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Allgemeiner Anzeiger : 31.01.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
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- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-31
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 31.01.1914
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^raum unä Mrklickkeit. Keine Abrüstung, sondern mehr Rüstungen. Schatzkanzler Lloyd George, Englands friedensfreudiger Finanzminister, hat im Ministerrat nachgeben müssen, als die Frage erwogen wurde, ob man die Kosten für die Rüstungen einschränken oder vermehren wolle. Er hat sich unterworfen, ohne auch nur den Versuch zu machen, seinen Kollegen einen Auszug aus seinen wunderbaren Friedens gesängen, die er noch um die Jahreswende über Europa tönen ließ, zum besten zu geben. Die Leute, die in England das Ruder führen, sind Geschäftsleute und wissen ganz gut, daß man, um seine letzten Ziele verwirklichen zu können, die wirkliche Macht für sich haben muß. In ganz Europa hat man denn auch Herrn Lloyd Georges Reden sür nichts anderes ge nommen, als was sie in derTatwaren: Phantasien eines der seinem Lande einen großen Dienst erweisen, als die Träume eines Staatsmannes, der anders als die andern im Gedächtnis seiner Landsleute sortleben will. Kein Staat hat auch nur einen Augenblick geglaubt, daß das englische Kabinett im Ernst daran denken tonnte, sein Marinebudget zu beschränken, kein Staat hat auch nur daran gedacht, nun seiner seits in den Schalmeiensang des englischen Schatzkanzlers einzustimmen. Nein, Lie Staaten Europas haben so völlig s von einander abweichende Ziele, Haden so ! auseinanderstrebende Interessen, daß sie aber einer flüchtigen Anregung gar nicht folgen können, wenn sie nicht ihre Selbständigkeit auf geben und zugleich auf die Verwirklichung ihrer Ziele verzichten wollen. So dürfen wir unsrerseits ganz ruhig eingesiehen, daß wir unsern immer rüstiger wachsenden Welthandel durch England und Frankreich bedroht sehen, daß wir also unsere Flotte nicht nur bauen, um unserer Flagge in Friedenszeiten überall Achtung zu verschaffen, sondern auch weil wir überzeugt sind, daß wir die Fortschritte unseres Handels, daß wir die Ergebnisse unserer erd umspannenden Tätigkeit eines Tages gegen England und Frankreich werden verteidigen müssen. Aber nicht nur England und Deutschland , setzen ihre Rüstungen fort; auch Österreich und Italien, Rußland und Frankreich vergrößern ihre Kriegsflotte, weil sie ja alle ganz be- t sondere Interessen zu verteidigen haben: Frankreich muß sür England die Wacht im Mittelmeer halten, weil England einen großen Teil seiner Flotte aus dem Mittelländischen Meer nach der Nordsee genommen hat, Öster reich muß wegen der aufstrebenden Balkan- siaaten eine große Flotte haben, Italien aus demselben Grunde und weil es möglicherweise in die Lage kommen kann, seinen tripoli- tanischen Besitz gegen andringende Gegner zu verteidigen. Rußland endlich baut, um bei seinen geplanten ostasiatischeu Abenteuern gegen Überraschungen unter allen Umständen geschützt zu sein. Wie ernst die Zeit ist, die Herr Lloyd George so friedlich nannte, geht am besten daraus hervor, daß selbst die neutralen Staaten ihre Rüstungen ganz beträchtlich ver mehren. Holland und Belgien rüsten, um im Falle eines deutsch - französischen Krieges nötigenfalls mit bewaffneter Hand ihre Neutralität verteidigen zu können, und die Schweiz lebt in derselben Sorge und rüstet demgemäß auch. Auch die Nordstaaten Dänemark, Schweden und Norwegen lassen sich durch den Klang der Friedensglocken nicht täuschen. Sie