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Allgemeiner Anzeiger : 11.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190206110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19020611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19020611
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-06
- Tag 1902-06-11
-
Monat
1902-06
-
Jahr
1902
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 11.06.1902
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Zum Friedensschlüsse. *Die Dotation von 50600 Pmnd für Kitchener wurde am Donnerstag vom eng lischen Oberhause, ebenso auch vom Unterhause. hier aber nach erregten Svenen, die durch den Widerspruch Dillons und William Redmonds herbeigesührt wurden, mit 380 gegen 24 Stimmen bewilligt; das Dankesvotum sür das Heer gelangte im Oberbause ein stimmig, im Unterhause mit 382 gegen 42 Stimmen zur Annahme. *Die englische Regierung hat Massen von hölzernen Hütten bestellt, die den in den äußeren Bezirken ansässig Gewesenen als Obdach bis zum Wiederaufbau ihrer Häuser mitgegeben werden. Zur Neuversorgung der Buren- iar men mit Vieh beabsichtigt die englische Verwaltung, ihnen zunächst alle entbehrlichen Remontepferde zu verkaufen; die Ein- fuhr von anderem Vieh wird - in großem Umfange notwendig sein, es ist jedoch noch zweifelhaft, welche einzuführenden Arten die meiste Aussicht auf Gedeihen haben. *Die englischen Verluste im süd afrikanischen Kriege haben betragen im ganzen 28 133. Im einzelnen sind im Kampfe ge fallen 5776, an Wunden erlegen 2019, an Krankheit gestorben 13 272, in Gefangenscha't gestorben 102. verunglückt (meist durch Eisen« bahnunfälls) 797, vermißt 120, Invaliden, seit Rück ehr in ihre Heimat gestorben, 497, Inva liden als dienstunfähig entlassen 5550. * Die Kosten des südafrikanischen Krieges haben sür England bis Ende März, den Angaben des Schatzlanzlers gemäß, be tragen: 154 407 000 Pfund für die Krieg führung, 4 967 000 Pfund sür Verzinsung der Kriegsanleihen, zusammen also 159 375 000 B und. Seit dem 1. April find etwa 15 Mill. Pfund mehr verausgabt worden. In runden Ziffern hat der Krieg also bis zum Friedens abschluß 175 Mill. Pfund gekostet. Abgesehen von der ferneren Unterhaltung eines stehenden Garmsonheeres in Südafrika und den schon organisierten Polizeimannschaften (10000 Mann) un er Baden-Powell, kommen aber noch in Betracht die außerordentlichen Kosten des Rück transports der Hauptarmee. Somit steht zu erwarten, daß der Krieg den Engländern im ganzen ungefähr soviel kosten wird, wie die französische Kriegsentschädigung im Jahre 1871 betrug, nämlich 5 M lliarden. * Einen Ehrendegen für de Wet wollen die Leser der — ,Daily Mail' stiften! Sie müssen sich doch durch die wüsten Schimpfe reien, mit denen de Wet früher von dem Jingo blatt überschüttet wurde, sehr angewideri gefühlt haben. Auch wird in dem Blatt vorgeschlagen, eine Sammlung zum Wiederaufbau der Farmen de Weis einzuleiten. Politische Rundschau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm wird die Königin Wilhelmina der Niederlande am Diens tag, den 10. d., bei deren Durchreise nach Schloß Schaumburg in Wesel persönlich begrüßen. * Bei dem Bankett in der Marienburg am Donnerstag hielt der Kaiser eine Rede, in der er sagte: „Ich habe schon einmal Ge legenheit genommen, in dieser Burg und an dieser Stelle zu betonen, wie die alte Marien burg, dies