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Mtdauerfahrt aus. Insassen waren Ingenieur «Heile und Fabrikant Ziegler, beide aus - Augsburg. Der Ballon flog bis Rußland landete bei Sieradz im Gouvernement Kalisch. Ein dreister Gelddiebstahl wurde durch ^en Handwerksburschen in der Bahnhofs- Restauration Raguhn lei Bitterfeld ausgesührt. v" einem günstigen Moment that er einen Griff die Büffeltkasse und verschwand mit seiner «eilte schleunigst, wurde jedoch noch im Laufe « Tages, an dem der Diebstahl geschehen, '»haftet. i Ueber eine gefährliche Berirrung ki»d- Wer Phantafie wird der ,Elb. Ztg/ auS «konke berichtet: In einem Nachbardorfe hatte Lehrer in der Schule seinen Kleinen zum ersten Male die biblische Geschichte von Isaaks Mennig erzählt und ihnen geschildert, wie Braham aus Steinen den Altar ausbaute, wie ü Holz darauf legte, es anzündete und schließ- W zur Opferung schritt. Mit gespannter Auf- Wirksamkeit hatten die Kleinen zugehört. Am Rachmittag rief einer der sechsjährigen Knaben Obrere Altersgenossen zu fich. Nach ein« Sehender Beratung und Besichtigung der Oert« West wurde aus Ziegelsteinen, Holz und Öderem Material ein regelrechter Altar er- achtet, wie man es in der Schule gehört hatte. M diesem wurde eine ausreichende Menge Reisig gelegt und solches noch ringsherum auf- ^stapelt. Zum Opferlamm war das zwei« lihrige Schwesterchen eines der Knaben aus- Ziehen worden. Das Kind wurde, nachdem j^e Vorbereitungen getroffen waren, auf das i Reisig gelegt, sestgebunden und nun der Stoß bitten angezündet. Doch auch hier schien eine Were Macht die schützende Hand über dem Opferlamm zu halten. Las Kind fing an zu Meien und zu strampeln, der Stoß geriet ins Zanken und stürzte zusammen, wobei das Kind »»versehrt zur Erde glitt. Durch das Geschrei »»'merlsam gemacht, eilten einige Nachbarfraucn Mei und retteten das kleine Mädchen. Jagdunglück. Der Leutnant Erich Stuben- »wtz vom 8. Jäger-Bataillon, das in Schlett« mdt liegt, wurde am 27. Juli bei einer Jagd W einem Kameraden, dem unvermutet das Gewehr losging, erschossen. Die Rache der Verratenen. Ein in Ac an der Seille (Lothringen) praktizierender Zahnarzt Mazer, der seinen Wohnort jenseits "tt Grenze, in BouxiereS, hat, machte, obwohl 'r mit einer Dame in Vic verlobt ist, einer manzöfin die Cour und lebte auch mit ihr im «wutstande. Aber Mazer ließ es damit nicht SMg sein, sondern bändelte obendrein mit kAer Dienstmagd an, die schließlich glauben Mte, die all«weitgehendsten Ansprüche an den Mnarzt zu haben. Als die Dienstmagd hörte, M ihr Galan fich in nächster Zeit mit einer »er Bräute (!) verheiraten wollte, stellte sie ihn N heftigster Weise zur Rede und unterstrich We Meinung von der Handlungsweise des Arztes mit mehreren Nevolverschüssen. Einer derselben traf so gut, daß Mazer nach mehreren Kunden starb. Die Dienstmagd emfloh, wurde »ber bereits in Nancy verhaftet. Eine» seltsamen Doppel-Unfall meldet vion aus Partenkirchen: Am Sonntag nach« Zittag wurde der Realschullehrer Kreuther aus "egensburg beim Abstieg von der Zugspitze ib Meter unterhalb derselben vom Schlage ge- Zoffen und war sofort tot. Sein Begleiter, der Aeaischul-Asfistent Poellein, erschrak hierüber so Ur, daß er abstürzte und dabei ebenfalls den Tod sand. Beide Leichen wurden nach Parten- «tchen gebracht. Eine heitere Geschichte passierte dieser Tage dem bekannten französischen Komponisten Ernst Reyer. Er befand sich eines Abends in Zvem großen Londoner Theater und saß in ber Loge eines Lords; in seinem jugendlichen Echtfinn hatte er aber vergessen, den Frack vnzuziehen. Er hatte kaum Platz genommen, süs ein Logenschließer in der Loge erschien, um M die unangenehme Mitteilung zu machen, M er, so gekleidet wie er war, unmöglich in der Loge bleiben könne. Reyer weigerte sich, Ze Loge zu verlassen; auch der Lord trat für M ein, aber der Logenschließer ließ nicht mit