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Uon Uals und Fern. Dem deutschen Botschafter in Paris, Fürsten Radolin, hat der Kaiser anläßlich seines M. Geburtstages außer einem Glückwunsch telegramm einen aus der Berliner Porzellan- Manufaktur stammenden prachtvollen Aussatz übersandt. Ein Geschenk für Kaiser Wilhelm. Der Debrecziner Juwelier Löskovics entdeckte vor einiger Zeit in Siebenbürgen eine Medaille aus getriebenem Golde. Die Medaille, von ovaler Form, besitzt einen Durchmesser von fünf Zentimetern, trägt die Jahreszahl 1629, aus der Vorderseite in prachtvoller Arbeit das Porträt des Kursürsten Georg Wilhelm von Brandenburg und auf der Rückseite das Wappen der Hohenzollern, alles in Hautrelief und emailliert. Die Renaissancebordüre dürste einst mit Brillanten geschmückt gewesen sein. Löskovics Hal diese Medaille dem Kaiser Wilhelm 11. für das Berliner Hohenzollernmuseum verehrt. Der Kaiser nahm dieses interessante Stück an und ließ Löskovics eine Garnitur Hemdknöpfe mit Initialen und der Kaiserkrone in Brillanten als Gegengeschenk zukommen. Die vorjährige deutsche Bauausstellung in Dresden hat mit einem Fehlbetrag von 200 000 Mark abgeschlossen. Das Fest ihrer eisernen Hochzeit, also den Tag, an welchem sie 65 Jahre verheiratet sind, seiern am 14. April die Eheleute Karl Horn und Frau in Neuhaus a. d. Oste. Jubilar und Jubilarin sind geistig und körperlich noch recht rüstig. Beim Einsturz eines Kellergewölbes in Düren wurden Dienstag abend auf einem Neubau in der Karlstrabe zwei Arbeiter ver schüttet. Der eine war sofort tot, der andere wurde schwer verletzt. Beim Gesteinsprengen wurden in den Dirschelgruben bei Leobschütz drei Bergleute zu formlosen Massen zerschmettert. Unlauterer Wettbewerb. Zur Zeit ist bei den Münchener Gerichten ein Fall an hängig, der seit Bestehen des Gesetzes wider den unlauteren Wettbewerb noch nicht da war. Ein dortiger Geschäftsmann hatte einen seiner Leute veranlaßt, aus seinen Diensten zu treten, bei einem Konkurrenten Stellung zu nehmen, dort einen Monat zu bleiben, alles auszukund- schaflen, Preis- und Kundenlisten ec. sich zu verschaffen und dann wieder in sein Geschäft zurückzukehren. Dies wurde auch ausgeführt, die Sache wurde aber bekannt und beschäftig: uun die Gerichte. Kncißltultus. Noch immer kommen müßige Leute, um den Ort der Gefangennahme des be—rühmten Räubers Kneißl zu bewundern. Zeder will auch eine „Erinnerung" mit nach Hause nehmen, sei es eine verschossene Kngel oder ein von Geschossen zersplittertes Stück Holz. Da nun infolge großer Nachfrage nach solchen Artikeln dieselben bald vergriffen ge wesen wären, so hat ein benachbarter Schmied den löblichen Entschluß gefaßt, bleierne Kugeln Zu gießen, dieselben nach einer von ihm er fundenen Methode den wirklichen nach Kneißl verschossenen Kugeln anzupassen und gegen Erlag von 50 bis 60 Pfennig abzugeben. Es ist also auf diese Weise hinreichend dem Ver siegen der Kncißl-Andenken vorgebeugt. Ei» böhmisches Liebesdrama. Das stille Dorf Wiklitz bei Aussig in Böhmen war soeben der Schauplatz einer herben Tragödie. Der Zwanzigjährige Bergmann Franz Hrbek hatte geglaubt, mit der zweiundzwanzig Jahre allen Bergmannstochter Fanny Zoch glücklich zu werden. So gründete er sich denn mit ihr ein bescheidenes Heim. Da trat seiner jungen Ehe frau Schwester, die achtzehnjährige Anna, in das neu gegründete Heim, und von der Stunde an zog es Hrbek leidenschaftlich zu dieser. Anna erwiderte seine Liebe. Hrbek aber betrachtete sich durch sein Wort an Fanny gebunden, und