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Allgemeiner Anzeiger : 24.05.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190205249
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19020524
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-05
- Tag 1902-05-24
-
Monat
1902-05
-
Jahr
1902
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 24.05.1902
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Politische Rundschau. Deutschland. * Am Dienstag nachmittag ist der Kaiser nach Urville abgereist. * Während die öffentliche Meinung in Nord- Amerika das beabsichtigte Nationalgeschenk einer Statue Friedrichs des Großen seitens des deutschenKaisers entschieden günstig aus nahm und Präsident Roosevelts Antwort bil ligte, sührt die Jingopresse die Gabe haupt sächlich auf den Wunsch Kaiser Wil helms zurück, einen schicklichen Anlaß zu einem offiziellen persönlichen Be such e in den Ver. Staaten zu gewinnen. *Der Kronprinz Friedrich Wil helm traf am Dienstag zum Jagdaufenthalt in Oels ein. *Die Polenvorlage wird, wie die ,Nordd. Allg. Zig.' offiziös verkündet, als „Ent wurf eines Gesetzes betr. Maßnahmen zur Stärkung des Deutschtums in den Provinzen Westpreußen und Posen" dem Preuß. Abgeordnetenbause unmittelbar nach dem Pfingst feste zugehen. * Im Rudolstädter Landtage ist dieser Tage ein Antrag, den Thronerben Prin zen Sizzo zu ersuchen, seinen Wohnsitz im Lande zu nehmen, abgelehnt worden. Prinz Sizzo ist der Sohn einer zur Prinzessin von Anhalt ernannten Gräfin Rheina, wurde aber als ebenbürtiger Angehöriger des Fürstenhauses anerkannt und für den Fall des Aussterbens des Mannesstammes in der gegenwärtig regie renden kinderlosen Linie des Hauses Schwarz- burg-Rudolstadt durch Erklärung der Agnaten beider sLwarzburgischen Linien im Jahre 1886 zur Thronfolge berufen. Auf den erwähnten Antrag erwiderte Staatsminister v. Starck, Prinz Sizzo bezöge sein Einkommen zum größten Teil aus dem Auslande, von Rudolstadt nur eine kleine Apanage. Der Antrag sei gegen die Praxis aller anderen deutschen Länder, und überdies frage es sich auch, ob es dem Fürsten zugemutet werden könne, dem Prinzen eine Wohnung einzuräumen. * In der Tarifkommisfion des württem - bergischen Landtags beantragte der Ver treter des Zentrums die Einführung einer vierten Wagenklasse mit einem Tarif von 2 Pfennig pro Kilometer. Die Regierung machte keine prinzipiellen Bedenken geltend und sagte genaue Berechnung der daraus sich er gebenden finanziellen Verschiebungen zu. Frankreich. *Die Exkönigin Isabella hat 10 000, der Sultan 20 000 Frank für die Opfer der Katastrophe auf Martinique ge spendet. England. * DaS deutsche Geschwader ist am Freitag nachmittag bei rauher See in Kingstown eingetroffen. Bis zum 22. Mai wird Prinz Heinrich als Gast des Vizekönigs von Irland dort bleiben. Spanien. *Die Krönungsfeierlichkeiten in Madrid find durch einen Mißton gestört worden. Die Polizei ist einer anarchisti - schen Verschwörung auf die Spur ge kommen, hat mehrere Personen, bei denen Dynamitpatronen gefunden wurden, verhaftet, und einer dieser gefährlichen Buben hat aus gesagt, daß er beauftragt wurde, auf den könig lichen Wagen beim Vorüberfahren desselben eine Bombe zu schleudern. Eine andere harm lose „Attentatsgeschichte" hat gleichfalls Be unruhigung hervorgerusen. Als der König sich zur Eidesleistung in das Parlament begeben wollte, näherte sich seinem Wagen ein junger Mann, der seinen Hut in die Luit warf. Es stellte sich heraus, daß es ein armer