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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 56.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19390000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19390000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 56.1939
-
- Ausgabe Nummer 1, 5. Januar 1939 1
- Ausgabe Nummer 2, 12. Januar 1939 1
- Ausgabe Nummer 3, 19. Januar 1939 1
- Ausgabe Nummer 4, 26. Januar 1939 1
- Ausgabe Nummer 5, 2. Februar 1939 1
- Ausgabe Nummer 6, 9. Februar 1939 1
- Ausgabe Nummer 7, 16. Februar 1939 1
- Ausgabe Nummer 8, 23. Februar 1939 1
- Ausgabe Nummer 9, 2. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 10, 9. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 11, 16. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 12, 23. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 13, 30. März 1939 1
- Ausgabe Nummer 14, 6. April 1939 1
- Ausgabe Nummer 15, 13. April 1939 1
- Ausgabe Nummer 16, 20. April 1939 1
- Ausgabe Nummer 17, 27. April 1939 1
- Ausgabe Nummer 18, 4. Mai 1939 1
- Ausgabe Nummer 19, 11. Mai 1939 1
- Ausgabe Nummer 20, 18. Mai 1939 1
- Ausgabe Nummer 21, 25. Mai 1939 1
- Ausgabe Nummer 22, 1. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 23, 8. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 24, 15. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 25, 22. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 26, 29. Juni 1939 1
- Ausgabe Nummer 27, 6. Juli 1939 1
- Ausgabe Nummer 28, 13. Juli 1939 1
- Ausgabe Nummer 29, 20. Juli 1939 1
- Ausgabe Nummer 30, 27. Juli 1939 1
- Ausgabe Nummer 31, 3. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 32, 10. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 33, 17. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 34, 24. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 35, 31. August 1939 1
- Ausgabe Nummer 36, 7. September 1939 1
- Ausgabe Nummer 37, 14. September 1939 1
- Ausgabe Nummer 38, 21. September 1939 1
- Ausgabe Nummer 39, 28. September 1939 1
- Ausgabe Nummer 40, 5. Oktober 1939 1
- Ausgabe Nummer 41, 12. Oktober 1939 1
- Ausgabe Nummer 42, 19. Oktober 1939 1
- Ausgabe Nummer 43, 26. Oktober 1939 1
- Ausgabe Nummer 44, 2. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 45, 9. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 46, 16. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 47, 23. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 48, 30. November 1939 1
- Ausgabe Nummer 49, 7. Dezember 1939 1
- Ausgabe Nummer 50, 14. Dezember 1939 1
- Ausgabe Nummer 51, 21. Dezember 1939 1
- Ausgabe Nummer 52, 28. Dezember 1939 1
-
Band
Band 56.1939
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- Gartenbauwirtschaft
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b kiummsr 1L. 20. Lpr» 1-!-. (Zartenbauwirtlchakt vereinigt mit veutlcher krwerbogartenbarl zur Mostbereitung (Obstwein) verwendet und des halb vorwiegend Wirtschaftsobst angebaut. Nach dem aber der Mostverbrauch erheblich zurückging, fand eine größere Umstellung auf Lafelobst statt. So wurden z. B. allein in den Jahren 1935 bis 1938 132 000 ObstbLume mit staatlichen Zuschüssen umgepropft. Dabei wurde natürlich auf Sortenver ringerung und, Anbau erstklassiger Tafeläpfel aller größter Wert gelegt. Von jeher wurde der Obstbau von der Regie rung gefördert. Zur Bepflanzung der Staatsstra ßen mit Obstbäumen errichtete Herzog Karl Eugen 1760 unter Leitung des Vaters unseres bekannten Dichters Friedrich Schiller, dem Hauptmann I. C. Schiller, auf der Solitude bei Stuttgart die erste Baumschule. Bekannte