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Urber de« AuSbruch des Mont Pelee lat der neue Gouverneur von Martinique, Lhuerre, an den Kolouialminister Decrais einen Usammenfassenden Bericht gerichtet. In diesem icht es: Der erste Aschenregen fiel am 3. Mai über das Gebiet von Precheur und St. Philo- Me nieder, deren Bewohner fliehen mußten. V sm 5. Mai Ströme heißen Schmutzwassers die Fabrik von Jsnard zerstörten und 30 Per lenen verschlangen, entstand in St. Pierre große Aufregung, man glaubte jedoch nicht, daß eine Katastrophe unmittelbar bevorstehe. Am 6. Mai "achts steigerte sich der Sturm, alle Büche baren überschwemmt, und die Schlammmassen leiteten sich aus. Nun erfaßte die Bevölkerung von St. Piene Entsetzen; fie begann den Ort !n verlassen, und Gesindel plünderte die ge- rtumten Häuser. Die Nacht des 7. Mat ver lief ruhig. Am 8. Mai zwischen 6 und 8 Uhr donnittags brach die schreckliche Katastrophe dnein, die die Stadt mit der Bevölkerung ver dichtete. Um 8 Uhr traten plötzlich außer ordentliches Emporschnellen des Meeres, Stein kegen und andere Phänomene ein. Der Bericht Widert dieselben ausführlich und bez ffert die Ml der umgekommenen Personen aus 30 000. Mene rühmt die von verschiedenen Leiten ^brachte aufopfernde Hilfeleistung, sowie die iur Verproviantierung der Kolonie und Pflege «r verwundeten Ueberlebenden getroffenen Maß dahmen. Die That eines Geisteskranken. Im Meßzuge Paris-Lille tötete am Montag ein scheinend geistesgestörter Passagier einen Mit- äsenden durch drei Revolverschüsse. Eine aufregende Jagd spielte fich bei «n Station Welt in der Nähe von Biel ab. Mt war während des Eisenbahntransportes 'kr Menagerie Ehlbeck nach Solothurn ein Me aus seinem Käfig entkommen. Die Meter suchten das Tier einzufangen, allein Mblich. So sah man fich genötigt, um Weil zu verhüten, Schützen t erbeizurufen, die M Tier durch wohlgezielte Schüsse nieder- "deckten. Die Abstinenz und die Krönung. „Soll sie Gesundheit des Königs bei dem Gastmahl, M den Armen der Stadt London anläßlich der Krönung Eduards VII. gegeben wird, in M oder in Limonade getrunken werden?* M« Frage bildete in den letzten Tagen in den verschiedenen Komitees den Gegenstand Mger Besprechungen und tiefgehender Mei- dNWverschiedenheiten. Der Lord Mayor von Mon hat an die Bürgermeister der einzelnen Unkte ein Zirkular gesandt, in welchem er d^Sen ersucht, nicht jedem einfach Bier vor- Hetzen, aber denen, die auf die Gesundheit ns Königs ein Glas Bier zu leeren wünschen, Mes nicht zu verweigern, sondern nur die "nantität auf Pint, etwa einen halben Liter M deutschem Maß, zu beschränken. Das Mitee für die,e Angelegenheit in Wands- MH, einem Distrikt in Süd-London, hat trotz ?!es Zirkulars beschlossen, bei dem Gastmahl "r die Armen kein Bier verschenken zu lassen, R will bei diesem Entschlusse beharren, ob- M derselbe lebhafte Proteste in der Bürger- Mt hcrvorgerufen hat. Ein Dampfer mit 650 Passagiere« ^mistt. Die englisch-indische Dampischlff- Mschast macht bekannt, daß fie noch immer isve Nachrichten über den seit 18 Tagen Migen Ampfer „Camorite" hat. D,e „Camorite" M nach Rangun bestimmt und hat 650 Passa ge an Bord. Verschiedene Damp er find aus Suche nach dem vermißten Schiff. 2 Eiue der ersten Aerztinnen der Ler. Aalen, Frau Dr. Marie Zakrzewska, die Sünderin des „England Hospüals" in Boston, M fie nahezu vierzig Jahre lang ihre Thätig- widmete, ist am 13. Mai in ihrem Heim E Jamaika Plain bei Boston gestorben. Sie A 1829 in Berlin geboren und kam 1853 °°-h Amerika. .Die Stadt, die nie schläft. Keine Stadt ^Welt raun fich mit Butte in Montana ver- Mchen. Es ist dies eine Bergwerksstadt mit '"W Einwohnern — eine Stadt, die nie Mt. Die Läden, Vergnügungsorte und sogar ^Klne öffentliche Geschäftsstellen find Tag E zu ihr gesprochen, als fie ihn fußfällig um Ade angefleht: „Nur wenn ein anderer die Mfe an