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Allgemeiner Anzeiger : 11.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190206110
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19020611
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-06
- Tag 1902-06-11
-
Monat
1902-06
-
Jahr
1902
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 11.06.1902
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Der Braud in der Saturu-Grube in NySlowitz ist eingedämmt; die Belegschaft ist Mttet bis auf drei Mann, die durch schlagende Wetter gelötet wurden. Von einem schwere« Verbrechen, dessen sich Knaben schuldig machten, wird aus Herford berichtet. Dort versuchten zwei Waisenknaben wiederholt, das evangelische Waisenhaus in Brand zu stecken. Daraufhin wurden fie fest genommen. Nachträglich hat nun ein drftter Knabe das Waisenhaus angezündet. Das Feuer bat den Fahrstuhl völlig vernichtet. Der Knabe ist verhaftet. Ein gemeinsam in den Tod gegangenes Liebespaar wurde in Hannover von Schutz leuten in der sog. Königseichenpartie gefunden. Das gut gekleidete junge Paar saß, sich fest umschlungend haltend, auf einer Bank, beide gleichmäßig mit einer Schußwunde in der Ctirn und in der Brust: der junge Mann hielt »och den Revolver in der Hand. Neben der Bank stand ein Krankenfahrstuhl, woraus zu schließen ist, daß der als gelähmt kenntliche lange Mann von seiner Geliebten bis an den Ori der That gefahren wurde. Die Leichen wurden nach dem gerichtlichen Totenhause ge- schasst. Die Nachforschungen ergaben, daß der jun e Mann der sich seit etwa einem Jahre im Steph mMist aufhaltende Pflegling Glockemann au» Ricklingen ist, während die Persönlichkeit des jungen Mädchens, seiner angeblichen Braut, nicht sestgestellt werden konnte. Liebesdrama. Der Wirt sohn Ludwig Schwarz von Hegelhofen bei Neu-Ulm unter- bieil ein Verhältnis mit der Tochter des Ge- wemdedieners von Beuren. Als seine Eltern bies nicht länger dulden wollten, beschlossen die Zwei, zusammen zu sterben und wollten dies am Sonntag abend in der Wohnung des Münchens ausführen. Als deren Vater dazu kam, erschoß Schwarz zuerst diesen, verwundete bann das Mädchen tödlich mit drei Rcvolver- Mssen und entleibte sich dann selbst. Verunglückt. Ein junger Mann aus Korschenbroich im Landkreise Gladbach, welcher gegenwärtig bei der Artillerie in Breisach (Elsaß) dient, verunglückte beim Baden im Rhein. Derselbe verschwand plötzlich vor den Angen seiner Kameraden in den Fluten und kam nicht mehr zum Vorschein. Die Leiche rst »och nicht gelandet. Der BulkaaaaSbruch in Ungarn hat Ah bloß als der Ausbruch einer überreizten Phantasie erwiesen. An dem bewußten Abend halten vier lustige Eperjeser Studenten den Strazsa bestiegen und dort, in einer Höhe von M Meter, ein Feuer angezündet, das seinen Rauch in die Lüfte emporsandte. Ein fideler Bruder Studio bezeichnete das als den Aus- bruch des Strazsa, der Feuerschein wurde auch unten bemerkt, und so kam der harmlose Eperjeser Hügel in den Ruf eines feuer speienden Berges. Dagegen melden Nach richten aus Mittelamerika, Bolivien sowie Alaska übereinstimmend vulkanische Ausbrüche. Zum Humbert-Schwindel meldet der Draht ans Paris vom Donnerstag als be sondere Neuigkeit, daß Louis d'Aurignac ein Bruder der Frau Humbert, der den Humbertschen Besitz bei Zaghuan verwaltet, auf Grund eines von Paris erlassenen Haftbefehls sestgenommen worden ist. Was damit erreicht werden soll, darüber verlautet weiter noch nichts. Weiter wird gemeldet, daß der Anwalt der Familie Humbert, Lanquefi, der Konkursverwaltung der »Altersversicherung" 3 700 000 Frank zur Ver- sügung gestellt hat, wodurch der Ausfall zwisch.