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vor uns. Noch eine Ermahnung an meine Leute, die Ohren steif zu halten, und los ging s im Galopp. Der Weg war durch die sthtzuden Granaren gekennzeichnet. Im ra- senoen Galopp gings mit den Munitionswagen über Stock und Stein, während rechts und links die Granaten krachten. Es hatte trotz aller Gefahr noch einen gewissen Reiz. Schon, daß ich nicht so schnell reiten durfte, wie mein Gaul konnte, um dem Wagen nicht auszu reißen. Endlich waren wir da. Schuell die Munition raus und Galopp zurück. Wir waren schon zur Hälfte zurück, ich voraus, da ging's: „S—sst! Krach!" Dicht vor uns. Mein Gaul sprang zurück, so daß ich fast kopf über flog, und stürzte rückwärts in die im Galopp daherrasenden Gespanne. Zu meinem Glück war ein Pferd getroffen worden und gestürzt, so daß der Wagen zum Stehen kam. sonst wäre ich kurz und klein gefahren wor den. Nun mußten wir mitten im Feuer den Gaul ausspannen und kamen ein paar Minuten später wohlbehalten wieder an. Die Granat schießerei ist überhaupt nicht so schlunm. Man kann nach einiger Uebung — und dazu ist ja genug Gelegenheit — genau feststellen, welchen Weg so ein Geschoß nimmt. Merkt man, es geht vorbei, dann duckt man sich schon gar nicht mehr, sonst allerdings empfiehlt es sich sehr. Bei Geschossen, die in der Luft zer springen, geht das freilich nicht. Die Verpflegung ist ja ganz famos. Täg lich beinahe frisches Brot, immer frisches Fleisch, Wurstkonserven usw. Vorige Woche war ich an einem Ruhetag in Metz. Dies Gefühl, mal wieder an einem gedeckten Tisch zu sitzen, könnt Ihr Euch nicht denken. Dann eine Stadt, die nicht brennt, Einwohner, die nicht uns feindlich sind, Kirchen, aus denen nicht geschossen wird, großartig. Nachmittags saß ich in einem ersten Cafee und — 24 Stun den später wurden wir scho-n wieder beschossen! Das ist der Krieg! Sch. hat sich famos be nommen. Sein Batteriechef fiel sehr bald aus; er übernahm das Kommando und bekam einen schweren Schuß ins Bein. Er ließ sich aber nicht wegtragen, sondern verband sich selbst. Inzwischen schossen die verwundet aus dem Schlachtfeld herumliegenden Franzosen von Hünen m die Batterie hinein. Mn Bier ruhe ergriff Sch. ein Gewehr und langte sich fünf bis sechs Franzosen, bis er eine zweite Verletzung bekam und nun weggetragen wurde. Ein Einjähriger hatte nach einer halben Stunde die ganze Geschützbedienung verloren. Zum Schluß war er allein übrig, richtete, stellte die Geschosse, lud und zog ab, alles allein; bis ein Volltreffer das Geschütz traf. Abends fand man ihn zerschmettert auf den Trümmern des Geschützes, getreu der auf dem Rohre eingra- merten Devise: „pro Liona et Patna". Wir haben uns jetzt eine Kapelle gegründet. Ich spiele Flöte, die beiden anderen Mundharmo nika, das klingt famos. Könntest Du mir wohl vom 1. 10. ab den „Tag" bestellen? Ich kriege ihn dann schneller. . . . Wir liegen in einem reizenden Ge birgsdörfchen am Fuße eines hohen Gebirgs kammes. Wir wohnen dicht neben der Kirche. Am Anordnung der Division war Henie o-e'd- gottesdienst. Eine Predigt und dann Beichte und Abendmahl, während die Fensters Heiden dek kleinen Dorfkirchc von dem Kanonendonner klirrten. Als all die kräftigen Gestalten vor mir zum Abendmahl bereitstanden, mit Säbel und Revolver, zum Teil noch blutbeschmieret, in ihren feldgrauen Sachen, da konnte man schon weich werden. Der Pastor sprach nur wenige, herzliche