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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 56.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19390000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19390000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 56.1939
-
- Ausgabe Nummer 1, 5. Januar 1939 1
- Ausgabe Nummer 2, 12. Januar 1939 1
- Ausgabe Nummer 3, 19. Januar 1939 1
- Ausgabe Nummer 4, 26. Januar 1939 1
- Ausgabe Nummer 5, 2. Februar 1939 1
- Ausgabe Nummer 6, 9. Februar 1939 1
- Ausgabe Nummer 7, 16. Februar 1939 1
- Ausgabe Nummer 8, 23. Februar 1939 1
- Ausgabe Nummer 9, 2. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 10, 9. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 11, 16. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 12, 23. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 13, 30. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 14, 6. April 1939 1
- Ausgabe Nummer 15, 13. April 1939 1
- Ausgabe Nummer 16, 20. April 1939 1
- Ausgabe Nummer 17, 27. April 1939 1
- Ausgabe Nummer 18, 4. Mai 1939 1
- Ausgabe Nummer 19, 11. Mai 1939 1
- Ausgabe Nummer 20, 18. Mai 1939 1
- Ausgabe Nummer 21, 25. Mai 1939 1
- Ausgabe Nummer 22, 1. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 23, 8. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 24, 15. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 25, 22. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 26, 29. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 27, 6. Juli 1939 1
- Ausgabe Nummer 28, 13. Juli 1939 1
- Ausgabe Nummer 29, 20. Juli 1939 1
- Ausgabe Nummer 30, 27. Juli 1939 1
- Ausgabe Nummer 31, 3. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 32, 10. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 33, 17. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 34, 24. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 35, 31. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 36, 7. September 1939 1
- Ausgabe Nummer 37, 14. September 1939 1
- Ausgabe Nummer 38, 21. September 1939 1
- Ausgabe Nummer 39, 28. September 1939 1
- Ausgabe Nummer 40, 5. Oktober 1939 1
- Ausgabe Nummer 41, 12. Oktober 1939 1
- Ausgabe Nummer 42, 19. Oktober 1939 1
- Ausgabe Nummer 43, 26. Oktober 1939 1
- Ausgabe Nummer 44, 2. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 45, 9. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 46, 16. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 47, 23. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 48, 30. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 49, 7. Dezember 1939 1
- Ausgabe Nummer 50, 14. Dezember 1939 1
- Ausgabe Nummer 51, 21. Dezember 1939 1
- Ausgabe Nummer 52, 28. Dezember 1939 1
-
Band
Band 56.1939
-
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- Gartenbauwirtschaft
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Sa«mä/-E/r FsSe/r ckem Oo/rau/a/rck el/r piFEL scLma/s 5k^e/rrü§p L!/rÄ mrk OöL/Sä«me/r öeLäumk. /I--..- ^lol/N s2) Ocrs L/crssisoüs Os^'st ^sr O^stLu^tur alss Fanden cisutsolisn Ksieüss Der donauländische Obstbau tu Land und Volk Von Ing. Franz Moi bl, Wien/Klosterneuburg Fest wurzelt der Obstbau In unserer Heimat. Seit Jahrhunderten. Und wenn der Wind durch die vollen Laubkronen streicht, dann ist es, als würden sie ihre Geschichte erzählen. Von den primitiv sten Anfängen vor mehreren tausend Jahren. Damals war cs sicherlich noch keine Kultur im Sinne von heute, aber die Früchte standen nicht minder im An sehen als heute. Auf 3500 Jahre wer den Lie