Obstbaupioniere gingen aus dem württembergischen Obstbau hervor. Genannt sei als einer der Besten Dr. Ed. Lucas, der vielen hervorragenden Pomologen des In- und Auslandes Lehrmeister war. Schon lange würde auf die Aus bildung von Baumwarten allergrößter Wert gelegt. Gerade durch das Baumwartwesen hat der Obstbau in Württemberg seine stärkste Förderung erfahren. Wir zählen heute in Württemberg 2075 geprüfte Baumwarte. Daneben ist in jedem Kreis ein vom Krcisverband angestellter Kreisbaumwart (Fach berater) tätig, dem die Baumwarte in fachlicher Beziehung unterstellt sind. Der Erfolg guter Kronenpflege Wer durch Württemberg reist, dem fällt auf, daß ein großer Teil der Baumkronen sehr gut ausge lichtet ist. Durch diese lichten Kronen sind wir in der Lage, auf Hochstämmen ein Obst zu ernten, das qualitativ die Konkurrenz mft Spalierobst jederzeit aufnehmen kann. Ausfallen wird dem Besucher ganz besonders aber auch die Kronenpflege bei den Jungbäumen. Kaum irgendwo wird gerade dar auf solcher Wert gelegt, wie in Württemberg. Unsere Fachberater und Baumwarte sind eifrig bemüht, entsprechend den an tragfähigen Bäumen gesammel ten Erfahrungen die Jungkronen kräftig und licht mifzubauen. Bei der 3. Reichsgartenschau Stuttgart 1939 wurde der Obstbau entsvrechend seiner Bedeutung in Württemberg berücksichtigt. So wird von allen Fachleuten begrüßt, daß alle Obstbäume, die schon vorher auf dem Gelände waren, weitest gehend er halten geblieben sind. Was bisher noch bei keiner Ausstellung möglich war, ältere Obstbäume im Er trag zu zeigen, ist in Stuttaart verwirklicht. Ge rade diese im Ertrag stehenden älteren Obstbäume drücken großen Teilen der Ausstellung den Stempel auf und fügen sie harmonisch ein in die schwäbische Landschaft. Für den Obstfachmann wurde eine große Lehrschau aufgebaut. Es wurde Material zusam mengetragen, das die Kronenerziehung der Jung bäume in den verschiedenen Jahrgängen anschau lich darstellt. In einer anderen Lehrschau wird das zweckmäßige Umpfropfen älterer 'Obstbäume sowie die Weiterbehandlung der Veredlungen ge zeigt. Aber auch die übrigen notwendigen Pflege maßnahmen, wie das Auslichten älterer Baum kronen, die Bodenbearbeitung, Schädlingsbekämp fung, Bewässerung, Düngung usw., werden als Bei spiele und Gegenbeispiele gezeigt. Eine Sonder schau der Landesbauernschaft Württemberg mit dem Landesverband der Gartenbaupereiüe zeigt Beispielspflanzungen von Busch- und Spindelbusch anlagen sowie Beerenobst. Auch bei den Sonder schauen ist der Obstbau entsprechend seiner Bedeu tung vertreten. Ich bin gewiß, daß jeder Obstfach mann vom Besuch Württembergs und der 3. Reichsgartenschau Stuttgart befriedigt sein wird, und freue mich, recht viele begrüßen zu dürfen. ^ckolk lAauk, Lauffen a. N. Eindrucksvolle Zahlen Von Stadtgartcndirektor Bauer, Stuttgart Der Aufbau der 3. Reichsgartenschau ist gekenn zeichnet durch eine Reihe von Schwierigkeiten, die sich aus der Eigenart des Geländes ergaben, auf .dem diese Schau in zwei Jahren Bauzeit entstanden ist- Längst verlassene Steinbrüche mit ihren Ab raumhalden, Schutt- und Geröllhaufcn, Müllablade plätze bildeten den Baugrund, dessen Bereinigung und völlige Neugestaltung allein Erdbewegungen von über 500000 obm mit sich brachten. Tiefe Mulden mußten eingeebnet und Berge abgegraben werden, ehe dann auf dieses unkultivierte steinige Gelände Mutterboden aufgebracht werden konnte, der das Land kulturfähig macht. Wo einstmals einige wenige holperige Wege Lurch ein teilweise bäum- und strouchloses Gebiet führ ten, erschließen heute Verkehrswege in einer Ge samtlänge von 15 stm das 50 da große Ausstel lungsgelände, ergänzt Lurch eine 2^ km lange Strecke für die Ausstellungskleinbahn. Bedeutende Hindernisse stellten sich dem Bau der Bewässerung und Entwässerung in Form großer Felsen entgegen, durch die z. B. Stollen von 60 bis 80 m Länge getrieben werden mußten, teils um Len Ausbruch dieser Felsen zu vermeiden, teils um wertvolle Baumgruppen erhalten zu können. 