-n den Schulden und dem Vermögen dieser Gesellschaft vollständig gedeckt wird. Die Anwaltskammer wird einen Ausschuß ernennen, der gemeinsam mit dem Konkursverwalter der »Altersversicherung" die Beitreibung aller Außen stände dieser Gesellschaft herbeisühren soll, so baß alle Gläubiger vollständig befriedigt werden Würden. König Behauzi« lebt. Er ist kein Opfer der Katastrophe auf Martinique, wie man anfänglich vermutet hatte, da er noch vor wenigen Monaten in St. Pierre wohnte und nach dem Unglück sein Name nicht in dem Tele- sUamm zu finden war. Der ehemalige Be herrscher von Dahomey ist zum Fort Tarten- son, das Fort de France benachbart ist, ent kommen und er ist frisch und gesund, wenngleich er durch die letzten Ereignisse natürlich ein wenig unruhig geworden ist. In einem ganz eigenhändigen Briese, der beweist, daß der Ex-König in den neun Jahren, seitdem er in der Verbannung lebt, schöne Fortschritte in der französischen Sprache gemacht hat, hat er sich soeben bei der französischen Kolonialverwaltung wieder in Erinnerung gebracht. „Ich kann nicht sagen," schreibt er, „daß ich hier Gegenstand schlechter Behandlung bin, im Gegenteil, man hat niemals auf gehört, mir das größte Wohl wollen zu bezeigen . . . Aber Martinique bietet gegenwärtig sehr wenig Zerstreuungen! . . ." bliken bringen häufig recht komische Zwischen fälle. Von einem solchen weiß auch der Kapitän der englischen Brigg „Alice" aus Liverpool in Neuschottland zu berichten, dessen Schiff am 29. März in Barahoma, San Domingo, vor Anker lag. An diesem Tage stürzten plötzlich einige mehr oder wenige schwarze Herren an Bord und erbaten sich in höchster Eile die Er laubnis, etwas Geld aus Schiff zu bringen. Als der Kapitän zugesagt hatte, raffelte ein Wagen ans Ufer und mit großer Schnelligkeit wurden Säcke mit Gold und Silber in eine Kajütte gebracht und auf dem Boden ausge schüttet. Ein Nachzählen der Summe fand nicht statt, auch verlangten die Ueberbringer des Geldes keine Quittung. Sie verschwanden Vorstehende Ueberstcht der großen SchiffahrlS- Gesellfchaften läßt deutlich erkennen, einen wie ge waltigen Vorsprung unsere beiden großen deutschen Reedereien vor dem ganzen AuSlanve haben. Der Schiffahrtstrust, welchem fünf Damp erlinien ange hören, erreicht beide Gesellschaften an Tonnenzahl nur zu zwei Drittel, an Zahl der Dampfer sind ihm die deutschen Linien aber gar um mehr als das Doppelte überlegen. Auch was die Größe der Schiffe anbelangt, steht Deutschland nicht zurück. Von der Hamburger Gesellschaft haben die vier Schiffe „Patricia", „Pretoria", „Pennsylvania" und „Graf Waldersee" einen Raumgehalt von 12 000 Tonnen, ebenso vom Lloyd der „Neckar". Mehr als 11000 Tonnen haben noch zwei Schiffe beider Gesellschaften und über 10 000 zwölf Schiffe, insgesamt haben also 19 deutsche Schiffe mehr als 10 000 Tonnen, Von den Trustfchisfen haben 27 mehr als 10 000 Tonnen Gehalt, das ist für die einzelne Linie etwa ö Schiffe, während auf die deutschen