Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 16.12.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191412166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19141216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19141216
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-16
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 16.12.1914
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Der ^arlck nack Lerlin. In der französischen Presse war deutlich zu merken, dak die russischen Kriegsoperationen in den ersten Kriegsmonaten nicht den Beifall der Pariser hatten. Selbstverständlich ist ja, das? die schweren Niederlagen der russischen Truppen in Ostpreußen tief beklagt wurden. Aber die Schlachtfelder bei Tannenberg und Insterburg lagen doch aus dem geraden Wege von Petersburg nach Berlin, und die Russen können nichts Ruhmwürdigeres tun, als mit aller Macht gegen das Herz Deutschlands vorzustoßen. Wozu die Ausschweifungen nach der Bukowina, Len Karpathen? Ein Millionenheer muß endlich die preußischen Ostgrenzen überfluten und sich bis zur Haupt- stadt des Reiches iortwälzen. Mitte November war man endlich so weit, Paris tonnte ausatmen. Die Kämpfe bei Wloclawec und Kutno waren nur verzweifelte Kunststücke eines vom Glück begünstigten Feld herrn (Hindenburg), um die unaufhaltsame Dampfwalze, die sich von Warschau und Iwangorod her in Bewegung gesetzt hatte, zum Stehen zu bringen. Nikolai Nikolajewitsch stand schon mit der Masse der hinter der Weichsel angesammelten ölt Armeekorps auf der Linie Lowicz-Lodz—Nowo Radomsk— Piliza. Beinahe hatten mehrere deutsche Armeekorps die zermalmende Wucht der Dampswalze gefühlt. In Paris und London erschienen Siegesberichte, nach denen die Rullen schon so gut wie vor den Toren von Posen und Breslau standen. Da kamen die Hiobsposte»: die bei Lo- wltsch weit gegen den rechten russischen Flügel vorgestreckte deutsche Faust nicht zurückge« schlagen, Lodz, die Mitte dieses Flügels, von den Deutschen genommen, die von Petrikau und Nowo Radomsk her erwartete Hilfe durch Vorstöße der Deutschen und Österreicher ver eitelt, der ganze rechte Flügel nach blutigsten Verlusten in eiligem Rückzug durch völlig ver ödetes Land. So ist der ersehnte Marsch auf Berlin wieder ins Stocken geraten. Selbst wenn die neuen Stellungen noch eine Weile lang gehalten werden, — der Einfall nach Preußen ist mißglückt, das Millionenheer mit Masten von Verwundeten, Kranken, Er schöpften und Demoralisierten beladen, die Ausfüllung der Lücken und Mangel an Offi zieren, Waffen usw. schwer und langwierig. Schweren Herzens läßt man in Paris und London den Glauben an die russischen Siegesnachrichten und die Hoffnung auf Ent lastung im Westen durch das Vorrücken der Heere Väterchens fahren. Besonders in Paris beginnt in allen Schichten der Bevölkerung sich großer Mißmut über das völlige Ver sagen der Russen bemerkbar zu machen. Nach dem stürmischen Vordringen der Deutschen auf der Westfront hatten alle Mtlitärfachleuie dem besorgten Publikum erklärt: Wenn wir uns nur zwei Monate durchhalten können, bis die Russen vor Küstrin liegen, ist unsere Sache gerettet. Jetzt sind nun aber über vier Monate verflossen, und es scheint, als ob die Russen nicht einmal sich selbst, geschweige denn anderen helfen könnten. Selbst die franzö sische Presse zollt notgedrungen dem Genie Hindenburgs ihren Beifall. Hindenburg wird des öfteren Napoleon zur Seite gestellt. Die kühle Ruhe, mit der er den Vorstoß auf Lodz vorbereitet und ausgeführt hat, wird als be wundernswert gepriesen und als Beispiel hin gestellt. In der Tatsache, daß die