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Allgemeiner Anzeiger : 09.11.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190111090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19011109
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19011109
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-11
- Tag 1901-11-09
-
Monat
1901-11
-
Jahr
1901
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 09.11.1901
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Ein Pistolenduell sand nach der,TLgl. Rundschau" im Stadtwalde beiJnsterburg zwischen Mi Osi fieren statt. Der Leutnant Hildebrand vom Feld-Artillerie-Regiment Nr. 1 schoß den Leutnant Blaskowitz vom Infanterie-Regiment Nr. l47 durch den Unterleib. Ein Opfer der Kälte. Auf dem Heim wege erfroren ist in einer der letzten Nächte der Altsitzer Gottlieb Streck ans Sittnow im Kreise Flatow (Westpreußen). St. befand sich, von einem Besuche bei seiner in einem Nachbarorte wohnenden Tochter kommend, auf dem Nach hausewege und wollte sich, da er sehr ermüdet war, aus der Grotz-Wöllwitzer Feldmark etwas ausruhen. Hierbei ist er jedenfalls infolge des herrschenden Nachtfrostes erstarrt und schließlich erfroren. Die zuständige Staatsanwaltschaft wurde sofort von dem Vorkommnisse benach richtigt und hat die Untersuchung eingeleitet. Eine neue Art von Jagdwild haben fich unbekannte Männer in der Gegend von Johannisdorf im Kreise Marienwerder aus erwählt. Einem Besitzer von dort verschwand eine Kuh von der Weide. Auch anderen Be sitzern der Unterniederung sind wiederholt Kühe abhanden gekommen, und man fand schließlich »ur die Eingeweide. Die Affäre Wallburg. Wie die ,Neue Freie Presse" aus Innsbruck meldet, hat der dort verhaftete Max Staudinger eingestanden, jene Fälschungen begangen zu haben, auf Grund deren sich die Geschwister Wallburg als Kinder aus der angeblich morganatischen Ehe des Erzherzogs Ernst mit ihrer Mutter Laura von Skublitz bezeichnen und Erbansprüche erheben. Die Innsbrucker Universität bleibt d«tslh. Um weiteren Demonstrationen an der Universität seitens der deutschen Studenten schaft vorzubeugen, hat der akademische Senat der Innsbrucker Universität beschlossen, die Vor lesung des italienischen Privatdozenten Doktor Renestrini vorläufig zu sistieren. Ungarische Hochzeiten. Mit den „guten alten Zeiten" sind auch die berühmten ungarischen Hochzeiten in Vergessenheit geraten; die früher ün ungarischen Volksleben wohl als die größten Feste galten. Daß die Erinnerung an den alten Brauch noch nicht ganz ansgestorben ist, , dafür zeugt eine Hochzeit, die vor kurzem in der sübnngarischen Gemeinde Bickity stattfand. Der Dorfrichter verheiratete hier seinen Sohn Stephan mit einer reichen Bauerntochter. Die Hochzeit, bei der 16 Kranz- jungfern und ebenso viel Herren mitwirkten Und zu der die reichen Bauern der ganzen Um gegend geladen waren, dauerte drei Tage und drei Nächte ununterbrochen fort. Bei der Hoch zeit wurden u. a. verspeist: 2 Kübe, 25 Trut hühner, 3 fette Schweine, an 100 Paar Gänse, 250 Hühner, 80 Brote und 70 Kilogramm Zucker. Die Getränke wurden in entsprechenden Mengen ausgetischt; es wurden nämlich zwanzig Hektoliter Wein verbraucht. In welchem Zu stande die Gäste von der Hochzeit kamen, darüber schweigt die Chronik in Züchten. Santos Dumont preisgekrönt. Die Kommission des Pariser Aeroklubs hat am Montag mit 13 gegen 9 Stimmen bei 3 Stimm- enthaltungen beschlossen, den Deutsch-Preis tzantos Dumont ohne jede Beschränkung zuzu- «kennen. Kampf mit Schmugglern. Zwei franzö sische Grenzwächter aus Roubaix gerieten mit einer Bande belgischer Schmuggler, vier