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— 294 — Abendgold funkelnden Felsen des Brockens em porschaute. „Du, Waldmann, und ich," fuhr sie fort, „machen uns garnich's aus dem Kirchenkonzert der alten Tante Erlaucht. Aber wir dürfen es nur nicht sagen, und morgen müssen wir zur Tante fahren, obgleich es wiederum herrliches Wetter zu werden ver spricht und wir lange nicht auf dem Brocken gewesen sind, um uns ein Sträußchen Brocken rosen und Brockenmyrthen zu pflücken. Aber übermorgen, Waldmann, gehen wir auf den Brocken — ich verspreche es Dir." Sie hielt dem Hunde das sonnenverbrannte Händchen hin, und der kluge Waldmann legte feine Pfote hinein, blinzelle seine sunge Her rin Pfiffig an und bewegte zustimmend die lange, spitze Rute. VI. „Ich würde den Borschlag der Frau Gräfln doch in sehr ernste Erwägung ziehen, liebet Herr Dooenect," sprach Frau Bartling mit freundlichem Ernst zu ihrem Gast, der nach denklich mit langsamen Schritten in dem Salon der Billa „Waidruhe" auf und ab ging, zu weilen mit flüchtigem, scheuem Blick die schlanke Mädchengestalt Alwinens am Fenster streifend. „Die Frau Gräfin hat schon meh reren jungen Künstlern weiter geholfen, denen es an einem festen Boden fehlte. Da Sie stanz allein in der Welt stehen) mein lieber, junger Freund, so rate ich Ihnen um so drin gender, die hilfreiche Hand der alten Erlaucht nicht abzuweisen. Daß wir uns sehr freuen werden, wenn St- hier bleiben, bedarf wohl weiter keiner Erwähnung." „Sie haben mich so freundlich aufgenom men, verehrte Frau Bartling, — ich bin Ihnen wn Herzen dankbar . . . ." „Ah, sprechen Sie doch nicht so! Sie würden natürlich bei uns wohnen bleiben — nun, ich hätte doch auch meinen Vorteil da von," setzte sie lächelnd hinzu, „denn der Ge sangverein würde, sich öfter in meinem Saale versammeln. Sie sehen, ich meiß meinen Vorteil wahrzunehmen." „Bemänteln Sie nur Ihre Fürsorge für mich durch scheinbaren Egoismus, ich weiß Loch, daß Ihr Rat aus gutem Herzen kommt, und ich danke Ihnen dafür-" „Nun, so befolgen Sie meinen Rat. Heut abend ist ja wohl wieder P-robe in bemalten Schloß? Da sprechen Sie gleich mit der alten Erlaucht." „Ich werde es mir reiflich überlegen, Frau Bartling, das versichere ich Sie." „Na, dann auf Wiedersehen heute abend. Ich muß jetzt in die Küche, um das Souper für meine Pensionäre anzurichten." Sie reichte dem jungen Künstler die Hand und entfernte sich, ihrer Tochter einen ermun ternden Blick zuwerfend. Eine Weile herrschte Schweigen in dem Gemach. Alwine nähte, ohne aufzublicken, emsig weiter, aber Hans Dobeneck bemerkte sehr wohl Lie feine Röte, welche langsam in ihren Wangen cmporstieg und ihre innere Er regung verriet. Er nahm einen Stuhl und setzte sich an ihre Seite. „Sie haben mir noch nicht gesagt, Fräu lein Alwine," Hub er an, „wie Sie über den Vorschlag der Frau Gräfin denken?" „Was soll ich dazu sagen?" entgegnete sie, das Haupt tiefer aus die Arbeit beugend. „Sie wissen, baß ich ebenso denke, wie Maina." „Sie würden es gern sehen, wenn ich hier bliebe?" „Sic können noch fragend" Ihre Stimme bebte leise, und in ihren Auren, die sie mit sanftem Vorwurf zu ihm erhob, schchUMte esu feuchter Glanz. Er LqM Hre Harrd, di^cheftig zitterte.! Fräulein Alwine," sagte er mit leiser, bewegter Stimme. „Sie sind mir so vertrau ensvoll entgegen gekommen, daß es unrecht von mir wäre, wenn ich Ihr Vertrauen nicht erwidern wollte. Sie wissen dock' meinem sie hätte dem geliebten Mann zu Füßen sm ken und die Arme zu ihm emporstrecken mögen in heißem Dank und innigster Lieke Aber leidenschaftliche Worte waren ihr vec ugg eben- so wie ihr scheues, zurückhaltendes, fast ängst' Tum Kampf in tzeigien: kine von äcutlikem Militär bewsckte Ltrshe, au; deren Näuler gelMollen wuräe, lo östz man kick gerwungeb lsk, Nie Nsuter nieder ru brennen. Leben, von