Regierung es nicht wagt, nach Paris zurückzukehren, er blickt die Bevölkerung einen Beweis dafür, daß die Kriegslage sich nicht wesentlich ge ändert haben kann. Das Mißtrauen gegen dis amtlichen Nachrichten ist daher im Wachsen. Während die amtliche Kriegsbericht erstattung großen Zweifeln begegnet, finden die tollsten Gerüchte über das Erscheinen der Deutschen vor Paris allgemeinen Glauben und rufen jeden Augenblick Angst hervor. An der zunehmenden Kriegsmüdigkeit der Pariser Bevölkerung kann nicht mehr gezweifelt werden, und Präsident Polncarö hat dies dieser Tage an sich selbst erfahren, als er wieder auf kurze Zeit Paris besuchte. Denn die Bevölkerung bereitete ihm einen auffallend kühlen Empfang: die Ankunft, die Anwesen heit und die Abreise des Staatsoberhauptes wurden von den Parisern kaum beachtet. Es braust ein Kuf. «l Erzählung von Max Arendt-Denart. fzoMctzmig.1 Fr nahm aus seiner Tasche zwei Tüten: ..Du meldest jetzt, wie es vorgeschrieben ist, d- n Ausbruch der Krankheit beim Ortsoor- m her. . Die beiden toten Stück vergräbst du, ohne ihnen das Fell abzuzieben, io tief im Felde oder im Garten ein, als du's vermagst und gießt eine dicke Schicht Kalk darüber. Die u ns andern Rinder laß sofort an die frische Luft, wenn du sie dir erhalten willst, und dem ge- ichrien Bader kannst du von mir bestellen, daß er ein Dummkopf ist. Hier sind zwei Tüten. Von der ersten gibst du alle drei Stunden e nsn Eßlöffel in Wasser und von der andern gleich darauf halb soviel in Honig einge rührt !" „Hab Dank!" sagte der andre, „aber von dem Milbrand, das machst' mir nicht weis. Aber hab' Dank dafür, denn ich weiß, was du mir gibst, wird helfen, hab also Dank!" .S' ist gut! Deinen Dank magst' be halten und von deiner Schlauheit kann ich dick und will ich dich nicht heilen! Leb wobl !" Der Bauer bot ihm die Rechte: aber Anton Ferchhammer war schon auf dem ge räumigen Hofe draußen. Ohne sich noch ein mal umzusehcn, schritt er zur Tür in den lachenden Sonnenschein und in die prangende Natur hinaus. Er schlug jetzt den Weg ein, der abseits von den Dörfern über den Hochwald nach seinem Besitztum führte. Es war der Feldweg, den ihm vorhin Ler DorWulze empfohlen Halle. Zu seiner Neuerdings kommt eine neue Sorge hinzu: die Entwicklung der Dinge auf dem Balkan. Nach den neuesten, trotz strenger Zensur be kannt gewordenen Nachrichten erwartet man einen Angriff Bulgariens auf Serbien als un mittelbar bevorstehend. Einen derartigen Kampf könnte aber Bulgarien nicht aufnehmen ohne vorherige Verabredungen mit Rumänien. Diese könnten sich aber nur gegen den Drei verband richten, und damit würde die letzte Hoffnung der Franzosen auf den Ausbruch eines rumänisch-österreichischen Krieges in sich Zusammenstürzen. So kommt es, daß niemand mehr in der Stadt des Lichts, die jetzt ohne Licht ist, von dem Marsche nach Berlin, daß aber jedermann von seiner Sehnsucht nach Frieden redet. verschiedene Uriegsnachrichten. Joffres Siegeszuversicht. Als der jranzösische Generalissimus Joffre vom Präsidenten Poincarä im Hauptquartier empfangen wurde, erklärte er: „Ich habe die Ehre, Ihnen binnen vierzehn Tagen einen großen französischen Sieg versprechen zu können." — Man kann in Ruhe zwei Wochen abwarten: solche Voraus sagen von Siegen pflegen gewöhnlich nicht in Erfüllung zu gehen. Russland ist unzufrieden mit den Verbündeten. Die .Frankfurter Zeitung' meldet als Stock holm: In Rußland verbreitet sich wachsen des Mißtrauen gegenüber den Westmächten, denen man vorwirft, sie ließen die Russen im entscheidenden Augenblick im Stich und überließen ihnen alle schweren Opfer allein. An