20 km Länge ergeben die Rohre, die der Bewässerung und der Speisung der Wasserbecken dienen, sie werden während der Ausstellungszeit einen Wasserverbrauch von einer halben Million odrn zu bewältigen haben. So überaus reizvoll die Abstufung des Geländes in feiner terrassenförmigen Anordnung sich dem Be sucher darbtetet, so große bauliche Anstrengungen waren erforderlich, um Liese Abstufung obzuftützen, weist doch das Gelände Höhenunterschiede bis z-u 60 m auf. So mußten neben einer Anzahl großer Stützmauern überall kleinere Mauern aufgeführt wenden, die zusammen eine Ansichtsfläche von 5000 qm ergeben. Die eigentliche Bepflanzung nahm ihren Anfang mit Lem Einpflanzen etwa 800 großer Bäume, die Gewichte von 25—100 äs ausweifen. Hierzu kam ein neuartiges Verfahren mit Hilfe großer Raupen krane in Anwendung, wobei die Bäume mit ihren Ballen ausgegraben, transportiert und eingepflanzt wurden. Frühzeitig begann Las Einpflanzen von 20 000 Sträuchern, über 50 OM Rosen, 120 OM Blumen zwiebeln, 3M OM Stauden, 500 000 Frühjahrs blumen, denen über 3M OM Sommerblumen folgen. Innerhalb der Ausstellung sind 150 OM qm Rasen flächen als Lagerwiesen freigegeben- 10 große Seen mit einer Gesamtwasserfläche von 15 OM qm beleben das Ausstellungsgelände, die Larin eingesetzten Wasserkünste werden einen ganz besonderen Anziehungspunkt für die Besucher bieten.. Osr Hochstamm Kat Äek im Okstkau IVürttsmksrNL Gute Obsternten durch intensive Pflegearbeiten Wahrscheinlich wurde der Obstbau zu Beginn unserer Zeitrechnung durch die Römer in Würt temberg eingeführt. Im Laufe der Zeit hat er eine große Ausdehnung erlangt. Er ist zu einem wich tigen Zweig der Landwirtschaft geworden. Auf jedem landwirtschaftlichen Anwesen ist der Obstbau vertreten. Es gibt viele Bauern und Landwirte, die mehrere tausend Obstbäume besitzen. Der Obstbau ist nicht nur in den klimatisch be vorzugten Teilen des Landes zu Hause, sondern auch in den rauhen Gegenden. Er wird bis zu einer Höhe von etwa 1000 m über NN. betrieben. Dart gibt es aber Markungsteile, die für den Obst bau gut geeignet sind und den Anbau von Tafel sorten ermöglichen. Das Obst aus diesen Gegenden hat den Vorzug der langen Haltbarkeit. Infolge der äußerst verschiedenen Vorbedingungen für den Obstbau ist Württemberg in der Lage, den Markt vom frühesten Obst an bis zur neuen Ernte mit Frischobst zu versorgen. In Württemberg sind schätzungsweise vorhanden: Ertrag- Obstart Gesamt- fähige bestaub Bäume Apfelbäume 12 LSI 000 8 495 666 Birnbäume 4 288 666 3 375 606 Ouittenbäume 110 600 08000 Süßkirschbäume WS 006 470 000 Sauerkirschbäume 87 060 48606 Zwetschen- und Pflaumenbäums . 3 680 066 2 208 600 Mirabellen- und Nencklodenbäume 167 006 85 666 Aprikosenbäume 18 666 18 666 Pfirsichbäume . 267 666 162 666 Mandelbäume ........ 