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Allgemeiner Anzeiger : 31.07.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190107318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19010731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19010731
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-07
- Tag 1901-07-31
-
Monat
1901-07
-
Jahr
1901
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 31.07.1901
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„Man beschäftigt sich mehr mit Ihnen, als «ie denken," erwiderte Frau von Bronikowski, Hrem Gemahl einen verständnisvollen Blick zu- kevend. „Wenn Sie nur die Augen öffnen und um sich schauen wollten; Sie wissen gar nicht, wie Sie beneidet werden." Dabei sah fie Halkhaft lächelnd ihren Gatten an. „Ja wahrhaftig, Ebendorf," rief dieser. „Du hast ein beneidenswertes Glück bei den Frauen. Nicht allein die schönsten Mädchen der ganzen Gegend eroberst du, nein, auch mein kleines Weibchen hast du so vollständig gewonnen, daß ich schon ganz eifersüchtig geworden bin. Den ganzen Morgen heute hat fie nur von dir ge sprochen, von deiner interessanten Unterhaltung, don deinem guten Aussehen auf dem letzten Fest bei Rütz, von deiner Liebenswürdigkeit —" Frau von Bronikowski war aufgesprungen und schlug den Gatten mit der zierlichen Hand sticht auf den Mund. „So schweige doch, du Verräter," rief fie, „ist der Herr Baron nicht «wa eitel genug, daß du ihn noch eitler machen stillst? Achtet er doch nicht einmal der Erobe rungen, die er macht, obwohl die ganze Welt schon davon spricht." Der Baron hatte lächelnd zugehört. Das 'st ja eben mein Unglück, liebe Gnädige, rief kr, in den scherzhaften Ton der Dame ein- stimmend, „ich bin zu unerfahren oder zu blöde, um ein Herz, das fich mir zuneigt, ganz für stich zu gewinnen und festzuhalten. Sehen Me, deshalb habe ich mich auch noch nicht ver heiratet und werde auch wahrscheinlich unbeweibt meiben." „So wäre es vielleicht Christenpflicht, Sie Eine brutale Blutthat ist in Magdeburg deM worden. Als der 60 jährige Handels- Mn Kaftan am Mittwoch abend mit seinem Schwiegersohn auf dem Heimwege zwei jungen Leuten, die vorübergehende Mädchen belästigten, Vorhaltungen machte, zog einer der Burschen sein Messer und stieß es dem alten Mann mitten ms Herz. Erschaffen hat fich in München in ihrer Wohnung die Rentiere Freifräulein v. Wolfs keel, eine 56 jährige Dame und Verwandte des Münchener Kronoberstallmeisters. Als Motiv M That gilt ein längeres, schweres Leiden. Eine Bestie in Menschengestalt ist der Bauer Camille Fabre aus Banne bei Privas Frankreich). Er stürzte fich im Verlaufe eines Zankes mit seinem Vater auf diesen, warf ihn zu Boden, ging in da? Haus, wo er alles ^schlug und zerbrach, und kehrte dann mit rmer Pflugschar zurück, mit der er dem Greise nnen Schlag auf den Kopf versetzte, der ihn aus der Stelle tötete. Dann kehrte der Elende seine Waffe gegen seine herbeieilende Mutter und ermordete fie auf gleiche Weise. In der Dorffchenke, in die er sich darauf begab, rühmte er fich noch dieser Greuelthaten und bedrohte ulle, die ihn festnehmen wollten. Erst am Abend wurde er von den Gendarmen auf den Bergen, auf die er fich geflüchtet hatte, über rascht und verhaftet. Schweres Eisenbahnunglück. Der Elsässer Personenzug nach Basel entgleiste am Donners- M beim Güterbahnhof St. Johann. Zwei Personen wurden getötet, drei verwundet. Der Materialschaden ist bedeutend. Die Unglücksfälle in den Bergen nehmen kein Ende. Aus Zermatt kommt die Kunde, °ab auf der gefährlichen Südseite des Matter- Mns drei Engländer (zwei Damen und ein Herr) mit dem Führer Karl