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Deutsche Volksgenossen! So glänzende Dekorationen von Zeit zu Zeit aufgebaut wer den, um die herrschende Politik im besten Lichte erstrahlen zu klassen, sie bestehen auf die Dauer nicht vor der kritischen Prüfung, t sie brechen zusammen unter der Wucht übler Erfahrungen. Die » auswärtigen Beziehungen des Deutschen Reiches wanken hin und i her, bald begegnen wir einer „Engländern", die dem durch den »südafrikanischen Raubkrieg gereizten Empfinden des deutschen i Volkes zuwiderläuft, bald einem Liebeswerben um die Gunst an derer Auslandsmächte, das in seinem llebereifer ein wünschens- s wertes Selbstbewusitsein vermissen läßt, nur allzu häufig werden . die wirtschaftlichen Interessen weniger einzelner mit dem Wohle i der Gesamtheit verwechselt. Wir leben in einer Zeit wirtschaftlichen Niederganges, dis ! Arbeitslosigkeit hat erschreckend um sich gegriffen, Handel und Wandel stocken. Verheerend wirken die Vankzusammenbrüche im »gewerblichen und geschäftlichen Leben. Die nürtschaftliche Ver- r lustliste der bedeutenderen Firmen ivährend des letzten Jahres ! verzeichnet 150 Zusammenbrüche, die mindestens einen Verlust i von einer Milliarde Mark zur Folge gehabt haben. Die schwere i Schädigung kleiner Sparer an Einkommen schmälert ihre Kauf- l kraft, ringsum stockt es im Handwerk und Kleingewerbe, niemand kann sich den üblen Folgen entziehen, welchen Platz er auch im Arbeitsleben unseres Volkes einnimmt. Nur dem Großkapital hat die Krisis Nutzen gebracht. Aiesenbanken, wie die Deutsche Bank, sind allenthalben i auf der Bildfläche erschienen, wo es galt, eins Erbschaft t ünzutreten, dm freiwerdenden liundenkreis der Verschüchterten an sich zu ziehen. Die Großen gedeihen und werden stärker, die > Kleinen verkümmern. Diese bedenkliche Erscheinung begegnet uns I ringsum. Die modernen Riesenstädte wachsen auf Kosten der I kleineren und des Platten Landes, die Großbetriebe verdrängen I selbständige Kleinbetriebe, die Warenhäuser und Riesenbazare den I Kleinhändler undGewerbtreibenden, der bisher die Bedürfnisse be- I friedigte. Das Großkapital bsxnügt sich nickst mit seiner Ein- I Wirkung auf Unternehmungen, wo es die unmngängliche Vor- I aussetzung ist, sondern greift verheerend in Gebiete über wo' I kleines und mittleres Kapital zur Geschäftsführung genügte. Zu der im Inneren wachsenden Gefahr kommt die ausländische Kon kurrenz. Amerika mit seinen 3800 Dollar-Millionären bedroht Uns nicht bloß mit seiner Getreideausfuhr zu unglaublich billigen Frachtsätzen, mit Vergewaltigung unserer Schiffahrtslinien, son- dern auch mit Einführung von Jnduftrieprodukten, insbesondere' Wit solchen Produkten (z. B- Schnhe), deren Konkurrenz die brei ten Schichten deS Handwerks trifft. Amerikanisches Kapital sucht- gleichzeitig einheimische Industriezweige an sich zu reißen (z. B. I Cigarettenfabriken). Der Rockefellerfchen Petroleum-Gesellschaft lind »vir alle seit Jahren tributpflichtig. Die Truft-Gesellschaften für Stahl mit 4, für Eisern mit 6 Milliarden bedrohen unseren Hackt und damit die Beschäftigung von Tausenden fleißiger Hande, wenn nicht ein gesunder nationaler Egoismus die In dustrie n n d ihre Arbeiter schilt. - - - 7 Die Interessen der Landwirtschaft und Industrie sowie ihrer Arbeiten sind gemeinsam gegenüber dem Wettbewerb des Auslan des, auch der städtische Mittelstand gehört an ihre Seite. Denn die Interessen aller Produzenten gilt es zu wahren. Durch unser Vaterland aber schallt ein wüster Lärm über „Brotwucher" und „Junkerhabsucht", betäubend sucht er hinwegzu täuschen über die wahren Wucherer am Volksvermögen in Stadt und Land: die Spekulanten mit den Lebensbedürfnissen unseres Volkes, die Ausbeuter ehrlicher Arbeit. An der Erhaltung eines kaufkräftigen Bauern- und Arbeiterstandes, an der Behauptung des inneren Marktes ist unser gesamtes Volk interessiert, mit Aus nahme weniger Börsianer und Preiswucherer. Doch genügt eine maßvolle Schutzzollpolitik, so hohe Bedeu tung ihr zukommt, keineswegs allein zur Heilung der gegenwär tigen Schäden: wir brauchen wirtschaftliche Reformen an Haupt und Gliedern, wollen wir die beste Staatsstütze, den Mittelstand, das schaffende Volk, nicht der Proletarisierung anheimfallen lassem Vom nationalen und wirtschaftlichen Standpunkte müssen unsere Volksgenossen sich sagen, daß sie selbst einen Teil der Schuld tragen, wenn unter der Herrschaft eines falschen Liberalis mus (zügellose Gewerbefreiheit, Börsenfreiheit usw.) es bergab gegangen ist, wenn die Vernichtung selbständiger kleiner Existenzen immer weiter um sich gegriffen hat, wenn die Regierungen sich beugen vor der Macht der internationalen Hochfinanz. Im Schlepptau veralteter Parteien haben die meisten die Dinge zunächst gehen lassen, wie sie wollten, ohne ans cigcuer Kraft sich entgegenzustemmew Als dann die verhetzende Agitation der Sozialdemokratie einsetzte und das Heer der Unzufriedenen um sich scharte, da verharrten weste Kreise des Bürgertmns in Gleichgiltigkeit,Lässigkeit und Lauheit. Je größer die Gefahr ge worden, desto stärker machte sich die pessimistische Stimmung gel- tmd, daß ja alles nichts helfe. Ulster solchen llmständen vollzog sich der weitere Siegeslauf der roten und goldenen Internatio nale. Gewiß sind seitens der Regierenden und der alten Parteien Fehler gemacht worden: durch Wahlrechtskürzungen und andere reaktionäre Mittel vermehrt man die Spannung, statt sie zu be- festigen. D«rch Paklwtüunsttel belästigt man wirtschaftliche Nöte nicht, die eine entschiedene Bekmnpftlng ihrer Urheber voraussetzen. Der heutige Reichstag, in dem die Singer, Stadthagen usn». das große Wort führen, ist bankerott, aber nicht der Parlauwntaris- mus als solcher. Die Rettung unserer gesamtdeutschen Bolksver- trctung-vor Verfall »ud Versumpfung gehört zu den hohen Auf gaben, die die nächste Zeit uns stellt. Deutscher Michel, wache auf l Unter Benutzung der dem-, Volke- gegebenem. Rechte gilt es auf neuem Boden den Kampf für das Gesamtwohl des Reiche- auszufechten,' die Bevölkerung aufzurüttelm und zur Selbstbesin nung zu zwingen. Nicht auf dem Wege der KomprouMe-mst Alt hergebrachtem, die nur zur Verwässerung und Teilnahmlosigkeit führen, sondern unter radikaler Hervorkehrung des ehrlich Ge- wollten kann heute noch auf- Lrfslg gehofft, auf UebMvindung