Männern und einer Frau, in Konflikt. Die Schmuggler versuchten, als sie die Grenzbeamten bemerkten, die Wächter zu erschießen, worauf die Beamten ebenfalls von ihrer Waffe Gebrauch machten. Ein Schmuggler wurde schwer verwundet und ein Unbeteiligter von einer cm einem Stein ab- Prallenden Kugel verletzt. Die übrigen Schmuggler konnten sich nach Belgien retten. Die Fälle von Insubordination in der Englischen Marine weisen im letzten Jahre Eine sehr große Zahl auf. Nach einem Bericht w der Marine-Rundschau" wurden während des Jahres 1900/1901 in der englischen Marine A7 Kriegsgerichte abgehalten und 307 Per sonen verurteilt. In 171 Fällen bestand das «ergehen in Widersetzlichkeit oder thätlichem Angriff gegen einen Vorgesetzten, in 102 Fällen in Diebstahl und Unterschlagung. Die Pest in Glasgow. Ein Montag vormittag veröffentlichter Bericht über den Aus bruch der Pest stellt fest, daß der Stand der Krankheit unverändert ist; die Zahl der Fälle im Hospital bleibt aus vier beschränkt. Bis jetzt find keine die Schiffahrt berührenden An ordnungen getroffen worden, dennoch ziehen in vielen Fällen die Schiffseigentümer vor, ihre Schiffe nach anderen Häfen als nach Glasgow zu senden. Eisenbahnattentat. Unbekannte legten in der Nacht zum Sonntag fünf große Holzblöcke auf die Eisenbahnschienen der Linie Amwerpen- Tourot, wodurch der um Mitternacht abfahrende Personenzug, in dem sich zahlreiche Passagiere befanden, entgleiste. Der Maschinist wurde schwer verletzt und verstarb auf dem Wege nach dem Hospital. Mehrere Paffagiere haben leichte Verletzungen erlitten. Der Zug wurde vollständig zertrümmert. Eine Hinrichtung durch das Telephon soll ein Sträfling in Algerien erfunden haben. Das Telephon allein galt ja bisher als ein Quälgeist, für nervöse Menschen als ein Folter instrument, aber die Verwendung vis „letztes Mittel" ist bis jetzt neu. Der gemütvolle Er finder schickt einfach durch den televhonischen Draht einen Strom von etwa 10 000 Volt, klingelt dann ganz freundlich den anderen „Teil nehmer" an und sowie dieser den H-bel an sein Ohr nehmen will, trifft ihn der gewaltige elek trischen Schlag. Ein Elektriker bemerkt zu dieser phantastischen Meldung, daß die gewaltige elektrische Ladung leicht auf den Henker zurück wirken und die beiden so stark verbundenen „Fernsprecher" mit einem Schlage töten könnte. Weiter sagt der Fachmann, daß man auf dieseWeise ein ganzes Fernsprechamt mit allen seinen mehr oder weniger liebenswürdigen Insassinnen tot- vlitzen könnte. Denn die metallenen Hörvor richtungen, welche die Telephondamen aus den blonden oder brünetten Köpfchen tragen, würden die Wirkung des Starkstromes ins Unendliche verstärken. Aber selbst die unzufriedensten Telephon-Abonnenten — und es soll deren wirklich einige geben — werden, selbst in Augen- blicken eines Anfalls von stärkstem Antitelepho- nismus, so weit nicht gehen wollen. GerichlslzaNe. Kiel. Di« Vorgänge auf b-r „Gazelle" wurden am Montag vor dem Kriegsgericht in Kiel erörtert. Nach dem ,Berl. Tagebl/ sprach daS Gericht die Obermatrosen Genz und Schult vom Kreuzer „Gazelle" von der Anklage des militärischen Auf ruhrs frei und erkannte wegen Achtungsverletzung auf 14 bczw. 35 Tage Mittelarrest. Der Anklage vertreter hatte je fünf Jahr Zuchthaus beantragt. Posen. Am Montag begann der im Juli ver tagte Prozeß gegen 13 polnische Studenten bezw. frühere Studenten wegen Teilnahme an einer ge heimen Verbindung. ES find nur acht Angeklagte erschienen, darunter der Student der Medizin Szulczewski, der im Juli fehlte. Ferner ist der von der Verteidigung als Entlastungszeuge geladene Student BolewSkl zur