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Allgemeiner Anzeiger : 08.05.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190105084
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- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1901
-
Monat
1901-05
- Tag 1901-05-08
-
Monat
1901-05
-
Jahr
1901
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 08.05.1901
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Politische Rundschau. Die chinesischen Wirren. * Ueber die Größe der Schutzwachen in Tientsin und Schanhaikwan hat Graf W ald ersee den Gesandten mitgeteilt, daß die Generale Vorschlägen, an den beiden Plötzen 300 Mann von jeder Macht zurückmbehalten. Ferner sollen zur Belegung des Distrikts von Tientsin mit Garnisonen Deutschland, England, Frankreich und Japan je 1400, Italien 400 Mann, für den Bezirk Schanhaikwan Deutschland, Rußland, Frankreich und England je 300 Mann, Italien eine Kompanie stellen. So lange noch irgend welche fremden Truppen in Petschili Zurück bleiben, müssen auch stets Kriegsschiffe auf dem Peiho liegen und ist die Anwesenheit einer internationalen Flotte in Taku und steie Verbindung mit derselben erforderlich; dir Zivilverwaltung wäre den Militärbehörden zu unterstellen. Die Schaffung eines Ober kommandos über die internationalen Truppen werde wünschenswert sein. Diesem Ober kommando sollten auch die Gesandtschaftswachen unterstellt sein. Was die Frage der Räu mung des Landes betrifft, so waren die Be fehlshaber der deutschen, britischen und japani schen Truppen der Ansicht, daß diese Räumung nicht eher beginnen dürfe, als bis China Zahlung der gesamten Entschädigungsforde rungen zugesichert habe. *Ein blutiges Gefecht hatten, wie der ,Köln. Ztg/ aus Peking vom Mittwoch ge meldet wird, die Russen bei Mulden (Mandschurei) mit den Chinesen, wobei sie gegen 60 Mann an Toten nnd Verwundeten verloren: 4 Offiziere sind gefallen; unter den Verwundeten befindet sich General Zerpitzki. * Das Versagen der französischen Mitwirkung bei den Kämpsen an der Großen Mauer wird im ,Temps' auf das direkte Eingreifen der französi schen Regierung zurückgeDlhrt, welche General Voyron den Befehl zugehen ließ, der jüngsten Expedition Kettlers und Ledebours wirksame Unterstützung zu versagen. Der ,Temps' erinnert daran, daß Delcassö dem Parlament versprach, dessen Zustimmung einzu holen, bevor die französischen Truppen an einer neuen Exvedition teilzunehmen befehligt würden. Da das Parlament gegenwärtig nicht tagt, hat Delcassü, vereint mit dem Kriegsminister, die Verantwortung übernommen. Deutschland. * Der Kaiser hat das Entlassungs- gesuch des Vizepräsidenten des Preuß. Staats ministeriums v. Miquel, deS Landwirtschafts ministers Frhr. v. Hammerstein-Loxten und des Handelsministers Brefeld ge nehmigt. Der Grund für die Demission der genannten drei Minister ist in ihrer ab weichenden Stellung zur Kanalvorlage der Regierung gegenüber zu suchen. Als Nach folger des Ministers v. Miquel wird Graf Posadowsky genannt. *Der preuß. Landtag ist ziemlich un erwartet am Freitag geschlossen worden. Als Grund des Schlusses gab Graf Bülow nach Verlesung der betr. königlichen Ordre an, die Regierung verzichte auf eine Weiterberatung der Kanalvorlage, die ein Ganzes sei, aus welchem wesentliche Bestandteile nicht ausgeschaltet werden können, und eine Verständigung über dieselbe zur Zeit ausgeschlossen erscheine. *Der Chef des Militärkabinetts General-Adjutant v. Hahnke ist nunmehr zum Oberbefehlshaber in den Marken und zum Oberbefehlshaber in Berlin er nannt worden. Sein Nachfolger als Chef des Militärkabinetts ist der General-Major Graf v. Hülsen - Häseler geworden. *Fürst Herbert Bismarck ist vom Kaiser zur Teilnahme an der am 3. Juni stattfindenden Enthüllungsfeier des Denkmals seines Vaters, des Alt reichskanzlers, eingeladen worden. Fürst Herbert Geiz und Liebe. 