einstige Bollwerk im Osten, der Ausgangspunkt der Kultur der Länder östlich der Weichsel, auch stets ein Wahrzeichen für deutsche Aufgaben bleiben soll. Jetzt ist es wieder so wett: polnischer Uebermut will dem Deutschtum zu nahe treten und ich bin gezwungen, mein Volk aufzurufen zur Wahrung seiner nationalen Güter. Und hier in der Marienburg spreche ich die Erwartung aus, daß alle Brüder des Ordens St. Johann immer zu Diensten stehen werden, wenn ich sie rufe, deutsche Art und Sitte zu wahren und in diesem Wunsche und dieser Hoffnung erhebe ich mein Glas auf das Wohl des Durchlauchtigsten Herrcnmeisters und des Ordens St. Johann. Hurra, hurra, Hurra!" *Der Bundesrat hat dem Gesetz entwurf wegen Aufhebungdes Diktatur- par agra pH en für Elsaß-Loihringen seine Zustimmung erteilt. Ferner stimmte der Bundes rat den Beschlüssen des Reichstages zu dem Gesetzentwurf betr. die Abänderung des 87 der Skaprozeßordnung (fliegender Ge richtsstand der Presse) zu. *Jn einem zwischen den Parteien der Rechten, des Zentrums und der National- liberalen vereinbarten Kompromiß wird die Verstaatlichung der Saccharin industrie verlanat. Es ist ein Antrag formuliert worden, worin der Apotheken« Karo« v. Schmidt, Reichstagsabgeordneter für Elsaß-Lothringen, zuletzt in französischen Diensten, wurde vom Kaiser der Charakter als Rittmeister verliehen und ihm gleich zeitig die Genehmigung zum Tragen der Uniform der Reserveoffiziere des Kürassier-RgtS. Graf Geßler (Rheinisches) Nr. 8 mit den für Verabschiedete vor- geschriebenen Abzeichen erteilt. zwang ausgesprochen und ein Her stellungsverbot für Saccharin ver langt wird. Die noch weiter zugclassenen Be triebe sollen unter Konzessionspflicht gestellt werden für Fabrik und Vertrieb. Der Antrag sieht ferner hohe Strafen für Zuwider handlungen gegen diese Bestimmungen, sowie für den gesetzwidrigen Besitz von mehr als 50 Gramm Saccharin vor. Die Saccharinsabriken, welche den Betrieb ein« stellen müssen, sollen bis zum Sechsfachen ihres Reinertrages von 1900 bis 1901 entschädigt und diejenige Fabrik, welche auch in Zukunft konzessioniert und, unter Staatsaufsicht gestellt, weiter arbeitet, soll eine Abfindung von einem Drittel dieses Reinertrages erhalten. Frankreich. ' In der Kammerkommisston für die W ah l- Prüfungen ereignete sich am Donnerstag ein böser Zwischen-all. Der Nationalist Largen- taye nannte Loubet einen Dieb; darauf folgte eine allgemeine Prügelei. Largen- taye wird vor Gericht gestellt werden. * Der Herzog von Orleans ist „un erschütterlich entschlossen, den Königsthron Frankreichs mit Gottes Hilfe und der Mitwirkung aller guten Franzosen wieder auf zurichten". Das hat er in einem aus Genna an die royalistischen Komitees gerichteten Schreiben seierlichst erklärt. Aber zwischen Wollen und Vollbringen liegt ein ungeheurer Zwischenraum. *Der weggejagte Präsident von Haiti, Sam, ist in Paris eingetroffen. Da leben schon sehr viele verjagte republikanische Präsidenten von Süd- und Mittelamerika und bringen die von ihnen gestohlenen Millionen an den Mann. England. * Miß Alice Roosevelt, Tochter des Präsidenten Roosevelt, ist in London ein getroffen. Holland. *Die Fahnen der Transvaal- Republik und des Oranje-Frei staates wehen noch über seiner Villa, zum Zeichen, daß Krüger die Rechtmäßigkeit des in Südafrika abgeschlossenen Friedens nicht an erkennt. (Krüger befindet sich körperlich