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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 56.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19390000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19390000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 56.1939
-
- Ausgabe Nummer 1, 5. Januar 1939 1
- Ausgabe Nummer 2, 12. Januar 1939 1
- Ausgabe Nummer 3, 19. Januar 1939 1
- Ausgabe Nummer 4, 26. Januar 1939 1
- Ausgabe Nummer 5, 2. Februar 1939 1
- Ausgabe Nummer 6, 9. Februar 1939 1
- Ausgabe Nummer 7, 16. Februar 1939 1
- Ausgabe Nummer 8, 23. Februar 1939 1
- Ausgabe Nummer 9, 2. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 10, 9. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 11, 16. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 12, 23. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 13, 30. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 14, 6. April 1939 1
- Ausgabe Nummer 15, 13. April 1939 1
- Ausgabe Nummer 16, 20. April 1939 1
- Ausgabe Nummer 17, 27. April 1939 1
- Ausgabe Nummer 18, 4. Mai 1939 1
- Ausgabe Nummer 19, 11. Mai 1939 1
- Ausgabe Nummer 20, 18. Mai 1939 1
- Ausgabe Nummer 21, 25. Mai 1939 1
- Ausgabe Nummer 22, 1. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 23, 8. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 24, 15. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 25, 22. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 26, 29. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 27, 6. Juli 1939 1
- Ausgabe Nummer 28, 13. Juli 1939 1
- Ausgabe Nummer 29, 20. Juli 1939 1
- Ausgabe Nummer 30, 27. Juli 1939 1
- Ausgabe Nummer 31, 3. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 32, 10. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 33, 17. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 34, 24. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 35, 31. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 36, 7. September 1939 1
- Ausgabe Nummer 37, 14. September 1939 1
- Ausgabe Nummer 38, 21. September 1939 1
- Ausgabe Nummer 39, 28. September 1939 1
- Ausgabe Nummer 40, 5. Oktober 1939 1
- Ausgabe Nummer 41, 12. Oktober 1939 1
- Ausgabe Nummer 42, 19. Oktober 1939 1
- Ausgabe Nummer 43, 26. Oktober 1939 1
- Ausgabe Nummer 44, 2. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 45, 9. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 46, 16. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 47, 23. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 48, 30. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 49, 7. Dezember 1939 1
- Ausgabe Nummer 50, 14. Dezember 1939 1
- Ausgabe Nummer 51, 21. Dezember 1939 1
- Ausgabe Nummer 52, 28. Dezember 1939 1
-
Band
Band 56.1939
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- Gartenbauwirtschaft
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Nummer 4 Der Samenbau Mitteilungen für -ie Zachgruppe Samenbau -er Unterabteilung Garten im Reichsnährstanö Seilage zu „Gartenbauwtrtlchaft"Nn3Z 17. August iyz- LÜcktsriscdsr ^r/o^Lssi2iS^uii§s unc^ I-sistuNLssstsiAsruNN OsmüsS^cru Heterosis-Fragm m der Gemüsezüchtung Durchblättert man Kataloge größerer Gartenbau betriebe, so findet man darin Hunderte, ja sogar Tausende von Sortenbezeichnungen. Für den Laien bedeutet ein Sortenname etwas Starres, so etwas, wie die Bezeichnung einer Automobil-Serie, die zahllose ganz und gar gleich geartete