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Allgemeiner Anzeiger : 16.04.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190204168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19020416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19020416
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-04
- Tag 1902-04-16
-
Monat
1902-04
-
Jahr
1902
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 16.04.1902
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Uo« Uah »nd Fer» Freyburg a. U. aus dem liefen Dorsteick von nicht verkannte. Er hatte Lilwr von Dillheim gleichfalls dort eingejührt und mußte zugeben, daß dieser statt seines sonstigen blasierten g-ck^nhaften Wesens jetzt weit liebenswürdigere Seiten herauszulehren verstand. Noch konme Oswald die günstige Umwandlung seines Be kannten, die Coras Nähe allein zu stände ge bracht hatte, im stillen belächeln; aber bald sollte auch für ihn selbst die Stunde schlagen, die ihn an den Triumphwagen des schönen Weibes kettete. Es war schon els Uhr vormittags, aber im Boudoir der Sängerin herrschte noch immer dämmeriges Düster, während sie in einer hoch eleganten, mit wertvollen Blonden garnierten Beigerobe auf einer Oltomaue von schwerem hellblauen Damast ruhte. Auch das Gemach feibst war mit letzterem Stoffe zeltartig be hangen. Dunkelblaue Gardinen und Portieren stachen von diesen Wandrerzierungen auf das vorteilhafteste ab und der azurfarvige Plafond mit seinen goldenen stcrnähniichen Rosetten vollendete die Wirkung einer höchst effektvollen Schattierung. Die verwöhnte Künstlerin hatte die ihr teil- weise während ihres gestrigen Auftretens ge widmeten, teils auch im Lause des Morgens eingetrvffenen Huldigungen noch kaum eines Blickes gewürdigt und erst als Mademoiselle Clarisse Trognon, ihre französische Zofe, sie wiederholt daran erinnerte, daß auch Briese unter den Einläufen seien, erhob sie sich und trat zu dem in der Mitte des Wohnraumes stehenden Tische, auf dem die Gegenstände aus- gebreitet lagen. r« ,d dk" SaW! Ptt'tr Da'" timge" l >W> nit bv d-r Dusel es a" fmüe" wdttt. mähiß hinge" Stellt M gl' erheb' über- tücke". die >" btisehe üedev neuen. mln§ Vioelt n ei" Mit? wrazi' umsl' All- i und S>t r echt trüge" )ohe" Kirch' neu'.) ,er be' eines wstgtt Arbeit d Be in die Stande aus' Aus Zülow nmen, , del aus Schrift' ame", ieße", enden, ehme" t u"> nme"' oliver- Alters schen' n der nüber siedel' - ver« er am schrit e des ,gste", ar flüsflS feine" alle" vuß>' itere" sonst isance c eint ai'dH e als ch » Aüzen weiug zur Geltung bringenden Gacde- M zugeieill war. , Cora hatte zwar für jeden ihrer Gäste, so ?"Ke er ihre Gunst n cht durch einen Verstoß ^scherzte, mitunter einen sreundlichen Blick, ein ^Uligendes Lächeln, das ihrem schönen geist- Antlitz einen höchst ansprechenden Aus- verlieh; sie spendete auch wohl den mufi- Mchen und litterarlschcn Leistungen das wohl- ,^>ente, stets ihre wahre Empfindung kund- ^°ENde Lob; aber bisher hatte sie ihre Auf- ?tltsamkeit so unparteiisch verteilt, daß keiner W Herren sich einer besonderen Bevorzugung Ellien konnte. Und doch hätten die meisten sehr gern gethan, denn kaum einer von die im Hause der Künstlerin verkehrten, L'"e sich als gefeit betrachten