alle rüsten in dem Gefühl, daß ein Tag kommen wird, wo es sür jeden euro päischen Staat notwendig sein wird, entweder an einem Kriege teilzunehnien, oder eine Teilnahme mit dem Schwerte in der Hand zu verweigern. Das muß einmal gesagt werden, besonders auch deshalb, weil die große Auseinander setzung auf dem Balkan durchaus nicht zu dem ewigen Frieden geführt hat, der im Interesse Europas gelegen hätte. Durch den Ausgang des Krieges, in dessen Verlauf sich die Ver bündeten in die Haare fuhren, ist die türkische Frage nicht gelöst, sondern nur vertagt worden, und es ist eine Zweifelsfrage, ob nicht bei neuen Verwicklungen auch ein Konflikt zwischen Rußland und Österreich- Ungarn zum Ausbruch kommen wird, der diesmal mit Mühe vermieden worden ist. Darum ist Lloyd Georges Traum mehr denn je seiner Verwirklichung entrückt, und so hart das Joch der Rüstungen die Völker Europas bedrücken mag, der Tag der Abrüstung ist ferner denn je. U. .4. v. Politische AunM'cdau. Teutschlanb. "Aus Anlaß des 85. Geburtstages Kaiser Wilhelms fanden in Berlin, im Reiche und überall im Auslande, wo Deutsche wohnen, zahlreiche Feiern statt. An verschiedenen Orten wurden auch freiwillige Spenden zum Wehrbeitrag gesammelt, die einen ansehnlichen Ertrag hatten. *Auf ein von dem bayrischen Mi nisterpräsidenten Grasen Hertling an den Reichskanzler gerichtetes Tele gramm, in dein dieser den Dank der bayri schen Regierung dafür aussprach, daß der Reichskanzler in der Sitzung des Reichstags vom 23. Januar so entschieden die Ehre der bayerischen Armee gewahrt habe, ist vom Kanzler folgende Antwort eingelaufen: „Eurer Exzellenz danke ich verbindlichst für Ihr Telegramm. Es ist mir eine Freude gewesen, für die Ehre der bayrischen Armee einzutreten, und ich hoffe, daß nunmehr die so bedauer lichen Folgen der mißverständlichen Äußerung des Generals v. Kracht beseitigt sind." *Der griechische Ministerpräsident Veni zelos hatte mit dem Reichskanzler eine einflündige Unterredung, in der eingehend die schwebenden Balkanfragen behandelt wurden. Später nahm der Staatsmann auf Einladung Kaiser Wilhelms an dem Festmahl teil, das im Berliner Schlosse zu Ehren des in Berlin weilenden rumänischen Thronfolgers statifand. * Der preußische Aandelsminister Dr. Sydow erklärte im Abgeordnetenhaus, daß er bereit sei, nötigenfalls die Einrichtung von Landkrankenkassen sür städtische Dien st boten zu veranlassen. * Nachdem durch den Erlaß des preußischen Finanzministers die Zweifel hinsichtlich der Fristen sür die Abgabe der Steuer- und Ver- mögensertlärungen behoben sind, bestehen noch immer Zweifel über die Verpflich tung zur Abgabe der Vermögenser- klärungen. In den Kreisen der Steuer pflichtigen ist vielfach die Ansicht vertreten, eine Vermögenserklärung wäre nicht erforder lich, wenn das Vermögen die Höhe von 10 000 Mk. nicht erreiche, insbesondere, wenn Vermögen überhaupt nicht vorhanden ist, auch wenn der Steuerpflichtige nach einem Ein kommen von mehr als 5000 Mk. wehrbeitrags pflichtig ist. Diese Ansicht der Steuerpflichtigen gründet sich darauf, daß die Erklärung als Vermögenserklärung bezeichnet ist und daß, da Vermögen nicht vorhanden, auch eine Er klärung nicht notwendig sei. Diese Ansicht entspricht nicht dem Wortlaut der preußischen Ausführungsvorschriften, wonach jedem Wehr beitragspflichtigen nach Ablauf der Frist — jetzt dem 31. Januar 1914 — eine besondere Aufforderung zur Vermögenserklärung mit vierzehntägiger Frist zuzustellen ist. Wehrbei tragspflichtig sind die Steuerpflichtigen aber nicht nur nach dem Vermögen, sondern auch nach dem Einkommen. Nach der bei den Be hörden .vertretenen