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Allgemeiner Anzeiger : 17.04.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190104171
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19010417
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-04
- Tag 1901-04-17
-
Monat
1901-04
-
Jahr
1901
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 17.04.1901
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Politische Rundschau. Die chinesische« Wirren. * Der deutsche Hauptmann Bartsch, Kompaniechef im zweiten ostasiatischen Jnfanterie- Regipient, ist wie gemeldet, am Mittwoch morgen in der Umgegend von Peking mit einer Schußwunde im Rücken tot aufge funden worden. Während es zuerst hieß, es handle sich hier um einen Mord, sollen die sofort angestellten Untersuchungen ergeben haben, daß ein Unfall vorliegt. Dem Leichenbegängnis am Freitag wohnten Feldmarschall Graf Waldersee und das ge- samtedeutsche Offizierkorps bei. Manmuß hoffen, daß die fortgesetzteUntersuchung Licht in die traurige Angelegenheit bringt; stellt sie fest, daß kein Unglücksfall vorliegt, so wird damit dar- gethan, daß die Sicherheitsverhältniffe in Peking noch keineswegs ausreichend gefestigt sind. — Hauptmann Bartsch war bis zur Abreise nach China Kompaniechef in G i e ß e n. Er war ein tüchtiger und beliebter Offizier, früher längere Zeit nach Deutsch-Ostafrika abkom mandiert. In China führte er die 8. Kompanie des 2. Ostafiatischen Infanterie-Regiments. *Der Erlaß des Kaisers von China zum Schutz der Fremden, wie er in Z 10 der Friedensbedingungen der Mächte gefordert wurde, ist am 15. Februar in der amtlichen .Pekinger Zeitung' erschienen. Es beißt darin u. a.: Trotz wiederholter kaiserlicher Befehle seien immer wieder Belästigungen von wissenschaftlichen R ei s e n d e n, K a u sl e u t en und Missionaren, die „über die Meere und Berge gekommen seien, um die Leute zum Guten zu mahnen, in allen Teilen des Reiches vorgekommen, da die Ortsbehörden im Innern zu dumm oder zu nachlässig seien". So könne es nicht mehr weiter gehen, und da Hundert tausende von chinesischen Auswanderern über See ihr Leben und den Erfolg ihrer Arbeit nur dem Schutze der Mächte dankten, „und da China sich rühmt, ein zivilisiertes Land zu sein, so muß es gegen die hier lebenden Aus länder die Pflichten des Wirtes gegen seine Gäste erfüllen". Daher ergehe noch einmal an alle bürgerlichen und militärischen Behörden der Provinzen der Befehl des Kaisers, bei allen Belästigungen oder Schädigungen der Fremden sofort strengstens einzugreifen, die Schuldigen ohne Rücksicht zu be strafen. Beamte, die nicht nach dieser Vor schrift handeln, sollen abgesetzt werden und der Möglichkeit verlustig gehen, jemals wieder An stellung im Staatsdienst zu finden. * Die Verminderung der Be satzungstruppen in China dürfte nun mehr bald erfolgen. Zwischen Graf Waldersee und den Generalen aller übrigen Kontingente ist ein Uebereinkommen hinsichtlich der militä rischen Maßnahmen, die erforderlich werden, wenn die Räumung Chinas erfolgt, er zielt worden. Alle Befehlshaber neigen der Ansicht zu, daß eine schleunige Herab minderung der Stärke der Okkupations- truppen geboten sei. * Eine Verminderung der eng - lischen Truppen in China ist bereits in die Wege geleitet. Die vierte indische Jn- fanteriebrigade wird aufgelöst. Zwei Regimenter kehren nach Indien zurück, die andern zu der Brigade gehörigen Truppenteile werden dem Kommando des Generals Campbell zugeteilt. Der kommandierende General der vierten Bri gade, Generalmajor Cummins, kehrt mit seinem Stab nach Indien zurück. Deutschland. * Kaiser Wilhelm nebst Familie wird am 17. Mai zu dem gewohnten Frühjahrs aufenthalt auf Schloß Urville in Lothringen eintreffen. * Der deutsche Kronprinz hat am 13. d. der Einladung Kaiser Franz Josephs folgend, seine Reise nach Wien angetreten. * Zu dem Unfall des Linienschiffes „Kaiser Friedrich m." wird gemeldet, daß die Kosten für Wiederherstellung