzt. Unterschleife an der Länderbank in Wien meldet ,Wolffs Büreau'. Nach einer Mitteilung der Bank hat sich der Beamie der Hauptkasse Edmnud Jellinek Donnerstag nachmittag vor der Kassenrevision entfernt. Die vorgenommene Revision ergab große Unreg'elmäßigkeiten in der Checkgebarung; bisher wurde ein Abgang in Höhe von 1259 000 Kronen festgestellt. Eine aufregende Hinrichtung fand vor einigen Tagen in der ehemaligen Donaufestung Widdin statt. Ein wegen Mordes verurteilter Bauer wurde aus der Gefängniszelle vor den Galgen gebracht, als er sich mit einem Messer, das er verborgen bei sich getragen hatte, auf seine Wächter warf und vier von ihnen — einen Soldaten und drei Gesängnisdiener — durch Stiche verwundete. Im Gefängnishofe entstand daraufhin eine große Panik, endlich aber wurde dem Rasenden das Messer ent rissen. Als er dann geknebelt und auf den Galgen gebracht wurde, riß das Seil und der Delinquent fiel von der Höhe zu Boden. Nach dem er von neuem aufgehenkt und nach vor geschriebener Zeit der Körper abgenommen worden war, stellten die Aerzte fest, daß in dem zweimal Gehenkten noch Leben vorhanden sei. Infolgedessen brachte man den Mann — Zeko Kamenow war sein Name — zum dritten Male auf das Hochgericht. Jetzt endlich wurde die Hinrichtung thatsächlich vollzogen. Erschossen. Bei der Flucht aus dem Zuchthause Stein wurde der zu 20 jähriger Keitttstrase verurteilte Raubmörder Radecky vom Wachtposten erschossen. Schnelle Berbindnug Dover-CalaiS. In England wird gegenwärtig ein Dampfer gebaut, welcher die Fahrt von Dover nach Calais in fünfundzwanzig Minuten machen soll. Es bleibt die Fertigstellung und das Erproben des Dampfers abzuwarten. Abreise des „Messias" von Clapton. Mit mehr als einem Dutzend Koffer und anderen Gepäckstücken hat Herr Piggott Diens tag sein Heim in Cedar Lodge (London) ver lassen, um nach den Heimsuchungen, deren er jetzt so viel hat erdulden müssen, neue Kräfte zu sammeln. Eine beträchtliche Menschenmenge halle sich vor seinem Hause versammelt. Da die Polizei sie aber in Bewegung hielt, konnte der „Messias", der mit seinem geistlichen Ge ¬ wände bekleidet war, seine Wohnung verlassen und in einem Abteil 3. Klasse abreisen. Wohin, ist noch nicht bekannt geworden. Ueber eiae Bären-Erbschaft wird aus Bern geschrieben: Der in Pruntrut (Kanton Bern) verstorbene Beamte Bron hatte die Bären in der Stadt Bern zu Erben eingesetzt. Die Erbschaft sollte der katholischen Gemeinde Pruntrut zufallen, „falls die Bären sich weigerten, sie anzunshmen." Nun hat aber der die Bären vertretende Gememderat der Stadt Bern beschlossen, das Vermächtnis anzu- nehmen. Von diesem Beschluß fühlten sich die Pruntruter sehr peinlich berührt und sie wollen das Testament anfechten, zumal dieses eine Anzahl Streichungen und Aenderungen enthalte. Acht Kinder ermordet? Wegen des dringenden Verdachts, ihre acht Kinder ermordet zu haben, wurden, wie eine Privat-Depesche meldet, die Eheleute Dorstewitz im Grenzstädtchen Rypin, Gouvernement Plozk, verhaftet. Vier zsrstümmelte Kinderleichen, dir die Spuren einer Erdrosselung zeigten, wurden in der Dachkammer bereits aufgefunden. Die Eheleute find beide fünfzigjährig. Das Motiv der Schrcckensthat ist bisher unbekannt. Kleiderkrieg. Der rumänische Unterrichis- minister hat an sämtliche