wohl.) Rußland. * Ein deutsch-russisch-nieder- ländisches Eisenbahnabkommen ist nach Petersburger Blättern abgeschlossen worden. Danach ist zwischen dem russischen Eisenbahn netz einerseits und den deutschen sowie den niederländischen Esenbahnen anderseits ein direkter Tarif vereinbart zwischen Peters burg, Moskau, Warschau, Lodz, Odessa, Kiew, Dwinsk, Amsterdam, Haag, Barmen, Düssel dorf, Berlin, Danzig, Frankfurt a. M., Wies baden, Hamburg, Königsberg, Heidelberg, Leipzig. Für den Reiseverkehr zwischen diesen Stationen sollen 45 Tage gültige Rundreise billets zu ermäßigten Preisen ausgegeben werden. Deutscher Reichstag. Am 5. d. steht zur ersten Lesung die Ueberein- kunft zum Schutze der für die Landwirt schaft nützlichen Vögel. Abg. Beckh-Koburg (sreis. Vp.) gibt seiner Freude über den endlichen Abschluß der Ueberein- kunft Ausdruck und bedauert, daß Italien, Däne mark, Norwegen, England und Holland ihr nicht beigetreten. Abg. Deinhard (nat.-lib.) bemerkt, daß auch in Deutschland viele Vögel unnütz getötet würden. Gegen den Import von VogelbSlgen aus Italien müsse man sich durch einen hohen Zoll schützen. Abg. v. Sa lisch (kons.) erklärt seine Zu- stimmung. . Abg. Graf Bernstorfs-Uelzen (Welfe) be mängelt, daß man den Storch, der doch der Jagd schädlich, unter die Zahl der zu schützenden Vögel ausgenommen habe, dagegen nicht den Kuckuck, der doch allein von allen Vögeln die haarigen Raupen fresse. Staatssekretär Graf Posadowsky: Sämt liche Staaten haben ein Verzeichnis der schädlichen und nützlichen Vögel durch Gelehrte, die Autoritäten auf dem Gebiete der Ornithologie sind, ausstellen lassen. Es wäre kehr bedauerlich, wenn von diesen Fehler gemacht sind. Italien hat sich der Konven tion nicht angeschlossen, auch die Niederlande haben ihren Beitritt versagt, weil die Bestimmungen der Konvention nicht übereinstimmcn mit ihren Jagd gesetzen. Wir unserseits werden die Konvention durch eine Revision des Gesetzes betr. den Schutz nütz licher Vögel ergänzen. Damit ist die erste Lesung beendet. In zweiter Lesung werden die Bestimmungen der Konvention im einzelnen ohne Debatte an genommen. Es folgt die dritte Lesung des von dem Abg. Lieber u. Gen. (Zentr.) eingebrachten Gesetzentwurfs betr. die Freiheit der Religionsübungen, der soge nannte Toleranzantrag. In der Generaldikkusfion bemerkt Abg. Schrader (frs. Vgg.): Der Antrag ist hervorgegangen aus Beschwerden des Zentrums über die imparitä ijche Behandlung der Katholiken in einigen deutschen Staaten. Der Kanzler lehnte zwar den Antrag ab, versprach aber, auf die betreffenden einzelstaatlichen Regierungen einzuwirken. DaS ist auch geschehen. Ich wünsche das Zustandekommen des Gesetzes. Abg. Kunert (soz.): Der § 1 des Antrages, der die Religionsfreiheit garantiert, wäre an und sür sich annehmbar, ober durch die Hinzufügung des Antrages Oertel in zweiter Lesung, wonach die landespolizeilichen Vorschriften iiber das Vereins- und VersammlungSweseu unberührt bleiben, wird 8 1 sür uns unannehmbar. Dennoch aber werden wir schließlich für das ganze Gesetz stimmen, da es immerhin noch eine Verbesserung der jetzigen Zustände darstellt. Abg. Frhr. v. Schele-Wunstorf (Welfe): Wir sind mit.dem Grundgedanken des Gesetzes ein verstanden. Die Entscheidung des Kindes über sein religiöses Bekenntnis hätten wir lieber von dem 14. auf das 16. Lebensjahr hcraufgesetzt gesehen.. Abg. Hieb er-Württemberg (nat.