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Allgemeiner Anzeiger : 30.04.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190204305
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19020430
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19020430
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-04
- Tag 1902-04-30
-
Monat
1902-04
-
Jahr
1902
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 30.04.1902
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Wok« N: i» men, Arnd!» werde» t. Tme indltt ''plat ZtaN^ besetzt f»ns Kon« üiind- nmen, Schatz Mail unler- kehrte d ver« e!bni Kon« DaS leiden anze« mhail« unSiii >erwad werde- at de< t. w end' ln der !nl'ui< Ani- tztstev D erde» Sheren Klli-ts denken medt- siyuni Post- e dit > y'on, d-est diese? Md- ht ilN Ich die senket >e'cht? Worte Die Karte ichen- dort eivgk- iketi«, n die war. nibal, Die > der nver- Hilke, r und in ein "tlrn; allein seine Bemühungen waren erfolg- »l, Stellacci ist verhaftet worden. Die Leiche des Mädchens ist roch nicht gesunden. Beim Ueberschreiten des Bahnüber- pnzes beim Bahnhöfe in Köstritz wurde der Lberpostinspeltor Puse auS Eriurt von der Wich niedergehenden Barrierenstange so auf A Kopf getroffen: daß er bewußtlos nieder- ^nie. Zum Glück war von der Bahnboss- Uschast aus der Unfall bemerkt worden, ^n eilte hinzu und hob den Verunglückten «ui, bevor ihm weiteres Unheil geschehen Mite. ^Eine „tierfeindliche" Berordnung zur Wnungsauiffcht hat die Regierung für die Urpialz in Regensburg erlassen. Eine Stelle di diesem neuen Ukas wirft allerdings ein be- Mlich-z Licht ans die Reinlichkeit und den Ordnungssinn der Betroffenen. Es beißt näm- wörtlich: „In Wohn- und Schlafräumen 'n es verboten, Schweine zu halten I" Daß man in Reaensburg möglichst vermeidet, er- Amt ja selbstverständlich — natürlich bezieht der Passus nur auf ländliche Bezirke, in denen man mit den Borstentierchen enger zu- ^mmen zu Hausen pflegt. Bier Geschwister am Herzschlag ge lben. Mne vom Schicksal schwer heimge- '^te Familie ist die des Abbaners K. Wiet- Ee in Osterwald (Kreis Neustadt a. Rüben- Eine glücklich verheiratete Tochter starb A Jahre 1898 am Herzschlag: zwei Jahre Mr erlag ein zwanzigjähriger Sobn in London ^selben Todesursache. Vor sechs Wochen eine setzt konfirmierte Tochter ihr junges Mn hingeben; auch sie raffte ein Her,schlag Mn. Doch damit war es noch nicht genug. schwer geprüften Eltern erhielten am Milt ach die Nachricht, daß ihr achtzehnjähriger MN in Jena gestorben, und zwar ebenfalls «'nem Herzschlag. a, Ein schauerliches Unglück hat sich am d. aus dem Mosel-Hüttenwerk bei Metz zu- ""lagen. Vier Arbeiter waren gerade auf der Mn Plattform des Hochofens beschäftigt, als sich mit einem Mal von starken Gasflammen Mben sahen. Drei der Leute — alle drei 'Milienväter — waren augenblicklich so stark daß sie tast aus der Stelle gelötet Men. Der jüngste von ihnen kam mit einigen ''Wen Brandwunden davon. , Blutvergiftung. In Oberlangen (Erm- M zog sich ein 40 jähriger Mann beim >Uigen eines Fisches eine kleine Wunde am MM zu. Bald schwoll die ganze Sand und Arm bedeutend an, und trotz ärztlicher Hilfe iu^ w lästige Mann nach mehrstündigem "Maren Leiden an Blutvergiftung. § Der Roman einer Ministerstochter, M Pariser Blättern berichtet, .W em großer Skandal in der hohen öster- ?Wchen Gesellschaft ausgebrochen ist. Es "Ml sich um die Tochter