Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 08.03.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190203086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19020308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19020308
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-08
-
Monat
1902-03
-
Jahr
1902
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 08.03.1902
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
bis und nicht e" (Fortiesunz falzt.) 8» >- ent bc- > lästige amtliche el." ein Tchiffsuutergang. Wie dem ,Temps' aus Saigon gemelvet wird, ist ein chinesisches Schiff mit 250 Passagieren an Bord auf der Reise von Namdinh nach Hanoi bei Hungyen untergegangen; 200 Personen, darunter eine Französin mit zwei Kindern, find, wie die Mel dung weiter besagt, ertrunken. GerichtslsaUe. Düsseldorf. Wegen Herausforderung zum Zweikampf mit tödlichen Waffen in zwei Fällen ist vom hiesigen Kriegsgericht ein Reserveleutnant auS dem Landwehrbezirk Barmen zu 5 Wochen Festung verurleilt worden. Leipzig. Einen Mordversuch auf ihre Dienst herrin hatte die noch nicht 15 Jahre alte Dienstmagd Ida Schöffen aus Nellschütz verübt, weil diese das lange abendliche Ausbleiben des Mädchens der Mutter u.it,eilen wollte. Sie goß der Frau Schwefelsäure in den Morgenkaffee, erreichte aber glücklicherweise den gewollten Zweck nicht. Da- Landgericht verurteilte das Mädchen zu anderthalb Jahr Gefängnis. gesenkt: ihr bleiches, abgehärmtes Gesicht halte jede Spur der eiktstigen, anziehenden Frische verloren. Möller murmelte etwas, das wie ein Abschiedswort klang, dann ging er. Eine Stunde später hatte er Kolafinski in seinem Hotel ausgesucht. .Sie reisen mit dem Nachtzuge?* fragte er; .ich schließe mich Ihnen an. Mir ist der Aufenthalt in Breslau verleidet worden.* Frau von Strehlen ruhte in der Erde; sie hatte kein prunkvolles, aber ein würdiges Leichen begräbnis erhalten. Für Emmy von Strehlen brach nun eine schwere Zeit herein; man ließ ihr nicht einmal Ruhe, sich dem Schmerz um die Tote hinzu- geben. Wie die Landrätin es vorhergesagt hatte, so kam es; alle, die Geld zu fordern hatten, eilten herbei, um ihre Rechte geltend zu machen. Die zahlreichen Bekannten und Freunde waren plötzlich unsichtbar geworden. — Nach dem sie der Landrätin die letzte Ehre er wiesen hatten, schienen sie alle verschwunden zu sein. Die prachtvolle Aussteuer gab Emmy zurück, dir Wohnungseinrichtung, Kleider, Schmuckgegen- stände verkaufte sie, um aus dem Erlös die Schulden zu bezahlen. Von Hohenstein erhielt ste einen Brief; er hatte es nicht gewagt, selbst zu kommen. Ueber die Züge des bleichen Mädchens flog ein matter Glücksschein, als sie sein Schreiben las. Bald antwortete sie ihm und schrieb ihm alles — die ganze, reine, ungeschminkte Wahrheit. Da» Klameamediam A««a Kothe. Die geharnischten Worte des Kaisers über die Machenschaften der Gesundbeter und Spiri tisten und derlei Dunkelmänner haben ihren ersten greifbaren Erfolg zu verzeichnen. Das be—rühmte Blumenmedium Anna Rothe in Berlin, jene vielgereiste und durch ihre Wunder seancen zu einem Jdealmedium gestempelte Dame aus dem .Geisterreich* ist von der Berliner Kriminalpolizei samt ihrer Sippe ver haftet worden. EL war am 1. d. gegen S Uhr abends, als sich eine Gesellschaft von vierzehn Personen, acht Herren und sechs Damen, in den eleganten Räumen des Mediums, das die halbe erste Elage in der Gledilschstraße K bewohnt, zu einer Seance einfand. Nicht alles Gläubige. Beileibe nicht! Unter der Tafelrunde befand sich