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Allgemeiner Anzeiger : 15.05.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190105153
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- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1901
-
Monat
1901-05
- Tag 1901-05-15
-
Monat
1901-05
-
Jahr
1901
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 15.05.1901
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Schiffsunfälle. Der deutsche Dampfer .Schleswig" ist nach einer Lloyds-Meldung vom Mittwoch an der Landspitze von Galina auf Jamaika gestrandet. — Der deutsche Dampfer „Sevilla", mit 7000 Tonnen Eisen ladung, ist beim Verlassen des Hafens von Antwerpen auf der Schelde gescheitert. Das Schiff ist zwar später infolge der sehr starken Flut wieder flott geworden, es durfte aber ge zwungen sein, seine Ladung zu löschen, da die Schraube anscheinend unbrauchbar geworden ist. — In Portovenere bei Spezia fuhren bei schwerem Sturm acht Lotsen einem einlaufenden englischen Dampfer entgegen. Das Lotsenboot kenterte, wobei fünf Lotsen ertranken. Die Re gierung entsandte ein Torpedoboot zur Auf fischung der Leichen. Der verschenkte Lotterie-Gewinn. Der Kaufmann und Fruchthändler Hermann Zimmer mann in Weilburg hat, da er kinderlos und bereits mit Glücksgütern gesegnet ist, einen ihm ^gefallenen Lotteriegewinn von 135 000 Mark flr wohlthätige Zwecke bestimmt. Die Stadt Weilburg erhält 50 000 Mk., und zwar 25 000 Mark zum Hospitalbaufonds und 25 000 Mark D sonstigen Zwecken. Limburg als Geburts stadt des freigebigen Spenders empfängt eben falls 50000 Mk., davon 25 000 Mk. zu Händen des Stadtpfarrers und 25 000 Mk. zu Händen des Bürgermeisters. Der Rest von 35 000 Mk. soll zu sonstigen Zwecken bestimmt sein. Warnung vor Erbschaftsschwindeleien, lieber das Treiben eines amerikanischen Advo katen, der es darauf anlegt, Erblustige zu langen und auszubeuten, veröffentlicht der »Staatsanzeiger für Württemberg' zur Warnung folgende Enthüllung: Der Betreffende sammelt aus deutschen Amtsblättern die Namen der Personen, welche von den Behörden als ver schollen aufgerufen werden und nimmt sie in dvn ihm ergehende Aufrufe auf. Diese Auf rufe werden in den verschiedensten amerika- ufichen Zeitungen veröffentlicht. Jede Anfrage m bezug auf dieselben wird mit einer nicht un- bedentendenKostenvorschußfordernng beantwortet. Bezahlen die Fragesteller den Vorschuß, so er- balten sie gewöhnlich die Antwort, daß sie nicht ^berechtigt seien. Eine Doppelhinrichtung mittels Fall beils fand Mittwoch im umschlossenen Hofraume bes Untersuchungsgefängnisses in Nürnberg statt. handelte sich hierbei um den Tischler Wolf- llang Höfling und den Arbeiter Christian Schaller, welche wegen Mordes vom Schwur gericht zum Tode verurteilt worden waren. Die Delinquenten hatten in Gemeinschaft in der Nacht vom 20. zum 21. Januar d. die Schwie germutter des Höfling erschlagen, um deren Sterbekassengeld zu erlangen. Die Verurteilten waren im vollen Umfange geständig und zeigten U ihrem letzten Gange große Reue ob ihrer Blutthat. Der ganze Akt der Doppelhinricktung gwg mit unheimlicher Schnelligkeit vor sich. , Das Elend in Sardinien. In Laronsei bei Sassari ließ unlängst der Fiskus 92 kleine Weingärten und 35 elende Hütten, die säumigen Steuerzahlern gehörten, öffentlich versteigern. Mer der „Exekutierten" schuldete im ganzen Mk. und wegen dieser paar Pfennige wurde " aus seinem Hanse verjagt. Musolino. Die Nachricht, daß der be- Migle kalabresische Räuber Musolino von ^barmen erschossen sei, findet in Italien nur Anig Gläubige. Man glaubt vielmehr, daß sich dabei