Irrsinniger war, der zwar keine Waffen, wohl aber ein Liebesgedicht an die Schwester des Königs, Infantin Maria Theresia, bei sich trug. * Im übrigen haben sich die Feierlich keiten in Madrid programmgemäß abge spielt. Nach der Eid e 8 l ei stun g des Königs fand in der Kirche San Francisco el Grande ein Tedeum statt. Der König betrat die Kirche unter einem Baldachin, der von st s Priestern getragen wurde und begab sich so zu dem Thronsessel, gefolgt von zwei Kardinälen und ungefähr 30 Bischöfen. Dem Tedeum wohnten die fremden Fürstlichkeiten und Gesandt schaften, sowie die Senatoren und Deputierten bei. Dem Publikum war der Eintritt in die Kirche nicht gestattet worden. * Die ,Gaceta de Madrid* veröffentlicht eine Proklamation des Königs, in der es heißt, der König begrüße, nachdem er aus den Händen seiner Mutter die Macht erhalten habe, das spanische Volk auf das herzlichste. Der König fügt hinzu, er sehe in vollem Maße ein, wie groß seine übernommenen Pflichten seien, und daß eS ihm an Erfahrung mangele. Er werde jedoch alle seine Be mühungen darauf richten, das Gedeihen des Vaterlandes zu fördern. * Wie das bei einem Regentenwechsel Brauch ist, hat das Ministerium Sagasta dem jungen Könige Entlassungsgesuche ein- gereicht. Der König hat indessen die Voll machten Sagastas erneuert. Rustland. *Präsident Loubet und der Zar, der dem Gaste entgegengefahren war, trafen Dienstag mittag an Bord der „Alexandria" in Peterhoi und von da mit Extrazug um 1 Uhr 30 Min. in Zarskoje-Selo ein. Kurz darauf machte der Präsident einen Ab stecher nach Gatschina zu einem Besuch der Kaiserin-Witwe. Ueberall, wo militärischer Em pfang statifand, spielte die Musik die Mar seillaise. * MS der Gouverneur vonWilna, Generalleutnant v. Wahl, in der Nacht zum ld. d. den Zirkus verließ, feuerte ein Mann, der sich dem Gouverneur von rückwärts näherte, zwei R e v o l v e rs ch ü s s e auf ihn ab, durch die der Gouverneur an der linken Hand und am rechten Fuß Verletzungen erlitt. Der Ver brecher wurde von der Polizei mit Hilfe des Publikums dingfest, gemacht: er gab, als er zu Boden geworfen war, noch einen dritten Schuß ab. Der Verhaftete nennt sich Hirsch Lekert. *Ju Regierungskreisen verlautet ziemlich bestimmt, daß der Oberprokurator des Heiligen Synod Pobedonoszew von Wiesbaden aus sein Abschiedsgesuch wegen seiner zerrütteten Gesundheit einreichen werde. Doch sollen tieferliegende Gründe die Veranlassung zu diesem Schritte bilden. *Jn Finnland verurteilte das Dom kapitel von Borga fünf Pfarrer, die sich geweigert haben, das neue Wehrpflichtgesetz in den Kirchen zu verlesen, zu Geldstrafen: der Propst von Hertzen in Borga wurde zur Zählung einer Strafe im Betrage von drei Monatsgagen, vier Landpfarrer zu Strafen im Betrage von zwei Monatsgehältern verurteilt; ein Pastor wurde sreigesprochen. Balkanstaaten. * In Belgrad hat die Volksvertretung eine Anleihe abgelehnt, die das Ministerium ausnehmen wollte; deswegen ist das bisherige Kabinett zurückgetreten. Der vielgeschmähte Pasitsch wurde mit der Neubildung eines Ministeriums beauftragt. *Am Montag begann in Schabatz die Hauptverhandlung in der Angelegenheit des dort am 5. März erfolgten Putschversuchs, bei dem der Hauptschuldige Alawantitsch erschossen wurde, während seine Begleiter ver haftet wurden. Es wurden zunächst die Zeugen verhört. Amerika. * In Haiti herrscht nach einer Meldung der ,Hamb. Böcsenh.