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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Grtsbehörde und den Gemeinderat zu Mretnig. colral-Nurtl-er für die OkWaNe» Mrtmg, Sro-r8brrdsrl, Nsurmlde, frMeMb»! und Umgegrud. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., im amtlichen Teile 20 Pfg., sowie Bestellungen auf Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittags '/z11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 1/zH Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprcis, Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Psg., im amtlichen Teile 20 Pfg., sowie Bestellungen auf 6fichl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit iki freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark ausschl. Bestellgeld, gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Nr. 93. Sonnabend, den 21. November 1914. 24. Jahrgang. Gefecht in der Luft. Französischer Angriff abgeschlagen. Troßes Hauptquartier, is Nov. In Westflandern und Nordsrankreich H die Lage unverändert. . Ein deutsches Flugzeugzeschwader zwang auf Einem Erkundungsflug zwei feindliche Kampf- stugzeuge zur Landung und brachte ein feind liches Flugzeug zum Absturz. Bon unseren Flugzeugen wird eins vermißt. Ein heftiger französischer Angriff in der Gegend von Tervon am Westrand der Argonnen wird unter schweren Verlusten für die Franzosen znrückgeschlagen. Unsere Verluste waren gering. Auf dem östlichen Kriegsschauplätze find die erneut eingeleiteten Kämpfe noch im Gange. Der Hafen von Libau von den Deutschen gesperrt. Berlin. (Amtlich.) Am 17. Nov. haben Teile unserer Ostseestrcitkräfte die Einfahrt des "ibauer Hafens durch versenkte Schiffe gesperrt und die militärisch wichtigen Anlagen beschossen. Torpedoboote, die in den Jnnenhafen rindrangen, stellten fest, daß feindliche Schiffe sich nicht im Hafen befinden. , B e r l i n , 19. Nov. Zu der amtlichen Meldung, daß die Ausfahrt des Libauer Hafens deutscherseits durch versenkte Schisse gesperrt sei, schreibt Gras Re- ventlow in der Deutschen Tageszeitung: Der Hafen von Libau ist mithin von jetzt ab für russische Kriegs- M^Euge unzugänglich geworden, und die russische motte besitzt keinen eisfreien Hasen und damit für den Winter keine Operalionsbasis mehr, wenn die übrigen Hafen zugefroren sind, was bald cintritt. Ueberdies wird die Sperrung von Libau von besonderer Beden- tung mit Hinblick auf die Möglichkeit, daß englische Unterseeboote von der Nordsee durch den Sund in die Ostsee kämen. Diese würden nun in Libau keinen Stützpunkt mehr finden. Mit der Möglichkeit des Er scheinens englischer Unterseeboote in der Ostsee muß Natürlich nach wie vor gerechnet werden. Günstiger Fortgang der Schlacht'in Russisch-Polen Wien, 19. Nov. Amtlich wird verlautbart: Die Schlacht in Russisch- Polen nimmt einen günstigen Fort gang Nach den bisherigen Mel dungen machten unsere Truppe« 7900 Befangene. Sie erbeuteten 18 Ma- lchmengewehre und auch mehrere Ge- Der Stellvertreter des Generalstabs: v Höfer, Generalmajor Der Gouverneur von Warschau gefangen. Berlin» 17. Nov. Unter den in der schlacht bei Kutno Gefangenen befindet sich der Gouverneur von Warschau v. Korff mit seinem ^wve. Der Gouverneur war mit seinem Mutanten