ein bekannter Berliner Kriminalkommissar und ein paar seiner Untergebenen, die gegen jeden Spuk gefeit waren. Die Sitzung begann. Erwartungsvolle Stille um die beiden zusammen- gerückten Tische! In dem Geistersalon schienen die dunkeln Gehänge noch schwärzer zu werden, noch vierdimensioualer. Da läßt sich eine Stimme hören. Der Impresario Jentsch spricht. Er redet und redet von Geistern, die da schweben und sich zur Erde niederlaffen, und von Längstgestorbenen, die wieder wach werden und ihre Lieben grüßen. Der Speech war zu Ende. — Und nun kam Anna Rothe an die Reihe. Sie hatte sich vorher die Büste von Damenhand nach irgend etwas Verdächtigem untersuchen lassen. Man sand nichts, durchaus nichts bei dem unschuldigen Mägdelein. Der Tanz sollte jetzt in Fluß kommen. Das Medium stellte sich schlafend. Aber das war Geflunker. Durch einen Augenschlitz konnte die kluge Dame die Situation überschauen. Sie fing zu reden an. Dasselbe Blech wie ihr Herr Impresario. Und dabei klopfte es vom Tische her. Immer stärker und stärker. Ems, zwei, drei. . . . Und es klopfte immer gerade dann, wenn der Impresario im Salon war, sonst nicht. Frau Rothe träumte weiter. Mau stellte ihr Fragen. Sie antwortete dummes Zeug. .Haben Sie nicht vorher eine Geister- rede gehalten?" .Nein, nein, ich weiß von nichts. Hab' ich gesprochen? Ich we.ß von nichts I" Und mit einem Male hob sie die Hände, und Blumen kamen, Blumen — aus freier Luft. Schöne, langstielige, Weiße Narzissen. „Ah* — die Gesellschaft war paff. Biumen aus freier Luft. Da plötzlich erhob fick der Kriminalkommissar und mit ihm seine Unter gebenen: „Meine Damen, so leid es mir thut, ich muß Sie untersuchen lassen!" Frau Rothe fiel in Ohnmacht. So etwas war ihr noch nicht passiert. Ein Polizeimann! Der Im presario stürzt hinzu. Er fleht und lamentiert. Die Tochter der Rothe kommt und der Mediums ehemann, von dem man so lange nichts ge sehen. Ein kunterbuntes Durcheinander, Frau Rothe liegt in Krämpfen oder thut so. Es hilit ihr alles nichts. Eine Polizeioeamün ' visitiert sie von oben bis unten. Man hielt ihr Sie teilte ihm mit, daß ste wieder frei ge worden, aber sie bat ihn, keine Hoffnungen an diese Thatsache zu knüpfen, — sie sei bettelarm. Hohenstein verlangte ungestüm, ste solle das Wenige mit ihm teilen, das er besaß. Aber Emmy blieb fest, ste hatte schon ihren Zukunftsplan entworfen. Durch Vermittelung des Rechtsanwalts, welcher ihre Angelegen- heilen regelte, war ihr die Stelle als Reise begleiterin bei einer kränklichen Dame zugesagt worden. Hohenstein mußte sich mit ihrem Entschluß zufrieden geben, auch hatte ste ihn gebeten, keinen Versuch zu machen, sie noch zu sprechen. Ihr Bruch mit Möller war bald bekannt geworden, doch Emmy kümmerte sich wenig um die Meinung der Leute. Als alle Schulden bezahlt waren, blieb ihr doch noch eine kleine Summe als Notpfennig übrig. Das junge Mädchen nahm von niemand Abschied, nur nach dem Rosenhos schrieb ste an Dora einen ausführlichen Brief. Zu später Abendstunde schickte ste sich an, nach ihrem neuen Bestimmungsorte abzureisen. Als sie in den Wartesaal trat, kam Hohen stein aus sie zu. „Du hast mir zwar verboten, Abschied von dir zu nehmen,* sagte er traurig, „aber ich konnte nicht anders. Zürnst du, Emmy?" Sie konnte nicht „ja* sagen, seine Anwesen heit that ihr zu wohl. Mit leisem Dank nahm ste die Rosen ent gegen, die er ihr in die Hand drückte. Kuntes Allerlei. Unter weibliche« Doktoren. Frau Dc. med.: „Nun Kollegin, wie mach: sich die Praxis?