1) Kriminalroman von W. Spangenberg.*) Johannistag war's — jener Tag, an dem man in verschiedenen Gegenden Deutschlands pietätvoll das Andenken der teuren Toten ehrt, deren Gräber mit sichtbaren Zeichen der Liebe schmückt. Auch in einer Stadt des ehemaligen Kurfürstentums Hessen, die romantisch am Fulda fluß gelegen, sah man vereinzelt Personen in Trauerkleidern nach dem Friedhof pilgern, stumm, gebeugt und in sich gekehrt — welch' schmerzliche Gedanken mochten in der Erinne rung an die geliebten Heimgegangenen ihre Herzen durchwühlen! Vielleicht lagen gerade sie, die ihr ganzer Stolz im Leben gewesen, auf die sie ihre einzige und letzte Hoffnung ge setzt, dort zur Ruhe gebettet, von wo es keine Wiederkehr gibt! Unter den Friedhofs-Besuchern befand sich auch ein greises Ehepaar, dessen ganze Erschei nung verriet, daß es, obwohl heute noch nach dem geheiligten Orte wandernd, selbst mit dem Leben abgeschlossen hatte. Schneeweiße Locken wallten über den Nacken herab, doch sein stark nach vorn geneigtes Haupt, der von tiefem Gram zeugende Gefichtsausdruck, die matten, glanz losen Augen ließen deutlich erkennen, daß der innere Seelenschmerz mächtiger war, als der scheinbar robuste Körper. Er stützte sich schwer auf seinen dicken Stock in der Rechten, und es bereitete ihm offenbar große Mühe, die kleine, schmächtige, ihm gleichaltrige Frau, deren *) Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt. soll seine Teilnahme zugesagt haben. Auch der Kronprinz wird der Feier beiwohnen. * Der Bundesrat hielt am Donnerstag eine Plenarsitzung ab und überwies in der selben die Vorlagen betr. den Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung des Gesetzes betr. die kaiserlichen Schutztruppen in den afrikanischenSchutzgebieten und die Wehrpflicht daselbst, den Entwurf eines Nach trägs zu dem Vertrag über die Einrichtung und Unterhaltung von Postdampferverbin dungen mitAfrika und den Entwurf eines Gesetzes zum Schutze des Genfer Neu tralitätszeichens den zuständigen Aus schüssen. * An K r i e g s - I n v al i d e n der Unter klassen gibt es nach einer Zusammenstellung der,Berl. Vol. Nachr/ aus dem Kriege 1870-71 noch 39 365 und zwar 1209 Feldwebel, 4520 Sergeanten und 33 636 Gemeine. Aus den Kriegen vor 1870 stammen noch 8476 Kriegs- Invaliden. Außerdem stammen 524 aus der vormaligen holsteinischen Armee. Die Gesamt summe der Kriegs-Invaliden der Unterklassen beläuft sich aus 48 365, wovon 1401 Feldwebel, 5588 Sergeanten und Unteroffiziere und 41367 Gemeine sind. * Durch amerikanische und hawaische Zeitungen sind Nachrichten von angeblichen Goldfunden in Samoa gegangen. Es soll sich bereits eine „Goldminen Gesellschaft", bestehend aus Kapitalisten in San Francisco und Sydney, gebildet haben. Wie aber dem gegenüber festgestellt wird, sind in Upolu allerdings einzelne Goldsucher aufgetaucht, aber Funde an Gold haben sie nicht gemacht. Es scheint sich bei den erwähnten Zeitungsmeldungen also lediglich um Schwindelmanöver zu handeln. Oesterreich-Ungarn. *Jn einem polnischen Blatte wurde dieser Tage der Abgeordnete Krempa beschuldigt, an einem räuberischen Ueberfall teil genommen zu haben. Der am Mittwoch im Abgeordnetenhause erschienene Beschuldigte er klärte, daß