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Allgemeiner Anzeiger : 15.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190106154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19010615
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19010615
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-06
- Tag 1901-06-15
-
Monat
1901-06
-
Jahr
1901
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 15.06.1901
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Politische Rundschau. Die chinesischen Wirren. * Graf Waldersee ist am Dienstag in der japanischen Haupt- und Hafenstadt Tokio eingetroffcn. * Die Rückkehr des chinesischen Hofes nach Peking wird erst am 1. September er folgen. Die Astrologen haben diesen Termin als geeignet bezeichnet. * In der Mands churei scheint fich Ruß- land inzwischen häuslich einzurichten. Wie der .Standard' aus Schanghai meldet, find in der Mandschurei vier Verwaltungsbezirke er richtet worden, an deren Spitze je ein russischer General steht, und der mandschurischen Bevölke rung sei kundgemacht worden, daß die russische Herrschaft dauernd sein solle. *Die deutsche Besatzungstruppe in China wird bekanntlich auf vorläufig auf ein Drittel der bisherigen Stärke vermindert. Die englische Garnison in Schanghai wird, nachdem die Gurkha-Truppen Befehl er halten haben, sich nach Norden zurückzuziehen, auf zwei Bataillone vermindert. Die Fran zosen beabsichtigen, in Schanghai eine bleibende Garnison von einem Bataillon zu halten. Deutschland. * Am Mittwoch früh ist der Kaiser in Kiel eingetroffen, nm dem Stapellauf des Linienschiffes „D" beizuwohnen. *Der Kaiser wird seine Reise zur dies jährigen Kieler Woche dazu benutzen, der Stadt Hamburg am Montag, den 17. d., einen Besuch abzustatten und wird in der preußischen Gesandtschaft absteigen, wo aus diesem Anlaß am Abend ein Diner stattfindet. Es ist u. a. auch ein Besuch des Kaisers im Rathause vorgesehen, wo bereits die nötigen Vorbereitungen dazu getroffen werden. In den übrigen Einzelheiten ist das Programm für den Hamburger Aufenthalt noch nicht festgelegt. Jedenfalls wird der Kaiser dann am 18. d. an der Unterelbe-Regatta des norddeutschen Regatta vereins teilnehmen und im Anschluß an diese auch dem Festmahl beiwohnen, welches dies mal auf der „Prinzessin Viktoria Luise" statt finden wird. * Die Sensationsmeldung, Kaiser Wil helm gedenke im Einverständnis mit den Drei- und Zweibundmächten bei König Eduard eine Vermittelung zu Gunsten der Boeren einzuleiten, wird von zuständiger Seite als völlig grundlos bezeichnet. * Auf Einladung des Kaisers wer den die Vettern des Königs von Italien, der Herzog von Aosta den großen Manövern bei Danzig und der Graf von Turin den Kavallerieübungen in Mitteldeutschland bei wohnen. * Königin WilhelminavonHolland und Prinz Heinrich der Niederlande haben sich am Montag mittag nach Oldenburg be geben. *Eine Reihe von Ordensauszeich nungen an Offiziere und Mannschaften des ost asiatischen Expeditionskorps wird im ,Reichs-Anzeiger' veröffentlicht. U. a. erhielt Hauptmann Kremkow den Orden „kour Is mörite", General-Leutnant v. Lessel den Roten Adler-Orden zweiter Klasse. *Eine neue Behörde der Militärver waltung, bei der eine größere Anzahl von militärischen und Zivilbeamten beschäftigt wird, ist in Spandau in der Bildung begriffen. Sie soll die Bezeichnung „Beschaffungsamt" führen und erhält die Aufgabe, für sämtliche Werkstätten der Militärverwaltung den Ankauf von Maschinen, Rohmaterialien und sonstigen Bedarfsgegenständen zu besorgen. Bisher werden die Ankäufe von jeder Fabrikdirektion gesondert ausgeführt. Nach Errichtung des Beschaffungsamtes haben die Lieferanten der Mililärwerkstätten lediglich mit dieser Zentral stelle zu verkehren. * Die Einführung einer geregelten Wohnungsaufsicht bezweckt eine vom württembergischen Ministerium des Innern erlassene Verfügung. In allen Ge meinden über 3000 Einwohner soll eine be sondere ortspolizeiliche Aussicht eingeführt wer den, die alle aus drei oder weniger Wohn räumen bestehenden Wohnungen sowie die Räume zur Beherbergung von Frauen, Schlafgängern und Arbeitern umfaßt. Die Bestellung der Auf sichtsorgane ist Sache der Gemeinden. Oesterreich-Ungarn. *Die österreichische Kanalvor lage ist jetzt endgültig unter Dach und Fach gebracht. Das Herrenhaus nahm die Wasser- straßen-Vorlage einstimmig an. Das Abgeord netenhaus genehmigte die Lokalbahnvorlage un verändert. (Was in einem Reich zum Zank apfel, wird im andern zum Mittelpunkt der Einigung!) * Der böhmische Landtag wurde für den 18., der istri a ni s ch e für den 20. und die übrigen Landtage für den 17. Juni einberufen. Frankreich. * Nach dem Rennen in Auteuil am Sonntag versuchte eine Anzahl Nationalisten Kund gebungen gegen das Ministerium zu veranstalten. Einige Personen, welche dem Justiz-Minister, als dieser den Rennplatz verließ, mit höhnischen Rufen verfolgten, wurden fest genommen, unter ihnen Mathieu Lesseps, ein Sohn von Ferdinand Lesseps. England. *Die marokkanische Gesandt schaft, die nach London gekommen war, wurde am Montag vom König Eduard em pfangen. Schweiz. *Der Schweizer Bundesrat unterbreitet der Bundesversammlung einen Gesetzentwurf, wo nach den Kantonen seitens des Bundes eine jährliche Unterstützung von etwas über zwei Millionen Frank zur Hebung der Volks schule gewährt werden soll. Holland. * Präsident Krüger hat sich mit dem Transvaal-Gesandten Dr. Leyds nach Scheveningen begeben, woselbst die Besprechung mit der über London eintreffenden Frau Botha stattfindet. Balkanstaaten. * Infolge des energischen Einspruchs des serbischen Gesandten in Konstantinopel wegen der wiederholten Grenzverletzun gen durch die Albanesen befahl der Sultan dem General Hamdi Pascha, sich an die Grenze zu begeben. Hamdi Pascha erhielt die Voll macht, zur sofortigen Ablösung der jetzt dort stehenden türkischen Grenztruppen zu schreiten, falls es sich, der Untersuchung nach, als not wendig erweisen sollte. * Die Konsuln der Großmächte auf Kreta weigern sich, das Gesuch der kretischen Volks vertretung um Angliederung der Insel an Griechenland entgegenzunehmen, ob wohl Prinz Georg selber das Gesuch über reichen wollte. Die Meldung, Griechenland be reite eine militärische Besetzung Kretas vor, hat wenig Wahrscheinlichkeit für sich. Amerika. *Die cubanische Nationalver sammlungverweigerte die unveränderte Annahme der Bedingungen der amerkani- schen Regierung. Es verlautet, General Wood in Havana würde angewiesen werden, die cubanische Junta nötigenfalls gewaltsam aufzulösen, wenn sie nicht nachgebe. Afrika. *Lord Kitchener meldet, die Zahl der Boeren, die im letzten Monat getötet und gefangen genommen wurden oder sich ergeben