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Die Friedrnsitediirgvngerr. Das Friedensabkommen mit den Buren ist am Montag von der englischen Regierung der Volksvertretung in seinem Wort laut kundgegeben worden. Artikel i lautet: Die Burghers im Felde legen sofort die Waffen nieder, über geben alle Kanonen und Waffen sowie die Kriegsmunition, die in ibrem Besitze find oder unter ihrer Kontrolle sich befinden. Sie stehen von weiterem Widerstande gegen die Autorität König Eduards VII. ab, den fie als gesetzlichen Souverän aner kennen. Artikel 2: Alle Burghers im Felde außer halb der Grenzen Transvaals und der Oranje kolonie und alle Kriegsgefangenen, die jetzt außerhalb Südafrika sich befinden und Bnrghers find, werden, sobald fie ihre An nahme der Stellung als Unterthanen König Eduards erklärt haben, zurückgebracht, sobald die notwendigen Beförderung?- und Subsistenzmittel beschafft und gesichert find. Artikel 3: Die auf diese Weise sich ergeben den und znrückkehrenden Burghers werden ihrer persönlichen Freiheit oder ihres Eigentums nicht beraubt. (Beifall auf den Opvofitionsbänken.) Artikel 4: Weder ein Zivil- noch ein Strafverfahren wird gegen sich ergebende oder zurückkehrende Burghers eingeleitet für Handlungen im Zusammenhang mit dem Kriege. Diese Klausel bezieht sich je doch nicht auf gewisfe Handlungen, welche den Kriegsgebräuchen widersprechen. Diese sollen sofort nach Schluß der Feindseligkeiten vor einem Kriegsgericht verhandelt werden. Die holländische Sprache (Vaal dialekt) wird in den öffentlichen Schulen Transvaals und der Oranjekolonie gelehrt, wo die Eltern dies wünschen, und ist auch vor den Gerichtshöfen gestattet, wenn es iür eine wirksame Ausübung der Rechts pflege nötig ist. Der Besitz von Gewehren ist in Transvaal und der Oranjekolonie den Personen gestattet, die fie zu ihrem Schutz bedürfen, wenn fie einen gesetzmäßigen Erlaubnis schein dakür erhallen. Die militärische Verwal tung soll sobald wie möglich durch die Zivilverwaltung ersetzt werden, und sobald die Umstände es gestatten, sollen repräsentative Institutionen, die zur Selbst verwaltung führen, eingesührt werden. Die Frage, ob den Eingeborenen das Wahl recht zu gewähren ist, soll erst nach Einführung der Selbstverwaltung enschieden werden. Eine spezielle Steuer zur Zahlung derKriegs - kosten soll auf den Grundbesitz in Transvaal und in der Oranjekolonie nicht gelegt werden. Sobald die Verhältnisse es gestatten, wird in jedem Distrikte eine Kom mission ernannt werden, in welcher ein Beamter den Vorfitz hat und die Einwohner des Distriktes vertreten find, um den Leuten bei der Wiedereinsetzungin ihreH eimstStten Beistand zu leisten und denen, die infolge von Kciegsverlusten außer stände find, sich damit zu versehen, Nahrung, Obdach, Saatgut und anderes, was zur Wiederaufnahme nor maler Beschäftigung nötig ist, zu liefern. Die englische Regierung wird der Kommission drei Millionen Pfund zur Verfügung stellen und gestatten, daß alle Noten, die unter dem Gesetz I von 1900 in der Südafrikanischen Repu blik emittiert wurden, und alle von Offizieren oder auf ihre Ordre gegebenen Empfangsscheine einer juridischen, von der Regierung er nannten Kommission eingehändigt werden, und wenn solche Noten und Empfangs scheine von der Kommission als berechtigt zum Ersatz und als für eine wertvolle Gegenleistung ausgegeben befunden werden, sollen sie als Beweise der Kriegsverluste gelten, die die Per sonen erlitten baden, denen fie ursprünglich ge- geben worden sind. Außer der oben erwähnten f freien Dotation von drei Millionen wird ' die