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Allgemeiner Anzeiger : 14.05.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190205145
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19020514
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1902
-
Monat
1902-05
- Tag 1902-05-14
-
Monat
1902-05
-
Jahr
1902
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 14.05.1902
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Politische Rnndscha«. Deutschland. 'Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, vollendete am 8. Mai sein 65. Lebensjahr. Am 21. Oktober 1885 durch die braunschweigische Landes- Versammlung einstimmig zum Regenten gewählt, erklärte sich Prinz Albrecht bekanntlich am 29. Oktober genannten Jahres „auf Wunsch des Kaisers Wilhelm 1/ zur Uebernadme der Regierung bereit, die er jetzt im 17. Jahre führt. *Mit Beziehung auf die Bestrebungen der Regierung, dieZuckerfteuervorlage noch vor der Vertagung des Reichstages zu er ledigen, schreibt die offiziöse' .Süddeutsche Reichs-Korrespondens: Die heimische Zucker industrie hat ein dringendes Intereste, baldigst durch den Beschluß des Reichstages Gewißheit darüber zu erhalten, nach welchem Regime sie sich, soweit dies von der deutschen Gesetzgebung abhängt, einrichten soll. Als völlig grundlos muß die Unterstellung zurückgewiesen werden, Rücksichten ans das Ausland oder gar Ver pflichtungen gegenüber dem Auslande kämen iür die Behandlung des Zuckergesetzentwuris durch die verbündeten Regierungen in Betracht. Die Annahme der Vorlage wwd von diesen nicht erstrebt, nm unmittelbar darauf die Notifizierung der Brüsseler Konvention folgen zu lasten. Mr diesen Schlitt behalten die verbündeten Re gierungen auch nach der Verabschiedung des Entwurfs durch den Reichstag denselben Spiel raum wie andere Mächte. * Wie die .Hauungsche Zeitung' meldet, ist das Urteil im Prozeß wider Marten und Hickel am M-llwoch abend rechts kräftig geworden, da der kommandierende General des 1. Armeekorps Frhr. v. d. Go tz auf das Rechtsmittel der Re viston ver zichtet hat. 'Die Reichsregierung hat sich auf Antrag des neuen Regenten von Reuß ä. L. bereit erklärt, zum 1. April 1903 in das Fürstentum eine Garnison zu legen. Unter der Regie rung des verstorbenen Fürsten wäre eine der artige Maßnahme ausgeschlossen gewesen, aller dings hätte der Fürst einen derartigen Wunsch auch nie geäußert. — Uebrigens beschäftigt sich die Bevölkerung des Fürstentums zur Zeit mit einer eigenartigen Frage, nämlich der: Wer wird die Regentschaft bezahlen? Der verstorbene Fürst bezog keine Zivilliste. Nur vor 1867 erhielt er eine solche von 36 000 Thalern, wofür jedoch dem Slaate die Nutz nießung des gesummten Kämmereivermögcns bis auf die Erträgnisse der Jagd, der Wiesen rc. zufiel. Als 1867 die Verfassung eingeführt wurde, ward die Nutznießung dieser Güter rc. dem Fürsten zugesprochen, und er verzichtete alsdann sowohl auf die Zivilliste als auch auf jede Beihilfe aus Landesmitteln zur Bestreitung der Apanagen rc. Da nun der 8 17 der reußi» schen Verfassung nur von dem „Landesherrn", der auf sein Gehalt verzichtet, spricht, nicht aber von der nicht vorausgesehenen Regentschaft, so entsteht jetzt die Frage: „Wird der neue Regent ebenfalls umsonst arbeiten? Eingeweihte Kreise