fich vollziehen ließe, wäre es möglich, kse dem Perurteilten zu erlassen." ^.Erschüttert sank fie abermals auf die Kniee, günstig flehend: „Heiland der Welt, gib mir M und Stärke, lasse meinen Mut nicht finken das, was ich zur Rettung des geliebten Mrs thun will, gelingen!" — j Inmitten des weiten Marktplatzes war eine Ue und weite Bretterbühne aufgeschlagen, in An Mitte ein Nichtblock stand, vor dem der Aker im roten Mantel mit dem Schwerte in k Hand seines Opfers harrte. Auf goldverziertem Stuhle saß inmitten der Men des Reiches der Herzog Leopold von ^erreich; um die Bretterbühne herum aber Ale und drängte fich die tausendköpfige Mge, die den weiten Raum des Markt- i'Hes füllte, um Zeuge deS grausigen Schau- "kks zu sein. i, Als das Armesünderglöckchen zum zweiten A erklang, brachten die Schergen einen Men, gebrochenen Mann dahergeschleppt, Mer kaum die Bretterbühne zu ersteigen Mochte. Als seine Blicke aus den Rchtblock A das Henlerschwert fielen, durchfuhr ein ^«ver des Grausens seinen Körper. Er wollte vi Gnade flehend vor dem Herzog auss Knie An, doch dessen Abwehr ließ ihn davon Men. Berzwesselnd schlug er die Hände Gcfichr und seinen Augen entstürzte ein Mm heißer Thränen. Da erklang zum Men Male die Armesünoerglocke, verkündend, die Zeit zum Vollzüge der grausigen und Nacht offen; man kann fich zu jeder TageS- oder Nachtstunde rasteren lassen, ein Theaterstück sehen, in den Wirtschaften fich zu einem „Spielchen" niederlassen und Einläufe aller Art machen. Der einzige Erwerbszweig der Bevölkerung ist der Bergbau; dieser wird un unterbrochen in drei Schichten zu je acht Stunden betrieben. Und nach den Drei- Schichten ist das ganze Leben geordnet; die ganze Nacht durch erstrahlen die Läden im hellsten Glanze elektrischen Lichtes, wohlgekleidete Menschen sieht man zu jeder Stunde umher gehen; nur weiß man nicht recht, ob fie eben ausgestanden find oder erst zu Bett gehen wollen. Man muß nicht denken, daß es in Butte ärmlich zugeht. Die Bergleute verdienen Landwirtschast von weittragendster Bedeutrmg sein. Auch als Polierpulver und zu allerhand anderen chemischen Zwecken würde die Asche des Schwefelberges probeweise verwandt, und man hofft in unternehmenden Cüykreisen bereits, ein glänzendes Geschäft aus der Katastrophe von Martinique und St. Vircent zu machen. GerichtrchMe. Wiesbaden. Der Prozeß zwischen der deut schen und der französischen Champagnerfirma, die fich um die Ehre streiten, bet dec „Meleor"taufe mit ihrem Champagner die Platte der Kaiserjacht ange» feuchtet zu haben, ist vom hiesigen Landgericht aber mals vertagt worden. deren Quellen aber nicht offiziell find — mehr oder minder kurze Berichte über Divi denden, die zur Ausschüttung kommen, so gerade jetzt wieder am 1. Mai. Danach wurden auf diesen Termin 200 Frank Dividende erklärt — Notabene sür die Aktie im Nennwert von 500 Frank, die heute etwa 3460 steht. Ein Nizzaer Blatt, das gelesenste dieser Stadt, schreibt, die „Monacos" hätten in den wenigen Tagen seit 1. Mai den Kouponabschlag beinahe wieder eingeholt und würden sicher auf 4000 steigen! Jene 200 Frank Dividende bedeuten nach Adam Riese 40 Prozent, wozu im Herbste, wie eS Gewohnheit bei diesem Papier ist, noch 5 Prozent kommen, so daß im ganzen 45 Pro zent fich ergeben. Im vorigen Jahre betrug sehr viel Geld, fie arbeiten stark und wollen auch eben so stark das Leben genießen. 