Hauptmann Frechner früh von Warschau in einem eleganten Privatauto abge fahren in der Richtung auf Kutno, ohne Kennt- W davon, daß diese letztere Stadt nach er bittertem Straßenkampfe von uns genommen ^ar. Er streß plötzlich bei Tarnow auf die lbavalleriespitze der Deutschen. Er versuchte um- zukehren und zu entkommen, wurde jedoch von einer Abteilung der 9. Metzer Dragoner einge- h°lt und festgenommen. Der Gouverneur setzte fich nicht zur Wehr und ließ sich ruhig im ^genen Auto unter Begleitung eines Leutnants Und eines Dragonergefreiten nach Deutschland abtransportieren. Er kam am Abend in Gnesen burch, wo er auf Anordnung des Platzkom- Mandanten im Hotel Hänsch, dem besten Hotel ber Stadt, für die Nacht untergebracht wurde. !Der gefangene Gouverneur spricht fließend Deutsch. Er wollte niemanv sehen, da er nicht in der Stimmung sei und seine Nerven durch das plötzliche Ereignis abgespannt seien. Der Chauf feur, ein Pole, erzählt, daß in Warschau große Angst vor den Deutschen, zumal vor Luftbomben herrsche. Letztere hätten großen Schaden ange richtet. Die Stadt sei bereits vom russischen Militär geräumt. Der amtliche türkische Schlacht bericht. Konstantinopel, 18. Nov. Der heutige Bericht des türkischen Hauptquartiers lautet: Auf allen Kriegsschauplätzen werden die Kämpfe mit Erfolg fortgesetzt. Unsere Truppen an der ägyptischen Grenze besetzten Kalatalua (?), das 120 Km. jenseits der Grenze liegt, und hißten dort die türkische Fahne. Unsere Truppen, die durch Laistan nach Rußland eindrangen, schlugen mit Gottes Hilfe die Russen nach heftigem Kampfe und fügten dem Feinde große Verluste zu. Unsere Truppen machten li)O Gefangene und erbeuteten zwei Gebirgsgeschütze. Große Verluste der Franzosen und Engländer bei Dixmuiden. Roosendaal, 19. Nov. (Priv.-Tel. des Dr. Anz.) In den Kämpfen zwischen Dirschoote und Dirmuiden haben die Franzosen 20000 Mann eingebüßt. Die Berluste der Zuaven- regimenter sind besonders schwer. In der Nacht vom 14. zum 15. wurde ein Nachtangriff auf Dirmuiden von drei Seiten her unternommen. Die Offiziere trieben ihre Truppen ins Feuer. Immer neue Abteilungen wurden nachgeschoben, doch alle ^-ferreichen Anstrengungen scheiterten; ohne erhebliche Verluste schlugen die Deutschen den Vorstoß der Feinde, ab und gingen zu einer scharfen Gegenoffensive über, die infolge des un günstigen Wetters nur zu einem Teilerfolge führte. Im Kanal ertranken 2500 Franzosen und Engländer. Dian sah unter den Ertrunkenen viele Gurkas, die in der herrschenden Dunkelheit französische Soldaten mit ihren Messern durch bohrt hatten. Die Franzosen stachen mit den Seitengewehren los. Im Tod verkrampften sich die Streiter ineinander. Einige hundert Fran zosen fielen den wütenden Gurkas zum Opfer. Es soll eine Art Verständigung zwischen den Verbündeten geschaffen werden, um der Wieder holung solcher Vorfälle zu begegnen. Minen an der schottischen Küste. Petersburg, 19. Nov. Nach einem Londo ner Telegramm der Ruskija Wjedomoste lief das eng lische Torpedoboot Druand an der Küste Schottlands auf eine Mine. Die Mannschaft wurde gerettet. Frankreichs letztes Aufgebot. Der Mangel eines Ersatzes für die in der Schlachtlinie befindlichen Truppen beginnt sich stark bemerkbar zu machen. Der