auf 3 Millionen Mark berechnet werden. — Auf derselben Fahrt hat auch das Linienschiff „Kaiser Wilhelm H." eine Boden ¬ berührung gehabt, wobei die Hacke, oie die Flügel der Schraube schützt, beschädigt worden ist. Buch dieses Schiff muß ins Dock gebracht werden. *Der württembergische Minister präsident v. Schott hat sein definitives Abschiedsgesuch eingereicht. *Dem ,Echo de Paris' zufolge fanden an der deutsch-französischen Grenze Reibereien zwischen deutschen und fran zösischen jungen Leuten statt, wobei einer der Grenzpfähle umgerissen wurde. Die Untersuchung ist eingeleitet. — Zu irgendwie belangreichen Weiterungen wird der Zwischenfall nicht führen. * In Deutsch-Südwestafrika sollen zwischen den Bastardstämmen — einer Mischrasse aus Kapholländern und Hottentotten — und der dortigen deutschen Verwaltung Streitigkeiten ausgebrochen sein. Die Bastards galten bisher als das deutschfreund lichste Eingeborenen-Element der Kolonie. Hauptmann Dartsch, in Peking ft-. Oesterreich-Ungarn. * Die österreichische Kanalvor lage ist fertiggestellt. Geplant ist ein Donau-Oder-Kanal und ein D on au- Moldau-Kanal, sowie eine Verbindung der Oder mit der EIb e und derWeichsel. Der Bau der Kanäle soll 1904 beginnen. Bis 1910 sollen 200 Mill. Kronen verwendet und des weitern jährlich 16,5 Millionen der Regie rung zur Verfügung gestellt werden. Frankreich. * Der Verlauf der Festlichkeiten in Toulon hat den Rahmen des Austausches von Höflichkeiten und Versicherungen gegenseitiger freundschaftlicher Gefühle nicht überschritten. Gegen die Großartigkeit der Flottenparade und die Pracht der Illumination und des Feuerwerks sticht die Nüchternheit der ausgebrachten Trink sprüche um somehr ab. Man ist zwar geneigt, die langjährige Entfremdung zwischen Frankreich und Italien für beseitigt anzusehen und in Italiens Zugehörigkeit zum Dreibund keine Drohung mehr zu erblicken, aber zu dem erwarteten Begeisterungsaustausch ist es nicht gekommen. — Präsident Loubet sowie bas italienische Ge schwader haben Toulon bereits wieder verlassen. Belgien. * Große Freude erregt in Belgien die amt liche Ankündigung, daß in der Familie des Thronfolgers Prinzen Albert, der im vorigen Jahre diePrinzessinElisabeth von Bayern heiratete, für die erste Hälfte des Monats August ein freudiges Familien ereignis bevorsteht. Dasselbe hat für Belgien die größte Wichtigkeit, weil dieZukunft der Dynastie davon abhängt. Holland. *DieAbreisedes Präsid entenKrüger nach Amerika ist endgültig auf den 31. Mai, von Rotterdam aus, festgesetzt worden. Rußland. *Der chinesische Gesandte in Petersburg soll nach Pariser Meldungen bei seinem letzten Besuch im Auswärtigen Amt den Grafen Lambsdorff in dem Maße beleidigt haben, daß derselbe seinen unhöf lichen Besucher durch seine Dienstboten vor die Thür setzen ließ. Bei diesem schleunigen Rück zug soll sich der Gesandte lebensgefähr liche Kopfverletzungen zugezogen haben. — Bestätigung bleibt abzuwarten. Balkansiaaten. * Die Türkei bezahlt ihre Schul den! Die Pforte hat der russischen Botschaft in Konstantinopel mitgeteilt, daß sie die von dieser geforderten Rückstände der Kriegs schuld im Betrage von 50 000 Pfund am 1. Mai bezahlen werde. Die Botschaft erklärte sich hiermit einverstanden. Afrika. *Die von Kapstadt verbreitete Meldung von der Wiederaufnahme von Friedens unterhandlungen seitens Bothas müssen die Engländer nun selbst als jeder Be gründung entbehrend bezeichnen. Die ,Times' stellt ausdrücklich fest, daß in englischen Regierungskreisen von neuen Verhandlungen zwischen Botha und Lord Kitchener nichts be kannt sei. Die daraus bezüglichen Meldungen sind vermutlich in der Absicht in die Welt gesetzt worden, um Mißtrauen zwischen Botha und de Wet zu säen und die noch im Felde stehenden Streitkräite der Boeren zu entmutigen. Mit der Abstreitung neuer Friedensverhandlungen fällt auch die Behauptung von der „moralischen Unzurechnungsfähigkeit" deWets in sich zusammen. Daß