-lib.): Wir werden uns in der Gesamtadstimmung ablehnend verhalten. Abg. Bachem (Zentr.): Der Ausgangspunkt unseres Antrages waren Beschwerden von Katho liken; aber die Diskussion hat gezeigt, daß wir ge- sonnen sind, unseren Gegnern ehrlich dasselbe zu zugestehen, was wir sür uns selbst in Anspruch nehmen, daß also der Toleranzgedanke nicht nur den Katholiken, sondern auch den Protestanten und anderen Religions-Gemeinschaften in Deutschland zu gute kommen soll. Standesgemäß. 17) Roman von Karl v. Leistner. kFortsetzunk) „Zu welchem Zwecke entäußerten Sie sich desselben?" Cora zögerte mit der Antwort und sagte dann in ziemlich ungehaltenem Tone: „Ich möchte fast bezweifeln, daß eine genügende Ver anlassung vorliegt, mich zu so detaillierten An gaben zu zwingen." „Doch, Fräu ein!" entgegnete der Kommissar. „Ich überschreite meine Befugnisse keineswegs, und Sie haben es im Gegenteil einer be sonderen Rücksichtnahme zu verdanken, daß ich mich behufs vorläufiger Verhandlung der Sache persönlich hierher verfügte, anstatt Sie sofort zu einem Verhöre vorladen zu lassen. Ich wiederhole demnach meine Frage, zu welchem Zwecke die Entäußerung stattfand?" „Der größte und wertvollste Stein sollte dem das Medaillon umgebenden Reife ent nommen werden." „Weshalb sollte das geschehen?" „Um ibn in einen Ring zu fassen, der gleich zeitig bestellt wurde." „War dieser Ring für Sie bestimmt, oder sür wen sonst?" Wieder schien Cora Anstand zu nehmen, weiteren Ausschluß zu geben, und blickte mit einiger Befangenheit auf die Baronesse, deren Gegenwart ihr in diesem Augenblicke vielleicht ungelegen war. Der Kommissar mußte auch diese ?, ag: wiederholcl!, bevor sic vcls.tzte: „Mein Gott! Wenn ich auch darüber noch Rechenschaft geben muß — nun ja — ich wollte ihn meinem Verlobten, dem Baron Oswald von Fronhofen, zum Geschenke machen. Da der betreffende Stein von sellener Größe uns Schönheit ist, so hielt ich ihn zu diesem Zwecke für besonders geeignet." „Ach so!" sagte der Beamte, nicht ohne ein flüchtiges Lächeln. „Wie kommt es aber, daß Sie die Besorgung dieses Geschäftes Fräulein Rudorff übertragen?" „Einfach deshalb verfuhr ich so, weil ich zu ihr ein unbedingtes Vertrauen hegte und an dem betreffenden Tage zu sehr in Anspruch genommen war, um den Gang in eigener Person besorgen zu können. Meine Diener- schäft aber brauchte nicht zu erfahren, daß ich die Sache auf diese Weise ins Werk setzte." „Gut," entgegnete der Beamte. „Hierdurch erweist sich allerdings die vollständige Schuld losigkeit des Fräulein Rudorff; aber die Polizei wird nun die begonnenen Recherchen nach dem Ursprünge des Medaillons in anderer Richtung verfolgen müssen. Wie gelangten Sie selbst in den Besitz des Medaillons?" „Ich fand es unter dem Nachlasse meines vor einigen Jahren verstorbenen Vaters. Möchten Sie mir vielleicht jetzt mitteilen, warum die Behörde . . ." „Und von wem empfing es dieser?" unter brach fie der Inquirent. „Herr Kommissar," erwiderte Cora fast ärgerlich, „hier bin ich mit meiner Wissenschaft zu Ende. Es heißt denn doch zu viel von mir verlangen, wenn man mir zumutet, daß ich die Geschichte jedes einzelnen Befitzstückes auf Generationen hinaus kennen soll!" „Trotzdem wird es nötig werden," sagte der Beamte, „Sie zu weiteren Aussagen über das Vorleben Ihres Herrn Vaters zu veranlassen. Dies sei jedoch einer protokollarischen Ver