eines Ministers, die 7" rinem Schauspieler .au? der Provinz, der ^.l kleine Rollen spielte, durchgegangen ist. ..." Achter des Ministers war als eine geist- Schönheit in d« hohen Gesellschaft sehr > 8r«udenfener werden in England für den der Königskrönung geplant. Es hat sich Komitee gebildet, welches am Abend des MAgstages ganz England illuminieren will. Mdelt fich nicht um teilweise Illuminationen den Städten Eng'ands, Schottlands und 'Mds. Der Plan ist viel großartiger. Die Insel, vom Norden Schottlands bis zu "'ein des Kanals, soll an jenem Abend riesige Freudeweuer, die in bestimmten M schenräumen angezündet werden, taghell er- g^iet sein. Am Abend des 26. Juni, um zMl 5b Min., sollen Raketen von mehr als ^"Hügeln und Bergen Englands aussteigen; de» Azulen später soll eine Migncfiumflamme >,! Beginn der allgemeinen Illumination an- An jedem Freudenstucr sollen die Be- .Mer der betreffenden Orlscha't Ausstellung >Wen und die Nationalhymne fingen. Das lm , feuerkomitee 'st bereits eifrig am Werke sammelt Unterschriften und Zustimmungs- iMrungen. Jedes Feuer soll etwa 400 Mk. und, nach dem Programm, eine 30 Meter i» zögerre nicht, die ihrige für einen Moment s»,M Msgestreckle Rechre ihres neulichen Be- zu legen. ^,"^ie haben mir da einen Gefallen erwiesen, lilMein Rudorff, der den kleinen. Ihnen kürz- IV geleisteten Dienst reichlich auiwiegt," sagte M halte eS für selbstverständlich, «ie die angenehme Kunde, welche Sie M übermittelten, auch gelesen haben." ^ -Allerdings, Herr Baron/ erwiderte Ga- i/ s; .'Es lag nach meinem Dafürhalten in it» Absicht der Schreiberin, daß ich den Grund Besuches erfahren solle, da sie fich des iw» öur Verfügung gestellten Kouverts Verschlusse nicht bedienen wollte." leikiM" bat Ihnen Fräulein Blank daS Billet "" übergeben?" fragte Oswald. denn fie und ihre Begleiterin, Frau öi/M"' beabsichtigten zuerst, in meinem Mr Ihre Rückkehr abzuwarten." kommt zu der hohen Befriedigung, mir die Nachricht an und für fich ge- shD ^och die doppelte Freude hinzu, daß Tora nicht Anstand nahm, mir die- '" eigener Person überbringen zu wollen, sth baß mir dadurch auch das Vergnügen be- tzi,'Mulde, Sie, meine verehrte Hausgenosfin, zu lernen. Hoffentlich mißdeuten Sie Much der hochherzigen Künstlerin nicht?" ß nicht," versetzle das junge Mädchen, ^.sowenig, als es jemand vernünftigerweise isM Men würde, daß mich die Uebergabe in ^/"gewöhnliche Lage gebracht hat, das Ge- vries mir bisher fast völlig fremden tu betreten. Aber nun, Herr Baron, wur- iloel« s gut mden. lendtt zueiß bossel' siieni' lrigeu n der mor- ;; M sie zu freut mich nach ändeu lichen . daN , daß Güte leib, h ge« mich n." fragte Sie :ten.' zwar offen itz. Frau „doch oelche rauen nehin nficht allein iiüber idiM' schaff erlich zuug, r ihr i n ihr raub, z hohe Flamme Haden. Dem Komitee gehören die Herzöge von Devonshire und von West minster, Lord Croß, Lord Linsdale und mehr als 60 Mitglieder des Parlaments an. ' Nmgekommene Fischer. Wie auS Christianis gemeldet wird, erhob fich bei den Lofoten, wo gegenwärtig viel Fischfang ge trieben wird, ein starker, von Nordwest kommender Orkan, welcher unter der Fischerflolte große Verwüstungen anrichtete. Am Montag früh wurden drei Boote mit je fünf Mann vermißt. Bisher ist sestgestellt, daß zehn Mann umge kommen find. Die Privatsekretärin Terlindens, Fräulein Barth, ist in Chicago verhaftet worden. Eine