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Bon einem furchtbaren Orkan wurde die ungarische Gemeinde Benyr im Graner Komitat heimgesucht. Der Sturm fegte Häuser- dScher und Bäume fort, sodann entlud sich ein Wolkenbruch. Von den Bergen stürzten ge waltige Wassermengen herab, die ganze Häuser mit fortrissen und das ganze Thal über schwemmten. Im Dori find sämtliche Häuser außer der Kirche, der Schule und dem Gemeinde haus eingestürzt. Bisher wurden 14 Tote her vorgezogen. Dumont mit seinem lenkbaren Luft schiff hat entschieden Pech. Am Donnerstag früh ist er abermals aufgestiegen, hat programm mäßig den Eifelturm umkreist, dann aber wurde sein Ballon von einem plötzlichen Windstoß zu rückgetrieben und beim Abstieg blieb er mit der Gondel am Gesims eines sechsstöckigen Hauses hängen, wo er eine halbe Stunde lang in Ab sturzgefahr schwebte, bis ihn ein mutiger Zimmermann aus seiner gefährlichen Lage be freite. Trotz alledem läßt Dumont den Mut nicht finken; nach Reparatur seines beschädigten Luitgesährtes will er einen neuen Ausstieg unter nehmen. Der tödliche Unfall eines Automobil fahrers wird aus Paris gemeldet. Ein Pariser Kaufmann Capelle fiel unter sein Auto mobil und erlitt durch ausströmendes Petroleum so furchtbare Brandwunden, daß er wenige Minuten daraus starb. Ein siebenjähriger Wcltreisender. Auf dem Babnhoi Saint-Lazare in Paris kam dieser Tage ein kleiner Dreikäseboch, mit gelben Schuhen, kurzen Höschen, Reisetasche rc. an. Da er sich in französischer Sprache nur schwer verständlich machen konnte, führte man ihn zum nächsten Polizeikommissariat. Ohne ein Wort zu sagen, nahm der Kleine hier seine Reisemntze ab, auf deren Futter eine ganze Anzahl „Mit teilungen" zu lesen waren: „Ich beiße L . . ., ich bin in Boston geboren, mein Vater ist . . . Ich habe Geld bei dem und dem Bankier, und reise, um etwas zu lernen . . ." Die Beamten waren starr vor Staunen. Einer von ihnen, der englisch sprach, fragte den Knaben: „W e! Du kommst nach Frankreich, ohne französisch zu verstehen?" — „Ich will es hier ja lernen," antwortete der Kleine. Man fragte ihn nach seinem Alter: sieben Jahre! Dann setzte er sich die Mütze aufs Ohr, rief eine Droschke heran und fuhr zu „seinem Bankier"! Schulmädchen als Schmugglerinnen. Bei Maslianico an der italienisch-schweizerischen Grenze haben die Zollbeamten ein ganzes Pen sionat beim Schmuggeln abgefaßt. Die jungen Dämchen machten häufig Ausflüge über die Grenze. Als sie kürzlich von einem solchen Ausfluge heimkehrten und fromm und gesittet zu zwei und zwei ihrem Heim zuwanderten, wurden sie angehalten und höflich, aber be stimmt nach der nahe gelegenen Zollbude ein geladen. Dort wurden sie visitiert und bei jeder don ihnen fand man Mengen von Zigarren und Zigarretten. Im ganzen sollen die von ihnen im Lause der Zeit geschmuggelten Waren einen Wert von etwa 12 000 Mk. haben. Gute Geschäfte der Heilsarmee in Schweden. Wie lohnend die Arbeit der schwe dischen Heilsarmee ist, geht aus dem Abschluß ihres Rechnungsjahres 1900/01 hervor. Dem nach verdiente sie bei dem Handelsdepartemcnt, Wozu der Verkauf von Zeitungen und anderen Schriften gehört, 91402 Kronen und beim Grundstücksdepartement 75 000 Kronen. Die Besitztümer der Armee beziffern sich in Stock holm allein auf etwa 2 Mill. Mk. nach deut schem Gelde. Explosion. In einer Gasanstalt Barce lonas fand infolge eines Brandes in einem in der Nachbarschaft gelegenen Hause eine Explosion statt, durch die zwei Personen getötet wurden. Ein