erklären, daß der Fürst-Regent, der nicht so reich sei wie der Verstorbene, nicht unentgeltlich regieren werde! Der Landtag dürfte sich daher schon in allernächster Zeit mit einer Ver fassungsänderung zu beschäftigen haben. Oesterreich-Ungar«. * Die durch die A u s g l ei ch 8 fr a g e ge schaffenen Schwierigkeiten zwischenOester- reichund Ungarn dauern im Augenblicke noch an, und die Lage gilt nach wie vor als sehr kritisch. Natürlich ist die Krone entschieden gegen eine etwaige Zolllrennung, und Kaiser Franz Joseph soll sich einem Vertrauens mann gegenüber geäußert haben: „Wenn es zur Zolltrennung käme, so hätte ich ja meine siebzig Jahre umsonst gelebt." Diese von bester Seite verbürgte, ungemein charakteristische Aeußerung des Kaisers wird sicherlich nicht verfehlen, in beiden Reichshälften einen tiefen Eindruck hervorzurufen, und sie wird bei den gegenwärtig statifindenden Ver handlungen zwischen den beiderseitigen Minister präsidenten wohl stark ins Gewicht fallen. Holland. «Die Königin von Holland hat am Freitag wieder RegierungSaktr unter zeichnet. Dänemark. «In Dänemark ist bekanntlich über die Vorlage wegen Verkaufs der westindi schen Inseln zwischen den beiden Kammern keine Uebereinstimmung vorhanden. Nunmehr soll auf verfassungsmäßige u Wege eine Aus gleichung des Zwiespaltes unternommen werden. Die Angelegenheit ist, nachdem das Landsthing seinen von dem Beschlusse des Folkethings ab weichenden Beschluß abermals angenommen hat, einem aus 30 Mitgliedern beider Kammern bestehenden gemeinsamen Ausschüsse überwiesen werden. Admiral Kampfs« -ß. Schweden-Norwege«. *Der Stockholmer Reichstag hat einen Be schluß gefaßt, der den staunenden Ne.d aller Beamten anderer Staaten Hervorrufen wird. Er hat sämtlichen Staatsbeamten mit wenigen a's 8000 Mk. Gehalt wegen der zur Zeit in Schweden herrschenden Teuerung Extrazulagen bewilligt. Portugal. «Bedenklich lauten die Meldungen aus Portugal. Nicht nur in Colm ra, sondern auch inOporto und Lissabon demonstrierten die Studenten in tumMuarifcher Weise gegen das Abkommen der Regierung mit den auswärtigen Gläubigern, und die Truppen weigerten sich vielfach, vorzugehen. Der Madrider .Jnparcial' hat aus Anlaß der scharfen Zensur in Portugal einen Nach richtendienst an der portugiesischen Grenze er richtet. Das Blatt schreibt, daß die Entrüstung wegen der Finanzsrage im Lande groß sei. Rustland. * Der ernste Charakter der Unruhen in Rußland wird durch neue Meldungen be stätigt. In der Nähe von Nischni - Nowgorod haben die Bauern, dem .Daily Expreß' zufolge, drei Regierungsagentcn gehängt. Bei einem Zusammenstoß mit den aufrührerischen Bauern wurden zwei Bataillone Infanterie ge schlagen und es ist mehrfach vorgekommen, daß die Fußtruppen sich weigerten, aus das Volk zu schießen. Dagegen sollen 300 Bauern von Kosaken getötet worden sein. Amerika. *Jn den Ver. Staaten ist der Admiral Sampson am Dienstag gestorben. Sampson war im spanisch-amerikanischen Kriege Führer des Geschwaders, das die Blockade des spanischen Geschwaders vor San Jago de Cuba durchführte und die Flotte Cerveras zerstörte. - Afrika. * Nach amtlicher Londoner Meldung hat die englische Behörde die Gewißheit erlangt, daß Krüger und die Burend elegterten in Europa für den Abschluß des Friedens! nicht notwendig sind