Volltext Seite (XML)
Politische Rundschau. *Von New Dork aus hat Prinz Heinrich am Montag noch der Stadt Philadelphia einen Besuch abgestattet, die zwei Bahnstunden von New Dort entkernt ist. Am Bahnhof begrüßten ihn der Mayor mit einer Bürgerdevntation und geleitete den hohen Gast nach dem Rathause. Sierselbst überreichte man dem Prinzen eine Adresse, durch welche ihm das Ehrengastrecht der Stadt verliehen wurde. Daran schlossen sich eine Fahrt nach der Jndependence>Hall und die Besichtigung der Crau pswerst. * Prinz Heinrich hat am Dienstag auf dem Schnelldamp-er „Deutschland" die Rückreise nach Deutschland angetreten. * * * Deutschland. * Der Kaiser ist am Dienstag früh zu Besichtigungen und zur Marinerekruten-Vereidi gung in Wilhelmshaven ringetroffen. * Der Kronvrinz traf, wie ausSpeyer drahtlich gemeldet wird, Montag nachmittag 2 Uhr 40 Minuten zu kurzem Aufenthalt dort ein. Er besichtigte die Kaisergräber und besuchte die Protestationskirche. *Der Reichskanzler muß nach der ,Nordd. Allg. Ztg/ wegen eines leichten In- fluenzaanfalles das Zimmer hüten. * Der Bundesrat hat nach der ,Frkf. Ztg.' die Gewährung von Entschädigungs- geIdern an die Mitglieder der Zolltarif kommission beschlossen. Jedes Mit glied soll 2400 Mark erhalten; die Vorlage soll dem Reichstage alsbald zugehen. * Dem Bundesräte ist vom Reichskanzler ein Gesetzentwurf zur Einschränkung des fliegenden Gerichtsstandes der Presse vorgelegt worden, w>e es gelegentlich der letzten Jastizdsbatten im Reichstage bereits angekündigt wurde. Der Entwurf, betr. die Abänderung des § 7 der Straiprozeßordnung" geht dahin, daß Preßvergehen bei Erzeugnissen der periodischen Presse Hinfort nur dort, wo die Druckschrift erscheint, verfolgt werden sollen; nur im Wege der Privat klage soll die Verfolgung auch am Wohn orte des Verletzten, doch nicht an dritten Orten, geschehen können. *Der frühere nationalliberale Reichs tagsabgeordnete Pogge ist, nahezu 75 Jahre alt, in Alt-Grassow gestorben. Er war Mitglied des konstituierenden Reichs tages und gehörte dann noch 14 Jahre lang bis 1884 dem Reichstage als Vertreter von Mecklenburg-Str-litz an. Oesterreich-Ungarn- * In industriellen Kreisen Oesterreichs besteht die Abficht, alle Hebel in Bewegung zu fetzen, damit die Regierung die Initiative zum Ab schluß einer Zollverbindung zwischen Oesterreich-Ungarn, Rumänien, Griechenland, Serbien und Bul garien ergrene. *Das Ansuchen der Belgrader Regierung auf Ausweisung der in Oesterreich oder Ungarn lebenden serbischen Flücht linge, insbesondere der früheren Minister, die angeblich an Agitationen gegen die Dynastie Obrenowitsch beteiligt find, wurde ab ge lehnt, da kein Grund zu solcher Maßregel vorliege, und weil die jetzigen serbischen Minister in früheren Zeiten gleichfalls hier Asyl ge funden batten. Die Regierung erließ jedoch die schärfsten Vorschriften zur Ueberwachung gewisser Orte an der ungarisch-serbi schen Grenze. Falls Peter Kara- georgewitsch in Semlin, wo er angeblich seinen Wohnsitz nehmen will, eintrifft, erfolgt dessen Ausweisung. Saglaud. * König Eduard von England wird angeblich auf seiner Reise nach Nizza zwei Tage in Paris verweilen und dabei mit Prä sident Loubet zusammentreffen. *E8 ist bezeichnend, daß die Iren im englischen Parlamente die Nachricht von der Gefangennahme Methuens durch die Buren mit jubelndemBeifall begrüßten. * Das dritte Bataillon des englischen Suffolk- Regiments, von dem der größte Teil sich zum Freiwilligendienst in Südafrika gemeldet hat, erhielt infolge mehrerer Akte von Einschüchte rungen seitens der irischen Landliga plötzlich den Befehl, nach Irland