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Allgemeiner Anzeiger : 11.12.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190112119
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19011211
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-12
- Tag 1901-12-11
-
Monat
1901-12
-
Jahr
1901
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 11.12.1901
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Uoiiltjche Rundschau. Deutschland. * Graf Waldersee, der den Kaiser feit den ersten Tagen nach seiner Rück'ehr bei den Begräbnisseierlichkeiten iür die Kaiserin Friedrich nicht gesehen hat, ist in Schlesien, als Jagdgaft de« Fürsten Henckel v. Donners marck. mit dem Kaiser zusammengetroffen. *Die Ehescheidung des Groß- Herzogs von Hessen soll nach der.Köln. Ztg/ durch einen besonderen Senat des Ober landesgerichts in Darmstadt, bei dem der Groß- herzoa Recht nehmen will, ausgesprochen werden. Dadurch soll jeder Schein vermieden werden, daß besondere Dinge zu verheimlichen seien. Wie verlautet, gedenkt der Großherzog seine -ur Zeit bei ihm weilende Schwester nach Kiel zu begleiten und das Weihnachtsfest in der Familie des Prinzen Heinrich zu verbringen. * Anscheinend offiziös wird gemeldet, daß man in den maßgebenden Kreisen diedeuts ch- feindliche Bewegung unter der pol nischen Studentenschaft des Aus, lande« mit großer Ruhe verfolgt. Die Rücksvrache der deutschen Botschafter in Wien nnd Petersburg mit den dortigen leitenden Mi. stern bat ergeben, daß sowohl die öster reichische wie die russische Regierung entschlossen find, Deutschland in der Abwehr der deutschfeindlichen polnischen Bestrebungen zu unterstützen, nimal man sich nickt verhehlt, daß diese Bestrebungen im letzten Grunde darauf gerichtet find, das gute Einver nehmen der beteiligten drei Kaiser- möchte zu stören. » *Jm Reichstage hat Abo. Fürst Radziwill am Donnerstag die Inter- vellation wegen der Vorgänge in Wreschen eingebracht. Unterschrieben ist die Interpellation von 14 Polen, 38 Mitgliedern des Zentrums, 3 Welfen und 8 Elsaß- Lotbringern. * Die Reichstags - Stichwahl in Wiesbaden soll, entgegen anderweitigen Mitteilungen, nunmehr auf den 11. Dezember anberaumt sein. Oesterreich-Ungar«. "Die liberalen Deutschen in Oesterreich glauben wohl nicht mit Unrecht, daß bei den jetzigen häuslichen Zwistigkeiten innerhalb der alldeutschen Fraktion im österreichischen Reichsrat »nr fie der Zeit punkt gekommen sei, ihre erheblich geschwächte Stellung wieder zu stärken. In einem Rund schreiben fordert die Fortschriitsvartei zur Bildung von Bezirks- und Lokalverbänden ans; man sei des politischen Komödienspiels und des alles öffentliche, wirtschaftliche und gesellschaft liche Leben zersetzenden Treibens satt, das an Stelle eines vernünftigen Handelns in der Politik den wüstesten Partei-Terrorismus setzen wolle. Die Fortsckrittspartei sei am meisten berufen, die Geschicke des deutschen Volkes in Oesterreich zu leiten. r Gnglqnd. * König Eduard hat sich beim Empfang des neuen deutschen Botschafters, Grafen Wolff-Metternich, über die gegenwärtig vortrefflichen Beziehungen zwischen Deutschland und England verbreitet und die Goffnung ausgedrückk, daß diese Beziehungen möglichst freundlich auch in der Zukunft bleiben möchten. Graf Metternich übermittelte dem König den Ausdruck der nicht minder warmen und freundlichen Gesinnungen des Kaisers Wilhelm. Belgien. *Die belgische Deputierten- Kammer hat am Donnerstag den von der Regierung eingebrachten Gesetzentwurf, welcher