gegen die Ein- »?le dieser Sphäre. Mrt dem zauberischen ihrer vietbewunderten Stimme, den bük e" Reizen einer blendenden Schönheit ."b den vielverheißenden, aber wenig gc- ».Menden Blicken des feurigen, tiesdunk'.en ^üenpaares, berücke ja die Beherrscherin dieses ^>lcs nur allzuleicht die Herzen der Männer und »"»cher arme Fährmann, der diese gefährliche lik> w su lange unverwandt angesehen Halle, >..,Mahr, an den 'eisigen Stufen ihres un- Maren Thrones zu zerschellen. . rzaron Oe Wald von F.onhofen allein, der leit Wochen regelmäßig die Soireen C-ras sentierte und zum engeren Cercle derselben ^"e, widerstand immer noch siegreich den s ,e"eu Anfechtungen, wenn er auch einzelne s/f«!il>che Eigenschaften der Gefrierten, be- wers chre ungewühlttichc geistige Begabung, v; 'm vlahre 1900, das m't 100 durch ueoer- Freyburg a. u. aus oem tiefen Dorsten» von i>^eil geiöletcn Personen die bis dahin höchste dem sicheren Tode des Ertrinkens. Der Kaiser au,gewiesen hatte. Das weibliche Ge- hat ihm eine öffentliche Belobigung «usspcechen ^TNl!! 1 I 1 „II, - --- r ilii.ni-iiliMi iur ^^77^7- — , Die allgemeine Hundesperre hat der Polizei. Präsident über Berlin verhängt. Bis 24. Juni d. müssen alle Hunde an die Le gelegt oder eingesverrt werden. Zur /"brung an der Leine ist eine polizeiliche Er- Mniz «iordeNich. Alle frei herumlau'enden Mde können eingeiangen und getötet werden. Tierschutzverein ist mit dem Fang der Me beauftragt, und es können einaefangrne Siadlbahnbogen, Ecke Schicklcrftraße, Lrhalb drei Tagen abgeholt werden. Die "erre jst verbängt worden, nachdem die Er- , jungen ergeben haben, daß der tollwut- Hund eines Artisten frei umherge- '"»sen ist. Opf«r de- «SrohstadtverkehrS. Durch ?°ttiayren wurden in Berlin im Jahre 1801 den Ermittelungen des Berliner Statisti- W Amtes 92 Personen getötet, 8 weniger v? "n Jahre 1900, das m't 100 durch Uebe» schlecht ist »n den tödlichen »mallen dieser AN in keinem Jahre sebr zahlreich beteiligt gewesen. Auch unter den 92 durch Ueberfahren ums Leben gekommenen Personen des Jahres 1901 waren wieder nur 19 weibliche, 4 weniger als im vorhergehenden Jahre. Auf das Kindesalter, bis zu 15 Jahren gerechnet, kamen 28 tödliche Unfälle, davon allein 12 auf das Alter bis zu 5 Jahren. Das Greisenalter, vom 60. Jahre an gerechnet, war mit 10 Fällen beteiligt (wo von 7 auf das weibliche Geschlecht kamen). Aus die einzelnen Jahreszeiten verteilten sich die Unfälle diesmal ziemlich gleichmäßig, während sonst in der Regel der Sommer durch besonders hohe Zahlen aufgefallen war. Der „Rheinische Bolkspart". Der Nonnenstromberg, einer der „sieben Berge" des Siebengebirges, der ein bewaldetes Gelände von etwa 170 Morgen umfaßt, ist vorbehaltlich der Genehmigung der Behörden in den Bcfitz des B-rschönernngsvereins für das Sieben gebirge übergegangen. Durch den Besitz der Forstverwaltung und der Gemeinde Honnef und durch die Erwerbungen des Verschönerungs vereins find nunmehr die nachbenannten Kuppen gegen Zerstörung gesichert: Nonnenstromberg, Oelberg, Lohrberg, Heideschott, Zinnhörtchen, Jungferuhardt, Geisberg, Bolvershöbe, Hirsch berg, Diachenfels, Scheerköv-e, Löwenburg, Tränkeberg, Brüngelsberg, Orländer, KÜM- brunnen, Breiberg, Mittelberg