abzugehen. Italien. *Jn der italienischen Deputierten- kammerist am Montag die P r äs id e nt en- wahl nunmehr glücklich von statten gegangen. Es wurden 402 Stimmzettel abgegeben, von stehenden Nachricht des ,Czas' Glauben beizu messen ist.) Afrika. * Die Buren haben einen großen Er folg errungen. General Lord Methuen war ausgezogen, nm die Niederlage von Klerks- dorv zu rächen und den Burengeneral Delarey zu fangen. Statt dessen hat Delarey den Lord Methuen gefangen genommen und dessen Truppen fast vernichtet. Lord Methuen ist am Schenkel verwundet. diesen lauten 350 auf Bian cheri, 24 auf Costa, 23 find unbeschrieben, 5 Stimmen zer splittert. Die Wahl Biancheris wurde auf allen Seiten des Hauses mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Rußland. *Der Krakauer ,Czas' berichtet angeblich aus guter Quelle von der Verhaftung des Obersten Grimm, des Gehilfen des Generals Puzyrewski in Warschau. Seit zehn Jahren habe Grimm Dokumente, die sich auf die Mobilisierung und Verteidigung bezogen, an Deutschland verkauft. Seit Monaten sei man dem Verrat auf der Spur gewesen, aber erst kürzlich erhielt man unumstößliche Schuldbeweise und arretierte Grimm. Bei der Hausdurchsuchung habe man kompromittierende Papiere, darunter eine Liste russischer Generale, die eventuell auf Bestechungen eingehen würden — nach einer andern Quelle sei Grimm schon Freitag füsiliert worden — gefunden. (Eine ähnliche Nachricht war schon vor langer Zeit durch die galizische Presse ge gangen. Es scheint zweifelhaft, ob der vor Unter der Beute der Buren befinden sich auch vier Kanonen und Methuens ganze Bagage! Men. * In China stellten sich 500 Mann russi scher Truppen dem Vorrücken der vom General Mayugun befehligten chinesischen Truppen entgegen, die gegen dieRäuber- banden im Jchol-Distrikt ausgesandt worden find. Die Entsendung des Generals Mayugun, der über 10 000 Mann verfügt, erfolgte aus Besorgnis vor einer rusfisch-sranzöfischen Ein mischung. Rußland betrachtet den Distrikt als sein Schutzgebiet und weigert sich, ob gleich es bisher gegen die Räuber nichts aus richten konnte, den chinefischen Truppen den Vormarsch zu gestatten. *Tungfuhsiang gehörte zu den chine sischen Würdenträgern, dessen Hinrichtung die verein inten Mächte als Sühne forderten und der auch angeblich hingerichtet worden war. Das muß aber nicht gründlich geschehen sein, denn er lebt noch und macht wieder von sich reden. Er hat ein stattliches Heer um sich ge sammelt und will dasselbe trotz gütlichen Zu redens der Kaiserin-Witwe nicht entlassen. Er frMe sich, so ließ er sagen, inmitten seiner (aus Mohammedanern bestehenden) Armee sicherer. Der chinesische Hof befürchtet, daß der General zur Plünderung übergehen wird und daß dies zu einem A u fftand führen könne. Ans dem Reichstage. Der Reichstag nahm am Montag die Vorlage betr. Schutz des Genfer NeutralitStSreichenS (RateS Kreuzt in zweiter Beratung su bloo nach den Kommsssionsbeschlüssen an und begann hierauf die dritte EtaiSberaiung. Beim Etat des Auswärtigen Amtes wurde die Resolution Münch-Ferber betr. Er richtung von Handelskammern im Auslande abge lehnt. Beim Etat des Reichsamts deS Innern wurde eine Resolution Francken angenommen betreffs Vorlegung eines Gesetzentwurfs zur Unfallfürsorge b-i Arbeiten, welche freiwillig zur Rettung von Perionen und zur Bergung vor Gegenständen unter nommen werden, unter besonderer Berücksichtigung der hierbei vorkommenden Feuer», Wasser- und anderer Gefahren. Am 11. d. wird der Gesetzentwurf zum Schutze des NeutralitStszeichens (Rotes Kreuz) in dritter Lesung ohne Debatte angenommen. Darauf wird die dritte Lesung desEtatS