Anna billigte dieses sein Euipfinden. Die Kraft jedoch, einander zu entsagen, besaß keiner, und so beschlossen sie zu sterben. Nach längerem Sträuben führten sie diesen ihren Plan auch aus. Auf einem einsamen Waldwege schoß Franz Hrbek der Anna Zach zwei Kugeln aus einem Revolver in den Kopf und tötete sich so dann selbst durch einen wohlgezielten Schuß in die Schläfe. Auch das Mädchen ist ihren töd lichen Verletzungen bereits erlegen. Blinde als Klavierstimmer. In Frank reich wenden sich die Blinden immer mehr dem Berufe des Klavierstimmens zu. Sie besitzen dafür ein besonderes Geschick und haben außer dem in den Blindenschulen reichliche Gelegen heit, sich dafür auszubilden. In den größern Städten blüht zwar ihr Weizen nicht; das Hauptgebiet sind die kleinen, wo sie es bequem bis zu 10 Frank Verdienst bringen. Auf dem Lande wurden sie bis jetzt von ihren sehenden Kollegen ausgestochen, die die Dörfer auf dem Rade abstreiften. Aber schon haben auch die Blinden an ihnen gelernt; sie haben sich zwei sitzige Dreiräder zugelegt, auf denen neben ihnen ein Knabe als Kutscher Platz nimmt. Liebesdrama. Im Hotel Milan zu Mai land feuerte am Dienstag früh der Leipziger Holzhändler Papp einen Revolverschuß auf seine Geliebte Margarete Seyferth, gleichfalls aus Leipzig, ab. Das Mädchen wurde am Kopf schwer verwundet. Darauf schoß sich Papp in den Mund; ec liegt sterbend danieder. Die Tragödie ist anscheinend auf Reue über die Entführung des Mädchens aus dem Eltern hause zurückzuführen. Die häusliche Sicherheit in Brüssel scheint zur Zeit viel zu wünschen übrig zu lassen. Innerhalb weniger Tage sind zwei grausige Mordthaten daselbst verübt worden. Der erste Fall betraf den reichen Rentier Vanderamvermeulen, der in der Vorstadt Etter- beek wohnte und dessen Leichnam erst am fünf ten Tage nach dem Morde gefunden wurde. Diese That hat zur Verhaftung eines Groß händlers in Kartoffeln geführt, der kurz vor dem Morde von dem Rentier 24 000 Mk. ver langt hatte und ikm mit Totschlag gedroht hatte, falls er das Geld nicht erhielte. Vander amvermeulen, der allein, ohne jeden Dienstboten lebte, muß, wie die Untersuchung ergeben hat, nach der That noch gelebt haben. Unfähig, sich zu bewegen, dürfte er buchstäblich verhungert sein. Im zweiten Fall handelt es sich um einen ebenfalls wohlhabenden gelähmten Rentner Vandr Velde, in der Rue de la Ferme wohnhaft, der samt seiner Magd unter den Streichen der Mörder den Tod fand. Beiden war in gräß licher Weise der Hals durchschnitten. Den Mördern gelang es aber nicht, den Geldschrank, auf dessen Inhalt sie es abgesehen hatten, zu erbrechen. Ei« schwedisches Husarenstücklein. Ein Offizier eines schwedischen Husaren-Regiments war kürzlich eine höchst originelle Wette einge gangen. Er hatte sich nämlich seinen Kameraden gegenüber verpflichtet, sich in einem Privatkreise, der in der zweiten Etage eines Hotels Mittags tafel ab hielt, zu Pferde einzufindcn. Diesen Beschluß führte er auch aus. Er ritt die schmale und steile Treppe hinauf bis zum zweites Stock, erreichte das Zimmer, wo die Gesellschaft ver sammelt war und ließ sein Pferd dreimal um den Tisch herumtraben. Die Gäste waren über den unerwarteten Besuch natürlich mehr als er staunt, gaben sich jedoch mit den höflichen Ent schuldigungen seitens des Offiziers zufrieden. Dieser aber ritt wieder die Treppe hinab auf die Straße, wo er von den dort neugierig harrenden Kameraden mit donnerndem Hurra empfangen wurde. Die Sache erhielt jedoch ein für den Offizier weniger gemütliches Nachspiel. Als