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Allgemeiner Anzeiger : 21.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190108218
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19010821
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1901
-
Monat
1901-08
- Tag 1901-08-21
-
Monat
1901-08
-
Jahr
1901
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 21.08.1901
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Politische Rundschau» Deutschland. * Das Kaiserpaar ist am Donnerstag in Wilhelmshöhe eingetroffen. *Der Reichskanzler Graf Bülow hat sich nach Norderney zurückbegeben, nachdem er in den letzten Tagen in Berlin Be sprechungen mit den in Berlin anwesenden Ministern und den deutschen Botschaftern in Paris, Washington und Konstantinopel gehabt hat. *Der deutsche Kronprinz ist am Freitag früh in London eingetroffen. Es dürfte sich um eine Ferienreise handeln. Natür lich fehlt es auch wieder nicht an Gerüchten, die diese Reise des Kronprinzen mit Ver lobungsplänen in Verbindung bringen, und zwar soll es sich um die Verlobung mit einer Tochter des Herzogs von Connaught, eines Bruders des Königs Eduard, handeln. Der Herzog von Connaught, der mit einer Tochter des Prinzen Friedrich Karl von Preußen vermählt ist, hat zwei Töchter im Alter von 19 und 15 Jahren.) *Jn der Parteipresse tobt auf der ganzen Linie der Kampf um den Zoll tarif. — Wie das halbamtliche ,Dresdner Journal' aus zuverlässiger Quelle hört, ist die Mitteilung, daß die sächsische Regierung beschlossen baben soll, aus Anlaß der ver öffentlichten Zolltarifentwürfe „Konferenzen von Landwirten, Industriellen und Kaufleuten abzuhalten", unzutreffend. Wohl aber werde die Regierung im Bedarfsfälle zu weiterer Klarstellung einzelner thatsächlicher Verhältnisse oder zur Feststellung erheblicher Thatsachen, die erst jetzt zu ihrer Kenntnis ge langen, durch Befragung von Sachverständigen oder in ihr sonst geeigneter Weise die erforder lichen Erörterungen veranlassen. *Der Beschäftigungsgrad in Industrie und Gewerbe ist im Juli wesentlich zurückgegangen. Aus den Bezirken des Bergbaues, der Eisen- und Mafchinen-Jndustrie werden Feier schichten, Entlassungen und Lohn kürzungen gemeldet, wodurch bestätigt wird, daß nach einer kurzen und kleinen Erholung der Rückgang wieder in erhöhtem Maße eingesetzt hat. Während im vorigen Jahre, als der Umschwung der Konjunktur sich zum ersten Mal auf dem Arbeitsmarkte bemerkbar machte, der Rückgang der beschäftigten Arbeiter im Monat Juli nach den Ausweisen der Krankenkassen 0,3 Prozent betrug, ist im Juli dieses Jahres trotz schon stark vermindertem Arbeiterbestande ein solcher von 0,5 Prozent zu verzeichnen. Entsprechend dieser Abnahme der beschäftigten Arbeiter ist auch der Andrang von Arbeitsuchenden an den öffentlichen Arbeitsnachweisen gestiegen. Im Juli vorigen Jabres kamen auf 100 offene Stellen 122,2 Arbeitsuchende; im Juli dieses Jahres stieg der Andrang aber auf 160,9. Von den Arbeitsnachweisen wird nament lich vermehrter Andrang von Metallarbeitern und Bauarbeitern gemeldet. Für letztere bleibt eine Wendung zum Bessern bei Beginn der Herbstbauten wenigstens an manchen Orten noch möglich. *Eine große Versammlung der Duell gegner in Deutschland ist für den Herbst geplant, in der namentlich eine Ausge staltung der Ehrengerichte zum wirksamen Schutz der Ehre erörtert werden soll. *Eine Verordnung des Gouverneurs von Samoa vom 15. Juni verfügt, daß vom 1. Juli 1901 im Schutzgebiete von Samoa die