Funde von Apfelresten und Haielnußschalen geschätzt, die im Lanbes- mnseum von Oberdonau treulich behütet werden. Wenn dann weiter von einem groben und kleinen „Pfahlbauapfel" ge- schrieben und gesprochen wird, so knüpft sich nach Wilser daran die Vermutung, daß dem Pfahlbauern die Fertigkeit des Veredelns bereits bekannt gewesen sein mag. Aber wie immer, das ist sicher, die Biege des Obstbaues von Mitteleuropa stand im Donauland. Das erklärt uns auch, daß sich hier ein altüberliesertcs Brauchtum um die Bäume und deren Früchte unversälicht erhalten hat. Bon dem Beginn der Obstkultur im Donauland kann von lenem Zeitpunkt an gesprochen werden, da etwa um die Zeit des Beginnes der neuen Zeitrechnung römische Siedlungen zur Errichtung kamen. Neidlos erkennen wir an, daß sich damit eine ganz neue Epoche für den heimischen Obstbau entwickelte. Sorten aus südlichen Klimaten wurden rn unsere geographische Breite übertragen, doch auch andere Obstarten sinken Ein gang, wie Pfirsiche und Aprikosen, Wal nüsse Mispeln, Quitten und Edel kastanien. Daran knüpft sich auch eine kleine Hi storie, die von der Entstehung von Nutz dorf in Wien berichtet. Ihr Sinn lau tet: Kaiser Probus, ein Gärtncrsohn, habe sich für Wien unsterblich gemacht; denn er hätte den Einfall gehabt, Wein reben nach Wien zu verpflanzen. Die Weinstöcke gediehen glänzend auf den Abhängen des Kahlcubergcs, trotzdem aber kam den römischen Soldaten der daraus gekelterte Wein anfangs säuer lich vor. Aber sie gewöhnten sich rasch daran und verkannten den anscheinend recht hohen Alkoholgehalt, so datz es zu ganz ansehnlichen Räuschen kam. Trun kenheit aber war eines römischen Sol daten unwürdig, und so suchte Kaiser Probus nach einem wirksamen Segen — oder Borbeugungsmittel. Ein Vertrau ter des Kaisers, namens Gallus, riet daher, Walnußbäume zur Anpflanzung zu bringen. Nüsse, zum Wein genossen, würden Lie Trunkenheit ausschalten. So kam es zur Anpflanzung des Nutzwäld chens oberhalb Nutzdorf bei Wien. Doch auch Ler Wiener Hauer ehrt das Anden ken an Probus, wenn er zur Zeit der Nußreife Len Stammgästen unberechnet einen Teller frische Nüsse lSchälnüsse) vorsetzt. Noch eine lange Reihe solcher bezeich nender Kleinigkeiten ließe sich anführen, und vor allem wäre es das volkstüm liche Brauchtum, das im Dvnauland bodenständig ist. Aber davon ein ander mal. Doch das ist unumstößlich: der Obst bau wurzelt bei uns im Volke. Nirgend anderswo wie bei uns, und so ist es voll und ganz berechtigt, wenn wir den Anspruch darauf erheben, daß der Obst bau bei uns zum V o l k s o b st b a u ge worden ist. Das ist auch die Ursache dafür, daß es im Donauland kaum einen Bauernhof ohne Obstgarten oder wenigstens. Obst bäume schlechterdings gibt. Jeder Klein häusler setzt seinen besonderen Stolz Larein, auch eine Anzahl von Obstbäumen betreuen zu können. Allerdings der Obstbau der Ostmark ist vorherrschend landwirtschastlich. Es fehlt der Erwerbsobstbau in Form aus gedehnter geschloffener Obstbaumbestände. Erst der kommenden Zeit scheint es Vor behalten zu sein, den Beweis dafür zu erbringen, daß sich in der Ostmark auch Ler Plantagenobstbau einbürgert. Besondere Höhe in der Ostmark hat Ler Kleinobstbau bei Siedlern und Kleingärtnern erreicht. Er darf groß- tcils als mustergültig bezeichnet werden, und er ist heute so weit, Laß er sür den landwirtschaftlichen Obstbau als Muster hingestellt werden kann. Gerade er hat Lurch seine oft verblüffenden Leistungen den Beweis erbracht, daß im Obstbau der Ostmark durch Sorgfalt und Betreu ung Gelegenheiten auswertbar erschei