maßgebender russischer Stelle herrscht große Enttäuschung darüber, daß sich die Verbündeten in Frankreich während der blutigen Kämpfe in Polen einfach ruhig ver hielten, wodurch allein es den Deutschen er möglicht wurde, bedeutende Truppenmassen vom Westen nach dem Osten zu schicken. — Der Militärkritiker des Schweizer .Journal de Geneve' erklärt, die Kämpfe in Polen entwickelten sich zuungunsten der Russen. Bei dem deutschen Oberkommando herrsche eine erstaunliche Beweglichkeit, die durch das ausge zeichnete strategische Eisenbahnnetz begünstigt werde. Man habe den Eindruck, daß sich auf diesem Schauplatz die Führung der Truppen srei von Schulformen halte und von hohem strategischenGeiste beseelt fei. — Türkische Blätter berichten, daß. wie Flüchtlinge aus der Bukowina erzählten, die russischen Truppen neun Ort schaften geplündert und deren Be wohner niedergemetzelt haben. Die Kosten des englischen Einsalls in Togo. Den .Times' zufolge kostete die Expe dition zur Eroberung des Togo- tan des und zur Zerstörung der drahtlosen Station Kamina ungefähr 60000 Pfund. Die Geietzgebende Permmmiung der Goldküste be schloß. die Kosten auf sich zu nehmen. — Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus bat General Botha eine Mitteilung veröffentlicht, in der es heißt: „Der Auf stand derBuren ist j etzt so gut wiede- endet. Die hervorragendsten Führer sind tot oder gelangen: nur kleine, zerstreute Banden bleiben noch übrig. Während wir über die Schuldigen die gerechte Strafe ver hängen, müssen wir eine Rachepolitik vermeiden. Unsere nächste Aufgabe ist es, Maritz und Kemp entgegenzutreten, die auf deutsches Gebiet entwichen sind und uns von dort her mit einem Einfall bedrohen." Der Aufruhr in Indien. Nach Berichten, die aus Persien in Kon stantinopel eintrafen, zeigt sich in ganz Indien bereits die Wirkung des Heiligen Krieges. Revolutionäre Aufrufe werden besonders in die Kasernen eingeschmuggelt. In Bombay kam es zu Soldatenunruhen, bei denen 80 Mann standrechtlich erschossen wurden. Bei der Abfahrt von Transvortdampfern mit indischen Truppen nach Europa kam es zu Tumulten; das Militär ging gegen die aus Mohammedanern der besseren Stände de- Linken lagen die Gärten der Häuser, an denen er auf dem Wege durch die Dörfer vorüber gegangen war. Anton Ferchhammer ging langsam den sanft ansteigenden Weg. Seine Gemütsruhe war durch den aus reiner Menschenfreundlichkeit unternommenen Aus flug erschüttert: er sehnte sich nach Einsam keit und fand sie hier, wo ihm Erlebnisse wie die auf der Straße durch die Dörjer er spart blieben. Die Kirchenglocken riefen zum Nachmittags- oottesd lenst und ihr Mahnen drang auch hinab in das einsame Herz, das voller Leid und Bitternis war. Wie unter einem Bann blieb er stehen und lauschie. Jahre um Jahre waren dahingegangen, seit er zum letztenmal das Gotteshaus betreten hatte. Und wer war schuld daran, daß er nicht einmal Ruhe hatte an dem Orte, wo Feindschaft und Haß, wie alles kleine Menschliche vergessen sein sollte? Ansangs hatte er ihnen getrotzt, als das herbe Geschick ihn zwang, seine Studien auf zugeben und den Hof des sterbenden Vaters zu übernehmen. Aufrechten Hauptes ging er mit seinem jungen Weibe durch ihre Reihen, unerreichbar ihren Schmähungen, unberührt von ihrem gehässigen Getuschel. Dann kam eine Zeit, wo wilder Zorn ihn ergriff: aber die Verleumdung, die hinter ihm drein schlich, das Gerücht, das sich lautlos an seine Fersen heftete, konnte all sein Zorn nicht erschlagen. Da kam die Verachtung über ihn, und seitdem sein Weib unter dem Haß der Menschen zu sammengebrochen war, hatte er alles gemieden, was