Kriegsmimster Millerand ordnete die baldige Einberufung der Mindertauglichen an und befahl möglichste Be schleunigung der Rekrutenausbildung, da eine Ablösung der ermüdeten Standtruppen unbedingt erforderlich sei. Die Anzahl der französischen Reserven dieser Art werden auf dem Papier mit einer halben Million angegeben. Militärische Sachverständige bezweifeln aber, daß es möglich sein wird, diese aufzubringen. Der Pariser „Temps" unterzieht diese Frage einer längeren Besprechung und schreibt, daß Frankreich keine Armee mehr aufbringen könnte, die imstande sei, den Deutschen Widerstand zu leisten. 7 englische Kriegsschiffe außer Gefecht gesetzt. Dem „Leipz. Tageblatt" ist von befreundeter Seite folgende Meldung zugegangen, die es mit Genehmigung des Oberkommandos in den Marken veröffentlicht: Ueber das 3 tägige Seegefecht bei Middelkerke, durch das das die deutsche Armee hart bedräng ende englische Geschwader zurückgeschlagen wurde, gehen dem „Leipz. Tageblatt" von befreundeter Seite noch nähere Nachrichten zu. Danach ge lang es der deutschen Feldartillerie, 7 der von Admiral Hood befehligten Schiffe außer Gefecht zu setzen. Eins davon ist kurz darauf gesunken. Aus der 59. und 60. sächsischen Verlustliste. Abkürzungen: I. v. — leicht verwundet, s. v. — schwer verwundet, verm. — vermißt, gef. — gefallen, K. Kompagnie. 3. Infanterie-Regiment Nr. 1V2, Zittau. Bolinski, Otto, Ohorn, l. v., Rücken. 11. K. 13. Infanterie-Regiment Nr. 178, Kamenz. Schöne, Edwin Max, Reichenbach, gef. 7. K. Wittig, Oskar, Pulsnitz, bisher verm., zur Komp, zurück. 7. K. 12. Inf -Regt. Nr. 177, Dresden und Barackenlager Königsbrück. Oswald, Max, Pulsnitz, bish. verm., ist am 1. Sept, bei Perthes gefallen. 10. K. Werner II, Martin, Großröhrsdorf, bisher ver mißt, ist zur Kompagnie zurückgekehrt. Oertliches und Sächsisches. Bretnig. Mit dem Eisernen Kreuz aus gezeichnet wurden die Kriegsfreiwilligen Willi Seifert und Helmut Gebler von hier. Bretnig. Eine allgemeine Kirchenkollekte für die kirchliche Versorgung der evangelischen Deutschen im Auslande soll auf Anordnung des ev.-luther. Landeskonsistoriums am kommen den Totensonntage gesammelt werden. — Auf eine bemerkenswerte militärische Beförderung weist die „Sächsische Staats zeitung" hin. Unter den dieser Tage bekannt gegebenen Personalveränderungen im Heere be findet sich auch die Beförderung des Feldwebels der Landwehr Bechstädt, der seit der Mobil machung beim Grenadier-Regiment Nr. 100 stand. Er ist zum Leutnant befördert. Dies sei, so bemerkt die „Staatszeitung" deswegen bemerkenswert, weil er als ehemaliger Berufs unteroffizier zum Offizier befördert wurde, und zwar auf Grund seiner dienstlichen Tätigkeit und großer persönlicher Tapferkeit. — 3« den Klagen gegen die Feld- Pvst. In den Zeitungen sowie in Zuschriften an die Postverwaltungen wird als Vorwurf ge gen die Feldpost öfter die Frage aufgeworfen, wie es kommt, daß die Klagen über die Feld post nicht aufhören. Das Reichspostamt hat in einer kleinen Druckschrift unter Benutzung amtlicher, auch im Felde gesammelter Unterlagen hierzu Stellung genommen und weist darin nach, weshalb die Klagen über die Feldpost nicht aufhören können. Wie man hört, ist das Reichspostamt bereit, diese Schrift „Weshalb hören die Klagen über die Feldpost nicht auf" kostenfrei unmittelbar an Interessenten abzuge ben. Diese hätten nur den Wunsch durch Postkarte der Geheimkanzlei des Reichspostamtes in Berlin W 66 mitzuteilen. Großröhrsdorf. Wegen Bettelns wurde durch die hiesige Schutzmannschaft ein Fremder verhaftet. Er hatte sich einen Ueberzieher er bettelt, war aber mit diesem Kleidungsstücke nicht allein zufrieden, sondern verlangte vielmehr auch noch Geld. Zittan. 