Ansicht wird also allen Steuerpflichtigen, die ihrem Einkommen nach wehrbeitragspflichtig werden, ohne Rücksicht auf die Höhe des Vermögens, selbst wenn sie ein solches überhaupt nicht besitzen, eine be sondere Aufforderung zugehen. * Die württembergische Regie rung hat die Frist zur Steuererklä rung für den Wehrbcitrag bis zum 15. Februar verlängert. Osterrcich-Ungar«. * Kaiser Franz Joseph wird am 4. oder 5. März zu einem dreiwöchigen Auf enthalt nach B ud ap e st reisen. Diese amt liche Ankündigung zeigt, daß Lie Gerüchte von einer neuerlichen Erkrankung des greisen Monarchen unzutreffend sind. England. *Eine besondere Auszeichnung ist dem deutschen Botschafter in London, dem Fürsten Lichno wsky und seiner Gemahlin, zu- lteil geworden. Sie wurden beide zu mehr- "ägigem Besuche nach Schloß Windsor zum Königspaar geladen. Balkanstaaten. * Die g e m e in s am e No te der Mä chbe über die Streitfragen auf dem Balkan wird in den nächsten Tagen in Athen und Kon stantinopel überreicht werden. Die Note fordert, daß dieZurückziehung dergrie - chischen Truppen aus Südalbanien sobald als möglich erfolge. Hinsichtlich der von Venizelos vorgeschlagenen Änderung der Grenze von Epirus enthält die Note nichts. Dagegen wird in bezug auf die Jnselsrage festgestellt, daß die Beschlüsse der Mächte un abänderlich sind. * Die bulgarische Regierung er klärt in einer amtlichen Veröffentlichung, daß die voir französischen Zeitungen verbreiteten Gerüchte, Bulgarien werde an einem etwaigen Kriege zwischen der Türkei und Griechen land wegen der Jyselfrag e unter allen Umständen teilnehmen, böswillige Erfindungen sind. Bulgarien habe keinerlei Interesse an dem Schicksal der ägäischen Inseln. Amerika. *Die jüngsten Unruhen in der Neger republik Haiti, wohin zum Schutz der deut schen Interessen ein Kreuzer entsandt wurde, haben zu einem völligen Versagen der Regie rungsgewalt geführt. Präsident Ore st e und seine Gemahlin haben sich auf den Leut- schenKreuzer „Vineta" geflüchtet, nachdem in der Stadt ein Kampf ansgebrochen war. Die „Vineta" und der amerikanische Panzerkreuzer „Montana" haben Matrosen gelandet. Vie Sckuläen Europas. In Paris sind dieser Tage nationalökono mische Forschungen eines französischen Ge lehrten veröffentlicht worden, die sich eingehend mit der Schuldenwirtschaft der europäischen Staaten befassen. Aus den interessanten Er gebnissen dieser Untersuchungen ist vor allem der Umstand hervorzuheben, daß sich die öffentliche Schuld aller Länder Europas auf die ungeheuer große Summe von 160 Milli arden 936 Millionen Frank beläuft. Unter sucht man die Verteilung dieser fabelhaften Schuldenlast auf die einzelnen Länder, so ergibt sich aus der Statistik, daß Frankreich alle europäischen Länder an Schuldenlast bei weitem überragt. Während sich die Schulden der französischen Republik auf 33 079 Milliarden Frank be- - Ziffern, bleibt das Deutsche Reich, das an t zweiter Stelle folgt, um rund 9 Milliarden hinter der französischen Schuldenlast zurück. Immerhin bat die deutsche Staatsschuld noch die überaus'stattliche Höhe von 24 239 Milli- ! arden, ihr kommt annähernd die russische Staatsschuld mit 24 038 Milliarden gleich. Es folgen dann nach der Höhe ihrer Schulden geordnet: Österreich-Ungarn, Eng land, Italien, Spanien und die übrigen euro päischen Länder. Welches ungeheure An wachsen die Schuldenlast Europas seit Beginn des 19. Jahrhunderts zu verzeichnen hat, geht daraus hervor. Laß noch um 1800 die euro päische Schuldenlast nur 25 Milliarden betrug, im Jahre 1825 schon auf 40 Milliarden, 1850 auf 47 Milliarden, 1867 auf 66 Milliarden, 1888 auf 108 Milliarden