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^ud dann stieß er aus eine größere Anzahl Petralenn>- lager. EiNiUi wloment blieb er hier stehen, dann ging er zurück ! deii Tuchballen, die mit festen. Stricken verschnürt rckaren. KM Nu hatte. Tani .Krüger sein Messer gezogen. Ruhig, als handelte es sich nm die einfachste und selbstverständlichste L-ache der Welt, begann er, die Stricke zu zerschneiden. Und bald lacken die Stricke am Baden. Dann ein kräftiger Schnitt durch die Emballage, und die Wollwaren fielen aus der Um hüllung heraus. In der Linken hielt Tam Krüger den Wachsstack hach, mit der Rechten aber streute er die Waren in kleinen lockeren Häufchen von den Ballen bis zu den Petroleumfässern entlang. Und dann begann dort die Arbeit. Mit unendlicher Mühe und Anstrengung gelang es Tom Krüger, ans dem oberen Teckel des einen Petrolenmfasses eilt Loch von der Größe eines Markstückes herauszuschneiden. lind an diesem Faß endete die eigentümliche Zündschnur aus Wollwaren. Bisher war der Kapitän mit dem Wachslicht in seiner Linken sehr vorsichtig zu Werke gegangen. Nun kehrte er wie der zu dem jetzt halbleereu' Ballen zurück. Einen Moment stand er still und kerzengerade. Und hätte jemand plötzlich den Raum betreten, er hätte geglaubt, ein Ge spenst zu sehen, so kreidebleich war das Gesicht Tom Krügers. Und einen Moment drohte auch sein Herzschlag auszusetzen. Krampfhaft preßte er seine Rechte über die linke Brust. Ec war doch nicht so einfach, sein eigenes Schiff in Brand zu setzen. lind dann gab er sich einen Ruck. Seine Zähne bissen krampfhaft in die Unterlippe; er^nerkte die Blutstropfen nickst, die über sein Kinn herabliefeu. Er handelte halb im Traum, halb im Krampf. Jetzt lag er auf seinen Knieen; jetzt berührte er mit dein brennenden Wachslicht das^ erste Häufchen gelockerter Wollen- lvaren. Es wollte nicht gleich brennen. Glimmte nur. Noch einmal und noch einmal mußte er es versuchen. Und schließlich kräftig hineinblasen. Dann aber, ganz Plötzlich, schlug eine Helle Flamme empor. Erschreckt sprang er zurück auf seine Füße und fuhr sicb mit der rechten Hand nach denn Kopf. Er schien aus feinem Traum zu erwachen. Aber mit diesen, Erwachen aus dem Traum, mit dieser Rückkehr zur Wirklich keit erwachte auch wieder die alte Willenskraft, wurde Tom Krüger wieder der alte tatkräftige und entschlossene Seemann Er lachte leise, kurz und hart auf. „Fast hätte ich mich wie eine Memme benommen. Fast glaube ich, ich hätte beinahe gekniffen." Jetzt bemerkte er auch die feinen Blutstropfen, die noch immer über sein Kinn liefen. „Donnerwetter!" Und er schüttelte sich. Und damit batte er anch tatsächlich alle Beklemmung von sich geschüttelt. Aufmerksam beobachtete er die Flamme, die nur schwach glimmte. Dafür entwickelte sich der Rauch desto stärker. Und damit hatte Torn .Krüger gerechnet Alles im schönsten Gange! „Nun aber raus!" murmelte er und preßte schnell die Hand vor den Mund nm einen Husten anfall zu unterdrücken. Die Rauchentwicklung wurde schor, so stark, daß er kaum noch atmen konnte. Mit einem Satz war er zur Treppe zurück. Weitere zwei Tatze brachten ibn än die Tür zum Scblafranm der Mann schaft. Hier gab es kein Zaudern. Obwohl gerade hier für ihn die größte Gefahr lag, mußte er schnell bandeln ; alles riskieren; alles aufs Spiel setzen. Mit einem wuchtigen Stoß hatte er die Tür geöffnet, war durch. I» der nächsten Sekunde war die Tür wieder ge schlossen. Eine Sekunde lehnte er jenseits der Tür. Er wär ganz schöpft. Und dabei horchte er gespannt. Nichts regte sich. Matrosen schnarchten noch immer. einmal drückte er die Tür fest ins Schloß. Diese Tür , lehr dicht. Auch dafür hatte Tom Krüger bei der Re 'w des Schiffes gesorgt. So schnell würde dort kein Rauch unten durchdringen, daS-wußte er. K»d nun nach oben. wm's geschehen. Bald hielt er sich wieder unter der n>,i„»^'edrücke und