größere Geldsumme soll bei ihr vorge sunden worden sein. Durch das Erdbeben in Guatemala vom Freitag abend bis nächsten Tag mittags find 200 Menschenleben vernichtet worden; Deutsche find bisher unter den Toten nicht er mittelt. Hauptsächlich hat Quezaltenango ge litten, während die Hauptstadt ziemlich verschont geblieben ist. Gerichtslittlle. Gumbinnen. Am Donnerstag wurde zunächst in sehr eingehender Weise der Kommandeur deS 11. Dragoner - Regiments, Oberst v. Winterfeld, vernommen. Derselbe bekundet, Marten iei im Dienst ganz tüchtig, aber bei der geringsten Kleinig keit sehr ausgereat gewesen, so dah er mit den Augen rollte. Der Rittmeister k.abe gegen die Familie Marten überhauvt eine gewisse M-neigung gehabt, da er, wie er ihm erzählte, mit dem Wachtmeister Marten wegen der großen Verlotterung der Schwadron heftige Auftritte hatte, so daß letzterer sich schließlich zur dritten Eskadron habe versetzen lassen. — Auf Antrag des Verteidigers Horn wird die Arbeiter frau Eckert als Zeugin vernommen. Diese bekundet, am Nachmittag des 21. Januar 1901 gegen 5 Uhr sei sie mit ihrem zehnjährigen Sobn die Dragonerstraße entlang gegangen, da habe sie plötzlich einen starken Schuß gehört; in demselben Augenblicke habe fie drei Zivilversonen aus der Kafernenviorte herauskommen seben. Auf Antrag des Vorsitzenden Oberstleutnants Herhudl v. Rohden wird beschlossen, den zehnjährigen Sohn herbeizuholen und mit den Zeugen eine Ortsbesichtigung vorzu nehmen. In der NachmittagSsttzung bekundet Unter offizier Bast, er habe bei der vierten Schwadron, al? dieselbe noch in Stallüvönen lag, gedient. Ritt meister v. Krosigk habe ihn schlecht behandelt; er habe fich deshalb mehrfach beschwert. Wachtmeister Marten habe ihm anfänglich geraten, seine Beschwerden zurückzuziehen, er habe aber aus seinem Recht be- standen. Der frühere Dragoner-Unteroffizier, jetz'ge Schutzmann Eisenberg aus Berlin, bekundet auf Befragen, er sei Schießunterotfizler gewesen. Ritt meister v. Krosigk habe ihm bekohlen, dafür zu sorgen, daß während der Reitübungen in der Reitbahn stets Revolver mit Platzpatronen seien. Jeder Reitlehrer hatte Platzpatronen. Der Ritt meister wollte, daß viel geschossen wurde. Auf Befragen des Verteidigers Rechtsanwalt Vorn, ob es wahr sei, daß, al« General v. Alten am 25. Januar bei Hickel nach scharfen Patronen suchte, aber keine fand, er — Eisenberg — gesagt habe, es sei ein Glück, daß bei ihm nicht Haussuchung gehalten sei. Eisenberg erwidert, er könne fich daran nicht erinnern. Eine Anzahl Dragoner erzählen, daß ihnen Skopek am Abend deS Mordes erzählt habe, er habe, als er von der Schmiede in den Krümperstall ging, an der Banden thür zwei Leute mit steifen Minen stehen sehen. Bei der vorgenommenen Orisbefichtigung erklärte die Zeugin Frau Eckert, sie habe eines Sams tags einen Schub gehört und Leute auS dem Kaserncnthor laufen sehen. Zwei Zivilpersonen, die Donnerstag abend bei Hellem Mondensckeine ans dem Kasernenthore in die Lazarettstraße liefen, konnte die Zeugin aber von der Stelle, wo fie damals gestanden haben will, nicht sehen. Der Gerichtshof begab fich dann in die Reitbahn. Skopek mußte sich im Krümperstall an der Stelle, wo er gestanden batte, als geschossen wurde, aufstellen und zwei Unteroffiziere hinter der Bandenthür. Wachtmeister Schulz schob in der Reitbahn, die Unteroffiziere liefen hinaus, Skopek kam aus dem