die Dauer deS Militärdienstes auf 20 Monate für die Fußtruppen und 36 Monate für die Kavallerie und die berittene Artillerie festsetzt, angenommen. Holland. * In der holländischen zweiten Kammer er klärte Minister van Leyden auf die Anfrage des sozialistischen Abgeordneten Vankol, ob das Ministerium geneigt sei, die englische Regierung zu ersuchen, die Frauen und Kinder aus den Konzentrationslagern ch Europa zu überführen, und ob ferner der Minister bereit sei, mit anderen Mächten in Verbindung zu treten, um durch deren Einfluß das Los der in den Lagern Eingeschlossenen zu mildern, die Regierung könne nur dafür Sorge tragen, daß die den in den Lagern be findlichen Personen zugedachten Unter stützungen an ihren Bestimmungsort ge langen. Den in den Lagern befindlichen hol ländischen Staatsangehörigen stehe es, soweit fie nicht Kriegsgefangene seien, frei, die Lager zu verlassen. Den andern Staaten müsse man es überlassen, für ihre Staatsangehörigen zu sorgen, die holländische Regierung könne nicht weiter gehen. General Kamilla«, der neue englische GencralstabSchef in Südafrika. Svanie«. *Der Reorganisation des spanischen Heeres widmet der Kriegsminister General Weyl er augenscheinlich lebhafte Fürsorge. Er erklärte in der Kammer, er sei befriedigt über den Zustand der Armee und werde im kommenden Mai probeweise ein Armee korps mobilisieren. Der ihm be willigte Zuschlag von neun Millionen werde zu dem Ankauf von Schnellfeuer geschützen im Ausland dienen; die Muni tion werde im Jnlande beschatt werben. Eine halbe Million die ebenfalls bewilligt wurde, wird fürB ef estig « ngen Sei Gibraltar und auf den Balearen verwendet werden. Weyler hofft, in drei Jahren die Heeres-Neu einrichtung durchzuführen. Amerika. *Jn den Ver. Staaten haben mehrere Senatoren A n t r ä g e eingebracht, die strengere Maßregeln gegen die Anarchisten ver langen. * Der Bericht der Kommission für den Isthmus-Kanal befürwortet die Wahl der Route über Nikaragua, deren Kosten etwa 190 Millionen Dollar betragen. Die Kosten der Panamaroute werden auf 144 Millionen Dollar geschätzt, aber es würden außerdem 109 Millionen Dollar erforderlich sein, um die Konzession für den Bau auf dieser Route zu erhalten. Der Bericht gibt zu, daß die Panamaroute viele Vorteile biete, kommt aber zu dem Resultat, daß die ausführbarste Route für einen Kanal mit den Der. Staaten als Eigentümer die durch Nikaragua sei. Es wird der Regierung empfohlen, einen 10 Meilen breiten, von Meer zu Meer gehenden Streiten Landes von Nikaragua zu erwerben, durch den der Kanal zu führen wäre. Auf den Bau werden acht Jahre gerechnet. *Der Aufstand in Kolumbien hat mit der Uebergabe von Colon an die Regie rungtruppen seinen Halt stark verloren, und man kann wohl annehmen, daß er in kurzem vollständig zusammenbricht, wenn auch einzelne Abteilungen den Kampf sortzuführen versuchen. Die Tochter de» Kerkermeister». 3' Roman von Karl v. Leistner. sFortse»un^) So erbot sich Herr von Ahlburg, ihm mit einem Darlehen von zweitausend Mark aus- zuhelfen, wogegen Ferdinand sein Ehrenwort für dessen Heimzahlung an einem festgesetzten Termin verpfändete. , Zwischen der ältesten Tochter des Guts- bcfitzcrs, Charlotte, und dem jungen Hausfreund war jedoch eine den Eltern vorläufig noch ge heim gehattene warme gegenseitige Neigung entstanden. Ferdinand hegte die Absicht, nach genügender Sicherstellung seiner Existenz und Abtragung der Schuld, um die Hand des Mädchens zu werben, da er früher auf Ein willigung kaum rechnen