beim Etat des Reichsamts des Innern fort gesetzt. — Beim Kavitel „Reichskommissariate" wendet sich Abg. Rettich (kons.) gegen die vom Abg. Herzfeld bei der zweiten Leimig gegebene Darstellung der mecklenburgischen SSulverhäUnisse. Die Lehrer seien bei ibrer Pension nicht auf den guten Willen der Ritteriwaft angewiesen, sondern die Bestimmungen seien gesetzlich geregelt. Abg. Herzfeld (soz.) hält demgegenüber seine früheren Bebanhiungen von der Abhängigkeit der mecklenburgischen Lchrer vollkommen aufrecht. Wie gut er unterrichtet gewesen, das hätten ihm zahl reiche Dankschreiben mecklenburgischer Lehrer für seine ersten Ausführungen gereizt. Abg. Pachnicke (srj. Vgg.) erklärt dem Abg. Retiich, er werde sich durch seine Darstellung der mecklenburgischen Lehierverhältniffc weder bei den Lehrern, noch den Eltern schulpflichtiger Kinder Dank verdienen. Die Ritterschaft behandle die Lehrer so schlecht, daß selbst die Regierung dagegen habe auftreten wollen. Hieraus wird das Kapitel bewilligt. Beim Kapitel ,,Oberseeamt" wünscht Abg. Raab (Antis.) eine umfassendere Statistik der See-Unfälle. Geb. Rat JonquiöreS erwidert, daß, so weit die Unfälle ein allgemeines Interesse beanspruchen könnten, die statistischen Publikationen sie auch berück sichtigten. Eine Tendenz, die Publikationen der Oberfleämter einzuschränken, liegt nicht vor. Beim Kapitel „Reichsgesundheitsamt" liegt eine Resolution vor: „Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dafür Sorge tragen zu wollen, da gewerbsmäßige Handel mit Essigsäure, sogen« Essigessenz, in einer bestimmten Konzentratio Genußmittel unter die Vorschriften über den L mit Giften gestellt werde." Abg. Hermes (frs. Vgg.) weist die vom Antrick gegen die Berliner Krankenhäuser gerit Angriffe zurück und geht dann näher auf die würfe ein, welche der Abg. Antrick gegen die Wallung des Moabiter Krankenhauses erhoben und die sämtlich entkräftet worden seien. Abg. Antrick (ioz.): Von dieser ange Entkräftung meiner Vorwürfe ist mir nichts b< Der eine der beiden Stadträte hat mitgete hätte bei meiner Entlassung aus dem Krankei Moabit über schlechtes Essen geklagt. Di blanke Erfindung, denn ich bin gar nicht ai Krankenhausküche beköstigt worden. Es wL richtlich nichts von dem zu widerlegen gewesen, ich behauptete. Abg. Fischbeck (frs. Vp.): Gerade die G heften haben den Angriffen des Abg. Antrick ei sonderes Relief gegeben. Der Berliner Ma« mußte also diesen Einzelheiten nachgehen, m haben sich eine Menge Irrtümer und Uebertreiln herouSgeftellt. Thatsächlich kann sich Berlin i« ganzen Welt mit seinen Krankenhäusern sehen la Die ganze Sache ist nur hier vorgebracht, um pa politisch gute Geschäfte zu machen. Avg. Singer (soz.): Der letzte Satz des § redners enthält eine Insinuation, gegen die ich k energisch Verwahrung einlegen muß. Die Ei«, Hessen, die wir vorgebracht haben, fino nicht in Punkten widerlegt worden, und die städtische r wassung sollte uns dankbar sein, daß wir ih« Gelegenheit geben, die Mißstände zu beseitigen. Avg. LangerhanS(fr. Vp.) wendet sich gs » die Ausführungen des Abg. Singer und verteil diejenigen des Abg. Fischbeck. V Abg. Antrick vernicht unter steigender Un» t des Hauses die einzelnen Ausführungen der V Fischdeck und Langerhans zu widerlegen. Rev ' gcyt dabei auf die Behauptung des Krankens 2 Dezernenten ein und jucht nachzuweisen, daß di i objektive Unwahrheiten in der Berliner verordneten-Vcrsammlung vorgcbracht habe. Abg. Münch-Ferber begründet seine mitgetcilte Resolution. In den letzten drei Joli haben sich die Unglücksfälle infolge des Genu von Essigessenzen oder der unvorsichtigen ß Wendung