von Val Tournanche ^gestürzt find. — Beim Abstieg vom Faulhorn A Berner Oberland stürzte Opernsänger Kurier aus Trient in der Dämmerung fünfzehn Meter tief auf unzugänglicher Felswand ab, er an einer kleinen Tanne Halt fand; um u>e Landleute auf fich aufmerksam zu machen, zündete er ein Feuer an, das seinen Zweck er- Me; Wurter, der um 3 Uhr nachts in das «Whans Breitlannen gebracht wurde, hatte nur Me Verletzungen davongetragen. — Ein Unger Mann namens Friedrich Herrle, der auf W Grütschalp oberhalb Lauterbrunuen Edel weiß pflückte, ist infolge eines Fehltrittes über eine 200 Meter hohe Felswand abgestürzt und zerschmettertem Schädel tot aufgefunden «orben. Eine Kirche in Form eines Sarges. Die neue Baptistenkirche in Fresfingfield, Suf- M, gehört wahrscheinlich zu den merwürdigsten Gotteshäusern, die man sehen kann, denn ihre Zeichnung ähnelt der Form eines Sarges. Es Isi dies nicht etwa das Ergebnis einer zufälli- M Laune des Erbauers; diese Bauart ist viel er von einem früheren Pastor am Ort aus- ürücklich geplant worden. Er wünschte, daß die spelle in Form eines Sarges errichtet würde, damit die Gläubigen ständig an das letzte Ende Ennert werden sollten. Daß der Wunsch er- Ut wurde, wird auch durch den Namen „Die Sargkapelle" bestätigt. Unter diesem Namen ist Ws Gebäude am Ort bekannt, und es zieht dadurch die Aufmerksamkeit aller Fremden an, d>e das hübsche Dorf in Suffolk, wo fie steht, besuchen. Das schauerlich aussehende Gebäude kstd jede Woche von Hunderten besucht. Von einer Windmühle zermalmt. In Dors (Belgien) spielte ein fünftähriger Knabe u der Nähe einer im Gange befindlichen Wind mühle. Hierbei kam er einem der Flügel zu bähe, wurde von demselben getroffen und zer malmt. Ein militärisches Preiskochen wird büchstens im Lager zu Kraßnoje-Selo unter den Küchen des russischen Heeres veranstaltet. Aus udem Regiment werden zwei gute Köche aus- Kwählt, die vor einem Preisgericht Proben Wer Kunst abzulegen haben. Vorfitzender des- Wen ist Generalmajor Oserow, Mitglieder find d>e Feldwebel aller Regimeter. Der Wett- dkwerb geht, um Parteilichkeiten vorzubeugen, ohne Namen vor fich. Da sich em Kennwort, wie es bei anderen Wettbewerben üblich ist, an den Speisen nicht wohl anbringen läßt, werden die aufgetragenen Schüsseln mit Nummern ver sehen. Den Verfertigern derjenigen Speisen, welche die meisten anerkennenden Bezeichnungen erhalten, werden Preise in barem Geld oder m Gestalt von Taschenuhren zuerkannt. Eine furchtbare Explosion, bei der viele Personen, deren Zahl sich bisher nicht an nähernd feststellen läßt, ums Leben kamen, legte Donnerstag mittag das Zentrum der russischen Stadt Batum in Trümmer. Eisenbahnschienen als Schlafstellen. Die Verwaltung der kaukasischen Eisenbahnen hat an ihre Bahnwärter ein Rundschreiben ge sandt, worin fie ihnen unter Androhung so fortiger Dienstentlassung verbietet, auf den Eisenbahnschienen zu schlafen. Da die Züge dort meist nur nachts verkehren, so legen fich die Bahnwärter, um die Zeit nicht zu ver schlafen, auf die Schienen. Sie rechnen darauf, daß das Zittern der Schienen beim Herannahen eines Zuges fie noch rechtzeitig wecken werde. Es geschah aber öfter, daß der heranrollende Zug dem einen oder dem andern Wärter den Kopf vom Rumpfe trennte. Diese Vorkommnisse lenkten die Aufmerksamkeit der Eisenbahnver waltung, die den Hinterbliebenen Familien dann eine Enschädigung zahlen mußte, auf diese eigentümlichen Schlafstätten. Die weltberühmte Brooklyner Hänge brücke, eines der größten Wunder kühner Jngenieurkunst jenseits des Ozeans, hat fich gesenkt. In New Dort und Brooklyn entstand sehr große Aufregung und Bestürzung. 