Individuen von Wagen umfaßt. Diese Gleichartigkeit inner halb einer mit einem Handelsnamen bezeichneten Serie ist etwas Wesentliches. Den Laien kümmert es wenig, wie diese Gleichartigkeit einer Pflanzen serie, tue Einheitlichkeit eines Bestandes zustande kommt. Der Samenbauer freilich weiß die Wege, die ein zuschlagen sind, um die im Zusammenhang mit der geschlechtlichen (sexuellen) Fortpflanzung stehende Variabilität auszuschalten. Der einfachste Weg ist der, daß man eben die Vermehrung ausschaltet, und dafür die ungeschlechtliche (vegetative) treten läßt, somit Klonen erzeugt. Das sind absolut einheit lich fallende Sorten, die aber bei geschlecht licher Vermehrung nicht konstant sind. Unter den Gemüsesorten fällt nur eine kleine Zahl unter diesen Sortenbegriff; vor allem Spargel, Rhabar ber und das eine oder das andere Objekt von ganz untergeordneter Bedeutung wie Erdbirne, Knollen ziest. Den Klonen reiht sich ein zweiter Sortenbegriff an, bei dem die Lahmlegung der natürlichen Varia bilität durch Erzielung des homozygotischen Zu standes erfolgt, die reinen Linien, die einheit lich fallen und konstant vererben. Die Erreichung der Homozygotie setzt einen eigentüm lichen physiologischen Zustand voraus, der in freier Natur nur ganz ausnahmsweise vorkommt und der sich unter bestimmten Voraussetzungen im Zustand der Domestikation herausgebildet hat, das ist die physiologische Unempfindlichkeit gegen Jnzestwir- kung. Es ist wohl kein Zufall, daß'unter den Kul turpflanzen nur solche sich zu typischen Selbstbe fruchtern entwickelt haben, deren oberirdische Teile, vor allem deren Früchte und Samen wir essen. Ueberzüchtung in der Richtung reichen Fruchtan satzes bzw. von Großfrüchtigkeit und Großkörnig keit hat nur solche Rassen bestehen lassen, deren physiologisches Gleichgewicht im Sinne einer Ueber- ernährung der Blütenregion gestört ist. Es sind An haltspunkte für die Annahme gegeben, daß Ueber- crnührung der Blütenregion jene feinen physiologi schen Reaktionen abstumpft, die die Unempfänglich keit gegenüber dem eigenen Pollen bedingen, daß also Ucberernährung der Blütenregion zur Selbst fertilität führt. Bohnen, Erbsen, Linsen, Tomaten, deren Früchte bzw. Namen wir essen, sind Selbst befruchter, unter den Wurzelgemüsen suchen wir solche vergebens. Ganz anders wieder liegt der Sortenbegriff bei den Fremdbefruchtern; bei diesen ist das Ideal abso luter Einheitlichkeit niemals erreichbar. Eine stetig fortgesetzte Selektion ist notwendig, uni die natür liche Variationsbreite in das künstlich verengte Bett eines Sortentypus zu zwingen, wie das bei den Krautartigen, den Wurzelgemüsen und Blattge müsen der Fall ist. Diesen drei althergebrachten Sortenbegriffen tritt nun seit neuerer Zeit unter dem Schlagworte „Heterosis"-Sorten ein vierter an die Seite, der zwar einheitlich fallendes Material ge währleistet, der aber bei Nachbau aus Samen nicht konstant bleibt. Bei diesem Sortenbc- grisf handelt es sich um Saatgut von hochleistungs- sähigen Bastarden erster Generation. Es ist gewiß nicht ganz leicht, diesen neuen Sor- tenbcgriff: einheitlich aus Samen fallend, aber nicht konstant, vererbend in die Praxis des Garten baues einzuführen. Es fällt nun einmal dem kon servativen Sinn schwer, diesem Neuling das Bür gerrecht neben den alteingesessenen Sortenbegriffen zuzubilligen. Der Ausdruck „Bürgerrecht" ist er laubt, denn was der Klone zugebilligt wird, näm lich einheitlich zu fallen, aber nicht