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wußte Oswald nichts Besseres zu enoidern, als: »Gewissermaßen ja — indessen ..." „Nun, sehen Sie,' unterbrach sie ihn lächelnd. Es ärgerte ihn die Blöße, die er sich gegeben, deshalb fiel er rasch und lebhaft ein: »Nein, nein, Sie fassen die Sache falsch auf. So lange ich Sie kenne, war ich Ihnen ja von Herzen gut, und das müssen Sie mir auch angemerkt haben, aber jetzt erst, in den letzten Monaten, nachdem jener unglück liche Vorfall uns getrennt hatte, ist mirs klar geworden, wie herzlich ich Sie liebe und wie ich mir ohne Sie kein rechtes Glück mehr auf Erden denken kann. Ich hatte nur nicht den Mut, mich Ihrer Frau Mutter wieder zu nähern, nun aber stehen Sie verwaist und einsam . . Er hielt inne in dem Gefühl, seine Sache abermals nicht glücklich geführt zu haben, und Klara benutzte sein Schweigen, um fast heiter einzuwenden: „Nun also, lieber Freund, ist das nicht ungefähr dasselbe, waS ich vorhin meinte? Glauben Sie mir, ich kenne Sie besser, als Sie sich selbst.' Oswald, so in die Enge getrieben, Polterte in halber Ver zweiflung heraus: „Aber, lieber Gott, wie soll ich Ihnen denn nur beweisen, daß ich es ehrlich meine?' »Das glaube ich ja auch so, nur wissen Sie selbst nicht, welches Opfer zu bringen Sie im Begriff sind.' Kleinlaut kam eS nun von ihm: »Ach, Fräulein Klara, ich sehe schon, wo Sie hinaus wollen. Mein Antrag paßt Ihnen einfach nicht, und nun möchten Sie mir einreden, daß ich damit ein Opfer bringe — aber das soll Ihnen nicht ge lingen, denn ich liebe Sie und werde Sie ewig lieben, und wenn Sie mich nicht heiraten, bin ich der unglücklichste Mensch auf der Welt!' — Er sprang auf, schritt hastig zum Fenster und trommelte auf den Scheiben. Klara betrachtete ihn kopfschüttelnd, trat dann aber auf ihn zu, und begütigend die Hand auf seine Schultern legend, sagte sie: „Beruhigen Sie sich, Oswald, Sie wissen, daß ich Sie schätze und Ihnen aufrichtig zugethan bin, und wie es auch kommen möge, stets werde ich dieser Stunde freudig und dankbar gedenken. Es wäre aber ein großes Unrecht von mir, wollte ich in Ihrem Antrag, so ehrlich er gemeint ist, für jetzt mehr er blicken als eine momentane Aufwallung Ihres guten Herzens. Ich kann und darf nicht anders, eS hieße Ihre Zukunft und auch die meinige frevelhaft aufs Spiel setzen, wollte ich Ihnen jetzt mein Jawort geben und damit uns beide binden. Ich will Ihnen aber einen Vorschlag machen . . .' Oswalds Züge erhellten sich und eifrig fragte er: „Einen Vorschlag? Also geben Sie mir keinen Korb, — weisen mich nicht einfach ab?" »Nein, gewiß nicht. Aber prüfen sollen Sie sich ernstlich eine Zeitlang, um volle Klarheit über Ihre Empfindungen zu erlangen. Es wäre doch möglich, daß Sie bei näherer Ueber- legung . - .' „Ich schwöre Ihnen, daß . . ." „Schwören Sie nicht, Oswald. Wer weiß, ob Ihnen viel leicht nach einem Jahr die schulmeisterlich angehauchte Klara noch so begehrenswert erscheint. Wenn wir uns erst ein halbes Jahr oder länger nicht gesehen, dann . . „Wie, Fräulein Klara,' fuhr er erschrocken dazwischen, »so lange soll ich Sie nicht sehen und sprechen? Das ist ja un möglich, das halte ich gar nicht aus!" »Doch, mein Freund, Sie müssen es aushalten, und es soll Ihnen nicht allzu schwer