deutscheNeichsmarkwährung in Kraft zu treten hat. Oesterreich-Ungarn. *Von unterrichteter Seite wird versichert, der Reichsrat werde für Anfang Oktober einberusen werden und die böhmi schen Landtagswahlen eine Verschiebung er fahren. * Die .Wiener Arbeiterzeitung' veröffentlicht einen Erlaß der Prager Statthalterei, in welchem sämtliche Bezirkshauptmannschaften angewiesen werden, denrussischenGeneralRitisch wegen seines taktlosen Benehmens beim Prager Sokolfest unnachfichtlich auszu- weisen, falls dieser sich wieder auf östei^ reichischem Gebiet zeigen sollte. General RitiM ist bereits auf diplomatischem Wege von dieser Maßregel verständigt worden. England. *Das Unterhaus hat die dritte Lesung der Bill betr. den Königstitel, mit 133 gegen 56 Stimmen angenommen. Balkanstaaten. *Die Finanznöte des Sultans find wieder einmal groß. Von unterrichteter Seite verlautet, daß der Versuch der Pforte, von der Tabaksregie 250 000 Pfund zu er halten, aussichtslos ist, da vor allem einfluß reiche Wiener Finanzkreise sich dagegen wehren. Das Bedürfnis der Pforte ist dringend, da am Geburtstag des Sultans den Beamten ein Monatsgehalt gezahlt werden muß. *Ein Rundschreiben, welches alle türkischen Minister und alle selbständigen Departements- chefs an ihre Untergebenen bezüglich der Iun g- türken richteten, hat folgenden Wortlaut: Gewisse, gegen die Regierung und das Land übelwollende Leute nennen sich „Jungtürken", um Uneinigkeit und Zwietracht zu säen, und be haupten, eine Fraktion oder Partei zu bilden. Durch kaiserlichen Jrade ist es allen Beamten und Unterthanen des Reiches verboten, das Wort „Junglürke" auszusprechen und zu verbreiten. Ein Erlaß des Großwesirats vom 17. Juli, gerichtet an die Justizminister und den Minister des Aeußern, befiehlt, Wider spenstige strengstens zu bestrafen. * Wegen Vergewaltigung bei den Wahlen will die serbischeOpposition Beschwerde einreichen und die Kassation be antragen, ferner die Annullierung der Stich wahlen in fast allen Kreisen. — Wird wenig helfen! Amerika. * Professor Carlos Lacht, einer der führen den brasilischen Monarchi st en, ver öffentlicht ein Schreiben, worin er der Behaup tung entgegentritt, daß Prinz August von Sachsen-Koburg-Gotha das Angebot ge macht habe, seine Ansprüche auf den Thron Brasiliens gegen Zahlung einer halben Million Pfund seitens der brasilischen Regierung aufzugeben. Afrika. *,Daily Mail' erfährt, Lord Kitchener werde ungefähr Mitte nächsten Monats nach England zurückkehren, sobald seine Proklamation (am 15. September) in Kraft getreten ist. Der Kriegszustand werde dann praktisch vorüber sein (! ?). Das Ober kommando in Südafrika werde an den General- Leutnant Neville Lyttleton übergehen; auch werde alsdann Lord Milner als Oberkommissar für Südafrika und Administrator der Transvaal- und Oranjefluß-Kolonien die oberste Kontrolle übernommen haben. *Zur Lage in Südafrika gesteht nunmehr ein englisches Regierungsorgan ein, daß die Kitchenersche Proklamation ein Schlag ins Wasser gewesen ist. Dem ,Standard' wird aus Pretoria gemeldet: In hiesigen gut unter richteten Kreisen glaubt man nicht, daß die Proklamation Kitcheners besonderen Er folg haben wird, es sei denn, daß Schalk Burger und Steijn der Uebergabe zustimmen. Doch wird das nicht für wahrscheinlich gehalten, da die beiden Befehlshaber fürchten müßten, von allen ihren Landsleuten als Verräter ange sehen zu werden. Botha und die anderen Befehlshaber dürsten in dieser Richtung ebenso wenig Schritte thun, so lange Steijn