Worte, die aber, wie man wohl sah, den meisten zu Herzen gingen. Erst traten alle Offiziere, dann schweren Schrittes, sporenklirrend die Mannschaften zum Tisch des - 310 Herrn. Rechts und luüs prangte ein blau weißrotes Schild, dessen Blau unsere Leute in Schwarz verwandelt hatten, mit der. Jn- ickrist: „Loeur cle sesus, sauver la ürance." Habe ich übrigens schon erzählt, daß neulich der Kaiser bei uns war? Wir viwackierten in einem kleinen Städtchen, als es plötzlich hieß: Der Kaiser kommt durch! Wir stellten uns auf, und schon kam er durch. Er ließ das Auto bei uns Offizieren halten, unmit telbar neben mir, und erzählte die neuesten Siege; er sah sehr ernst, aber sonst ausge zeichnet aus. Seit gestern donnern große Mörser in unserer Nähe, Donnerwetter, die kann auch ein Taubstummer hören! Also ver giß, bitte, die Zeitung nicht zu bestellem! . . . 4. Oktober. . . . Wir liegen hier immer noch. Die Batterien oben auf der C. L., einem schönen Bergrücken, wo man sich vergeblich fragt, wie die Franzosen eine derartige Stellung ocufgeben konnten. Das Feuer ist im allgemeinen ziem lich schwach, nur jeden Abend zwischen 6—7 überschütten uns die Franzosen mit einem Hagel von Granaten und Schrapnells. Diese allabendliche Unterhaüung. bei der bis jetzt erst ein Offizier und ein Mann getroffen wur den, nennen wir den „Abendsegen". Man wird allmählich iurcktbar gleichgültig dagegen. Vorgestern nachmittag saß ich beim Abteilungs- stabe beim Skatspiel. . Erst pfiffen die eigenen Geschosse — wir saßen etwa 50 Meter vor unseren Batterien — über uns weg. dann hörte man's auf einmal: „Bum, bum, sst, krach", und die Franzosen fingen an. Wir spielten ruhig weiter, während 50 bis 60 Schritt von uns die Granaten losgrngen. Die nicht losgegangenen wurden als Mu-menvasen um den Skattisch gestellt, d'e Gestchoßspreng- stücke als Aschenbecher daraufgesetzt.! So lebt man hier. Jetzt haben wir es ein paar'Tage friedlicher. Gestern spannte ich mir einen Wagen an und fuhr spazieren nach Mars-la- Tour bis in Deutschland hinein. -Das kommt einem ganz sonderbar vor. Wenn Ihr die? lest, bin ich freilich längst wieder! oben, und es geht weiter: „Sst — krach!" Heute nacht um 2 Uhr kam mein Bursche und weckte mich aus dem Sch'.atr Feuer im Dorf. Ich dachte mindestens, die Franzosen seien im Dorfe. Ich sprang sogleich raus und eilte, den Revolver in der Hand, auf die Straße. Dort sah ich, daß er anderes Feuer meinte, denn schon gellten die Trompetensig nale: Feueralarm. Ein Bauerntums stand in Hellen Flammen. Nun ist das in. Kriegszeiten kein Grund, das warme Bett zu verlassen, denn brennende Häuser kann man täglich sehen. Da ich aber nun doch auf war, ging ich hin und sah mir die Sache an. Ein Ritt meister von den Ulanen fungierte als Brand- in'pektor. und nun hättet Ihr mal sehen müs- len, wie unsere Leute als Feuer wehrmänner in dem 'französi schen Dorfe arbeiteten, mit zwei Pumpen und Wanereimern ging man dem Element zu Leibe. Die anderen retteten Vieh und Möbel, während die Bewohner wehklagend zu'ahen. Zwei Häuser brannten ab, dann war's er ledigt. Gestern flog ein französischer Flieger über unser Dori weg. Wir ritten gerade am dem Felde. Vor einer Bombe hatten wir keine Angst. Die Sache war nur übel, weil die eigene Infanterie auf ihn schoß, ebenw die Artillerie, deren Schrapnells- immer gerade über unseren Köpfen losgingcm Dazu schlu gen die herunterfallernden Jnzan'eriegeschosse