durste. Leider gestaltete sich indes die Zukunst ganz anders, als es das Paar gehofft hatte. — Am Tage der Fälligkeit jenes Darlehns beauftragte Herr von Ahlburg in der bestimmten Annahme zu gewärtigender Zahlung seinen Verwalter Matthäus Glock, der in allen ge schäftlichen Dingen sein Faktotum war, dem Doktor Kron die unterschriebene Quittung gegen Empfangnahme der Summe in S. zu prä sentieren. Da aber Ferdinand am nächsten Morgen zu verreisen gedachte, wußte er am Wend bei einbrechender Dunkelheit noch eine Zusammen kunft mit Charlotte im Schloßpart zu ermög lichen, und hierbei fügte es sich so unglücklich, daß die Liebenden während ihrer Unterredung vom Vater überrasch! wurden. Dieser zeigte sich über die Entdeckung sehr ungehalten, verwies der Tochter strengstens ihr Benehmen und forderte den jungen Arzt auf, ihm unverzüglich in sein Kabinett zu folgen. Kurz darauf vernahm die Dienerschaft einen im betreffenden Parterreraum stattfindenden heftigen Wortwechsel zwischen den beiden Männem. Es was später traf Ferdinand mit Charlotte im Vorplatze des oberen Stockwerkes nochmals zusammen, da er der soeben aus dem Garten Kommenden nacheilte, um ihr mit verstörter Miene und mit vor Erregung zitternder Stimme eine alle Hoffnungen zunichte machende Kunde zu bringen. Er habe sich wegen erlittener schwerer Be leidigungen mit ihrem Vater vollständig entzweit, dies war der Sinn seiner hastig heroorgestoßenen Worte. Ohne sich zu weiteren Erörterungen Zeit zu gönnen, nahm er Abschied von dem bestürzten Mädchen und stieg die Treppe wieder hinab. Unmittelbar nach diesem Vorgang ertönte unten ein Schuß. Der Herbeiellende Verwalter Glock und der im Ahlburgschen Hause lebende Verwandte Olaf Lindström sahen im Korridor eine Gestalt Vor überhuschen, und in das Kabinett des Guts besitzers stürzend, sanden fie diesen mit durch schossener Brust bereits leblos vor. Natürlich mußte unter solchen Umständen der Verdacht eines verübten Verbrechens auf Doktor Kron fallen. Er wurde sofort verhaftet, leugnete aber hartnäckig, die That begangen zu haben. Nach Der Ausständischenführer Diaz hat sich mit zehn seiner Anhänger bereits bei Gorgona er geben. Seine übrigen Anhänger haben sich dem Awständischenttthrer Porros angeschlossen, der weiteren Widerstand leisten will. Afrika. *Vom südafrikanischen Kriegs schauplatz wird gemeldet: Eine große An zahl Buren versuchten, die Eisenbahn linie von Natal nach Pretoria zu über schreiten. — Es w rd sestgestellt, daß unter den englischen Soldaten wieder viele an Unter- leibskrankheiten leiden. Diese Krank heiten waren vor einiger Zeit in der Abnahme begriffen, treten aber neuerdings wieder sehr stark au? und erfordern viele Opfer. — Uebrigens soll auch General Delarey vor einiger Zeit an einem typhösen Fieber erkrankt, aber wieder genesen sein. * Eine große Anzahl gefangener Buren ist von den Bermudas-Inseln entflohen. Die Behörde hat eine Prämie von drei Pfund für das Einbringen eines jeden Entflohenen festgesetzt. Es heißt, daß die Buren von der Bevölkerung der Inseln unter stützt werden. Affen. * Während es bisher hieß, daß die noch vorhandenen Kreuzer des nordchinesischen Geschwaders zum Kau? ausgeboten würden, verlautet jetzt, der neue Gouver neur von Petschili, Juanschikai, gehe damit um, das Peiyang-Geschwader zu ver größern und mit englischen und amerikani schen Instrukteuren zu reorganisieren, sowie Lie militärischen Streitkräfte TschUis und Schantungs in ein Armeekorps von 100 000 Mann gleichfalls unter fremden Instrukteuren