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Allgemeiner Anzeiger : 14.01.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191401141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19140114
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19140114
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-14
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 14.01.1914
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Der Straßburger pro^eK. ZErägc des Staatsanwalts. Vertagung der Urteils-Verkündigung. Nachdem die Zaberner Gendarmen noch einmal über die Vorgänge vom 28. November vernommen worden waren und einstimmig bekundet hatten, daß Kreisdirektor Mahl nicht versucht hat, ihr Zeugnis irgendwie zu beein flussen, wandte sich die Beweisaufnahme den letzten Zeugen Zu. Zu dielen gehört der Maior Uhde, welcher bekundet, er habe den Eindruck gehabt, daß die Polizei voll kommen untätig war. Er erklärt, daß der Gendarmeriewachtmeister Schmidt ihm am 10. November erzählt habe, die Gendarmerie habe Anweisung erhalten, nicht so scharf vor zugehen. Schmidt erklärt dazu, daß diese Äußerung erst viel später gefallen sei, nachdem in Zabern wieder alles ruhig geworden war. Im übrigen tritt immer wieder der Gegensatz zwischen den militärischen und den Zivilzeugen zutage, sodaß es außerordentlich schwer ist, ein klares Bild der Vorgänge zu gewinnen. Anträge des Staatsanwalts. Nach einem eingehenden Plädoyer kommt der Anklagevertreter zu dem Schluß, daß Ober'! v. Reutter sich nicht unbefugt die Poli- zeigewalt angemaßt hat, daß er aber der Frei heitsberaubung schuldig ist, weil er es unter ließ, die Verhafteten unverzüglich den Zivil behörden auszuliefern. Deshalb beantragt der Staatsanwalt 7 Tage Gefängnis. Gegen Leutnant Schad hält der Anklagever treter die Anklage wegen Hausfriedensbruchs nicht aufrecht, weil er in Ausübung eines Befehls handelte. Er beantragt aber 3 Tage Gefängnis wegen Mißhandlung. — Oberst v. Reutter erklärt in seinem Schlußwort, er habe auch heute noch die Über zeugung, als Mensch und Soldat richtig ge handelt zu haben, um schlimmeres zu ver hüten. Da eine Anzahl schwieriger Rechts fragen zu prüfen sind, wurde die Urteilsver kündung auf 48 Stunden vertagt. * * Svmvathie-Schreiben an Oberst Reutter znrnckbehalten. Eine neue, tiefbedauerliche Mitteilung liegt über Zabern vor. Die Mitteilung des Obersten v. Reutter vor dem Kriegsgericht, daß ihm die Post zwar Hunderte von offenen Schmähkarten pünktlich bestellt, dagegen Zu schriften, die Zustimmungen enthiel ten, zurückbehalten habe, hat Anlaß zu einer eingebenden Untersuchung gegeben. Diese ist noch nicht abgeschlossen, aber es heißt, daß nach dem, was bisher schon mitgeteilt ist, tat sächlich mit der Möglichkeit gerechnet werden muß, daß die in Zabern herrschende Stim mung zu Pflichtverletzungen geführt hat, die im deutschen Postdienst für unerhört gelten. Tas Kronprinzen - Telegramm an Oberst v. Reutter. Jin Zusammenhang mit der Untersuchung der Postbehörde wegen der Briefe an Oberst v. Reutter ist auch die Frage aufgetaucht, ob die Tatsache eines Telegramms des Kron prinzen an den Ober st v. Reutter vielleicht ebenfalls durch die Pflichtverletzung eines Beamten bekannt geworden ist. Dieses Telegramm muß übrigens am 29. oder 30. No vember, also unmittelbar nach den Haupt ereignissen in Zabern und vor den Verhand lungen im Reichstag abgesandt worden sein. Sein Wortlaut sei, wie es scheint, auch den amtlichen Stellen nicht bekannt. Für richtig