17 der großen Stahlträger, die von dem Hauptkäbel herunterhängen und die eigentlichen Träger des Fahrweges der Brücke sind, hatten ohne jedes Vorzeichen nachgegeben, so daß fich der Fahr weg bedeutend senkte. Andere Träger erscheinen ebenfalls nicht völlig intakt. Die Ingenieure glauben, daß das große Gewicht einer langen Reihe von Rollwagen die Ursache gewesen ist. Die Konstruktion als ganze ist nicht gefährdet, doch wird es ungefähr zehn Tage dauern, bis die defekten Träger, die fich sämtlich an der Brooklyn-Seite befinden, ausgebessert sein werden. Augenblicklich ist der Verkehr über die Brücke nur Fußgängern gestattet. Diese Ver kehrsstörung ist um so unangenehmer, als die Brücke bekanntlich die einzige Verbindungslinie zwischen New Jork und Brooklyn bildet. Eine Schlangenfarm ist das neueste, was spekulative Amerikaner ansgeheckt haben. Es gab und gibt dort schon Bären-, Alligator-, Frosch-, Katzen- und Wolfs-Farmen, auf denen die Tiere teils ihres Felles oder Fleisches wegen regelrecht gezüchtet werden, teils um fie in anderer Weise sür Handelszwecke zu ver werten; aber die Schlangenfarm bei Frankfort im Staate Indiana ist die einzige ihrer Art. Die Besitzer der Farm züchten dort die Schlangen ihres — Fettes wegen, aus dem ein in den Gerbereien gesuchtes Oel hergestellt wird. Ein Stück Land wurde mit einem dichten Zaun umgeben und mit einigen tausend Schlangen von der Galtung der sog. Band schlange und der Hausschlange besetzt, da diese beiden Arten am raschesten auswachsen und das meiste Fett ansetzen. Gerichtslfalle. Berlin. Eine drollige Zeugin erregte am Donnerstag große Heiterkeit in einer Verhandlung, die vor der Ferienstrafkammer des Landgerichts stattfand. Die auf der Anklagebank befindliche Handelsfrau Auguste Röse sollte in der Zentral- Markthalle einen Korb Aepfel gestohlen haben. Sie erzählte, daß fie an einen Obstwagen herangetreten sei, an dem ein Mann mit schwarzem Bart ge standen habe, der sich als der Eigentümer aus gegeben habe. Sie sei auch bald mit ihm um einen Korb Aepfel handelseins geworden. Im Begriff, mit der gekauften Ware davonzit gehen, sei eine Frau gekommen, die sie des Dieb stahls beschuldigt habe. Andere Handelsfrauen seien herzu gekommen, und insgesamt hätten diese auf sie eingeschlagen. Sie hätte diese Lynchjustiz trotz ihrer Unschuld einer Anzeige vorgezogen, denn da fie be reits vorbestraft fei, habe sie gefürchtet, in Moabit auf die Herzen, die Sie so unbewußt erobern, aufmerksam zu machen," rief lachend Frau von Bronikowski. „O, Sie sind sehr klug, Herr Baron, aber so leicht entlocken Sie mir mein Geheimnis nicht, ich merke zu sehr die Absicht und weiß zu schweigen." Der Bediente, der soeben das Frühstück brachte, unterbrach hier die Unterhaltung. Der Baron drang nicht weiter in Frau von Broni kowski, die trotz ihrer Weigerung vielleicht nicht ganz so unerbittlich in betreff ihres Geheim nisses gewesen wäre, und so lenkte fich die Unterhaltung auf andere Dinge. Man sprach von den Ernteausfichten, von Jagd und Fischerei, bis endlich die Hausfrau ausstand und fich zum Mittagstisch vorbereitete. Auch der Baron erhob fich. „Sie bleiben doch bei uns zu Mittag, Herr Baron?" fragte die Dame, als fie mit freundlichem Gruß die Herren zu verlassen fich anschickle. „Bedaure für heute sehr, gnägige Frau," erwiderte er, „ich erwarte noch heute vormittag die Dame, die ich als Leiterin meines Haus wesens engagiert habe und die heute aus der Residenz bei mir eintrifft. Notwendiger weise muß ich bei ihrem Empfang gegen wärtig sein, um fie in ihre neuen Funktionen einzuführen.' „Ach," sagte Frau von Bronikowski, „ich