zusammenzufaffen. Aus dem Reichstage. Der Reichstag setzte am Donnerstag die erste Zolltarifberatung fort. Preußischer Handelsministrr Möller verteidigte gegenüber dem Abg. Richter den Tarifentwurf im ganzen wie im einzelnen und er klärte sich als Freund von Handelsverträgen, welche auf Grund dieses neuen Tarifs sehr wohl und günstig zu erzielen seien. Abg. Vogel (Antis.) trat zu Gunsten der Vorlage ein; eben o der bayrische Abg. Nißler (kons.), der den Standpunkt der Klein bauern in seiner Heimat klarlegte. Dem Abg. Bebel (soz.), der zu beweisen suchte, daß nicht die Landwirtschaft in Not und Elend sei, sondern die Arbeiterschaft, und damit schloß, der Entwurf gehöre samt seinen Urhebern in den Orkus, antworteten der p'evst. Finanzminister Frhr. v. Rheinbaben und der sächsische Bevollmächtigte Minister Metzsch. Am 6. d. wird die erste Beratung der Zoll- tarifvorlage fortgesetzt. Abg. Speck lZentr.) führt aus, daß die Vor- läge das allgemeine Interesse der Bevölkerung in An pruch nehme. Eine Reform unseres Zolltarifs sei di ingend nötig, vor allem, um Industrie und Landwirtschaft einen ausreichenden Schutz zu ge währen. Die Notlage der letzteren könne niemand bestreiten. Die Hauptursache des Notstandes sei, daß die Bauern nicht mehr genügenden Absatz für ihre Produkte finden. Die ausländische Einfuhr sei seit den Handelsverträgen sehr gestiegen. Warum habe man sich denn auf 12 Jahre gebunden? Oesterreich hätte davon außerordentliche Vorteile ge- habt. Ferner leide unsere Landwirtschaft an der Leuienot, an dem Zuge nach der Großstadt. Die Wirkung der Erhöhung der Zölle könne kein Mensch vorhersehen, viele Nebenumstände kämen dafür in Betracht. Daß die Landwirtschaft unrentabel sei, zeige sich schon darin, daß das Großkapital sich von ihr fern halte. Wir dürfen kein reiner Industriestaat werden, sonst kämen in den Zeiten des Niederganges Hunderttausende von Arbeitern auf die Straße. An Aufhetzung der Massen leistet die Sozialdemokratie jetzt Unglaub liches ; Herr Bebel hat ja gestern direkt zur Revolte aufgerufen. Ein Proletariat existiert doch auch in Ländern, die keinen Schutzzoll haben, zum Beispiel in England. Frankreich erhebt einen Getreidezoll von 7,Sv Mark und in Frankreich sei ein Sozial demokrat Handelsminister. Auch seine Freunde streben danach, Handelsverträge abzuschlicßen, aber es sei unwürdig, vor aller Welt zu sagen: Wir müssen unbedingt Handelsverträge haben. Redner warnt vor der Konkurrenz Amerikas in industriellen und landwirtschaftlichen Produkten, tritt für Erhöhung des Gersten- und Hopfenzolls und schließlich noch einmal für den Bauernstand ein. Bayrischec Finanzminister Frhr. Riedel: Die! heftigen Vorwürfen über die Verleitung seiner Tochier zu einem tadelnswerten Einvernehmen — so deponierte Ferdinand selbst — hätte Herr von Ahlburg seine Einwilligung zu einem Bunde mit Charlotte rundweg verweigert. Hierbei habe der jähzornige alte Herr in der beleidi gendsten Weise auf die ungesicherten Ver- mögensverhältnisse des andern hingewiesen. Er sei sogar so weit gegangen, ihm Bruch des Ehrenwortes zur Last zu legen und den Rück- empfang oes vor wenigen Stunden heim- gezahlten Darlehns in Abrede zu stellen. Als er, Ferdinand, diese Behauptungen für voll ständig unzutreffend erklärte und die zufällig noch in seiner Brusttasche befindliche Quittung vorwies, habe Ahlburg von einer frechen Fäl schung gesprochen. Außer sich geratend nach solcher Beschimpfung, habe er allerdings mit einer Drohung geantwortet, dann