er bei dem Ueberfall nicht an wesend war; er werde gegen den Urheber der Anschuldigung gegen ihn Klage einreichen. Frankreich. * Dem ,Siecke' zufolge besteht in den Pariser Finanz- und Jndustriekreisen die Abficht, eine umfassende Aktion einzuleiten, um der russischen Industrie zu Hilfe zu kommen und die dort angelegten Kapitalien zu retten. Es soll ein industrieller Verband gegründet werden, welcher den verschiedenen Industrien Rußlands, ob dieselben nun russisch, französisch oder belgisch sind, Geldmittel vor strecken würde und es sollen Maßnahmen er griffen werden, um eine Ueberproduktion zu vermeiden. Bestätigt wird also dadurch, daß man in Petersburg von Herrn Delcassö hauptsächlich finanzielle H il fe heischte. England. *Der Kriegsminister Brodrick hielt in Guilford eine Rede, in welcher er die Not wendigkeit betonte, so schnell als möglich den Krieg in Südafrika zu beenden. Der Redner sprach sodann von dem Widerstande gegen den neuen Kohlenzoll und sagte, wenn man etwa glaube, daß eine solche Agitation auf die Regierung irgend welchen Druck aus üben werde, durch den sie zur Nachgiebigkeit veranlaßt werden könnte, dann würde für die Regierung die Zeit der Herrschaft zu Ende sein. Bezüglich der Heeresorganisation würde die Regierung, so lange keine besseren Maßnahmen angeraten werden könnten, bei den jetzt gemachten Vorschlägen bleiben. Belgien. *Das vom belgischen Heeresausschuß aus gearbeitete Militärreformgesetz, das den persönlichen Heeresdienst ein führt, findet nach Meldungen aus Brüssel all gemeine Zustimmung. Der unter dem Vorfitz des Königs abgehaltene Ministerrat genehmigte den Entwurf und beschloß, ihn so fort dem Parlament vorzulegen. Balkanstaaten. * Aus Konstantinopel ist eine unter Führung schmales, bleiches Antlitz ebenfalls Silberhaar in dünnen Lagen umrahmte und die abge stumpft, empfindungslos dahinschlich, an seinem Arme mit sich fortzubewegen. Langsam, äußerst bedächtig trippelte das Greisenpaar vorwärts, jetzt war es am Eingang zum Friedhof angekommen. „Guten Tag, lieber Onkel — guten Tag, liebe Tante!" begrüßte sie ein hübscher, junger Mann mit blondem, wohlgepflegten Vollbart, während sein wehmutsvoller Blick auf den Alten ruhte. „Du auch hier, Fritz?" fragte der Greis, dem Neffen die zitternde Hand reichend; seine Gattin schien den freundlichen Gruß gar nicht gehört zu haben, sie starrte wie nachdenkend vor fich nieder auf den Kranz, der an ihrem Arme hing. — „Gewiß, lieber Onkel, ich komme eben da her, wohin Ihr jetzt gehen wollt." „Weiß schon, guter Junge, Ihr wäret ja stets treue Vettern und Freunde, du und unser Max, es freut mich, daß du seiner so liebevoll gedenkst." Ein krampfhaftes Zucken ging um seine Mundwinkel, seine Stimme bebte, Thränen rannen in seinen schneeigen Bart, als er diese Worte sprach. „Wenn es dir angenehm ist, begleite ich euch!" „Danke, danke, Fritz! Laß uns allein gehen, wird wohl das letzte Mal sein nnd dann — ach ja — adieu!" Traurig blickte der junge Mann den beiden nach. Niemand besser als er wußte, was die des Generals Enver Pascha stehende tür kische Mission für China abgegangen. Diese Mission soll, wie schon früher berichtet wurde, angeblich auf die mohammedanischen Elemente der chinesischen Bevölkerung beruhigend einwirken. Afrika. * Während die amtlichen Depeschen General Kitcheners fortgesetzt nur von Siegen und Gefangenen zu berichten wissen, stellen zahlreiche Briefe von Offizieren die Lage als äußerst ungünstig hin. Der Gesund- heitszu st and der englischen Truppen ist ein sehr schlechter. Augenblicklich