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Allgemeiner Anzeiger : 30.07.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190207303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19020730
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19020730
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-07
- Tag 1902-07-30
-
Monat
1902-07
-
Jahr
1902
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 30.07.1902
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Politische Rundschau. Deutschland. *Der Kaiser ist am Freitag auf der Rückreise in Bergen eingetroffen. * Das angekündigte Zusammentreffen Kaiser Wilhelms mit dem König von England soll, wie.Truth' erfährt, am 2. Auguf stattfinoen. Kaiser Mihelm werde am 2. Auguf an Bord der „Hohenzollern" von Kiel nach Cowes fahren, um dem englischen Königspaar einen kurzen, streng privaten Besuch sbzustatten. * Im Beiinden des Königs von Sachsen ist eine wesentliche Besserung ein- getreten. Fieber ist nicht mehr vorhanden. Der König hat am Donnerstag einige Stunden das Bett verlassen können. Nach dem .Leipz. Tagebl.' ist die Erkrankung des Königs ganz überraschend gekommen. Am Dienstag war er ganz wohlauf und saß bis abends zehn Uhr auf der Terrasse vor der Villa in Hosterwitz. Am Mittwoch früh stellten sich Beschwerden ein. *DieZen1ral-Auskunstsstelleiür Auswanderer veröffentlicht ihren Geschält?« bericht für das zweite Quartal 1902. Wie not wendig die Schaffung der Auskunstsstelle für unsere Auswanderer war, beweist die große Zahl der eingelaufeUen Anfragen auch in dem abgelaufenen Quartal. Nicht weniger als 497 aus dem Königreich Preußen, 360 aus den anderen deutschen Staaten, und 51 aus dem Auslande waren zu beantworten. Unter den auswanderungslustigen Elementen waren junge Kaufleute am stärksten vertreten, danach Handwerker und Landwirte. Die Anfragen be-ogen sich in 642 Fällen auf unsere Schutzgebiete, in 200 Fällen auf Amerika, 97 auf das n'chtdeutsche Afrika, 16 auf Asten, 17 auf Australien. 10 auf das europäische Ausland und 102 am das Ausland überhauvt. Die große Zahl der mündlichen Auskünfte, sowie der umfangreiche schriftliche Bei kehr der Auskunitsstelle erhöhten die Arbeits leistung noch wesentlich. *Die sozialistische Presse Deutsch lands verfügt einer jetzt veröffentlichten Zu sammenstellung zufolge über insgesammt 140 Organe. Davon find 52 täglich, 5 wöchent lich dreimal, 5 wöchentlich zweimal, 10 wöchent lich einmal, 1 monatlich zweimal und 2 monat lich einmal erscheinende politische Zeitungen. Ferner gibt es eine wissenschaftliche Wochen schrift .Die neue Zeit', 2 vierzehutägig er scheinende Witzblätter .Postillon' und,Wahrer Jakob' und 2 illustrierte Unlerhaltungsbläiter. Die restierenden 60 Organe bilden die Gewerk- schastspreffe, 8 erscheinen monatlich einmal, 20 alle vierzehn Tage, 1 monatlich dreimal, 30 wöchentlich einmal und 1 wöchentlich dreimal. Frankreich. *Am Donnerstag wurden vom Pariser Zuchtpolizeigericht fieben wegen der Protest kundgebungen vom Mittwoch verhaftete Personen wegen Tätlichkeiten gegen Polizei beamte zu Geldbußen von 50 Frank bezw. zu Gefängnisstrafen bis zur Höhe von 3 Monat verurteilt. England. * Trotz des Optimismus, der in amtlichen Kreisen über das Befinden des Königs Eduard herrscht, verlautet anderseits, daß die Fortschritte nicht derart seien, daß die Krönungfeier bereits am 9. August vor sich gehen könne. Bis jetzt habe der König noch keine Gehversuche gemacht. Die geringste Be wegung verm sacht ihm wegen seiner großen