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vu dkl Sie fierrllcbrtr von allen. -4«— Du bist die Herrlichste von allen, So sonder Falsch, so schön und rein, Lin Stern, vom Himmel frisch gefallen, Lr könnte selbst nicht schöner sein. Du bist ein stilles, liebverklärtes Gemüt, von Uindesfiun beseelt, Und das Bewußtsein Deines lVcrtes Die einz'ge Tugend, die Dir fehlt. Felix Dahn. — Uoiwehr. Roman von Reinhold Grtmann. gortsc-uuga lNachdr. vcrb.I aAps war in der That die höchste Zeit gewesen, daß Harald sich ent« sernlc; denn schon einige Minuten später klopfte die Zose an die Thur mit der geflüsterten Meldung, dass der Wagen seit einer Weile bereit sei, und daß das gnädige Fräulein eilen müsse, um deu Nachlzug zu erreichen. Hilde, die eben im Begriff war, ihren Schlafrock mit einem einfachen Straßeukleide zu vertauschen, antwortete, ohne zu öffnen, daß der Kutscher heranskommen möge, um den Koffer zu holen. Noch ehe der Mann erschien, war sie bereits vollständig reisesertig, und eine letzte rasche Musterung des Zimmers über zeugte sie, daß sie nichts von dem zurückgelassen hotte, was ihr besonders am Herzen lag. Die gewaltigen seelischen Er schütterungen der letzten halben Stunde hatten alle dieKümmer- Nisse und Bitterkeiten zurück gedrängt, davon ihre Seele vorher erfüllt gewesen war, und sie bcsand sich jetzt in einem Zustande so tiefer geistiger Erschöpfung, dass ihr die Trennung von Nudow, diese unwürdige Flucht bei Nacht und Nebel, kaum noch ein. fühlbares Weh bereitete. Sie hatte keinen anderen Gedanken als den Wunsch, die Stätte, die ihr bisher so teuer ge- Line Begegnung. Bach dem Gemälde von H. Schmitzberger, lphoto-raphie und Verla- »an jran, Hanf-aen-l t» Mönchen.) wesen war, so rasch als möglich zu verlassen, und keine andere Sorge als die, das; ihre Ab reise doch noch im letzten Augen blick vereitelt werden könnte. Wie von einer drückenden Last befreit, atmete sie auf, da sich diese Befürchtung als unbe gründet erwies. Niemand war ihr aus dem Wege über die Hintere Stiege begegnet und ungehindert konnte sie den Wagen besteigen. Wie nun die Pferde nnzogen und die Räder mit leisem Knirschen über den Kiessand rollten, da ging ihr gleich einem Dolch stich die Empfindung durch das Herz, daß sie hinter deu Mauern des alten Herrensitzes auch ihre Jugend zurückgelassen habe und das Glück ihres Lebens. 6. Seit seiner Unterredung mit Hilde war Eberhard von einer Unruhe beherrscht, gegen die er umsonst nnkämpste und die er vergebens vor seinen Gästen zu verbergen suchte. Die gewinnende Liebens würdigkeit, die ihm schon als jungen Leutnant den Ruf bes charmantesten Gesellschafters eingetragen, schien mit einem Male gänzlich von ihm ge wichen. Er war schweigsam und zerstreut: die Unausmerk- samkeit seiner Antworten trug ihm wiederholt höchst miß billigende Blicke von seiten seiner Tischnachbarin ein, und Ilona, die ihn nach ihrer Ge wohnheit scharf beobachtete, 4ö