konstant zu ver erben, darf füglich der Heterosissorte nicht zur Last gelegt werden. Was versieht man unter Heterosis? Was bedeutet nun eigentlich das Wort „Hete rosis"? Dieses etwas hochtönende Wort ist neu, aber die Sache selbst nicht. Hochleistungsfähige Bastarde erster Generation sind schon seit dem grauen Altertum bekannt. Homer erwähnt schon den Gebrauch der Maultiere, und diese sind doch nichts anderes als hochleistungsfähige Bastarde erster Generation, die darum nicht konstant ver erben, weil sie steril sind. Auch pflanzliche der artige „Maultiere" gibt es; als Beispiel sei der von v. Tschermak gezüchtete überaus reich und in herrlicher Uebergangsfarbe blühende absolut sterile Bastard zwischen Verbascum ptioeni- ceum und Verbaseum olympicum er wähnt. Die praktische Pflanzenzüchtung bedient sich der Methode der Erzeugung lei'stungssähiger Bastarde seit den grundlegenden Untersuchungen von Shull, East, Hayes und Jones an Mais, der zum klassischen B.ispiel dieser Arbeitsrichtung ge worden ist. Bon den theoretischen Vorstellungen nun, die sich diese Forscher über die Frage gebildet haben, woher es wohl kommen mag, daß Bastarde so häufig eine gesteigerte Leistungsfähigkeit zeigen, stammt das Wort „Heterosis". Diese Vorstellung gipfelt in der Annahme, daß der heterozygotische Zustand als solcher lebhaftere Wachstumsimpulse auslöst als das Zusammentreten zweier ganz gleicher Chromosomesätze. Die Richtigkeit dieser Annahme läßt sich im gegenwärtigen Augenblick weder exakt beweijen noch bestreiten, jedenfalls ist sie sehr ansprechend. Zweifellos können aber bei der Erhöhung der Vitalität von Bastarden auch Von Prof. Dr. Franz Frimmel, Brünn andere Zusammenhänge Hineinspielen. In den Fällen, in denen es sich um sterile Bastarde handelt, liegt es aus der Hand, daß die Baustoffe, die für den Aufbau der Früchte und Samen bereitgestellt, für diesen Zweck nicht verwendet werden können, dem vegetativen Wachstum zugute kommen müssen. Bei Selbstbefruchtern wieder, deren Unempfind lichkeit gegen Jnzestwirkung eine besondere Empfindlichkeit für Heterozygötie unwahrscheinlich erscheinen läßt, folgen wir gerne dem Gedanken- gang von Keeble und Pellew, die lediglich günstige Faktorenkombination für die Steigerung der Lei stungsfähigkeit bei Bastarden verantwortlich machen, und'schließlich deuten die Erfahrungen bei solchen Fällen, wo reciproke Kreuzungen differenzes Ver halten zeigen, in dieselbe Richtung wie die Resul tate der Forschungen Heribert Nilssens an Roggen, der überzeugend nachwies, daß es bei diesem Ob jekt durchaus nicht gleichgültig ist, in welches Pro toplasmatische Milieu ein männlicher Chromosv- Einige Schritte auf diesem Gebiet sind schon ge tan. Es gibt im Handel schon Heterosisjormen von Spinat und Tomaten. Keine Gemüsepflanze eignet sich für die Her stellung von Bastardsaatgut so gut wie Spinat. Als zweihäusige Pflanze macht die das Kastrieren eines Bestandes besonders leicht. Die beiden Eltern sorten werden abwechselnd in Reihengruppen aus- gesät, bei der Muttersorte werden die Männchen kurz vor dem Aufblühen entfernt. Die vom Pollen der Vatersorte bestäubten Weibchen der Muttersorte liefern das ? 