566 366 Walnußbäumc 148 666 166 666 Edclkastauienbäume 1 606 706 zusammen: 26 886 866 18 146 666 Johannisbeeren 4166 666 Stachelbeeren 1 776 666 zusammen: s 086 666 Himbeeren am 2 266 660 Nach der Baumzählung 1934 gäbe es im Reich 175 069 233, in Württemberg 19 838 793 Kern-, Stein- und Schalenobstbäume. Hiernach war Würt temberg an dem Gesamtbestawd des Reiches mit 11,2 v. H. beteiligt. Bei der Bodenbenützungs ¬ erhebung 1938 waren im Reich 28 539 666 ka, in Württemberg 1 183 841 Ira für landwirtschaftliche Zwecke in Benützung. Somit machte der Anteil Württembergs an der landwirtschaftlich benützten Fläche des Reiches nur 4,1 v. H. aus. Damals standen auf 1000 da landwirtschaftlich benützter Fläche im Reich 5286, in Württemberg dagegen 15 549 Obstbäume. Der Apfelbaum ist die am stärksten angebaute Obstart. Sein Bestand ist größer als der der übri gen Obstarten zusammen. Er liebt bekanntlich einen hohen Luftfeuchtigkeitsgehalt und ist daher namentlich im Bodenseegebiet stark verbreitet. Er macht den Hauptbestand aus. Ganze Wälder von Apfelbäumen sind dort anzutrefsen. Die Bodensee gegend ist ein wichtiges Ausfuhrgebiet für den Apfel "geworden. 1937 z. B. wurden aus dem engeren Bodenseegebiet von den größeren Versandbahn höfen 48 708 t Aepsel verfrachtet. Weitere bedeu tende Apfelgebiete sind die Kreise Waiblingen, Heilbronn, Nürtingen, Backnang, Göppingen, Lud wigsburg, Eßlingen. Der größte Apfelbaum Würt tembergs steht in Nußdorf. In feiner besten Zeit brachte er Ernten von 30 äs. Jetzt ist er im Ab gang begriffen. Für den Obstertrag ist nicht nur die Zahl der Obstbäume entscheidend, sondern auch die Baum form. In Württemberg wird in der Hauptsache landwirtschaftlicher Obstbau betrieben, also der Hochstamm angepflanzt. Mit dieser Baumform wurden gute Erfahrungen gemacht. Sie ist an den Standort nicht so anspruchsvoll wie der auf Zwerg unterlag« veredelte Niederstamm. Die ein gangs genannten großen Baumzahlen hätten nicht erreicht werden können, wenn statt des Hochstam mes Niederstämme hätten gepflanzt werden müs sen. Der Hochstamm erleichtert die Bodenbearbei tung und läßt Lei genügend weitem Stand dauernd Unterkulturen zu. Der Bauer und Landwirt baut dort noch Hack- und Halmfrüchte und Gras und nützt somit seine Grundstücke stark aus. Das Gras ist nicht die vorteilhafteste Unterkultur. Wenn aber genügend große Baumscheiben oder links und rechts von den Baumreihen 2—3 m breite Streifen be arbeitet werden, es auch an der nötigen Düngung fehlt, zeitigen die Hochstämme dabei günstige Er- LntwicLIirnF unc! Lsc!sutun§ cZsr württsmLsrsiscksn Das württembergische Baumschulwesen Die württembergischen Baumschulen gehören mit zu den ältesten des Reiches. Schon um das Jahr 1750 Hören wir, daß auf der SvMute in der Nähe Stuttgarts eine große Baumschule gegründet wurde, die sich damals schon in der Hauptsache mit der Anzucht von Obst-, aber auch einigen Alleebäumen besahte. In die Zeit von 1800 bis 1870 fallen verschiedene Gründungen von Baumschulen, die sich gleichmäßig über das Land verteilten. So entstanden Betriebe im Hohenloheschen, in der Stuttgarter Umgebung, am Abhang der Schwäbischen Alb und in Ober schwaben. Alle widmeten sich in der Hauptsache der Anzucht von Obsthoch- und -Halbstämmen; teilweise wurden auch schon Ziersträucher, Koniferen und Alleebäume herangezogen. Da die damalige Regierung großes Verständnis für Obstbau hatte und auch wußte, welch großen Nutzen er einem Land bringen kann, wurden Aus bildungsstätten für Baumwarte und Gärtner ge gründet- Ich erinnere nur an die Gartenbauschule Hohenheim und an das Pomologische Institut Reut lingen, die sich auch mit der Anzucht von Baum schulerzeugnissen befaßten. Früher schon wurde in Hohenheim ein großer botanischer und ein exotischer Garten angelegt, um speziell dem jungen Gärtner und den an der landwirtschaftlichen Hochschule Stu dierenden recht viele Kenntnisse und Erfahrungen mit auf den Weg zu geben. Nach Beendigung des siegreichen Feldzuges 1870/71 und der Vereinigung der deutschen Stämme