380 Stollen als Liebesgabe hat die Zittauer Bäcker-Innung, an die sich der Arbeitsausschuß der Sammlung für Liebesgaben an die Zittauer Truppen bittend gewandt hatte, gespendet. Davon werden 39 an die Verwun deten in Zittauer Lazaretten geschenkt, während 341 der Weihnachtssendung an die im Felde stehenden Truppen beigelegt werden. Diese Stollen haben einen Wert von reichlich 1000 Mark. — Einen schweren Unfall erlitt das 26- jährige Küchenmädchen Küchler, im „Amtshof" in Pirna bedienstet, am Montag abend in der 9. Stunde auf dem Bahnhof Obervogel gesang. Von einem Besuch einer Freundin zurückkehrend, benutzte das Mädchen von Sedlitz aus den Zug nach Pirna. Infolge der lebhaften Unterhaltung vergaß es das Aussteigen auf der hiesigen Station und fuhr bis Oberoogelgesang, wo es den Irrtum gewahrte und ausstieg. Im Begriff, den 8 Uhr 24 Min. nach Pirna fahrenden Zug zu besteigen, kam das Mädchen dem einfahrenden Zug zu nahe und kam zu Fall, wobei die Räder über den linken Arm gingen und diesen in Schulterhöhe glatt ab schnitten, auch der rechte Fuß wurde verletzt. Durch Sanitäter wurde die Verunglückte dem Friedrichstädter Krankenhause in Dresden zuge führt. Kirchennachrichten von Bretnig. Totenfestsonntag: V-9 Uhr: Beichte. 9 Uhr: Gottesdienst mit Verlesung der im letzten Jahre im Herrn Entschlafenen. Nach der Predigt Ehrengedächtnisfeier für M. Zschiedrich, G. E. Rönsch, F. W. Petzold, M. G. Hommel. Nach der Predigt: Heiliges Abendmahl. Nachm. 5 Uhr: Abcndmahlsgottesdienst. Geboren: dem Fabrikarb. Alfred Fridolin Sümmchen eine Tochter; eine uneheliche Tochter. Getauft: Erwin Alfred, S. d. Fabrikarb. Paul Erwin Berndt. Gestorben: Privatus Gustav Hermann Ringel, Ehemann, 71 I. 8 M. 25 T. alt. — Wirtschaftsgehilfin Auguste Pauline Gebler, geb. Paufler, Witwe, 64 I. 10 M. 27 T. alt. — Hermann Emil Steglich, Leinweber, Ehemann, 58 I. 4 M. 6 T. alt. Tvtenfestgesang des Kirchenchores: Sei getreu bis an den Tod . . . Motette von Wermann. In beiden Gottesdiensten: Kollekte für die Versorgung der ev. Deutschen im Auslande. kv.-lotd srium- un<l 1«ngsk»ue«verei»» Versammlung fällt am Totenfestsonntag und am folgenden Dienstag aus. Lebensweisheit im Kriege. Ein Kriegsteilnehmer erzählt in der „Franks. Ztg.": Bei den Kämpfen in den letzten Wochen west lich von Lille wurde von einigen Kavalleristen ein französischer Infanterist eingebracht, der sei ner Gefangennahme nicht den geringsten Wider stand entgegengesetzt hatte. Nach der üblichen Vernehmung wurde an ihn die Frage gerichtet, weshalb er sich denn garnicht gewehrt, kein Mal geschossen, sondern sofort seine Arme gen Him mel gestreckt habe. Ohne zu zaudern gab der Heldenkrieger mit listigem Lächeln die klassische Antwort: „Lieber fünf Minuten feige als da» ganze Leben tot!"