und Bruder Kunz-Berg. Außerdem erwarb der Verein noch Teile anderer Kuppen. Die Ausgestaltung des Siebengebirges zum rheinischen Volkspark geht somit der Verwirklichung rasch entgegen. Eine „moderne" Pleite, welche in ihren Resultaten kaum übertroffen werden kann, ist der Konkurs über das Vermögen des Handels gärtners F. H. in Erfurt. Die Forderungen ohne Vorrecht betragen 166 924,72 Mk.. da- geaen der zu verteilende Massenbestand 600,88 Mark gleich 0,36 Pro mit, sage und schreibe sechsunddreißighundertstel Prozent! Eine Firma hatte von dem Gemeinschuldner 9 Mark zu fordern; die ihm dafür von dem Konkurs verwalter übersandte „kleine Dividende" beträgt 3 Pfenwg! Dem jugendlichen Mörder Karl Offert, der vor einigen Tagen die Frau Schulz in Stendal in grausiger Weise erschlagen hat, wird noch eine andere ähnliche Blutthat zur Last ge legt. Man vermutet in ihm nämlich den Mörder des Schubmachcrmeisters Genz in Hämerton a. Elbe. Ueber der letzteren Mordthat schwebt noch geheimnisvolles Dunkel. Offert hat sich aber, wie jetzt bekannt wird, zur Zeit dieses Verbrechens m der Nähe von Hämerton auf gehalten. Durch die Explosion einer Flasche mit Wafscrstoffgas wurden in der chemischen Fabrik „Elektron" zu Bitterfeld zwei Arbeiter getötet, zwei schwer und zwei leichter verletzt. Ei« betrübender Ungliicksfall, welcher beweist, wie nicht ott genug den Kindern Auf merksamkeit und Vorsicht aus den belebten Straßen eingeschärft werden kann, ereignete sich in M.-Gladbach. Dort fuhr ein elfjähriger Knabe mit seinem SportSwagen, in dem sich zwei seiner Geschwister befanden, in ein Trans portgeschirr hinein. Eines der kleinen Kinder wurde sofort getötet, das andere schwer verletzt. Auf der Strahenbahnstrecke Mülheim a. d. Rubr-Heißen wurde infolge einer Störung in der Leitung ein in voller Fahrt befindlicher Wagen zurückgeschleudert. Die Bremse ver sagte, der Wagen stürzte um. Dabei wurden neun Personen schwer verletzt. Eine derselben, ein Lehrer aus Oberhausen, erlitt einen Schädsl- bruch und starb bald darauf. Sensationelle Bluithat. An einem ein samen Wege in der Nähe der Stadt Aachen wurde ein etwa 20 jähriges unbekanntes Mäd chen ermordet au'gefunden, der Kopf der Toten steckte in sestgetretener Erde und wies schwere Verletzungen auf. Ein wackerer Junge. Drei Schulmädchen reitete der 13 Jahre alte Oswald Birke in dobei er gern iw Zimmer auf und ad gehl, fn »"'Kin ausgeprägtes Stilgefühl läßt ihn rasch für feine Gedanken den treffenden Ausdruck finden, gleich die erste Niederschrift zeigt eine Abrundung, . R , v'' E leichter Nachbesserungen bedarf. Dieser Li,' -W längjähriges Diktieren gewonnenen Fähig- nit der Improvisation verdankt der Kanzler in mich' nPr Linie seine Erfolge als Redner. Selbst W/L ^'nn er völlig unvorbereitet spricht, haben seine LL! eine Flüssigkeit, die aus der sicheren ü . bttkschast über die Gedanken, wie über das , fL Idiom hervorgeht, in dem er sie ausdrückt, gleich- ^el, ob es die deutsche, die französische oder die ^^>t°Iiemsche Sprache ist. . Bon 5 Uhr nachmittags an beginnen die ' Eigentlichen Empfänge. Dann sieht der Reicks- m,.