aber, sich alles weitere vorbehattend, augenblicklich Las Gemach des Be leidigers verlassen. Das Dokument müsse ihm, als er es wieder zu sich zu stecken beabsichtigte, entfallen sein, denn er habe es später vergeb lich in seinen Kleidertaschen gesucht. Den Schuß habe er auch vernommen, aber erst, nachdem er sich mindestens sünf Minuten früher aus dem Zimmer des Gutsherrn entfernt habe. Der Knall sei an sein Ohr gedrungen, als er nach der zweiten Begegnung mit Charlotte die Treppe herabkam, nicht um sich nochmals zu jenem zu begeben, sondern um das Haus zu verlassen, in dem ihm so schweres Unrecht ge schehen war. Er sei stehen geblieben und habe eine Zeitlang gelauscht; dann aber habe er seinen Weg fortgesetzt, sei auf den Vorplatz zu Vorlage ist mit den Einzelstaaten gemacht worden und wird von ihnen gebilligt. Eine Neuordnung unseres Zolltarifs würde wohl nicht zu. stände kommen, wenn man sich auf entfernt« Gegenständ« zu sehr einließ«. Die Negierungen sind berechtigt, Ihnen Vorschläge über die Neugestaltung unserer wirtschaft lichen Verhältnisse zu machen. DaS Gemeinwohl war dabei der einzige Leitstern, nicht die Berück sichtigung von Sonderinteressen. Die Regierungen sind überzeugt, daß die Landwirtschaft eineserhöhten Zollschutzes bedarf. Der Abschluß von Handelsver trägen ist wünschenswert. Vitale Interessen können aber darüber nicht hintangesetzt werden. Der Minister spricht sich gegen eine übermäßige Er höhung der Getreidezölle aus, weist aber darauf hin, daß von höheren Getreidepreisen nicht nur die größeren, sondern auch die kleineren Besitzer Nutzen haben werden. Einer Erhöhung des Gerstenzolles über die vorgeschlagene Grenze hinaus könne er nicht das Wort reden. Im allgemeinen sage er hier, wie bei den anderen Positionen, deck es das beste kein werde, bei den Vorschlägen der Regierung zu bleiben. Abg. Payer (südd. Vp.): Meine politischen Freunde sind einmütig gegen die Minimaltarife und die im Zolltarifentwurf vorgeschlagenen Sätze für Getreide. ES lasse sich schon jetzt übersehen, daß der Zolltarif eine Mehrheit hier im Hause finden werde, er befürchte sogar, daß es der Regierung nicht ge lingen werde, in der Kommission die Mittellinie festzuhalten. Ohne Widerspruch zu finden, hat de« Minister Frhr. von Rheinhaben gestern erklärt, daß die Regierung im Grunde nur einen 5-Markzoll wolle. Wenn man nur einen 5-Markzoll wolle, solle man das doch sagen, wnst rege man die Leiden schaftlichkeit der Tarisgegner mehr wie nötig an. Der Minister ziehe aus der Thatsache, daß das Be stehen eines 5 Markzolls ohne schädliche Wirkungen geblieben sei, den Schluß, daß man dielen Zoll wieder ruhig einführen könne, er folgere anders. Der Zoll muß noch weiter herunter gesetzt werden, damit die schädlichen Folgen deS hohen Zolls nicht noch eintreten. Möge aus dem Tarife werden was wolle, das eine sei sicher, die Neuaufwendungcn für Heer und Marine, die er im Gefolge haben werde, würden als dauernde Ausgaben stets Zurückbleiben ES werde eine patriotische That des Reichskanzlers sein, wenn er seinen Einfluß aufwende, alle Sonder- intcresien zurückzuweisen. Württembergischer Minister v. Pischek führt aus, daß die Lage der Landwirtschaft auch in Württemberg eine ungünstige sei. In Württemberg gebe es kaum einen Großgrundbesitzer, sondern ganz überwiegend nur kleine und mittlere Betriebe. E? sei etwas Wahres daran, daß der kleine Bauer nicht denselben Nutzen auS den höheren Zöllen habe, wie der Großgrundbesitz, aber von Wert sei die Zollerhöhung auch für