und Schalk Burger sich nicht zur Uebergabe ver stehen. — Da muß man sich doch wirklich sragen, wozu jene völkerrechtswidrige Ver kündigung überhaupt erlassen worden ist, die dem Ansehen Englands als Kulturnation un berechenbaren Schaden zugefügt hat, ohne für die Kriegslage irgend einen Nutzen zu erzielen. * Nette Sicherheitszu stände scheinen in Kapstadt zu herrschen. Angesehene Leute werden auf offener Straße am Hellen Tage er mordet, ohne daß die Mörder gefangen werden. Einbruch und Juwelendiebstahl find an der Tagesordnung. Am meisten werden ausgelöhnte Soldaten beraubt, die Polizei ist machtlos; man denkt an die Einführung einer Lynchjustiz. Man ist sehr um die Sicherheit des Herzogs und der Herzogin von Cornwall, welche in Pietermaritz burg ankamen, besorgt und traf außerordentliche Schutzmaßregeln. Asten. *Die Unterzeichnung des Pekinger Friedens - Protokolls wurde noch mals verschoben, nachdem Einwände er hoben worden find gegen den Plan, den Hwang-pu-Fluß bei Schanghai zu Schiffahrts zwecken zu regulieren. Man glaubt, daß der Aufschub nur kurz sein werde. — Hoffentlich trügt dieser Glaube nicht. *Rußlands Herrschaft über die Mandschurei tritt selbst in dem Vertrags hafen Niutschwang immer deutlicher zu Tage. Die russischen Behörden in Niutschwang haben eine Proklamation in chinesischer Sprache er lassen, welche die Suzeränetät Rußlands über den Distrikt erklärt, verschiedene Gesetze vor schreibt, chinesische Gesetze abschafft und den Eingeborenen unter schweren Strafen verbietet, irgendwelche Streitfälle mit britischen oder amerikanischen Kaufleuten an die Missionare zu verweisen, sondern anbefiehlt, in Zukunft alle Streitigkeiten den Russen zur Beilegung vorzulegen. *Der Anführer der Filipinos, Oberst Martin Cabrera, ist am Donnerstag nebst seinem Adjutanten bei einem vom Obersten Grant unternommenen Erkundungsritt ge fangen genommen worden. Die nordamerika nischen Militärbehörden betrachten dies als das wichtigste Ereignis seit Aguinaldos Gefangen nahme. Fabrik- rmb Handwerksbetrieb. Nachdem in den letzten Tagen eine Anzahl von Handwerkskammern die gesetzgebenden Faktoren aufgesordert haben, eine gesetzliche Regelung der Frage herbeizuführen, welche Be triebe als fabriksmäßig und welche als hand werksmäßig anzusehen find, darf daran erinnert werden, daß regierungsseitig -in dieser An gelegenheit bereits eine umfassende Erhebung veranstaltet ist. Ihre Ergebnisse werden im preußischen Ministerium für Handel und Ge werbe gesichtet und geprüft. Die gegenwärtige Schwierigkeit der Materie liegt nicht so sehr darin, Kriterien für die Begriffsbegrenzung eines handwerksmäßigen Betriebes zu finden, als darin, daß über diese Frage verschiedene Faktoren entscheiden. Fabriksmäßige Betriebe werden in das Handelsregister eingetragen. Ueber diese Eintragung entscheiden die Register gerichte. Die Behörden, die über die hand werksmäßige Natur eines Betriebes im Sinne der Gewerbeordnung zu entscheiden haben, find ganz andere. Und nun ist eine Uebereinstim- mung zwischen den Anfichten dieser Faktoren betreffs der Grenzlinie zwischen beiden Betriebs arten nicht immer zu erzielen. Während auf der einen Seite mehr Gewicht auf den Um fang eines Betriebes gelegt wird, werden auf der andern die gesamten Betriebsverhältnisse als maßgebend angesehen, und daraus müssen fich Verschiedenheiten der Entscheidungen er geben, die nach beiden Seiten unangenehm wirken. Man wird fich erinnern, daß in dem ersten Entwurf eines Handwerksorganisations