haben, beträgt 2640. Vom 1. Juni bis zum 9. Juni wurden 26 Boeren getötet, vier verwundet und 409 gefangen genommen. Es ergaben sich ferner 33 Boeren und außer dem wurden 651 Gewehre, 115 500 Patronen, 120 Wagen und 4000 Pferde erbeutet. * Eine merkwürdige Mitteilung findet sich in einem Briefe, den der ,Pester Lloyd' veröffent licht. Es heißt darin: „Am 26. März fand in Johannesburg eine öffentliche Gerichtsverhand lung gegen zwei Deutsche wegen Verbreitung des Gerüchtes, daß General French von den Böeren gefangen worden sei, statt. Behufs Erbringung des Wahrheitsbeweises verlangte der Verteidiger, daß Lord Kitchener eidlich ver nommen werde, ob General French gefangen sei oder nicht. Daraufhin sei die Verhandlung vertagt und nicht mehr ausgenommen worden! Dagegen sei einige Monate vorher zu Pretoria ein Boer, der das Gerücht von der Ge fangennahme Bullers verbreitet hatte, zu 5 Jahr Zuchthaus verurteilt, obgleich er erklärte, daß er dabei gewesen sei." Asien. * Der letzte philippinische Jnsurgenten- General Cailles unterwarf sich mit 1600 Mann den Amerikanern. Der Reichskanxler-Valast in der Wilhelmstraße ist durch den Grafen Bülow und seine kunstsinnige Gemahlin einer umfassenden Neuausstattung unterzogen worden. Die Wirkung dieses Erneuerungsprozesses fällt dem Besucher schon beim Betreten der weiten Eingangshalle angenehm auf. Die Monats schrift ,Nord und Süd' bringt in ihrem Juni heft eine eingehende Beschreibung der neuen Einrichtung. Man kann daraus wie aus den beigegebenen Bildern erkennen, daß der Geist der Kunst mit den jetzigen Bewohnern seinen Einzug dort gehalten hat. Schon unter dem Fürsten Bismarck machten die Säle und Zimmer ganz erschreckend den Eindruck künstlerischer Oede; unter den Nachfolgern hatte sich das nur gesteigert. Im wohlthuenden Gegensatz sieht man jetzt Ausstattung und Schmuck der Räume in feiner Zusammenstimmung, und die Bebaglichkeit, die in die früher so nüchterne Gestaltung gebracht ist, läßt aui die weibliche Hand schließen, die hier eingegriffen bat. Neu ist auch in dem Flügel nach dem Vorhof an der Wilhelmstraße hinaus das sogenannte Bismarck-Zimmer, das die große Vergangenheit des Reickskanzlerpakastes in mannigfachen Gegenständen wiederspiegelt, welche Graf Bülow hier pietätvoll zusammengebracht hat. Nicht ohne Ergriffenheit wird der Besucher die Einzel heiten betrachten, die unmittelbar an das Leben des Fürsten Bismarck anknüpfen. An dem Vorderrand des breiten Schreibtisches, des Urbildes der beute so beliebten Diplomaten tische, ist eine Mesfingplatte mit der Inschrift: „Schreibtisch des Fürsten v. Bismarck 1878 bis 1890" angebracht. Auf ihm erblicken wir eine Marmorstanduhr in Obeliskenform, ein Porzellan schreibzeug mit Gänsefedern, deren sich der Fürst vorzugsweise bediente, die berühmten langen Bleistifte, Schere, Lineal und ein Ver größerungsglas, das vielleicht auch dem Heim gegangenen Schöpfer des Deutschen Reiches dazu diente, undeutliche Schriften zu entziffern. Ein verstellbares Lesepult erlaubte dem Er müdeten, noch ruhend seine Rast mit Lesen aus zufüllen. Ein zweiter Schreibtisch in Form eines Rollbüreaus, den der Fürst während der Zeit benutzte, als er noch im Auswärtigen Amt arbeitete (1862—1870), und ein Schreibtisch der Fürstin in Sekretärform find ebenfalls hier aufgestellt. Auch an diesen beiden Tischen find