und nunmehr auf 160 Milliarden gestiegen ist. Auch was die Verteilung der Schuldenlast auf den einzelnen Kopf der Bevölkerung an langt, zeitigt die Untersuchung höchst bemer kenswerte Ergebnisse. Danach steht wiederum der Franzose an erster Stelle, er hat 835 Frank Schulden auf den Kopf zu tragen. Ihm folgt an zweiter Stelle der spanische Bürger mit 509 Frank, während der Deutsche mit 373 und der Russe mit 200 Frank an letzter Stelle figuriert. k)eer uncl flotte. — AuS Anlaß des Geburtstages des Kaisers sind die Generalinspekteure v. Heeringen und v. Kluck und der Generalstabschef der Armee v. Moltke zu General-Obersten befördert worden. — Jin deutschen Heere sind in der letzten Zeit mehrfach mit ausgezeichnetem Erfolge 'Versuche mit einem neuen Truppennahrungsmittel gemacht worden, das iür die Verpflegung des Heeres ins Kriege höchst bedeutsam ist. Das Nährmittel stellt den ersten gelungenen Versuch dar, eine „Eiserne Ration" sür Heereszwecke auf chemischem Wege herzustellen. Es ist gelungen, ein Nährmittel in Form von Tabletten herzustellen, womit es er möglicht wird, dem Heere ein Mittel zu geben, das die notwendigen Nährstoffe enthält, und bas, wie die Versuche ergeben haben, in jeder Weise fähig ist, bei einem im Ernstfälle eintretenden Verpflegungsmangel vorübergehend für die ge wöhnliche Verpflegung Ersatz zu bieten. Die Tablstten wurden zunächst in einer Marsch- und Gefechtsübung von 12stündiger Dauer, dann in Manöoern verwendet. Es war vorher durch Untersuchung der Bestandteile und Nährwert berechnung festgestellt worden, daß innerhalb von 12 Stunden die Verabreichung von sechs Tabletten mit zweistündigen Pausen pro Mann ausreicht. Aus diesem Grunde wurde bestimmt, daß die Soldaten außer der gewöhnlichen Morgenkost vor und während der zwölfstündigen Übung Tabletten erhalten sollten. Dieser erste Versuch fiel wie alle folgenden sehr günstig aus. Die Tabletten können tatsächlich als ein vollwertiger Nahrungs ersatz für 24 Stunden angesehen werden. Da die Tablette nur 0,23 Mk. kostet, kann eine 120 Mann starke Friedenskompagnie einen Tag lang mit 16,70 Mk. verpflegt werden. uncI fern. Eine neue Stiftung Kaiser Wilhelms. Unniittelbar neben dem Kindererholungsheim in Ahlbeck läßt der Kaiser ein zweites Erho lungsheim bauen, das für Berliner Arbeite rinnen bestimmt ist. Die Arbeiten sind schon im Gange. Das Heim wird Platz für etwa 50 bis 60 erholungsbedürftige Mädchen und Frauen aus dem Arbeiterstande bieten. Stiftung für den Ausbau der deutschen Seemacht. Der Kunstmaler Vahldick in Eutin vermachte letztwillig dem Kaiser eine halbe Million Mark zum Ausbau der Seemacht. Eine Kugel aus dem «roste» Krieg. Eine Operation infolge einer Verwundung im deutsch-französischen Kriege wurde dieser Tage an dem in Kirberg (Kreis Limburg) wohnen den Veteranen und Gerbereibesitzer Wilhelm Leber vorgenommen. Leber, der bei dem Garde-Grenadier-Regiment Kaiserin Augusta den Feldzug mitmachte, wurde in der Schlacht bei St. Privat durch drei Schüsse schwer ver letzt. Ein Schuß ging durch die rechte Schulter, einer durch das rechte Handgelenk und ein dritter Schuß streifte den linken Oberarm. Nach IV- jährigem Krankenlager im Lazarett wurde Leber vor 41 Jahren als gesund ent lassen. Vor etwa Jahresftist stellten sich wieder Schmerzen in der Schulter ein. Eine starke Vereiterung machte nunmehr einen operativen i Eingriff durch Öffnung der alten Wunden nötig. Die Operation nahm einen guten Ver lauf und der Patient befindet sich verhältnis mäßig wohl. Es ist mit Sicherheit anzu nehmen, daß ein winziger Fremdlörper in der Wunde zurückgeblieben ist, der heute — nach 43 