gemacht werden. Hören Sie mich ay! Daß eine innige Freundschaft zwischen Fräulein von Rado- vanovits und niir besteht, wissen Sie, vielleicht auch, daß ich der selben aus mehrfachen Gründen zu besonderem Danke verpflichtet bin. Teils um diesen Dank soweit als möglich abzutrngen, teils auch, weil mir, offen gestanden, vor der Einsamkeit bangte, der ich nach meiner Mutter Tode preisgegeben wäre, entschloß ich mich auf Ljubitzas dringende Bitten, meine hiesige Stellung auf zugeben und mich ihr ganz anzuschließen. Die Verhältnisse zwingen sie, demnächst einen längeren Aufenthalt in ihrer Heimat zu nehmen; ich werde ihr dorthin folgen. Sie sehen, das Schicksal selbst will uns vorläufig trennen und Ihnen Zeit zu reiflichem Nachdenken lassen." „Was — als Gesellschafterin dieser — merkwürdigen Dame wollen Sie in die weite Welt hinausziehen?" fragte er bestürzt. In ernst verweisendem Ton erwiderte sie: „Herr Doktor, Fräulein von Nadovanovits ist ein durch und durch lauterer und edler Charakter, und ich schätze mich glücklich, daß sie mich ihrer Freundschaft würdigt." „Verzeihen Sie, liebe Klara,' bat er kleinlaut, „es fuhr mir nur so heraus. Und diese Reise ist also eine fest beschlossene Sache?" „Ja, lieber Freund." Wie in einer plötzlich aufwallenden, trotzigen Regung sagte er bestimmt: »Nun denn, so bleibe ich auch nicht hier. Man hat mir eine Stellung als orientalischer Korrespondent für ein hiesiger Blatt angeboten, bisher mochte ich sie nicht annehmen — warum, das können Sie vielleicht erraten — aber jetzt, jetzt greife ich zu. Also reisen wir auch.' „Das ist vernünftig gesprochen. und ich hoffe, daß Sie von dieser interessanten Thätigkeit nach jeder Richtung hin die ge wünschte Ausbeute haben mögen." „Ach, meine Gedanken werden doch immer bei Ihnen sein ..." „So? Und wo bliebe der Zweck der Reise? Nein, das kann ich Ihnen unter keinen Umständen erlauben. Das heißt,' fügte sie schelmisch hinzu, „Sie brauchen mich darum nicht ganz zu vergessen." Oswald ergriff ihre Hand und küßte sie stürmisch. „Liebe, gute Klara," kam es erregt über seine Lippen, „ich glaube doch, daß Sie mir ein wenig gut sind. Sie sollen auch mit mir zu- frieden sein; ich will geduldig ausharren, bis Sie mir Erlaubnis geben, mich Ihnen wieder zu nähern, aber seien Sie nicht grausam, lassen Sie mich nicht zu lange warten!" „Treten Sie in Gottes Namen Ihre Reise an, und wenn- Sie überS Jahr nicht anderen Sinnes geworden . . .' „Dann hole Dir mein Jawort," ergänzte er freudestrahlenden Auges, „nicht wahr, das wollten Sie doch sagen?" „Ja," antwortete sie fest, „daS heißt, unter der Voraussetzung, daß ich dann selber auch noch so denke wie heute," fügte sie zögernd hinzu. „Klärchen, mein einziges, liebes Klärchen —" Helles Sonnenlicht durchflutete das trauliche Gemach und ergoß seine Strahlen in zwei junge Herzen, denen frohes Ahnen verkünden mochte, daß ihnen auf dem Rosenpfad der Liebe die Dornen nicht allzu herbes Weh bereiten würden. — — Adolf Hagen hatte inzwischen trübe, qualvolle Tage durch lebt. Dieselbe Stunde, die ihm das höchste Glück so nahe gezeigt, daß er sich schon jubelnden Herzens im Besitz desselben wähnte — sie hatte es ihm wieder in weite Ferne gerückt, mitleidlos den Stachel bitteren Schmerzes in seine «Arust ge