hörte über sich die Schritte des Steuer I und rechts und links die der beiden Matrosen. Und dann, im gegebenen Moment, glitt er sörmlich seiner eigenen Treppe zn. Und eine Minute später lag er ichwer atmend auf dem Bett in seiner dunklen Kckjüte. Lag, lauschte. lind in seiner erhitzten Phantasie glaubte er das Prasseln des Feuers hören zu können. Und mußte doch still liegen, ganz still liegen, um sich nicht zu verraten. Ja, es fiel ihm sogar ein, daß er sich auskleiden müßte. Und so groß war die Willenskraft dieses Mannes, eine Sache, die er unternommen — sei-sie gut oder schlecht — bis >um Ende erfolgreich durchzuführeu, daß er tatsächlich seine Kleider in der gleichen Ordnung ablegte, wie er es sonst zu tun pflegte. Und dabei sielen ihm natürlich die Filzschuhe in die Hände. Rasch öffnete er das kleine runde Kajütfenster und warf sie ins Meer hinaus. Dann legte er sich auf seinen Rücken und lauschte, lauschte. Und nur einmal bewegten sich seine Lippen. Das war, als er lautlos sagte: „Du bist schwer zu erringen, Minchen. aber ich werde Dich erringen, um jeden Preis!" - Tie Schlafkojen der Matrosen lagen dicht nebeneinander, nur durch niedrige, dünne Wände getrennt. Der alte Matrose war den ganzen Tag über von seinen jüngeren Kameraden-wegen seiner Prophezeiung eines bevor- stehellc^n Unglücks geulkt worden. Und als er jetzt plötzlich, so mitten in der Nacht, den neben ihm liegenden Mann bei der Schulter faßte und rüttelte, da rief dieser unwirsch: „Laß mich in Ruhe! Du träumst wohl schon von Deinem Unglück?" Doch schon saß der Alte aufrecht in seinem Bette. Nichts träume ich," rief er ängstlich, den anderen weiter rüttelnd. .Wach doch auf! Riechst Du nichts?!" Das wirkte. Kein fürchterlicheres Wort auf einem Schiff aus hoher See, als wenn ein Seemann den andern fragt: „Riechst Du nichts?" Tenn für den Seemann gibt's nur einen Geruch, den er fürchtet, den Brandgeruch. Und nun richtete sich auch der zweite Mann in seinem Bett aus und zog den eigentümlichen sengrigen Geruch ein. „Jungens! Jungens!" Die beiden Leute liefen von Bett zu Bett und rüttelten die Schläfer wach. Es war das Werk weniger Sekunden. Doch kein Feuer ruf ließ sich vernehmen. Alle waren einig, daß es irgendwo brenne; aber die gewohnte Disziplin verbot ihnen, Lärm zu schlagen. Uebrigelrs hätte es auch wenig genutzt. Dagegen stürmten sie alle ManU an Deck. Und dann eilte einer die Kommandobrücke hinauf und machte dem Steuermann seine Meldung. Eine Sekunde später durchtobte der Feueralarm das schiff. Ter diensthabende Maschinist hörte es und wurde bleich. Er ließ die Maschinen stoppen nnd kommandierte alle Mann an Deck. Lchrecken erfaßte die gefaulte Bemannung. Denn nichts- ist geeigneter, jähen Schrecken in die tapfersten Herzen zu jagen, als ein Feueralarm auf hoher See. Und nun waren sie alle auf dem Deck versammelt; in ihrer Mitte der Kapitän. „Wer hat die Meldung erstattet?" wollte dieser wissen. Ter alte Matrose trat vor. „Bei uns im KojiS riecht cs nach Feuer," meldete er. Und alle Manu, die unten geschlafen, bekräftigten die Mei dling. „Jawohl, Herr Kapitän, das tut's." Ter Kapitän wandte sich an den Steuermann. „Lie bleiben oben. Ein Mann im Ausguck. Alle andern Leute mir nach. „Und," fügte er noch rasch hinzu, „Sie," auf den Boots mann deutend, „machen schnell eine Runde durch das ganze Schiff und sehen nach, ob sich noch irgend jemand unten be findet. Ich mache Sie dafür verantwortlich." lind sich an die übrigen wendend: „Mir nach, Leute!" Sie eilten herunter in den Mannichaftsranm. Kein Zweifel. Es roch nicht nur brenzlich, wie der Ma trose sich ausgedrückt hatte, sondern eine feine Rauchwolke schwebte bereits über den ganzen Fußboden. Mit einem Sprung war der Kapitän an der Tür, die zum Laderaum führte. „Alle Manu mir nach!" rief er und stieß die Tür auf. In der nächsten Sekunde prallten alle zurück. (üoelseyung folgt.)