meiner Person so wenig, und doch behandeln Sie mich wie Ihren Freund, wie Ihren Bruder. Sie sehen in mir nur den einfachen Künstler, der ich auch wirklich jetzt bin, aber, Fräulein Alwine, einst war ich nicht nur ein armer, heimatloser Künstler, ich besaß eine reiche, schöne Heimat, ein glän zendes Vaterhaus, die Welt voll Pracht und Reichtum stand mir offen, wenn ich mich deni Willen meines Vaters gefügt und der Kunst entsagt hätte. Ich aber zog die Freiheit dem goldenen Kerker vor, die heilige Kunst dem beschränkten Leben in irgend einer kleinen Garnisonjstadt; ich wanderte hinaus in die Welt als freier Künstler, das Herz angefüll! von Idealen, und dröhnend schlossen sich die Pforten der Heimat hinter mir. Ich kann jetzt nicht zurückkehren in mein früheres Leben, die Heimat habe ich auf ewig verloren, Hei mat ist mir die Kunst, die Poesie geworden, bis ich mir eine neue Heimat auf Erden be gründe. Ich bin nur ein armer, heimatloser Künstler; wenn ich hier bleibe, so will ich mir eine Heimat gründen, eine Heimat für's ganze Leben —" Er drückte sanft ihre Hand und sah freundlich lächelnd in ihre feucht schimmernden Augen. O, wenn er doch in ihrem Herzen hätte lesen können, da würde er die rechte Antwort auf feine Worte gefunden haben! Sie war so glücklich, so voller Seligkeit, daß sie kaum ein Wort der Erwiderung zu finden vermochte! Sie legte seinen Worten den Sinn unter, den ihr liebendes Herz sich wünschte, und doch glaubte sie wieder, die Worte falsch verstanden zu haben, es konnte ja nicht wahr sein, daß sie, das einfache, halbverblühte Mäd chen, die Liebe des in kräftigster, schönster Blüte des Geistes und des Leibes stehenden Diannes gewonnen hatte! Aber saß er nicht neben ihr, hielt er nicht ihre Hand mit sanf tem Diack fest und sah ihr so freundlich bit tend und fragend in die Augen? Eine Sturm flut des Mückes quoll in'ihrem Herzen empor, liches Wesen vor jeder heftigen AeußerE ihres inneren Empsindungslebens zurückschrewe. Nur ihre bebende Stimme, ihr leuchtende Auge und ihre glühenden Wangen Zeigten ihres Herzens glückliche Erregung, als w flüsternd erwiderte: „Ich würde so uncndüw glücklich sein, wenn Sie ' bei uns bleiben wollten . . . Er drückte einen Kuß auf ihre Hand, da öffnete sich Lie Tür, welche nach oer Garte«' terraffe hinaus führte, und eine in ruhe" wohnende Dame mit ihren beiden Kw' dern trat ein. Die Kleinen stürmten jubeln auf Alwine zu, ihr Blumensträuße reicht"' welche sie im Walde gepflückt hatten. Hans erhob sich und trat ejnige zurück; Alwine, so unangenehm sie die rang der glücklichsten Stunde ihres Lcbew empfand, vermochte doch den Kindern niästö zürnen. Sie küßte die Kleinen und dri" die frischen, duftenden Waldblumen an d«"' glühende Antlitz. Die Mutter der Kinder be merkte die Verlegenheit Alwinens wohl, unn bedeutsamem Lächeln reichte sie demjunge Mädchen die Hand. „Entschuldigen Sie uns- wenn wir gestört haben," sagte sie neckische wollte sich mit den Kleinen entfernen. ' aber klammerten sich an Alwine und woM nicht fort. Andere Pensionäre traten ei^ Hans sah ein, daß zu einer intimeren ^Uzj spräche keine Gelegenheit sich mehr biei würde, und entfernte sich. Langsam ging er den schattigen Waldweg entlang, der sich um das Städtchen berum^-^ uni auf der anderen Seite des Ortes -wie" in die Hauptstraße einzumünden. B>s st Beginn der Konzertprobe im alten SchM' noch eine Stunde Zeit, er wollte sie benay^ um mit sich über seine Zukunft ins K^re » kommen Auf einer Bank nahm er 4uv- von der man eine hübsche Aussicht aus im Schoß der grünen Gärten und Waloer liegende Städtchen genoß, siiNil nur Hatt sprech Aßt, dc kN gut äderen, Zuwege ^Nmal i gläi ?>cht mi °s wa Ornehm N Jal 'eses r ) er b Bec Klc Ucher Dirnen A übe ^Men ^nhast st es ! 's still 'sten diei Umut, ^ren, Ünd doi dine lr dar ei ^esen,