dieser um 3M Prozent vermehrt. Staatssekretär Graf Posadowsky: D Bundesrat liegen Anträge im Sinne der Resolm vor und er wird sich darüber in der nächsten t schlüssig machen. Die Resolution Münch-Ferber wird mit schm- Mehrheit angenommen. Bei den Ausgaben für das „ReichSversichernd amt" bedauert Abg. Hitze (Ztr.), daß die Senatspräfidenlen> ReichS-VersicherungsamteS in ihren Rang- und i baltSverhälmiffcn nicht so gestellt seien, wie eS> hohen Stellung dieses Amtes entspreche, und dai keiner ger vier schlesischen Invaliditäts-Anu^ katholische Schwestern und Wärter zugelad worden seien, obwohl Schlesien doch überwies« katholisch sei. Prnetzischrr Landtag. Das Abgeordnetenhaus erledigte am Mo»f vom Kultusetat den Titel „Ministergehalt" bei' ganzen unerheblicher Debatte. Präsident v. Krö« machte zum Schlüsse der Sitzung noch die Mitleid» daß er behufs Fertigstellung der Etats vor ' Osterferien für einen der nächsten Tage eine Abi« sitzung Vorschlägen werde. Am Dienstag wurde im Abgeordnetenhaus« Erledigung einiger kleineren Vorlagen die W b-ratung mit dem Ministerium der auswärtigen k qelegenheiien fortgesetzt. Hierbei machte der Stas' sekrctär b. Richthofen die Mitteilung, daß die ck tische Regierung die Wünsche des deutschen Buck Hilfsbundes wegen Beförderung seiner SenduÄ in die Konzentrationslager im vollen Umfange ' füllt hat. Der Staatssekretär knüpfte an dieie Ä' teilunq die Mahnung, die berechtigte Empfindlich! der Engländer nicht deutscherseits immer von ne«' zu verletzen; werde dies beachtet, dann werde Unterstützung der notleidenden Buren erleid vielleicht auch die Absendung deutscher AmbulaB zu ihnen ermöglicht werden. Der StaatSjekrck fügte einige sympathische Worte betreffs des wundeten Generals Methuen, der zur Zeit der K^ Wilhelm I. und Friedrich III. englischer Milb( attache in Berlin gewesen sei, hinzu. — NLV Sitzung Donnerstag. iS--» SS-s Uon Uah und Fer«. Der Marschendichter Hermann Allme« ist am Montag, 81 Jahre alt, in Rechtens einem Schlaganfall erlegen. Zwei ^aare. 14) Roman von C. Köhler. <8°rNedi>! o.> Man speiste im Rosendos ziemlich früh zu Mittag und die beiden Mädchen waren gleich nach Tisch forlgegangen. Fritz hatte versprochen, sie abzuholen, als aber die bestimmte Stunde verstrichen war, ohne daß er erschien, meinte Dora, es sei besser, recht zeitig aufzubrechen, ehe die Dämmerung eintrele. Ter Edelhof lag ungefähr eine Stunde vom Rosenhof entfernt. „Ich werde Fritz tüchtig schelten, daß er nicht Wort gehalten hat," sagte Dora lachend; „es ist doch recht ungalant von ihm, sich so wenig um uns zu kümmern." Ada stimmte heiter bei. Plaudernd schritten sie vorwärts, aber bald kam es aus sie herab in dichten weißen Flocken, in tollem Jagen. Die Mädchen beschleunigten ihre Schritte. „Mama wird in Helles Jammern aus brechen, wenn sie den Schneewirbel sieht und uns nicht daheim weiß," meinte Dora. „Dort sehe ich jemand kommen!" rief Ada plötzlich, als in einer ziemlichen Entfernung zwei dunkle Gestalten vor ihnen auftauchten. „Zwei Personen," bemerkte Dora; „das wird Fritz mit Herrn Bering sein, wir wollen ihnen winken." Sie schwenkten ihr Taschentuch, um die Entgegenkommenden aufmerksam zu machen, aber diese schienen sie nicht zu bemerken. Etwas unwirsch steckie Dora ihr durchnäßtes Taschen tuch wieder ein. Die Entfernung zwischen den beiden Ge stalten wurde geringer und die Mädchen ge wahrten jetzt, daß sie sich getäuscht hatten, es waren nicht die Herren, die sie zu erkennen ge glaubt halten. Dora stieß auf einmal einen leisen Schrei aus und blieb stehen, hastig packte fie Adas Arm; aber auch diese war leichenblaß geworden und