gesetzes, welcher noch unter dem Minister Frhrn. v. Berlepsch veröffentlicht wurde, alle diejenigen Betriebe, in denen 20 und weniger Arbeiter beschäftigt wurden, als handwerks mäßige angesehen wurden. Auch in diesem Entwurf war also das Kriterium des Betriebs umfangs als maßgebend angesehen. Gegen wärtig scheint jedoch an den zuständigen Regierungsstellen die Anficht, daß der Betriehs- umfang nicht allein als das entscheidende Merk mal anzusehen sei, die Oberhand gewonnen zu haben, und man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß, falls eine Ent scheidung, die bei dem Mangel einer die Register gerichte und die Verwaltungsbehörden gemein sam bestimmenden Instanz nur eine gesetzliche Zn LiebeskeLLen. 7) Novelle von A. Kahle. (Nortsctzimg.) Erst am andern Morgen beim Kaffee wurde Frau von Lützen durch den Baron von dem bevorstehenden Besuch unterrichtet. Ruhig und ernst, nur blasser und matter als gewöhnlich, saß er neben ihr, sonst verriet nichts die heftig sten Seelenkämpfe, die er durchgemacht hatte. Frau von Lützow verließ ihn bald; die Zeit drängte, die nötigen Arrangements zu treffen. Der Baron blickle lange nach der schlanken, an mutigen Gestalt, die nur zu rasch seinen sehn- suchlsvollen Blicken entschwand. Der ruhige Aus druck seines Gesichts machte plötzlich einer tiefen Erregtheit Platz. Er ergriff das feine Weiße Batisttuch, das auf dem Stuhl, den Frau von Lützen soeben verlassen hatte, liegen geblieben war, preßte es mit leidenschaftlicher Glut an die Lippen, dann entfaltete er es mit bebenden Händen und suchte nach einem Zeichen. In einer der Ecken stand zierlich gestickt der Name: Clarissa. Lang; ruhte sein Auge auf den ver schiedenen Zeichen. „Clarissa," murmelte er; dann aber, wie seiner Weichheit sich schämend, sprang er auf, und das Tuch in seiner Brust tasche verbergend, ging er, fich zur Rühe zwin gend, seinen gewöhnlichen Geschäften nach. Frau von Lützen verging der Vormittag in der angestrengtesten Thätigkeit; der Baron er wartete sie vergebens zu Tische, sie ließ fich der vielen Geschäfte wegen entschuldigen. Erst gegen vier Uhr nachmntags traf sie, in ein facher aber geschmackvoller Kleidung zum Empfang der Gäste bereit, in den Salon. Der Baron hatte sie ungeduldig erwartet und be grüßte sie mit zitternder Erregtheit. Sie lächelte leicht. Die ungeduldige Erwartung der Braut erklärte ihr die seltsame Unruhe des Hausherrn. Kaum waren einige Worte zwischen beiden gewechselt als das Heranrollen eines Wagens auch schon die Ankunft der Gäste an- zcigte. Der Baron ging seinen Gästen bis zum Vorzimmer entgegen. Frau von Lützen blickte erwartungsvoll nach der Thüre; sie war sehr begierig, die, wie sie jetzt glauben mußte, heiß geliebte Braut des Barons, von deren Schön heit Lisette ihr schon so viel erzählt hatte, kennen zu lernen. Endlich öffneten fich die Flügelthüren. Der Baran führte eine ältliche, vornehm aussehende Dame, ein alter, stattlicher Herr folgte ihnen, an seinem Arm schwebte die anmutige Gestalt Alicens. Ein einfaches, weißes Kleid hob die zarte Fülle ihrer hohen Gestalt; eine einzige dunkelrote Rose war leicht und graziös in die reichen, blonden Locken gesteckt. Frau von Lützens Augen hafteten mit Be wunderung auf ihr; so schön, so glänzend I Möchte nie der Sturm des Lebens, wie es ihr geschehen, den Duft des Glückes von ihrem Antlitz scheuchen. Die Vorstellung war bald vorüber. Man wechselte mit Frau von Lützen einige zeremo nielle Verbeugungen. Fräulein von Rütz sprach in ihrer