nur um ein öffentliches Manöver Melt, um die Aufmerksamkeit der öffentlichen Mmmg von den Mißerfolgen aller bisherigen Bkwühungen, des Briganten babhaft zu werden, ^Menken. In Rom herrscht die allgemeine Mcht, daß Musolino seit langem Italien ver- Mn hat oder von den Einwohnern selbst be nutzt und verborgen gehalten wird. . Unglücksfall bei einer Automobilwett- l"brt. Auf einer vom Mailänder ,Corriere Ua Sera' angeregten Automobilfahrt Turin— Nom—Mailand, an der sich 60 Selbstfahrer Uiligjen, überfuhr kurz vor Ferrara das von Um Herrn Tonietti gelenkte Automobil ein Uriges Mädchen, das sofort tot Web, Ehrend ein Säugling, den das Mädchen trng, °urch den Stoß mehrere Meter weit fortge ¬ schleudert wurde, aber unverletzt blieb. Tonietti erklärte, die Bremse habe versagt. Er schenkte den trostlosen Eltern 1000 Lira und den Armen der Ortschaft Alteneo, der das verunglückte Mädchen entstammt, 500 Lira. Von den Selbst fahrern langten nur wenig mehr als die Hälfte in Rom an. Schnee in Petersburg. Seit einigen Tagen ist Petersburg wieder in Schnee gehüllt. Es ist so kalt, daß die Schneedecke liegen bleibt. War das Wetter anfangs oktobermäßig regnerisch und windig, so ist es jetzt geradezu november artig, schier winterlich und schneeig. Ein Pestfall mit tödlichem Ausgang wird aus Bagdad gemeldet. Es sind umfassende Maßnahmen getroffen. Der Konstantinopeler Sanitätsrat ordnete die Errichtung von Laza retten auf den von Bagdad kommenden Haupt straßen an, in denen Provenienzen aus Bagdad einer fünftägigen Quarantäne unterzogen werden sollen. 286 Kellner und ein Gast — das ist ein merkwürdiges Stimmungsbild von der neu eröffneten „Panamerikanischen Ausstellung" in Buffalo. Aus New Dort wird nämlich vom Sonntag berichtet: Die „panamerikanische Aus stellung" scheint zunächst nur wenige Besucher anzulocken. Das Riesenhotel Slater, das be sonders gebaut wurde, um dem großen Zufluß von Besuchern zu dienen und dessen Speisesaal 5000 Personen faßt, hatte nur einen einzigen Gast. Er nahm seine Mahlzeiten in diesem Riesen-Sveisesaal und 286 Kellner sahen ihm verzweifelt zu. Er blieb nur einen Tag. Gerichtslfalle. Nordhausen. Wegen Leichenschändung wurde von der hiesigen Strafkammer der 72 jährige Toten gräber Müller aus Berga zu sechs Monat Gefängnis verurteilt. Er hatte, um sich die Arbeit des Neu grabens einer Grube zu ersparen, ein Kindergrab wieder geöffnet, die Gebeine herausgenommen, ein neu gestorbenes Kind in der Grube beigesetzt, darauf die Gebeine auf den Sarg gelegt und dann die Grube wieder zugeschüttet. Wien. Der Wiener Hofopernsänger Schrötter wurde vom Bezirksgericht wegen einer Ohrfeige, die er dem Dienstmädchen einer ihm befreundeten Ballet tänzerin versetzt hatte, zu 600 Kronen Geldstrafe und zu 200 Kronen Schmerzensgeld verurteilt. Eine teure Ohrfeige I" Die erste SergschMebebahn, die aus dem rechten E'buier gegenüber von Vlasewitz errichtete Schwebebahn von Loschwitz nach der Rochwitzer Höhe, einem der schönsten Aussichtspunkte in der Umgegend Dresdens, ist der Oeffentlichkeit übergeben worden. Ueber die Bahn, welche die erste derartige Bergbahn der Welt ist, dürften folgende Mitteilungen interessieren: In ihrer Eigenschaft als Schwebe bahn beruht sie auf dem vom verstorbenen Geh. Kommerzienrat Langen in Köln erfundenen und an der Bahn zwischen Elberfeld und Barmen angewendeten Prinzip, nach dem die Beförde rung derart erfolgt, daß die Wagen an einer von kräftigen Stützen getragenen Schiene frei durch die Lust sckweben. In gewissen Abständen stehen massive Pfeiler in der Erde, über die eiserne Querträger gelegt find. Auf diesen find gewöhnliche Eisenbahnschienen befestigt, über welche die Wagenräder wie bei einer gewöhn lichen Bahn lauten, nur daß der Wagenkasten nicht über den Rädern liegt, sondern vermittels eines Bügels unterhalb der Schiene und auch unterhalb jener eisernen Querträger hängt. Da mit die Räder nicht aus den Schienen springen und die daran hängenden Wagen nicht herab geschleudert werden können, damit ferner bei ungleicher Belastung, durch Bewegungen der Fahrgäste im Innern der Wagen oder bei heftigem Wind nicht unangenehme Schwankun gen der Wagen eintreten können, wird der Wagenkasten vom Dache aus durch leicht federnde Rollen gefühlt, die sich von unten gegen die Träger der Schienen, also gegen jene eisernen Querträger pressen. Ist demnach einer seits die Gefahr des Entgleisens ganz ausge schlossen, so können anderseits Terrainschwierig keiten mit Hilfe einer Schwebebahn leicht über wunden werden: die Pfeiler brauchen nur, je nach Bedarf, einmal höher und einmal niedriger zu sein. Auch Steigungen bis zu 25 Prozent kann man leicht und bei verhältnismäßig großer Geschwindigkeit gefahrlos bewältigen. Dabei ist die nährt viel sanfter als bei Bahnen, die auf der Erbe laufen. Die Fahrzeit auf der rund 25s, Meter langen Bahn betrüg, nur zwei Miauten; für das Ein- und Aussteigen braucht kauw mehr als eine Minute gerechnet zu wer den, da der Schaffner mit einem einzigen Hand griff sämtliche Thüren öffnen und schließen kann. Redrbluten aus dem Reichstage. Abg. Ewald: Die übrigen deutschen Länder, kleinere und größere, hatten die einen Kriegs schatz ? Ich weiß es nicht, soviel ich aber weiß, hatten sie keinen. (6. 11. 71.) — Abg. Doktor Braun: Wir haben gar keine Ursache, eine Kommission zur Beratung von Doktorfragen niederzusetzen oder zum Begackern ungelegter Eier. (25. 4. 73.) — Abg. Dr. Mohl: Meine Herren, Sie werden mir zugeben, daß die Rentabilität einer Eisenbahn abhängt in erster Linie von ihrer Einnahme und zweitens von ihrer Ausgabe. (11. 6. 73.) — Abg. Früh auf: Königsberg ist jetzt, um nur das bei läufig zu erwähnen, die erste Theestadt des Kontingents, und was unter „Karawanentbee" verstanden wird, das bringen uns meist Königs berger Kamele. (5. 12. 74.) — Abg. Doktor Westermeyer: Meine Herren, der Paragraph 40 schaut äußerlich unschuldig aus und liegt da wie eine schlafende Katze. (16. 1. 75.) — Abg. Dr. Westermayer: Dieser Paragravh ist wie eine Oase hineingeschneit in eine Wüste. (19. 1. 75.) — Abg. v. Ludwig: Das Volk, der gemeine Mann weiß, daß es außerordent lich schwer ist, im Wege der ehrlichen Arbeit rasch reich zu werden, die Fälle einer Erb schaft oder Heirat natürlich ausgenommen. (5. 2. 76.) — Abg. Dr. v. Schwarze: Nehmen Sie den ganz gewöhnlichen Fall, daß die Ehe frau ihren Liebhaber bittet, den Ehemann zu töten, mit dem Versprechen, ihn dann zu heiraten. (10. 2. 76.) — Abg. Dr. Bam berger: Meine Herren, das find Auslegungen, die ich gewohnt bin, in Blättern zu finden, die ich nicht lese. (28. 4. 77.) — Kommissarius des Bundesrats Kurlbaum H: Für das Sterben und Kranksein ist man nicht auf die notwendige Mitwirkung des Arztes angewiesen. (12. 2. 78.) — Abg. Liebknecht: Ein fast tragisches Ge schick, tragisch, wenn es nicht so sehr traurig wäre. (18. 10. 78.) — Staatsminister von Bülow: Die Sache ist nämlich die, das Aus wärtige Amt befindet sich nicht eigentlich, wenn ich so sagen darf, in einer dauernden Ehe mit diesem Institute, sondern in einem vorüber gehenden Verhältnisse (8. 3. 79.) — Abg. Frhr. v. Schorlemer^Alst: Wenn aber Vögel in die Felder, Obstbaumpflanzung rc. einfallen, thun sie es doch nicht, um dort spazieren zu gehen oder im Schatten kühler Denkungsart zu fitzen. (2. 