den kleinen Mann, irr ver kaufe Getreide, um eine größere Summe Geld in die Hand zu bekommen, womit er Urnen und Steuern bezahlen könne. Der indirekte Vorteil de? kleinen Mannes aus den höheren Zöllen werde sein, daß der Kapitalwert seiner Grundstücke er halten bleibe und die Hypotheken ihm nicht ge kündigt würden. Dieser Vorteil wiege den Nachteil auf, der darin bestehe, daß die Konsumenten da« Brot höher bezahlen müßten. Daß letzteres wohl eintrete, sei wahrscheinlich, da Württemberg die Hälfte seine« Bedarfs einführen müsse. Mit den Tarifsätzen des Entwurfs sei die württembergische Regierung einverstanden, dagegen habe fie gegen eine weitere Erhöhung der Getreidezölle von politi schem, sozialem und wirtschaftlichem Standpunkt au» die ernstesten Bedenken. Abg.F'hr. HeylzuHcrrnsheim (nat.-lib.): Bei uns in Hessen kann die Anbaufläche für Weizen und Roggen noch bedeutend vermehrt werden. In den Landstrichen am Rhein, in welchen ich lebe, sind nach ganz zuverlässigen Erhebungen die Bauern schon bei zwei Hektar Ackerland im stände, Getreide zu verkanten. Darum interessieren sich in Hessen gerade die kleinen Bauern ganz besonders für die Erhöhung der Getreidezölle. Für Hessen erscheint ein Zollsatz von 6 Mk. für olle Getreidearten al» das Mindestmaß, wenn auch 7,50 Mk. allerdings zu hoch find. ES sind also nicht bloß die Ostelbier, welche die Erhöhung der Getreidezölle auf einen festen Satz verlangen. Der größte Fehler der Caprivischen Politik war der, daß man vor Ab schluß der Handelsverträge die Meistbegünstigungs- Verträge nicht gekündigt hatte. Mit betonderem Stolz konstatiere ich, daß in meiner Fraktion sämt liche Großindustrielle sich einstimmig für die Bin dung der Minimal-Getreidezölle ausgesprochen haben Der jetzt vorgelegte Einheitstarif hat den großen Nachteil, daß er zugleich als Maximaltarif wirkt für diejenigen überseeischen Länder, welche Prohibitiv zölle erheben; ein Maximal- und Minimallarif hätte unter gewissen Bedingungen den VorM verdient. Hieraus wird die Weiterberatung vertagt. ebener Erde gelangt und habe im Hinaus» gehen bereits dunkle Gestalten von Leuten wahr- genommen, die auf Herrn von Ahlburgs Gemach zueilten. Diese Angaben Ferdinand Krons erschiene» dem Gerichtshof jedoch teilweise als absichtliche Unwahrheiten. Verwalter Matthäus Glock bestätigte sofort den richtigen Empfang der von ihm an Herrn von Ahlburg ohne Verzug au? gehändigte« zweitausend Mark, und in der That fand sich auch diese Summe im Geldschrank des Er mordeten vor. Die Verpackung sowohl, als auch die Anzahl und der Einzelwert der be treffenden Banknoten stimmte genau mit der von Ferdinand behaupteten Art und Weise der Ab tragung seiner Schuld. An der Schwelle des Kabinetts lag der dem Angeklagten ausgelieferte Schein, und zwar wurde derselbe als zweifellos echt an erkannt. Unbestreitbar war von den bezüglichen AuS- sagen deS jungen Arztes, daß er sein Ehren wort nicht gebrochen, sondern rechtzeitig gezahlt, und daß er die Quittung zurückgelassen habe- Dagegen konnte ihm der Vorwurf des Wort bruches und der Fälschung, weil kein Grund dazu vorhanden, nicht wirklich gemacht worde« sein. Man gelangte vielmehr zu der Annahme, die den Wortwechsel verursachenden Insulte« hätten sich nur aus das geheime Verhältnis z«r Tochter bezogen, und die Abweisung sei eine s» schroffe gewesen, daß sich der in seinen Hof!' nungen so bitter Getäuschte zu einer unüber legten Handlung vom Zorn habe hinreiß«* >
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