nen, die alle Erwartungen übertressen. Unser Obstbau mit seiner Jahrtau sende alten Gelchichte und Ueberliese- rupg ist trotzdem jung geblieben. Ja, nun, nach der beglückenden Vereinigung mit dem Mutterlands, ist er erst vor neue Ausgaben gestellt worden. Und so beginnt für ihn eine ganz neue Zeit, die ihn aus den früheren Zusallserfolgen zur Planmäßigkeit überleiten wird. Und wenn der ausgedehnte ostmärkifche landwirtschaftliche Obstbau seiner allzu kraffen Extensität, der ausgesprochenen Ncbenbetriebsweise entrückt wird, dann kann auch guten Mutes der Zukunft ent- gegengeseheu werden. Donauland ist das klassische Gebiet der Obstkultur des ganzen Deutschen Rei ches. Jetzt wird es sich darum Handeln, den Obstbau auf eine solche Höhe zu bringen, datz er auch allen hochgespann ten Ausorderungen der Neuzeit gerecht wird. Die besonderen Gelegenheiten haben sich ost und ost neu bewiesen. Dann wird der Obstbau der Neuzeit auch seinen bestimmenden Einsluß auf das Landschaftsbild beibehalten können. Denken wir nur einmal daran, wie weit sich der Obstbau in die Landschastsgestal- tung eingcslochten hat. Bis in die Höhe von weit über 1060 m Seehöhe begleiten den Landschaftscharakter unsere Obst bäume. Mögen auch manches Mal diese gewaltigen Obstbaumrecken nach obstbau technischen Ansichten überaltet oder gar verwahrlost erscheinen, so dürfen wir dar über nie vergessen, datz ein Obstbaum immer schön ist. Er ist auch dann noch prachtvoll und erhaben, wenn Moos an den altehrwürdigen Stämmen angesie delt ist und Flechten in lange» Bärten von Len Aesten hängen. Gewiß, das darf nicht so weit führen, um zur Gefahr für einen jungen und gesunden Nachwuchs zu werden, und muß, ja darf nicht so bleiben. Aber, bas ist auch zuzugeben, unser Obstbau käme in eine große Gefahr, würde er ledig lich vom nüchternen Rechner beurteilt werden, der über dem Bleistift die ganze große Seele des Obstbaues nicht sieht. Würden wir unseren bodenständigen Obstbau all der gemütstiefen Werte ent kleiden, es bliebe ein klapperdürres Ge spenst zurück, das niemandem zur Freude wäre. Lällez-Lchek ckek OLlmakL mit /-e/cLem SeM/rF. Zb-..' O/-. Der künftige Ausbau des Obstbaues ist heutigentags kaum überblickbar, und trotzdem sollte sich schon ein Weg zeigen, weil sich gegendenweise bereits eine sehr markante Spezialisierung zeigt. Nahezu alle Obstsorten sind dabei vertreten. Von den Aepfeln über die Birnen, Mostbir nen, Kirschen, Pflaumen, Zwetschen, Aprikosen, Pfirsiche bis zu den besonde ren Kulturgebietcn für Johannisbee ren, Stachelbeeren und Erdbeeren. Schon diese Tatsache ist ein beträchtliches Akti- vum für die künftige Entwicklung, ist doch anzunehmen, daß gerade diese Spe zialkulturen alle Aufmerksamkeit finden werden. Doch noch eins: die Hauptfrucht des deutschen Volkes ist der Apfel. Aus durchaus bekannten Gründen, so datz darauf nicht näher eingegangen werden braucht. Wertvoll ist für uns nun die Feststellung, daß in Donauland sür eine Verbreiterung der Apfelkultur noch aus gedehnte Möglichkeiten auswertbar sind. Dank der klimatischen Verhältnisse und der großenteils hinreichenden Regen- menaen w-rd-n leit altersher zablreiche weitgestreckte Gebiete als ausgesprochene Apfellagen bezeichnet. Diese in verstärk tem Ausmaße zur Versorgung des deut schen Volkes mit dieser beispiellos und vielseitig wertvollen Frucht heranzuzie hen, wird die Aufgabe für die kommen den Jahre sein; denn ein Apfelmangel, wie er in Wien 1938<Sg hinzunehmen war, sollte niemals mehr eintreten. Noch lange nicht stehen wir am Ende der ausnützbaren