forsches Mädel. Dieser Tage hat in Liebau ein kleines Mädchen einen Wolf in die Flucht geschlagen. Der Vagant war mit zwei Hyänen aus einer dort Vorstellungen gebenden Menagerie entsprungen und in den Wald entkommen. Er hatte die Dreistigkeit, sich an eine vor dem Orte weidende Gänse herde heranzuschleichen und war einem der Langhälse schon dicht auf den Fersen. Die Zur Zersetzung der Kaiserin Friedrich im Mau'oleum zu Potsdam. kleine Hüterin, die bis dahin beschaulich im Grase gelegen hatte, sprang auf, warf nach dem Räuber und verfolgte ihn mit dem Stocke. Er machte kehrt und fletschte die standhafte Be schützerin ihrer Pflegebefohlenen unheimlich an, da diese aber unerschrocken losschlug, zog er es doch vor, die Gans laufen zu lassen und sich wieder in das Dickicht zurückzuziehen. Die Kleine würde schwerlich so heldenmütig drauf gegangen sein, wenn sie gewußt hätte, wer ihr gegenüber stand, aber sie hatte den Wolf für einen Hund gehalten. Der gefährliche Geselle wurde bald darauf zur Strecke gebracht, ebenso eine der Hyänen, die andere treibt sich noch im Forst umher. In der Festung Peterwardein haben zwei Militärsträflinge eine Patrouille ermordet und find dann nach Serbien geflüchtet. Der eine der Mörder ist bereits in Belgrad verhaftet worden, dem andern ist die Behörde wenigstens auf der Spur. Gerichtshalle. Frankfurt a. M. Zu zehn Jahren Gefängnis verurteilte die hiesige Strafkammer den 17 Jahre alten Schlosser Friedrich Simon, der am 22. Juni den hochbetagten Rentner Klein bei einem Einbruch durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt hatte. Halle a. S. Vor dem Kriegsgericht der achten Division chatten sich der Füsilier Herz imd der Mus ketier Kunze wegen schweren Diebstahls, Kunze außerdem wegen einfachen und versuchten Diebstahls zu verantworten. Herz ist schon mehrfach bestraft wegen Diebstahls, Hehlerei, Beleidigung, außerdem disziplinarisch mit 5 Tagen strengen Arrests, weil er sich mit zwei als Einbrecher bekannten Personen zusammen hatte photographieren lassen, wodurch das Ansehen der Uniform herabgewürdigt worden sei. Herz wurde zu 2 Jahr Zuchthaus, 5 Jahr Ehrverlust und Entf-rnung aus dem Heer verurteilt. Kunze wurde zu 9 Monat Gefängnis und Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes verurteilt. Beide hatten die Diebereien in der Kaserne verübt. Wien. Der Weinbauer Anton Maier betreibt in der Grinzingerstraße einen Heurigenschank, zu welchem auch ein Garten mit primitiven Bänken gehört. Eines Abends erschien daselbst der Kaufmann Eduard Herlaß als Gast, trank, zahlte und wollte sich entfernen — da konnte er nicht aufstehen. Das Hindernis war aber nicht etwa in des „Heurigen" Kraft zu finden, sondern in einem Nagel der Holzbank, an welchem eine gewisse Stelle der Hose des Kauf manns hängen geblieben war. Es gelang nun Herrn Herlaß allerdings, durch einen kräftigen Ruck in die Höhe zu kommen, aber auf Kosten der neuen Hose, die einen langen Riß auswies. Als er nun die Fragmente der Hose in begreiflichem Aerger etwas ungestüm von dem Nagel loslöste, fiel die Bank um und es löste sich von der Fuge ein Stückchen morsches Holz los. Niemand dürfte für möglich halten, daß gegen Herrn Herlaß aus diesem Anlasse die Anklage wegen „boshafter Sachbeschädigung" er hoben wurde, und doch ist dem so. Allerdings kannte man bei Gericht den obigen Thatbestand nicht, denn der Weinbauer Maier hatte von Herrn Herlaß für die Beschädigung der Bank vier Kronen begehrt. Letzterer verweigerte die Zahlung