Menschenantlitz trägt. Und doch kainen Tage, wo er sich nach ihnen schule, und doch gao es Augenblicke, in denen ein Menschen- stehende Menge mit dem Bajonett vor. Die Attentate auf englische Beamte mehren sich. — Auch in der übrigen mohammedanischen Welt machen sich die Wirkungen des Heiligen Krieges bemerkbar. Die Senussi haben die ägyptischeGrenze überschritten. Im Sudan stehen über 40 000 Mann im Felde, die gegen die Engländer zieten. Der Emir von Afghanistan ist in Indien eingefallen, und der unversöhnliche Feind der Türkei, Jman Dahija. der, mit eng lischem Gelde unterstützt, 20 Jahre gegen die Türken in der arabischen Provinz Demen kämpfte, hat sich gegen die bei Aden stehenden Engländer gewandt. Vie Seeschlacht am ttap Yorn. Ganz Deutschland ist in tiefe Trauer durch die Nachricht versetzt worden, daß unsere Kreuzer „Scharnhorst", „Gneisenau" und „Leipzig" nach heftigem Kampfe bei den Falklands - Inseln (an Ler Osiküste Süd amerikas) gesunken sind. Naturgemäß können zurzeit Einzelheiten aus deutscher Quelle nicht berichtet werden. Es liegen indessen einige Privatmeldungen vor. So wird aus Amster dam berichtet: Der Londoner Korrespondent des .Tclcgraaf' meldet: Schon seit einiger Zeit hörte man Gerüchte, daß die deutschen Kreuzer in die Enge getrieben seien, und dass sie sich vermutlich in der Nähe des Kap Horn (Südspikc Amerikas) ver borgen hielten. Als sie gestern (am 8. d. Mts.) das Kap umfuhren, begegneten sic dem englischen Geschwader. Man glaubt, dass die „Scharnhorst" mit der ganzen Manmchaft untergegangen ist, während von den Besauunecn der „Gneisenau" und „Leipzig" mehrere Mann gerettet wurden. Aus Rotterdam wird ergänzend ge meldet: Das deutsche Geschwader, be stehend aus den Schiffen „Scharnhorst", „Gneisenau", „Leipzig", „Nürn berg" und „Dresden", fuhr hinter dem führenden Flaggschiff „Scharnhorst". So bald der Feind in Sicht war, wurde die Gefechtslinie mit Ostkurs formiert, um freie Bahn zu haben. Von den überlegenen eng lischen Streitkräften wurde die „Scharnhorst" jedoch von der „Gneisenau", die etwas zurückgeblieben war, getrennt und beide Schiffe sodann durch die feindliche Übermacht außer Gefecht gesetzt. Die kleinen deutschen Kreuzer „Leipzig", „Nürnberg" und „Dresden" suchten darauf unler Entwicklung der größten Schnelligkeit zu entkommen, doch wurde die „Leipzig" von feindlichen Schiffen abgeschnitten und gleichfalls vernichtet. So sehr uns und unsere Bundesgenossen die Nachricht von dem Verluste der drei Kreuzer in Betrübnis versetzt, so wenig kann sie uns überraschen: denn wir mußten damit rechnen, daß unser wackeres Geschwader, da es von ungeheuren feindlichen Kräften veriolgt wurde, ohne daß es einen Stützpunkt, einen Haien oder Docks zur Beringung halte, später oder früher erliegen mußte. Berichten doch englische Bläiter, daß 38 Schiffe aufgeboien worden waren, um die iüns Kreuzer aufzu bringen. Wenn die Engländer ihre Verluste als außerordentlich gering angeben, so ist dazu zu bemerken, daß wir das nicht kon trollieren können. Die Erfahrung lehrt uns aber, daß die englische Admiralität die Ver luste der Flotte schamhaft zu verschweigen pflegt. Hat sie doch noch heute nicht den Untergang des „Audacious" besannt gegeben. In unsere herzliche Trauer, in die uns der Heldentod so vieler braver deutscher Seeleute versetzt, mischt sich aber auch sreudiger Stolz: denn die Schiffe, die jetzt der feindlichen Übermacht japanischer und englischer (wahr scheinlich auch australischer) Schiffe erlegen sind, haben ihre Pflicht und Schuldigkeit vollauf getan. Sie find für das Vaterland tn den Tod gegangen, wie sie ihm