* ein Wirrwarr ohne gleichen. Nachdem der frühere Präsident Som thatsächlich abgereist ist, haben auf seinen Posten nicht weniger als sechs Bewerber einen Sturmlauf angetreten. Unter ihnen hat die meisten Aussichten der frühere Gesandte in Paris, Firmin, der sich der Mithilfe zweier Generale und des Admirals Killia versichert hat und mit einer kleinen Armee auf die Haupt stadt marschiert, in der inzwischen ein früheren Präsident Boisrond Canal die vorläufige Negie rung an sich gerissen hat. Standesgemäß. 18) Roman von Karl v. Leistner. (Fortsetzung.) Mit welchen Gefühlen war Gabriele von dem Ausgang zurückgekommen I Noch lange zitterten ihre seinen Finger, als sie schon wieder in ihrem Zimmer saß und nähte. Es mußte ja sein, und das pochende Herz mußte sich beschwichtigen lassen. Die Gedanken, die heute so gern auf Abwege gerieten, sie mußten genötigt werden, zu den bunten Stoffen, den goldenen Sternen und Borten zurückzukehren, für welche sie dieselben jetzt nötig hatte. Gott sei Dank! Endlich ist es gethanl Und nun zu Ruhe; denn sie ist wirklich recht abgemattet durch die tagsüber bewiesene Rührigkeit ihrer zarten Glieder und noch mehr durch das soeben Erlebte. Aber trotz aller Müdigkeit will ein erquickender Schlaf sich noch lange nicht einstellen, denn so oft sie die Augen schließt, sährt sie alsbald erschreckt wieder empor und glaubt sich von allen Seiten be drängt und angegriffen. Wachend denkt sie dann wieder an ihn, der sich in letzter Zeit so freundlich ihrer annahm und für den, ungeachtet ihres schamhaften Widerstrebens, das jugendliche Herz sich Grad für Grad er wärmte. Konnte es denn wohl anders sein, wenn man erwägt, wie wenig Gabriele in ihrer Zu rückgezogenheit noch mit Männern in Berührung gekommen war und wie eine eigenartige Fügung des Schicksals ihr wiederholt Oswald in Situationen begegnen ließ, welche sie ihm für die erwiesene Rücksicht verpflichtete. Wie be greiflich war es, daß ihre Gedanken während der vielen Stunden, die sie einsam zubrachte, sich häufig die Momente vergegenwärtigen, welche die einförmige Alltäglichkeit jüngst unter brochen hatten. Ihrer Ansicht nach gewährte ihr die Stellung, die sie einnahm, wenig Aus sicht, je in innigere Beziehungen zu einem Manne zu treten, der ihrem Bildungsgrade ge nügen konnte; aber eben dieser Umstand legte es ihr um so näher, wenigstens ein Ideal zu schaffen, das sie in Oswald von Fronhofen nun verkörpert sah. An die Möglichkeit, daß die stille Neigung, welche sie sich selbst kaum eingestand, je er widert werden könnte, wagte sie freilich gar nicht zu denken; aber dennoch begannen in ihrem jungfräulichen Herzen, das bisher dem ruhigen Spiel eines tiefen Sees geglichen hatte, die Wogen erregter zu werden und die Ahnung nahender Stürme stieg in ihm auf. AIS Gabriele sich am nächsten Morgen von ihrem Lager erhob, war der Tag schon etwas vorgerückter, als gewöhnlich. Nachdem sie das Kostüm der Sängerin vorher schon zugesendet hatte, verfügte sie sich, sobald sie es irgend für schicklich hielt, selbst zu derselben, um sich zu erkundigen, ob es ihren Wünschen entspreche. Cora war sehr befriedigt und empfing das junge Mädchen nahezu wie eine Freundin. „Auch Sie verdienen den Namen einer Künstlerin, meine Liebe," sprach sie, „denn Sie leisten in Ihrem Fache Ungewöhnliches. Und dennoch möchte ich es bei dem hohen Jnter-sse, das ich vom ersten Augenblicke an ;ür Sie Afrika. *Wie festgesetzt war, hat am Freitag wirk lich die erste Buren-Beratung stattge- sunden. Ueber das Ergebnis verlautet nichts, doch hofft „man" auf Fried ensschluß. Asten. * Die Kaiserin vonChina erließ ein Edikt, in welchem sie Juanschikai und Huyufen einen Verweis dafür erteilt, daß sie das Eisenbahnabkommen mitEngland nnterzeichnet haben und in welchem dem Zensorenamte aufgetragen wird, eine für die betreffenden Beamten angemessene Strafe fest- znsetzen. (Das Edikt ist das Ergebnis von Vorstellungen seitens Rußlands.) Durch ein zweites Edikt wird der Gouverneur von Jünnan, Lichinghfi, abgesetzt und dem Zensorenamte auf- getragen, ihn zu bestrafen. Ueber die vulkanische« Eruptionen auf der westindischen Inselkette liegen zwar auch jetzt weitere eingehende Berichte vor, meistens von Korrespondenten englischer und amerikanischer Blätter, aber aus diesen Schilderungen ergibt sich kein neues Moment zur Beurteilung der Katastrophe. Nebereinstimmend find es Wieder gaben der traurigen und entsetzlichen Bilder, der fürchterlichen Zerstörung, über die wir im einzelnen bereits unterrichtet find. Einige neue kleine Züge enthüllt uns folgender Spezial- bericht der,Daily Mail* über die Eruption auf Martinique. Der Verfasser hatte sich in einem eigens dazu gemieteten Dampfer von Guade loupe nach Martinique begeben uud berichtet u. a.: „Die Reise von Guadeloupe nach dem Orte des Schreckens beträgt etwa 80 Meilen. Es war Heller Tag, als wir uns der Insel Martinique am Sonntag morgen von Norden her näberten. Merkwürdigerweise konnten wir lange Zeit hindurch keine Spuren von der furchtbaren Katastrophe entdecken. Nur die hohen Bergspitzen der Insel, zu denen der Pelee gehört, waren in eine trübviolette Wolke ein- nehüllt, die sich meilenhoch erhob und die Ge stalt von Riesenvilzen annahm. Wo die Sonne die äußeren Ränder streifte, hatten diese eine schöne bernsteinart'ge Färbung. Als der Strand in Sicht kam und wir uns noch etwa drei Meilen von der Küste entfernt befanden, war die See mit Schiffstrümmern und verstümmelten Leichen, der Beute Tausender von Seevögeln und gieriger Haifische bedeckt. Ich hörte später, daß diese Leichen wahrscheinlich von solchen Leuten herrührten, die durch die stürmische See zu entkommen versuchten. Es schien eine Zeitlang, als ob wir nicht in die Nähe des Strandes kommen könnten, denn Windstöße von großer Heftigkeit, bald heiß, bald kalt, mit stechender Asche und Schlamm vermischt, fuhren in unregelmäßigen Zwischen räumen über unsern kleinen Dampfer dahin. — Im Sonnenlicht sah die Insel gleichmäßig silbergrau aus. Das kleine Fischerdorf Prtzbeur ist vom Feuer teilwe'se zerstört. Die Ueber- lebenden drängten sich am Strande zusammen und baten uns flehentlich, daß wir sie mit nehmen möchten. Wir suchten sie durch die Ausficht auf baldige Hilfe zu beruhigen. Das Bild von St. Pierre ist das der größten Ver wüstung. Nach rechts und links erstreckten sich zerstörte Mauern, die alle durch den vulkanischen Schlamm einfarbig gefärbt find. Hier und dort sah man zerfetzte und abgedrehte Stämme einstiger R'esenbäume. Kein Ton wurde aus diesem gewaltigen schmutziggrauen Amphitheater des Todes gehört, aber die vulkanischen Wind stöße trugen meilenweit einen zum Erbrechen reizenden Geruch hinaus, den man weder be schreiben noch vergessen kann. Die Körper der in St. Pierre Verunglückten sind so entstellt, daß nicht eine einzige Leiche identifiziert werden konnte. Die Eruptionen begannen bekanntlich am 3. Mai. Am 5. warf der Vulkan gegen Abend kochenden Schlamm, Steine und Feuer aus. Am 6. Mai wurden alle Kabelver- bindungen zerstört und am 7. sanden fruchtbare Explosionen statt, mit gleichzeitigem Auswurf rot glühender