bedaure sehr." Ein Zug verhaltenen Unmutes nmwölkte einen Augenblick ihre reine Stirn. „Möchte Ihnen Ihre neue Acguifition mehr Glück bringen als die früheren; Sie wissen, ich bin ein Feind dieser vornehmen Wirt- keinen Glauben zu finden. Der Mann mit dem schwarzen Bart, der ein Betrüger gewesen sei, habe sich inzwischen aus dem Staube gemacht. Die Be stohlene, eins Handelsfrau Neumann, äußerte sich folgendermaßen: „Herr Jerichtshof, wir haben det in ve Halle unter uns ausgemacht, wer uff'n Dieb stahl ertappt wird, der muß Wichse kriejen. Wir wollen die olle Jerichtslooferei nich mehr haben, det is eene fortwährende Zeitverseimnis, un unser eener hat doch nischt davon. Wie gesagt, wer klemmt, kricht Wichse, die da hat ooch welche jekricht." Auf Verhalten des Vorsitzenden, daß die Zeugin fich eine Anklage wegen Körperverletzung zuzichen könne und dann doch nach Moabit kommen müsse, erwiderte die Zeugin bestimmt: „Det iS ejal, Wichst jibt et doch." Uebrigens hielt der Gerichtshof die Angaben der Angeklagten nicht für widerlegt, sondern erkannte auf Freisprechung. Fra« Krüger ist, wie fich jetzt herausstellt, schon seit längerer Zeit leidend geweseu. Als fie am 20. d. nach mittags starb, befanden fich ihr Schwiegersohn Eloff und verschiedene andere Mitglieder ihrer Familie nebst einigen Freunden im Sterbe zimmer. Eloff hatte am Freitag durch Kitchener nach London gemeldet, daß Frau Krüger an einer Lungenentzündung ernstlich erkrankt sei. Ob darüber auch an den Präsidenten Krüger Mitteilung gemacht wurde, ist nicht ganz klar, denn nach Berichten englischer Blätter aus Holland scheint er erst Sonntag abend von der Erkrankung seiner Frau und gleich darauf von dem Tode derselben gehört zu haben. Sein Arzt, Dr. Heymans, so wird der .Daily Mail' aus Hilversum telegraphiert, und sein Sekretär Van Boeschoten hätten Krüger, der gerade aus der Kirche nach Hause gekommen war, die Todesbotschaft mitgeteilt. Krüger brach in Tbränen aus und bat, daß man ihn allein lasse. „Sie war ein gutes Weib," soll er gesagt haben, „nur einmal haben wir uns ge zankt und das war sechs Monate nach unserer Heirat." Krüger, so wird in dem ,Expreß' aus Amsterdam gemeldet, habe jeden Tag von seiner Frau gesprochen und der Zeit entgegen- gesehen, in welcher er fich mit ihr wieder in Pretoria würde vereinigen können, nachdem die Mächte das Ende des Krieges herbeigeführt und die Engländer Transvaal verlassen haben würden. Den Tod seiner Frau habe der alte Mann am wenigsten erwartet. „Meine arme Sanna, meine arme Sanna," hätte er bei Empfang der Todesnachricht ausgerufen. Von allen Seiten gingen dem Präsidenten Kondolenz- Depeschen zu, doch öffnete er sie nicht selbst, da sein Arzt dafür sorgte, daß er nicht in seinem Kummer gestört werde. — Die Verstorbene war Krügers zweite Frau und hatte diesen mit 16 Jahren geheiratet. Susannah Duplessis — dies der Mädchenname der Verstorbenen — ent stammt einer alten Hugenottenfamilie. — Eine Tochter der Frau Krüger, Frau Smith, ist in der vorigen Woche gestorben und die Trauer um dieselbe soll, wie dem ,Standard' ans Pretoria telegraphiert wird, das Ende der noch an den Folgen einer Influenza leidenden Greisin beschleunigt haben. Das Telegramm, durch welches Präsident Krüger den Tod seiner Gattin erfuhr, enthielt auch eine Mitteilung über ihre letzten Worte, welche lauteten: „Sagt eurem Vater, daß er fein Vertrauen einzig und allein mit aller Festigkeit auf Gott setzen solle." Frische K«ft. Das beste Heilmittel für Lungenkranke ist frische, reine Lust, weil fie die natürlichen Hei lungsbestrebungen des erkrankten Organs an zuregen im stände ist. Es ist