Schwäche Beschwerden; es ist daher nicht aus geschlossen, daß eine weitere Vertagung der Krönung erfolgt. Jedenfalls werden die Feierlichkeiten anläßlich der Krönung noch weitere Kürzungen erfahren. * Nach Südafrika soll mit Zustimmung des Königs Eduard eine englische Kommission entsandt werden unter dem Vorfitze des Lord- Äberrichters Lord Alverstone, welche die auf Grund des Kriegsrechts gefällten Urteile der Militärgerichtshöfe unter suchen und darüber berichten soll, ob es thunlich ist, sie aufzuheben oder zu mil dern. (Da werden sich die aus Gruno jener Urteile erschossenen Scheepers, Lotters und Ge nossen freuen!) Schweiz. * Zwischen der Schweiz und Italien find laut dem .Genfer Journal' Verhandlungen zur Beseitigung des diplomatischen Zwischenfalles im Gange. Italien. *Die Nachricht, daß der König von Italien im September Paris besuchen werde, wird von der römischen ,Tribuna' für verfrüht erklärt; fie „habe Grund zu glauben", daß der König in diesem Jahre nach der Reise nach Berlin keine weitere Aus landsreise unternehmen werde. Balkanstaate«. * Vor Tripolis find 5 italienische Kriegsschiffe eingelroffen. Aus dieser Flottendemonstration wird in der Presse ge schloffen auf die Abficht Italiens, die Hand auf Tripolis zu legen. * InSerbienist plötzlich eine Minister- krist 8 ausgebrochen infolge der Präsidenten wahl in der Skupschtina, bei welcher am Donnerstag der Abgeordnete Slanojew'tsch gegen den Kandidaten der Regierung Rista Popowitsch mit fünf Stimmen Mehrheit ge wählt wurde. Afrika. *Jn Kapstadt wurde am Mittwoch zu EhrenBothasinder Halle der holländischen reformierten Kirche ein Empfang veranstaltet. Botha dankte den A-rlkandern für den Empfang und sagte, er wünsche ihnen die Notwendigkeit einzuvrägen, Hand in Hand zu arbeiten, da Südafrika das einzige Land sei, das fie ihre Heimat nennen könnten. Delarey sagte, fie hätten ihre Waffen und ihre Fahne aufgegeben, aber nicht ihre Traditionen. Bei dem Empfange waren auch viele Engländer zugegen. * Der Kamps der Engländer gegen den „tollen Mullah" im Somali- lande wird jetzt, nachdem England mit Italien ein Abkommen betreffs der beiderseitigen Ein flußsphäre getroffen, mit größerem Nachdruck fortgesetzt. Im Oberhause legte Landsdowne dar, daß sich im vorigen Jahre der Mullah in die wasserlose Gegend im italienischen Einfluß gebiet zurückgezogen habe, wohin ihm die Eng länder nicht ohne vorhergegangene Verständi gung mit der italienischen Regierung hätten folgen können. In diesem Jahre hätte der Mullah wieder die unter britischem Schutze stehenden Stämme angegriffen und dann sich wieder in jene wasserlose Gegend zurückgezogen. Jetzt seien aber neue Operationen gegen ihn eingeleitet, nachdem die englische Regierung ein befriedigendes Abkommen mit Italien geschlossen habe, das fie in den Stand setze, auf die Grenzen zwischen britischer und italieni scher Einflußsphäre keine Rücksicht zu nehmen. Uebrigens habe bereits eine große Anzahl der Gefolgsleute des Mullah diesen verlassen, und man könne hoffen, daß er in nicht langer Zeit exemplarisch bestraft werden würde. , Affe«. *Die Leiche Li-Hung-Tschangs ist am 12. Juni in Schanghai auf einem chinefischen Dampfer eingelroffen. An der Werst, wo das Schiff festmachte, hatte sich die alte, etwa 500 Mann starke Leibgarde des ver- torbenen Vizekönigs mit ihren gewaltigen drei eckigen Bannern aufgestellt. Das Schiff ist nach Wuhu am Jangtsekiang weitergedampft, von wo der Sarg nach tzofei in der Provinz Anhui, dem Geburtsort Li-Hung-Tschangs, weiterbesördert