«' Uer nacheinander fremde Umschalter, preußische n Ä (Wer, Parlamentarier, Publizisten, Nota- , Wien aus den deutschen Bundesstaaten oder den Provinzen der preußischen Monarchie, auch E' durchreisende Fremde von Rang oder Wert die " L schwelle seines Arbeitszimmers überschreiten. Durch solche Unterredungen, die vieffach an . L, ^ine staatsmännische Begabung hohe Ansprüche ' "Een, kann er oft mehr erreichen, als andere wochenlanger Aktenarbeit. Aus seinen Lehr- N Wanderjahren, die ihn nach den großen Auelvunkten des Festlandes, nach Paris, t eir- ?°Eurg, Wien und Rom geführt haben, Mi Bülow einen ausgedehnten internationalen ii 2 "uwenkreis. Kaum ein zweiter zeitgenössischer ' ^«atsmann dürste nach den verschiedensten drben so zahlreiche Beziehungen und An- Wungspunkte zur Verwertung bereit haben. M Reichskanzler kann sich im vollen Sinne des Ar- -inen „Europäer" nennen. !, Wenn der letzte Besucher mit derselben uu° rlmni. ^"dttbaren Liebenswürdigkeit hinausgeleitet die den ersten empfing, wirft der Hauberr .7 Mn Blick auf die Ubr. Die Essensstunde, !^hr, ist meist überschritten. Die G äfin, Meicht auch Gäste, haben schon auf ihn ge- Miet. Aber die Arbeit ist ganz gethan. Gras M°w, xzßt keine Reste, kein Attenstück bleibt "U> dem Schreibtische zurück. Bleististe, Feder- ^Üer, kleinsten Bedarfsgegenstände liegen Dau an ihrem Platze. Das Arbeitszimmer Null seinem Bewobner die Ordnung und "larheit des eigenen Geistes wieder. Der Abend bringt endlich auch dem Menschen Lohn für das Tagesmühen des Staats- Mnes: eine zwanglose Unterhaltung mit guten Munden bei und nach Tische. Am liebsten M der Kanzler aus diesen Stunden edler WÜigkeit die Politik ganr fern; neue und „/Erscheinungen in Kunst und Litteratur, ^fhichtliche Probleme, Rückblicke in die Antike die Renaissance bestreiten die Kosten des , Mchs, an dem der Hausherr ebenso gern teilnimmt, wie er andern -uhört. Gegen Ns empfehlen sich die Gäste des kleinen ^ises. Nach ihrer Verabschiedung aber jachen „och einmal die gewissen schwarzen Mpev auf, deren Inhalt den Kanzler noch nach Mitternacht in Anspruch nehmen kann, er ihn gründlich auskosten will — den ^rinalarbettstag! layen und für fpater die Verleihung der Rettungsmedaille in Aussicht gestellt. Wahvsinnsthat einer Mutter. Aus Graz wird gemeldet: In Regnano-Fersenthal hängte eine Bauersfrau ihre zwei Kinder und dann sich selbst an einem Fensterkreuze auf. Alle drei wurden tot aufgesunden. Die Frau hat die That in einem Wahnsinns anfalle verübt. Der ehrliche Prinz. Prinz Ludwig von Monaco erschien auf einem Pariser Polizei- kommissariat, um die Summe von zehn Frank zu deponieren, die er in einem Fiaker, den er benutzte, gesunden hatte. Ob er Finderlohn verlangt, hat der Erbprinz zu bemerken ver gessen. Die von ihrer Zwillingsschwester chirurgisch getrennte kleine Radffa, die bisher eine Heidin war, ist nach der ,Voss. Zig/ am Mittwoch katholisch getankt worden; fromme Pariser Damen wollen für ihre Zukunft sorgen. Neues vo« Rigo und der Prinzessin Chiuiay. Rigo Jancfi und seine Gattin, Prinzessin Chimay, befinden sich noch immer in Paris. Das Paar hat sich durchaus nicht über Geldüberfluß zu beklagen. Seitdem Prin zessin Chimay unter Kuratel gestellt wurde, erkält sie wöchentlich „bloß" 250 Dollar. Rigo äußerte sich einem Journalisten gegenüber, daß er ehedem so viel aus Zigarretten