Jahren — die Operation nötig machte. Der Massenmörder Wagner zurech nungsfähig. Die lange Untersuchung des Geisteszustandes des Massenmörders Wagner hat damit geendet, daß die Zurechnungsfähig keit Wagners festgestellt wurde. Wagner wird vor das Schwurgericht in Heilbronn gestellt werden. Die Anklage lautet auf fünf voll endete Morde in Degerloch, zehn vollendete Morde in Mühlhausen, zehn versuchte Morde iw Mühlhausen und neun Verbrechen der vor sätzlichen Brandstiftung, eine Anklage, wie sie vor einem deutschen Gerichtshof noch nicht verhandelt worden ist. Die erste verantwort liche Vernehmung des Angeklagten erfolgte im Krankenhause, sobald es sein Zustand ge stattete. Wagner gab dem Untersuchungs richter gegenüber an, daß er schwer unter Ler Last früherer Verfehlungeu zu tragen gehabt habe. Aus gewissen Andeutungen habe er entnommen, daß seine Verfehlungen in Mühl hausen bekannt waren. Er habe daher be schlossen, aus dem Leben zu scheiden, dabei aber seine Familie mitzunehmen. Vorher habe er noch Rache an den Bewohnern von Mühlhausen nehmen wollen, die er für sein Unglück verantwortlich mache. Wagner gab ferner zu, die Tat planmäßig vorbereitet zu haben, indem er sich drei Selbstladepistolen und 300 Patronen kaufte. Der Kurier äes Kaisers. 291 Roman von C. Crome-Schwiening. <z»rlsetzu»g.) Und Lie drei standen eben unten am Haustor und wollten gerade aufschließen, als sie draußen Stimmen hörten, von denen die eine eben sagte: „Hier war es, von hier kam er heraus, der betrunken« Esel! Und es war mir ganz so, als habe noch einer im Torbogen ge standen . . ." Aber der andre von den beiden Polizisten hatte offenbar keine Lust mehr zu weiterer Verfolgung. „Rede nicht solch dummes Zeug, Brüder chen! . . . Wenn's hier gewesen wäre, dann hätten wir vorher nicht so lange laufen brauchen! . . . Viel weiter hin war's! . . . Und was haben wir davon, wenn wir's nun wirklich wiederfinden, das Haus? Wir können doch nicht die ganze Hausbewohnerschaft aus ihren Betten reißen, um den einen Trunken bold zu finden . . . Das geht doch nicht und wenn wir ihn haben, was dann? ... Er ist schuld, daß uns der andre entkam, nun ja, aber willst du ihn dafür an den Galgen bringen? . . ." Der andre redete noch dies und das. aber schließlich hörte man, wie die beiden davon- giugen mit der laut ausgesprochenen löblichen Absicht, sich nun erst einmal in einer Kneipe gütlich zu tun für die ansgestandenen Stra pazen. Die Verschworenen ließen noch eine ge raume Zeit verstreichen, ehe sie Hinaustiaten auf die Straße, dann begaben sie sich eilends zurück nach Sfonjas Schlupfwinkel. 4° * * In dem trüben Schein der Kerzen, die man auf einen eisernen Reif gesteckt und so unter die feuchte Ketterdecke ausgehängt hatte, saßen auf ihren Kalkfässern der Finnländer und sein Begleiter, dann der, über dessen Stirn die blutige Narbe leuchtete, und ein Mann, der selbst hier nicht erkannt sein wollte und des halb eine schwarze Samtmaske trug, die sein Gesicht bis zur Nase verdeckte. Er mußte einer der obersten Leiter der Kampforganisation sein, nach der ehrfurchtsvollen und fast scheuen Art, in der ihm selbst der Graf Petrowsky ent gegentrat. Die drei wurden, wie das bei allen Ver sammlungen Ler Revolutionäre gebräuchlich ist, mit stillem Handschlag begrüßt. Und jener Fremde, der sich durch das geheime Zeichen zu erkennen gegeben hatte, öffnete auch jetzt wieder seinen Rock und ließ unter dem zurück geschlagenen Hemd auf seiner linken Brust die oberhalb des Herzens kreuzweise einge brannten Dolche sehen, jenes Zeichen, das jedem der Brüder befahl, blindlings seinen Befehlen zu gehorchen. Dann sagte