Regierung bereit sein, Vorschüsse als f Darlehen für denselben Zweck zinsenfrei i auf zwei Jahre zu gewähren, die hernach mit drei Prozent Zinsen rückzahlbar sein sollen. Kein Ausländer oder Rebell wird berechtigt sein, Standesgemäß. »1 Roman von >-rl v. Leistner. (Fortsetzung Tora erstaunte, als ihr der Besuch der alten Dame gemeldet wurde, zögerte jedoch, da fie den gleichen Namen, wie ihr Verlobter trug, keinen Augenblick, sie zu empfangen. Nach den üblichen Begrüßungen, und nachdem die Baro nesse im Salon der Sängerin neben derselben Platz genommen hatte, ging fie unverzüglich zum Zwecke ihres Besuches über. „Sie haben, wie ich in Erfahrung brachte, sich mit meinem Neffen, dem Baron Oswald von Fronhofen, verlobt?" begann fie. .Es verhält sich in der That so, wie Sie sagen, gnädiges Fräulein," entgegnete Cora, .und ich freue mich, in Ihnen eine Anverwandte meines Bräutigams kennen lernen zu dürfen." „Ich fürchte, Fräulein Blank, daß diese Freude von kurzer Dauer sein wird, wenn fie den Grund erfahren, welcher mich veranlaßte, Sie um diese Unterredung zu ersuchen," sagte die alte Dame. .Dessenungeachtet bitte ich Sie um Mit teilung desselben," erwiderte die Sängerin, .damit ich über unsere gegenseitige Stellung nicht mehr im unklaren bleibe." .Dann muß ich Ihnen erklären, daß ich Sie -war als Künstlerin sehr zu schätzen weiß und bei völliger Unkenntnis Ihrer Prioatverhältniffe mir kein Urteil über dieselben erlaube, daß ich aber trotzdem Sie als ein Glied der Freiherrlich von Floiihosr» scheu Familie nicht mit Freuden begrüßen könnte." ! von dieser Klausel zu profitieren. (Lauter l Beifall auf den Bänken der Ministeriellen.) politische Rundschau. Deutschland. *Das Kais er paar trat am Mittwoch die Reise nach Marienburg an, von wo Die Kurrnhelde«. Delarey „Und warum, wenn ich fragen darf?" „Well cs noch niemals einem Fronhofen m den Sinn gekommen ist, seine Gattin außer halb der Sphäre zu suchen, in der er aufgezogen wurde und weil ich nach meinen Prinzipien von einer Heirat, die keine standesgemäße ist — verzeihen Sie mir das Verletzende, das vielleicht in diesem Ausdrucke für Sie liegen mag, nichts Gutes erwarte." „Die Entscheidung über derartige Vorfragen dürfte wohl Sache meines Verlobten gewesen sein," bemerkte Cora in beleidigtem Tone. „Ich muß einer Anverwandten das Recht bestreiten, fich in dieser Weise in die Angelegenheiten eines selbständigen Mannes einzumischen. Wenn ich daher nur der Abficht, mir diese Mißbilligung kund zu geben, die Ehre Ihrer Bekanntschaft verdanke, so würde ich lieber auf dieselbe ver zichtet haben." „Sie halten also mein Vorgehen, um es kurz zu sagen, für eine Anmaßung," entgegnete die Baronesse. „Ich kann Ihnen das insofern kaum verdenken, als ich einen Umstand bisher unerwähnt ließ, den ich als Ihnen bekannt oor- aussetzte, von welchem Sie aber trotzdem nicht unterrichtet zu sein scheinen. Ich habe nämlich nach dem frühzeitig erfolgten Tode meines Bruders und seiner Gemahlin, der Ellern Oswalds, Mutterstelle bei ihm vertreten, und nicht verabsäumt, ihn auf jede Weise zu unter stützen. Dies wird mein Vorgehen wenigstens etwas Ihren eigenen Augen zu rechtfertigen vermögen. Gegenwärtig handelt es fich mcht nur um die Thmsache, daß mit mir das ganze Frouhofensche Geschlecht sich gegen dir Ver- Die englischen Oderführer. Kaller. Kobert». Kitchener. * Der Abschluß deS Friedens wird von Londoner Blättern mit Genugthuung be grüßt. Sie zollen den Buren sowohl wie den englischen Soldaten Anerkennung. ,Standard' nennt die Buren den tapfersten Feind, dem entgegenzutreten den