und Parfüms aus gab. Ernster als diese allerdings recht über trieben klingende Aeußerung find Rigos Seufzer ob seines jüngst in den „Folies Bergöres" erlittenen Fiaskos aufzunehmen, was ihn um so mehr schmerzt, als die Juwelen seiner Gattin bereits ins Versatzamt wandern mußten. Der immer erfinderische Rigo bat einen „Clou" er sonnen, welcher auch „einschlagen" dürste. Er ließ nämlich seinen und seiner Gattin Liebes roman zu-einem modernen Schauspiel bearbeiten, und Rigo und Prinzessin Chimay beabsichtigen, die beiden Hauptrollen, in denen sie auf der Bühne des Lebens solch große Sensation her- vorriefen, auch im Theater zu spielen. Prin zessin Chimay hofft insbesondere mit ihren To-letten zu „ziehen", Rigo wieder glaubt, mit seinem Violinspiel allen Damen Europas und Amerikas die Köpfe verdrehen zu können. Eine Warnung, in der Eisenbahn Karten zu spielen, enthält die nachstehende Schilderung eines Vorfalls, der im ,Bund^ ru lesen ist. Ein Schweizer, der in Prag ansässig ist, hatte vor kurzem mit einigen Freunden se u Heimatland besucht, und sie befanden sich zu sammen auf der Rückreise. Um sich aus der langen Fahrt die Zeit zu vertreiben, hatten sie als leidenschaftliche Jaffer ein Kartenspiel aus Zürich mitgenommen. Als sie nun bereits die böhmische Grenze hinter sich und Pilsen passiert hatten, wurden die Ahnungslosen durch einen plötzlich ins Abteil tretenden Polizisten in ihrem Spiele gestört. Der Polizist konfiszierte näm lich obne weiteres die Karten und notierte sich die Personalien der überrumpelten Züricher. Kurz darauf wurden sie wegen Gebrauchs un gestempelter Spielkarten zu einer Buße von 500 (N Kronen verdonnert. Auch der diploma tische Vertreter der Schweiz in Prag nahm sich der Sache an, aber erst auf dem Gnadenwege durch den Kaiser selbst wurde die Strafe erlassen. I« der Welt der Billardspieler fragt man sich mit Erstaunen, was wohl der Kaiser von Marokko mit den vielen Billards anfangen könne, die er sich zusenden läßt. Er bezieht Billards aus allen Ländern: er besitzt ein eng lisches, ein sranzöfisches, ein deutsches, ein russi sches, ein italienisches; er hat europäische, amerikanische und sogar australische Billards. Neuerdings ließ er sich wiederum ein Billard aus Varis kommen — es ist das dreizehnte. Der Souverän, der in Sachen des Billacd- sports stets auf dem Lautenden ist, erfuhr näm lich jüngst von dem Pariser Billardturnier, bei dem Spieler wie Vignaux, Cure, Fournil Serien von 150, 200, ja sogar 300 Points ge wacht. Und sofort bestellte er telegraphisch eines von diesen Billards, auf denen man der artige Serien macht. Der Fabrikant beeilte sich, dem Wunsche nachzukommen, doch ist sehr zu befürchten, daß das Bllard, einmal in Marokko angekommen, seine Vorzüge einbüßt, und die Kugeln, sobald sie vom Herrscher ge stoßen sein werden, seltener zusammentreffen, als unter der Berührung eines Champions. GerichtshaUe. Efsen. Während eines Streites auf dem Tanz boden hatte bei Essen der Feldhüter Potthoff, der auch Pstizeidienste versieht, mit der blanken Waffe in die Menge hineingeschlagen und einen Bergmann schwer verletzt. Potthoff wurde zu vier Monat Gefängnis verurteilt. Darmstadt. Wegen Betruges, begangen an der preußischen und hessischen