kam neues Leben auch in die Baum schulen, und allerorts wurden Baumschulneugrün dungen vorgenommen. In dieser Zeit trat ein gewisser Wandel in der Anzucht von Baumschulpflanzen ein. Es blieb nicht mehr allein bei der Anzucht von Hoch- und Halb stämmen, sondern die württembergischen Baum schulen fingen an, sich auch mit der Anzucht von Formobst zu befassen. Dabei wurde auf genaue und scharfe Erziehung der Formen großer Wert gelegt. Die stetige Nachfrage nach Obstbäumen und der große Verlust, der in den Obstanlagen und den Baumschulen nach dem kalten Winter 1879/80 zu beklagen war, sührte in den darauffolgenden Jah ren schon zur Gründung von sogenannten Anbau zentren. Ich erinnere nur an die Umgebung von Stuttgart und später auch von Weilheim-Teck; dort befaßten sich auch weniger fachlich geschulte Leute mit der Anzucht von Obsthochstämmen, die ja in Württemberg bis dahin in der Hauptsache verlangt wurden. Damals kam auch die Bielzahl der Sorten in den Handel; denn fast jeder der kleinen Züchter hatte seine eigenen Sorten, von denen der andere nichts wissen durfte. In dreist Zeit fiel der Zusammenschluß einiger be sorgter, weitblickender Baumschulbesitzer, bis im Jahre 1890 der Verband württembergischer Baum- schulbesitzer aus der Taufe gehoben werden konnte. Von den Gründungsmitgliedern seien nur die Namen Lucas, Rall, Aldinger, Schächterle, Binter, Brecht und Otto genannt. Der Berband umfaßte damals in der Hauptsache nur die berufsmäßig ausgebildeten Baumschuler und hatte den Zweck, neben der Pflege der Kameradschaft auch die fach lichen Fragen zu lösen, sich gegen Schmutz- und Schleuderkonkurrenz zu wehren, die infolge der be reits übermäßigen Anzucht einsetzte. Als ein großes Uebel wurden die Baummärkte empfunden, die meistens von den weniger geschul ten Baumschulern als ihre Absatzquellen aufgesucht wurden. Hier wurden die Bäume vielfach zu allen möglichen und unmöglichen Preisen abgesetzt, was sich" oftmals aus die Erwerbsbaumjchulen nicht be sonders günstig auswirkte. Der Winter 1893/94 mit seinen Folgen wirkte sich ebenfalls zum großen Nachteil der Baumschulen aus, und viele, die nur mit dem Geldoerdienen rechneten, gingen von Ler Anzucht der Bäume wieder ab. In der. Folgezeit hatten sich die Berufsbaum schulen wieder erholt, und die Betriebe wurden allenthalben vergrößert sowie durch neue Anzuch ten erweitert, z. B. die Anzucht von hohen und niedrigen Rosen sowie von Hohem und niedrigem Beerenobst. Da kam plötzlich der Weltkrieg, und mancher junge, hoffnungsvolle Baumschuler vertauschte seinen Arbsitsrock mit dem Waffenrock. Nur not dürftig und unter Einsatz aller Kräfte der Zurück gebliebenen konnten die Betriebe erhalten bleiben, um dem großen Bedarf an Pflanzen, der nach dem Krieg einsetzte, gerecht zu werden. Allerdings begann auch dann wieder eine harte Zeit für die Baumschuler durch die Inflation. Von einer Saison in die andere zu kommen, war oft mals geradezu eine Kunst. Nach der Inflation setzte abermals eine Zeit des Aus- und Aufbaues ein. Heute stehen in Württemberg in den Anzucht stätten nicht nur Obst- und Alleebäume, sondern auch große Mengen von Rosen, Beerenobst und alle Sorten von Forst- und Heckenpflanzen alljährlich zum Verkauf. In neuester Zeit wird auch der An zucht von Wildgehölzen mit ihrer so beliebten mehrstämmigen Ware größte Aufmerksamkeit ge schenkt. Durch die zähe Ausdauer und hingebende Tätig keit an der Scholle, mit der der Schwabe sie be arbeitet, ist hier ein Baumschulgebiet entstanden, das sich den übrigen im Reich gleichwertig zur Seite stellen kann. Kein Besucher der Reichsgartenschau wird es