3000 Waggons ver bravnt. In Buffalo brannten die großen Waggon-Schuppen der „New Jork Central and Lake shore Railwey" am Freitag vollständig nieder. Dieselben um faßten 3000 Waggons. Der Schaden wird auf über 2 000 000 Mk. beziffert. Eine Prachtleistvng der Technik. Die Ingenieure der Pennsylvanischen Eisenbahn haben bei New-Jersey eine 1836 Tonnen schwere Stahlbrücke über den Rariton-Fluß 174 Zoll weit seitwärts gerückt, damit an dieser Stelle eine Brücke aus Stein errichtet werden könne. Die Verlegung wurde in 2 Minuten und 55 Sekunden ausgeführt und beh nderte den starken Verkehr längs des Flusses keinen Augenblick. Die praktischen Engländer. Der Staub des Schweselberges ist bereits von den prak tischen Engländern darauf untersucht worden, ob man denselben nicht m irgend einer pro duktiven Weise verwenden könne. Eine erste Untersuchung auf Barbados ergab, daß der ausgespieene Aschenregen nicht wie derjenige des Eruptionsjahres 1812 den Erdboden befruchten werde, sondern völlig steril sei. Aber ein be kannter Physiker der Cr y kommt bei einer soeben vorgcnommenen Untersuchung zu einem gerade entgegengesetzten Urteil. Da auf St. Vincent und Barbados diese Asche in Mengen von 20 Tonnen pro Acker (eng!.) ge, allen, würde das eine gänzliche Neubefruchtung des Bodens darstellen und für die Zukunft der dortigen Glatz. Die Strafkamu er ver urteilt« dm Mit inhaber der im Juli 1901 in Wartha errichteten „Schlesischen Holzindustrie" Hohäusel u. Komp., Kaufmann Arthur Preuß aus Berlin, wegen Wechselfälschungen und Betrüge» zu fünf Jahr Gefängnis, 1500 Mk. Geldstrafe und fünfjährigem Ehrverlust. Morr drr Spielbank i« Manara. In einem Feuilleton des .Stuttgarter Tagbl/ plaudert Ad. Palm auch über den diesjährigen Gewinn der Spielbank in Monaco. Er schreibt: „Von solchen, die aus- und eingehen in den Prunlsälen des Kasinos von Monte Carlo, konnte man Zweifel darüber äußern hören, ob diesmal die M>ll onenernle ebenso fett aus- fallen werde, als die Herren Aktionäre der Kafinogesellschast es gewöhnt find. Welch kindliche Einfalt! Mag die Welt in den Fugen krachen, eS wird weitergespielt, ja vielleicht dann am allerwildesten. Im allgemeinen haben nur die wenigsten von den vielen Riviera- Reisenden eine Vorstellung von den inneren Verhältn ssen der doch so viel besprochenen Spielbank. Ganz begre stich, denn im Fürsten tum Monaco empfindet man kein Bedürfnis, elwa nach dem Muster Deutschlands ein Aktien gesetz einzuführen, taS der Kafinogesellschast einen regelrechten jährlichen Rechnungsabschluß mit Veröffentlichung einer Bilanz, einer Aus stellung der Einnahmen und Ausgaben, Re serven u. s. w. auserlesen würde. Von Zeit zu Zeit erscheinen in Pariser und Nizzaer Blättern — auch manchmal in den deutschen, die Dividende im Mai 185 Frank — beuer „bei den schlechten Zeiten" also 15 Frank mehr l Während die Wirte, Kaufleute, alles, waS von Fremden lebt, über eine schlechte Saison klagen, „blüht" — wie die Natur — auch die /, Bank, denn zum Beispiel am Himmelfahrtstag— waren in den Sälen noch neun Tische besetzt, sieben Mit der Rouktte und zwei mit Trente et Quaraute. Daß aber die Bank, wenn über haupt gespielt wird, gewinnen muß, daS pfeifen als altes Lied die Spatzen auf den Dächern." Kuntes Allerlei. Der Ausbruch der Beulenpest wird am Montag amtlich aus Freemantle in West australien sowie aus Mojunga aus Madagaskar gemeldet; an letzterem Orte find neun Fälle fest- gestellt warben. * Ansgeredet. Sie: „So, du bringst den Hasen schon abgehäutet mit?" — Sonntags jäger: „Ja, als er mich sah, ist er vor Angst gleich aus der Haut gefahren. cM«asm»-o Gewappnet. Mutter: „Aber Fritz, waS willst du denn schon mit einer Bartbinde, da hast ja noch gar keinen Bart?" — Sohn (Kadett): „Liebe Mama, der Soldat soll fich nicht überrumpeln lassen." «.Dottd.q Ein Leichtfuß. „Du, Bummel, geniert dich denn die große Menge deiner Gläubiger gar nicht?" — „Pah, die werden ja von Jahr zu Jahr ungläubiger!" Sira e heran gekommen. Unbarmherzig er faßten ihn die Henkersknechte, um ihm die Hände mit Riemen auf den Richtblock zu schnallen. Bevor es jedoch geschehen konnte, erscholl inmitten des Volksgewühls gellend eine Mädchenstimme: „Um Gotteswillen gebt Raum, bevor es zu spät!" Gleich darauf brach fich Maria mit ihrer Harfe Bahn durch die Menge und eilte auf die Bretterbühne, wo fie vor dem Herzog auf die Kniee