Möglichkeiten, ist doch die Ostmark überreich in obstbaulicher Hinsicht, doch auch Donauland, die neu- antgestellte Landesbauernschaft, fällt nicht aus diesem Rahmen, gar dann nicht, wenn wir uns künftig bester der Wilbobstbestände annehmcn. Hier find unserem Volke noch Vermögenswerte zu retten, und es wäre durchaus gerecht fertigt, sich mit diesen Fragen ganz ge sondert auseinanderzusetzen. Die Zu kunft wirb es weisen. Die Zukunft wird aber auch dafür die Bestätigung bringen, daß es in der Ostmark zu einem Bolksobstbau kommen wird. Wer immer aber den Anspruch erhebt, im Sinne der nationalsozialisti sche» Weltanschauung tätig zu sein, muß erkennen, datz gerade Lem Obstbau ge waltige Ausgaben zugewicsen sind, die in der knappen Zusammenfassung in dem Mahnrufe ausklingen: Obstbauern, be sinnt Euch, das Volk braucht Obst! Haben wir siASNtiiek §snü§snc! SlnbsiniisckS Nansen? Zur Landschasts- und GarteiWstaltimg Das Gebiet der Landschaftsgestaltung wurde unseren Gartengestaltern erst durch die Ausführung Ler großen Bau vorhaben unseres Führers, also durch den Bau der Reichsautobahnen und den der vielen Flugplätze, Kasernengelände usw. iu größerem Umfange zugänglich gemacht. Es war Professor Seifert, der die für die landschaftliche Gestaltung maßgebenden Richtlinien und Ideen gab. Jeder vernünftig denkende Mensch, der sich mit dem Problem der Gestaltung der deutschen Landschaften befaßt hat, wird dankbar anerkennen müssen, daß der von Professor Seifert beschrittene Weg richtig ist, nämlich, bei der Bepflanzung der Reichsautobahnen, die sich völlig in das jeweilige Landschaftsbilü einschmie gen soll, nur die in der jeweiligen Gebend heimischen bodenständigen Pflan zen zu verwenden, um damit immer den deutschen Charakter der Landschaft zu wahren und vielleicht auch zu betonen. Genau so verhält es sich mit der Be pflanzung von Flugplätzen und anderen Ländereien, die in der freien Landschaft liegen. Ich halte es sür notwendig, diese Feststellung vor meinen weiteren Aus führungen zu machen, um nicht falsch verstanden zu werden. Nun gibt es aber unter den Gar ten gestaltern auch solche, die, ich möchte sagen, der extremen Richtung angehö ren, und die für die Gestaltung der Landschaft maßgeblichen Richtlinien auch auf Gärten und Parke übertragen wol len, und Lie möglichst alle fremdländi schen Gehölze nicht mehr verwenden wollen. Gegen diese Gestalter möchte ich mich wenden, weil sie in Verkennung der kulturellen Belange unseres Volkes, das ein Volk Ser Garten- und Blumen freunde ist, auf einem Wege zu wan deln, der zur Verarmung und Verödung unserer Gärten und Parkanlage» führen muß und der nicht geeignet ist, die Freude an Blumen und Pflanzen zu fördern und zu vertiefen. Hätte es je den Ausstieg und die Ent wicklung des deutschen Gartenbaues gegeben, wenn unsere Vorfahren von jeher fremdländische Pflanzen abge lehnt hätten? Ich glaube es nicht. Kom men wir heute überhaupt auf kulturellen Gebieten ohne die Anregung, Anleh nung und teilweise Uebernahme fremd ländischen Kulturgutes aus? Hat sich nicht vieles in lebendiger Wechselwir kung entwickelt, wie z. B. unsere Sprache mit Latein und Französisch und umgekehrt? Verwenden Loch heute noch die Baufachleute als Brüder unserer Gartengestalter Lehnwörter, Lie aus der lateinischen Sprache übernommen wur den und aus unserer Sprache nicht weg- zudenken sind. So ist aus dem lateini schen murus — die Mauer, aus oaix — der Kalk, aus teguia — Ler Ziegel, aus oomsntum — Ler Zement, aus porta — die Pforte, aus ceUarium — Ler Keller, usw. geworden. Aus dem Gebiet der