Messingplatten mit Angabe ihrer vormaligen Bestimmung angebracht worden. Ueber dem Schreibtisch, den der Fürst in der zweiten Periode seiner Amtsthätigkeit benutzte, hängt das von Lenbach im Jahre 1896 gemalte Bismarck-Bild, das den ersten Reichskanzler in ganzer Figur im Kürrassierinterimsrock, leicht auf den Stock gestützt, darstellt. Bildnisse des alten Kaisers aus dem Jahre 1861 und das von Frau Vilma Parlaghi gemalte Bildnis Kaiser Wilhelms II. in der Uniform der Gardes du Corps schmücken die übrigen Wände des Zimmers, das jetzt nur zu Ministerratsfitzungen verwandt wird. Fürst Bismarck pflegte nicht in diesem Raume zu arbeiten. Sein Arbeits zimmer befand fich im Erdgeschoß, wo bei der gegenwärtigen Einteilung daS Speisezimmer neben einem nach dem Garten führenden Salon und mehreren Gesellschaftsräumen eingerichtet Geiz und Liebe. 12) Kriminalroman von W. Spangcnberß. (Fortsetzung.) „In dieser Voraussetzung habe auch ich dir Mr meine Hand gereicht." „Darüber sind wir uns ja lange einig!" Bertram zog seine junge Frau an fich und drückte einen Kuß auf ihre Lippen. „Ich erachte es aber in unserem eigenen Interesse für dringend ratsam, daß wir die hunderiundzwanzigtausend Mark gleichfalls bei unserem hiesigen Bankier unterbringen," fuhr er fort. „Es sind in neuerer Zeit verschiedene früher sehr angesehene Bankhäuser falliert, man kann in Geldangelegenheiten, zumal es fich um eine so bedeutende Summe handelt, nicht vor sichtig genug sein." „Gewiß, obwohl ich es für völlig ausge schlossen halte, daß wir bei dem Frankfurter Bankhaus etwas zu befürchten haben. Mein seliger Vater hat ihm oft weit größere Summen anyertraut und war voll des Lobes über dessen Pünktlichkeit und Reellität; doch, wie du willst!" „Wie bemerkt, ich halte es für besser, daß wir das Geld dort zurückziehen und hier am Platze anlegen. Es können auch plötzlich und unerwartet Krisen Hereinbrechen, die einen zwingen, außenstehende Kapitalien bis auf weiteres ganz zurückzuziehen; dann aber ist es immer eine weitläufige und unbequeme Sache, mit einem auswärtigen Bankier zu thun zu haben." „Gut, so handle nach deinem Gutbefinden." „Am besten wird es sein, wir reisen dieser Tage nach Frankfurt und regeln die Ange legenheit." „Kannst du es nicht allein?" „Allerdings, doch dazu bedarf ich einer amt lich beglaubigten Vollmacht von dir, ohne die ich nichts auszurichten vermöchte." „Die kannst du haben." Ohne Zögern traf Bertram seine Vorberei tungen zur Reise, die, wie er vermutete, einige Tage in Anspruch nehmen würde. Nachdem Amalie ihn am folgenden Vormittag zur Bahn geleitet, drängte es sie mit unwiderstehlicher Macht nach dem Hause, wohin sie fich lange gesehnt, zur Familie Wendlin. Man saß beim Frühstück, als sie dort säst zaghaft eintrat, alle umringten sie in freudiger Erregung. „Liebste Freundin, weshalb bist du uns denn so ganz fremd geworden?" rief Johanna. „Warum besuchst denn du uns nicht ein mal?" fragte Amalie schmollend. „Sieh, ich kann nicht mehr so, wie ich gern möchte; mein Mann sieht es ungern, daß ich fortgehe und Besuche mache!" „Aber, Frau Bertram, er wird es Ihnen doch nicht verargen, wenn Sie eine befreundete Familie besuchen wollen," meinte Frau Wendlin. „Das wäre wenigstens nicht schön," fiel Wendlin ein, „Sie haben fich doch nicht ver heiratet, um ein Klosterleben zu führen!" „Seinem Willen muß