Botha, dessen Ver halten bisher kaum Anlaß zu einer abfälligen Beurteilung gab, einen Landsmann als unzu rechnungsfähig bezeichnet haben sollte, nur weil er auf die Friedensbedingungen Chamberlains nicht eingehen wollte und für die Unabhängig keit der Boeren bis zur letzten Patrone und bis zum letzten Athemzug zu kämpfen entschlossen ist, klang von Anfang an wenig glaublich. Der Kleinkrieg, der von beiden Parteien so große Opfer fordert und das Land immer mehr zur Einöde macht, wird also fortgeführt werden. Auchdie Einnahme von Pieters burg bringt ihn seinem Ende nicht näher. Der Skandal in Genf. Die Polizei verhaftete in Gens acht Per sonen wegen der Unruhen am Karfreitag. Fünf davon sind Russen, zwei Bulgaren, einer Arme nier. Ueber den Anlaß der Unruhen und über das Schweizer Asylrecht geht der,Münch. Allg. Ztg.' eine Darstellung aus Zürich zu, der wir folgendes entnehmen: Die Auslieferung des italienischen An archisten Jaffei an die italienischen Behörden wegen mutmaßlicher Beteiligung an der Mordthat des Bresci, hat die hiesigen Anarchisten und ihren Anhang sehr unwillig gemacht. Man regt sich natürlich wieder einmal auf wegen angeblicher „Verletzung des Asylrechts". Nun ja, darum handelt es sich freilich; aber nicht der die Aus lieferung bewilligende Bundesrat, sondern der Ausgewiesene hat das ihm gebotene Asylrecht verletzt, indem er das Asyl kühnlich dazu be nützte, gegen das befreundete Staatsoberhaupt Italiens Mordpläne zu ersinnen. Man ginge sehr fehl im Auslande, meinte man dort, das Schweizervolk in seiner Mehrheit mißbillige das Verfahren seiner Regierung. Ganz im Gegen teil, hier ist man hocherfreut über jeden ernsten Schritt, der gegen die Anarchisten und ver wandte Elemente gethan wird. Man ist in der Schweiz dieser Leute und ihres Treibens gründlich müde und sieht es nur gern, wenn einer der lästigen Ausländer abgeschoben wird. Im Falle Jaffei aber handelt es sich, wie schon oben gesagt, nicht bloß um einen jener internationalen Brandredner, die Mord und Totschlag zur Grundlage ihres sogenannten politischen Programms machen. Die italienische Justizbehörde hat dem Bundesrat in glaub- GnllarvL. 17ft Kriminalroman von Karl v. Leistner. (Fortsetzung.) Es lag nahe, anzunehmen, daß der Flüchtige das Dunkel des ziemlich dichten Waldes, welcher unmittelbar hinter dem Hause beginnt, benutzt habe, um seinem Entrinnen den Erfolg zu sichern. Am Hause selbst hatte der verfolgende Polizeimann ja auch keinen zur Verbergung eines Mannes geeigneten Ort bemerken können. Dessenungeachtet war diese Annahme nicht richtig, denn während die in jener Szene handelnden Personen die beiden Wagen bestiegen und in demselben sich entfernten, hätte ein sorg- fäliiger Beobachter auf der Rückseite des Ge bäudes wahrnehmen können, daß aus dem Dunkel eines Kellerfensters, das sich zunächst dem Erdboden befand, vorsichtig ein mensch licher Kopf auftauchte. Es war der des Gra'en. Zechini horchte so lange, bis er das Rollen der beiden Chaisen hörte, wodurch er sich über zeugte, daß nun die Luft für ihn rein sei. Dann hob er ohne Mühe das nur zum Schein befestigt» eiserne Giller des Kellerloches aus und stieg auf einem unter demselben ange legten kurzen Leiterchen zum Tageslicht empor. Wie man sieht, war das berüchtigte Haus mit allen Apparaten ausgestattet, welche nötigenfalls ein Entrinnen oder Verbergen seiner zweideutigen Gäste begünstigen könnten. Das Emporsteigen ward dem Grafen etwas schwer, denn er war, die Treppe von der Tapclenlhür bis zum unteren Ausgange rasch hinabeilend, vorhin ausgeglitten und hatte sich den Fuß verstaucht. Dieser Umstand war es hauptsächlich, welcher ihn veranlaßte, eine Flucht durch den Wald für jetzt zu unterlassen und den ihm bekannten Schlupfwinkel zu benutzen. Mühsam hinkte er, die äußere Thür hinter sich schließend, die steile finstere Treppe hinauf und stand nun wieder in dem Zimmer, welches Liddy bewohnt hatte. Er verschloß den Hauptausgang