Musik sieht es ähnlich aus. Es ist uns unvorstellbar, wenn wir die Meister werke Puccinis „Butterfly" und „Bo heme", Verdis „La Traviata", L'Albcrts „Tiefland" nicht mehr in unseren Opern hören könnten, wenn aus unseren Bücherschränken MoliLres, Dantes und Shakespeares Werke verschwinden müß ten oder wir uns der Meisterwerke eines Michelangelo, eines Van Dyk oder eines Raffael schämen müßten. Nicht anders ist es mit der Baukunst. Wir haben auch von Griechenland Kunst übernommen. Ich erinnere an die neuen großen Führerbauten in München, an das Haus -er deutschen Kunst. Man hat sich dabei zumindest von der griechischen Kunst anregen lassen und Baugedanken und Formen übernommen, weil sie Ausdruck edelsten nordischen Wesens sind; aber andererseits müssen wir be denken, datz unsere heimische Baukunst, wie wir sie am Ende des Mittelalters in den großartigen Werken unserer gotischen Dome und unserer Hochgiebeli gen Fachwerkhäuser verehren, andere Wege gegangen ist, und daß es der Tat unseres Führers bedurfte, um jene Bauten hellenischer Kunst, eben weil sie nordischen Geist atmen, für uns zurück- zugewinnen. Aus diesen Beispielen möge man er- kennen, daß wir auf vielen Gebieten kultureller Art viel Fremdländisches übernommen haben, ohne daß es dabei zu einer Ueberfrcmdung des deutschen Wesens und der üeutschen-nordischen (Zöring an die wiener: „Das Keich tut alles, was es kann, ^eht liegt es an kuch, anrupacken, damit das V^erk gelingt". AusSrucksform gekommen ist. Gewiß ist es gerade bei der Gestaltung unserer Gärten und Parke oft schwierig, wenn bodenständige Pslanzen die fremdländi schen überwiegen sollen. Unsere Flora ist aber nicht besonders reichhaltig. In unseren Gärten lieben wir jedoch rei ches Blühen und schöne, seltene Pflan zen. Ich führe, nm die Bedeutung dieser Worte zu erhöhen, folgenden Satz an, Le» ich einem Aussatz aus der Garten kunst von Herrn Professor Seisert ent nommen habe: „Hier ist Lie Gunst des Bodensee- klimas voll ausgenntzt und das Fremde, Kostbare, Las zum Begriff „Garten" durchaus gehört, gehäuft". Unsere Gestalter stehen schon bei der Landschaftsgestaltung sehr ost vor schwie rigen Aufgaben, wenn in der betreffen den Gegend der ihr eigene Charakter ge wahrt werden soll, der ja durchaus nicht immer nordisch ober deutsch ist. Ich er innere an Kartoffelfelder, die uns heute heimisch erscheinen, uns im Grunde ge nommen aber fremd sein mühten. Viel stärker tritt dieses Moment aber in unseren südlichsten Gauen, in Steier mark und Kärnten in Erscheinung. Kei ner von uns wird sich beim Anblick der vielen und oft sehr großen Maisfelder des starken fremdländischen Einbrucks erwehren können. Auf mich haben diese Maisfelber entschieden stärker fremd ländisch gewirkt, als die, die ich in Bosnien, Kroatien, Slavonien und Ungarn zu sehen Gelegenheit hatte. Wem würde es heute einfallen, diese in Steiermark und Kärnten vorwiegend fremdwirkenden Nutzpflanzen, die ent schieden das Landschastsbilb beherrsche», durch bodenständige Nutzpflanzen er setzen zu wollen? Der fremde Eindruck des Lanbschaftsbildes wird dort durch ben sehr ausgedehnten Weinbau noch verstärkt! Wollten die Gestalter von der extremen Seite folgerichtig denken, möchte ich ihnen den Rat geben, keinen Wein mehr zu trinken, der in deutschen Gauen gewachsen ist, denn auch der Weinbau wurde aus fremden Ländern übernommen, darauf weisen u. a. die Lehnwörter: vinnm — der Wein, vlni- tor — der Winzer Hin. Nicht weniger schwieriger ist es nun aber, Gärten und Parke zu gestalten, wenn sie sich gleichzeitig in das Land