Staatsbahn, wmden vor der hiesigen Strafkammer verurteilt der Siedemeister Michler zu 6 Monat, der Aufseher Weitzenberg zu 9 Atonal Gefängnis, der Agent Heyl zu 60 Mk. Geldstrafe. Die Beklagten haben in den Jahren 1900 und 1901 in etwa tausend Fällen beim Wiegen von Zuck-rrübenwagen jedesmal zwei Wiegekarren ausgestellt, eine rote und eine weiße. Die Weiße behielt die Zuckerfabrik in Groß-Gerau, die rote die Bahn zur Frachtverrechnung. Auf der weißen wurde das richtige Gewicht angegeben, auf der roten ein geringeres, so daß die Bahn um etwa 10000 M. geschädigt worden ist. Ketm Vrastdruten KrSger. Die evangelischen Arbeiter-Vereine Deutsch lands hatten für die Burensrauen und Buren kinder in den Konzentrationslagern Südafrikas eine Geldsammlung veranstaltet. Der Präsident Krüger bewilligte, um ihm das Geld persönlich zu überbringen, eine Audienz. Diese fand am 2. d. statt. Zur Ueberbringung des Geldes wurden die Herren W. Fröhling aus Elberfeld und Rektor Eichholz aus Vohwinkel abgefandt. Der Präsi dent bieg die be-ücn Herren herzlich willkommen, gab ihnen die Hand und hörte stehend die An sprache des Rektors Eichholz an, der der tiefen Empörung des deutschen Volkes über die schmach volle Behandlung der Buren, insonderheit der Frauen und Kinder, durch die englische Solda teska lebhaften Ausdruck gab. Der Präsident dankte für die Sympathie-Kundgebuug und fuhr dann fort: „Ich weiß, daß die Sympathie des deutschen Volkes mit dem Volke der Buren, und vornehmlich mit den Weibern und Kindern, die so schwer zu leiden haben, sehr groß ist. Ich schätze die Arbeit der evangelischen Arbeiter- Vereine Deutschlands hoch. Durch das, was Sie, meine Herren, gesprocb-u, Mle ich ja mehr und mehr, daß dir ganze Christenheit für unsere Sache beseelt ist mit dem Geiste der Liebe und des Mit ühlens, und daß Gott diese in ihre Herzen gelegt hat. Immer mehr fühle ich, wie die ganze Christenheit sich fertig macht, die Wahrheit und das Recht zu stützen, und ich sehe darin den Beweis — wie ich ja immer geglaubt habe —, daß Gott dieses in den Herzen aller Völker gewirkt hat, und daß Gott zu seiner Zeit, wenn das Maß voll ist, das „Bis hierher und nickt weiter" sprechen und unsere gerechte Sache siegen lassen wird." Seine Hand auf die vor ihm liegende Bibel legend, fuhr er fort: „Wenn man einen irdischen König oder General sprechen will, so ist das mit Umständen verbunden, zum himmlischen König kann man zu jeder Stunde gelangen, um ihm das zu sagen, was das Herz bewegt. Auf diesen König habe ich mich stets verlassen und werde das bis zu meinem Ende thuu." Hierauf wurde die Abordnung mit einem Händedruck entlassen. Knute« Allerlei. Was mit den alten Postwertzeichen geschieht, ist gewiß interessant zu erfahren. Bei den Oberpostdirektionen sammeln sich die alten Postwertzeichen, Briefmarken, Postkarten, Postanweisungen rc. durch die Einziehung dsc Bestände der Postämter und den Umtausch der noch in den Händen des Publikums befindlichen Stücke in kolossalen Mengen an. Da diese allen Postwertzeichen keinen Wert mehr be sitzen, so werden dieselben durch Feuer ver nichtet. Die Oberpostdirektion Frankfurt a. O. hat bereits mit dieser VernichtungSart be gonnen und V- Million Mk. in Form aller