Krümperstall, konnte aber die Unteroffiziere nicht sehen. Sodann mußte fich Hickel hinter die Bandenthür stellen und sich einen dunkel braunen Schnurrbart anstecken. Baranowski be- zeichnete diesen als schwarz. Es fanden dann noch eingehende Vernehmungen auf dem Korridor der Kaserne der vierten Scywadron statt. — Zu Beginn der Freitag - Verhand lungen wurde zunächst nochmals die Arbeiterfrau Eckert vernommen. Sie sagt auS, daß fit ihre tags zuvor mitge'eilte Wahrnehmung am Montag ge macht Hobe. Auf die Vorhaltung des Verhandlungs- leiters, daß sie doch gestern bestimmt gesagt habe, es sei am Samstag gewesen, bemerkt die Zeugin, daß sie dies wabrlcheinlich verwechselt habe. ES wird danach beschlossen, auf die Vernehmung des Händlers Heinrich Holder, von dem gestern mitge teilt wurde, daß er sich selbst des Morde« be schuldigte, zu verzichten. Die Eltern des Angeklagten Marlen erhallen während der Pause die Er laubnis, in den Saal einzntreten; Marten fällt beiden um den Hals und weint. — Nach Wiederaufnahme der Verhandlung wird die Frau des Wachtmeisters Marien vernommen. Sie bekundet in der Hauptsache, nachdem ihr Sohn sich das Telegraphenbuch geholt hatte, habe es noch lange gedauert, bis die Kasernenuhr 5 Uhr schlug. Frl. Simoneit, die frühere Braut des Angeklagten Marten, bekundet, sie sei am Samstag vor dem Morde mit Marten ausgegangen und habe an diesem nichts Ausfälliges wahrgenommen. Marten habe sich auch niemals ungünstig über den Rittmeister geäußert. Danach wird der Proviantamtsarbeiter Eckert ver nommen. Derselbe sagt aus, am Abend des Mordes habe er seiner Frau von dem Morde er zählt ; am anderen Tage hätten seine Frau und sein zehnjähriger Sohn die gestern aus gesagten Wahrnehmungen berichtet. Auf Betragen, warum er davon nicht eher Anzeige gemacht habe, bemerkt der Zeuge, seine Tochter in Berlin sei gestorben, seine Frau fei erkrankt, deshalb habe er an die Sache weiter nicht gedacht. Wenn er eS selbst gesehen oder gehört hätte, würde er es ange- zeigt haben. Der Vertreter der Anklage beantragt, das Eckertsche Ehepaar wegen Unglaubwürdig keit nicht zu vereidigen. Die Verteidiger wider sprechen dem Anträge. Sie betonen, selbst wenn die Wahrnehmung am Montag gemacht wäre, sei dieselbe sehr erheblich. Verteidiger Rechtsanwalt Horn überreicht einen Brief des Polizeikommissars Marbeck, worin dieser mitteilt, er habe auf dem Wochenmarlt erfahren, daß ein Knecht namens Gustav Schlupp in Aveningken vor dem Kreis krankenhaus am Mordtage, nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr, eine ähnliche Wahrnehmung gemacht habe, w-e Frau Eckert. Tie Verteidigung beantragt, den Schlupp als Zeugen zu vernehmen. Der Ge richtshof beschließt, die Vereidigung des Ehepaares Eckert vorläufig auszujetzen und zunächst Aus kunft über den Leumund desselben emzuziehen. — In der Nachmittagssitzung wird in sehr eingehender Weise Vtzewachtmeister Bunkus als Zeuge ver nommen, der von Frau Schlemminger und Frau Schilat als mordverdächtig beschuldigt wurde. Frau Schlemminger soll zu ihm gesagt Haden: „Auf dem Regtmentsbüreau setzen wir uns wieder"; sie soll auf dem RegimentSbüreau zu Protokoll vernommen worden fein. Das Protokoll sei aber verbrannt worden. Der Zeuge bemerkt, von all dem sei ihm nichts bekannt. Der Vertreter der Anklage bemerkt, er habe fich überzeugt, daß Frau Schlemminger eine geistig schwache Frau sei. Verteidiger Horn bean