Linien 9 bezw. 10 entfallen. Die deutschen Schiffe haben also gegenüber dem Trust ein ansehnliches Gegengewicht, das noch dadurch vermehrt wird, daß die Trustschiffe nur den Atlanti schen Ozean befahren, während unsere deutschen Schiffe den Erdball umkreisen. Besorgnisse vor einem Ueberschlucken unserer deutschen Linien durch die Amerikaner sind daher wohl nicht angebracht. So kann man es begreifen, daß er den dringenden Wunsch äußert, sobald als möglich eine kleine Spritzfahrt nach Paris unternehmen zu dürfen, und es ist auch nicht ausgeschlossen, daß man ihm bald seine Bitte erfüllt. Durch Blitzschlag zerstört. Bei einem in der Nacht zum 5. Juni über die ganze Ostschweiz niedergegangenen Gewitter wurden im Turbenthal durch Blitzschlag neun Häuser eingeäschert. Die eutführte Millionärstochter. Wie s. Z. berichtet wurde, war am Ostersonntag aus einem Hotel in Wien die 17 jährige Rosa v. R., die Tochter einer reichen Polin aus dem Lubliner Gouvernement verschwunden. Frau v. R. war mit ihren beiden Töchtern nach Wien gekommen, um ihre jüngere Tochter Rosa von dem Gedanken abzubringen, den russischen Gutsbesitzer Stephan D. zu heiraten, gegen den fie — die Mutter — eine große Abneigung besaß, angeblich weil er klein und häßlich sein soll. Der Verdacht, daß D. die schöne Rosa entführt habe, hat jetzt Beftä.igung erhalten. Vor einigen Tagen erhielt Frau R., die jetzt in Paris weil!, ein Lebenszeichen von ihrer Tochter. Das Liebespaar war von Wien nach Rußland geeilt, hatte sich daselbst in einem kleinen Dorf vermählt und begab sich dann nach Warschau. Von dort aus wendete sich das Ehepaar brieflich nach Paris mit der Bitte um den mütterlichen Segen, der ihm wohl jetzt zu Teil werden dürfte. Die Revolutionen und Revolutiöuche« in den süd- und mittel-amerikamschrn Repu ebenso schnell, wie fie gekommen waren. Nach her stellte es sich heraus, daß die Herren die Spitzen der Regierung von San Domingo waren und daß sie auf diese Weise die 250 000 Dollar enthaltende Staatskasse vor den Rebellen in Sicherheit gebracht hatten. Erst nach vier zehn Tagen, nachdem die Insurgenten überall vergeblich nach den Geldern gesucht und die Suche als vergeblich aufgegeben hatten, erschie nen die Regierungsherren wieder, um ihren Schatz zurückzuverlangen. Indianer auf dem Kriegspfade. In Mexiko find etwa 1000 Umkqui - Indianer auf dem Kriegspfade. Sie tö.eten 30 Weiße. Gerichtsfiatte. Paris. Wie mit Musolino die italienische RSuderromantik, so hat mit dem eben beendigten Prozesse gegen die sogenannte Apachenbandc von Belleville die Pariser Diebesromantik einen argen Schlag erhalten. Manda, der Mörder Leccas, ward zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe ver urteilt; aber eigentlich hieß er Pleigneur, und sah auch so aus, klein, gemein und unansehn lich ; seine berüchtigte Geliebte, der sogenannte „Gold helm", angeblich so genannt wegen ihrer goldigen Haarmähne, hat diesen ihren schönen Beinamen erst auS den Blättern erfahren; sie ist ein unappetit liches Weibsbild, deren Kopf kaum an den Gold helm erinnert; und der Nama „Bande der Apachen" fand sich zwar auf dem Arme eines der Helfers helfer iättowiert, wurde aber erst zur Firma der Bande, als sie in der Presse so getauft wurde. Auf Grund des Prozesses läßt sich also keine Fortsetzung der romantischen Geheimnisse von Paris schreiben. vorauge^ai genen Szene verabsäumt, sich Merzulasscn. Jetzt forderte die Sängerin ihre Me hierzu auf und sprach, indem sie sich an ältere Dame wandle: »Haben Sie die Güte, Ihre Erzählung, der mit gespannter Erwartung entgegensehen, i» beginnen." .. „So hören Sie denn, meine Damen," sagte ^Baronesse, dieser Aufforderung nachkommend. -Ich war in früherer Zeit Hofdame der Fürstin ?