wir. Dort wird der Virekönig an der Seite seiner vor ungefähr zehn Jahren beigesetzten Gemahlin seine letzte Ruhe finden. * Ueber eine Besitzergreifung durch Japan wird aus Jokohama gemeldet: Ein iegierungsbeamter hat sich von Tokio nach Markus-Island begeben, um dasselbe ür Japan in Besitz zu nehmen. Ein amerikanischer Schoner ist am 11. Juli von Honolulu nach dem gleichen Bestimmungsort abgegangen. — Eine Markus-Insel gehört zu den unbewohnten Inseln des Anson-Archipels. Diese Insel liegt nördlich von den Karolinen, nordöstlich von den Marianen. * Auf den Philippinen find die u n - ruhigenBezirke aufLuzon jetzt völlig von den amerikanischen Kordons eingeschlossen. Die amerikanischen Truppen find bereits m-t dem Feinde in Berührung gekommen, der eine Anzahl Tote und Gefangene verlor; darunter mehrere Führer. An einem Punkte errangen die Filipinos einen Erfolg und durchbrachen um Mitternacht die amerikanischen Linien, wobei auf feiten der Amerikaner 3 Tote und 6 Ver wundete gezählt wurden. Abteilungen ameri kanischer Truppen machen im Gebirge Streif züge zur Verfolgung der Aufständischen. Vier Rebellenlager wurden niedergebrannt, wobei den Amerikanern wichtige Dokumente in die Hände fielen. Zur Dampferkatastrophe Kei Hamkarg. Die Gesamtzahl der infolge des Schiffs unglücks Vermißten wurde bis Mittwoch mittag 12 Uhr auf 112 festgestellt. In Eilbeck hat fich ein aus 21 Personen bestehendes Hilfskomitee zur Unterstützung der Hinterbliebenen gebildet. In einer vom Eil becker Bürgerverein einberufenen Versammlung, worin obiges Komitee gewählt wurde, wurden sofort 3100 Mk. gezeichnet. Von vielen Stell-m liefen freiwillige Beiträge, sowie Angebote von Konzert- und ähnlichen Veranstaltungen ein; auch wurden viele Waisen an Kindes Statt an genommen. Bei den Hamburger Zeitungen find bereits namhafte Beträge zur Unterstützung der Hinterbliebenen eingegangen, die später einem Ausschuß übergeben werden sollen. Am Donnerstag findet in der Friedenskirche in Eil beck Trauergottesdienst statt. Durch die Ham burger Polizei soll versucht werden, alle auf preußischem Gebiete angeschwemmten Leichen aus- geliefert zu erhalten, um die Opfer gemeinsam bestatten zu können. Der Taucher Beckedorf hat den „Primus" am Mittwoch gehoben. Der Führer des gesunkenen Dampfers „Primus" erklärte einem Berichterstatter, daß er, als die Kollision erfolgte, so nahe am nörd lichen Ufer fuhr, wie er wegen des niedrigen Wassers nur fahren konnte. Er habe einige Passagiere an der Nienstedtener Brücke absetzen wollen und habe auf diese zu gehalten. Es sei ganz unmöglich, daß man an Bord der „Hansa" sein rotes Licht habe sehen können. Er habe seinen Kurs nicht geändert, dagegen habe die „Hansa" zu weit nach Nord gesteuert. „Hansa" hätte viel früher links halten müssen, da dort ihr richtiges Fahrwasser sei. Nach dem Zu sammenstoß habe er viele Passagiere vom Rad kasten nach der „Hansa" hinüber geschoben. Er sei dann durch das Gedränge ins Wasser ge stoßen worden; es sei ihm aber gelungen, an einer Kette auf die „Hansa" zu klettern. Er begab fich wieder auf den „Primus", um Leute zu retten, stürzte ein zweites Mal ins Wasser, konnte aber am Bug nochmals auf die „Hansa" gelangen. Er bestieg dann deren Boot, und rettete in Gemeinschaft mit den Matrosen der „Hansa" noch etwa 30 Menschen bei dreimaliger Fahrt nach dem Lande. Der Decksmann Ritscher und ein älterer früherer Schiffsführer, der am Ruder auf dem „Primus" stand, be stätigten diese Angaben. — Der Restaurateur Drechsler