tragt, die Vereidigung des Zeugen auszusetzen, bis die Glaubwürdigkeit der Frau Schlemminger sest gestellt ist. Der Gerichtshof beschließt demgemäß. Es wird danach nochmals Oberleutnant v. Hoff mann vernommen. Derselbe bekundet, daß Marten ein sehr tüchtiger Soldat und sehr frischer Unter offizier war. Auch Rittmeister v. Krosigk habe Marten, als Weihnachten 1900 seine Rekruten- abteilung vorgestellt wurde, sehr gelobt. Hickel sei ein guter Quartiermeister, aber ein schlechter Reiter, er sei deshalb auch einige Male getadelt worden, dies sei aber nichts Auffälliges ge wesen. Hickel stellt danach an den Ober- leutnant v. Hoffmann die Frage, ob eS wahr sei, day er, als er die Schwadron auf dem Korridor anlreten ließ, gesagt habe, der Verdacht bleibe auf den Unteroffizieren; wenn das Verbrechen nicht ent deckt wird, wird Se. Majestät jedenfalls mit den schärfsten Maßregeln eingreifen, Se. Majestät wird jedenfalls alle Unteroffiziere entlassen und das Unter offizierkorps auflösen. Oberleutnant v. Hoffmann gibt zu, eine ähnliche Erklärung abgegeben zu haben, aber er habe von Sr. Majestät nicht gesprochen. Hickel bleibt bei seiner Behauptung uno beruft sich aus den Wachtmeister Schul,. Der Lerhand- lungSleiter erklärt, er müsse dies als nicht zur Sache gehörig ablehnen. Ter Vertreter der Anklage protestiert ebenfalls dagegen, die Person des Kaisers in die Verhandlung zu ziehen. Ver teidiger Horn beantragt einen Gerichtsbeschluß, die von Hickel behauptete Aeußerung müsse auf die zu meist verheirateten Unteroffiziere nicht ohne Wirkung geblieben sein und womöglich zur Belastung der Angeklagten beigetragen haben. Der Gerichtshof behält sich einen Beschluß vor. Von einer hiesigen . Schenkmamsell ist nutgeteilt worden, daß ein Soldat erzählt habe, sein Bruder habe am Mordtage ähn liche Wahrnehmungen wie der heute vormittag ge- nannle Knecht Schlupp gemacht, als er sich zu jener Zett im hiesigen Kreislrankenhause befand. Es erlauben Sie, daß ich mich entferne, indem ich noch meinen Glückwunsch zu dem freudigen Ereignisse mit dem der beiden Damen ver einige. Ich habe meine sehr pressanten Arbeiten eigentlich schon allzu lange vernachlässigt." „Das thäte mir leid, Fräulein Gabriele. Nehmen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre Bemühung. Nur wer wie ich Schriftsteller ist und eines seiner Erstlingswerke glückverheißend untergebracht sieht, kann es ganz ermessen, wie wichtig und erfreulich die mir von Ihnen zuge stellte Neuigkeit war." Als Gabriele in ihrem Stübchen wieder an der Arbeit saß, wollte ihr diese nicht flink aus den Händen gehen, und oftmals ließ fie die selben, über das während der letzten Stunden Durchlebte nachfinnend, im Schoße ruhen. Das sonst so emsige Mädchen kam mit ihren Ge danken heute immer wieder auf den jungen Schriftsteller und die schöne Künstlerin zurück. Oswald dagegen dachte weit mehr an die ihm neuerdings wieder zu teil gewordenen un verkennbaren Beweise von Coras Wohlwollen, als an seine Leine Nachbarin. ü. „Ist Fräulein Blank zu sprechen?" fragte Baron Fronhofen Mademoiselle Clarisse, als fie ihm wenige Stunden später die Eingangspforte zu Coras Wohnung öffnete. ,^?our von» oortaiuswöllt, öloumsur l" ent gegnete die französische Zofe mit einem viel sagenden Lächeln. Also auch fie hatte die ihm festens ihrer Gebieterin vor den übrigen Besuchern zuge- wenvete Bevorzugung jchon wahrgenommen. Als