Schulinspektoren des Landes ein Schreiben ergehen lassen, in dem er über den immer mehr überhand nehmenden Kleiderluxus der Lehrerinnen bittere Klage führt, die Inspektoren auffordert, den Lehre rinnen die einfache, aber doch so schöne National tracht ihrer Dörfer ans Herz zu legen und ihm diejenigen Damen, die nach wie vor sich in kostspieligen Kreidern zeigen, unverzüglich auzu- Des Kaisers Rennjacht „Niagara" (früher „Unele Saw"), die, in Amerika gebaut, an der gegenwärtig stattfindenben Berliner Seglerwoche teilnimmt. zeigen. Dieser Kleiderkrieg wird sicherlich herrliche Blüten zeitigen, denn die weibliche Eitelkeit wird sich wohl nur nach schwerem Kampfe herbeilassen, die seidenen Röcke und Jupons der in Rumänien tonangebenden neuesten Pariser Mode mit dem Bauernmädchen- kostüm zu vertauschen. Der Räuber mit der Bombe. Nach einer New Forker Meldung der .Franks. Ztg/ betrat in Skagwah (Alaska) ein Mann mit einer Bombe eine kanadische Handelsbank und verlangte 20 000 Dollar. Die Beamten griffen nach dem Revolver, worauf der Mann die Bombe fallen ließ. Er wurde zerschmettert und außerdem eine Person verletzt. Ueber den Tod des New Dorker Bankiers ! Nicholas Fish werden folgende Einzelheiten ge meldet: Fish hatte am Montag nachmittag in Be gleitung zweier Damen ein Restaurant besucht. Dort hatte ein gewisser Sharkey, ein Privatdetektiv, Streit mit Fish vom Zaun gebrochen und den be deutend älteren Mann brutal mißhandelt. Fffh versuchte, auf die Straße zu entkommen, wurde aber an der Thür von Sharkey eingeholt und erhielt einen furchtbaren Faukschlag, der ihn die Treppe hinabschleuderte. Fish wurde nach dem Roosevelt- Hospital gebracht, wo ihm die Acrzte den Schädel trepanierten. Der Verletzte starb aber am folgenden Morgen in den Armen seiner Gattin, die von ihrem Landsitze in Tugedo herbeigecilt war. Sharkey wurde in dem Kohlenkeller der Wohnung der beiden Frauen gefunden und mit ihnen verhaftet. Ftshs einziger Sohn Hamilton, Student der Universität Dole und bekannter Athlet, war beim Ausbruch des spanisch - amerikanischen Krieges bei Roosevelts Reitern eingetreten und beim Sturm auf den San Juan-Hügel bei San Jago de Cuba gefallen. Die Wüste Sahara will der Graf Castillan de Saint Victor nächstes Jahr bis Timbuktu mit einem Ballon überfliegen. Die Vorbereitungen zu der Reise find schon im Gange. Gerichtshaüe. Dessau. Die hiesige Strafkammer verurteilte den internationalen Hochstapler Zeidler-Mangold wegen schwerer Urkundenfälschung, Unterschlagung und Betrug zu sechs Jahr Gefängnis. München. Vor der Strafkammer des Land gerichts harte sich der Neichsgraf Wilhelm von Wicken burg, der gänzlich herabgekommene Sproß eines alten Tiroler Adelsgeschlechtes. zu verantworten. Ursprünglich Offizier bei den Tiroler Kaiserjägern, lebte der nun 45jährige Graf ohne irgend ein festes Einkommen, seitdem seine Familie sich gänzlich von ihm loSgesagt hat. Ec hat schon öfter mit den Ge richten zu thun gehabt, zuletzt in Düsseldorf und Berlin, von wo er ausgewiesen wurde. In München hatte er folgenden Trick ersonnen, um seiner Kaffe aufzilhelsen. In Gemeinschaft mit einem Budapester Artisten namens Steiner redete er einem VariStä- besitzer vor, er beabsichtige eine junge Dame, seine Geliebte, auf seine Kosten als Sängerin ausbilden zu