desselben und streckte sich dann auf das Sofa hin, da ihn sein Bein gehörig schmerzte. Ehe er an weiteres denken konnte, mußte er, dies sah er zu seinem Aerger ein, wohl einige Zeit hier im Hause noch ausharren, bis der körperliche Schaden geheilt war. Was schadete es auch im Grunde genommen? Hier suchte man ihn gewiß am wenigsten, und während man ihm in alle Fernen nacheilte, konnte er ruhig im Waldhause ab warten, bis der erste Eifer der Späher ver rauscht war. Wie wir sehen werden, fehlte es trotzdem daß die alle Lene für einige Tage wohl zu unfreiwilliger Abwesenheit gezwungen sein wird, hier doch nicht ganz an Gesellschaft und Be dienung. Während er so in den Kissen des Kanapees ruhte, fielen die Blicke auf Liddys zurück- gelassenen Koffer und blieben auf demselben längere Zeit haften. Daß man die Effekten nicht allzu lange hier lassen werde, konnte er sich denken. Wenn er also in diesem Zimmer einige Tage wohnen blieb, galt es doch, auf der Hut zu sein, damit er rechtzeitig durch die Tapetenthür wieder verschwinden Ünne, ehe vielleicht die Polizei eintrat, um Liddys Sachen zu holen. Hatte das Mädchen sonst noch etwas hier liegen lassen? Der Graf musterte mit den Augen, ohne seinen Platz zu verlassen, das ganze Gemach. Nein! — doch halt — dort am Waschtisch lagen ein paar Gegenstände, und hier neben dem Kanapee ein Stück Papier. Zechini hob letzeres auf. Es war ein ver schlossener Brief, an die Kommerzienrätin Stern seid adressiert, aber nicht von Liddys Hand schrift, wie er schon an der Außenseite erkannte. Der Inhalt wird übrigens Ausschluß geben. Mit diesem Gedanken riß der Graf das Kouvert entzwei. Ein Blick auf die Unterschrift belehrte ihn, daß die Zeilen von Eugen Hellmuths Hand geschrieben seien. Der Wortlaut selbst bot nicht viel Interesse, denn was Eugen seiner Tante mitteilt, wußte Zechini ja bereits. Ersterer schrieb, daß er im Fremdenbuche die Spur des Grafen aufgefunden habe und diesen nun beob achte. Er glaube nun zu wissen, daß Liddy gesungen gehalten werde und ahne sogar, an welchem Orte. Bald werde die Tante werteres brieflich erfahren oder den Neffen selbst wieder zu sehen bekommen. Diesen Brief mußte derjenige, welcher ihn versaßt hatte, zur Absendung fertig in der Tasche gehabt, dann aber wahrscheinlich, um Zechini rasch hierher zu folgen, die Amgabe unterlassen haben. Hier war er ihm, während er sich über die Ohnmächtige beugte und diese zum Sofa tragen half, jedenfalls entglitten. Vielleicht noch eine Stunde lang verharrte der Graf fast unbeweglich in seiner Lage. Er Hafter Weise dargethan, daß Jaffei allem An schein nach ein Genosse des Königsmörders von Monza war, jenes Bresci, dessen Geschoß König Humbert zum Opfer fiel. Es ist er wiesen, daß Bresci in Monza sich schon vor der Unthat, und zwar in Gesellschaft mehrerer fremder Anarchisten, aufgehalten hat. Diese Gesellen haben den kleinen Tumult erregt, währenddessen Bresci sich an den Wagen des Königs herandrängen konnte; sie haben auch nach der That sich zwischen die aufgeregte ' Menge und die vordringenden Polizisten ge- ! worfen und den Versuch gemacht, den Mörder i aus der Menge fortzuziehen. Jaffei ist nun, nach der Darlegung der italienischen Regierung, einer der Männer, die damals in Gesellschaft des Bresci waren, und sie hat, als sie von Jaffeis Aufenthalt in der Schweiz erfuhr, dessen Auslieferung verlangt. Die Bundesregierung hat, nachdem ihr die nötigen Gmndlagen ge liefert waren, keinen Augenblick gezögert, den! Ansuchen zu entsprechen. Jaffei ist in Lugano verhaftet und der italienischen Polizei übergebe« worden. Die Regierung war dabei der Ansicht, es handle sich bei der Ermordung des Königs Humbert ebenso wie bei der der Kaiserin Elisa beth um ein gemeines Verbrechen. Solche aber beabsichtigt die Schweiz keineswegs in Schutz zu nehmen und zu beschönigen, und noch weniger ist sie gewillt, den Verbrecher noch zu unterstützen und vor gerichtlicher Verfolgung zu sichern. Demgemäß