erklärt, daß die Kollision querab von der Nienstedtener Brauerei stattfand. Nach etwa drei bis vier Minuten sank das Hinter- chiff des „Primus" auf Grund. Die Ebbe ieß das Vorderschiff links herum schwojen, worauf der „Primus" nach Backbord umfiel. Dadurch stürzten etwa 70 Personen ins Wasser: drei Frauen, die unter dem Geländer fest geklemmt waren, wurden von Drechsler durch das Geländer gestoßen und find dann aus dem Wcsser gerettet worden. Drechsler, der sein achtjähriges Kind im letzten Augenblick aus der Kammer in der Hinterkajütte holte, behauptet mit größter Bestimmtheit, daß im Schiff fich keine Person mehr beand. Nur eine Frau war vorn im Gebäude festgeklemmt und sei mit in die Tiefe gezogen worden. Wie der,Hamb. Korr.' ausführt, steht diese Darstellung des Unglücks seitens des Steuer manns P:-ers in schwsfem Gegensatz zu den Unverstanden. 2) Roman von Maric Weber. (Fortsetzung.) Die Frau Landrat warf ihrer Tochter einen flüchtigen Blick nach, dann stieß fie einen leichten Seufzer aus und beschäftigte fich mit den Journalen, welche vor ihr auf dem Tische lagen. Elise von Dahlen war unterdessen in ihrem gewohnten schleppenden Tempo weiter geaangen; aut ihrer weißen, glatten Stirn hatte fich eine tiefe Falte gebildet und um den hübschen Mund zuckte es schmerzlich. Hinter einem dichten Cyringenbusch, der fie den Blicken der Mutter gänzlich entzog, blieb fie stehen und beide Hände fest gegen die Brust drückend, seufzte fie tief auf. „Also doch!" flüsterte fie. „Nicht einmal diese Freude soll mir vergönnt sein — und doch war es so blutwenig, — ein winziger Brosamen von Glück, den ich nun auch ent behren muß. Ach, — diese Entsagung fällt mir unsagbar schwell" Sie ließ die Hände matt herab finken und sah mit resignierter Miene stumm vor fich nieder. In den rosigen Zügen lag jetzt ein Aus druck der Schmerzes, den man bei der Baronin nie gesucht haben würde; die schönen Augen umflorten fich und wie ein leises Schluchzen durchschüttelte es ihre Gestalt. So stand fie lange da, ihre heftige Bewegung gewaltsam nieder! ämpsend, bis ein Helles, fröhliches Lachen ganz in ihrer Nähe fie zu fich selbst brachte. Frau von Dahlen schrak zusammen und drückte ihr feines Spitzenluch hastig vor die Augen; wenige Sekunden später hatte ihr schönes Antlitz den gewohnten, gleichmütigen Ausdruck angenommen. Nichts an ihr verriet die Erregung ihres Innern. „Doktor," rief eine muntere Mädchen stimme, „ich werde Ihnen nie mehr etwas glauben, nie mehr in meinem ganzen Leben!" Ein tiefes melodisches Lachen ertönte. „Fräulein Elikiede, warum fragen Sie so seltsam? Auf so eigenartige Fragen kann man auch keine andere Antwort geben Ah, die Frau Baronin! Guten Morgen, gnädige Frau!" Elise war hervorgetreten; ihr Blick haftete für einen kurzen Moment prüfend auf den zwei jungen Leuten, die in ein kleines Wortgeplänkel verwickelt waren, ohne fich um Fräulein Römer, die Gouvernante Elfriedes, zu kümmern, die bescheiden im Hintergründe stand, mit einem Strickzeug beschäftigt, das ihre ganze Aufmerk samkeit in Anspruch nhhm. Das Erscheinen der Baronin machte der lebhaften Kontroverse ein Ende. Der Doktor zog mit einer tiefen Ver beugung seinen Hut, und Elfriede, ungestüm wie fie war, sprang jubelnd auf ihre Mutter zu. „Ach, wie schön von dir, Mama," rief fie. einen herzhaften Kuß auf die noch immer leise zitternden Lippen der Baronin drückend, „wie schön, daß du dich entschlossen hast, zu uns herabzukommen. Dann ist wohl meine englische Konversationsstunde beendet, nicht