* — Weiblicher Anwalt: „Danke, gut! Von meinem ersten Maune, den ich als Büreau- vorfteher nicht gebrauchen konnte, habe ich mich scheiden lassen, und jetzt habe ich mich mit meinem P.ozeßbevollmächügten im Scheidungs prozesse, einem außerordentlich tüchtigen KolUgen, > associiert und verheiratet!" ->«-» Damit versöhnte er seinen Vater, der über die flotte Lebensweise des Sohnes ungehalten war. Deshalb hatte er auch so rasch um Emmys Hand angehalten, um dem schwererkrankten Later die Nachricht seiner Verlobung mit Fräu lein von Strehlen überbringen zu können. Plötzlich blieb er vor Emmy stehen und sah ihr fest ins Gesicht. „Ich habe einen Nebenbuhler," sagte er rauh. In das bleiche Anlitz des Mädchens stieg heiße Röte, aber mutig hielt ste seinen Bück aus. „Ich habe dir nicht die Treue gebrochen,* sagte ste, „aber wenn du es wissen willst, ja — ich liebe einen andern — aber ich hatte nie die Hoffnung, seine Frau zu werden, und habe ste jcrMl-r auch heute nicht. Was ich aus dem Bruch unseres Verlöbnisses retten will, das ist meine eigene Würde, mein weiblicher Stolz — ich gehe einer trüben, ungewissen Zukunft entgegen, aber ich hebe stolz mein Haupt, denn ich habe Urtrrr da» große Kraadaaglück dri Diukrtsbühl liegt jetzt folgender amtliche Bericht vor: Das in der Nördlingerstraße gelegene abgebrannte Anwesen ist ein kleines einfaches Häuschen mit angebauter Scheune, das von braven rechtliche» Leuten bewohnt war, dem bejahrten Oekonome» Pfanz und seiner Ehefrau, die seit drei Jahreu schwer krank rst und das Bett nicht verlassen kmn. Außerdem wohnten in demselben noch der verheiratete Sohn des Ockonomen Pfanz und seine nahe vor der Entbindung stehende Ehefrau mit ihren zwei Kindern. Der Brand brach kurz vor 8 Uhr morgens auf dem Dach boden der Scheune aus. Die Kinder schliefen noch. Der alte Pfanz schlug so ort Feuerlärm, die alte Frau wurde mitsamt ihrem Bette vom zweiten Stockwerk heruntergebracht, die Kinder wurden geweckt. Sämtliche Bewohner und das Vieh wurden gerettet. Nachbarsleute, darunter Feuerwehrmann, Kaufmann und Magistratsrat Brunner, stellvertretender Bürgermeister von Dinkelsbühl, eilten herbei, teils aus Neugierde, tefls um Mobiliar zu retten. Plötzlich rief ein abseits Stehender: „Der Giebel kommt!* Einzelne der in der Nähe Stehenden flüchteten und konnten sich retten. Mehrere aber blieben wie vom Schrecken gelä.,mt stehen, und so wurden vierzehn Personen unter den Trümmern des Giebels verschüttet. Die eingetroffene Feuer whr und Sani ärskolonne bargen zwei der Verschöneren schwer, jedoch nicht lebens gefährlich verletz«. Die übrigen zwölf P.rsonen konnten nur mehr als Lüchen geborgen werden. Geradezu tragisch ist, wie die ,Mch. N. Nachr.' berichten, das Geschick des verurg ückcen Real schülers Fink zu nennen. Vor zehn Tagen hatte er zwei Kinder unter eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrinkens gerettet, diesmal ist er beim wiederholten Versuch, seinen Nächsten zu Hilfe zu eilen, selbst ums Leben gekommen. Daß der Giebel so rasch einstürzte, liegt caran, daß die Durchzugsbalken in dec G.edelmaucr nicht verankert, ja nichi einmal eingelassen waren, so daß die Mauer durch die sich aus dehnende Hitze auf die Straße herausgedrückr wurde. Ueber d^e Entstehung des Brandes .st die Untersuchung noch nicht abgeschlossen, doch ist der Verdacht ausgetreten, daß Brandstiftung vorliegt. mir mein Selbstbewußtsein gerettet. Möller zuckte verständnislos die Schultern; das war ihm zu hoch — Emmy hatte oft so sonderbare Ansichten — die jäh ausgeloderte Eifersucht sank zu Asche zusammen. „Gut, also es ist zwischen uns beiden aus?' fragte er in seiner rücksichtslosen Art; „besinne dich nochmals, Emmy, jetzt gleich — morgen ist et zu spät." „Ich brauche keine Ueberlegung — ich bleibe bei dem, was ich gesagt habe l* „Nun, dann Gott besohlen." Er griff nach seinem Hut, dann wendete er ßch zögernd zu ihr. Sie hatte die Hände gefaltet und die Augen „Ach,* flüsterte sie, „ich fürchte nur, unsere Liebe wird dein Verhängnis sei».