britischen und Kolonial truppen jemals zugefallen sei. .Morning Post' betrachtet eS als eine glückliche Fügung, daß der König zu einem Zeitpunkt gekrönt werde, in welchem das Reich, welches er regiere, stärker sei, denn je zuvor. — .Daily Telegraph' hält es für gut im Interesse Englands, daß die ! Krifis gerade zu der Zeit ausdrach, zu welcher ! es thatsächlich geschah; später wäre es zu spät - gewesen. Die Gefahr, in welche England i geraten sei und die es überwunden habe, sei eine tödliche Gefahr gewesen. Bloß die.Times' gebärden fich unvernünftig. Statt zufrieden zu sein, daß England mit einem blauen Auge davon gekommen ist, meint das Blatt: „Wir können nun, da der Krieg beendet ist, unserer i rn - perialistischen (weltherrschaftserstrebenden) Aufgabe mit erneuten Kräten nachgehen, kräftiger im Bewuß-setn unserer Macht und hoffnungsfreudiger denn damals, als unsere aus die Weiterreise nach Cadinen am Donnerstagnachmittag erfolgte. -Kaiser Wilhelm übersandte dem Lord-Leutnant von Irland ein Telegramm, in dem er seinen Dank für den dem Prinzen Heinrich und -seinem Geschwader bereiteten Empfang ausspricht und wünscht, der Besuch möge sich als noch ein Band mehr in Nu schuldig diskret klopfen kitt leih Wcher ruhigen »Iles sti leu sie Mötzlich Morden blank P »ieman Herabei ^6 erlös? f Un <hüren ffiach Mge, Men. binstrec fächeln er Sc Mgere, Meißen Haaren den er sigen, intern! Drucke >hr Va beränd hegens durch eine ge die an den guten Beziehungen der beiden Länder er weisen. * Der Schah von Persien, der übri gens stark magenleidend ist und deshalb dem nächst eine fünfwöchige Kur in Karlsbad nehmen wird, ist am Montag zur Besichtigung der Kruppwerke nach Essen abgereist. * Zwischen Deutschland und der Schweiz ist ein Abkommen getroffen worden, wodurch die zwischen beiden Staaten geltenden Vereinbarungen über den Marken schutz mit den Bestimmungen der Pariser Union in Einklang gebracht werden. *Nach der ,Staatsb.-Ztg.' soll von Krupp ein Geschütz hergestellt sein, das eine der artige Durchschlagskraft besitzt, daß es selbst die stärksten Panzerplatten, wie solche von der Firma Krupp selber hergestellt werden, durch bohrt. Der Kaiser habe sich dies Geschütz bereits praktisch verführen lassen und Krupp verpflichtet, dasselbe ausschließlich für die deutsche Armee zur Verfügung zu stellen. (?) -Mit Rücksicht au? den Fischerei betrieb in der Ostsee hat der General inspekteur der Marine, Admiral v. Köster, eine Verfügung, betr. das Verhallen von Torpedo booten und Damvf-Fahrzeugen mit starker Heckwelle gegen Fischerboote, die auf flachem Wasser liegen, erlassen, in der bestimmt wird, daß vor dem und während des Pa'fierens in der Nähe der Fischerboote die Fahrt so weit zu mindern ist, daß weder den Fischerbooten und ihrem Gerät, noch den in ihnen befindlichen Personen Schaden zugefügt werden kann. Da diese Bestimmung für den ganzen Bereich der Ostsee gilt und für den Seefischereibetrieb von wesentlicher Bedeutung ist, dürste fie in den be teiligten Kreisen mit größter Genugthuung be grüßt werden. * Die evangelische Kirchenkonferenz, welche seit einigen Tagen in Eisenach versammelt ist, hat zur Bearbeitung der Angelegenheit des engeren Zusammenschlusses der deutschen evangelischenLandeskirchen einen besonderen Ausschuß von 13 Mitglieder bestellt. Der Ausschuß soll seine Arbeiten so beschleunigen, daß das Ergebnis einer im Jahre 1903 einzuberufenden außerordentlichen Ver sammlung der deutschen evangelischen Kirchen konferenz zur Beschlußfassung vorgelegt werden kann. England. * König Eduard hat am Montag folgende