wahr? Bitte, bitte, Mama!" Sie sah der Baronin schmeichelnd ins Gesicht. Fräulein Römer hatte ihren Strickstrumpf verschwinden lassen und trat jetzt mit kläglicher Miene näher. „Frau Baronin," sagte fie, „wir haben noch gar nicht angesangen —" Elfriede schnitt ihr rasch das Wort ab. „Vom Gitterpförtchen, wo ich den Doktor einließ, bis hierher habe ich mit ihm nur eng lisch gesprochen," erklärte fie in entschiedenem Tone, „ist das nicht genug, Mama? Du weißt dock, wie vorzüglich Doktor Waldeck englisch spricht I" Die Baronin lächelte. „Nur nicht zu laut, kleiner Wildfang," sagte fie, leicht mit dem Finger drohend, „Großmama fitzt oben auf der Terrasse, und wenn du so lärmst, kann fie jedes Wort kören." „Dann will ich mäuschenstill sein," flüsterte das junge Mädchen etwas eingeschüchtert, „aber englisch brauche ich deshalb doch nicht zu sprechen, nicht wahr, Mama?" „Wenn Fräulein Römer dir die Stunde nachfieht —" „Tausend Dank, das wird fie, denn fie ist seelensgut l" Und Elfriede bedachte das arme Fräulein mit einer stürmischen Umarmung, welche deren etwas komplizierte Frisur in Ge fahr brachte. Die Baronin wandte fich unterdessen an den Doktor. Waldeck war ein hübscher, hochgewachsener Mann, dessen Züge Geist und Energie ver rieten. Seine dunklen Augen folgten mit Erklärungen der Besatzung der „Hansa". Das Blatt betont, daß nautische Sachverständige die Richtigkeit der Angaben des Peters bezweifeln. Sie betonen, daß es, wenn der „Primus", der vollbesetzt mit Passagieren nur etwa vier Fuß tief ging, so dicht unter Land fuhr, wie er nur irgend konnte, und sogar Gefahr gelaufen sein will, den Grund zu berühren, ganz unmög lich gewesen wäre, daß die „Hansa" mit ihrem Tiefgang von 14 Fuß in die Nähe des „Pri mus" gelangen und ihn anrennen konnte. Die „Hansa" hätte ja unbedingt schon lange vorher auf Grund fcstfitzen müssen. — Das Seeamt hat Mittwoch vormittag 10 Uhr ein Verhör mit den an dem Zusammenstoß Beteiligten vorge nommen. Der Führer des „Primus" hält seine Aus sagen aufrecht, er habe seinen Kurs nicht ge ändert. Auf das Vorhalten, daß die „Hansa einen so großen Tiefgang habe und gar nicht so nahe an Land fahren konnte, erwiderte Peters, die „Hansa" habe früher als Eis brecher gedient und habe nur hinten 14 Fuß Tiefgang; übrigens sei die Ufertiefe verschieden und falle ganz plötzlich steil weg. Ein unbe teiligter Zeuge der Katastrophe ist der Führer der Barkasse „Teut", der in nächster Nähe des „Primus" fuhr. Der Führer der Barkasse, Trudel, und der Inhaber derselben, Hagen, standen beide am Steuer. Letzterer sagte aus: Unsere Barkasse hatte an Bord meinen Sohn und 15 junge Leute, wir kamen von einer Ver gnügungstour nach Falkentkal. Obgleich ich hätte mehr rechts fahren müssen, fuhr ich, wie es üblich ist, dicht am Ufer, um den Ebbestrom abzuschwächen. Als ich das Wrack des „Lem- nos" passiert hatte, kam von der andern Seite des „Lemnos" der „Primus" nach dem nörd lichen Ufer und fuhr gleichfalls dicht am Lande. Der „Primus" fährt sonst schneller als meine Barkasse, aber da die Leute fich auf dem Dampfer hin und her tummelten, war bald das rechte, bald das linke Rad auS dem Wasser. Der „Primus" fuhr dann langsamer und des halb blieben wir immer etwa 15 Meter von einander entfernt. Querab vom Nienstedtener Leuchtfeuer machte ich Trudel auf die in Sicht kommende „Hansa" aufmerksam und sagte zu ihm: „Das geht nicht klar." Trudel er widerte: „Nein, das geht verkehrt." Gleich darauf fuhr die „Hansa" in den „Primus". Es war 12 Uhr 20 Minuten, etwa 