Stelle. Paris. Das Schwurgericht von Versailles er- hielt am 29. Oktober Gelegenheit, einen schweren Justizfehler zp berichttgen, den die Pariser Ge schworenen am 13. Oktober 1893 begangen hatten. Ein Warenkommissar, Auguste Latrompette, wurde damals als Mitschuldiger eines Einbruchsdiebstahls bei einem Seidenhänder in der Passage-Viollet zu sechs Jahren Haft verurteilt. Gegen Latrompeite lag damals das Zeugnis der Haushälterin vor, daß die Diebe durch dessen Fenster entwichen seien, da sie sie auf der Treppe weder gehört noch gesehen habe. Ein Polizeiagent entdeckte in dem Zimmer einen Haufen Sägespähne und an der Fensterbrüstung eine abgeriebene Stelle. Daraus schloß er, daß die Diebe beiLatrompette übernachtet und sich an einemSeil aus dem Fenster herabgelassen hatten. Obschon die Diebe selbst versicherten, Latrompette nicht zu kennen, wurde er mit ihnen verurteilt. Erst im Jahre 1897 wurde die Unschuld festgestellt und der Verurteilte begnadigt. Die Diebe waren thatsächlich um 7 Uhr früh mit ihren Paketen die Treppe herabgekommen und in eine Droschke gestiegen, ohne daß die Pförtnerin aus ihrem Morgenschlaf geweckt wurde. Sie batte aber gegen ihren Mieter ausgesagt, weil er eine Klage wegen Weindiebstahls gegen sie er hoben und ihr kein Neujahrsgeschenk gemacht hatte. in sein Arbeitszimmer getreten, als man ihm Walter von Kirsten meldete. Van Beerbrouck ließ den jungen Mann sofort eiittreten. Walter erschien bleich vor Aufregung, aber in seinem hübschen, blassen Gesichte lag em Zug von Entschiedenheit, der sonst dann nicht zu finden war. Die beiden Männer begrüßten einander mit kühler Höflichkeit. Walter dankte für die ihm erwiesene kurze Gafttreundschaft und fügte bei, daß er auf dieselbe verzichte. „Die Geldsumme, die ich Ihnen schulde, fuhr der junge Mann mit leicht bebender Stimme fort, „werde ich Ihnen morgen zurück zahlen. Ich habe meiner Tante geschrieben und sie hat sich bereit erklärt, mir eine Unterredung zu gewähren . . ." „Sie wollen damit sagen, daß Ihre Tante Ihre Schulden zahlen wird?" unterbrach ihn van Beerbrouck mit rauher Stimme. »Ich hoffe bestimmt, daß sie meine Bitte erfüllt; es wird die letzte sein, die ich an sie richte." „Hm, und wenn fie es nicht thut?" Waller wurde um einen Schatten bleicher. „Sie wird es thun, daran zweifle ich nicht," erklärte er nach einer Pause mit fester Stimme. „Das ist doch sehr fraglich I Warum wollen Sie denn fort von unS? Ich habe es gut mit Ihnen gemeint." Walter zögerte, dann sagte er gepreßt: „Ich darf Ihre Güte nicht länger in Anspruch neh- men, um so weniger, als Sie meine Verwandte m so rücksichtsloser Weise aus Ihrem Hause getrieben haben." sich; er hätte gern ein ansehnliches Geldopfer gebracht, um die Wilsons aus den Augen seiner rochier zu bringen. Vor Jahren hatte er mit dem Alten Geld- teschäfte böser Art gemacht. Er wollte damals Bn jeden Preis reich werden und es war ihm auch gelungen. Seit Selma bei ihm lebte, war seine Lebensführung eine tadellose, aber die Schatten der Vergangenheit wurde er dennoch Vicht loS. Er war es nicht mehr gewöhnt, mit anständigen Leuten zu verkehren; es packte ihn jkdesmal eine gewisse Scheu, die unbestimmte Furcht, sein wahrer Charakter könnte entdeckt derben. Darum auch diese ruhelose Jagd von Einer Stadt zur andern, dieses Nomadenleben Ane Ziel und Zweck, daS Selma so schmerz, uch empfand. -Bei diesen Irrfahrten war er wieder mit Wilson zusammengetroffen. Dieser hatte es Acht so gut verstanden wie van Beerbrouck, As Erworbene zusammenzuhalten. Es ging Hm nicht sonderlich gut und er scheute sich Meßlich nicht, die Hilfe seines ehemaligen Genossen