gedient Haven: als Helden. Den wackeren Matrosen, Offi zieren und Kommandanten ist ein ewiges un vergängliches Denkmal im Herzen des deut schen Volkes gesetzt, und wenn etnst die Ge schichte dieses fürchterlichen Ringens geschrieben wird, so werden leuchtend die Namen aller hervorgehoben lein, die fern an Amerikas Küste den Heldentod sanden. - clt. ^euer engiilcker Völkerrecktsbruck. Ein englischer Anschlag auf die Neutralität der Schweiz. England, das bekanntlich seine Teilnahme an diesem Kriege damit begründet, daß es die Neutralität der kleinen Staaten schützen müsse, zeigt den Neutralen mit jedem Tage deut licher, was sie von dem Jnielreich zu er warten haben. Besonders kann die Schwei; ein Lied davon singen, da man ja weiß. Laß noch immer der englis^e Plan besteht, unter Bruch der Schweizer Neutralität in das Elsaß vom Süden und SüLosten her einzudiingen. Bezeichnend ist ein Vorkommnis, dessen „Held" derselbe Mister Grant Duff, der als englischer Gesandter in der Schweiz die Unverfrorenheit besessen hat, vom Kirchturm in Romanshorn aus Spionage gegen Friedrichshafen zu treiben. Der .Frankfurter Zeitung' ging von vertrauenswürdiger Seite folgender englisch geschriebener Brief eines Amerikaners zu, der übersetzt lautet: Lieber Freund! Ja, ich weiß alles über jene stürmische Szene zwischen Grant Duff und M. Da Sie offensichtlich von der Angelegen heit schon unterrichtet sind und da mir niemand Verschwiegenheit auferlegt hat, fo habe ich keine Bedenken, Ihnen zu jagen, was ich darüber weiß. Grant Duff in seiner Eigenschaft als Gesandter Seiner Britischen Majestät, außer ordentlicher und bevollmächtigter Minister zu Bern, verlangte vom Herrn Bundesrat M., dem kommenden Prä identen der Schweiz, daß die auf dem St. Gotthard stationierten mili tärischen B eh örd en gestatten sollten, daß die Franzosen oder die Engländer fun- kentelegraphische Arbeiten an dem radiotelegraphischen Turm und Apparat der Schweizer Regierung au, dem St. Gotthard für die Dauer des gegenwärtigen Krieges über nehmen, um ihn für Kriegszwecke zu be nutzen. Dieser oorgeschlagens Bruch der Neu tralität erregte die Wat des Herrn M. (obwohl M. ein italienischer Schweizer aus dem Kanton Tessm und keineswegs deutsch landfreundlich ist). M. sagte Grant Duff, daß er diesen Vorschlag als eineBeleidigung der Schweiz ansehe und daß er nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle, wlange der eng lische Minister in der Schweiz bleibe. M. ver anlaßte ferner den Schweizer Bundesrat, an den Schwerzer Gesandten in England zu tele graphieren, die englische Regierung zu benach richtigen, daß die Schweiz angesichts dieses Vorkommnisses bitte, Grant Duff abzuberusen und durch einen geeigneteren diplomatischen Gesandten zu ersetzen. Äußer mir wurden die folgenden Herren von diesem Zwischenfall durch M. tn seiner Wut unterrichtet. (Hier folgen Namen von vier Schweizern und einem Deut schen.) Das ist alles, was ich darüber weiß. Ihr getreuer T. D. Dieser Brief rührt von einem zurzeit in Zürich lebenden Amerikaner an einen Freund her. Die beständigen Vermchs Englands, fick) mit Hohn über alle Grundgesetze des Völker- rechtes hinwegzusetzen, können uns nicht mehr überraschen. Hier aber dürste nun ein Fall vorliegen, über dessen Folgen sich die englische Wegelagererpolitik doch wohl nicht ganz klar war. Sollte es nach diesem Vorkommnis, das Englands Unverlrorenheit in ihrer ganzen Brutalität enthüllt, noch einen neutralen Staat geben, der sich über das, was er von dem Jwelreiche zu erwarten hat, nicht kiar ist? Den ehrlich und gerade denkenden Männern, die das Geschick der Schweiz