- . . . und hatte dieselbe auch regelmäßig in v» Sommermonaten zu begleiten, wenn die Mhaltung nach einem der fürstlichen Lust- Msser verlegt wurde. Es find nun fünfzehn Mre vergangen, seitdem die Wahl Ihrer Durchlaucht auf das Schloß Richardsburg fiel, Uelbst wir mehrere Monate in angenehmster Mse zubrachten. Die Fürstin liebte es, auch Führend ihr-s Landaufenthaltes einen größeren ^eis um sich zu versammeln, und so fand Tages ein Festball in genannter Sommer - Menz statt, wozu die Geburtstagsfeier der Men Prinzessin Veranlassung gab. An diesen "beud knüpften sich die Ereignisse, welche hier Betracht kommen. Auf eine heute noch nicht Mig aufgeklärte Weise verschwand nämlich "Mals aus der Schmuckschatulle der Fürstin Anzahl wertvoller Preziosen. Der Ver acht lenkte sich nach den gegebenen Umständen Ul den Kastellan des Schlosses, und ich Mt war es, welche notgedrungen dazu bei gsten mußte. Auf den Wunsch Ihrer Durch - M kehrte ich aus dem Ballsaale in ^Mero Gemächer zurück, um einen vergessenen deqentzand zu such.n. Als ich owjeloen betrat, überraschte ich den erwähnten Hofbeamten, während er fich mit jener Schatulle zu schaffen machte. Bei meinem Eintreten geriet er in sichtliche Verlegenheit, behauptete aber dann, er habe sich verpflichtet gefühlt, den Schlüssel in Sicherheit zu bringen, um ihn sofort in die Hände der Fürstin oder ihrer Damen abzuliefern. Die Appartements Ihrer Durchlaucht habe rr nur betreten, um fich zu überzeugen, ob die Beleuchtung derselben in Ordnung sei und ob die Dienerschaft die Fenster geöffnet habe, wie es die Fürstin für die warmen Winterabende angeordnet hatte. Als er die einen so kostbaren Inhalt bergende Schatulle mit geöffnetem Deckel auf dem Toilettentische stehen gesehen, sei ihm dies natürlich sofort ausgefallen, und er habe annehmen müssen, daß unsere Gebieterin, welche die Preziosen in der Regel selbst auswählte und das Kästchen dann unter eigenen Verschluß nahm, heute nur aus Vergeßlichkeit verabsäumt habe, es in Sicherheit zu bringen. Ich über gab, von dem Kastellan begleitet, nach Entgegen nahme dieser Aussagen den Schlüssel sofort der Fürstin selbst und erstattete Bericht über die Vorkommnisse. Durchlaucht legte anfangs wenig Wert darauf; aber nachdem der Ball zu Ende und ich für die Nacht entlassen war, wurde ich nochmals zu ihr besohlen und empfing ihre be- stürzte Mitteilung, daß iast die Hälfte der kost baren Geschmeide und Kleinodien fehle. „Somit," fuhr die Baronesse fort, „mußte ein Diebstahl von größerer Bedeutung verübt worden sein, und bei der zahlreichen Diener- schäft sowie dem großen Verkehre im Schlosse überhaupt war der Lyäter schwer zu nmüleln. Die sofort eingelei eten eifrigen Recherchen, die fich überJahre ausdehncnde peinliche Untersuchung ergaben auch wirklich kein genügendes Resultat. Die abhanden gekommenen Stücke kamen nirgends mehr zum Vorschein, obwohl sie in zahlreichen öffentlichen