befinden fich nicht weniger als 35 000 Mann in den Spitälern. *Der Bericht der Friedensabge sandten, welche die Kapkolonie besuchten, in der Hoffnung, den Afrikander-Bund und die Kap-Holländer zu veranlassen, die Boeren zum Friedensschluß zu bewegen, ist jetzt veröffentlicht worden. Aus dem Bertcht geht das gänzliche Mißlingen der Mission hervor. Der Vorsitzende des Bundes lehnte es ab, die Deputation anzuerkennen, und die Prediger der holländisch - reformierten Kirche weigerten sich, irgend welche Schritte zu thun, wenn die Unabhängigkeit der Repu bliken nicht zugesagt würde. Asien. * Ueber den noch immer nicht gänzlich unter drückten Aufstand auf den P h i l i p p i n e n wird gemeldet, General Mac Arthur habe das Kriegsamt der Ver. Staaten benachrichtigt, daß fich Tinio, nächst dem nunmehr gefangenen Aguinaldo der am meisten zu fürchtende Führer der Filipinos aufLuzon, mit seiner ganzen Streitkraft ergeben hat. Tinio hielt das nördliche Luzon, das, wie Mac Arthur meldet, nunmehr völlig unterworfen sei. Ans dem Reichstage. Der ReicbStag nahm am Donnerstag das Privat- Versicherungsgesetz in dritter Lesung su Vivo an und erledigte sodann definitiv die Novelle zum Urheber recht. Eine längere Erörterung knüpfte sich noch an einen Antrag Esche (nat.-lib.) auf Wiederherstellung des in zweiter Lesung gestrichenen 8 33 der Regie rungsvorlage (Verlängerung der Schutzfrist für Bühnenwerke und Kompositionen nach dem Tode des Autors von 30 auf 50 Jahre). In nament licher Abstimmuna wurde der Antrag Esche mit 123 gegen 107 Stimmen abgelehnt. Ebenso scheiterte der Antrag, den fliegenden Gerichtsstand der Presse in diesem Gesetz zu beseitigen. Ohne weitere Debatte wurde der Rest des Gesetzes und das ganze Gesetz in der Gesamtabstimmung angenommen. Am 3. d. steht zunächst auf der Tagesordnung des ganz schwach besetzten Hauses die zweite Be ratung des Fürsorge-Gesetzes für die Kriegsinvaliden und deren Hinter bliebenen. Abg. Prinz Carolath (nat.-lib.) dankt der Kommission für die mannigfachen an der Vorlage borgenommenen Verbesserungen, namentlich dafür daß vom 55. Jahre ab den kriegsinvaliden Offizieren und Mannschaften eine Alterszulage gewährt werden mutz (nicht bloß kann), sofern ihr Gesamteinkommen hinter 3000 Mk. bezw. 600 Mk. zurückbleibt, ebenso daß auch für die Halb-Invaliden die monatliche Kriegszulage von 6 auf 10 Mk. erhöht ist. Hierauf werden die 88 1—8 genehmigt. § 9 gewährt die Zulage für Nichtbenutzung eines Zivil- versorgungSsweineS künftig nur noch für den Fall, daß der Anspruch auf den Zivilversorgungsschein durch zwölfjährigen aktiven Dienst erlangt wurde. — Ein Antrag Rickert will hierbei die Kriegs jahre doppelt in Anrechnung gebracht wissen. — Ein Antrag Schwarz- München will dem 8 9 rück wirkende Kraft versagen. General Viebahn wendet gegen beide Anträge ein, es werde damit das Prinzip für die Zivilver- orgung in wichtigen Punkten durchbrochen. Abg. Singer (soz.) wünscht, daß das HauS gegenüber diesen Bedenken fest bleibe. Die Regie rung werde dann auch diese Anträge schlucken und nachgeben. Was es nütze, wenn Parlamente fest blieben, dafür seien ja die Vorgänge im preußischen Landtag ein sprechender Beweis. Die Anträge werden abgelehnt. Weiterhin beantragt der Abg. Riff (frs. Vgg.) Einschaltung eines neuen Paragraphen, dem zufolge Jnvalidenbeihilfen auch den elsässisch-lothringischen Landesangehörigen (nebst i Hinterbliebenen) sollen gewährt werden können, die braven, biederen Leute während der letzten zwölf Jahre betroffen, wie unendlich schwer