und daß trotz der l aus Utrecht und Brüste! fälschlich gemeldeten Erklärungen Steijn und SchalkBurgher im Einverständnis mit den Buren-Kom mandanten für sich das Recht beanspruchen, Frieden abzuschließen. Krüger und Dr. Leyds werden nur über ihre Gutachten befragt werden, ohne daß dies auf Abschluß oder Nichtabschluß des Friedens von Emfluß wäre. Diese Erklärung wirkte in liberalen Kreisen um so günstiger, als Krüger und seine Umgebung bisher immer noch gegen die Ein stellung der Feindseligkeiten gewesen find, während bei den noch kämpfenden Buren ein mächtiges Verlangen zu Gunsten des Friedens herrscht. Afie«. «Dem ,Standard' wird aus Tientsin tele graphiert, die aufrührerische Be wegung in der Provinz Ts chili sei in der Ausdehnung begriffen. Es seien wieder Angriffe auf christliche Kirchen und Missionare gemacht worden. Die Zahl der Aufständischen werde aus 40 000 Mann ge schätzt, die gut bewaffnet seien. Bis jetzt sei es den Truppen des Vizekönigs Juanschikai durch aus mißlungen, die Erhebung niederzuschlagen; die Behörden seien nun bemüht, die Auf ständischen durch Geldgeschenke zur Ruhe zu bringen. Nach einer Pekinger De pesche des.Reuterschen Büreaus' ist dem Bischof Favier die Mitteilung zugegangen, daß an den Unruhen in Tschili 10 000 Bewaffnete mit einigen Geschützen teilnehmen. Vr»«-isch»r Landtag. Das Herrenhaus beendete am Mittwoch mit dem Kulturetat und dem Etat des Ministeriums des Innern die Etatsberatung. Der Etat wurde be willigt. Abgelehnt wurde die Resolution der Kom mission gegen die übermäßige Ausdehnung des Bc- steuerungsrechtS der Aerztekammern. Am Freitag erledigte dar Herrenhaus in seiner letzten Sitzung vor den Pfingstferien zunächst die Novelle zum Handelskammergesetz. Ferner wurde erledigt dgs Gesetz betr. den Schutz landschaftlich hervorragender Gegenden und die Eisenbahnvorlage. Die Petition betr. den Ausbau der S! ecke OelS- Ostrowo wurde der Regierung als Material über wiesen. Das Haus vertagte sich auf unbestimmte Zeit. Im Abgeordnetenhause stand am Mittwoch zu nächst die Interpellation Faltin (Zei tr.) u. Gen. betr. Auflösung einer Versammlung in Rybnik in Oberschlesten aus dem Grunde, weil in der Ver saw mlung polnisch gesprochen wurde, zur Verhand lung. Minister v. Hammerstein erklärte in seiner Beantwortung der Interpellation, daß die Regie rung daS Verfahren der Rybniker Polizeiverwaliüng nicht billige und diese Behörde rektifiziert habe. Die Behauptung freilich, daß jenes Verfahren der Ver fassung widerspreche, träse nicht zu. Ebenso sei das bekannt« Urteil des Oberverwaltungsgerichts nicht für alle Fälle maßgebend. Der Minister wandte sich ferner gegen die großpolnische Agitation in Oberschlesikn. Von den auf der Tagesordnung stehenden Petitionen wurde die Petition betr. Er richtung eines Amtsgerichts in Weißwasser der Negierung zur Berücksichtigung überwiesen. DaS HauS vertagte sich bis nach Pfingsten. Arbeiterschutz im Handrls- gkwerde. In der arbeiterstatistischen Abteilung des Kaiser!. Statistischen Amtes ist die Erhebung über die Arbeitszeit der Gehilfen und Lehr linge im Handelsgewerbe, soweit es sich um Kontore und Betriebe handelt, die nicht mit offenen Verkaufsstellen verbunden find, abgeschlossen und veröffentlicht worden. Die Stichprobenerhebung erstreckt sich auf 