gilt aber, daß es eine Zustimmung oder den Beifall dazu aussprach, daß Oberst v. Reutter das Ansehen der Armee und des Militärs gewahrt habe. Militärische Srlmtzmasmahmen in Str ast bürg. In der Zweiten Kammer des Landtages für Elsaß-Lathringen richtete am letzten Ver- handlungstage^im Reutterprozeß der Abgeord nete Böhle (Sozialdemokrat) folgende kürze Anfrage an die Regierung: „Ist es der Regie rung bekapnt, daß'die Mbitärbehörüe in der vorletzten Nacht eine Schwadron Husaren gegen die Bevölkerung in der Kaserne bereit- gehalten hat? Ist diese Bereitstellung von Militär im Einvernehmen mit der Behörde erfolgt?" Unterstaatssekretär Mandl er widerte : „Es ist nach den Belästigungen, die einige Offiziere in der Stadt aus zuhalten hatten, in der Tat eine Schwa dron Husaren bereitgestellt worden, die sich während des militärgerichtlichen Ver fahrens zur Verfügung zu halten hatte. Diese Bereitstellung erfolgte im Einver nehmen zwischen Militär und Zivilbehörde. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung sollte die Schwadron auf Ver langen der Zivilbehörde in Tätigkeit treten. Die Aufrechterhaltung der Ordnung ist die Pflicht der Regierung, und die Ord nung muß besonders in der Landeshaupt stadt aufrechterhalten werden. Wir hoffen aber von dem gesunden Sinn der Straßburger Bevölkerung, daß sie eine besonnene Haltung bewahren wird und daß eine Requisition des Militärs nicht notwendig werden wird." Schreckenstat eines Baumeisters. Eine erschütternde Familientragödie hat sich in dem ostpreustischen Städtchen Soldau ab gespielt. Die Einzelheiten werden wie folgt geschildert: Die Familie Les Baumeisters Alfred Bratz in Soldau wurde früh in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Die Familie bestand aus dem Ehepaar, fünf Kindern im Alter von 4 bis 18 Jahren und der Schwester des Baumeisters. Den fünf Kindern waren die Kehlen durchschnitten, ebenso der Schwester des Baumeisters. Die Leichen des Ehepaares wiesen Schußwunden an Stirn und Schläfen auf. Die Leiche des ältesten Sohnes zeigt außer der Schnitt wunde noch eine Stich- und Schußverletzung. Dem jüngsten Sohn Horst war der Kopf voll ständig vom Rumpf getrennt. Auch der Hund, an dem die Familienmit glieder sehr hingen, lag mit durchschnittener Gurgel in der Wohnung. Der Baumeister und seine Frau wurden. in Trauerkleidern eng aneinander gelehnt, tot auf dem Sofa ge funden. Die Kinderleichen lagen in den Betten. An dem Eingang zur Wohnung war ein Zettel mit der Aufschrift „Vorsicht! Gas!" angeheftet. In der Tat waren sämtliche Gas hähne der Beleuchtungsanlage geöffnet. Freiwillig ans dem Leben geschieden. Aus hinterlassenen Papieren geht hervor, daß der Baumeister im Einverständnis mit seiner Frau und seiner aus Danzig stammenden Schwester Margarete, die erst kurz vor der Bluttat angekommen war, gehandelt hat. Ferner steht fest, daß die drei zunächst daran gedacht haben, sich durch Gas zu vergiften. Da diese Todesart offenbar nicht schnell genug zum Ziele führte, muß der BaumeOer seine fünf Kinder mit dem Taschenmesser abge schlachtet haben. Der Grund der Tat ist schlechte Vermögenslage und ein drohendes Strafverfahren. In den hinterlassenen Briefen gibt Bratz eine Ausstellung seiner Schulden und teilt mit, daß er seine Lieblinge nicht allein zurücklassen wollte. Bratz war 50 Jahre alt und hatte seit drei Jahren ein Baugeschäft übernommen, in dem er früher selbst als Architekt tätig war. Über dieses Geschäft war der Konkurs verhängt. Bratz sollte wegen verschiedener Geschäfte aus den Büchern Rechenschaft ablegen, was er jedoch verweigerte. Durch seine bevorstehende Verhastung sollte er hierzu gezwungen werden. Dies mag wohl neben den zerrütteten Ver mögensverhältnissen der Hauptgrund zu der grausigen Tat gewesen sein. ^on uns f^ern. Nmbettnng in der bayrischen Königs- grnft. In der St.