lenken, hat diese Unverschämtheit die Röte des Zornes in die Stirn getrieben, und bei dem oben erwähnten Verlangen des Bundesrats M. nach Abve- rusung des ehrenwerten Misters Grant Duff mag ein Gefühl der Scham darüber, zum diplomatischen Handel mit solcherlei Gesell schaft verurteilt zu sein, mitgesprochen Haven. Uns aber, die wir in der ganzen Welt als Neutraliiätsverletzer gedrandmarkt werden sollen, weil wir unseren Gegnern die schon erhobene Waffe im Augenblick höchster Gelabr aus der Hand gewunden Haven, uns kann es nur recht sein, wenn auf diese Weise der Geist der englischen Politik immer wieder offenbar wird. Der Geschmähte rvanderle weiter. bergwärts. , .. „Ter Einödbauer fürchtet sich." ries Wehrlin hinter ihm drein. Lauf nur zu. deine ^Drohungen schrecken mich - nicht, und km kommst mir schon noch eines Tages-, daß gläubischen Leuten weismacht, ich sei mit dem Bösen im Bunde. Wäre ich's, Buchwaid bauer. so könnt ich mich deines Spottes leicht erwebren!" „Tu's, tu's immerhin! Aber ich fürcht mich nicht vor dir und deinem Gevatter und du kannst dich vorsehen, daß du mir nicht einmal unter die Hande läufst. Mit mir wirst du nicht so leicht fertig als mit meinem Bruder." Die Adern auf Anton Ferchhammers Stirn schwollen dunkel an. Er legte die Hand am den Zaun, als wollte er hinüberspringen. „Komm!" höhnte der andere. „Mir ist's schon recht, wenn wir unsere Sache endlich einmal Ins Reine bringen. Die Hack' hab' ick bei der Hand. Wer ohne meine Erlaubnis in meinen Garten kommt, den darr ich nieder schlagen wie einen tollen Hund. Gegen einen wie du, muß man sich mit allen Mitteln wehren." Anton Ferchhammer ließ die Hand von: Zaune sinken. „Buchwaldbauer," saate er, „Lu bist mir nicht gewachsen, trotz deiner Hacke. Las weißt du sehr wohl. Aber ick will mich nicht an dir rächen. Ich üaerlaß dich Len- Herrgott da über unS, der in die Hcr-en ' fielst. Er soll zwischen uns richten: er wirL. dich zu finden wissen." Damit ging er auf dem steilen Pfade ' laut ihn beglückte. Und daß er zu ihnen ging, wenn einer in Not und Drangsal seiner begehrte, geschah aus dieser fast unbewußten Sehnsucht. Aber er erschloß sich keinem. Sie sollten nicht wissen. Laß er sie trotz allem liebte, daß eine heilige Ehr- surcht ihn beseelte vor allem, was Gott zu seinem Ebenbilde erschaffen hatte. Wie es mit ihm in Wahrheit stand, das wußten nur die Seinen. .Daheim auf seinem Hoke hingen Kinder und Gesinde mit seltener Liebe an ihm. Und im Gedanken daran verschwand alle Bitternis, die ihn beherrschte. Die Glocken waren verstummt. Wie Meeres brausen klangen die Töne der Orgel zu dem einsamen Mann herüber. Und die Gemeinde stimmte eines jener herrlichen erhebenden Lieder an, in denen jeder Vers von göttlicher allumfassender Liebe jubelt und den Frieden im Allmächtigen als Seligkeit preist. „Wer Loch Liebe und Frieden hätte", seufzte Anton Ferchhammer. „Ach, da bist du ja wieder, Anton Ferch bammer," klang da eine schrille Stimme miß tönend in sein Grübeln. „Ich meinte, du balgst dich mit der Hexe in des Käthners Kuhstall herum. AVer jetzt scheinst du ja wieder auf einsamem Weg der Geschichte mit meinem Bruder nachzugrübeln." Anton Ferchhammer reckte sich plötzlich auf. Er maß den Buchwalobauer» der feinen Gartenzaun ausbesferte und halb durch Brom beerhecken verdeckt war, mit zornsprühenden«. Meinst du, ich wüßte nicht, daß Lu cs bist, D^>. , der in Len Gemeinden immer wieder aber-' klungen war feinem Ohr der G.Lc. Blicken. - . ... , „Bist ein schlechter Kerl, Martin Wehrlin! dich treffen kann, wie ich mich sehne.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)