lassen. Zur Deckung dieser Kosten stellte er einen Wechsel aus; Steiner aber sollte für die Vermitte lung des Geschäfts von dem anderen Kontrahenten eine Provision von 1000 Mk. bar erhalten, und auf diese allein war es natürlich nur abgesehen. Schließ lich schöpfte der Variäte-Jnhaber Verpacht und brachte die Sache zur Anzeige. Graf Wickenburg erhielt acht Monat Gefängnis und 3 Jahr Ehrverlust und erklärte, sich bet dieser Strafe beruhigen zu wollen, die dem gänzlich miUellosen und einer aussichtslosen Zukunft cntgegengehenden Menschen vielleicht nicht einmal unwillkommen erscheint, da sie ihm wenigstens ein Obdach für den Winter sichert. Kunte» Allerlei. Keine Peroleumlampe als Nachtlicht. Manche Personen haben die Gewohnheit, den Docht einer brennenden Petroleumlampe herab zuschrauben, um sie als Nachtlicht zu benutzen. In diesem Zustande raucht der Docht ost sehr stark, und das Zimmer füllt sich mit Dämpfen, wodurch häufig schon bedenllichc Krankheitsfälle hervorgcrufen worden find. Ja, sogar von Todes« »Lllen, die dadurch hervorgerufen wurden, liegen Beispiele vor. Es ist deshalb dringend zur Vor sicht zu mahnen. * * * Tas Glück der Ehe. „Ich höre, Sie hätten geheiratet?" — „Ja, die Unordnung war schrecklich, — bin immer mit abgerissenen Knöpfen tzerumgelaufen." — „Na und jetzt?" „Jetzt nähe ich sie mw an!" Mehr als die schöne Amerikanerin beschäftigte ihn Elfriedes verändertes Wesen. Das junge Mädchen trug eine hochmütige Kälte gegen ihn zur Schau, die ihr andern gegenüber vollkommen fremd war. Wenn sie sich in der fröhlichsten Stimmung befand, so genügte das bloße Er scheinen Waldecks, um das Lächeln von ihren Lchpen zu vertreiben und eine düstere Wolke auf ihre Stirn zu bannen. Ihr Benehmen blieb ihm ein Rätsel und so ost er es auch versuchte, den Grund desselben zu erforschen, er kam nicht dazu, eine Aufklärung zu erlangen. Elfriede wich geschickt jeder direkten Frage aus, und mitunter streifte ihn ein so seltsamer Blick aus ihren schönen Augen, daß er völlig irre an ihr ward. Sie konnte ihn doch nicht hassen, sie, die ein so gutes Herz, ein so frisches, fröhliches Gemüt besaß! Was sich unter dieser ruhigen Außenseite barg, das sah er nicht. Sie war ihm ein schönes, aber unlösbares Rätsel. Lady Churchill gab einen großen Masken ball. Alles, was nur Anspruch darauf hatte, zur guten Gesellschaft gezählt zu werden, war eingcladen, und man versprach sich sehr viel von diesem Feste, das eins der glänzendsten dieser Saison werden sollte. Vielleicht wäre Waldeck nicht hingegangen, aber er wußte, daß er Elfriede dort finden würde und unter dem Schutze der Maskenfrei- heil hoffte er, endlich mit dem jungen Mädchen «ffeo sprechen Zu können. Es war eine glänzende Versammlung, die in den hellerleuchteten Sälen wogte, aber Waldeck hatte kaum einen flüchtigen Blick für daS farbenprächtige Bild, das sich ihm bot; seine Augen schweifen suchend umher, um die Eine zu finden, wegen der er hergekommen war, aber wenn er schon glaubte, Elfriedes schlanke, graziöse Gestalt heraus gefunden zu haben, dann kamen ihm wieder Zweifel, ob sie es auch sei, und so war eine Stunde ver gangen, ohne daß Waldeck es über flch hatte gewinnen können, eine der eleganten Masken anzusprechen. Plötzlich fühlte er leise seinen Arm berührt. Vor ihm stand ein