nämlich seine Vorgesetzten davon erfuhren, verurteilten fie ihn zu drei Tagen Arrest. Die Gefangennahme einer spanischen Räuberbande. Bei Malanquilla in der Pro vinz Saragossa wurde dieser Tage eine Räuber bande, bestehend aus entsprungenen Bagno sträflingen, von der Gendarmerie abgefaßt und nach schwerem Kampf überwältigt. Sie hatte in den letzten acht Tagen zahlreiche schwere Verbrechen begangen. Die Gendarmen, aus Calatayud, Torrijos, Curia Villarroya und Malanquilla konzentriert, veranstalteten nun mehr ein Kesseltreiben. Die Räuber, sechs an der Zahl, wurden dabei überrascht, als fie eben sich anschickten, die Wohnung eines reichen Grundbesitzers zu überfallen. Nachdem fie viele Schüsse mit den Gendarmen gewechselt hatten, flohen sie in der Dunkelheit. Nachts, im Dickicht wieder eingcholt, wollten sie sich in einem ein samen Wirtshaus verschanzen. Hier aber lagen sechs Gendarmen versteckt, und so wurden die Räuber nach kurzem Ringen überwältigt, ge bunden und abgeführt. Die ganze dortige Gegend atmet jetzt auf. Ein historisches Gebäude, der weitläufige Kiosk vor dem Jilotspalast in Konstantinopel, von wo aus bevorzugte Fremde dem male rischen Schausviel der Fahrt des Sultans am Freitag zur Selamlikfeier beiwohnen durften, ist verschwunden. Auf Befehl des Sultans ist nämlich das zweistöckige Gebäude vollständig niedergelegt worden und an Stelle desselben wird eine Polizeiwache hingebaut werden. Den Fremden ist hierdurch die Möglichkeit genommen, der Selamlikfeier, einer der größten Anziehungen Konstantinopels, beizuwohnen. Großes Grubenunglück. In der großen Weavor-Kchlenmine (im Territorium Neu- Mexiko) ist durch eine Explosion ein riesiger Grubenbrand hcrvorgerusen worden, welcher die Zugänge zu der Mine vollständig unpassierbar macht, so daß einige 65 Bergleute rettungslos eingeschlossen und aller Wahrscheinlichkeit nach inzwischen zu Grunde gegangen find. Bisher ist nur ein halbes Dutzend Leichen geborgen worden, und man ist noch nicht im stände ge wesen, dem Feuer Einhalt zu thun. Die größere Anzahl der verunglückten Minenarbester, über 40 Leute, find Chinesen und Japaner. Richter Lynch. In Corsicana (Texas) wurde ein Neger, der die Frau eines Pächters ermordet Haden soll, von einer Volksmenge lebend verbrannt, nachdem er vorher mit Petro leum begossen worden war. Die Schilderung des grauenhaften Vorganges machte die Runde durch die Presse aller Länder. Der mit der Untersuchung dieser Sache berraute Richter soll nun ein Erkenntnis gefällt haben, in dem es heißt: „Das betreffende Individuum hat ge rechterweise (!) den Tod von den Händen der entrüsteten und beleidigten wackeren Bürger vou Navarro und der benachbarten Ortschaften er litten, welche zur besten Bevölkerung der Ver. Staaten gehören. Die Zeugenaussagen, sowie die Geständnisse des Schuldigen beweisen, daß die Justiz eine vollständig verdiente und lobens werte (!) war.* Die Pest i« Kapstadt. Die Gesamtzahl der bis jetzt vorgekommenen Pestsälle beträgt 315. An der Pest gestorben sind 107 Per sonen, darunter 22 Europäer. Rettung japanischer Fischer durch deutsche Seeleute. Die Besatzung des Post dampfers „Sibiria" von der Hamburg-Amerika- Linie hatte in den japanischen Gewässern jüngst Gelegenheit, mehrere Menschenleben zu retten. Der Reisebericht besagt darüber kurz und schlicht: „Die Reise nach Jokohama verlief durch stürmisches Wetter ungünstig. Es herrschte hohe wilde See. Das Schiff arbeitete schwer und nahm sehr viel Wasser über. Den 9. Februar 1 Uhr nachts wurden vier japanische Fischer, die in einem mit Wasser bis zum Rande ge füllten Boote in der jämmerlichsten Verfassung Herumtrieben, durch Aussetzen eines Bootes ge rettet. Die Schiffbrüchigen wurden später in Jokohama gelandet.