um so mehr, als der Schaden an seiner Hose viel größer sei — und Maier hatte die Strafanzeige erstattet. Nun standen Gast und Heurigenschenker einander vor dem Döblinger Strafrichter als Prozeßgegner gegenüber. — Richter: Herr Herlaß! Sie sind wegen boshafter Beschädigung angeklagt! — Angekl.: Der Beschädigte bin ja ich, Herr Richter I Die Hose, die ich damals zum ersten Mal trug, ist ganz hin, die Reparatur der Bank kostet einige Kreuzer. — Maier: Ich verlang' zwei Gulden! — Richter: Hören Sie! Ihr Vorgehen ist sonderbar, man könnte sagen un verschämt I Der Schaden beträgt einige Kreuzer, wie wenn Herr Herlaß auf Ersatz seinerHose klagen will? — Staatsanwalt: Nach dem Ergebnis des Beweisver- fahrenS vermag ich die Anklage nicht aufrecht zu halten, weil Herrn Herlaß der Vorsatz einer Be schädigung fehlte und eine solche Anklage gegen ihn zu der Konsequenz führen könnte, daß man Herrn Maier ebenfalls wegen boShaiter Beschädigung an klagen müßte, weil durch den Nagel seiner Bank die Hose des Angeklagten beschädigt wurde; ich» trete von der Anklage zurück. Der Richter verkündete hierauf die Freisprechung des Angeklagten. Die Kaiserin Friedrich als Mohlthaterin. Die Kaiserin Friedrich gehörte zu jenen edlen Naturen, in denen Glück und Unglück die altruistischen Triebe, die Teilnahme am Lose anderer verstärkt. In den sonnigen Tagen befriedigter Empfindung, glänzender Er folge und großer Entwürfe, wie in den Jahren des Leidens, in denen die Dulderin am Kranken bett des Gemahls bangte, pflegte und ermutigte, in der kurzen Kaiserzeit, in der sie mit heroischer Fassung, Würde und Thatkraft die Dornen krone trug, und in den langen Jahren der Witwenklage und der wehmutvollen Erinnerung verlor sie die Werke der Humanität und der Förderung geistigen Lebens nicht aus den Augen. Sie hatte eine hohe und edle Vor stellung von den Pflichten ihrer Macht und von den bürgerlichen Aufgaben einer königlichen Frau. Schon 1864 rief sie die Viktoria-Natio- nal-Jnvaliden-Stiftung ins Leben, aus der sich unter ihrem Schutz 1871 die Allgemeine Deutsche Jnvalidenstiftung berausgestaltete. Auf künstlerischem und kunstwissenschaftlichem Felde war sie rastlos in der Anregung und Unter stützung großer Unternehmungen: bei der Be gründung der Nationalgalerie und des Kunst gewerbemuseums wirkte sie entscheidend mit; den Ausgrabungen von Olympia widmete sie ihre impulsive Kraft. Wie mit den Brüdern Begas, verkehrte sie mit einer Reihe von Künst- leriamilien, namentlich mit Anton v. Werner, dem sie ein Kind aus der Taufe hob, Menzel und anderen hervorragenden Meistern, in zwang los anregender Weise — immer bedacht, im großen wie im einzelnen dem Schaffen zu Hilfe zu kommen. Die private Wohlthätigkeit der Kaiserin Friedrich erstreckte sich weithin. Die Dienerschaft ihres Gemahls, die nach dem Tode Kaiser Friedrichs ihre Entlassung erhielt, hat allen Grund, das Ableben der Kaiserin zu be trauern. Neben der lautenden Pension wurden ihnen regelmäßig Zuwendungen gemacht, die in Geldgeschenken, Naturalien u. s. w. bestanden. Ständig hat die Kaiserin sich Bericht erstatten lassen, wie es den so Bedachten erging. Außer diesen Personen erfreute sich aber noch eine große Zahl älterer Frauen, die in der einen oder anderen Weise die Aufmerksamkeit der hohen Frau auf sich gelenkt hatten, ihrer stets zum Spenden geneigten Gunst. Auch in der Kunstwelt wird man künftig die sonst stets offene Hand der Kaiserin Frieorich vermissen. So mancher junge Künstler und manches