13 673 Kontore, in denen 69 686 Personen, 64 560 männliche und 5126 weibliche, als Ge hilfen oder Lehrlinge beschäftigt waren; 19,2 Prozent der Gesamtzahl der männlichen und 1,8 Prozent der Gesamtzal der weiblichen Personen waren Lehrlinge. Bei 1663 Be trieben mit 10459 Personen betrug die Arbeits zeit 8 stunden und weniger, bei 5155 Be trieben mit 30 071 Personen über 8 bis 9 Stunden, bei 4040 Betrieben mit 20 292 Personen über 9 bis 10 Stunden, bei 2085 Beirieben mit 7042 Personen über 10 bis 11 Stunden und bei 730 Betrieben mit 1822 Personen mehr als 11 stunden. Die Arbeits zeit der Lehrlinge ist in einem Teil der?k triebe grundsätzlich länger als die der GehW Von den männlichen Lehrlingen 19,4 und »si den weiblichen 22,0 Pro-ent. Im allgemeine verkürzt sich die Arbeitsdauer mit der GB der Stadt und des Betriebes. Die ungeieB Arbeitszeit (englische Tischzeit- ist zur Zeit M in sehr geringem Umsang (bei 3,2 Prozent G Betriebe) eingeiührt; sie ist im wesentlichen eine Besonderheit norddeutscher Großstädte H betrachten. Die Betriebe mit geteilter Arbeiist zeit fangen in der Regel die Arbeit früher^ und endigen fie später als die Kontore englischer Tischzeit; aber auch die erstes schließen fast durchweg (bis auf 1,5 Prou^ vor oder um 8 Uhr. Bei englischer TWf schließt die Mehrzahl der Kontore (54,7 P H zent) schon vor oder um 5 Uhr abends. Tsi Dauer der Mittagspause schwankt in dfi großen Mehrzahl der Fälle zwischen 1 2 Stunden; 27,9 Prozent der Kontore S- währen noch besondere Pausen außerhalb Mittagspause, und bei 44,0 Prozent der M tore mit englischer Tischzeit fanden noch M stücks- und Mittagspausen von zusamB- V-—1 Stunde statt. Eine Verlängerung Arbeitszeit zu gewissen Zeiten des Jahres u' folgte bei 20,4 Prozent der Kontore. Samstag fanden bei 2,0 Prozent Verlüde rungen und bei 7,9 Prozent Verkürzungen Arbeitszeit statt. Sonntagsarbeit kam > 33,0 Prozent der Kontore vor, die in Mehrzahl (70 Prozent) nicht über 2 Stunde hinaus ging. In 33,8 Prozent der Kontos wurde regelmäßig, in 6,1 Prozent aus Wunt» Urlaub gegeben. In Großstädten und GB betrieben wird häufiger Urlaub gewährt als Kleinbetrieben und kleinen Slädten. In da Kontoren des Geld- und Kredithandels samt' sich relativ die günstigsten Verhältnisse. Von Uah und Fern. Reparaturbedürftig. Die Pekinger nomischen Instrumente find der Bildgießerei Martin u. Piltzing-Berlin zur WiederherstelB anvertraut worden. Die Arbeit ist schwer A mühsam, da die einzelnen Werke in 20 30 Stücke zerteilt find; vieles war zerbrach^ und verbogen, und man scheint beim eincmdernehmen nur primitive Werkzeuge bem zu haben. Einige Teile müssen ganz eM werden, andere Stücke bedürfen der Patinierung. Glücklicherweise find an Ort Stelle große Ausnahmen gemacht worden, -"i nun bei der Zusammensetzung als bestes Mf mittel dienen. Das Hauptinstrument, B mächtiger Himmelsglobus, dessen Alter Jahrhunderten zählt, ist schon vollendet M wird bis Mitte dieses Monats vor Orangeriegebäude des Parkes von SanSso^ aufgestellt werden. Das größte Segelschiff der Welt, für die Reederei Laeisz in Hamburg erbau'- 8000 Registertonnen große Fünfmaster-Vollst, „Preußen", lief Mittwoch mittag auf Tecklenborg Werft in Geestemünde vom Stapel. Kommerzienrat Sanden hat sein Vermögen der Staatsanwaltschaft zur