* Gerichtshalle. Darmstadt. Wegen Nahrungsmittelfälschung wurde von der Strafkammer der Landwirt Karl Raab von Ueberau zu sechs Wochen Gefängnis und 1500 Akk. Geldstrafe verurteilt. Seine mitangeklagte Frau erhielt 500 Mk-, seine Wirtschafterin 50 Akk. Geldstrafe. Der Angeklagte hatte gewohnheitsmäßig entrahmte Milch in Frankfurt als vollwertige zum Verkauf gebracht. Dresden. Das Schwurgericht verurteilte den Landwirt Kobisch zum Tode und zu 5 Jahr Zucht haus. Er war beschuldigt, zu Oberlommatzsch seine beiden Kmder, und zwar im Oktober 1898 seinen Sohn Willy, im Mai 1900 seine Tochter Paula vorsätzlich getötet zu haben. Die Geschworenen sprachen Kodisch der vorsätzlichen schweren Körper verletzung mit tödlichem Ausgange, in beiden Fällen schuldig. Der Mörder hatte in seinen Kindern nur lästige Anhängsel erblickt, die ihn hinderten, die Arbeitskraft seiner Frau gehörig auszunutzen. Karlsruhe. Die Strafkammer verurteilte den 18jährigen Kettenmacherlehrling Friedrich Hubbuch auS Brötzingen, der dort am Fastnachts-Dienstag den 16jährigen Otto Schöninger erstochen hat, zu drei Jahr Gefängnis. Hubbuch, der den Schöninger anrempelte, erhielt von seinem Gegner einen Stockhieb über den Kopf und griff daraufhin zum Messer. Gemeinnütziges. Gegen schlechten Geruch aus dem Munde wird ein Gurgelwaffer empfohlen, das folgendermaßen zusammengesetzt ist: Saccharin und doppellkohlensaures Natron zu je 2 Gramm, Salicylsäure 4 Gramm, Alkohol (absolut reiner), 100 Gramm. Von dieser Mischung chue man 8 bis 10 Tropfen in ein Glas Wasser zum Gurgeln. Selbstverständlich muß gleichzeitig mit der Anwendung dieses Medikaments die äußerste Reinhaltung der Mundwinkel, sowie der Zähne, also vornehmlich .Mundausspülung nach jeder Mahlzeit beobachtet werden. Alte schwarze Glaceehandschuhe werden wieder glänzend, wenn man fünf Tropfen Baumöl und fünf Tropfen Tinte vermischt. Mittels eines wollenen Läppchens bestreicht man die schadhaften matten Stellen, reibt sie mit einem schwarzen Lappen trocken, und sofort kann man die Handschuhe wieder tragen, ohne daß fie abfärben. Kuntes Allerlei. Zunahme der größten Dampferflotte«. Die englische Handelsdampferflotte, hat im letzten Jahre um 7 Prozent, die deutsche um 16 Prozent, die amerikanische um 22 Prozent, die französische um 8 Prozent, die norwegische um 14 Prozent-und die spanische um 37 Prozent zugenommen. Es betrugen die Handelsdampfer flotten in Register-Tonnen im letzten Herbst für Großbritannien 11859 000, Deutschland 2169000, Ver. Staaten 1 183 000, Frankreich 1060 000, Norwegen 769 000 und Spanien 658 000. Für die Jäger sind die Aussichten auf den kommenden Herbst recht schlimm. Jetzt, wo die Felder endlich vom Schnee frei werden, zeigt es sich erst, welch' großen Schaden der Winter in den Jagdrevieren ungerichtet hat. Ueberall, besonders aber im Sauerlande, wird täglich eingegangenes Wild gefunden. WaS nicht direkt der Kälte zum Opfer gefallen, ist krank und eine Beute des Raubzeugs geworden. In den nördlichen Ebenen Westfalens hat der letzte Schnee den ersten Satz der Hasen voll ständig vernichtet, tote Rebhühner werden von der Landbevölkerung öfter gefunden. In JLger- kreisen geht man nun mit dem Gedanken um, russische Hasen auszusetzen. Wolle« und Können. „Du bist doch zu dumm*, oder „Mit dir ist nichts anzufangen, du wirst es im Leben nicht