-Michael-Kirche in München halte sich ergeben, daß in der Königsgrust der Sarg des im Jahre 1651 verstorbenen Kur fürsten Maximilian I. von Bayern schadhaft geworden war. In Gegenwart des Minister präsidenten Grafen v. Hertling und des Oder- Hofmeisters Grafen v. Seinsheim hat nun die Einbettung der sterblichen Überreste des ersten bayrinhen Kurfürsten in einen neuen Sarko phag stattgefunden. Eröffnung des preutz. Landtags. Die Thronrede. Dis vom Ministerpräsidenten Dr. v. Beth mann Hollweg im Weißen Saale des König lichen Schlaffes verlesene Thronrede zur Eröff nung des Landtags der preußischen Monarchie lautet wie folgt: Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern des Landtags! Von Seiner Majestät dem Kaiser und König zu neuer Tagung entboten, treten die beiden Häuser des Landtags zusammen, um gemeinsam mit der Staatsregierung für das Wohl des Landes zu arbeiten. Die Staatsfinanzen befinden sich auf dem Wege völliger Gesundung. Das Etatsjabr 1912 hat einen Überschuß von 29 Mill. Mk. ergeben, dem noch eine Rücklage von 173 Mill. Mk. für den Ausgleichfonds der Eisen bahnverwaltung hinzutritt. Der Staatshaus halt für das laufende Jahr, in dessen Voran schlag zum erstenmal wieder Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht stauben, läßt gleichfalls befriedigende Ergebnisse erwarten. Dem Vorgehen des Reiches entsprechend, konnten etatsmäßige Mittel für die Auf besserung der Besoldung einzelner Beamten gruppen bereitgestellt werden. Es wird Ihnen deshalb ein Gesetzentwurf zugehen, der für den geringer besoldeten Teil der Unterbe amten sowie iür die Assistenten und die mit dieser Besoldungsklasse zusammenhängenden Beamtengruppen Gehaltserhöhungen vorsieht. Für die Erweiterung und bessere Aus rüstung des Staatseisenbahnnetzes sowie für die Unterstützung von Kleinbahnen wird Ihnen auch diesmal wieder eins umfangreiche Vor lage unterbreitet werden. Die wirtschaftliche Entwickelung und die sie begleitenden Verschiebungen in der Bevölke rung haben vielfach zu unbefriedigenden Zu ständen in den Wohn- und Unterkunftsverhält- nissen der minderbemittelten Schichten geführt. Durch den Ihnen zugehenden Entwurf eines Wohnungsgesetzes sollen die gesetzlichen Grund lagen für eine nachhaltige Verbesserung dieser Zustände geschaffen werden. Die Jugendpflege hat sich auch in diesem Jahre erfreulich entwickelt. Zu ihrer weiteren Förderung sind die im Kultusetat eingestellten Mittel nicht unerheblich erhöht worden. Auf dem Gebiete der Verwaltungsreform sind die Arbeiten so weit fortgeschritten, daß die bedeutsamste der beabsichtigten Vorlagen, der Entwurf einer umfassenden Novelle zum Landesverwaltungsgesetz Ihnen nunmehr zur Beschlußfasiung vorgelegt werden kann. Dieses Reform dienen zum Teil auch die Vorschläge, die für dis Verbesserung des Abgabenwssens der Gemeinden und der wei teren Kommunalverbände in Aussicht genommen sind. Daneben soll die gesetzliche Ordnung Les Kommunalabgabenwesens in zahlreichen Einzelheiten nach den Bedürfnissen des prak tischen Lebens und den Hinweisen der Recht sprechung forlgebildet oder der veränderten Rechtslage entsprechend ergänzt werden. Eine