neben uns ein. Als wir ins Dorf kamen, zeigten uns die Leute Dutzende kleiner Pfeile aus Stahl, vom Flieger abgeworfen, so groß wie em Bleistift, auch so dick, Me in der Luft sich senkrecht stellen und infolge ihrer Schwer schon einen Menschen töten können, wenn er's auf den Kopf kriegt. Einem Grenadier hatlc es den Fuß aufgespießt, das war der ganze Erfolg der Spielerei, denn weiter ist es nichts Ich habe mir eins aufgehoben zur Erinnc rung. Nun.werde ich schließen. Viele Oriiße! Euer Klaus.'' „Ist -as ein Rriegt" Oer enttäuschte Tiroler öergführer. Unter den Tiroler Kaiserjägern, die gegen Rußland kämpfen, befindet sich auch der den Tiroler Sommergästen wohlbekannte Berg führer I o g g I. Er ist von der modernen Kriegführung sehr enttäuscht und hat sich -g wie in der „Zeit" erzählt wird — den Kampf auf Leben und Tod bedeutend „fescher" vor- gcstellt. Auch seine schwere Verwundung -- Joggl wurde von einem Russen das rechte Ohr a b g e b i s s e n — er scheint ihm für einen richtigen Krieg doch »u geringiügig. wie er sich's dachle, und wie enttäuscht er nun ist, erzählt der Bergführer in seinem Dialekt und in seiner ganzen Ur wüchsigkeit: „Hören Sie mir auf mit dem Krieg," m- gann er. „N i x i st g e w e s e n, g a r n i!- itbein Lebiag hab' ich rmch aut einen oreem- lichen Krieg gefreut. Ich hin im Sommer Führer und gehe mit den Fremden auf die Berge, und im Winter bin ich Holzknecht. La haben mir die Fremden viel schöne Bücher geschenkt, denn übers Lesen geht mir nix. Kriegsgeschichten hab' ich am liebsten gelesen! ganz flammend rot sind mir immer die Ohren geworden beim Lesen, und ich hab' nur einen Wunsch gehabt: Herr Gott, laß mich einen ordentlichen Krieg erle ben, wo ich die Feinde alle ver hauen dars! Aufs Dreschen versteh' >ä) mich. Wenn ich im Wirtshaus erschein', haben sie alle Angst vor mir. . . Wenn Sie einmal in mein Dors kommen, dann fragen Sie nach dem Joggl. Da werden Sie stau nen, was die Leute Ihnen für Geschichten erzählen werden. Ein Krieg, ein Krieg, das war meine größte Sehnsucht. Fast hat's schon so ausge schaut, als ob ich's nimmer verleben würde- Aber auf einmal war er da. Gejarchzt ha» ich, und rein narrisch war i vor Freud', ge tanzt hab' ich am Marktplatz und meine Mützen in die Luft geworfen, daß sie fast am Kirch' türm hängen geblieben ist. Ich hab's gar nicht erwarten können, fortzukommcn, so g'Mt hat's mich in den Fäusten, so ungeduldig war ich auss Dreinschlagen. Immer hab' ich ge' fragt: „G e h t' s noch nicht an, sind wir noch nicht da?" Na, und endlich war'n wir da, und jetzt ist die Langweil' an gegangen. Von an' feschen Krieg gar keine Spur! Alle Tage marschieren im Sand und wieder im Sand, und nichts zu sehen, rein gar nichts. Ich war schon ganz verzweifelt. Jeden Tag hab' ich den Leutnant gefragt: „Herr Leutnant, wann geh'n mir's an?" Und nix war's. Na, und endlich hat's geheißen: der Feind ist da, jetzt gehl's in die Schlackt, hab' in die Hemd' gespuckt und gedacht: Na. also endlich! Aber mein lieber Herr, es war ja wieder nix! In Schützengräben sind w >' gelegen und bab'n geschossen, aber gesehe" haben wir nichts. Was hab' ich vow Schießen, wenn ich nicht seh , daß ich treff'? Und über uns sind Vic verfluchten Luders, die Schrapnells krepier. ^en, ^t rai Der ,-chl müllun '»IN St eine! Die M mar. Wörter Vorname Ai»nn d zeig. Men, ! °be Mehrk Mfte, Mnicil s Hand, ^eggeha! ,5 mir, pack M Ri Meißei W da ist