VmüM gestellt und beschworen, nichts weiter zu befi^ Sanden ist daher außer stände, einen leidiger zu bezahlen. Eine ungewöhnliche Erbschaft ist 0'!, Anzahl Personen zugefallen, die eine M wohl am wenigsten vermutet haben wem' Der in Berlin ansässig gewesene, am 17. MrA' verstorbene Rechtsanwalt und Notar GE Adolf Tettenborn hat in seinem am 8. A pw „ vor dem Amtsgericht Berlin eröffneten Tm ment alle seine Schuldner in Höhe ihrer SchU summe als Vermächtnisnehmer bedacht. ». gewiß glücklichen Erben bezw. überrE. Schuldnern w.rd dies in einer Bekanntrnaiy "' des Amtsgerichts kundgegeben. Aus Hunger. Vor einigen Tagen st, in die Theunertsche Gastwirtschaft m Btt' ein etwas reduzierter Mann und bestellte r Speise und Trank. Nachdem er alles verze^ erklärte er dem Wirt, daß er außer stände die Zeche zu bezahlen. Beide begaben siw'st i nach der nächsten Polizeiwache, wo Standesgemäß. 10) Roman von Karl v. Leiftner. KorNetzung.) „Ohne mein eigenes Zuthun,'fuhr dieBaronin fort, „nur durch ein Spiel des Zufalls, erhielt ich Kenntnis von der Anschaffung dieses sogenannten Brautgeschenkes. Juwelier Berger, bei dem du eine Brillant-Agraffe bestellt hatten, wollte dir dieselbe zustellcn lassen. Aus Versehen trug fie aber sein Laufbursche zu mir, bei der er schon öfters Au träge auszurichten hatte, während er von deiner Existenz nichts wußte. Die Ver wechslung der Adressen klärte sich selbstverständ lich sofort auf, und das weitere konnte ich mir leicht zusammenreimen. Du stehst also, daß du mich mit Unrecht beschuldigt hast.' „Das thut mir sehr leid, aber ich konnte diesen Zusammenhang nicht ahnen,' entgegnete Oswald. „Eigentlich ist dies Nebensache,' nahm die Baronesse wieder das Wort. „Die Hauptsache ist dagegen, daß ich zu meinem unendlichen Schmerze ersehen muß, wie du dich des flecken losen Namens deines adeligen Geschlechtes un- würoig zeigst. — Schweige! — An meinem Entschlusse änderst du nichts mehr l Nie werde ich mein Vermögen der Gefahr aussetzen, in Zukunft durch den Luxus und die Liebhabereien einer sich in unsere Familie drängenden Komö diantin verpraßt zu sehen! Daher verbiete ich dir strengstens, es zu dieser Verlobung kommen zu lassen. Thust du es dennoch, so bürdest du dir die Folgen freiwillig aus; denn ich werde dich dann enterben. Und dabei bleibt es — Punktum! B^sta!' Das alte Fräulein harte sich so heftig er zürnt, daß es vor Aerger zitterte. Auch Oswald war von seinem Sitze aufgesprungen und durchmaß mit raschen Schritten das Gemach. Der Bruch mit seiner stets geliebten und geachteten Anverwandten und der unvermeid liche Verlust ihres einstigen Nachlasses, welcher immerhin bei den ZukunftspILnen nicht ganz außer Ansatz geblieben war, riesen im gegen wärtigen Augenblick schwere Bedenken in der Seele des jungen Mannes wach. „Verbieten, Tante?!' rief er, indem er plötzlich dicht vor der Baronesse stehen blieb. „Verbieten? Nachdem du keinen Anstand nimmst, von diesem AuSdrucke einem achtund zwanzigjährigen Manne gegenüber Gebrauch zu machen, bin ich zu der Gegenerklärung ge zwungen, daß ich mich nicht wie ein Knabe behandeln lasse und daß ich dieses Verbot nicht beachte. Verfüge über dein Vermögen nach deinem Gutdünken. Ich meinerseits leiste unter solchen Umständen darauf Verzicht!' „Oswald! Oswald! Bedenke