Blättern und Polizeiberichten bekannt gegeben wurden. Vor allem hatte der bisher im Rufe größter Unbescholtenheit stehende Kastellan darunter zu leiden; denn er war der einzige, gegen den einige Indizien sprachen, wie Sie aus dem Verlaufe meiner Erzählung schon zum Teil erfahren. Zwar mußte man ihn wegen mangelnden genügenden Beweises schließlich außer Verfolgung setzen, aber ein Makel blieb auf seiner Ehre immerhin haften. Daß das Mißtrauen gegen ihn fich nicht be seitigen ließ, bewies die kurz daraus folgende Pensionierung ohne Ansuchen. — Wenn ich Ihnen nun sage, Fräulein Gabriele, daß jener Mann den Namen Rudorfs trug, so werden Sie es mir kaum verdenken können, daß es mir sehr ausfiel, als ich in dem bei Juwelier Berger hinterlegten Medaillon mit Sicherheit eines der geraubten Stücke erkannte und zugleich erfuhr, daß eine Dame, welche fich ebenfalls Rudorfs nennt, es dorthin verbracht habe. Das Aquarell bild stellt den Vater der Fürstin dar, und des halb hatte der Verlust dieses Gegenstandes Ihre Durchlaucht am meisten geschmerzt. Ueber den Kastellan hörte ich später, er sei in dürftigen Verhältnissen gestorben und vor seinem Tode in Trübsinn verfallen. Dies bereitete mir seit dem manche schwere Stunde. Obwohl ich in jener Sache damals nicht anders bandeln konnte, machte ick mir doch o>« Bmwüne, daß ich es Liverpool. Vor dem hiesigen Polizelgcricht er schien dieser Tage ein Herr namens John Wilson, der seit 1881 beständig zwischen dem Zuchthaus und seiner Wohnung hin und her gegondelt ist. Dies mal wurde er für zwölf Monate „in den Schatten" geschickt. Als er das Urteil hörte, sagte er im Tone tiefster Entrüstung: „König Eduard soll also am Tage seiner Krönung einen seiner imperialistischsten Unterthanen nicht zu sehen bekommen!" Der Richter bedauerte das gleichfalls, aber er konnte dem königS- treuen Manne nicht helfen. In rn^stschsr Gefangenschaft. Unter dieser Spitzmarke wird der,D. Warte' von der schlesisch-russischen Grenze folgendes geschrieben: Im Auftrage einer Elektrizitäts- Gesellschaft zu Kattowitz war der Monteur R. jüngst in der Restauration „Dreikaiserecke" bei Myrlowitz dienstlich beschäftigt. Nachts ein Uhr wollte R. mit dem Eisenbahnzuge zurück kehren, da er denselben aber versäumte, be schloß er, die Zeit bis zum Abgang des nächsten Zuges durch einen Spaziergang in der herr lichen Maiennacht zu verbringen. Hierbei be trat er auch die bekannte Przemsa-Grenzbrücke. Kaum war er einige Schritte auf der Brücke, die zur Hälfte preußisch und zur andern Hälfte russisch ist, vorwärts gegangen, als er den russischen Wachtposten auf fich zukommen sah. R. blieb ruhig stehen, da er meinte, daß ihm nichts passieren könne, zumal er sich auf dem preußischen Teile der Brücke befand. Die be kannte russische Willkür sollte ihn jedoch bald eines Bessern belehren. Im Begriff, dem Posten ein Trinkgeld zu geben, wurde er plötz lich von hinten gepackt, während gleichzeitig ein zweiter Grenzposten ihn von vorn festhielt. J-tzt fühlte er auch, daß man ihm die Uhr ent reißen und ihn auf den russischen Brückenteil zerren wollte. In seinem Schreck bot er den Posten ein Markstück an, woraus man ihm die Uhr ließ. Als sie nun endlich ihr Opfer auf das russische Gebiet geschoben hatten, alarmierten die Grenzsoldaten durch Gewehrschüsse die Grenzwache, die in