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NW Karkaphag -er Kaiserin Friedrich. Modelliert vo» Professor Leiuhold Vegas, denen sein Gram nach angemesse nem poeti schem Aus druck rang. Totenbleich und mit düsterem, gramvollen Antlitz, aber mit trockenen, brennenden Augen schritt Eber- hard von Rochlitz hinter dem Sarge ein- her, der sein junges Weib und sein in der Geburt ge storbenes Kindlein barg. IFortsetzun, s»lgr. Als der nebelige Herbstmorgen fahl herauf- dämmerte über Schloß Rudow, wehte die Fahne, die gestern zu Ehren der Gäste gehißt worden war, am halben Mast. Die Stätte der Freude war über Nacht ein Haus dumpfer Trauer geworden, und neben ihrem toten Kiudlein schlummerte in mitten einer Fülle duftiger Blumen — sie selbst in ihrer bleichen Schönheit einer zu früh ge brochenen Blüte gleich — Gabriele von Rochlitz ihren letzten, langen Schlaf. 7. Die BeisetzungSseierlichkeiten waren ganz so pomphaft und glänzend, wie eS dem gesellschaft lichen Ansehen und dem Reichtum des alten AdelSgeschlcchtS entsprach, dem die Verstorbene durch ihre Heirat angehört hatte. Das tragische Schicksal des jungen, noch vor wenig Tagen wegen seines Glückes beneideten Schloßherrn von Rudow hatte überall die innigste Teil nahme wachgerufen, und fast jeder, der durch irgend welche verwandtschaftliche oder freund- schastliche Beziehungen mit dem Hause Rochlitz verknüpft war, hatte es für seine Pflicht ge halten, die Aufrichtigkeit seines Mitgefühls durch persönliches Erscheinen bei den Be- stattungS-Zeremonien an den Tag zu legen. Wieder hatte Hans Brackebusch die Aufgabe gehabt, seine Schulkinder zu einer außerordent lichen Leistung geschickt zu machen, denn sie sollten nach altem Brauch den Leichenzug mit dem Gesänge eines Chorals empfangen. Aber noch nie in seinem Leben war dem jungen Lehrer die Erfüllung einer Berusspflicht so schwer geworden, als diese. Der Tod der jungen Schloßsrau, die er in der Stille seines unverdorbenen Herzens an gebetet hatte wie eine Heilige, hatte ihm den ersten großen Schmerz seines Lebens bereitet, einen Schmerz, in dem er sich selbst über alle Maßen mitleidswert, und wegen der Tiefe seiner reinen Leidenschaft vielleicht- auch ein wenig bewunderungswürdig vorkam. Er hegte nicht den geringsten Zweifel, daß seine Seele sich an diesem gewaltigen Kummer langsam verbluten würde, un'd es war ein Glück, daß nur die verschwiegenen vier Wände seines dürftigen Kämmer leins von den verzweislungsvollen Gedichten Kenntnis er hielten, in Sagen Sie mir die Wahrheit!" "Der Arzt "der senkte den Kops Und schwieg. »Darf ich hinein zu ihr'?" fuhr derFreiherr Mit beben- derStimme fort. „Oder fürchtet der SanitätS- ,rat noch immer, daß Mein« An wesenheit ihr schaden würde?'— DerDoktor erfaßte seine Hand. — »Kommen Siel" flüsterte er, jeine eigene Bewegung Die Dienerin, die nicht gleich zu einem Entschluß kommen leimte, wie sie sich zu verhalten habe, sah verlegen vor sich nieder. „Ich weiß nicht, Herr Baron — aber ich glaube, dnS gnädige Fräulein —" .Nun, was ist's? — Sie weiß jedenfalls »och nichts von dem, was hier vorgesallen ist, lind ich wünsche, daß Sie es ihr mitteilen, selbst auf die Gefahr hin, sie zu wecken." .Verzeihung, Herr Baron — aber ich glaube — ich glaube — das gnädige Fräulein befindet sich gar nicht mehr im Schlosse." .Wie? — Nicht mehr im Schlosse? — Was soll das heißen? — Wo könnte sie sich denn befinden, wenn nicht hier?" Die Zofe sah ein, daß es unmöglich war, fetzt noch etwas zu verheimlichen. Und sie er- Mie alles, was sie von Hildens plötzlicher Abreise wußte. Ihr Bericht war umständlich genug, daß Eberhard während dessen Zeit finden konnte, seine Selbstbeherrschung zurück- jugewinnen. „Es ist gut," sagte er. „Ich war der Meinung, daß Fräulein von Rochlitz diese Reise erst morgen antrelen würde. Sie hatte also jedenfalls einen Grund, ihren Entschluß ju ändern. Eine Bestellung an mich oder an Imst jemand wurde Ihnen nicht aufgetragen?" „Nein! — Aber im Zimmer des gnädigen Fräuleins liegt ein Brief, der an den Herrn Baron adressiert ist. Ich sah ihn vorhin beim Ausräumen." „Holen Sie ihn hierher!" befahl Eberhard kurz, indem er sich zugleich umwnndte und in bas Gemach neben dem Krankenzimmer zurück kehrte. Als das Mädcheu nach einer kleinen Weile den Brief brachte, konnte er ihn nur uneröffnet >n die Tasche stecken; denn es war jetzt nicht >nehr Zeit ihn zu lesen. Ein zweiter Arzt, den man mit den schnellsten Pferden herbeigeholt hatte, war inzwischen ein- geiroffen, und er hatte kaum einige Worte mit dem SanitätSrat gewechselt, als er auch schon wieder zu Eberhard herauskam. „Mein lieber, verehrter Herr von Rochlitz " wie schwer hat das uuersorschliche Schicksal feine Hand auf Sie gelegt! Sie werden Ihres ganzen Mannesmutes bedürfen, diese Hcim- inchung zu ertragen." Eberhard preßte die Lippen zusammen, und fein Atem ging schwer. Für ein paar Sekunden wandte er das Gesicht ab, dann sagte er leise: „Es giebt also keine Hoffnung mehr, Doktor? — kaum noch beherrschend. „Wie jetzt die Dinge liegen, hat niemand aus der Welt mehr ein Rech? Sie von Ihrer Gattin sernzuhalten." Und sie traten lautlos über die Schwelle des Krankenzimmers. Roosevelt als Lowboy auf seiner Farm in Arizona. 7"—" 46*