* „Ohne dich gibt es kein Glück für mich," beteuerte er, sie zärtlich anblickend. „Ich hoff« zuversichtlich, daß du mich nun nicht mehr auf geben wirst!" „Niel" entschlüpfte eS ihr leidenschaftlich. Die Zeit drängte, noch wenige Minuten und das Dampfroß führte Emmy weit fort. I» letzten Augenblick verlor das junge Mädchen die mühsam behauptete Fassung. „Leb' wohl," schluchzte sie laut, „der Himmel möge uns ei« frohes Wiedersehen schenken!" „Soll schütze dich, mein Lieb," sagte er innig; „wir wollen tapfer und mutig aus- harren." Emmy eilte hinaus uud bestieg den Zug. — Auf dem Rosenhofe hatte der plötzliche Tod der Landrätin große Bestürzung hervorgeru-en. Frau von Rosen insbesondere zeigte sich sehr erschüttert. Maria mußte ihren ganzen Einfluß auf- bieten, um die Dame zu zerstreuen und auf zuheitern. Als sie später von Emmys Entschluß erfuhr, fich selbst ihr Brot zu verdienen, war sie wieder eine Zeitlang außer fich. „Was soll sie denn thun?* fragte Dora endlich ungeduldig; „fie muß doch leben, und du weißt, daß die Landrätin Schulden hinter lassen hat, die bezahlt werden mußten." „Ja, ja, fie haben immer über ihre Ver hältnisse gelebt," seufzte Frau von Rosen, „daS rächt sich nun." Paket mit 500 großen Bronzemedaillen, die in vortrefflicher Prägung auf der Vorderseite das Doppelbildnis des Königs Wilhelm und der Königin Augusta, auf der Rückseite die Rhein brücke bei Hamm auf der Strecke Düsscldorf- Neuß und die Jahreszahlen 1868/71 auswiesen. Die Medaillen waren zur Einweihung der ge nannten Blöcke gefertigt worden, die Feier sollte 1870 stattfinden, mußte aber infolge des Aus bruchs des Krieges unterbleiben. Nach einer Bestimmung des Ministers der öffentlichen Arbeiten wurden die Medaillen jetzt den älteren Beamten geschenkt. Bon dem Selbstmord eines jungen geistes kranken Mädchens wird aus Harburg gemeldet: Hier wohnt seit langem die Kaufmannsfamilie Cottini aus Italien, die in sehr guten V^r- mögensverhältniffen lebt. Das Ehepaar Cottini hat zwei erwachsene Töchter im Alter von 17 und 19 Jahren. Die ältere ist geisteskrank. Als die jüngere Schwester kürzlich auf wenige Augenblicke fortging, um einige Waren ein- zukausen, benutzte die ältere Schwester diesen Augenblick zu einem Selbstmord. Sie holte eine Kanne Petroleum herbei, goß den Inhalt ins Bett, legte fich in dasselbe hinein und zündete dann das Bett an. Als die jüngere Schwester heimkehrte, fand fie die Unglückliche bewußtlos vor dem Bett liegend entsetzlich verbrannt vor. Die bedauernswerte Person wurde ins K anten haus geschafft, wo fie gleich darauf verstarb. Fahrlässige Tötung durch eine Nat«r- ärztm. Aufsehen erregt in Tilsit die Ver- ha.tung der gesellschaftlich geachteten und fich eines großen Rufes erfreuenden Naiurärzlin Fräulein Klara NibioS. Ihr wird fahrlässige Tötung zur Last gelegt, da fie zwei an Tiph- theritis erkrankte Kinder falsch behandelt und dadurch deren Tod herbeigesührt Haren soll. Ei» grausiger Kiudesmord ist in Inster burg enld.cki worden. Die Dienstmagd St. schnitt ihrem neugeborenen Töchterchen den Kopf ab und