daher bereuen, die Leistungsschau der Baumschulen auf dem Killesberg zu besichtigen und anschließend die verschiedenen Baumschulen zu be suchen. Man wird finden, daß in dem teilweise harten und schweren Boden und bei den nicht inlmer besten klimatischen Verhältnissen eine Ware heranwächst, die gut und brauchbar ist und an der ihr Käufer seine Freude haben kann. Zum Schluß sei noch ein Wort über den Absatz der Erzeugnisse gesagt. Wir haben neben Anzucht baumschulen auch größere Versandbetriebe, die ihre Ware nach allen Gauen des Reiches und auch nach dem Ausland liefern. Die Ware, die hier heran gezogen wird, wird gern gekauft. Unter normalen Verhältnissen ist der Absatz gesichert, und die Ware kann immer verkauft werden. Gelegentlich gibt es aber auch Ueberständc, wie sie in Baumschulbetrie- ben immer Vorkommen. Württemberg hat nämlich neben 125 Markcnbanmschnlen noch etwa 200 klei nere Betriebe, so daß also mehr als genügend An zuchtstätten vorhanden sind für Baumschulerzeug nisse. Hier wird der dringende Wunsch zum Aus druck gebracht: Es möge bald die Zeit kommen, wo nur noch der gelernte Fachmann und der geprüfte Baumschuler einen Betrieb gründen darf, damit auch auf diesem Gebiet klare Verhältnisse geschaffen werden können und die Forderungen, die von den gelernten Fachleuten immer gestellt werden, ihrer Erfüllung entgegengehen. Jeder Baumschuler kann in unserem Schwaben land sehr viel sehen, und darum: Auf nach Stutt gart! Alle werden etwas für sich finden — große, ausgedehnte Beerenanzuchten, Rosen, Koniferen, Obstbäume aller Sorten, Alleebäume und nicht zuletzt Forst- und Heckenpflanzen. Wir württem bergischen Baumschuler werden die Berufskamc- raden aus anderen Gauen des Reichs mit einem frohen „Heil Hitler!" empfangen. )otz, Lclieerer, Landesbeirat Baumschulen. gebnisse. Jedenfalls wird das Gras sich beim Hoch stamm nicht so nachteilig auswirken wie beim Niederstamm. Die Erträge des Hochstammes lassen hinsichtlich der Häufigkeit der Ernten und Aus bildung der Früchte nichts zu wünschen übrig. Wir haben Hochstammpflanzungen, die jährlich Durch schnittsernten abwerfen. Selbst in dem Fehljahr 1938 brachten sie gute Erträge. Die Ausbildung der Früchte steht hinter der der Niederstämme nicht zurück. Es wird freilich behauptet, der Anteil der Güteklassen I und -1 an der Gesamternte sei beim Hochstamm bedeutend geringer als beim Nieder stamm. Dies mag dort zutreffen, wo die Obst bäume in der Pflege vernachlässigt werden. Wenn aber der Obstbauer die Hochstämme ebenso Pflegt wie die Nisderstämme, wird er von ersteren Obst ernten, an dessen Vollkommenheit nichts auszusetzen ist. Eine Vernachlässigung in der Pflege wird sich aber beim Niederstamm empfindlicher rächen als beim Hochstamm. Vor allen Dingen liefert der Hochstamm Massenerträge, die bei der Versorgung der Bevölkerung mit Obst unentbehrlich geworden sind. Es würde um die Bersorgung des deutschen Marktes mit deut schem Obst schlecht bestellt sein, wenn der landwirtschaftliche Obst bau mit seinen Hochstämmen nicht wäre. Die in Württemberg gernteten Obstmen gen sind hierfür der beste Beweis. Im Durchschnitt der Jahre von 1934 bis 1938 wurden geerntet: Obstart Im Reich In Württemberg Ur Nr Aepsel . 16 476 428 -Birnen ........ 4 2S6 842 Süßkirschen 881 641 Sauerkirschen 667 476 Zwetschcn und Pflaumen . 8 666 241 Mirabellen, Renekloden . . 182 774 Aprikosen 18 687 Pfirsiche . . 