50 Meter oberhalb des Nienstedtener Leuchtfeuers. Der „Primus" trieb W zum Leuchtfeuer durch die Ebbe zurück und sank dort. Die „Hansa" konnte unmöglich die roten Lichter des „Teut" und des „Primus" sehen. Sollten von der „Hansa rote Lichter gesehen worden sein, so könnten es nur nach meiner Anficht die roten Lichter vom Nienstedtener Leuchtturm und der Nien stedtener Landungsbrücke gewesen sein. Von Bord meines Schiffes „Teut" und des „Primus" können nur das grüne und das Topplicht gesehen worden sein. „Teut" kam erst um 1 Uhr flott und konnte nichts mehr zur Rettung thun. Bald nach dem Zusammen stoß, als die Hilferufe verstummt waren, passierten noch mehrere Vergnügungsdan pfir mit voller Mufik die Unfallstelle, oime zu ahnen, was fich eben zugetragen hatte. Der Führer des „Teut" Trudel ist am Mittwoch vom See- amt als Zeuge geladen worden. * . * Die Zahl der Opfer der Hamburger Schiffskatastrophe beträgt, wie jetzt festgestellt ist, nicht weniger als 112. Als gerettet find einschließlich der Schiffsmannschaft, von der nur der Heizer Steffen ertrunken ist, 86 Per sonen gemeldet. Am Freitag nachmittag sand in der Leichenhalle beim Lübecker Thor z« Hamburg für die Opfer der Katastrophe, deren Leichen gefunden und rekognosziert find, eine gemeinsame Leichenfeier statt. Zur Beerdigung werden die Leichen nach dem Ohlsdorfer Fried' hole gebracht. Die Leichen, die bis Freitag noch nicht rekognosziert find, find in Nienstedten vorläufig beerdigt worden. Man erwartet, daß von nun an zahlreiche Leichen an den Strand treiben, der stets sorgfältig bewacht wird. M Donnerstag früh waren in Nienstedten und Umgebung 31 Leichen geborgen. Die Mehrzahl ist bereits von Anverwandten abgeholt. freundlichem Ausdruck den lebhaften Bewe gungen Elfriedes, welche den Arm ihrer G««' vernante ergriffen hatte und eifrig in fie hinein' redete. Elfriede von Dahlen glich ihrer schöne« Mutter in keiner Hin ficht. Ihre zierliwt schlanke Gestalt war kaum mittelgroß, das Haak schwarz, die Züge unregelmäßig und nur die großen, tiefblauen Augen hatten einen eigenen Reiz. Aber eben diese strahlenden, leuchtende« Augen warfen einen Hellen Schimmer über das ganze Gefichichen, in dessen Grübchen tausend kleine Schelme fich zu verbergen schienen, und der ewig lachende Mund mit seinen frische«, roten Lippen bildete ein ganz reizendes Gegen' stück zu denselben. Frau von Hohenzil war immer höchst w" digniert über die Art und Weise, mit welcher Elfriede fich gab; aber das junge Mädcke« blieb in dieser Hinficht unverbesserlich. D>e würdevollsten Ermahnungen fruchteten nM und brachten es nur so weit, daß die Enkelin die Nähe der Großmama so viel alS möglich mied. Dagegen hing das junge Mädchen w» abgöttischer Zärtlichkeit an ihrer Muller, und wenn etwas die Baronin für die langen trau' rigen Jahre ihrer Ehe entschädigen konnte, w war es die Liebe dieses frischen ungekünstelten Geschöpfes, das stets mit einem gewissen Enthw' fiasmus von seiner „schönen Mama" sprach. Frau von Dahlen hatte dem Doktor M Hand gereicht, welche der junge Mann ui« achtungsvoller Zurückhaltung berührte. Elfriede hatte die Gouvernante in eine« Seitenweg gezogen, um in möglichst weite Ent' G z s ri- Schlüffe Mgt jk Msprech H größt Wstadt Meindeg Mten Asse. Amt Whit. , Baire Mnerstc «hre 19^ dö- Hend. 'ein i d Die ^szer A nm K stat , Atm Mes i Ut (Ei H unte Aner Anden KL T°ben Mzen Aswir Md. . Die Thann A Geh Aen d ° etwa Aenü Ke 'Keilt t 'Ndet § Prü ALge ^tete! 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