Neuordnung des Rechtes der Fa milienfideikommisse ist geboten, um an Stelle des bestehenden unübersichtlichen Rechtszu standes ein einheitliches, der Entwicklung des Wirtschaftslebens entsprechendes Recht zu setzen. Ein zu diesem Zweck aufgestellter um fassender Gesetzentwurf, der sich auch auf Familienstiftungen erstreckt, wird Ihrer Be schlußfassung alsbald unterbreitet werden. Schließlich wird Sie der Entwurf eines Grundteilungsgesetzes beschäftigen, das dazu bestimmt ist, der unwirtschaftlichen Zerschlagung ländlicher Grundstücke entgegenzutreten, auf der anderen Seite aber die Teilung solcher Grundstücke zur Förderung der inneren Kolo nisation zu erleichtern. Es sind hiernach gesetzgeberische Maß nahmen von großer Tragweite für das Wirtschaftsleben und den kulturellen Fort schritt unseres Volkes, die neben der zeit gemäßen Reform unserer Verwaltungseinrich tungen den Gegenstand Ihrer Beratungen bilden werden. Dank den gemeinsamen Bemühungen der Großmächte ist der Welt friede, dessen Störung auch unserer nationalen Wohlfahrt die schwersten Wunden schlagen würde, erhalten und gesichert worden. Auf Lieser Grundlage wird auch Ihre Arbeit, meine Der Kurier cies Kaisers. 24 j Roman von C. Crome-Schwiening. fzorNctznng.) „Stefan Antonowitsch!" hörte er da Ssonja in französischer Sprache murmeln. „Ich er sticke in dieser Luft und dieser Umgebung! Ich fühle das Fieber aufs neue meinen Körper durchrasen. Um Gotteswillen, lassen Sie mich auf der nächsten Station den Zug verlassen!" „Dieser Zug hält nicht auf den kleinen Stationen!" erwiderte Stefan Antonowitsch in tiefer Bekümmernis. Twer ist die einzige Station vor Moskau, auf der wir noch halten und cs wird noch eine ganze Stunde vergehen, bevor wir dort ankommen!" Ein tiefer schmerzlicher Seufzer Ssonjas war die Antwort. Sie sah ein, daß sie ihrem Körper zu viel zugernutet hatte. Sie war matt zum Sterben. „Twer!" Stefan Antonowitsch ward von Angst und Unruhe verzehrt, als er hier Ssonja aus dem Wagen half. Sie war nun wirklich eine schwer Leidende. Er mußte sie mehr tragen als führen und das Aufsehen, das das Paar dadurch erregte, verstärkt noch durch die Tracht Ssonjas, ließ ihn für ihre Sicherheit allmählich das Ärgste befürchten. Er hatte sie in den Wartesaal gebracht, wo sie auf einem der harten Diwans zurückgelehnt mit geschlossenen Äugen ruhte. Er beugte sich zu ihr nieder: „Hören Sie mich?" Nur das Zucken ihrer Augenlider gab ihm Antwort. .Sie müssen jetzt den Rest Ihrer Kräfte zu- Kerren, eine nutzbringende sein und dem Vater lande — darauf können wir vertrauen — zum Segen gereichen." Politische Kunäfcbau. Deutschland. *Aus Anlaß des Regierungsjubi läums Kaiser Wilhelms sind nach einer halbamtlichen Mitteilung in 525 Straf fällen wegen Zuwiderhandlungen gegen die Zollgesetze und die sonstigen Vorschriften über indirekte Reichs- und Landes abgaben 612 Personen begnadigt worden. Insgesamt sind rund 38 286 Mk. Geldstrafe und 7211 Mk. Wertersatz, sowie 9 Monate 25 Tage Gefängnis erlassen. * Der braunschweigische Staats- minister v. H artw i eg ist in der Nacht zum Freitag gestorben. * Der Bundesrat hat einer Vorlage betr. die Ausprägung von Denkmünzen aus Anlaß der silbernen Hochzeit des Herzogspaares von Anhalt zuge stimmt. * Es ist, im Gegensatz zu anders lautenden Meldungen, noch nicht zu überleben, ob eine Erhöhung der Rechtsanmaltsge- bühren sich als notwendig erweisen wird. Die Anwaliskammern haben die Beantwor tung der betreffenden Fragebogen abgelehnt. Daraufhin