erfolgte die Auslieferung Jaffeis. Gegen die Aussührung dieses Be schlusses haben die Umstürzler alsbald lebhaft protestiert. Die Wühlarbeit der Anarchisten in Genf hat im Verfolg der Sache dort zu großen Unruhen geführt, die hauptsächlich von russischen Studenten ausgingen. Die jungen Hitzköpfe zogen im Verein mit anarchistischen Arbeitern — meist Italienern — vor das Regierungsge bäude, tobten und lärmten dort und rissen schließlich am russischen Konsulat das Amts schild herunter, das sie zertrümmerten. Das geschah am Karfreitag abend. Am folgenden Tage dauerten die Unruhen kort, wurden aber durch Einschreiten von Polizei und Militär ge dämpft. Usn Uak und Fern. Zu dem rätselhaften Goldbarren- Diebstahl auf dem „Kaiser Wilhelm der Große" wird gemeldet, daß der Diebstahl kurz vor de« Anlausen von Cherbourg entdeckt wurde. Sorg fältige Untersuchung des Gepäcks der in Cher bourg, Southampton und Bremerhaven landenden Reisenden sowie genaue Ueberwachung des Personenverkehrs an und von Bord blieben er gebnislos. Man ist zu der Ueberzeugung ge langt, daß der Diebstahl bereits in New Dort verübt sei. Vermutlich habe sich der Dieb in der Nacht vor der Abfahrt in den Laderaum vor der Geldkammer einschließen lassen und morgens während des Anbordkommens der zahlreichen Passagiere sich mit seinem Raub wieder an Land begeben. Spielen mit Schusswaffen. In einer Restauration in Münster hantierten drei junge Leute, Bauschüler, mit einem geladenen Revolver. Plötzlich ging ein Schuß los und das aM Büffett bedienende junge Mädchen sank tödlich getroffen zu Boden; die Kugel hatte ihr die Lunge durchbohrt. Man schaffte die Unglück liche zum Klemenshospital, woselbst sie nach einigen Stunden ihr junges Leben aushauchte. Eine rohe Bluithat wird aus Erfurt be richtet. Mittwoch abend wurde der 62jährige Zimmermann Vent von dem Arbeiter Aue durch einen Messerstich in die Hauptarterie des linke« Armes getötet. Aue hatte an den Fensterladen geklopft und den heraustretenden Vent ohne weiteres niedergestochen. Auch der Sohn des Getroffenen, der den Mörder verfolgte, erhielt Messerstiche in Arm und Hand. DerTHLter entkam- Aluminium - Explosion. In Roth aM Sand (Mittelfranken) fand am Donnerstag durch Unvorsichtigkeit eines Arbeiters eine schwere Aluminium-Explosion, welche die ge samten Fabrikgebäude der Bronzefabrik von Sup in Brand setzte, statt. Nur das Wohn haus wurde gerettet. schien sehr mit seinen Gedanken beschäftigt B sein. Plötzlich mußte ihm aber etwas Besonderes einiallen. Er griff in die Seitcntasche seines Rockes und zog ein Notizbuch hervor, in welchem er, sich mitunter unterbrechend und besinnend, eine Zeitlaug schrieb. Als er damit fertig war, las er das Geschriebene nochmals dum und ein befriedigendes Lächeln umspielte feint Lippen. Er erhob sich, hinkte zur Thür und stieg, oftmals innehaltend, eine Treppe höher bis zum Dachraume hinauf. Vor der Thür einet Bodenkammer machte er Halt. Dreimal stieß er mit dem Absätze auf die Schwelle. Noch war innen alles still. Als ec das Pochen in derselben Weise wiederholte u«° ein paar fremd klingende Worte da u sprach, rührte sich etwas im Innern der Kammer. l Die Thür wurde geöffnet und Zechini trat ein. Die Wände des kleinen, aber sehr hellt« Raumes waren weiß getüncht und mit vielerlei Werkzeugen behangen, besonders mit solche«- welche Kupferstecher und Graveure bedürfe^ Auf dem Tische am Fenster lagen ungeordnete Papiere. Dev Bewohner schien vor dem Oeff«e« ein Tuch über dieselbe geworfen zu haben, «>« sie den Blicken des Kommenden zu entziehen- Es war ein schmächtiger blasser Mann, welches dem Grafen enlgegentrat, aber seine Züge wäre« intelligeni, seine Augen lebhaft md durch dringend. „Warum stören Sie mich?" iragie fr w etwas mißmutigem Tone. „Wie Sie wisst^ lasse ich mich selbst von einem Eingeweihte nicht gern bei der Arbeit unterbrechen." „Machen Sie diesmal eine AusnaM'
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