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seiner „Reisen in fremden Zonen", so hieß das Werk, geboten. „Sieh, wie reich wir werden, Gelehrtenweib!" rief er fröhlich und tanzte mit Serena, seiner getreuen Sekretärin, durch den Salon. Sie bereitete eine kleine Bowle, draußen auf der angenehmen, kühlen Veranda wurde sie genossen. Allerlei Allotria trieb der ernste Mann, er setzte ihr einen Kranz auf, eine wehende Ranke bildete das Material, er zog ihr auch den Pfeil aus dem Haar, fie aschblonde Flut fiel über die leichte Sommertoilette und Plötz lich rief er aus: „Wie schön bist Du." „Schmeichler!" „Nein, Du wirst täglich schöuer, weil ich Dich täglich mehr liebe!" und er will sie umfassen. Sie hält scherzhaft seine Hände iest, er lacht und sagt: „Noch blieben mir Augen zum Bitten, und ^er Mund zum —" und er umfängt sie und küßt sie, wieder und Reder, bis sie ein lauter Schrei auseinander fahren läßt, Klotilde ßat ihn ausgestoßen. Ahnungslos ist letztere hier her gekommen, wenn sie alles Ach ganz nett findet, aber, wo meine Tochter so viel herrliche hegenden gesehen hat, so verwöhnt ist, kann ihr diese Umgebung Äum genügen, klagt sie: „Ach, mein armes Kind, wie wirst Du Dich hier befinden, Du weilst in Paradiesen und —" sie hält inne, lie Gesellschaft ist auf dem breiten Kieswege angekommen, den im kennen, wir waren weder in Italien oder irgend sonst wo, seit unserer Hochzeit leben wir hier." Ungläubiges, stummes Kopfschüttelu seitens der Gräfin, sie sah von Serena auf König und von König wieder auf Serena, wollte man sie zum besten halten? Nein, dieser Schwiegersohn, unfaßbar, was steckte nur dahinter? Es bedurfte noch mehrfacher Beteuerungen, bevor sich Klotilde nur ein wenig überzeugen ließ! „Aber die vielen Postkarten, die ich erhielt?" fragte sie noch zweifelnd. „Sandte uns Hetzen, wir schickten sie ihm beschrieben zurück und er schickte sie dann von seinem Aufenthalt wieder an Sie, Frau Schwiegermama!" „Unglaublich! Wenn dieses unsere Bekannten, wenn Helene es erfährt! Mich so zu düpieren, aber dieser Hetzen hat es gewußt, er steckte mit im Komplotte, er soll —" „Halt, verehrte Frau Schwiegermutter, ich habe den Plan er- dacht, ich allein bin der schuldige Teil, keinen Unschuldigen büßen lassen. Nicht wahr, Sie verzeihen uns?" Und nun wurde die gute Klotilde dermaßen mit Zärtlichkeiten überschüttet, daß sie garnicht imstande war, zu verneinen. Jetzt gewann sie auch Zeit, ihre Tochter fragend anzusehen, war sie glücklich? „O, Mama!" Er neutes, allseitiges Umarmen, bis Klotilde mit dieser Antwort zu- kerliner frukjakrsparall«. Der Kaiser an <ter Spitze <ter saknen-Kornpanie. ^ergründe die Villa mit der Veranda abschließt. „Was das?" Erstaunt, entrüstet sieht sich alles, außer Kaiser und Hetzen, an, kzt sich dort nicht ein Paar, wird da nicht geküßt, im Hellen Anenschein, wer ist das, was bedeutet das, vermeintlich befindet h niemand hier, ist alles verschlossen, und nun? Eine Pause, da -ndet sich das zärtliche Duett in den zierlichen Gitterbogen ganz den Untenstehenden und Klofilde erkennt, muß trotz Sträuben k Tochter mit dem Gatten erkennen und ihr entfährt der Schrei, k die Turteltauben auseinander fahren läßt. Alfred und Serena faßten sich schnell, lachend eilten sie hin ter, umarmten die sprachlose Mama und sührten sie hinein, >hrend die übrige Gsellschaft sich diskret zurückzog. Auch hier Ate die Ueberraschte noch immer keine Worte finden, sie wußte Ä, sollte sie ihren Zorn, ihrer Neugierde oder ihrer Verwunde- tg zuerst Worte leihen, endlich löste sie ihre Zunge und während I das Paar liebevoll um sie beschäftigte, brach sie in die Frage s: „Ihr seid wieder hier und ich wußte es nicht?" „Wir sind garnicht fortgewesen, gnädigste Schwiegermama!" „Wie, das ist mir unverständlich." „Alfred hat recht, liebe Mutter, gleich die Wahrheit zu be frieden war und ihren Aerger verrauchen ließ. Jetzt holte Alfred die im Garten gebliebene Gesellschaft, während Serena mit ihrer Wirtschafterin unter der Veranda einen Imbiß für alle Herrichten ließ. Neues Fragen, erneute Verwunderung, Lachsalven. Gretel war fast garnicht zu zähmen, ebenso Fräulein von Gaus, die mit ihr Dutzfreundschaft schloß und ganz verjüngt, naiv lachte oder scherzte und in den Zwischenpausen im Verein mit Gretel dem Doktor freundlich zuwinkte. Hetzen sprudelte von Humor, während „Herr Lehrer Kaiser" seine ernste Haltung bewahrte, wie Klotilde mit Befriedigung bemerkte. Potz tausend, wenn Helene in diesem Augenblick unter dieser zwanglosen Gesellschaft erschienen wäre, sie vermochte nicht auszudenken, was wohl geschehen würde. Serena unterhielt sich mit ihrer Freundin Braun, wie war diese Gute so glücklich über der andern Glück. Allgemein bemächtigte sich des Kreises eine von Herzen frohe Stimmung und als man sich trennte, langte Benedikt einen Bogen Papiet aus der Tasche und schrieb mit großen Zügen darauf: „Für mein Tagebuch! Ein wahrhafter interessanter und froher Sommer-Nachmittag! Hoch das junge Paar, hoch die Hochzeitsreise desselben!" Alle stimmten ein! (Fortsetzung folgt.) 31*