ich mich nun aber fügen," antwortete die junge Frau kleinlaut, in einem Tone, aus dem es nahezu wie Reue, Enttäuschung klang. Herr und Frau Wendlin wechselten mit ihren Töchtern bedeutungsvolle Blicke. „Amalie," Hub Johanna wieder an, „sage mir, ist dein Mann auch jetzt noch fo sroh, scherzhast und redselig, wie er es srüher war?" „Nun, er ist nicht unfreundlich gegen mich, aber ist viel ernster geworden, als er es sonst war." „So ist also meine Vermutung eingetroffen! Wie verbringt ihr denn eigentlich eure Zeit? Es muß doch entsetzlich langweilig sein, einen wie den andern Tag da draußen in einer Gegend zu leben, wo die Füchse fich gute Stacht sagen! Ich habe es garnicht begreifen können, daß Bertram es wagte, dich in eine so abgelegene, kleine, ich möchte sagen erbärmliche Wohnung zu führen. Das ist doch kein Auf enthalt für ein junges Ehepaar und für Leute, die wie ihr in den besten Verhältnissen leben." Amalie empfand nur zu sehr, wie wahr die Freundin gesprochen, ihr selbst hatten fich diese und ähnliche Gedanken wiederholt aufgedrängt; sie gegen ihren Gatten auszusprechen, hatte sie indes den Mut nicht gefunden. „Mein Mann ist außerordentlich sparsam, er rechnet tagtäglich ganz genau aus, wieviel wir für unseren Lebensunterhalt verbrauchen dürfen," antwortete sie leise. „Er zählt dir wohl gar jede Mark einzeln zu, die du ausgeben darfst?" „Das nicht! Wenn ich Einkäufe zu machen habe, begleitet er mich stets und zahlt alles selbst „Das ist ja noch viel schlimmer! Der ist einfach ein Geizhals vom reinsten Wasser!" platzte Johanna mit allen Zeichen des Unwillens heraus. „Johanna," mahnte Frau Wendlin. worden ist. Schon unter dem Fürsten Hohen lohe hatte das frühere Arbeitszimmer des Fürsten Bismarck zu ebener Erde, das Graf Caprivi beibehalten batte, anderen Zwecken gedient, da der dritte Reichskanzler aus Zweck mäßigkeitsgründen ein wärmer gelegenes Arbeits zimmer im oberen Stock vorzog, dasselbe, in dem jetzt die Bismarck-Erinnerungen ver einigt sind. U<m Raff nnd Fern. Begnadigung. Der Kaiser hat den Schuhmacher Karl Rusch, früher in Thorn, und s den Mühlenbesitzer Christian Goerke ans Briesen, die in den Jahren 1870 und 187» i vom Thorner Schwurgericht wegen Mordes bezw. Anstiftung zum Morde zum Tode ver urteilt worden waren, deren Todesstrafe dann in lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt wurde, jetzt wegen guter und reuevoller Führung vollständig begnadigt, so daß sie nun nach dreißig- beziehungsweise fünfundzwanzigjähriger Zuchthausstrafe aus der Strafanstalt entlassen wurden. Wetterschäden. In Tübingen und Um gebung war Sonntag nachmittag ein schweres Hagelwetter, worunter besonders die Hopfen pflanzungen litten. — In Damreith bei Bud« weis wurden durch Blitzschlag acht Bauern« gehöite eingeäschert; drei Personen sind getötet- — Ein fürchterliches Unwetter suchte Almeida und die Umgegend von Valverde in Portugal heim. Blitze töteten mehrere Personen. Die ganze Gegend ist überschwemmt und die Wein« berge verwüstet, so daß große Not befürchtet wird. Der gestohlene Lotteriegewinn. Rechtes Mißgeschick hat eine Maurersehefrau in Hart« mannsdorf bei Kirchberg betroffen. Sie ge wann bei der letzten Dresdener Pferdelottene ein Pferd mit Wagen und hatte den Gewinn alsbald für 750 Mk. veräußert. 