schaftsbild einfügen sollen. Wir kom men dabei, wenn wir blütenreiche, schöne Gärten schassen wollen, nicht darum herum, Gehölze aus fremden Ländern zu verwenden. Folgende Aufstellung möge zur Beweisführung dienen. Um sestzustellen, wieviel Gehölze in Deutschland zur Anpflanzung gelangen und wieviel davon als heimisch oder fremd anzusprechen sind, Habe ich mir die MüHe gemacht, einige bekannte den- drologische Werke durchzuarbciten mit folgendem Ergebnis: In Deutschland werben an Freiland gehölzen kultiviert: Laubhölzer: 348 Gattungen mit 1735 Arten Nadelhölzer: 18 Gattungen mit 223 Arten Davon entfallen auf Ursprungslän der in: Laubhölzer Nadelhölzer 1735 223 Asien 731 SS Amerika 522 85 Deutschland 135 S übrig. Europa 168 17 Australien 10 1 Asrika 2 2 Kreuzungen 167 14 Der Anteil an in Deutschland boden ständigen Gehölzen beträgt somit bei Laubgchölzen 7,8"/», bei Nadelgehölzen 8,S "/». Dabei weise ich daraus hin, daß ich die Sorten der einzelnen Gehölz arten z. B. Flieder-, Rosen-, Philaüel- phus-, Obstsorten usw. nicht berücksich tigt Habe, sonst würde das Ergebnis noch wesentlich anders aussallen. Bedenkt man, daß die in Deutschland heimischen Gehölze, insgesamt 144 Arten, wenn sie standortgerecht verwendet werben sollen, sür die einzelnen Landschaften sehr be trächtlich zusammenschrumpfen, so treten dann erst die großen unüberbrückbaren Schwierigkeiten auf, mit denen ein Ge stalter zu rechnen hat, wenn er schöne Gärten ausschließlich oder überwiegend mit bodenständigen Gehölzen schassen will. Wir können aber z. B. nur in Heidegegenden Hcidcgärten schaffen. Wie trostlos müßten z. B. die Berliner Gär ten bei der kargen, dort heimischen Flora aussehen! Was können wir Heute überhaupt als fremd, und was als Heimisch empfinden? Eine heimische, einzelnstehende Kieser mit hohem glatten Stamm und breiter Krone, kann von uns viel eher als fremd empfunden werden, als ein ge wöhnlicher Fliederstrauch, ein Roß kastanienbaum oder ein Edelroicn- strauch, die alle fremdländischer Her kunft sind. Man gehe, wenn man Gegenüberstellungen mache» will, auch nicht ins Extreme und vergleiche die Wirkung der heimischen Vogelbccr- bäume, Linden- und Birncnväilme nicht mit der einer Kivkgo bibola oder Sopkvva japonioa. Denn welcher gärtne risch geschulte und erfahrene Baum- schulcr würde diese zwei Fremdlinge wahllos in die deutsche Landschaft pflanzen? Es erscheint mir viel beachtenswerter, wenn in einer kürzlich erschienenen Broschüre über die Bepflanzung von Vorgärten weder Strauch-, noch Po- lyantha- oder Kletterrosen erwähnt wer de». Gibt eS jemanden, der von sich be hauptet, ein Gartenfreund zu sein, Ler sich noch nicht über in Vorgärten schön- blühende Kletier- und andere Garten- rosen gefreut hat? Sind Rosen — ich spreche von Edelrosen aller Arten — überhaupt aus unseren Vorgärten in Stadt und Dorf, aus unseren Bauern- gärten und Parkanlagen wcnzubenken? Diese Art, fremdländische Pflanzen, die wir heute als heimisch betrachten, in Gärten und Parken nicht mehr zu ver wenden, wurde in letzter Zeit verschie dentlich in der „Gartenbauwirtschait" von maßgebender Seite treffend als Lendroloai'che Bildcrstürmcrei n. ä. be zeichnet. Wenn eine Absatzförderung für Baumschnlerzeugniste notwendig ist, dann Kat sie hier einzusctzen. Man mache auch den deutschen Baumschulen nicht immer den Vorwurf, daß sie die Pflan zen nur des Gewinnes und nicht Ler Kunst willen anziehen, sondern gebe de» Baumschulen rechtzeitig Mengen und Art-n der gewünschten Pflanzen an. Xuri buber
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