schwarzer Domino, dessen Augen ihn hinter der Maske hervor glühend anblickten. Waldeck hatte durchaus keine Lust, fich in eine Intrige einzulassen; er blieb daher ruhig stehen und wartete auf die Anrede der Maske. Diese sprach jedoch kein Wsri, sondern ergriff nur seinen Arm und zog ihn hastig mit fich fort durch den Schwarm der Gäste. Widerwillig folgte Waldeck, er wußte, daß diese Dame nicht Elfriede war, denn das junge Mädchen war kleiner und schlanker, aber er hatte auch keine Ahnung, wer diejenige sein konnte, die so lebhaft eine ungestörte Unter redung mit ihm zu wünschen schien. Der Domino zog ihn schweigend weiter, hatte fich aber so fest an seinen Arm ge klammert, daß ein Loskommen gar nicht mög lich war. Die Maske Mete ihn in den Wintergarten, au blühenden Gesträuchern und lauschigen Bosketts vorbei, bis fie endlich am Ende des Gartens vor einer Epheulaube Halt machte. Jetzt brach Waldeck das Schweigen. „Was soll das bedeuten?" fragte er. „Waltet hier nicht ein Irrtum ob?" Zu gleicher Zeit löste er seine Maske, um dem Domino Gelegenheit zu geben, seine Züge zu sehen. „Nein, nein, es ist kein Irrtum," murmelte der Domino, den Doktor mit fich in die Laube ziehend. Die aus grünem Plüsch imitierte Moosbank bot Raum sür zwei Personen, dennoch zögeite Waldeck, fich zu setzen. Der Domino mußte zweimal seine Einladung wiederholen, ehe er Platz nahm. „Darf ich nun um Aufklärung bitten?" sagte der Doktor, nicht sehr erbaut von diesem geheimnisvollen Gebaren. „Haben Sie die Vergangenheit vollkommen vergessen?" kam es jetzt in gedämpftem Tone hinter der Maske hervor. Waldeck zuckte unwillkürlich zusammen. Sollte Jenny . . . . ? Aber nein, es war Wahnsinn daran zu denken, dazu war fie viel zu stolz! „Die Vergangenheit?" fragte er etwas un sicher. „Nun, je nachdem; das Unangenehme vergißt man, das Angenehme bleibt einem in der Erinnerung; so wird es wohl den meisten Menschen gehen!" „Nicht allen," tönte es leise an sein Ohr. „Haben Sie nichts in Ihrem Leben zu be reuen ?" .Nein. — nichts!" Seine Worte kamen fest und entschlossen, fast rauh und streng von seinen Lippen. Der Domino an seiner Seite zuckte jäh zusammen. „Doch, doch, Sie haben einst eine schwere Schuld auf fich geladen," sagte die maskierte Dame nach einer Pause, „Sie find ein zu strenger Richter gewesen, da, wo man nur aus Liebe zu Ihnen gesündigt hatte!" „Ein gegebenes Wort muß unter allen Um ständen heilig sein," sprach Waldeck ernst. „Selbst wenn man dabei unglücklich wird ?" kam es mit Ungestüm von den Lippen der Maskierten. „Drum prüfe, wer fich ewig bindet —" Ein herbes, spöttisches Lachen unterbrach ihn. „Lassen wir die Citate," sagte jetzt Lady Churchill mit unverstellter Stimme. „Wissen Sie, daß ich Ihretwegen allein einen Schwäch ling, einen gutmütigen Narren geheiratet habe, dessen Albernheiten mir das Leben an seiner Seite zur Qual machen?" Sie riß mit einer jähen Bewegung die schwarze Samtlarve herab und sah den Doktor mit blitzenden Augen in das Gesicht. „Mylady, eine Frau sollte so nie von ihrem Gatten sprechen!" Sie warf trotzig den Kopf in den Nacken. „Ich aber thue es," rief fie mit scharfer Betonung, „und ich bin vollkommen berechtigt dazu l" „Niemand hat Sie zu d eser Heirat ge zwungen," lautete seine kalte ! Utwort. »t« (Fortsesunz falzt.»