1 - Saatgut. Die Erfahrung zeigt, daß es nicht schwer ist, Kombinationen zu finden, die die Elternsorten an Leistungsfähigkeit übertreffen. Es empfiehlt sich, als Muttersorte eine chlorophyllstarke Sorte zu wählen. Die Chlorophyllkörper werden durch das mütterliche Plasma übertragen, somit ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Bastard hoch leistungsfähig in bezug auf diese Werteigenschaft wird, gegeben. Wählt man, wie das bisher geschieht, scharf- samigen Spinat als Batersorte, so hat das neben bei auch dep Vorteil, daß, im Fall als entgegen der Weisung, daß Nachbau von Heterasis-Spinat zu unterlassen sei, ein solcher doch getrieben wurde, das Saatgut der Folgegenerationen durch schmerz- haste Stiche den Uebeltäter darüber belehrt, daß er etwas getan hat, was er hätte unterlaßen sollen. Eine solche Mahnung ist gut, denn daß es sachlich falsch ist, von Heterosis-Sorten Nachbau zu treiben, kann nicht oft genug betont werden. Eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Heterosis-Züchtung bei Spinat ist, daß die Muttersorte keine zwei geschlechtlichen Pflanzen enthält, was bei Spinat leider vorkommt. Bedauerlich ist diese Erscheinung freilich nur für diese Zuchtrichtung. Für jene Rich tung, die zur Erzüchtung des Juliana-Typus ge führt hat, die ja gerade darauf beruht, die Em- häusigkeit hochzuzüchten, ist sie das Zuchtziel. So stehen sich zwei Zuchtrichtungen diametral gegen über, was durchaus nichts Böses ist, es möge der Vor etwa 60 Jahren, als die deutsche Gemüse- samenzucht mit systematischen Zuchtarbeiten begann, gab es nur wenige Zwiebelsorten: die später als „Zittauer Plattrunde" bekannt gewordene, „Rote Zittauer" und „Weiße Silberzwiebel". Diesen drei Sorten war die Eigenschaft gemeinsam, daß sie sich ziemlich lange lagern ließen. Als dann erstmalig in Deutschland die einge führten ägyptischen Zwiebeln auf den Markt kamen, übergab Vater Dippe meinem Vater 50 kg dieser Riesenzwiebeln mit dem Ratschlag, die eine Hälfte zur Sainengewinnung anzubauen, die andere Hälfte auf dem Zwicbelboden zu lagern, um deren Halt barkeit fcstzustellen. Diese Zwiebeln konnten wir damals fast IVa Jahre auf dem Lager halten. Die Firma Dippe führte schon nach drei Jahren Samen dieser Sorte in ihren Katalogen unter dem Namen „Aegyptische 'Riesenzwiebel".' Später kamen Zwiebelneuheiten auch aus den Ländern, die der Samenbau erst später ausgenom men hat (Frankreich, Italien, Bulgarien u. a.). Diese neuen Sorten stellten aber infolge ihrer schlechten Haltbarkeit keine erwünschte Bereicherung des Zwiebelsortiments dar. Ausfälle bei gelagerten Zwiebeln, wie sie heute zuweilen infolge Schossens, Zwiebelsäule, Rotz usw. auftreten, gab es damals nicht. Bis heute gibt es nun noch keine Zwiebelsorte, die haltbar genug ist und in ihren Erträgen be friedigt. Die Schwierigkeiten, die sich der Züchtung einer guten Dauerzwiebelsorte entgegenstellen, liegen in dem Umstand begründet, daß die Zwiebeln, die zur Samengewinnung angebaut werden sollen, so früh wie möglich ausgepflanzt werden müssen. Wohl kann man dabei eine Auslese auf Gesundheit und Festigkeit der Zwiebeln vornehmen, nicht aber auf Grund der tatsächlich längsten und besten Halt barkeit. Trotzdem ist es dem erfahrenen Züchter selbst verständlich möglich, durch intensive und ziel- mesatz bei der Befruchtung gelangt. Ist dieses identisch mit dem Protoplasma, in dem er selbst aufgewachsen ist, dann sind die durch die Befruch tung ausgelösten Impulse schwächer, als wenn er in ein ihm fremdes Protoplasmatisches Milieu ge langt. Wie dem nun auch in jedem Einzelfalle sei, es ist nun einmal eine seit uralter Zeit ganz all gemein bekannte Erfahrung, daß Inzucht zu De generation, Fremdbefruchtung aber zu einer Stei