Clarisse ihm nach geschehener Anmeldung bejahenden Bescheid brachte, ließ er ihr deshalb auch einen klingenden Beweis seines Wohl wollens in die zierliche Hand gleiten. Cora empfing den Gast mit Herzlichkeit und nahm die außerordentlich warmen Versicherungen seines Dankes freundlich entgegen. Der unerwartet rasche Erfolg bei dem Lester der Bühne, den er hauptsächlich dem Einfluß der Künstlerin zuschrieb, hatte Oswald in eine gehobene, glückliche Stimmung versetzt, und so überwand er nach dem liebenswürdigen Emprang die letzten Bedenken, die ihn von der Anbahnung innigerer Beziehungen zu dem schönen Mädchen bisher noch abgehaltcn hatte. Coras Besitz zu erringen, war nun das Ziel seiner Wünsche, und die gegenwärtige Stunde sollte darüber entscheiden, ob ihm das Glück auch in dieser Beziehung günstig sein werde. „Wollen Sie mir eine Frage beantworten, Fräulein Cora, die mir schon mehrmals aus der Zunge lag, ohne daß ich das Herz hatte, fie auszusprechen, zu der mir aber Ihr heutiges Verhalten gegen mich, Ihr persönlicher, mir zu gedacht gewesener Besuch und Ihre fichtl che Freude über das schöne Resultat der zu meinen Gunsten unternommenen Schritte endlich den Mut verleihen?" fragte der junge Schriftsteller beklommen. „Ich wüßte nicht, warum ich dem Freunde das Recht, eine solche an mich zu stellen, be nehmen sollte," entgegnete die Sängerin, indem fich ihre Blicke langsam zu Boden senkten. Sie fügte noch hinzu: „Hoffentlich ist fie von der wird nochmals eine Besichtigung der Stelle vor- genommen. Uom M«sott«o-Vro?rß. Der Prozeß gegen den italienischen Banditen Musolino, der zur Zeit vor den Geschworenen zu Lucca verbandelt wird, erregt in italienischen und französischen Blättern nicht geringes Auf- . sehen wegen der theatralischen Manieren, mit > denen sich der Räuber mit stillschweigender Genehmigung des Gerichtshofes zu inszenieren erlaubt. So schreibt z. B. ein Spezial« korresvondent des .Journal de Genöve' unter dem 18. April: „Musolino hat gestern geruht, vor Gericht zu erscheinen und kommt auch heute. Seine Vernehmung ist bisher ganz sonderbar, geradezu karnevalistisch. Er redet die Ge schworenen mit „Edle Herren!" an, und be hauptet, selbst von adliger Abstammung zu sein. Er sei kein Verbrecher, sondern ein Gentleman. Vorgestern beim Beginn der Ver handlung, sagte er, er sei indisponiert und rief dem Präsidenten zu: „ich vcifchiebe meine Ver nehmung auf morgen". Aus Bitten seiner Verteidiger hat er dann eingew'lligt, zu ant worten. Aber was iür Antworten gibt er: er errählt die Träume, die er im Ge'ängnis gebabt hat, und gab sein religiöses Glaubenrbekenninis wörtlich dahin ab: „Ich glaube weder an Gott, noch an den ewigen Vater!!" Dennoch hat er, als er nach einer ersten Gefangenschaft aus zubrechen versuchte, zu einem Komplicen ge äußert: wenn unsere Flucht gelingt — werde ich an Jesus Christus glauben. Manchmal hat es den Anschein, als ob der Bandit nicht ganz richtig im Kcp'e sei, dann hat man wieder den Eindruck eines frechen Poseurs. So unwissend und verwildert er ist, versteht er es doch, daß es sein Interesse ist, die Richter glauben zu machen, er sei etwas verrückt, trotz seines gewaltigen Krößenwahnfinns und seiner fabelhaften Eitelkeit. Seine Verteidiger spitzen fich auch daraus, daß er für geisteskrank erklärt werde. So sagte der Advokat Spizzivi zum P>äsidenten: „Lassen Sie ihn nur alle seine Dummveiten