in Anspruch zu nehmen. Für eine geraume Zeit mochte er jetzt Ruhe ihm haben, für immer gewiß nicht, dazu Amte Beerbrouck seinen alten Geschäftsfreund HE zu genau. Nun, mochte eS so sein, für Ne gewisse Frist war er wenigstens vo« den MsonS befreit, und was ihm die Haupt« war: Selmas Wunsch wurde dadurch - Nachdem er mit seiner Tochter noch eine Ml« geplaudert hatte, küßte er sie zärtlich und «ach seinen Zimmern zurück. Er »ar kaum Die Kassation des Pariser Uttells zog sich sehr lange hinaus, und daher kam die Sacke erst jetzt vor das Schwurgericht zu Versailles. Hier erkannten ter Präsident und der Staatsanwalt die Unschuld voll ständig an, und der Gerichtshof sprach Latrompette eine Entschädigung von 20 000 Frank zu. Ausbildung freiwilliger Kriegs- kranbenpsieger. Der Militär - Inspektor der freiwilligen Krankenpflege, Graf zu Solms-Baruth, hat wiederholt daraus hinqewiesen, daß das von den einzelnen Organisationen der freiwilligen Krankenpflege für den Kriegsfall jetzt zur Ver fügung gestellte Personal weder qualitativ noch quantitativ den von der Militärverwaltung ge stellten Anforderungen entspricht. Es fehlt vor allen Dingen an theoretisch und praktisch aus gebildeten Krankenpflegern. Die einzelnen Or ganisationen vom Roten Kreuz find daher er neut ersucht worden, auf die Ausbildung von Krankenpflegern mit allen Kräften hinzuwirken und alle verfügbaren Mittel diesem Zweck dienstbar zu wachen. Im Interesse einer gleich mäßigen Ausb''dung der Krankenpfleger find einheitliche Grundzüge aufgeft-llt worden. Alle den Provinzialvereinen vom Roten Kreuz ange schlossenen Zweigvereine und Sanitätskolonnen find ankgefordert worden, diesem Zweige der freiwMPen Krankenvflege ihre besondere Auf merksamkeit zuzuwenden und sestrustellen, ob sich unter ihren Mitgliedern Persönlichkeiten finden, die bereit und geeignet find, sich als freiwillige Kneqskcankenpfleqer theoretisch und praktisch ausbilden zu lassen. Bei körperlicher Tauglich keit und tadelloser Führung sollen die Betreffen den sich für eine Reihe von Jairen verpflichten, im Kriegsfall entweder in den Reserve- oder Festungslazaretten oder bei der mobilen Armee be;w. in den Etappenlazaretten sich verwenden zu lassen. Diese Personen sollen auf Kosten des Zentralkomitees des Preußischen Landes vereins vom Noten Kreuz zur praktischen Aus bildung als Krankenpfleger in geeigneten Zivil- krankenhäusern Ausnahme finden, und es wird darauf hingewiesen, daß es zweckmäßig wäre, wenn diese Ausbildung dort erfolgen könnte, wo sich stärkere Sanitätskolonnen befinden. Auch an die Verbände der Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger im Kriege, deren Ausgabe in erster Linie darin besteht, geeignete, vor allem militärsreie Personen theoretisch wie praktisch zu Kriegskrankenpflegern auszubilden, ist die Aufforderung ergangen, nach Kräften dahin zn wirken, daß ihre Mitglieder sich einem mehrwöchigen, ununterbrochenen praktischen Kursus in einem Krankenhause oder einer Klinik unterziehen, wozu im Bedarfsfall Geldbeihilfen gewährt werden sollen. G!«e luktge Chinesettgefchichte erzählt die Marine-Polii. Korr.": „Zur Zeit, als General von Stosch Ebes der Admiralität war, wurden einmal chinesische Seeoffiziere zur Ecleruung des Borddienstes in unserer Marine zuqelassen. Im Winter 1878 waren drei dieser Offiziere an Bord der alten „Arcona" kom mandiert, welche als Wachtschiff im Kieler Ha'en lag. Dort erhielten sie irgend eine Phantafie- Umform. damit fie ihre, sür Bordlebeu unprak tischen Gewänder ablegen konnten, und wurden einem Offizier unterstellt, der sie in einigen Dienstzweigen unterrichtete. Eifrig