4. 79.) — Abg. Richter: Die Geister, die man angerufen hat, lassen sich jetzt nicht mit 25 Pf. nach Hause schicken. (5. 5. 79.) — Abg. Rickert: Von der Regierungsbank hören wir auch nichts nur ein tiefes Schweigen. (15. 9. 79.) — Kommissarius des Bundesrates Tiedemann: Auch hier habe ich das hohe Haus zu bitten, den Antrag, den der Herr Vorredner soeben verteidigt hat, hochgeneigtest ablehnen zu wollen. (11. 7. 79.) — Abg. Möhring: Wenn ich das Wort ergriffen habe, so ist es hauptsächlich des wegen geschehen, um einmal hier frei von der Leber weg meinem Herzen Luft zn machen. (12. 3. 80.) — Abg. v. Schorlemer - Alst: Hinter ihm steht Gambetta, mit einem Fuß auf der Barrikade, mit dem andern auf der Börse. (15. 4. 80.) — Abg. v. Ludwig; Seit zehn Jahren hat die hohe Regierung dieses Kind (das Börsengesetz) unter ihrem Herzen getragen. (19. 4. 80.) — Finanzminister Bitter: Es ist mit solchen angeblich zuverlässigen Mitteilungen in der That doch eine eigene Sache. Sie sind in der Regel, wenn sie nicht sehr zuverlässig sind, ganz unzuverlässig. (10. 5. 80.) — .Abg. Rickert: Ich möchte doch glauben, der Herr Vertreter Württembergs wird zugeben, mich seine Landsleute in Württemberg würden den ge wichtigen und pathetischen Appell nicht ver- -Führen Sie uns zu dem Leichnam der er- Udeten Dame!" wandte der Staatsanwalt sich "" den Wirt. s» Bald befanden sich die Herren in einem AUec des Nebengebäudes, das ein mark- k Miernder Schrei durchtönte. Auf einem Oberen Bett lag die Leiche Rosas ausgestreckt, die der unglückliche Vater sich warf. Einige Minuten ließ man ihn in seinem unsäglichen s gewähren, dann bat der Arzt in Ton, er möge zurücktreten, und unter- hAte dj, Schußwunde. Die tödliche Kugel hinter dem linken Ohr eingedrungen und ""ch Ansicht des Arztes unter der b^deldecke sitzen geblieben, der Tod augen- eingetreten sein. Kein Zug des Gesichts r die Spur eines Todeskampfes, wie wMend noch einen Anflug matter e auf den Wangen, um ihre feingeformten PU schien ein mildes Lächeln zu spielen. H Nachdem der Befund festgestellt, traten die RK o " die Rückfahrt an, Hartwig dagegen Ein Zimmer neben dem anweisen, in der Leichnam lag und übernachtete in di^ Gasthof. Er dachte indes nicht daran, sich U?rzulegen, denn er fühlte nicht die geringste h. iglest, mir schweres Weh wühlte in seinem Die ersten Strahlen der Morgen- s^ drangen schon durch die Fenster, Hartwig tz, Noch immer in der Sofaecke, die er ewige djx Nden vorher eingenommen, den Kopf auf ^Mnd gestützt. Erst dann verließ er diesen V' als nach zehn Uhr der Leichen- und ein Wagen eingetroffen waren, um ihn "eil Leichnam nach der Stadt zu überführen. Einen Tag nach dem Begräbnis, das unter ganz außerordentlich zahlreicher Teilnahme von Leidtragenden aller Stände stattfand, erhielt Hartwig eine Vorladung vom Untersuchungs richter. Er fühlte sich dadurch unangenehm be- rührt, was konnte man auch von ihm, der bei dem Morde nicht zugegen gewesen, wollen? doch er mußte folgen. „Herr Hartwig", redete ihn der Untersuchungs richter an, ich möchte Sie über einige Punkte um Auskunft bitten; es ist nicht unwahrschein lich, daß Ihre Aussagen zur schnelleren Er greifung des Mörders Ihrer Tochter führen." „Ich begreife nicht, wodurch ich dazu bei tragen könnte," antwortete er unwillig. „Hören Sie mich an! Bei Fällen wie der vorliegende, muß auch der scheinbar unbe deutendste Umstand in Betracht gezogen werden. Es zirkuliert das Gerücht, Ihre Tochter sei das Opfer eines Liebesverhältnisses, oder richtiger, eines jungen Mannes geworden, dessen