gerung der Vitalität führt, und die praktische Aus nützung dieser Erfahrung ist ebenso uralt wie diese selbst, wie wir an dem Beispiel der Maultierzucht gesehen haben. Das Prinzip der Heterosis-Züchtung hat sich sowohl in der Tierzüchtung wie in der Züchtung landwirtschaftlicher Gewächse, in der Forst pflanzenzüchtung und ganz besonders in der Blu menzüchtung bewährt. Es ist daher die Frage nahe- liegend, welche Anwendungsmöglichkeiten speziell auf dem Gebiet der Gemüsezüchtung für diese Ar beitsrichtung sich ergeben. eine Züchter dieser Richtung folgen, der andere jener. Die Erfolge des einen werden stimulierend auf das Bestreben des anderen wirken, sozusagen eine Heterosis-Wirkung unter den Spinatzüchtern mit dem Erfolg, daß der deutsche Gartenbau mit immer besseren Sorten versorgt wird. Heterosis-Züchtung bei Tomaten Das zweite Objekt, bei denen sich die Methode der Heterosis-Züchtung in die Praxis des Gemüse samenbaues schon eingeführt hat, ist die Tomate. Von den im Jahre 1914 durch v. Tschermak ver öffentlichten Beobachtungen über die erhöhte Lei stungsfähigkeit von Tomaten erster Generation, die im Mendel-Institut unter Th. Roemer ange stellt worden waren, ging der Impuls zur prak tischen Auswertung dieser Erscheinung aus. Metho disch bietet die Tomate andere Vorausjetzungen als der Spinat, weil es sich hier um einen zwitterigen Selbstbefruchter handelt, bei dem jede einzelne Kreuzung von Hand aus durchgeführt werden muß. Der Vorteil bei der Tomate liegt darin, daß sie eine vlelsamigs Frucht erzeugt, die Samenzahl pro Frucht schwankt etwa zwischen 60 und 200. Wenn tunlich, sind daher vieljamige Mutterjorten günstiger, weil bei solchen mit jedem Bestäubungs alt eine mehrhundertsache Vervielfältigung einher geht. Die Erfahrung zeigt, daß es sehr viele Sortenkombinationen gibt, deren wesentliche Er tragssteigerungen zeigen; die sehr scharf umris- senen Anforderungen an die Leistungseigenschaften engen aber die Möglichkeiten sehr wesentlich ein, so daß sehr viele an sich ertragreiche Kombina tionen deshalb außer Frage bleiben, weil sie den sehr strengen Qualitätsansprüchen nach Frühreife, Fruchtform und Größe, Transportfähigkeit, Flei schigkeit usw. nicht voll entsprechen. Auch die Ver wendbarkeit von Heterosis-Tomaten-Saatgut, das naturgemäß nicht wohlfeil sein kann, ist insofern eingeschränkt, als es zwar für gartenmäßige Heran zucht geeignet ist, nicht aber für extensiven Feld gemüsebau, der bei direkter Aussaat ins Freiland bewußte^ Züchtungsarbeit eine Tauerzwiebel von lanasr Haltbarkeit zu erzielen, die auch sonst allen an sie gestellten Anforderungen (Gesundheit, Festig keit usw.) genügt. Ich möchte dazu folgenden Vor schlag machen: ein Samenzuchtbetrieb oder ein staatliches Institut übernimmt 150 bis 250 KZ Zwiebeln und lagert sie wie üblich. Angenommen, es zeigen sich in dieser Menge einige Zwiebeln — und wenn cs nur wenige Kilogramm wären —, die länger haltbar sind, so müßte nun versucht werden, diese kleinen Bestände durch weitere 4 bis 5 - Monate auf dem Lager zu halten, gegebenenfalls durch Einschalten der Kühllagerungsverfahren, bis die neue Pslanzzeit da ist. Außerdem bestände die Möglichkeit, die be- trefsenden Zwiebeln an einen zuverlässigen Anbauer eines Landes zu schicken, in dem es die Jahreszeit gestaltet, sofort mit dem Aufpflanzen zur Samen- gewinuung zu beginnen (Türkei, Nordafrika, Spanien). Wenn es so gelänge, eine allen Ansprüchen ge nügende, lange