blander gepreßt. Es mochten keine angenehme Gedanken sein, die ihr Inneres beschäftigten, denn sie seufzte ein paarmal tief auf, und über ihr bleiches Antlitz legte fich ein schmerz- bcher Ausdruck. Vom Dorf her ward der Galopp eines Pferdes hörbar. Lucie hob lauschend den Kopf, denn fie erwartete ihren Bruder. Jetzt ward die Gestalt des Reiters sichtbar, eine edle, vor- Uehme Erscheinung, die in stolzer Haltung auf dem schönen Pferde saß. Ueber das Antlitz des jungen Mädchens flog / es wie ein Schatten; im nächsten Moment hatten Hre Hände das Gitter losgelassen, fie selbst war schnell einige Schritte zurückgerreten. Aber schon hatte der Reiter die junge Dame erblickt; er sprang vom Pferde und das« Übe am Zügel sührend, nähme er fich dem Hause des Doktors. Lucie erwiderte den freundlichen Gruß mit ,Selassenec Höflichkeit. Nichts an ihr verriet, ob ihr dieses Zusammentreffen angenehm oder un angenehm sei. - »Ist Ihr Bruder zu Hause, Fräulein Waldeck?" fragte eine klangvolle Männerstimme. ^Lucie verneinte. »Schade l Ich hätte ihm so gern gratuliert! «r Hai die Stelle als KreiS'^rzt in Eschen- heim erhallen I" Die blassen Züge Lucies blieben unbewegt. »Ich danke für die freudige Nachricht, Herr Daron," sagte fie gelassen. »Mama yat es nur soeben mitgeteilt. So sthr tch es auib in unserm Internste bedauern Nwh, Leu ^.schick.en A.zt zu melieren, so freut fich reden. Da band fich der Komponist des „Sigurd", unterstützt von dem edlen Lord, die farbige Kravatte los und ersetzte fie durch ein weißes Taschentuch, das er fich um den Hals band, dann öffnete er die Weste weit, sodaß das ganze Oberhemd zu sehen war, steckte mit Nadeln die Ecken seines Rockes hoch, um ihm die Form eines Schwalbenschwanzes zu ver leihen, und sagte dann sarkastisch zu dem Logenschließer: „Ist es gut so?" — „köss" antwortete dieser und verließ befriedigt die Loge. er nicht mehr Begeisterung durch feinen Ver such, sein Leben zu wagen, um Koch zu wider legen, hervorgerufen hat. Der Eisenbahn Unfall von Graniea, wobei die Königin Olga von Griechenland in Gefahr geriet, wurde dadurch herbeigeführt, daß durch die Unaufmerksamkeit eines Weichenstellers dem in den Bahnhof einfahrenden Zuge ein zurückdrückender Rangierzug in die Flanke fuhr. Die Königin nnd das Gefolge wurden mit großer Heftigkeit von den Sitzen geschleudert. gottvolle Paula nie mit einem Worte oder einem Blicke beleidigt habe; er habe in ihr feit Jahren da» Ideal gesehen, mit dem er glücklich zu werden hoffte, und habe ihr in Ansichtskarten, Blumen und selbst- verfaßten Gedichten wie Musikstücken seine Ver ehrung zum Ausdruck gebracht. Der Angeklagte er klärt ferner, daß er trog seiner prekären finanziellen Lage der Klägerin Hunderte von Ansichtskarten geschickt habe; jetzt sehe er ein, daß „die Gött liche" für ihn nicht erreichbar sei, weshalb er ssi« nicht weiter mit den Beweisen seiner Liebe verfolgt» und das erhoffte Glück im Herzen begraben werde. Klick auf dr« Rath«ms-Ar1ft von Cm-r«. Dr. GarnaultS Familie und Freunde fangen an, mehr als besorgt über das Schicksal des kühnen Forschers zu werben. Die tuber kulöse Materie, mit der er fich zuerst selbst impfte, wirkte, aber da fie nicht tiefer als die Haut zu gehen schien, machte er eine tiefere Impfung, von der er so ernste Folgen erwartet, daß alles für die Amputation bereit ist, sobald gewisse Symptome auftrcten. Er ist reizbar und verdrießlich. Das Gesicht hat fich geändert, und zeigt den Kampf des Geistes gegen ein Gift, das in ihm gärt und die Willenskraft angreift. Seine Vorlesung im Trocadöro zog kaum mehr als 300 Leute, noch dazu meistens Laien, an. Dies ärgerte ihn. Sein Buch, 1000 eng bedruckte Seiten stark, soll nach Aussage von Sachverständigen die umfassendste Monographie sein, die je über Tuberkulose geschrieben wurde. Aber der Verfasser Wied wegen seines Angriffes auf Professor Koch ge tadelt; Garnault