betrieben fie das Erlernen der deutschen Sprache, waren auch sonst sehr emsig und selten sah man fie ohne Beschäftigung. Untereinander verkehrten fie auffälligerweise nur wenig, und es schien, alS ob einer den andern mit M ßtrauen be trachte. Ob fie überhaupt Seeleute von Beruf waren, ließ sich nicht erkennen. Sie benahmen sich im allgemeinen ganz manierlich und konnten auch mit Messer, Gabel und Löffel umgeben. Da die Chinesen O'Wersdienste thun sollten, so mußten fie auch Vorgesetzte der Mannschaft sein und ihre Autorität den Leuten gegenüber unterstützt werden, was manchmal nicht ganz leicht war. So erschien eines Tages zum Strafrapvsrt ein baumlanger Matrose und der jüngste Chinese als Ankläger. Der Chinese aber trug seine Klage wie folgt vor: „Ich „Ich hatte meine Gründe dafür. Heimliche Liebschatten dulde ich unter meinem Dache nicht" Frieda ist meine Braut und wird demnächst meine Frau." „So? Auf was denn hin?" höhnte der Holländer. „Sie haben keine Stellung, kein Geld, nur Schulden, das kann ja eine hübsche Eie werden I Haben Sie wohl bedacht, welcher Zukunft sie auf diese Weise entgegengehen? Not, Kummer und Elend warten auf Sie alle beide. Seien Sie doch vernünftig, junger Mann, unter diesen Verhältnissen wäre es Wahnsinn, an eine Verbindung zu denken. Ich will Ihnen einen Vorschlag machen; bleiben Sie hier bei mir als mein Sekretär; meine Tochter braucht Anregung, Zerstreuung — Ihr musikalisches Talent wird Selma manche an genehme Stunde bereiten. Ich liebe mein Kind unendlich; dem Mann, den meine Tochter wert hält, würde ich die größten Opier bringen — verstehen Sie mich? Ich bin reich, alles was ich besitze, gehört einst meiner Tochter — fie hat freie Wahl — der Mann, den fie liebt, der soll ihr Gatte werden — nie werde ich ihren Nei gungen ein Hindernis in den Weg legen — und sollten Sie derjenige sein, dem Selma ihre Neigung zugewcndet, ich würde nicht ein Wort dagegen sagen." Walter starrte den Sprecher betroffen an. Hörte er recht? Bot ihm van Beerbrouck die Hand seiner Tochter an? Und deshalb, des halb also hatte Frieda auS dem Hause ge mußt ? Die Flut der hereinstürmend« Gedanken geste'n Abend in meine Kamme', kommt Mat'ose, um in Hängematte gehn, vor meine Kamme' und macht Sveklakel. Ich sage: Sie 'uhig sein! E' nicht 'uhig; ich nockmal sage: Sie 'uhig sein, da kommt Mat'ose an meine Kamme' und sagt: „Ach wat, Sie olle' Chinese!" und hierbei machte er die Stimme des Matrosen so nick, daß der Ernst der Situation schwer zu wahren war. Dieser jüngste Cb'nese, er mochte etwa 25 Jahre alt sein, bekneipte fich etwas hettig an Ka sers Ge burtstag, dem 22. März 1879, und gebärdete fich bann wie ein Wilder, indem er fich am den Fußboden warf, seine K'eider zerr ß und mit einem Revolver herum hantierte. Nachdem dieser ihm abgenommen wir, verschluckte er drei Re- volvervatronen und darauf noch drei Zwanzig markstücke, welche Gegenstände unter der that- trättigen Hilfe des Sch-ffsarztes am andern Tage wieder zu Tage geordert wurden. Nicht lange darauf wurden diese Seehelden durch die chinesische Gesandtschatt zurückgezogen." Kuntes Allerlei. Eine echte Wilstermarsch-Zimmerein» richtung will der Kaiser seiner Frau zu Weih nachten schenken. Derartige Möbel kommen nur noch in Bauernhäusern auf den Marschen Schleswig-Holsteins vor; es ist außerordentlich schwierig gewesen, von einer so'chen Zimmer einrichtung noch alle Stücke zu beschaffen. Dazu gehören neben großen Schränken und Laden mit kunstvollen Beschlägen und zierlichem Schnitz werk der mächtige Beileqeofen mit dem blau- geblümten Pv"zellan, die geschnitzten Thüren, die