und Narr heiten heraussprudeln: die Sachverständigen werden danach seinen Geisteszustand und den Grad der Verantwortlichkeit iür seine Tbaien beurteilen können." Nicht weniger als sechs Irrenärzte find zur Stelle — es wird einen ge waltigen Auswand von Fachgelebrsamkeit und spitzfindigen psychologischen Disputen geben. Es entsteht die Frage, wer die Kosten sür diesen geradezu theatralischen Aufwand tragen wird, der nur dazu beiträgt, den Banditen in dem Wahn zu bestärken, er sei ein großer und berühmter Mann. Mit einer Eskorte von nicht weniger als fünfzig Karabinieri ist er nach Lucca gebracht worden und der Platz vor dem Gerichtsgebände wird von einem P'ket von Kavalleristen bewacht. Ja, man hat Mr diesen Prozeß einen andern Gesängnisdirektor her geschickt, und zwar den obersten Inspektor aller Gefängnisse des Königreichs, man hat eigens eine Zelle für den Verbrecher konstruiert, der nun wahrnimmt, welche Mühe man fich gibt, ihn in fester Verwahrung zu behalten und fich daraufhin einbildet, er sei der große Simson, der in die Hände der Philister gefallen ist. Musolino hat außerdem eine Verteidigungsgarde von — zehn Rechtsanwälten um sich, die fich bereits haben für eine Gesam'ansichts-Pofikarte photographieren lassen. Die Stadt Lucca, in der man sonst nur an Marktagen ein bißchen Bevölkerung auf den Straßen fiebt, wimmelt von Fremden, und etwa dreißig Vertreter großer Blätter sind anwesend. Das beste Geschäft machen natürlich die Gasthöfe, die Restaurants und die Kaffeehäuser." Knute» Allerlei. Kasernenhofblüte. Unteroffizier: „Kerl, angst und bange möchte einem werden bei dem Gedanken, wie viel Dummheit wohl noch in Ihnen schlummert!" (.»«q. z-hr.-, Berschnappt. A.: „Ich muß morgen zum Begräbnis; willst du mir nicht deinen schwarzen Anzug leihen d" — B.: „Wann kriege ich ihn zurück— A.: „Gleich nach dem ... Ersten." lMegs-lld/) » "---l Art, daß ich eine Sie befriedigende Antwort darauf erteilen kann." „Dann bitte ich Sie, meine verehrte Freundin und Gönnerin, mir aufrichtig zu be kennen, ob Sie damals ganz im Ernst sprachen, als Sie mir versicherten, Ihre Begünstigung gelte einzig und allein der dramatischen Arbeit, keineswegs aber meiner Person. Würden Sie wirklich für jeden Ihrer Bekannten mit gleicher Beharrlichkeit Ihren ganzen Einfluß geltend gemacht haben, wie Sie es zu meinen Gunsten thaten?" „Da muten Sie mir wahrhaft zu viel zu," erwiderte Cora, „denn eine solche Frage läßt fich höchstens im allgemeinen beamworten. Nachdem Sie das hohe Interesse kennen, das ich für die sogenannte schöngeistige oder belle tristische Litteratur hege, können Sie kaum etwas Auffallendes an meiner Handlungsweise ge sunden haben. Vielmehr müssen Sie so gut wie ich selbst die Möglichkeit annehmen, daß mich ein anderes, ebenso gediegenes Werk zu gleichem Verfahren veranlaßt haben würde. Empfinden wir denn nicht häufig lebhafte Sym pathien für ein Buch, ein Musikstück oder der gleichen, ja selbst sür den Veriasser, ohne ihn persönlich zu kennen? Müßten wir uns nicht sogar bitter enttäuscht fühlen, wenn wir dem Autor plötzlich, wie er leibt und lebt, begegnen würden? Ich will damit natürlich nur sagen, daß Schriftsteller aus den ihren litterarischen Produkten entgegen getragenen Svmpachien nicht zu kühne Schlußfolgerungen für ihr Privat leben ziehen dürfen." »4 (Fortsetzuuz ifttgl.)
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