senkt. In zitternder Furcht, Ljubitza zu verlieren, waren seine letzten Bedenken dahingeschwunden; um sich ihren Besitz zu sichern, war er entschlossen gewesen, alle Rücksichten aus seine Familie und seine gesellschaftliche Stellung hintanzusetzen, hatte er der schönen Fremden sein unbegrenztes Vertrauen entgegen gebracht, indem er ihr seine Hand angeboren. Und sie — war sie dessen nicht würdig gewesen? Hatte sie nicht in entscheidender Stunde den vollen Wert ihres Innern offenbart und der Ver suchung, ein lockendes Ziel durch — Schweigen zu erreichen, siegreich widerstanden, um mit dem Preis des eigenen Lebens glückes sein Vertrauen rückhaltlos zu erwidern? — Ja, tausend mal ja! Sie selbst war gut, kein Makel haftete an ihrer reinen Seele — und dennoch! — Durste er nach den niederschmetternden Enthüllungen Ljubitzas noch an die Möglichkeit einer Verbindung denken? In zu berauschender Weise war ihm das Glück er schienen, zu sonnig hatte einen Augenblick das Dasein vor ihm gelegen, als daß der aus allen Himmeln Gestürzte in der von Pflicht und Konvenienz gebotenen Entsagung den Frieden hätte wiederfinden können. Er begann mit dem Geschick zu hadern, das so grausames Spiel mit ihm trieb, mit der übertriebenen Engherzigkeit, die ihn schnöde um sein Lebensglück betrog, endlich mit sich selbst ob seiner eigenen Schwäche und Mut losigkeit. Am Ende aller Dinge — war er nicht Manns genug, sich trotzig gegen daS Schicksal aufzubäumen, mit starker Hand gegen Konvenienz und Vorurteil doch sein Glück zu behaupten? Allerdings, aber unter harten Bedingungen. Sie hießen: Alle bisherigen Beziehungen lösen, sein Amt niederlegen, die Heimat auf immer verlassen, um mit Ljubitza in irgend einem versteckten Erdenwinkel ein weltentrücktes Leben zu führen, und davor schreckte der an seinem Beruf, seiner Familie und der Heimat Hängende doch ein wenig zurück. So wogte der Kampf in seinem Innern hin und her, bis endlich das heiße Verlangen nach Ljubitzas Besitz den Sieg davontrug. Daß sie eine erneute Werbung ablehnen könne, kam ihm kaum in den Sinn, doch schien es ihm zarter und taktvoller, zunächst nicht durch persön liches Erscheinen die Wiederannäherung an die Geliebte zu be wirken. Er griff also zur Feder, aber wie leicht und geschickt er sie sonst zu handhaben wußte, diesmal glückce es ihm schwer, den rechten Ausdruck für das, was ihm auf der Seele lag, zu finden. Er schrieb: »Teure Ljubitza! Wenn es für mich noch des Beweises bedurfte, daß ich ohne Dich, Deine Liebe nicht ferner leben kann, so haben ihn die letzten schweren Wochen genugsam erbracht. Nach heißem Ringen und ernster Selost- prüfung bin ich zur klaren Erkenntnis dessen gelangt, was allein unser dauerndes Glück verbürgen kann. Wir verlassen Deutsch land, um uns, Geliebte, in der Ferne, in einem verschwiegenen Alpenthal oder in den sonnigen Gefilden Italiens eine neue, schöne Heimat zu suchen. Dort wollen wir, dem Getriebe der Profess zeigte. u wurde gevssm scheint stieß e Schul dach l e Fc sicht, kunst, D verwc» blieb Ab Gestäi ihrer einam Fluch griffe, schien E Wege nur sein Mensch entrüc still u sriedli twr uns, Glüc !cbeu, kein Schatt der V- gangen i°ll uns Gegen» trübe könne Glau nicht, da ein Of ist, wat Dir bri ich kcr nur eiin denVer auf 2 Leb' n Geliebt