versteckte diesen im Stall, wo er kürzlich von der Polizei gefunden wurde. Den Rest des Körpers hatte fie in den Abort ge worfen. Die unnatürliche Mutter ist verhaftet und einstweilen in das Krankenhaus gebracht worden. Eine neue Act Widerstand gegen die Staatsgewalt hat eine Arbeiterfrau in Elbing ersonnen, welche mehrere Strafen zu verbüßen hatte und fich freiwillig dazu nicht stellte. Nun mehr erschien ein PoÜzeibeamter, um fie in das Geiängnis abzuführen. Sie widersetzte fich jedoch so energisch, daß der Beamte allein mit ihr nichts ausrichtete, sondern Hilse holen mußte. Als er dann mit einem Kollegen wiederkehrte, und die Frau nun mit Gewalt abgesührt werden sollte, griff fie zu einem etwas drastischen Mittel. Sie entkleidete fich nämlich Plötz ich bis miss Hemde und stellte es den Beamten frei, fie in diesem Aufzuge zur Polizei zu bringen. Es mußte unter diesen Umständen allerdings von der Verhaftung vor der Hand Abstand genommen werden. Freilich wird auch dies Mittel wahrscheinlich auf die Dauer nicht verfangen, und die resolute Dame dürfte damit ihr Sündenregister ganz erheblich beschweren. Unglücksfall oder Berbrechen? Der betagte Besitzer Boersler aus Lobdowo wurde in der Nähe des Bahnhofs, hart am Gleise der elektrischen Stadtbahn, mit gespaltenem Schädel tot aufgefunden. Verschiedene Anzeichen deuten darauf hm, daß ein Verbrechen vorliegt. Begnadigung. Der deutsche Tourist Otto Müller, der in Riva ohne jeden Anlaß den auf der Straße promenierenden Dr. Laoenburger ermordete und vom Schwurgericht zu Revereto zum Tode verurteilt wurde, ist zu lebensläng lichem Zuchthaus begnadigt worden. Die Ueberschwemmungen in Amerika. Wie aus den überschwemmten Gcb steilen ge meldet wird, find Millionen Dollar an Eigen tum verloren gegangen und 23 Menschen in den letzten 24 Stunden umgekommen. — Bei den Ueberschwemmungen find in Wilkesbarre (Pennsyloanien), wo 100 Familien ohne Ob dach sind, sechs Personen umgekommen. Der Eisenbahnverkehr auf den nach New York führen den Linien ist gestört. Die Stadt Albany ist überschwemmt. die Hände sest, daß fie fich nicht rühren konnte, und dann ging es ans Suchen. Und was fand man da in den Unterkleidern verborgen? Acht schöne, runde, frische Ap-elfinen und einen ganzen Haufen dieser zierlichen, langstieligen, Weißen Narzissen, die eben erst die Geister herabgewcrsen hatten. Arme Frau Rothe! Die Polizei war erbarmungslos. Von der Straße her waren während des Lärms noch einige handfeste Polizisten heraufgekommen. Alles Sträuben half nichts. Frau Rothe und ihre Verwandtschaft samt ihrem ingeniösen Im presario mußten in sicherem Gewahrsam mit nach dem Alexanderplatz wandern, auf daß sie in der Dämmernacht der Zelle über das Reich der Geister nachdenken können. Das der Ausgang der Tragikomödie. End lich hat das Schicksal die erst vor kurzem in öffentlicher Versammlung entlarvte Frau Rothe, die einstige Töpferfrau aus Chemnitz, ereilt. Mit der Mediumschaft wird es nun aus sein. Und die zahreichen Gläubigen, die in der Gledilschstraße, nachoem fie schriftlich um Ein laß zu den Seancen gebeten, gar oftmals fich die Spukgeister zitieren ließen, werden nun dem Obolus, den fie in gutem Silber und Gold erlegen mußten, manche Thräne nachweineu. cc». r.