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1902 Sonntagsblatt für das deutsche Haus Au» Müuckener Kin<U. von Liesbeth Luchodolska. M fasse Du mit beiden Händen zu, wo ich gezaudert feig' und unentschlossen! wo Dornen hemmend meinen weg erschwert, Da sprießen Blumen unter Deinen <nßen, Und da, wo Wolken mir das Licht verwehrt, Soll sieghaft leuchtend Dich die Sonne grüßen! vtlma Arebs. sNachdrnck verboten.^ zu dem erhabene» schmerzvollen Antlitz einer Märtyrerin umstempelten. „Beruhige Dich," sagte Ulrike gefaßt, „ich habe Dir nichts zu verbergen, nichts zu gestehen. Dein Geständnis hat mich sehr überrascht, ich habe Dir verraten, daß es mich auch schmerzte — nur meinetwegen — aber schließlich, Du mußt mir verzeihen, ich ahnte nicht, daß unsere Neigungen sich kreuzten. Und von solch einer himmelstürmenden Liebe, die Dich bewegt, ist gar nicht die Rede, Lucie. Steh nur auf, solch eine kleine Eintagsleidenschast darf Dich doch nicht kränken, Du sichst ja, ich lache schon wieder — es ist bereits über wunden." „Und er hat niemals zu Dir von Liebe gesprochen, Ulrike, niemals? Ich beschwöre Dich, belüge mich nicht." „Ich finde, Du beleidigst' Deinen Verlobten, Luciei Ein Mann, der das Bild der Geliebten im Herzen trägt, findet keine Zeit, sich um andere Frauen zu kümmern. Ich habe etwas kokettiert niit ihm, ich gebe es Dir zu, aber er hat sich musterhaft bewährt. Bist Du nun zufrieden? Musterhaft bewährt. — Du darfst ihm niemals verraten, daß Du auch nur einen Augenblick an ihm zweifeltest. Und habe ihn recht, recht lieb, Lucie — dann wirst Du ihn immer verstehen, Dich niemals von ihm trennen können." Die kleine Zigeunerin wischte die Thränen von den Wangen und küßte die Gefährtin auf den Mund. Mit diesem Kuß dankte sie in harm losem Egoismus für das Opser und sah nicht, daß sie eben eine Liebe vernichtet hatte, edler und tiefer als die ihre, eine Liebe, die sich selbst opferte, um den v Roman von <Lva Gräfin von Baudissin. Den gold'nen Freudenbecher leere Du, dem ich wenig Tropfen nur genossen. Den Maientag, der mich nur halb beglückt, Genieße Du ihn ganz in schönern Lenzen, Vie Rosen, die ich nicht von, Strauch gepflückt, Brich Du sie, Deine junge Stirn zu kränzen! lFortsehuugl s lag soviel aufrichtige Uebcr- zeugung iu Wandas Worten, L?, daß sie nichts Verletzendes hatten: sie gab ihn frei, sie liebte ihn ja! Und wenn cr sich nach Freiheit sehnte — ? Das würde sie niemals glauben! Ulrike beherrschte sich so weit, daß fein Ton, keine Miene verriet, was in ihr vorging. Aber ihren Händen war die Arbeit entsunken und alle Farbe Anr aus ihren Wangen gewichen. Dies i°h auch endlich Lucie trotz ihrer naiv egoistischen Weise und mit der schnellen Ersassungsgabe, die einen anderen Teil ihres Wesens ausmachle, rief sie hastig aus: „Mein Golt, Ulrike, was fehlt Dir? Du liebst Konrad! Sag eS mir, ich flehe Dich an, sag mir alles, es handelt sich um mein Leben! Hat er Dir — nein, es ist nicht möglich, cs kann nicht sein! Er liebt mich, er soll Aich lieben, er soll! Niemals trenne ich mich wieder von ihm, niemals!" Sie trat hastig mit dem Fuß auf, aber plötzlich warf sie sich neben Ulrike nieder und umschlang sie mit beiden Armen. „Wenn er gelogen hat, Ulrike, wenn er mich verrät — nicht einen Tag länger lebe ich! Ich kann nicht mehr atmen Hne ihn, er ist eingewurzelt in meiner ^cele — ich muß vergehen, wenn Du ihn mir nimmst! Sei barmherzig, sag Air die Wahrheit, ich stürbe, wenn ich bo» ihm lassen müßte, ich kann nicht sein ohne ihn." Ihre Lippen bebten und große Thränen entflossen den angstvoll ge öffneten Augen, Thränen, die heiß und brennend ans dem Herzen zu strömen schienen und ihr kleines Zigeunergesicht Aos mir dos Leben porenthaiten bot, Aos ich „wünscht, ersehnt, erhoff, vergebens, 0os weide Dir, mein Aind, an meiner ^tott, bos schmücke Dir die Tage Deines Lebens,