Steine. Der Gouverneur Mouttet verbot trotzdem, wahrscheinlich um eine Panik hegte, bedauern, daß Sie genötigt find, in dieser Weise für Ihren Unterhalt Sorge zu tragen. Ich stelle es mir namenlos schwer vor, in einer solchen Abgeschiedenheit zu leben und ferne von allen Freuden und Genüssen der Welt nur ganz im stillen zu wirken. Haben Sie denn nicht wenigstens Freundinnen, denen Sie sich in Ihren Freistunden anschließen können?" „Bekannte wohl," entgegnete Gabriele, „aber Freundinnen im eigentlichen Sinne des Wortes keine. Die Kreise, aus denen ich mir solche etwa wählen würde, sind mir ja größtenteils durch meine Stellung verschlossen. Mädchen dagegen, welche der mir zugänglichen Sphäre angehören, würden wiederum nur in den aller seltensten Fällen mit meinen anerzogenen Ge sinnungen und Neigungen harmonieren. So beschäftige ich mich, da ich Angehörige und Verwandte am hiesigen Orte nicht habe, in meiner kurz zugemessenen Mußezeit lieber mit guter, geistbildendcr Lektüre und mit der Er lernung der neueren Sprachen, deren Kenntnis, wenn ich sie vollständig erlangt haben werde, mir weitere Gebiete öffnen wird, oder auch mit Musik, soweit meine Anlagen und mein Ver ständnis hierfür ausreichen." „Ein solches Streben ist sehr schön und lobenswert, liebe Gabriele," sagte die Sängerin, „aber es kann doch in einem so jugendlichen Alter, wie das Ihrige, den Entgang der Ge- selligkeit nach meinem Dafürhalten nicht voll ständig ersetzen. Ich würde es mir gerne zur Ausgabe machen, Sie in Kreise, die Ihnen vielleicht zusagcn könnten, einzuführen, sogar in meine eigenen. Hätten Sie nicht Lust, hre und zu vermeiden, das Verlassen der Stadt und versicherte, die größte Gefahr sei vorüber. Nm das zu beweisen und zu zeigen, daß er selbst an die Sicherheit der Situation glaube, kam er mit seiner Frau selbst nach St. Pierre. Beide kamen um. In Grand Riviöre, einem Küstenort nahezu neun Meilen nördlich von St. Pierre, hat der Fluß große Verheerungen an Eigentum und Menschenleben angerichtet. Er stieg plötzlich, setzte einen Teil der Stadt unter Wasser und blieb dann stehen. Nach kurzer Zeit setzte er seinen Lauf mit heißem, schlammigem Wasser fort. Dann blieb er wieder stehen, und so sieht und läuft er immer ab wechselnd. — Nach Mitteilungen aus New Aoi! befürchten erfahrene Geologen, daß ein Zu sammenbruch der westindischen Inseln möglich sei. Die fortwährenden Eruptionen veranlaßten eine Höhle im Erdinnern, und wenn diese Höhle eine gewisse Größe erreicht habe, so erfolge der Zusammenbruch. In gleicher Weise sei in alten Zeiten der Golf von Mexiko entstanden. Wo jetzt die Zerstörung eingezogen ist, da hat zuvor reges üppiges Leben geherrscht. Die landschaftliche Schönheit der Insel Martinique wird von Reisenden, die sie besucht haben, als feenhaft gepriesen: sie soll den ganzen Zauber tropischer Natnrschönheit zeigen. Vielleicht die letzten Schilderungen jener Gegenden in der deutschen Reiselitteratur gibt Dr. Franz Doflein in seinem Buche „Von den Antillen zum fernen Westen" (Verlag von Gustav Fischer, Jena). Von dem Leben und Treiben in der Stadt Fort de France, besonders aber in dem jetzt völlig zerstörten St. Pierre gibt Doflein eine lebendige Schilderung. Die wohlgelungenen Abbildungen haben jetzt einen erhöhten Wert, so die vom Hafen von St. Pierre, die Haupt straße von St. Pierre, der Blick von Trois Ponts gegen den Mont Pelee, Straße bei St. Pierre, Botanischer Garten bei St. Pierre rc. Uon Uak «nk Fer«. Roberts nicht in Wiesbaden! Die