begnügt fich nämlich nicht damit, zu zeigen, daß Koch seiner Meinung nach unrecht hat. Garnault hat in der medi zinischen Welt in Bordeaux, wo er seine Thätig- keit als Arzt begann, und in Paris eine leitende Stellung als Anatom und Spezialist für Brust- und Herzkrankheiten. Er ist reich auch ohne sein Einkommen, ist mit einer schönen Frau ver heiratet, die sein Vorgehen billigt, und kann seinen geistigen und künstlerischen Geschmack be- sriedigen. Gernault soll enttäuscht sein, daß Der Weichensteller (nicht, wie es anfangs hieß, der Stationsvo.steher) ist entflohen und Hai an die Königin nach Petersburg ein Bittgesuch gerichtet. Der Stationsvorsteher wurde ver haftet. Gericktslnrlle. Wie«. Eine höchst seltsame EhrenbeleidigungS- Klage lag vor einigen Tagen dem Wiener Bezirks gerichte Joscphstadt vor. Ein junges Mädchen auS gutem Haufe, Paula D. mit Namen, trat als Klägerin gegen den Post pattassen-Beamten Franz A. aw, der sie durch seit Jahren fortgesetzte LiebeS- beweife in ihrer Mädcheuehre beleidigt haben soll. Wie die Klägerin in ihrer Klage selbst anführt, ist ihr der Angeklagte keineswegs in verletzender Weise nahegetreten; er begnügte-sich, sie aus der Ferne zu verehren und ihr seine Verehrung durch lleber- sendung von Ansichtskarten, Blumen, selbstverfaßten Liebesgedichten und selbstkomponierten Musikstücken zu bekunden. Am 29. Juni, dem Namenstage der Klägerin, sendet« ihr Franz A. nicht weniger als dreiunddreihig Ansichtskarten, in denen er ihr „als treuer Freund und Verehrer" die innigsten Glückwünsche und herzlichsten Grüße zum Namenstage übermittelte. Diese 33 Ansichtskarten bildeten das Substrat der EhrenbeleidigungS - Klage. Zur Verhandlung war der Angeklagte, ein 25 jähriger Mann, nicht erschienen. Er Halle an das Gericht eine umfangreiche Eingabe geschickt, in der er einleitend bemerkt, daß er sich zu schwach fühle, um sich gegen die in ihrer Art einzige EhrenbeleidigungS - Klage zu rechtfertigen. Er beteuert in der Eingabe, Laß er die edle, die Der Klageanwalt führte aus, daß die Klägerin in dem Vorgehen deS Angeklagten eine Beleidigung erblicken müsse; ihr guter Ruf werde durch die Ansichtskarten gefährdet. Der Klageanwalt legte eine Reihe von Belichten und Musikstücken vor, die der Angeklagte der Klägerin außer 33 Ansichtskarten zum Namenstage übersendet hatte und beantragte unter Verzichtleistung auf die Vertretungskosten, den Angeklagten, wenn auch nur milde, zu bestrafen. Der Richter beschloß jedoch vor einer Urteilsfällung den Geisteszustand deS An» geklagten durch Gerichtsärzt« untersuchen zu lassen, denn, so meinte der Richter, ein normaler Mensch schreibt einer Person nicht 33 Ansichtskarten gleich artigen Inhalts an einem Tage. Die Verhandlung wurde hierauf vertagt. Lausanne. Das hiesige Schwurgericht hat den Marquis Lagoy, der im März ein Revolver-Attentat auf seinen Schwiegervater Le Meede-Lasalle ver übte, für nicht schuldig erklärt. Daraufhin wurde der MarquiS, der vier Monat in Haft war, srei- ge prochen. ' " Kuntes Allerlei. Nette Aussichten. Neffe: „Lieber Onkel, ich habe mich entschlossen, umzusatteln und die juristischen Studien aufzugeben." — Onkel: „Und welchen Beruf hast du dir gewählt?" — Neffe: „Ich will Musik studieren." — Onkel: „Na, in Gottes Namen! Aber eines sage ich dir gleich, Franz, auf meinen Hof kommst du mir nicht l" i^ach. 2ahrh.') es mich doch, daß der Doktor nun in einen größeren Wirkungskreis tritt, in weichem er sein Wissen und Können ausgiebiger verwerten kann," fuhr Edgar von Hohenzil in freundlichem Tone fort. „Auch für Sie, mein Fräulein, wird Eschenheim weit mehr Anziehungskraft bieten, als es diese ländliche Einsamkeit gethan." „Herr Baron, ich bin nicht anspruchsvoll; ich habe mich hier ganz wohl befunden." Sie sagte das in einem so kalten Tone, als ob ihr alles was vorging gleichgültig sei. Der Baron äußerte noch einige höfliche Worte