weibliche Talent verdankt ihrer hochmögenden Unter stützung sein Fortkommen oder seine gesicherte Existenz. Amtes Allerlei. Ein hübsches Histörchen teilt ein eng lischer Soldat aus dem südafrikanischen Kriege mit: In einem der bekannten Blockhäuser in der Nähe von Brandfort, das eine Besatzung von 12 Mann und einem Sergeanten hatte, spielte man eifrig „Napoleon". Selbst die Schild wache nahm am Spiel teil, da man die Boeren für zu feige hielt, um ein befestigtes Blockhaus anzugreifen. Man hatte gerade Karten ge geben und der Sergeant, der Vorhand hatte, rief „Drei!" die Schildwache ruft „Vier!" Da ertönt plötzlich eine fremde Stimme: „Ich mache „Napoleon"! Hände in die Höhe!" Die Boeren hatten das Blockhaus besetzt. Karten, Geld, Munition. Gewehre und Munitionstaschen kam in den Besitz der Boeren, die mit einem „Wir wünschen guten Morgen, nächstens haltet bessere Wache!" die verblüfften Engländer ihrem Schicksal überließen. * * Eine schmackhafte Familie. Fräulein: „Ich habe gehört, von Ihren Brüdern find vier in Afrika den Kannibalen zum Opfer gefallen." — Herr (geschmeichelt): „Ja wir find immer gern gefressen worden!" iu ihrem Begleiter auf. — Aber statt der er- warteten Erklärung wandte sich der Baron dlötzljch ab und schritt, in tiefes Sinnen ver- finkend, schweigend weiter. Alice war blaß ge worden, forschend blickte sie sich um, um eine Erklärung dieses seltsamen Betragens zu finden. Da sah sie den Diener in kurzer Entfernung W>t Tüchern und Regenschirmen bepackt, hastig Men nachschrcitend, augenscheinlich darauf be dacht, sie möglichst rasch einzuholen, er hatte das «tehenbleiben des Fräuleins für einen Wink betrachtet, seine Schritte zu beeilen und glaubte, ne wünsche etwas von ihm. Alice, die nicht Inders vermutete, als sein Herankommen hätte den Baron zu der so unerklärlichen Zurück haltung bestimmt, warf ihm einen bösen, un willigen Blick zu, als er nach den Wünschen des Fräuleins fragte und schritt verstimmt und Mißmutig weiter. _, Sie hatte sich indessen geirrt. Nicht der Diener war zwischen sie und den Baron ge beten, sondern das Bild einer andern Frau, deren blaue Augen von unergründlicher Tiefe ihm plötzlich aus dem Schatten des Waldes entgegen geleuchtet, Augen, die an Schöne ^nd Tiefe des Ausdrucks selbst die glänzen den Augen Alicens überstrahlten. Schweigend Mitten beide weiter, es wollte keine Unter haltung mehr in Gang kommen. Plötzlich standen sie mit dem Ausruf der Überraschung und Bewunderung still. Der Md halte aufgehört, das Meer lag vor ihnen, Marz und dunkel, tosend und brausend, schwere Wolkenmassen lagerten über ihm, aus denen in demselben Augenblick, als der Baron und Alice aus dem Walde traten, ein greller Blitz zuckie, der die Schaumkrönchen der dunklen sich bäumenden Wellen mit grellem, gelben Licht übergoß, um sie dann wieder in desto tiefere Dunkelheit sinken zu lassen. Ein furcht barer Donner folgte dem Blitz und mischte sich mit dem Tosen der See, die an der hohen Düne hoch aufsplitze und, grollend über die ihr enlgegentretenden Schranken, in wilder Wut sich an denselben brach. Der Erdboden zitterte unter den Füßen des Barons und der jungen Dame, deren Antlitz bleich und entsetzt aussah; unwillkürlich schmiegte sie sich fester an ihren Begleiter, der sie besorgt ansah. „Kehren wir um," sagte er leise. „Sie zittern, gnädiges Fräulein. Sehen Sie dort, wie der Sturm übers Meer daherkomutt, kehren wir um, ehe er gegen uns anprallt." In der Thal ging ein dumpfes Brausen vom Meere aus, das immer