haltbare Dauerzwicbel cu erzielen, so dürsten die Kosten, die das vorgeschlagene Ver fahren verursacht, nicht als zu hoch betrachtet zu werden brauchen. Willy liesse, Eisleben. * Anmerkung der Schriftleitung: Der Gedanke, zur Sainengewinnung die Zwiebelsamen träger nicht nur nach Gesundheit, Größe, Festigkeit und Ausgeglichenheit auszusuchen, sondern auch die Lagerfähigkeit einzubeziehen, ist an sich sehr gut. Jedoch bleibt die Frage offen, ob durch eine evtl. Kühllagerung Keimschädigungen auftreten können, die die Eignung der Zwiebel zur Samengewinnung herabsctzen. Diese Frage müßte grundsätzlich durch die Forschungsgemeinschaft für die Kühllagerung, Magdeburg, beantwortet werden. Im übrigen würde eine einmalige Auslese auf Lagersähigkeit natürlich nicht genügen. L. Anwendungsmöglichkeiten auf dem Gebiet der Gemüsezüchtung Ist 6is MoktunA SM er §ssun6sn, wüsüsi'ssn und tan§s kaULarsn Zur Frage der Zwtebelzüchtung mit großer Samenverschwendung arbeitet. Das derzeitige Tomatensortiment, das über 200 ver schiedene Sorten enthält, erlaubt die Herstellung von über 20 000 Sortenkombinationen. Und wenn auch große Gruppen von Typeukombinationen von vornherein ausscheiden, so bleibt doch noch eine so große Zahl von Möglichkeiten durchzuarbeiten, daß noch mit mancherlei Verbesserungen bei Durch arbeitung des Materials im Wege der Heterosis- Züchtung zu rechnen ist. Auch in der Tomaten- züchtung besteht ein scharfer Konkurrenzkampf der Zuchtmcthoden, denn auch die Selektionszüchtung hat in bezusi auf wichtige Zuchtziele wie Frühreife und Fleischigkeit Einzelerfolge, die kaum mehr zu überbieten sind, aufzuweisen. Begrenzungen in der Anwendung In den glücklich hinter uns liegenden Zeiten der Arbeitslosigkeit, bedeutete die Erzeugung von Heterosis-Tomaten-Saatgut eine Erleichterung vom sozialen Standpunkt aus, da es sich um eine emi nent arbeitschaffende Methode handelt. Ob ange sichts des nunmehr bestehenden Mangels an Arbeitskräften diese sehr viel Handarbeit erfor dernde Methode sich wirtschaftlich wird aufrecht er halten lassen, muß erst die Erfahrung lehren. Es. gibt keine züchterische Methode, die sozu sagen ein Stein der Weisen wäre, jede Methode hat ihre natürlichen Begrenzungen, und es ist not wendig. neben den Vorteilen und Aussichten auch diese Grenzen kennenzulernen. Die wichtigste Be grenzung liegt zunächst in der Methode selbst. Je größere Schwierigkeiten der Durchführung von Massenkreuzungen entgegenstehen, oesto weniger aussichtsreich erscheint die Anwendung der Methode der Heterosis-Züchtung. Als Beispiel für diesen Zusammenhang mögen Erbsen und Bohnen ge nannt werden. Auch bei diesen ließen sich gewiß hochleistungs fähige Bastarde erster Generation erzielen. Tie Durchführung von künstlichen Kreuzungen bei die sen Objekten'ist aber eine so große Feinarbeit, daß es von vornherein aussichtslos erscheint, mit Hilse von Massenkreuzungen große Mengen von Ver kaufssaatgut zu erzeugen. Es ist selbstverständlich, daß sich die Versuche der praktischen Anwendung des Heterosis-Prinzips zunächst an solche Objekte gehalten haben, die methodisch leicht zu behandeln sind, wie Spinat und Tomate. Wegen methodischer Schwierigkeiten scheiden von vornherein eine recht große Zahl von Gemüsearten aus, wie z. B. alle Typen von Salat und die krautartiaen Pflanzen sowie die Hülfenfrüchte. Auch für die Mehrzahl der Wurzelgemüse trifft das zu. Unter diesen wur den mit Karotten einschlägige Versuche