und verabschiedete fich dann, nachdem er Lucies Einladung, in den Garten zu treten, mit Hinweis auf sein ungeduldiges Pferd, ab gelehnt hatte. Die junge Dame machte eine zeremoniöse Verbeugung. Edgar von Hohenzil schwang fich in den Sattel und nach wenigen Sekunden zeigte nur eine leichte Staubwolke die Richtung an, die der Reiter eingeschlaqen hatte. Lucie mochte wohl des Wartens überdrüssig geworden sein; fie ging in das Haus zurück und machte sich mit dem Ordnen des Thee tisches zu schaffen. Mit statuenhafter Ruhe ging fie hin und her, als denke fie garnicht mehr an die erhaltene Nachricht, uns doch war diese der einzige Gedanke, der fie beherrschte. Mit peinlicher Genauigkeit ordnete fie die Teller, Schüsseln und Tassen, legte die Bestecke und die seinen Damastserviettcn zurecht. Von Kindheit an schon hatte Lucie eine ent schiedene Neigung für alles Feine, Vornehme besessen. In guten Verhäüwsscu ausgewachsen, hatte sie niemals die Not kennen gelernt, und als nach dem jäh auseinander folgenden Tode der Eltern die beiden Geschwister auf ein wohl anständiges, aber knappes Auskommen ange wiesen wurden, la hatte fie es vorzüglich ver standen, über das Wenige, was fie besaßen, einen Schimmer von Vornehmheit zu breiten. Die bescheidenen Mahlzeiten waren stets auf feinem Service angerichtet worden. Die Wohnungseinrichtung, so einfach fie auch ge wesen, hatte durch Sauberkeit und geschmackcollr Anordnung einen Anstrich von Eleganz erhalten und damit manches kostbare Meublement in den Schatten gestellt. Lucies Kleidung blieb immer schmucklos, ohne jene Zuthaten von Bändern und Spitzen, ohne die so viele Frauen nicht leben zu können vermeinen; aber die Stoffe, die fie trug, waren gutes, seines Gewebe und kein Mensch sah es ihren Kleidern an, daß fie dieselben jahrelang in Benutzung hatte. Mit ihrem ausgesprochenen Talent, selbst den unbedeutendsten Dingen einen gewissen Rei; zu verleihen, war fie ost der Gegenstand st ller und lauter Huldigungen gewesen, aber Lume wies alle Anträge auf das entschiedenste zurück. Sie wollte lieber allein als unver standen durchs Leben gehen, und bisher hatte sie noch lein Wesen gesunden, bei dem fie volles Verstehen ihrer Eigenart fand. Sie war ihrem Bruder ebenso willig vor zwei Jahren aufs Land gefolgt, als fie jetzt bereit war, mit ihm in die Stadt zu ziehen. Besondere Wünsche hatte fie nie gehegt, wcnigstens nie geäußert, sondern sich stets mit allem zufrieden gezeigt. Lucie hatte ihre Vorbereitungen beendet; sic ließ noch einen vrüfenden Blick über den Tisch gleiten und schickte fich eben an, ins Neben zimmer zu gehen, als die Thür des Speise zimmers hastig auigeiissen wurde und Elfriede von Dahlen auf der Schwelle erschien. Aber wie sah das ewig lachende, heitere Mädchen aus! Die Augen gerötet vom Weinen, um den Mund einen tiefen Zug des Schmerzes, den großen Gartenhut vom hastigen Lauf tief im Nacken fitzend, so präsentiert!! fich die Enkelin der Frau, die so viel auf Anstand hielt, daß fie vor den Augen anderer selbst bei den schmerzlichsten Vorkommnissen noch nie eine Thräne geweint hatte. „Fräulein von Dahlen!" rief Lucie über rascht, ihr einige Schritte entgegen gehend. Elfriede trat vollends ins Zimmer und schloß die Thür hinter fich. Der stillen, ernsten Schwester ihres „guten Freundes" gegenüber fühlte fie sich immer etwas beklommen. „Ich möchte den Doktor sprechen," brachte fi: endlich hervor, ihre Verlegenheit gewaltflm niederkämpsend. „Mein Bruder ist nicht zu Hause, wird aber bald kommen. Wollen L>ie indessen nicht Platz nehmen?" entgegnete Lucie. „Danke, danke, dazu habe ich keine Zeit," stammelte das junge Mädchen, „ich — ach, liebstes Fräulein, ist es denn wahr, daß der Doktor von hier fortgehen will?" schluchzte fie plötzlich heftig auf. „Großmama sagt es, aber ich kann es nicht glauben. Nein, nem, cs k^nn nicht möglich sein!" U3 tIortfetzmiz fAzn-