sank. Jedoch nicht in Klagen und Weinen machte fie ihrem gepreßten Herzen Luft und auch nicht in nutzlosem Flehen, sondern mit erhobener Stimme begann fie feierlich: „Mein guter Vater hat kie schwere Strafe über fich herausbeschworen und du, edler Herzog, wirst durch das Gesetz daran gehindert, Gnade sür Recht ergehen zu lassen. Erlaube deshalb, daß das Kind für seinen Vater blute!" Nach diesen Worten legte fie ihre zarten Hände auf den Richtblock. Da sprang der Herzog erregt auf und rief tief erschüttert: „Das Gräßliche, wozu deine Kindesliebe dich treibt, darf nie und nimmermehr geschehen!" Demutsvoll, aber fest entgegnete Maria: „So wie das Gesetz gebietet, daß meinem Vater keine Gnade werden darf, so gebietet es aber auch, Rß, wenn ein anderer sich findet, der für' den Verurteilten die Strafe an fich vollziehen lassen will, ihn niemand daran hindern dari! - Edler Herzog, ich verlange jetzt mein Rcchi von dir, für meinen Vater büßen zu dürfen l" Da rief der Herzog, indem tiefe Bläffe sein Gesicht überzog: „Du hast recht, das Gesetz lautet so, und ich kann deinem freien Willen keinen Zwang auferlegen I Aber hast du das, was du zu thun gesonnen bist, auch recht bedacht?! Du willst deine Hände opfern, die so zaubervoll die Harfe spielen, du, die Meisterin des Saitenspiels und des Gesanges!" „Ich gebe fie für meinen Vater mit Freuden dahin!^ klang es dem Herzog entgegen. Da schien dieser einen schweren Kamps mit fich zu kämpfen. Als er gerührt nach dem schönen Mädchen blickte, begann er mit bebender Stimme: „Es schmerzt mich in tiefster Seele, daß ich kein Recht zur Gnade habe! Möge Gott dir Kraft verleihen zu dem schweren Werk!" Dann gab es noch einen schweren Kamps sür Maria, da auch ihr Vater fie auf den Knieen bat, seine Rettung nicht mit ihrem Un glück zu erkaufen. Sie blieb jedoch fest und mahnte ihn an seine Pflicht, sür ihre Mutter und Geschwister zu sorgen. Hierauf bat fie, nur noch ein letztes Mal die Harfe spielen zu dürfen, was ihr gewährt wurde. Da ergriff fie dieselbe, fie zum Abschied stürmisch an sich Pressend, gleich darauf begann fie zu spielen. Ringsum herrschte tiefe Stille. Ihre Wangen waren blaß und ihre Augen blickten empor zum blauen Himmel. Und wie ein süßer Traum, wie ein Gebet aus längst entschwundenen Kindertagen erklang ihr Saitenspiel, aller Herzen zur Wehmut stimmend, so daß kein Auge thränenleer blieb. Die Töne schienen nicht von dieser Welt zu sein l Endlich verklangen fie leis wie ein kosen der Frühlingshauch. Kaum war es geschehen, ließ fie ire Harfe fallen und vor dem Richtblock niederstürzend, legte fie beide Hände auf denselben, dem Henker angstvoll zurufend: „Mach es schnell, laß mich nicht lange Qualen leiden!" Da fuhr das blanke Richtschwert zum Hiebe empor — „Gnade l" klang markerschütternd der Ruf des Herzogs. Im nächsten Augenblick stand er an der Seite des Mädchens und sprach tiefergriffen mit weithin vernehmbarer Stimme: „Von dieser Stunde an soll es kein Gesetz mehr geben, daS dem Herrscher das Recht der Gnade wehrt, das schönste Recht, das er aus zuüben vermag! Aber auch nimmer darf ein Unschuldiger die Strafe für einen Schuldigen leiden, um diesen davon zu befreien l" Maria war an dem Herzog niedergesunke», seine Hand mit Thränen und Küssen bedeckend, während cr zu ihr sagte: „Deinem Vater sei vergeben! Mit deiner Kindesliebe ist er reicher, als ich mit meiner ganzen Herrschermacht! Ziehe hin mit ihm in Frieden, möge er fich an dir zu neuem Leben ausrichten! Ich aber bin stolz auf dich, denn es gibt keinen köstlicheren Edelstein in meinem Reiche, als dein gutes, edles Herz!" „Heil und Segen über fiel" scholl eS alS Antwort in tausendstimmigem Jubel aus dem Volk, der wie Meeresbrausen anschwoll, alS fie, den Vater stützend, mit ihm vom Schafott herab stieg, begleitet von dem Ruse: „HeL dem guten, edlen Mädchen, Heil Maria Psarchnerm l" »»i Ende.