ü N»u Nah und Fern. Ehrengrab für Frhr«. v. Ketteler. Um dem früheren deutschen Gesandten in China, Frhrn. v. Ketieler, der unerschrocken sein Leben für Kaiser und Reich und für seine christlichen Brüder einsetzte, ein Ehrengrab zu errichten, hat fich ein Komitee unter dem Protektorat des Herzogs Ernst Günther zu Schleswig-Holstein gebildet, dem u. a. der Reichskanzler, Graf Waldersee, der Staats sekretär des Auswärtigen Amtes Frhr. v. Richt- ho'en, der Minister Dr. Studt und der Ober- Präsident der Provinz Westfalen Freiherr v. d. Recke angehören. Für das Ehrengrab hat der Kaiser einen Platz im Schloßgarten zu Münster bestimm!. Der von einem Attentate he'mgesuchie Nordsüdcxpreßzug, in welchem hinter der Station Regensburg zwei Fenster des Speisewagens von Schüssen getroffen, führte außer der nach Florenz reisenden Prinzessin Friedrich Karl von Preußen noch zahlreiche Passagiere höherer Stände in seinen eleganten Wagen. Unter anderen befanden fich darin der außerordentliche Botschafter des Prinz-Regenten Luitpold, Kron- oberhosmcister Fürst v. Oettingen mit den Herren seiner Begleitung, welche sämtlich den Zug zur Reise nach Rom benutzten. Ferner nahmen an der Fahrt teil der sächsische Gesandte in München, Freiherr v. Friesen, we'cher in außerordentlicher Mission zum Papftjnbiläum beglaubigt ist, und Oberhofmeister Graf zu Castell, der sich der bayrischen Mission ange schlossen hat. Unter dem Passagiergut befand fich in sechs Kisten die prächtige Kreusigungs- gruppe aus Meißener Porzellan, ein Geschenk des Königs von Sachsen an den Papst. Der Fiskus als Erbe. Die russische Fürstin Sul'owski, die Gatlin des jüngeren Fürsten Sulkowski, des letzten Ordinaten der fürstlichen Majoratsherrschast Reisen, ist kinder los gestorben. Fürst Sulkowski, der selbst leidend ist, wird wohl kaum eine zweite Ehe eingehen, und dann fäll« die etwa 20 000 Morgen große fürstlich Sulkowskische Majorats- Herrschaft Reisen in absehbarer Zeit an den preußischen Fiskus. Vor kurzem haben erst die Gerichte die Klage der Grafen Potocki als vorberechtigte Anwärter auf die Majoratsherr schast Reisen abgewiesen. TybhuSverdLchtig. Im Militär-Lazarett in St. Johann-Saarbrücken liegen seit einigen Tagen 130 Soldaten des 70. Infanterie- Regiments, die von den Aerzten als typhus- verdächtig behandelt werden. Das General kommando in Koblenz hat die Untersuchung an geordnet. Ei« schönes Ergebnis zeigte die von der Gesellschaft „Harmonie" in Rheydt bei M.-Gladbach gegebene Wohlthätigkeitsvorstellung zum Best n erholungsbedürftiger Kinder aller Konfessionen. Dieselbe hatte einen Reinertrag von 2800 Mk.; von diesem Betrag sollen fünf undzwanzig Kinder neu bekleidet und sechs Wochen in den Ferien zur Erholung nach Kreuz nach gesandt werden. Bei einer plötzlich vorgenommcnen Revision der Stadthauptkasse in Bochum wurden V.runtreuungen entdeckt. Schon in voriger Woche waren zwei Vollziehungsbeamte wegen Unterschlagung von Strafgeldern rc. ver haftet worden. Diese sollen mit zwei Buch haltern der Stadthauptkaffe unter einer Decke gesteckt haben. Die beiden Buchhalter, wie auch ein anderer in die Angelegenheit verwickel ter Beamter, find vorläufig vom D.enste sus pendiert bezw. anderweitig beschä tigt worden. Ueber die Höhe der Verfehlungen ist noch nichts Bestimmtes zu erfahren, da die Untersuchung noch nicht abgesch offen ist. Lrebesdrama. Am 1. März gab ein Arbeiter im Hotel Stadr Brandenburg zu Essen auf seine Braut, die dort eine Zusammen kunft mit einem Liebhaber hatte, zwei Schüsse ab, verwundete dieselbe aber nur unerheblich. Dann eilte er, da er verfolgt wurde, auf die Straße, wo er fich selbst erschoß. Em sonderbarer Fund wurde dieser Tage au« dem Speicher des Bahnhofs Düffeldors- Drrendorf gemacht. Man entdeckte dort ein
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)