mußte amtlicherseits eine Erhebung vorgenommen worden. Diese wandte sich an die Präsidenten der Oberlandesgerichte und bestand in deren amtlichen Gutachten. Vor aussichtlich wird jetzt die Reichsregierung in nächster Zeit selbst darangehen, sich die näheren Unterlagen über die Frage der Er höhung der Amtsgebühren zu verschaffen. Erst wenn diese vorliegen, kann an eine Ab änderung der Gebührenordnung gedacht werden. * Im preußischen Herren Hause ist ein Antrag eingegangen, wonach die Regie rung ersucht werden soll, im Reiche dahin zu wirken, daß der Stellung Preußens, auf die es seiner Geschichte und seinem Schwer gewicht nach Anspruch hat, nicht dadurch Abbruch geschieht, daß eine Verschiebung der staatsrechtlichen Verhältnisse zugunsten der Einzelstaaten Platz greift. "Bei der Reichstagsersatzwahl in Le ob schütz (Oppeln 9), die durch das Ab leben Les am 4. Oktober 1913 verstorbenen Abgeordneten Florian Klose notwendig ge worden war, wurde bei der Ersatzwahl der katholische Konsistorialrat Parier Joseph Nathan aus Branitz mit großer Mehrheit gewählt. — Es erhielten Nathan 7591, sein nationaler Gegenkandidat Landrat Dr. Jßmer (Leobschütz) 180 Stimmen. Dies Ergebnis ließ sich voraussehen, da der Wahlkreis Leobschütz vom Jahre 1874 an in ununterbrochenem Be sitz des Zentrums und von 1887 bis 1913 be ständig von Klose im Reichstag vertreten war. Bei Ler letzten Wahl im Jahre 1912 harte Klose von 10 094 gültig abgegebenen Stimmen 8663 auf sich vereinigt, während sein sozial demokratischer Mitbewerber 899 und die übrigen Kandidaten der nationalen Parteien den Rest der Stimmen erhielten. Italien. "Die Regierung hat beschlossen, alle im Tripoliskrieg besetzten türkischen Inseln vorbehaltlos zurückzugeben. Sie wird wahrscheinlich nicht einmal eine Kohlenstation bcan'pruchcn und sich mit wirt schaftlichen Zugeständnissen begnügen. Amcrita. »Generalstabschef General Wood hat unter ausdrücklicher Betonung, daß seine An sicht nicht durch die Lage in Mexiko beeinflußt sei, dem MilitSrkomitee des Repräsen tantenhauses der Ver. Staaten geraten, sechs Mi lionen Dollar für Feldartillerie und Munition zwischen der regulären Armee und den Milizen zu teilen. Er erklärte, wenn man die Truppen in ihrem gegenwärtigen Zu stande ohne .Kanonen und Munition ins Feld schickte, so würde dies ihre vollständige Niederlage bedeuten. Er fügte hinzu, das Kriegsamt halte im Falle eines Krieges mit einer Macht ersten Ranges eine Armee von 500 000 Mann für nötig, um Aussicht aus Erfolg zu haben. sammennehmen! Wir müssen hier fort, wo wir eine Quelle fortgesetzter Neugier sind. Und Sie müssen aus diesem Gewands heraus, so schnell wie möglich. Zum Glück kenne ich diese Stadt, ich habe hier das Gymnasium besucht und bin während meiner Studienzeit in Moskau oft herübergelommen. Gott gebe, daß die einfache Frau, bei der ich wohnte und die mir wie meine verstorbene Mutter zugetan war, noch lebt. Dann sind wir ge borgen. Sie wird uns Obdach geben und Ihnen andere Kleider schaffen. Nur jetzt stark sein, Ssonja!" Und sie war es auch. Halb von Stefan Antonowitsch getragen, erreichten sie einen der Schlitten vor Lem Bahnhofe. „Fahr' zu!" rief der Mediziner. „Wohin?" „Über die Wolgabrücke!" antwortete Stefan Antonowitsch kurz. Er wollte vor den neu gierig den Schlitten umstehenden Gaffern die Straße nicht nennen, wo die Alte wohnte, die er aufzusuchen gedachte. „Wir werden dann sehen!" Der Schlitten sauste davon. Stefan Anto nowitsch hielt Ssonja in seinen Armen, um