blickte mit entsetztem Ausdruck den Kom menden entgegen. Und doch bot der Anblick der beiden nichts so Entsetzliches. Es war ein älterer und ein jüngerer Mann. Sie trugen ziemlich geschmack volle Kleider und auch ihre Haltung zeigte an, daß fie den besseren Ständen angehören mußten. Als fie sahen, daß die beiden Mädchen stehen geblieben waren, wurden fie aufmerksam. Der jüngere drückte seinen Hut tiefer in die Stirn, der ältere aber machte eine Bewegung, als ob er auf die jungen Damen zntreten wollte. „Vorwärts, Ada, schnell!" flüsterte Dora und zog ihre Gefährtin hastig mit ssch fort. „Alle Wetter, Möller ich glaube, ich habe da eine Bekannte gesehen," sagte der ältere Herr, den jungen Damen aufmerksam nach blickend. Möller zog die Schultern hoch. „Die eine kenne ich, es ist Dora v. Rosen, die Freundin meiner ehemaligen Braut," be merkte Möller, „ihre Begleiterin ist mir aber fremd. Sollten Sie das junge Mädchen kennen, Kolafinsky?" „Ich glaube," versetzte dieser mit einem lauernden Ausdruck in den dunklen Augen; „wir werden schon in Erfahrung bringen, wer fie eigentlich ist. Ich sage nur soviel, Möller: die Reise hierher ist nicht vergeblich gewesen." „Wie man es nimmt, ich habe bei dieser Gelegenheit mein letztes Grundstück verkauft. Himmel und Hölle, wenn ich denke, daß ich vor knapp drei Jahren noch ein reicher Mann war!" „Ruhig Blut, ruhig Blut!" beschwichtigte der andere, „Sie können wieder oben schwimmen, das wechselt leicht." Die beiden Mädcheu waren so schnell ge gangen, daß fie ganz außer Atem waren. Endlich mußten fie stehen bleiben- um Luft zu schöpfen. Dora faßte sich zuerst. „Wie thöricht ich eigentlich bin," begann sie; „ich werde bald vor meinem eigenen Schatten davon laufen. In dem einen der Herren vermeinte ich einen ehemaligen Bekannten zu erkennen." „Denken Sie nur, Fräulein von Rosen," sagte Ada, „ich glaubte an dem älteren Herrn eine große Aehnlichkeit mit meinem verstorbenen Papa zu entdecken. Wie kindisch man doch sein kann — Papa ist ja schon lange tot. Ich will Mama von dieser Be gegnung nichts sagen, fie regt fich immer so furchtbar auf, wenn ich von ihm spreche. Ich hab' ihn auch nicht oft in meinem Leben ge sehen, er war meist auf Reisen und ich meine fast, er hatte mich auch nicht sonderlich lieb, denn der gute alte Rektor Vollhard war viel herzlicher zu mir." Dora hörte kaum auf die Erzählung ihrer Begleiterin. Der schöne, vornehme Mann, was war aus ihm geworden? Ein Abenteurer, dem j« bessere Mensch unwillkürlich auswich —, so tief können böse Leidenschaften D lassen! Das Rollen eines Wagens entriß, ihrem Nachdenken; Fritz kam ihnen end entgegen. Er entschuldigte lein Zuspätkommen d» geschäftliche Abhaltung und bat fie demütig' Verzeihung. Ada gewährte ihm dieselbe unter lachet Vorwürfen, und Dora, sich gewaltsam Verstimmung entreißend, stimmte ihr bei. In anscheinend fröhlicher Laune legte kleine Gesellschaft die Fahrt nach dem Rose» zurück. Ada fühlte ab und zu ein leises Fröss durch ihre Glieder schleichen und später llak fie auch über Kopfschmerz. Noch in der Nacht kam bei ihr Heft'? Fieber zum Ausbruch und am nächsten N mußte der Arzt geholt werden. Fritz von Rosen zeigte fich sehr sorgt, „fast zu besorgt", wie seine meinte. Mit der eigensinnigen Beharrlichkeit, die si ihrer hervorragendsten Eigenschaften bild«' verlangte fie, Frau von Blinska möge d ganzen Tag bei ihr bleiben, ohne fich uw" krankes Kind zu kümmern. „Dafür find die Dienstleute," bemerkte, als Dora ihr deshalb Vorstellungen mach' „auch kannst du von Zeit zu Zeit nach. sehen. Maria ist nur für meine Person da» ich verlange, daß fie bei mir bleibt."