wenigen Minuten zur Stelle war, den Monteur ohne weiteres in ihre Mitte nahm und ihn nach dem nahen russischen Grenzort Mordczow brachte, von wo er nach anderthäibtägiger Gefängnishaft, ohne daß eine Vernehmung des Festgenommenen erfolgt wäre, in das Gefängnis zu Bendzin transportiert wurde. Hier wurde R. in einem Raume inter- f niert, in dem sich sieben Slrohsäcke für 3t Ge- ' fangens befanden. Die Strohsäcke sollen leb haft bevölkerte Tümmelplätze gewisser blut saugender Lebewesen gewesen sein. Erst nach drei Tagen, nachdem die Gattin des R. energisch interveniert hatte, wurde dieser zur Vernehmung vorgeführt und hierauf seine Auslieferung ver fügt. In einem nahezu strolchartigen Zustande kehrte R. in seine Heimat zurück. Denn bei seiner Leibesvisitation wurden ihm die Hosen nähte beinahe bis zu den Füßen herunter auf gerissen, sodaß er die körperlichen Blößen nur mühsam mit dem Paletot verdecken konnte. Wann endlich werden diese durch russische Will kür provozierten Grenzplackereien, die den heutigen Kulturverhältnissen geradezu ins Gesicht schlagen, von der Bildfläche verschwinden?! Älmtes Allerlei. Petroleum zu prüfen. Man gieße etwas von dem Petroleum in ein Gesäß, stelle dieses in eine Pfanne oder Schüssel mit Wasser und bringe dasselbe nach und nach bis zur Siede- Hitz'. Vorher setze man ein gutes Thermometer mit der Glaskugel ins Oel und beim Steigen der Temperatur halte man ein brennendes Streichholz an das Petroleum und beobachte, bei welchem Wärmegrad es fich entzündet. Oel, das gefahrlos sein soll, darf nicht unter 125 bis 130 Grad Fahrenheit anfangen zu brennen. Wirklich gutes Oel sängt erst bei 150 Grad an zu brennen. * . * Empfindlich. A. (auf der Straße): „. . . . Sie können mir wohl nicht sagen, wo hier die Badeanstalt ist?" — B. (grob): „Warum soll ich Ihnen das nicht sagen j rönnen! ?" war, durch welche vorzugsweise gravierende Indizien gegen den Kastellan beigeschaffi wurden. — Aber — mein Gott l — Fräulein Gabriele! Was haben Sie? Sollte jener Mann am Ende dennoch in verwandtschaftlichen Bezie hungen zu Ihrer Familie gestanden haben?" „Er war mein Vater!" schluchzte Gabriele. „Mein armer verkannter Vater, den der unver schuldete Verlust seiner Ehre in Verzweiflung stürzte und einem baloigen Tode zuführte. In einem Anfälle von Melancholie legte er selbst Hand an fich." Die Baronesse preßte ihr Taschentuch vor die Augen. Dann erhob fie fich und legte den Arm um die Schulter des jungen Mädchens, dessen Haupt an ihre Brust ziehend. „Ver zeihung, mein liebes, armes Kind!" sagte fie rief bewegt. „O vergeben Sie mir, daß ich diese Wunde in ihrem Herzen wieder aufreißen mußte." Nach einer Pause fuhr fie beruhigter fort: „Aber was nun? Durch diese neuenthüllte Thatsache wird dir Angelegenheit, um die es fich handelt, eher verwickelter, als daß fie fich amhellt. Welchen sonderbaren Fügungen stehen wir heute gegenüber! In den Händen der Tochter desjenigen, der durch das Ereignis im Schlosse Richardsburg Reputation und Leben verlor, muß eine der abhanden gekommenen und lange vergebens gesuchten Kostbarkeiten zum ersten Male wieder auftauchen, und doch ist fie nicht die Besitzerin, sondern Fräulein Blank, welche den Ursprung des Kleinods nicht zu kennen behauptet!" >7 (Fortsetzung folgt.»
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