geradlehnigen, braungevolsterten Stühle, die Schrankuhr, das mit Kerbschnitt oder Einlege arbeit versehene Mangelbrett und das Preisen- brett mit der schön geordneten Reihe weißer Kalkpfeifen. Viele dieser Kunttschätze find leider schon ehe ihnen in heimischen Kunstmuseen!, z. B. im Thanlow-Museum in Kiel, Kunst- gewerbe-Museum in Flensburg, eine Heimstätte bereitet wurde, und ehe die alten Truhen und Bänke ihre Wanderung in die Vorzimmer und Salons der Vornehmen aniraten, durch benrs« mäßige Altertumsjäger und -Händler ins Aus land verschachert worden. In welchem Umfang das geschehen ist, zeigt die Schwierigkeit, mit der für den Kaiser ein vollständiges Wilster- marsch-Z'mmer zu beschaffen gewesen ist. DaS Pfetteubrett ist bisher noch nicht auszutreiben gewesen, da das einzige Stück eines solchen alten Pfeifenbretts nur noch ein Wirt des Dorfes Ebendors in seiner Privaisammlung be sitzt. Da der jetzige Eigentümer es auf Grund einer Vereinbarung mit dem früheren Besitzer nicht veräußern darf, konnte es für die kaiser liche Zimmereinrichtung nicht erworben werden, weshalb nach dem Muster dieses letzten echten Stückes eine getreue Nachahmung angefertigt wird. Zugmittel. In einem russischen Siädichen trat eine wandernde Theaterti uppe auf. Zu den Vorstellungen kam jedoch niemand. Die Künstler fingen an zu hungern. Da verkündete eines Tages der Theaterzettel: „Während der heutigen Vorstellung wird der neuengagierte Menschenfresser einen lebendigen Menschen ver schlingen." Abends war das Theater über'üllt. Das Publikum wartete hochklopfenden HerzenS auf die aufregende Vorstellung. Der Vorgang ging in die Höhe. Nachdem verschiedene Nummern „abgewickelt" waren, erschien der „Menschenfresser" in einer blutroten Gewandung. Ein Beifallssturm brauste ihm entgegen. Er aber sprach: „Meine Damen und Herren! Der Ankündigung gemäß werde ich sofort einen lebenden Menschen verschlingen." — „Bravo, Bravo!" tobte man vor Entzücken. — „AuS diesem Grunde bitte ich, daß eines der Herr schaften zu mir aufs Podium kommt." Im Augenblick war das Theater leer. Die schlauen „Künstler" konnten fich aber wenigstens einmal satt essen. * * Schlaumann. „Was würden Sie, wenn Ihnen eine gütige Fee die Wahl ließe, vor ziehen: Reichtum oder eine schöne Frau?" — „Natürlich Reichmm, die schöne Frau würde sich rann schon finden!" -----». . beraubte den jungen Mann vollständig seiner Fassung. Es war auch zu viel! Ihm, dem armen Schlucker, der nicht einmal ein Obdach besaß, wurde die Hand einer reichen Erbin, eines schönen, liebenswürdigen Mädchens an- gelragen — er brauchte nur zuzugreifen — „ja" zu sagen — und alle Sorge, alle Not hatten ein Ende. Ihn schwindelte. Unwillkürlich suchte seine Hand nach einer Stütze. Sein Atem ging schwer und mühsam. Was ihm da geboten wurde, war eine glänzende Existenz — er hatte ja schon gekostet, wie süß es schmeckt, im Vollen zu fitzen, nur zu seinem Vergnügen zu leben, nicht arbeiten zu muffen ums tägliche Brot, frei zu sein von kleinlichen, quälenden Nahrungssorgen — das hatte ihm ja so sehr behagt, daß er darüber sogar sein Talent und seine Kunst vernachlässigt hatte. Und doch! Friedas Bild stand plötzlich klar und deutlich vor ihm. Treu und fest hielt fie zu ihm in allen Lagen des Lebens — fie liebte ihn ehrlich und war bereit, dieser Liebe jedes Opfer zu bringen. Seinetwegen hatte man fie aus dem Hause gestoßen, das man ihm jetzt als Heim antrug — nein, tausendmal nein — er gab fie nicht auf, er konnte, er durfte fie nicht aufaebeu, wollte er nicht als ein Ehrloser in seinen eigene« Augen dastehen. Gortsetzuna
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