sie aufrecht zu erhalten. Eine wahre Seligkeit erfüllte ihn. Dieser Augenblick war ihm reiche Entschädigung für alle seine Mühen um sie! Jenseits der Wolgabrücke nannte Stefan Antonowitsch ds-n Führer des Schlittens die Lage des Hauses, das er aufsuchen wollte. Wenn die alte Mutter Narja nun dort nicht mehr wohnte, oder gar nicht mehr lebte, wo hin dann? Aber sie lebte noch und wohnte noch in ihrem alten Häuschen. Und sie erkannte Stefan Antonowitsch nicht nur, sie nahm ihn und seine Begleiterin mit der Herzlichkeit und Gastfreiheit der Altrussin auf. Ssonja ruhte alsbald zwischen weichen Kissen und der Mediziner legte sich für die Alte ein Märchen zusammen, das die einfache Frau voll be friedigte. Die Schrecken des Krieges hätten auf seine Begleiterin einen so tiefen Eindruck gemacht, daß ihr Geist davon erkrankt sei. Er bringe sie nach Moskau in eine Heilanstalt, habe aber, da die Fahrt sich als zu anstrengend für sie erwiesen, hier in Twer mit ihr den Zug verlassen müssen. Die Tracht, die seine Begleiterin trage, erinnere sie nun stets aufs neue an die ausgestandenen Leiden und Strapazen und er müsse daran denken, sie ihr aus den Augen zu schaffen. Er sei überzeugt, daß ihr Zustand sich bessern werde, wenn sie in eine ganz andre ungewohnte Tracht, vielleicht in die einer einfachen Bäuerin, komme. Und er werde hernach gehen, eine solche für seine Pflegebefohlene zu besorgen. Aber die alte Narja erklärte, daß er dies gar nicht nötig habe. In der Truhe liege noch der Anzug, den ihre Tochter getragen, ehe sie die Heiligen von der Erde abgerufen hätten. Und eilig war sie hinausgetrippelt, um mit einem sauberen Anzug zurückzukehren, wie ihn die Frauen der Karelen. der in kaum hunderttausend Seelen übriggebliebenen Reste der Urbevölkerung des Lands-?, tragen. Stefan Antonowitsch erbebte vor Freude. Das war, was sie brauchten, um vor aller Neugier geschützt zu fein. Aber zugleich ward ihm klar, daß man ibn wiedererkennen könne. wenn sie das letzte Stück des Weges nach Moskau wieder die Bahn benutzten. Er würde einen Schlitten mieten und die Strecke auf dem gewöhnlichen Landwege zurücklegen. So waren sie vor lästigen Blicken geschützt und die frische Luft konnte Ssonja nur mehr nützen als schaden. Aber die Weiterfahrt verzögerte sich doch. Ssonja brauchte mindestens einen ganzen Tag und eine Nacht Ruhe, um die weiteren Stra pazen der Reise ertragen zu können und dis alte Narja ließ sie auch nicht eher ziehen. So gab sich Stefan willig in Liesen Aufschub. Gewährte er ihm doch dis Freude, um vier undzwanzig Stunden länger in Ssonjas Nähe zu sein. Wenn sie in Moskau ankamen, waren seine Dienste überflüssig geworden. Ein kühler Dank und er war wieder von ihrer Seite entfernt. Was konnte er ihr denn überhaupt andres sein, als ein gelegentlicher Helfer, den man vergißt, wenn man seiner Dienste nicht weiter bedarf. Und dabei stieg der Durst, in ihren Augen aus der Niedrigkeit und seiner Bedeutungs losigkeit sich herauszuheben, immer mehr in ihm auf. Was seinem Äußeren die Natur ver sagt hatte, hätte er so gern durch inneren Heroismus ausgeglichen. Aber er war ja nur eines der vielen kleinen Werkzeuge der großen revolutionären Partei, der er mit ganzem Herzen anhing. Wie hätte er in den Augen des jungen Weibes, das sich selbst für die Partei geopfert hatte, je zu einer Bedeutung sich emporheben können, die ihm Ssonjas Interesse zuwendete! Ihm blieb nichts übrig, als die unselige
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