durchaus nicht notwendig, daß der Kranke, um fich dieses Vor teils zu sichern und ihn zu genießen, ins Gebirge oder an die See geht, obwohl diese Orte ganz sicher empfehlenswert find für denjenigen, der es fich leisten kann; auch an solchen Orten, wo große gewerbliche Betriebe und eine dichte Bevölkerung fehlt, ist eine Luftkur möglich. Ganz besonders eignen sich hierzu sonnige Wald gegenden, gebirgige Gegenden. Der Kranke soll sich Tag und Nacht im Freien aushalten. Das Schlafen in offenen Hütten, die auf der einen schafterinnen l" Sie verneigte fich bei diesen Worten leicht und verließ die Herren. „Warte noch einen Augenblick!" rief Herr von Bronikowski, als der Baron dem Be dielen bedeutete, sein Pferd vorsühren zu lassen. „Wenn es dir recht ist, so will ich dich noch ein Stück begleiten und wir machen einen Ritt durch die Felder, um zu sehen, wie das Korn nach dem köstlichen Regen steht." Der Baron willigte gern ein. Gleich darauf sprengten die beiden Herren durch das Gitter- thor des Hofes und lenkten ihre Pferde auf den schmalen Waldweg, der aus dem Walde hinaus zu den großen Feldern des Herrn von Bronikowski führte. Beim Anblick der üppig grünenden Saaten hob fich das Herz der Land wirte vor freudiger Erregung; besonders Herr von Bronikowski war sehr befriedigt, als beide den Rückweg einschlugen und durch eine Wald schonung der See zuritten, er sprach mit großer Freudigkeit über seine große und einträgliche Besitzung. „Gott weiß wie es kommt," sagte der Baron sinnend, „seitdem du verheiratet bist, hast du merkwürdiges Glück bei allem, was du unter nimmst. Es geht bei dir alles besser als bei mir, obwohl fich keiner mehr um die Wirtschaft kümmern kann als ich." „Nun," entgegnete Bronikowski gutmütig, „das ist eben das Glück, das die junge Frau mit ins Haus bringt. Der Segen kommt von oben, und ein liebendes Ehepaar, wie ich und mein Weibchen sind, muß doch unseres Herr gotts besonderes Wohlgefallen erregen." Der Baron erwiderte nicht sogleich etwas Seite wandlos und nur bei ungünstigem Wetter durch Segeltuch abgeschlossen werden, ist sehr zu empfehlen und von den meisten Heilanstalten auch eingesührt. Auch das Schlafen bei offenem Fenster gehört hierher, besonders für jene, die nicht in der Lage find, fich einen Sommer aufenthalt zu gestatten. Der Lungenkranke sollte ferner, wie der ,Prakt. Wegweiser' in Würz burg schreibt, durch eine vernünftig betriebene Atemgymnastik die Vorteile ausnützen, welche der Genuß reiner, frischer Lust dem Körper bietet. Dazu gehört allerdings eine genaue Kenntnis derselben, die nicht kurzerhand, son dern erst durch Studium und Versuche, mög licherweise auch erst unter Anleitung eines er fahrenen Arztes gelernt werden kann. Die Kunst, richtig zu atmen, ist den wenigsten Männern und Frauen eigen und bekannt, ob wohl fie wichtiger ist, als das Essen, denn hungern können wir längere Zeit und leben auch bei schlechter Ernährung, aber ohne zu atmen, ist das Leben nicht eine Viertelstunde möglich. Und doch gibt es Menschen, und dazu gehört leider der größte Teil, die durch unver nünftige Kleidung, enganliegende Gürtel, Kleider rc. aus Unverstand eine der wichtigsten Verrichtungen des Körpers hemmen, die volle und tiefe Atmung, welche unsere Lunge und und damit das Blut mit Sauerstoff versehen soll, nur halb ausführen. Das beste Heil mittel für Lungenkranke, Brustschwache, zu Brusterkrankungen, Katarrhen und dergleichen Veranlagte ist vor allen Dingen frische, reine Luft in hinreichender Menge durch Nasen atmung ausgenommen. Das sollten fich wohl alle merken, die fie nicht zu schätzen wissen, weil fie nichts kostet, sondern