gemacht. Die Selbststerilität der Karotte gestattet eine zwar nicht ganz exakte, praktisch aber doch immerhin zu lässige Methode der Kreuzung, nämlich Auspf/q> zen einzelner Samenträger einer Mutterforte a ein Samenträgerbeet einer Batersorte. Je stärirr sozusagen die Verdünnung der Muttersorte inner halb einer Mehrheit von Baterpflanzen ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Pflanzen her Muttersorte von sortenfremden Pollen belegt wurden. Tas Resultat mehrjähriger Versuche war nun zunächst nicht sehr ermutigend. Die Schwie rigkeiten liegen in zweierlei Richtung: 1. Die Variabilität vieler Handelssorten ist noch viel zu breit, als daß sie ein geeignetes Ausgangs material bilden würden. Diese Schwierigkeit ist durch scharfe Selektion innerhalb der einzelnen Typengruppen behebbar. Die zweite Schwierigkeit aber liegt in dem Objekt selbst. Aus genetischen Gründen ist es ausgeschlossen, si 1-Bastarde vom walzenförmigen Nantaise-Typus oder vom kurzen Dicken Pariser Typ aus Typenkreuzungen zu er halten; diese beiden Typengruppen sind aber gerade die gärtnerisch wertvollsten. Steigerung der Lei stungsfähigkeit durch Erzielung von U 1-Bastarden vom halblangen, stumpfen Duwicker Typus liegen im Bereich der Möglichkeit, und zwar durch Kreu zung qualitativ hochstehender Proben des Nantaise- Typus mit Pariser. Eine solche Wertsteigerung müßte aber doch so bedeutsam sein, daß sie die immerhin erheblichen methodischen Aufwendungen deckt; solange Anhaltspunkte dafür bestehen, ana loge Zuchterfolge bei Karotten auf dem Wege ein facher Selektion zu erzielen, ist der Impuls gering, einen komplizierten Umweg zu suchen. Sind weitere Zuchterfolge möglich? Die Hinweise auf die Begrenzungen der An wendbarkeit der Heterosis-Methode auf dem Ge biet der Gemüsezüchtung sollen keineswegs ab schreckend wirken, im Gegenteil. Innerhalb der an gedeuteten Grenzen ist noch sehr viel Aussicht auf züchterische Erfolge, und die Gemüsezüchtung kann heute an dieser Methode ebensowenig mehr Vorbei gehen wie die anderen Zweige des Züchtungs wesens. Nach den ersten Schritten bei Spinat und Toma ten ist es noch immer aussichtsreich, an beiden Objekten in dieser Richtung weiterzuarbeiten. Auch bei den übrigen Gemüsepflanzen aus der Familie der Solanaceen sind entsprechende Erfolge z. T. schon erzielt und noch zu erwarten, wie die Arbei ten des Bulgaren Daskaloff, der die bulgarische Tomatenproduktion auf Heterosis - Samenbau basiert hat und uns mit schönen Erfolgen an Eier frucht vorausgeeilt ist, beweisen. Noch gar nicht in dieser Hinsicht bearbeitet sind Gurken, Melonen und Kürbisse, deren Blühverhältnisse ebenso wie ihre Vielsamigkeit der Früchte zu Versuchen in die ser Richtung geradezu herausfordern. Es bleibt Sache wissenschaftlicher Züchtungs-Institute, all diese Möglichkeiten zu überprüfen und über jedes Objekt ein klares Urteil zu gewinnen und in sol chen Fällen, in denen praktisch brauchbare Erfolge erzielbar sind, ein wohl ausgearbeitetes Samen baurezept der Praxis des Samenbaues zur Ver fügung zu stellen. Es ist kein Zweifel, daß der Gemüsezüchter ge nau die gleiche Verpflichtung hat, jede Möglichkeit eines züchterischen Erfolges im Auge zu behalten, wie jeder andere Züchter, und so zu seinem Teil bei- zutragcn, daß die Leistungsfähigkeit der uns in Treuhand übergebenen Kulturpflanzengruppe schrittweise zum Wohl des Volksganzen gestei gert werde.
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