Postwertzeichen verbrannt. Mit dieser Vertilgung soll forige-ahren werden, sobald sich wieder ge nügend Material angesammelt Den zahlreichen Biumenspenden trotz ihrer verschwenderischen Pracht wenig Beachtung schenkend, löste sie die Briefe ungeduldig aus ihren Enveloppen. Einige enthielten Gastspiel offerten und wurden unberücksichtigt beiseite gelegt; andere erschöpften sich in überschwäng lichen Vergötterungen ihres am letzten Abend wiederum zur vollen Geltung gekommenen Talentes, brachten also nichts Neues; aber ein duftendes Billet von rosiger Farbe, das einem eleganten Etui beigepack: war, schien ihr einen höheren Grad von Interesse abzugewinnen. Freilich war der Eindruck, den die Zusendung auf Cora Blank machte, ein ganz anderer, als es der junge und sehr reiche Bankier Gold mann, der Verfasser dieser Zenen, erwartet haben mochte. „Impertinent!" rief die Sängerin halblaut, während sie unwillig mit dem kleinen Fuße stampfte. Sie wollte das parfümierte Schreiben gerade in Stücke reißen, als jene ältliche Ver wandte eintrat, welche sie als Gesellfcha-terin oder Gardedame auf ihren Kunstreisen begleitete. „Bitte, thun Sie mir den Gefallen, Koufine Amalie, und überzeugen Sie sich zuerst von der unvergleichlichen taktlosen Art und Weise, in der einer der hiesigen Börfenkönige es wagte, mir diesen Brillantschmuck zu Füßen zu legen, wie er sich ausdrückl. Dann aber senden Sie die Juwelen gefälligst zurück und fügen Sie die Erklärung bei, daß Cora Blank von Herren, die sich ihr noch nicht einmal vorgestellt haben, nie mals irgend welche Wertgegenstände als Ge schenk entgegen nimmt. Dre in dem Briefe klar durchleuchtenden Wünsche deS Gebers — dies geben Sie ihm unumwunden zu verstehen — würden kaum bei meiner Kammerzofe ein ge neigtes Gehör finden, wenn fie in so plumper Weise angebracht werden. Dabei mag die Sache bewenden, obwohl ich gute Lust gehabt hätte, einen dieser Uebermütigen, die mit Gold alles erkaufen zu können vermeinen, öffentlich zu blamieren. Herr Goldmann hätte es verdient, daß ihm scheinbar Zutritt gewählt und dan» am ersten Abend das Geschmeide vor alle« Herren meines Kreises zurückgegeben würde." „Melieren Sie sich nicht, Cora, sonst könnte» Sie Ihrer kostbaren Stimme Schaden zuiügen," beschwichtigte die Koufine, indem fie das Dar- gebotene enigegennahm. „Ihr Ruf steht zu fest, als daß er durch derartiges erschüttert werden könnte. Oeffnen Sie lieber dieses große Kouvert; es wird Ihnen vielleicht Freude machen. Baron Fronhofen HÄ es gesandt, und wie ich vermute, enthält es sein neuestes litte- rarisches Erzeugnis, dessen Einficht Sie sich kürzlich ausbaten." „Dann wäre sein Inhalt erwünscht," sagte die Sängerin. „Fronhofen ist unter den Per sönlichkeiten, die ich hier emptange, entschieden eine der interessantesten, obwohl ..." „Obwohl Sie den von ihm eingeskhrten Fieund, den gewandten und liebenswürdigen Viktor von Dillheim, einen modernen Adonis, vielleicht vorzieyen würden, wollten Sie wohl sagen, Cora," unterbrach fie Frau Gallmann, und fügte, als die Angeredete nicht sofort ent gegnete, noch hinzu: „das heißt, wenn Ihr Herz nicht trotz Ihrer Jugmd unverwundbar wäre." «, (Foryegmiz folgt.)
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