lernen*, das find Aussprüche, die häufig den etwas schwer be greifenden Kindern hingeworfen werden. Wenn dergleichen Redensarten (fort und fort gebraucht werden, so darf man sich nicht wundern, wenn schließlich die Kinder es glauben und im Hirn der Kleinen dergleichen Vorstellungen festen Fuß fassen. Sie halten sich dann selbst für unfähig und verlieren allen Mut, weiter zu streben. Da sie sich keine Leistungen zulrauen, wagen sie auch keine, und der Segen, den das Ge lingen einer Arbeit für den Wagemut und für die Willensbildung mit sich bringt, bleibt aus. Ein vernünftiger Erzieher wird im Gegenteil sich stets bemühen, die Vorstellung einzupflanzen, daß man, um zu können, nur fest zu wollen brauche! * * * Willkommener Streik. Vater: „Warum bist du denn heul gar so lustig, Franzl?" — Franzl: „Weißt, Vater, die Maurer streiken beim Schulhausbau.* Strafverschärfung. Gefängnisdirektor(zum eingesperrlen Vegetarier): „Wenn Sie noch länger radial find, häuge ich Ihnen eine Wurst in Ihre Zelle." Im zoologischen Examen. Professor: „Können denn die Fische auch riechen? — Kandidat: „Gewiß, wenn fie nicht mehr frisch sind!" i««,» um bis zu meiner Weiterreise in einem Gast- Hose der Stadt zu übernachten, drang Graf , Zechini, der unerkannt schon im Eisenbahn- Koupee mit mir gereist war, plötzlich, während ' die Pferde sich in Bewegung setzten, in meinen Wagen ein und brachte mich, die ich ohnmächtig geworden, in dieses Haus. Hier hielten er und die Wirtin mich seitdem gefangen und der Graf belästigt mich zumdrittenMal schonmitDrohungen, um meine Einwilligung zur Heirat durch brutale Einschüchterung zu erzwingen. Ich klage ihn deshalb an des Verbrechens der Erpressung und der Beschränkung persönlicher Freiheit." „Darf ich um Ihren Namen bitten ?" fragte der Polizeimann höflich und mit einem teil nehmenden Blick aus das erregte schöne Mädchen. „Ich heiße Liddy Woodkinson und bin aus Louisiana gebürtig. Seit fünf Vierteljahren befinde ich mich in Deutschland, wo ich bis in die jüngste Zeit bei meinem Onkel, dem Major b. Braunfels lebte." „Gut! Was haben Sie auf die Anschuldi- Ung der Dame zu erwidern?" wandte sich der Beamte an den Grafen, der indessen sein ferneres Verhalten zu überlegen schien. „Meine Behauptung, daß Fräulein Wood- unson mir freiwillig ihr Jawort gegeben hat ?ud ich somit ein unbestreitbares Recht auf Me Person besitze, das mir auch von ihrem Vormund, dem genannten Herrn Major, ein- Mumt wurde, halte ich vollkommen aufrecht. entzog sich mir durch die Flucht mit dem Mr anwesenden Henn Eugen Hellmuth, und '4 war genötigt, die Unmündige dem srechcn Verführer wieder zu entreißen, indem ich fie hierher brachte und vor seinen Nachstellungen verbarg. Von einer wirklichen Gefangenschaft kann keine Rede sein. Bei aufmerksamster, sorg fältigster Verpflegung brachte ich die Dame für einige Tage in diesem Hause unter, um ihr selbst, die mit der Entscheidung zwischen mir und jenem zauderte, Bedenkzeit zu gönnen. Heute erschien ich, um ihren Entschluß zu vernehmen, und habe die Erklärung empfangen, daß das Fräulein mir zu folgen bereit sei, wohin ich es führe. Wenn die erst vorhin abgegebene Willens äußerung, wie es scheint, nur eine List war und die Dame nun eine andere Gesinnung offenbart, so ist dies lediglich ihre eigene Schuld." Der Offiziant legte wohl diesen Angaben wenig Wert bei und glaubte sich nach allem Vorhergegangenen der Person des Grafen jeden falls versichern zu müssen. „Ich muß Sie unbedingt auffordern, Herr Gras, mir und den übrigen Beteiligten in die