er mit einer sehr leisen und wohl nur durch eine langjährige Schulung trotzdem so deutlich klingenden Stimme: „Ich sehe den nicht, den ihr auserwählt habt. . . oder ist es einer von diesen?" Er bewegte seinen Kopf leicht zu den dreien hin über und offenbar Ssonja erkennend, sagte er: „Dir, Schwester, spricht das Komitee seinen Dank aus für die Pflichttreue und vor keiner Gefahr zurückschreckenden Tätigkeit, die du bei der Entwendung jenes Schreibens bewiesen hast, das nun schon in den richtigen Händen ist, leider aber für dieselben nicht den erhofften Vorteil bietet." Ssonja war ganz bestürzt, sie wollte etwas erwidern, wollte fragen, wohin denn jener Brief gekommen wäre, und wer ihn gefunden hätte. Aber die Art des Fremden, seine einem stählernen Panzer gleichende Unnahbarkeit band ihre Zunge und sie wußte auch, daß das Zentralkomitee nur da Antwort erteilt, wo es antworten will. Noch innerlich mit den Gedanken be schäftigt, an die Gefahren, denen sie sich wegen dieses Briefes ausgesetzt hatte, an die Pläne, welche sie mit dem Kaiserlichen Handschreiben verbunden hatte und die nun alle zu Nichte und unerfüllbar geworden waren, hörte sie das Klopfzeichen draußen und sah gleich darauf Stefan Antonowitsch, den kleinen Mediziner, hereintreten. Der junge Mann war, wenn man das bei der matten Beleuchtung recht erkennen konnte, bleich wie der Kalk an der Wand. Er blieb mitten im Raume stehen, bis wohin ihm der Abgesandte des Zentralkomitees entgegentrat und Lie beiden Hände des Mediziners in die seinen nehmend, begann er leise mit Lem jungen Mann zu sprechen. Alsdann wandte sich der Fremde wieder zur Versammlung und sagte: „Es war nichts Geheimes, meine Brüder, was ich und Stefan Antonowitsch Koljajew miteinander sprachen. Er hat mir einen Gruß an seine Mutter und an seine Geschwister > anfgetragcn, nun übergebe ich ihn im Namen aller seiner geknechteten und gemarterten Brüder, im Namen des von Tyrannenfaust geknebelten Rußlands und im Namen des revolutionären Zentralkomitees seinem schweren Werke. Dir aber, Stefan Antonowitsch, dir über gebe ich den Verbrecher, dessen Todesurteil wir gesprochen haben, zur Aburteilung. Und nun merke wohl auf, morgen vormittag wird der, den wir verurteilt haben, den Winter palast verlassen und durch das Nikitinschc Tor aus dein inneren Kreml kommen, um sich in das Museum zu begeben. Du selbst halte dich am Roten Platz in der Nähe des Tores auf und erwarte dort einen mit weißen Pferden bespannten Schlitten, den du besteigen sollst Er wird dich durch das Tor bringen und wird auf seinem Wege mit Sergius' Troika Zu sammentreffen. Was dann zu geschehen hat, das weißt du . . ." Von irgendwo mußte ein Luftzug berge- kominen sein, die Kerzen auf dem Eisenreis unter der Decke flackerten plötzlich und ge spenstige Schatten huschten über die Wände. Der Fremde, der lauschend den Kopf -P' Tür geneigt hatte, fragte, sich zu Wladimir, dem rotwangigen Jüngling und zu dem Stier nackigen hinwendend: „Seid ihr mit euern Vorbereitungen fertig?" Und auf die bejahende Antwort der beiden sagte ec weiter, immer mit derselben leise», aber klar wie eine Silberglocke klingende» Stimme: „. „So werdet ihr ihm noch in dieser Nack! dasjenige geben, dessen er bedarf, um sein Werr zu vollenden. . . Und du, mein Bruder —* En Eduar reicher Welt, t lreise r wurde Reiters s mcsenei enthüll, erkenm ! marsch, Mi ! Der ir t Haupts wurde hastet, der Fii blatt n Millim nun a trauen Seine sein, i Die As Gr, Staab blicklich handel außero langem ganz L auf. sranzöl ihr Sil einen s Schein von je! Geld e Leute ! 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