sie gelitten hatten. Feuchten Auges ging er dem Städtchen zu. Eine Viertelstunde später trat das betagte Ehepaar in einen mit schwarzem Gitter be grenzten Raum — es war die Familienbe gräbnisstätte, an der die vier ältesten Kinder, zwei Söhne, zwei Töchter, zur ewigen Ruhe gebettet lagen. Er führte seine Gattin zu der von Trauerweiden überragten Bank und ließ sich neben ihr nieder. Wenige Minuten darauf folgte ein Mädchen und brachte drei weitere Kränze, die nebst dem vierten nach den Anord nungen des Herrn auf den Gräbern niederge legt wurden. Nachdem das Mädchen fich wieder entfernt, trat der Greis an die Gräber, faltete die Hände und betete längere Zeit andächtig, dann ergriff er den Arm seiner Gattin, die gänzlich teil- nahmlos dagesessen, und beide verließen still und langsam, wie sie gekommen, den ge weihten Ort. Das greise Paar, welches jetzt wieder aus dem Friedhof heraustrat, war der Rentier Hartwig und seine Lebensgefährtin, die ihm viele Jahre in Freud und Leid treu zur Seite gestanden. Eine Reihe von Jahren war die Ehe kinder los geblieben und diese Zeit hatte Hartwig, wacker unterstützt von seiner fleißigen, ebenso anspruchslosen, wie häuslich gesinnten Gattin, redlich ausgenützt, sein Kaufmannsgeschäft zu einem der ersten und renommiertesten der Landes hauptstadt emporzuheben. Frau Hartwig hatte 1870/71 im französischen Heere kriegsinvalide später Reichsdeutsche geworden sind. Schatzsekretär v. Thielmann erklärt, der M trag erscheine den verbündeten Regierungen annW' bar, nur empfehle es sich, die Worte „bis zum rv trage der betr. Gebührnisse" zu streichen. Abg. Bachem (Zentr.) empfiehlt den AnNÄ Riff und weist unter lebhafter Heiterkeit des Haus« auf einige — es sind vier — Elsässerinnen« Landestracht hin, welche sich auf der Mitteltrib»« befinden. Der Antrag wird alsdann einstimmig ang»' nommen und der Rest des Gesetzes unverändst nach den Kommissionsbeschlüssen genehmigt. Endlich stimmt das Haus noch zwei von «s Kommission vorgeschlagenen Resolutionen?": betr. alljährliche statistische Uebersichten über M der Invaliden, Alters-, Jnvaliditätsgrad, zweitem betr. baldmögliche Revision der gesamten MilM Pensions-Gesetzgebung. Auf der Tagesordnung steht dann noch eine lE Reihe von Petitionen. Eine Petition um Erlaß eines Honiggesetz» wird nach einem Antrag des Abg. Semler (n^ lib.t nach längerer Debatte der Regierung zur M rücksichtigung überwiesen. Darauf vertagt sich das Haus. Eingegangen ist eine Interpellation HeroO betr. die Zeit für Vormusterungen von Pferds zweitens eine Interpellation Singer betr. Nm>' beachtung der für chemische Fabriken erlassenen Bo? schri'ten in Griesheim sowie eine Interpellation Hodenberg, ob Schritte zur Befreiung in E afrika internierter Missionare geschehen seien und M welchem Erfolg. Nrrutzischer Landtag. Im Abgeordnetenhause wurde am Donnerstag Chausseegeld-Gesetz angenommen und alsdann ei« lange Besprechung der Interpellationen Barth (NuA nahme-Tarif für Futter- und Streu-Mittel) und d» Antrages Langcrhans (Feuerbestattung) vorgenom«^ Der Antrag wurde abgelehnt. Die letzte Sitzung des Abgeordnetenhauses Freitag dauerte gerade 6 Minuten. Nachdem Präsident v. Kröcher offiziell Mitteilung von d» Absicht der Regierung, die Landtagssession zu schließt gemacht hatte, erübrigten sich weitere Verhandlungen Die gemeinsame Sitzung beider Häuser des Lan> tags war stark besucht. Ministerpräsident Gr« Bülow verlas die allerhöchste Botschaft, mit der tz- gegenwärtige Sitzung der beiden Häuser d» Landtags geschlossen wird. Graf