Stadt zu folgen, wo die Sache sich weiter aus klären wird. Der untenstehende Wagen, den wir milgebrachl haben, und derjenige, dessen Sie sich selbst bedienten, wird uns alle nach dort zurückbringen. Ich bitte auch Herrn Hellmuth und Fräulein Woodkinson, das Haus in meiner Begleitung zu verlassen, dessen Be sitzerin uns ebenfalls zu folgen hat," erklärte der Polizeibeamte. „Es sei," antwortete der Graf. „Ich werde mich meines Wagens bedienen, und die alle Lene milnehmen. Zuerst aber noch ein Wort, Herr Polizei-Offiziant. Ich habe Ihnen eine Mitteilung von äußerster Wichtigkeit zu machen, die die Person dessen betrifft, der Ihr Erscheinen an diesem Orte veranlaßte. Sie finden sich befugt, gegen mich selbst einzuschreiten, und ich werde mich der Aufforderung emes öffentlichen Sicherheitsorgans nicht widersetzen. Wcütcn Sie nun Ihres Amtes in einem Falle, in dem es weit nötiger erscheinen dürfte, als in dem vorliegenden. Ich fordere Sie auf, in diesem Eugen Hellmuth den gerichtlich verfolgten Mörder des im Gasthofe zum „Grauen Bären" in Olsdorf vor einigen Wochen im Schlafe er würgten Majors v. Braunfels zu verhaften. Die That wurde an dem Vormunde dieser Dame verübt, um dessen Mündel ungestraft entführen zu können l Wenn Sie an der Wahrheit meiner Angaben noch zweifeln, so richten Sie gefälligst Ihre Blicke auf den entlarvten Verbrecher l* Der Polizeibeamte hatte mit wachsender Spannung die Worte des Grafen angehöri und folgte nun erst mit seinen Augen dem ausge streckten Arme desselben, der auf Eugen Hellmuth deutete. Dieser war totenbleich geworden, seine Kniee wankten und seine Augen sahen zuerst wie geistesabwesend auf den Sprechenden, dann blieben sie mit einem unendlich wehmütigen Ausdruck auf dem geliebten Mädchen haften. Liddy konnte sich nicht mehr aufrecht er halten. Der Beamte fing die Zusammenfinkende in seinen Armen noch rechtzeitig auf, ehe fie den Boden berührte. Die vor der Thür stehen den Polizisten blickten am die Gruppe, während sich Eugen nun auch über die Ohnmächtige beugte, einen Schmerzenslaut ausstoßend. Auf den Graten achtete in diesem über raschenden Moment niemand. Als nach einigen Augenblicken die nun auch in das Zimmer ein tretenden zwei Schutzleute sich nach ihm um sehen wollten, war er verschwunden! Der Beamte und Eugen hatten die Ohn mächtige auf das Sofa verbracht und wandten sich jetzt auf einen Ruf des Erstaunens, den einer der Polizeimänner hören ließ, zurück. „Wo ist der Graf?" fragte der Oifiziant rasch seine Untergebenen. „Aus unbegreifliche Weise entwischt, wie eS scheint, aber nicht durch die Thür, vor welcher wir ja selbst standen," erwiderte einer, während man alle Winkel des Zimmers durchspähte. „Versperren Sie die Thür von innen!" be fahl der Vorgesetzte. Dies geschah. Man sah unter das Bett, hinter die von der Wand abstehenden Möbel. Keine Spur! Doch halt! — Der große Kachelofen veeoeckte einen Teil der Wand, in deren Nähe Zechini sich vorher postiert hatte, so daß ihn die Blicke der außen stehenden Männer zuletzt nicht mehr hatten erreichen können. Hier mußte er ver schwunden sein, während der Offiziant und Eugen, mit Liddy beschäftigt, ihm den Rücken zugekehrt hatten. — In der That ergab die nähere Besichtigung des Winkels hinter dem Ofen das Vorhandensein einer von diesem ver deckten, sehr gut schließenden Tapetenthür, die selbst Liddy während ihres längeren Auf enthaltes in diesem Zimmer entgangen sein mußte. Die Thür war zwar versperrt, aber es gelang nach einigen Minuten, fie zu spreng«. «i» (Fortsetzung folgu-