nehmung, die alsbald stattfinden wird, Vorbe halten. Gegenwärtige Verhandlung schließe ich mit dem Ausdrucke meines Bedauerns gegen über Fräulein Gabriele Rudorff, daß ihr durch eine Verkettung der Umstände solche Ungelegen heilen verursacht werden mußten. Es versteht sich von selbst, daß jeder Grund, dieselbe weiter zu behelligen, durch die hier erfolgten Depo- sitionen weggeiallen ist. Was Sie, Fräulein Blank, betrifft, so finde ich zwar ein polizei liches Vorgehen gegen Ihre eigene Person vor läufig nicht für angezeigt, aber eine Vorladung wird Ihnen demnächst zugehen. Ebenso werde ich Sie, gnädige Baronesse, nochmals bemühen müssen. Der Gegenstand der Untersuchung end lich muß in den Händen der Behörde belassen werden. Ich empfehle mich allerseits und bitte, die Störung zu entschuldigen." Der Polizeimann verbeugte sich höflich gegen sämtliche Anwesende und entfernte sich dann. Cora aber wandte sich nun zu Gabriele mit dem Ausdrucke ihres innigsten Bedauerns, daß ihr aus der übernommenen Besorgung so be trübende Folgen erwachsen seien. „Wie konnte ich ahnen," sagte fie, „daß Ihnen diese Gefälligkeit so tener zu stehen kommen werde! Ueber der ganzen Angelegen heit liegt immer noch ein Duukct, und ich kann Uo« Uah nnd Fer«. Der deutsche Kronprinz als Fahrgasi der vierten Wagenklasse. Kronprinz M' Helm machte, wie gemeldet, vor einigen Tage» mit mehreren Borussen von Bonn aus eine» Ausflug nach dem Kloster Maria Laach. Wie jetzt mitgeteilt wird, benutzte die Gesellschaft wk die Eisenbahnfahrt einen Wagen vierter Klasse, weil, so äußerte der Thronfolger, es darin lustig und geräumiger sei, als in der ersten oder zweiten Wagenklasse, und weil der Fahrpreis billiger !«- Einen reichen Ordenssegen hat der Schah in Berlin und in Potsdam zurück' gelassen. Im neuen Orangerie - Gebäude hatte man ein besonderes Gemach O Aufbewahrung der Orden eingerichtet. Wohl' verpackt in schweren, großen Kisten bemuden sich Tag und Nacht unter der Aufsicht eines persischen Beamten, der nicht einmal ZwN Speisen fortging, sondern sich Thee und Gebäck nach seinem Zimmer bringen ließ. Der Orden- den der Schah dem Kaiser verliehen W, funkelt von Diamanten und anderen Edelsteine» und soll einen Wert von 22 000 Mk. haben- Auch die anderen an Prinzen und hohe O st' ziere von dem Schah verliehenen Orden habe» meist großen materiellen Wert. Am Montag wurden zahlreiche Hofbeamte und Potsdamer Polizeibeamte nach dem neuen Orangene' Gebäude befohlen, wo sie persische Orden, du an einem grünen Bande getragen werden, er' hielten. Die persischen Gäste beschenkten übrigens verschiedene Kinder von Schlov' dienern, Gartenarbeitern im Park von Sans' souci rc. mit persischen Gold- und Silber' münzen. Einigen Herren behagte es nicht, bas sür fie in der langgestreckten leeren Oranger^ Halle die Tafel gedeckt wurde. Ein deutsch sprechender Perser erklärte: „Wir wollen nutz' in einem Stall essen" und begab sich mit einigt Landsleuten nach dem Cafö Bluhm. selbst jetzt die Einmischung der Sicherheit behörde noch nicht gerechtfertigt finden." . Agnes von Fronhofen hatte sich bis st diesem Momente vollkommen unthätig schweigsam verhallen. Nun mischte fie sich ersten Male ein, indem fie bemerkte: , „Wenn Ihnen daran liegt, Fräulein BlaH weitere Aufklärungen zu erhalten, so bin vielleicht die geeignetste Person, die fie darbiele« kann. Ich selbst habe ein reges Interesse