Liebe sie verschmäht habe —" „Herr Untersuchungsrichter, meine Tochter hat nie ein Liebesverhältnis gehabt I" „Ganz wohl! Ich sagte ja, sie hat oder soll die Werbung eines jungen Kaufmanns zurückgewiesen und sich dadurch dessen Haß zu gezogen haben. Verhält es sich so?" „Mir ist von einer ernstlichen Werbung überhaupt nichts bekannt. Meine Tochter fühlte sich in ihrem Elternhause so wohl und glücklich, daß sie an derartige Dinge noch gar nicht dachte." „Aber sie hat doch jedenfalls Theater, Konzerte oder sonstige Pergnügungen besucht, wo sie mit jungen Herren zusammengetroffen ist?" „Niemals allein, stets in Begleitung ihrer Eltern." „Haben Sie bei solchen Gelegenheiten nicht bemerkt, daß der eine oder andere junge Mann sich ihr genähert, besonderes Interesse für sie bekundet, vertraulich mit ihr gesprochen hat?" „Meine Rosa ist dann nur mit Söhnen mir befreundeter Familien zusammengekommen, deren tugendhafte Gesinnung über alle Zweifel er haben steht." „Welche find diese Familien?" „Herr Untersuchungsrichter, auf keinen Fall nenne ich deren Namen! Ich bürge mit allem, was ich besitze, mit meiner ganzen Person dafür, daß keiner der jungen Herren einer un ehrenhaften Handlung, geschweige denn eines brutalen Mordes fähig ist. Ich will nicht, daß man sie etwa peinlichen gerichtlichen Verhören unterwirft und über sie und ihre Eltern auch noch Kummer und Betrübnis bringt." Der Untersuchungsrichter schwieg kurze Zeit. „Haben Sie Feinde?" forschte er dann weiter. „Meines Wissens nicht! Ich bin alle Zeit bestrebt gewesen, mit meinen Nebenmenschen in Frieden und Eintracht zu leben, mögen sie hoch oder niedrig gestellt sein." „Allerdings, als ein humaner Mann find Sie allgemein bekannt. Doch es kommt zu weilen auch vor, daß ein Geschäftsmann von seinen Konkurrenten beneidet und gehaßt wird, ohne es zu wissen." „Aber, Herr Untersuchungsrichter, welch ein verwerfliches, vertiertes Subjekt müßte es sein, das aus bloßem Konkurrenzneid zum Mörder stehen, wenn ein nackter, nüchterner Kal kulator — vor das Volk tritt. (9. 3. 81.) — Unterstaatssekretär Dr. v. Mayr: Herr Blum hat der Tabakmanufaktur vorgeworfen, sie habe dort (in Baden) Filialen gekauft, um Kon kurrenz zu machen. Nein, meine Herren, nicht um Konkurrenz zu machen, sondern um Zigarren zu machen, wurden die Filialen gekauft. (17.3. 81.) — Abg. Frhr. Nordeck zur Rabenau: Es ist ein eigener Meteorologe in Stuttgart, der das Wetter für die dortige Gegend zurecht macht. (30. 3. 81.) — Abg. Dr Lasker: Ge- wissermaßen wie die Erde sich um sich selbst dreht und sich nichts daraus macht, wenn ihre Vorderseite zur Hinteren geworden ist. (15. 6. 81.) — Abg. Westphal: Wenn eine ausgepreßte Zitrone noch mit Fußtritten regaliert wird, dann wird es doch schließlich zu arg. (15. 12. 81.) — Abg. v. Vollmar: Sie kommen dabei auf die schiefe Fläche, welche zu uns führt. (12.5.82.) — Staatssekretär Dr. v. Stephan: Wenn Sie Neu-Guinea vielleicht in 100 Jahren sehen. (25. 2. 93.) - Abg. v. Schalscha: Da ist doch den Leuten nicht zu verdenken, wenn sie den Staub von der ländlichen Scholle schütteln. (16. 3. 