Bülow betonst, daß die Regierung die eingebrachte erweiterst Kanalvorlage als ein Ganzes betrachte, am welchem wesentliche Bestandteile ohne Gefährdung wichtiger wirtschaftlicher Interessen nicht ausgeschalw werden können. Aus dem Gange, den die B» ratungen in der Kommission des Hauses der Abg» ordneten genommen, habe die Regierung zu ihre« Bedauern die Ueberzeugung gewonnen, daß die er wartete Verständigung über die Kanalvorlage z« Zeit ausgeschlossen sei. Von der Fortsetzung einst zwecklosen Beratung könne sich die Regierung keine" Erfolg versprechen. U«m Uals «nd Fer». Vom Kaiser abschlägig beschieden. I« Ausirag einer etwa 20 Köpfe starken Knabe»' schar in Meißen, die fich täglich mit „Soldat' spielen" vergnügte, hatte der „Oberst" kürzlich ein Schreiben an den Kaiser gesandt und W gebeten, ihnen doch wirkliche Karabiner (!) z» ihren Spielen zur Verfügung zu stellen, dam» sie sich schon beizeiten für den Schutz des Vater' landes vorbereiten könnten. Der Monarch h« indessen die Bitte nicht erfüllt, mit der Most' Vierung, daß die jungen „Soldaten" erst fleM die Schule besuchen sollten; erst dann ließe sich weiter darüber sprechen. Verzweiflungsthat einer Mutter. Ä« Donnerstag ertränkte in Leipzig eine 32jährig» Frau ihre drei Kinder im Flutkanal, worauf st» sich auf gleiche Weise zu töten versuchte. D» Frau konnte gerettet werden, während die dm Kinder als Leichen geborgen wurden; da» Motiv der gräßlichen That ist unbekannt. Ueber die Katastrophe in Griesheim ihre Ursachen und die gegebenenfalls zu fasse»' den Entschließungen wegen Verhütung künftige» Unglücksfälle dieser Art wünscht der Kaiser ei»' gehenden Bericht zu erhalten. Nachdem der Minister des Innern Frhr. v. Rheinbaben a« Ort und Stelle die Unglücksstätte besichtigt und genauere Ermittelungen über die Ursachen de» beklagenswerten Ereignisses festgestellt hat, dürft» dieser Bericht in den nächsten Tagen dem Kais»» vorgelegt werden. nahe Verwandte überhaupt nicht und da nach menschlichem Ermessen dem Ehepaar die Freude, eigene Kinder heranziehen zu können, nicht be' schieden war, so galt es allgemein als fest' stehend, daß ein um diele Jahre jüngerer Stiefbruder Hartwigs der alleinige Erbe de» sehr beträchtlichen Vermögens sein werde. Hartwig war von Natur aus ein edel' denkender, hochherziger Mann, dessen gesamte» Fühlen und Denken zu dem Charakter seine» Stiefbruders, welcher den Namen Münch führte, in grellem Gegensätze stand. Die Eltern beider waren schon früh verstorben, die bescheiden» Hinterlassenschaft in den Besitz Hartwigs über' gegangen, der dieselbe aber weniger in seine«» eigenen Nutzen als dazu verwandte, seines Stiefbruder eine gute Schulbildung geben -» lassen. Nachdem dieser seine Lehrzeit bei eines» angesehenen Kaufmann beendet, nahm Hartwig ihn in sein eigenes Geschäft, wo er eine einträg' liche Stellung fand. , Was Fleiß und Thätigkeit anbelangte, E tbaten es wenige seiner Kollegen in der Stad' Münch nach, er war unermüdlich in sein»» Arbeit, an der nie der geringste Makel Haftet», aber mit diesen guten Eigenschaften verband er verschiedene andere, die nicht selten den U»' willen Hartwigs erregten. Mürrisch und am' brausend gegen das übrige ziemlich zahlreich» Personal, trieb es ihn fast zum Wahnsinn, wenn er wahrnahm, daß sein Bruder, dem Zuge sein»» I Herzens folgend, zu den andern in freundlich»» I Worten sprach. Abernocheine andere Untuge»» trat außerordentlich scharf bei ihm hervor: de» Geiz, von dem beherrscht er allen Ansprüche
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