600 Mk. von dieser Summe sollten nun auf der Sparkasse eingezahlt werden. Einstweilen wurde aber der Betrag im Kommodenkasten aufbewahrt. Als die Frau das Geld herausnehmen und M Sparkasse tragen wollte — war es verschwunden- Ein Dieb hatte es mitgehen heißen, und die in diesem Falle unglückliche Gewinnerin hatte dar Nachsehen. Der Dieb konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden. Auf einem Jagdausfluge nach Hohe«' ecken (Rheinpfalz) erschoß am 8. d. der Kauf mann Leininger aus Unterfranken nach heftigem Wortwechsel den Weinhändler August Scherner aus Dahlsheim mit dem Jagdgewehr; Leinin ger stellte fich in Kaiserslautern selbst dem Ge richt. Erschossen hat fich am Montag in Bamberg in den öffentlichen städtischen Anlagen der zurückgetretene amerikanische Konsul Stern. Ein betrübender Unglücksfall hat sich auf der Chausseestrecke Rawitsch-Sarne ereignet, indem daselbst der königliche Distrikts-Kom« missarius v. Gerdtell aus Kröben von einem Pferde, das er ritt, abgeworfen und dabei töd lich verletzt wurde. Herr v. Gerdtell war m Rawitsch eingetroffen, um in seiner Eigenschaft als Reserveoffizier eine Uebung abzumachev- Gegen Abend bestieg er ein von ihm für die Zeit der Uebung angeworbenes Pferd, nm es zu probieren. Herr v. G. steht im Wer von etwa vierzig Jahren und hinterläßt Frau tun' ein Kind. Ein furchtbares Drama hat sich 8. d. in der Pharmazeutenschule von Nancy abgespielt. Der Apotheker Four hatte erfahren, daß eine Probe der von ihm feilgehaltenes Chinarinde von der Pharmazeutenschule dem Gerichtshof zugesandt worden war. Er eilte deshalb in die Anstalt und verlangte von ihrem Direktor, Prof. Bleicher, Aufklärung über dieses Vorgehen. Der Professor vermochte die Thm- sache nur zu bestätigen, worauf der Apotheker einen Revolver hervorzog und auf Bleicher av- feuerte. Dieser sank auf der Stelle tot H Boden. Four entzog fich dann selbst dmw einen Revolverschuß in die Schläfe der irdisches Gerechtigkeit. „Ach was," fuhr jene fort. „Einem Mann, der so seine junge Frau behandelt, muß der Kopf einmal gründlich zurecht gesetzt werden, und dieses Geschäft werde ich in den nächstes Tagen besorgen. Wann kommt denn der sparsame Hausvater zurück?" „Wahrscheinlich übermorgen. Es wird mich herzich freuen, wenn du uns besuchtest, Jo hanna, aber ich bitte dich dringend, mache keine Szene!" . Unverkennbare Angst prägte fich auf Amaliens Gesicht bei diesen Worten aus, wie denn rw ganzes Benehmen den Eindruck machte, daß w in ihrer jungen Ehe nicht das gefunden, was sie gehofft. Allein jetzt mußte ffe fich in rhk Los fügen. , „Heute bleibst du mal vor allen Dingen bei uns, auch die Nacht. Wir wollen überlegen, wie wir es deinem Herrn Gemahl beibringes, daß seine Handlungsweise gegen dich eine un passende ist und er sich bessern muß. Verlaß dich darauf, ich mache ihm den Standpunkt in dm größten Gemütlichkeit klar." „Dann wird er Verdacht schöpfen und ms Vorwürfe machen, ich habe mich über ihn oe euch beklagt, „Nichts da, laß das meine Sorge seM' Außerdem, eine Frau darf sich auch nicht alles von ihrem Manne gefallen lassen, denn sie m nicht seine Sklavin, am allerwenigsten, wenn ! ihm ein so respektables Sümmchen mit 'N dr Ehe bringt, wie du es gethan." „Was käme dann aber dabei heraus, wen» ich ihm widersprechen wollre? Zank und Streu, Unfrieden, er hat einen starren Kopf."
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