162 681 Walnüsse 186162 zusammen: 26 383 812 2113 274 776 117 87 642 747 127 267 3 612 84 2 286 8 664 8 663 366 Somit hat Württemberg in der genannten Zeit zu der Durchschnittsernte des Reiches rund 15V. H. beigesteuert. Dies darf wohl als «in Beweis für die Leistungsfähigkeit des landwirtschaftlichen Obst baues angesehen werden. Württemberg wird daher die bisherige Art des Obstbaues beibehalten. Hiermit soll nicht gesagt sein, daß nicht auch der Niederstamm gefördert wird. Es sind bereits an sehnliche Buschpflanzungen vorhanden. Der Wand spalierzucht wird besondere Aufmerksamkeit ge schenkt, und zwar um so mehr, je ungünstiger die Vorbedingungen für den Obstbau find. Mit seiner Hilfe werden in beträchtlichen Höhenlagen noch Früchte von Edelsorten und Weintrauben ge wonnen. In den Haus- und Sisdlergärten findet der Obstbau die ihm zukommende Beachtung. Der Straßenobstbau spielt in Württemberg eine untergeordnete Rolle. Nach dem Weggesetz von 1808 sind die Anlieger verpflichtet, die Straßen ent lang Obstbäume zu Pflanzen, falls di« Bodenver hältnisse geeignet sind. Die Standortverhältnisse und die Pflege dieser Bäume sind meist günstiger als die der Bäume auf dem Straßenkörper. Des halb wachsen und fruchten sie vorteilhafter als die eigentlichen Straßenbäume. Auf dem Straßen körper wird in der Regel nur dann zur Pflanzung von Obstbäumen geschritten, wenn er 1,50 m höher liegt als die anstehenden Grundstücke. Im Durchschnitt der letzten 5 Jahre hatte das in Württemberg geerntete Obst folgende Werte: Obstart Wert je är Gesamtwert RM. NM. 34 812 686 zusammen Aepsel . 14,19 24 606 040 Birnen . 11,07 5 801 548 Süßkirschen . 37,01 1 581 106 Sauerkirschen . 36,63 24 971 Zwetschen und Pflaumen . 19,42 2 446 486 Mirabellen, Renekloden . . . 30,63 118 118 Aprikosen . 52,70 5 224 Pfirsiche . 49,29 9? 068 Walnüsse . 46,78 140 134 Der Bauer und Landwirt hat somit aus dem Obstbau ansehnliche Einnahmen. Der Wert des Obstbaues zeigt sich besonders in den Jahren, in denen der Obstbauer kein oder nur wenig Obst zu verkaufen hat. Dann fehlt ihm bis zur nächsten Ernte das Obstgeld, mit dem er sonst manches Loch zustopfen- kann. Deshalb ist der Obstbauer bemüht, die Erträge seiner Bäume zu steigern. Die Obstbäume liefern dein Bauern und Land wirt aber auch das Rohmaterial für das schwäbische Nationalgctränk, den Most. Wohl die meisten landwirtschaftlichen Haushaltungen stellen davon jährlich ansehnliche Mengen her. Daneben wird Süßmost gewonnen, und zwar sowohl in Haus haltungen als auch in besonderen Betrieben. Für diese Getränke werden jährlich bedeutende Mengen Obst benötigt. Dafür werden besondere Sorten an gebaut, aber auch die weniger wertvollen Früchte der Tafel- und Wirtschastssorten benutzt. Ein er heblicher Teil des Obstes wird nach auswärts ver schickt. Im Durchschnitt wurden in den letzten 5 Jahren allein von den größeren Verladebahn höfen der Reichsbahndirektion Stuttgart nach außer- württembergischen Bahnhöfen verladen: Erdbeeren . . . . sonstiges Bcercnobst Kirschen . . . . Pflaumen, Zwctschcn sonstiges Steinobst Kernobst .... sonstiges Obst . . zusammen 48,68 t in 22 Wage» 23,6 t „ 18 „ 156,2 t „ 91 „ 216,7 t „ 66 „ 46,6 t „ 23 „ 81 618,6 t „ 8861 „ 1 686,5 1 „ 376 52 574,38 t in 5882 Wage» Ein Bericht bietet kein vollständiges Bild vom Stand des Obstbaues. Wer sich dafür interessiert, muß ihn gesehen haben. Nach dem Blütenknospen ansatz steht uns eine reiche Obsternte bevor. Des halb sollte jeder Obstbaubeflissene, der die Reichs gartenschall in Stuttgart besucht, sich an einer Fahrt durch die württembergischen Obstbaugebiete beteili gen. Er lernt dann gleichzeitig die herrliche Land schaft Schwabens kennen und wird gewiß einen guten Eindruck mit nach Hause nehmen. Winkelmann, Stuttgart,
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