unentgeltlich aus dem großen Heilschatz der Natur zu ent nehmen ist. Kuntes Allerlei. Austausch der goldenen Fünfmark« stücke. Mit dem 30. September läuft die Frist ab, bis zu der die kleinen goldenen Fünfmark stücke bei den Reichs- und Landeskassen zu ihrem gesetzlichen Werte in Zahlung genommen, als auch gegen Reichsmünze umgetauscht werden können. Die Bevölkerung in China soll fich jetzt nach den Veröffentlichungen eines chinesischen Journals im ganzen auf 383 253 000 Seelen belaufen. Auf die Provinzen soll diese Zabl fich folgendermaßen verteilen: Chili 17 937 000, Schantung 36 247 000, Schanfi 12 211000, Honan 22115 000, Kiangfu 20 905 000, Anhui 20 596 000, Kiangfi 24 534 000. Chehkiang 11580 000, Fuhkien 22190 000, Hupeh 22 190 000, Hunan 21 000 000, Schensi 8 432 000, Kansuh 9 285 000, Szechuan 67 712 000, Kwangtung 22 706 000, Kwangfi 5 151000, Kweichou 7 669 000, Dunnan 11721000. Armeen, die in einer einzigen Kaserne wohnen. Es gibt in Europa einige Armeen, die jede nur ein paar Dutzend Mann und einige Offiziere umfassen. Die immerhin größte darunter ist die der kleinen italienischen Republik von San Marino mit 988 Mann und 33 Offi zieren und die kleinste, die von Monaco, die nicht mehr als 70 Mann und 5 Offiziere zählt, dazwischen steht die luxemburgische Armee mit 140 Mann und 6 Offizieren. Ein verzeihliches Mißverständnis. Von der jüngst unternommenen Reise des Kaisers Franz Joseph nach Böhmen teilt die ,Jugend' folgendes Geschichtchen mit: Der Kaiser besuchte u. a. die Burg Karlstein. Am Wege dahin mußte natürlich der Landesvater die Huldigungen aller Dorfgemeinden entgegennehmen. Die maß gebenden Persönlichkeiten wurden angesprochen, wobei fich in Kr. folgender Zwischenfall ab spielte: Der Monarch wendet fich auch an den alten Pfarrer mit der Frage: „Nun, Herr Pfarrer, Sie find wohl schon alt, nicht wahr?" — „Jawohl Majestät, 76 Jahre." — „Das ist schön! Und find Sie schon lange hier?" — „Ach mein Gott, volle drittehalb Stunden wart' m'r schon — und bei der Hitz, es fällt einem ordentlich schwer!" Der Kaiser lächelte — und der Zug setzte fich in Bewegung. und eine Zeitlang ritten beide schweigend neben einander. Auch Bronikowski wurde nachdenk lich und rang augenscheinlich mit einem Ent schluß. „Ich begreife dich nicht," wandte er fich nach einer langen Pause zu seinem Freunde, „du klagst über Einsamkeit und es ist auch wirklich ein Jammer, daß du auf deiner herrlichen Be sitzung so allein bist. — Warum machst du es aber nicht so wie ich und nimmst dir ein junges Weib? Statt dessen engagierst du dir jetzt wie der eine Fremde, eine Dame, die nicht Fisch und Fleisch ist, die dir deine Häuslichkeit un möglich verschönern kann, sondern dir vielleicht noch Unannehmlichkeiten bereiten wird." „Das kann wohl sein," entgegnete der Baron mit leichtem Achselzucken, „aber mir bleibt nichts anderes übrig, lieber Freund. Ich muß eine anständige Person im Hause haben, die die Dienerschaft in Respekt zu halten versteht. Die Dame ist unglücklich und der größten Teilnahme wert. Von ihrem Manne, einem leichtsinnigen Patron, der große Güter besessen und alles, auch ihr kleines Vermögen durchgebracht hat, verlassen, ist die arme Frau jetzt nach seinem kürzlich erfolgten Tode ge nötigt, für fich und ihre kleine Tochter den Lebensunterhalt zu erwerben." „So nimmst du wohl das Kind auch noch bei dir auf?" fragte Bronikowski. „Ich hätte das gethan, wenn man den Wunsch gegen mich geäußert, aber Frau von Lützen zog es vor, dasselbe bei ihrer Schwester, einer Lehrerin in der Residenz zu lassen." 3L: (Fortjegung folzl.)
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