mehr anwachsend mit rasender Schnelligkeit näher kam; plötzlich Hörle man einen pfeifenden Ton, ein Wirbel wind erhob sich und wühlte das Wasser auf; Himmel und Meer wurden eine dunkle Masse, die nur für Augenblicke durch rasch hinterein ander folgende Blitze auseinander gerissen wurde. Das Donnern hörte kaum mehr auf und schon begannen einige schwere Regentropfen herabzuasllen. Der Sturm erfaßte das leichte Kleid des schönen Mädchens und kaum ver mochte sie den kleinen runden Strohhut auf ihrem Haupt festzuhalten. Der Baron ergriff ihren Arm und zog sie rasch unter das schützende Dach der belaubten Bäume zurück, die fürs erste wenigstens den Regen abzuweyren versprachen. Der Diener spannte die Schirme auf und umhüllte mit einem dichten wollenen Shawl die schöne Gestalt Alicens. Das Unwetter begann sich nun mit einer immer furchtbarer werdenden Gewalt zu ent laden, die Bäume krachten und bogen sich unter dem Sturme, der Regen goß in Strömen her nieder, so daß weder Bäume noch Schirme mehr einen Schutz gewähren konnten und selbst der Fußboden sich zu erweichen begann. Mit großer Freude wurde daher das Herankommen eines verdeckten Wagens begrüßt, den die vorsorgliche Frau von Bronikowski ihren Gästen entgegen schickte. Bald saß der Baron mit Fräulein von Rüß wohlverwahrt in der bequemen Chaise, die von zwei kräftigen Pferden gezogen, rasch durch Sturm und Regen, durch Blitz und Donner dem schützenden Dache zurollte. Lange Zeit herrschte Schweigen im Wagen, da erleuchtete ein Heller Blitz das Innere des selben und zeigte dem Baron das blasse Ge sicht seiner Begleiterin, die schweigend in den strömenden Regen hinausstarrte. „Sie zürnen, mein gnädiges Fräulein," sagte er, sich zu Alicen wendend, „daß ich Sie zu diesem Spaziergang verleitet habe, der aller dings für eine zarte Dame zu gewagt war. Ich hätte vorsichtiger sein und Sie solchem Wetter, nicht aussetzen sollen." Fräulein von Rütz wandte sich rasch und wie aus tiefen Gedanken erwachend um; sie schien sich jetzt erst ihrer Situation dem Baron gegenüber bewußt zu werden und, sich fassend, erwiderte sie mit ihrem gewöhnlichen freund lichen Lächeln: „Ich zürnen, Herr Baron? Im Gegenteil; ich finde das kleine Abenteuer ent zückend und bin glücklich, ein so seltenes Natur- schauspiel einmal in der Nähe gesehen zu haben. Wenn ich still war, so war es nur der Nach hall des Erlebten. Welcher Mensch empfände bei solchem Anblick nicht in sich etwas von dem Weltschmerz eines Lord Byron. Wie klein und gering ist der Mensch gegen die Größe der Natur l Was ist er überhaupt? Ein Nichts, welches, wenn er ausgelebt, spurlos ver schwindet." „Und der doch etwas in sich trägt," erwiderte der Baron, „das größer ist als jede Naturkraft, den Gottesgeist, den ewigen, der alles Irdische überdauert." „Sie berühren da theologische Fragen," sagte Alice leicht, „die wir leider nicht weiter zn er örtern vermögen, da wir jetzt glücklich angelangt find, sehen Sie nur, die arme Alma sieht ganz blaß aus, die Gute hat sich gewiß um uns geängstigt." Sie beugte sich zum Fenster hinaus und winkte der Freundin beruhigend mit der Hand. Des Barons Auge ruhte ernst und sinnend auf dem schönen Mädchen; neben ihr tauchte ein anderes Antlitz vor seinem Geiste auf, er mußte sich gestehen, daß Fräulein von Nütz bei weitem die Schönere sei; aber der eigentümliche Reiz, der aus Frau von Lützens sanften, »von Schmerz durchfurchten uud doch so edlen Zügen sprach, diesen Reiz vermißte er hier. W » (Fortsetzung folgt.)