au der Aufhellung des Sachverhalts und es w«». mir sehr erwünscht, durch Anhaltspunkte au« Sie womöglich zur Mitteilung von Thatsaw^ die mir noch fremd find, veranlassen zu könne»' Hierzu bedarf es aber einer längeren zählung, und diese mit anzuhören, dün Fräulein Rudorff gleichfalls berechtig! sein- ,, ist, wie ich jetzt annehmen muß, ganz unM' digerweise in Mitleidenschaft gezogen wordst- Daß dies der Fall war, schmerzt mich »7 mehr, als Sie glauben; denn ich selbst must die Behörde, als ich das fragliche Kleinod st fällig im Laden des Juweliers Berger vorfA zum Einschreiten auffordcrn. Verzeihen mir, liebes Fräulein, daß ich hierdurch wissentlich Sie in Verdacht brachte. Es m mir dies sehr leid." , „O, wenn Sie wüßten, gnädiges FräM wie sehr ich darunter gelitten Habel" .L, „Armes Kind! Leider ist Geschehenes mehr zu ändern," sagte die Baronesse " einem freundlichen Blick auf das junge MM „Wenn ich nur wüßte, wie ich Sie dafür e> schädigen könnte." § Ne sämtlichen Anwesenden harten wähl^ Damit schließt die Generaldiskussion. In der Spezialdebatte zu § 1 führt Abg. Stolle (soz.) aus, daß es durch die Annahme des Antrages Oertel für ihn geradem eine Unmöglichkeit geworden sei, dem § 1 zuzu stimmen. ",, Abg. Stockmann (sreikons.): Die große Mehr heit seiner Freunde werde nach Zusetzung des letzten Absatzes sür den 8 1 stimmen, wenn in diesem Satz das Wort „allgemein" gestrichen werde. Damit schließt die Diskussion. § 1 wird unverändert angenommen, ebenso die 88 2, 2a. Der Rest des Gesetzes wird ohne Debatte unver ändert angenommen. , Die Gesamtabstimmung über den unverändert gebliebenen Gesetzentwurf ist auf Antrag des Aba. Hieber eine namentliche. Der Gesetzentwurf wird mit 163 gegen 60 Stimmen bei 3 Stimmenthaltungen angenommen. Am Freitag findet keine Sitzung statt. , Vr-uKifcher zandtag. Im Abgeordnetenhaus« wurde am Donnerstag zunächst die Polenvorlage in zweiter Beratung gegen die Stimmen der Polen, des Zentrums und der beiden Freisinnigen Parteien angenommen. Die Polen be teiligten sich diesmal sehr lebhaft an der Debatte. Abg. v. Czarlinski bezeichnete die Vorlage als eine Bankrotterklärung der preußischen Regierung, UM Bülows Vergleich bezüglich der Hasen und Kaninchen al« einen cynischen, wofür er vom Präsidenten zur Ordnung gerufen wurde. Als der Abgeordnete dann weiter erklärte, die Vorlage mache den Eindruck, als ob die Einbringer den letzten Rest von Schamgefühl verloren hätten, erhielt er einen zweiten Ordnung?' ruf. Auch der zweite polnische Redner, Abg. vo» Glebocki, zog sich einen Ordnungsruf zu, als er du Behauptung des Ministers v. Rheinbaben, daß du Deutschen sich gegenüber den Polen verteidigen müßten, als die größte Heuchelei bezeichnete, die B jemals vorgekommen. Nach Verabschiedung der Polen« Vorlage erledigte das HauS noch eine Reihe kleiner« Vorlagen. Am Freitag erledigte das Abgeordnetenhaus etzu Anzahl von Petitionen und einige kleinere Vorlagen in dritter Beratung. Eine längere Debatte veran laßte der freisinnige Antrag der Abgg. Barth-Wiemer auf Abänderung der Wahlkreise für das Abgeord netenhaus, entsprechend den in den letzten 40 Jahren eingetretenen Verschiebungen der Bevölkerung. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der Frnsinnigeu- der Polen, der Nationalliberalen und einiger wenig« Zentrumsmitglieder abgelehnt.
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