Botschaft erlassen: „Der König erhielt die willkommene Nachricht von der Einstellung der Feindseligkeiten in Südafrika mit unendlicher Genugthuung und hegt das Vertrauen, daß dem Frieden die Wiederherstellung der Wohlfahrt in seinen neuen Besitzungen rasch folgen werde und daß die den Krieg notwendigerweise hervorgerufenen Empfindungen einem ernsten Zusammenwirken aller Unterthanen Seiner Majestät in Südafrika Platz machen werden, um die Wohlfahrt ihres gemeinsamen Vaterlandes zu fördern." „Nachdem ich Ihre für mich wenig schmeichel haften Erklärungen ohne Störung angehört habe, Baronesse," sagte fie nun, „so gestatte" Sie mir, auf dieselben zu antworten, s" glauben ein Recht des Einspniche? zu Haben, wie es höchstens einer wirklichen Mutter und selbst dieser nur in einem beschränkten Maße zustehe. Dieses anzuerkennen oder zmüa- zuweisen, ist nicht meine Aufgabe, sondern die meines Verlobten. Ebensowenig kann mutz für meine Person die adelsstolze Entrüstung des Fronhofenschen Geschlechtes von dec beab sichtigten Eheschließung abhalten, und ich .6' achte es unter meiner Würde, dagegen ein zuwenden, daß auch ich zur Führung eine» Adelsprädikates, auf das ich als Künstlerin frei willig verzichtete, berechtigt wäre. Ganz ent schieden aber weise ich die aus Ihren Worten hervorgehende Annahme zurück, oaß die Hoff nung auf Ihr reiches Erbgut unter meinen Be weggründen je eine Rolle gespielt habe. Wenn Oswald um meinetwillen ungünstige Chancen auf fich genommen hat, so sebe ich dies nur als einen erfreulichen Beweis seiner Zuneigung an; keineswegs aber kann die beabsichtigte Cm erbung, so weit es mich betriffl, auf den Gang der Ereignisse einwirken. Mein Jawort iE ich weder um des sreiherrlichen Namens, um etwaigen damit verbundenen Vorteilen willen, gegeben. Auch bandelten wir beide wsy unter dem Einflüsse blinder, leidenschaftlich: Liebe, die nur an den Moment, nicht an Zukunft denkt. Wie wir uns weiter arrangiere^ das ist lediglich unsere Sache, aber Cora Blau würde jedenfalls auch als Baronin FronhMi bindung eines seiner Angehörigen mit einer Dame vom Theater auflehnt — denn das wird Ihnen vielleicht gleichgültig sein — sondern auch um die materiellen Nachteile, die für meinen Neffen aus seinem Verfahren entspringen. Diese dürsten Ihr Interesse in etwas höherem Grade erregen. Baron Oswald galt bisher allgemein, und zwar nicht mit Unrecht, ms mein dereinstiger Erbe, und da ich außer verschiedenen liegenden Besitztümern auch noch eine bedeutende Rente mein eigen nenne, so Ware ihm in pekuniärer Hinsicht eine sorgenfreie Zukunft ge sichert gewesen. Davon werden Sie sicherlich gehört haben, bevor Sie meinem Neffen Ihre Hand zusagten; dagegen ist es Ihnen vielleicht noch nicht bekannt geworden, daß ihm diese günstigen Aussichten entgehen, wenn er auf seinem Vorhaben beharrt, und daß sein eigenes Vermögen zur Begründung seines Hausstandes nicht ausreichen wird. Daß aber ein Fron hofen fich soweit vergäße, von den Einkünften leben zu wollen, die seine Gemahlin durch öffentliches Auftreten erwirbt, ist doch wohl nicht anzunehmen. — So, mein Fräulein, das war es, was ich Ihnen vorzutragen hatte, und es erübrigt mir nur noch beizufügen, daß meine Opposition nicht sowohl Ihrer höchstehrenwerten Persönlichkeit als Ihrer öffentlichen Stellung gilt, und daß fie nur das Beste meines Neffen im Auge hat." Während Cora diese Auseinandersetzungen vernahm, trat in ihren schönen Gefichtszügen der zunehmende Unmut unverkennbar hervor, und mehrmals war fie nahe daran, die Sprechende zu unterbrechen, was fie aber dennoch unterließ.