93.) Kuntes Allerlei. Die erste Verfügung des neuen General-Postmeisters beschäftigt sich mit den Ansichtskarten, sie lautet wie folgt: Vom 1. Juli ab find im inneren deutschen Postverkehr An sichtskarten mit Verzierungen rc. aus Mineral staub, Glassplitterchen, Glaskügelchen, Sand, Metallteilchen und dergl. wegen der Nachteile, die durch abfallende Mineralfeilchen rc. für die Gesundheit der Beamten und den Postbetrieb entstehen, von der offenen Versendung ausge schlossen. Das Gleiche gilt für den Verkehr mit der Schweiz; im übrigen Weltpostvereins verkehr waren solche Karten schon seither un statthaft. Maiglöckchen. Zur jetzigen Zeit der Mai glöckchen sei darauf hingewiesen, daß die Mai blume in Blüte und Stengel einen Giftstoff, das sogenannte Colchicin birgt. Eine Unsitte mancher Menschen ist es, Blumen zwischen den Livven zu tragen. Der Giftstoff des Mai glöckchens würde bei dem geringsten Riß in der Lippe diese unförmlich aufschwellen lassen. In sieben Staaten! Auf einer Fußtour innerhalb 4 Stunden und 35 Minuten in sieben verschiedenen deutschen Staaten gewesen ?u sein, ist entschieden ein Vergnügen eigener Art, das man sich aber sehr bequem wie folgt bereiten kann. Von Steinbach (Bayern) ausgehend, ge langt man in V- Stunde nach Lichtentanne (Sachsen-Mein.), von hier in 1V- Stunde nach Rauschengesees (Reuß. ä. L.), dann in fünf Minuten nach Gleima (Schwarzburg-Rudolst.), von da aus kommt man in V- Stunde nach Altcngeseß (Reuß j. L.), dann in 1 Stunde nach Drognitz (Preußen) und von hier in einer Stunde nach Saalthal (Sachsen-Altenburg). Was die hungernden Inder esse», veranschaulicht mit bemerkenswerter Schonungs losigkeit gegen die Unzulänglichkeit der eng lischen Verwaltung ein kürzlich veröffentlichter Bericht des ärztlichen Oberbeamten der indischen Provinz Radschpütana. Schon in einem Jahre mit verhältnismäßig guter Ernte nähren sich viele Eingeborene von Samen, saftigen Gras wurzeln, grünen Blättern und jungen Trieben von Sträuchern und Bäumen. In Hunger jahren aber geht die erzwungene Genügsamkeit des indischen Volkes noch viel weiter, und man nimmt seine Zuflucht zu zerstoßener Baumrinde und sogar, so unglaublich es klingen mag, zu einem aus Steinen bereiteten Mehl, das der Hungermahlzeit in beträchtlicher Menge zugesetzt wird, um den Magen ausgiebiger zu füllen und das Hungergefühl für längere Zeit zurückzu drängen. Der Stein ist leicht zerreiblich und kann so ohne viele Mühe in ein feines Pulver verwandelt werden. tÄ enthält einen öligen Stoff, der in der That einigen Nährwert besitzt. In größeren Mengen führt er allerdings bald zu üblen Folgen, zu Abzehrung, Darmkrank heiten, geschwollenen Füßen und anderen Aeuße- rungen körperlichen Verfalls. herabsinkt! Außerdem, ich wüßte in der That keinen meiner Konkurrenten, der mir feindlich gesonnen wäre — im Gegenteil, ich stehe mit allen auf freundlichem, kollegialen Fuße." „Hm, Sie find demnach außer stände, mir Anhaltspunkte zur Ausfindigmachung des Mör ders zu geben." „Vollständig! Meine Ansicht ist die: ich glaube nicht, daß die tödliche Kugel für meine Tochter, sondern für eine andere Dame be stimmt war." „Zum Beispiel?" „Das kann ich nicht wissen, ich vermute es nur." Einsehend, daß alle weiteren Fragen nutzlos waren, entließ der Untersuchungsrichter Hartwig. Mit rastlosem Eifer aber setzte er seine Nach forschungen fort, die Vorsteherin und Lehre rinnen sowohl wie sämtliche junge Mädchen des Pensionats mußten vor ihm erscheinen, denn auch er neigte jetzt der Ansicht zu, daß der Mörder eine andere habe treffen wollen. Alle waren vernommen worden bis auf eine, doch ohne jedes Resultat. Als die letzte an die Reihe kam — ein Mädchen, das einige Aehn- lichkeit mit der Ermordeten hatte — bestritt auch sie wie die übrigen, jemals ein Liebesverhältnis gehabt zu haben. „Ich bin ja noch nicht achtzehn Jahre alt," sagte fie mit der größten Naivetät. „Nun, Fräulein Walter, das würde weder etwas beweisen noch widerlegen. Es gibt junge Damen, die schon weit früher zu Herren in intimen Beziehungen stehen." GL» (Fortsetzung folgt.)
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