leichten, anmutigen Weise einige freund liche Worte zu ihr; dann beachtete fie niemand mehr. Die Damen nahmen den Barvon voll ständig in Anspruch; Alice scherzte und lachte mit ihm, und der alte General hörte mit offen barer Befriedigung auf das heitere Geschwätz seiner Tochter, ohne fich selbst in die Unter haltung zu mischen. Er war seiner Schweig samkeit, und eines, besonders in letzter Zeit hervortretenden, mürrischen Wesens wegen be kannt und niemand achtete deshalb viel darauf. Frau von Lützen zog fich in eine Fensternische zurück, aus der fie nicht eher hervortrat, als bis die Ankunft des Bronikowskischen Ehepaares eine neue Vorstellung notwendig machte. Die muntere Frau von Bronikowski, die heute be sonders gut gestimmt war, da die Krönung ihres Werkes, wie fie meinte, so nahe bevor stand, behandelte auch Frau von Lützen mit besonderer liebenswürdiger Herablassung. Das bescheidene, zurückhaltende und dabei feine Wesen derselben machte auf sie einen sehr wohlthnenden Eindruck. Sie unterhielt sich längere Zeit mit ihr, doch die allgemeine Unterhaltung, an der Frau von Lützen, unbekannt mit allen Ver hältnissen der Nachbarschaft, natürlicherweise wenig Anteil nehmen konnte, zog ihre Aufmerk samkeit bald von dieser fort. Bald dachte keiner mehr an die Dame des Hauses, die Untergebene des Barons. Der Kaffee wurde serviert; alles gruppierte sich um den runden Tisch, für Frau von Lützen blieb k?in Platz frei; still verließ sie das Zimmer. Ein schmerzliches Wehe erfüllte die Seele der armen Frau, als sie das heitere Lachen der Gäste zu sich hineinschallen hörte. Um sie kümmerte sich ja niemand. Die Unglück liche wird ja stets von der Welt gemieden; zum ersten Male fühlte fie mit Bitterkeit die Abhängigkeit, das Demütigende ihrer Stellung im Hause des Barons. Da öffnete fich plötz sein kann, wirklich gefällt wird, fie fich dieser Ansicht anpassen wird. Ob jedoch die Eft- scheidung sehr bald fallen wird, ist nicht Mr. Es ist immerhin möglich, daß die natürliche Entwickelung der Dinge die bisher zu be obachtenden Mißstände ausmerzt, dann würde eine so einschneidende Aenderung des erst einige Jahrs in Geltung befindlichen Handwerks organisationsgesetzes unnötig werden. R<m Usk nnd Fern. Der Pauker des Leib-Husaren-Regi- ments, von welchem 125 Mann und die Rcgimentsmusik zur Beisetzungsfeierlichkeit der Kaiserin Friedrich von Posen nach Potsdam gekommen waren, erregte bei der Trauerparade dnrch seinen langherabwallenden blonden Boll bart allgemeines Aufsehen. Als aber die Husaren am Mittwoch wieder aus Potsdam fortfuhren, hatte der Pauker nur einen Schnurr bart. Es stellte fich heraus, daß fich der Pauker extra zu der Trauerparade den großen Vollbart hatte ankleben lassen müssen, weil es Gebrauch ist, daß vor dem Kaiser die Pauker der Toten kopfhusaren mit einem solchen zu erscheinen haben. Unter dem Verdacht der Spionage Wurden am Mittwoch in der Umgebung von Graudenz vier Radfahrer verhaftet. Von aus wärts war die Meldung in Graudenz einge laufen, daß vier russische Offiziere beabfichtiaten, Näheres über die Befestigungswerke von Grau denz auszukundschaften. Mittwoch wurden mW vier Radfahrer in der Nähe des Forts Böslers- höhe sestgenommen, die sich dort verdächtig ge macht hatten. Sie legitimierten sich nach ihren Papieren als österreichffche Reserveoffiziere, ein Arzt, ein Professor, ein Bezirksrichter und ew Gutsbesitzer aus Galizien. Sie sprachen säum lich polnisch, nur gebrochen deutsch und gaben an, auf einer Vergnügungstour