was du sagst und thust!' Die alte Dame ergriff bei diesen Worten die Hand ihres Neffen und versuchte, ihn zurückzuhalten. Er überließ ihr dieselbe für einen Moment, machte sich aber daun auf sanfte Weise wieder frei. „Tante, es bleibt dabei! Auch ich sage dies mal Punktum! Basta! Im übrigen aber kann ich nicht scheiden, ohne dir nochmals für alles herzlich zu danken, waS du mir zuliebe gethan hast. Der Himmel möge eS dir vergelten! Lebe wohl!' „Oswald! Junge!' rief Agnes von Fron hofen unter Thränen. Aber ihre fast flehende Mahnung verhallte, denn jener ließ sich nicht mehr zurückhalten und schon trennte ihn die hinter ihm ins Schloß sallende Thüre des Gemaches von der, welche die Arme nach ihm ausstreckte. Während sich im Hause der Baronesse die geschilderte Szene aksvielte, deren Ausgang Oswald schwer bedrück e, befand sich auch Cora in peinlicher Aufregung. Nach der gestrigen Opernvorstellung hatte ihr das Publikum Ovationen dargebracht, welche alle bisherigen Triumphe in Schatten stellten und der Landes herr selbst beauftragte den Intendanten, der Gefeierten die allerhöchste Ankennung auSzu- sprechen. Letzterer war dem Befehle heute nachge kommen, indem er der Sängerin seine persön liche Aufwartung machte, und diese Veranlassung benützte, um sie unter den günstigsten Be dingungen zur Annahme eines festen Engage ments aufzufordern. Noch zauderte Cora, auf die Offerte ein zugehen, denn ihre jetzige Lage war allzu kritisch, als daß fie jetzt eine definitive Verfügung über ihre Zukunft hätte treffen können. Sie über zeugte sich jedoch von der Notwendigkeit, in be zug auf ihre Herzensangelegenheiten zu einer Entscheidung zu gelangen. Es war ihr deshalb erwünscht, daß kurz nach dem Besuche deS Bühnenvorstandes B-ktor v«l Dillheiw augemeldet wurde, denn fie hoffte, die Mitteilung der ihr als Künstlerin be" , stehenden Alternative werde ihn endlich .^ offenen Darlegung seiner Absichten veranlaß, Hätte er sich in dieser Stunde um ihre rU beworben, so würde fie ihm schwerlich abschlägigen Bescheid erteilt haben. Sie es sich ja nicht verhehlen, daß der Zug '' Herzens ihn am meisten begünstigte. Allein die gehegten Erwartungen »Mu sich nicht, denn so sehr Viktor von Schönheit hingerissen war, ließen sich seine denken in bezug auf die Existenzfrage noch nicht überwinden. Die eigenen M z, über die er verfügte, waren lange nicht,» reichend, um einer an solche Ansprüche gew"» Gattin zu genügen. , Unter Verzichtleiftung aus seine uulimru, Laufbahn als der Gatte einer Sängerin deren Einkünften zu leben, betrachtete er gegen als einen nicht zu verachtenden Nowe^, zu dem er sich entschließen wollte, sobald Z,, Geldverlegenheiten unüberwindlich würden letzterer Beziehung war auch seine Lage jetzt eine etwas kritische, und so wollte er vorderhand noch etwas abwartend necoa^ Die enttäuschte Sängerin entließ den O weit ungnädiger als sonst, und ihr bewußtsein empörte sich bei dem Gedanke», ,, Dillheims Bewerbungen vielleicht die um» Absicht zu Grunde liegen könnte, mit ihr ' nur zeitweiliges intimes Verl ältnis zu el Zum ersten Male in ihrem Leben Hai" Kl einem Manne nahe geleg«, sich ihrer N s, zu versichern, und sie konnte eL Viktor > rasch verzeihen, daß er dies vccabsäutw v
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