Meldung, daß sich Lord Roberts hinter dem in Wiesbaden vom Kaiser empfangenen englischen Offiziere verberge, ist falsch. Nach Mitteilungen ist der betreffende Offizier ein Oberst Saunder- son, ein hervorragendes konservatives Mitglied des englischen Parlaments. Oberst Saunderson ist ein hervorragender Sportsman und häufiger Begleiter des Kaisers bei seinen Segelsahrten. Mit Lord Roberts hat er nicht einmal äußere Aehnlichkeit. Deutsche Offiziere in Amerika. Wie bestimmt verlautet, werden sich Oberst v. Witz« leben, der Kommandeur der Haupt-Kadetten- Anstalt in Groß-Lichterfelde, und Major Will mann von derselben Anstalt am 27. d. an Bord des Lloyddampfers „Barbarossa" nach Amerika einschiffen, um der berühmten Militär-Akademie in Westpoint einen Besuch abzustatten. Die Einladung seitens der Direktion in Westpoint ist schon vor längerer Zeit an die beiden er wähnten Offiziere ergangen; erst in den letzten Tagen wurden sie vom Kaiser beauftragt, der Einladung Folge zu leisten. Die deutsche Handelsflotte ist von einem schweren Unglück betroffen worden. Einer bei Lloyds eingegangenen Meldung aus Aden zu folge ist der deutsche Dampfer „Ehrenfels", von Kalkutta nach Hamburg bestimmt, am S. Mai unter dem 12. Grab nördlicher Breite und 56. Grad östlicher Länge untergegangen. Ein Teil der Bemannung ist in Aden gelandet; der Kapitän und 40 Mann, welche das Schiff in Booten verlassen hatten, werden vermißt. Nähere Nachrichten liegen noch nicht vor. Mutter und Soh«. Frau Dr. med. Jenny Bornstein, die schon vor drei Jahren in der Schweiz approbiert war, hat die Staats prüfungen in Deutschland nachgeholt. Sie be stand in Freiburg das medizinische Staats examen, nachdem sie im vorigen Jahre zu Berlin gemeinsam mit ihrem Sohne sich dem Physikum unterzogen hatte. Garnison für Wreschen. Die Unter bringung von je einem Bataillon Infanterie in Wreschen und Schlimm kommt am 31. Mai d. zur Ausführung. da einen Abend bei mir zuzubrmgeu? Mein Ruf garantiert Ihnen, daß die allerdings vor* herrschend aus Herren bestehende Gesellschaft welche sich bei mir einfindet, aus guten Ele menten zusammmengesetzt ist und daß ich aut streng soliden Ton sehe. Namentlich, da Sie auch Musik lieben, würde Ihnen dieser Verkehr manches Anregende bieten." „Sie find außerordentlich gütig, Fräulein Blank," versetzte Gabriele, fast gerührt von solcher Rücksichtnahme. „Allein trotzdem mUv ich mir erlauben, dieses freundliche Anerbieten, soweit es sich auf jene geselligen Abend-mfe bezieht, dankbarst abzulehnen. Die Nolle, die ich hier spielen würde, wäre für mich, wie Sie nicht verkennen wollen, eine drückende. Man würde mich zwar aus Rücksicht für Sie selöst- wie ich überzeugt bin, nicht unfreundlich aus- nehmen; aber ich könnte kaum mehr als eM geduldetes Glied der Gesellschaft werden. M>e man von einem Mädchen meines Berufes m höheren Kreisen denkt, davon mußte ich uM leider in der letzten Zeit wiederholt überzeuge"- Jch mußte die Erfahrung machen, daß selb" dienende Personen ein Recht zu haben ver meinen, einer einiachen Arbeiterin ihre Gering* schätzung empfinden zu lassen. Auch werde« Sie mich wohl nicht mißverstehen, wenn ich uv deute, daß ein derartiger Verkehr mit Herren, selbst in denkbar solidester Weise, nach de« herrschenden Ansichten zwar für eine Künstler"' von Ihrer Geltung als zulässig angesehen wird, aber in einem ganz anderen Lichte erscheinen würde, wenn die Arbeiterin von gleichem NE Gebrauch machen wollte."
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