begriffen B sein. Auf dem Landratsamt wurden sie wieder freigelassen. Ans dem Betriebe des Norddeutschen Lloyd macht der,Leuchtturm' einige interessante Angaben: Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd haben im vorigen Jahre auf ihren Fabrte» durch die Weltmeere eine Strecke von 4 707 M Seemeilen zurückgelegt, das ist eine Entfernung die hinreichen würde, um 218mal unseren Erd' ball zu umspannen. Auf diesen Reisen sind ganzen 253 225 Passagiere befördert wordeg Die Flotte des Norddeutschen Lloyd besteht Ä Zeit, einschließlich der Neubauten, aus 2w Fahrzeugen, von denen 158 Dampier unter diesen 120 Seedampfer find. Die Be satzung dieser - Flotte beläuft fich auf über 10 000 Mann, von denen 6500 Personen E die rein seemännische Schiffsbemannung kommA von der 505 Kapitäne und Schiffsosfiziere un" 622 Maschinisten find. Das übrige SchE personal, Aerzte, Zahlmeister, Köche rM° Stewards, ist noch über 3500 Köpfe stark. Dm an Land beschäftigte Personal besteht aus kaufmännischen Angestellten und aus über technischen Angestellten, Ingenieuren und Wer stättenarbeitern im Heimatshafen. Dazu komme noch 6000 Dockarbeiter, Küper und Stauer, im Heimatshafen und den zahlreichen wärtigen Häfen für den Norddeutschen Lm thätig sind. Alles in allem beschäftigt U Norddeutsche Lloyd ein Personal von 18» Menschen. Auf dem deutsche« Post-Dawi^. „Darmstadt", der vor Neapel liegt, ermorde ein Neapolitaner den Matrosen Johann Während Ahlers an Bord des Dampfers Arbeit nachging, kam ein neapolitaE Trödler auf das Schiff, der den FahrE mit widerwärtiger Aufdringlichkeit seine Koran und falschen Schildpattsachen anbot. EE Damen beschwerten fich bei Ahlers über " Aufdringlichkeit des Trödlers, und der Man > wies den Neapolitaner zurecht. Dieser av, wurde unverschämt. Als Ahlers ihm betan- das Schiff zu verlassen und ihm eine Ohrts'», versetzte, zog der Neapolitaner im Nu em langen Dolch und versetzte dem Matrosen /'" z furchtbaren Stich in den Unterleib. starb an der Verletzung- lich die Thüre und dieser trat herein. Sich großer Artigkeit ;einer Unaufmerksamkeit entschuldigend, bot er ihr den Arm und ü sie mit ehrerbietiger Achtung zu der Gesellig zurück, indem er ihr seinen eigenen Platz Fräulein von Rütz überließ. So wohlthuend augenblicklich Frau Lützen diese Aufmerksamkeit des Barons „ rührte, so mußte sie es doch sehr bald bedang, daß er sie nicht lieber ruhig in ihrer § gezogenheit gelassen hatte, denn aller richteten sich jetzt forschend und fragend am 'jj und den Baron. Eine solche Aufmerksam x, von feiten eines Gebieters gegen seine gebens erregte natürlicherweise allgemeines staunen. Aut Alicens bis dahin so heitere zogen dunkle Wolken auf und ihr Auge m Blitze des Unwillens auf die arme Frau, ganze Erscheinung zu bedeutend war, uw ihr als Nebenbuhlerin unterschätzt zu Der gesellschaftliche Takt ließ Alice indU,e bald Herr ihrer Verstimmung werden. Stirn glättete sich wieder und als wäre m geschehen, wandte fie sich zu ihrem Nachom Linken, dem Herrn von Bronikowski, Mw gann fich scherzend und neckend mit iM fie unterhalten: ihre neue Nachbarin beachte^-z nicht mehr. Frau von Lützen war man jH so unbefangen als Fräulein von Rütz, vW es ihr auch an dem gesellschaftlichen Takt M h, aus nicht fehlte, aber das Gefühl hängigen Stellung nahm ihr die sonstige heil. Sie war froh, daß man so wenig'^je achtete und atmete erst wieder auf, aw Herrschaften aufstanden, um einen Gang "
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