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Allgemeiner Anzeiger : 27.03.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190103271
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19010327
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-03
- Tag 1901-03-27
-
Monat
1901-03
-
Jahr
1901
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 27.03.1901
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Politische Rundschau. Die chinesischen Wirren. *Der englis ch-ru ssischeZwischen- fall in Tientsin ist beigelegt. Der englische Minister des Auswärtigen LanSdowne teilte dem Oberhause mit, daß die russische und die englische Regierung übereingekommen find, die Zurückziehung ihrer Truppen von den strittigen Terrain bei Tienfin anzu ordnen und alle das Eigenthumsrecht betreffenden Fragen der Prüfung durch die beiden Re gierungen vorzubehalten. Die Zurückziehung der Truppen soll vom Grafen Waldersee überwacht werden. * Die deutschen Truppenin China setzen ihre Streifzüge in das Innere der Provinz Tschili fori. Das Oberkommando meldet auS Peking: Auf Klagen der Bevölke rung ist in einem Dori, 7 Kilometer südlich Thang (48 Kilometer westlich Paoüugm), durch Rittmeister Prieß mit einem Zug Reiter eine Räuberbande aufgehoben worden. Bei bewaffnetem Widerstande wurden 7 Chinesen getötet oder schwer verwundet, der Rest gefan gen und dem chinesischen Gericht zur Aburtei lung übergeben. Es find drei Kompanien, ein Zug Reiter, ein Zug Gebirgsartillerie unter Major v. MüImann von Paotingfu nach der Gegend östlich Taomakuan marschiert, wo eine große Räuberbande die Bevölkerung in weiter Umgegend beunruhigt. Deutschland. * Kaiser Wilhelm empfing am Freitag das Präsidium des Preuß. Abgeord netenhauses, das dem Monarchen die Glückwünsche des Hauses wegen des Vor falls in Bremen aussprach. * Der deutscheKronprinz wird einer Einlegung des Kaisers Franz Joseph zuiolge diesem Mitte April in Wien einen Besuch abstatten. *Wie aus angeblich glaubwürdiger Quelle verlautet, gedenkt sich Großherzog Wilhelm Ern st von Sachsen-Weimar nach Ver lauf einer gewissen Frist, die durch dis Trauer um den Großherzog Karl Alexander geboten ist, mit der jüngsten Tochter des verstorbenen Herzogs Alfred von Koburg - Gotha zu verloben. Der Großherzog würde dadurch in ein sehr nahes Verhältnis nicht nur zum Hofe von Koburg-Gotha, sondern auch zur englischen Königsiamilie treten und würde der Schwager des Großherzogs von Hessen werden. *Der württembergische Ministerpräsident und Kriegsminister Freiherr Schott von Schot 1 enstein ist erkrankt; der Justiz minister v. Breitling bezw. der General- Leutnant v. Schnürlen find mit der Wahr nehmung der Geschäfte betraut worden. Nach der ,Frkf. Ztg/ bedeutet der Urlaub des Ministerprüfidenten nichts andere? als seinen Rücktritt. Der Rücktritt hat keine politischen Gründe, sondern hängt mit einer Privat- Angelegenheit zusammen, über deren Natur Näheres noch nicht verlautet. * lieber die Ausgabe der neuen drei- prozentigenReichsanleihe verlautet, daß zunächst eine Anleihe im Betrage von 174 Mill. Mk. begeben werde. * Der Entwurf eines Gesetzes über die Versorgung der Kriegsinvaliden und der Kriegshinterbliebenen ist jetzt dem Reichstag zugegangen. *Nach der dem Reichstage mitgeteilten Statistik über die Auswanderung im Jahre 1900 stammen von den 22309 deut schen Auswanderern u. a. 12 471 aus Preußen, 2074 aus Bayern, 1160 aus Württemberg. Unter den Auswanderern gehören mit ihren Angehörigen nach ihrem Beruf 7253 der Land wirtschait, 5408 der Industrie, 2331 dem Handelsgewerbe an, 1373 waren häusliche Dienstboten. Von den 22 309 Auswandere: n gingen 19 703 nach den Ver. Staaten von Nordamerika, 1386 nach Großbritannien. Von den 160129 ausländischen Personen, welche über Hamburg und Bremen auswander ten, und die zumeist aus Rußland, Oesterreich- GnLtarvl. 11 l Kriminalroman von Karl v. Leistner. (Fortsetzung.) Zwar hatte der Graf unter keinem auf ihn geiallenen Verdacht zu leiden, denn die Indizien sprachen ja einzig und allein gegen den Hausierer, aber die Notwendigkeit, welche ihn zwang, sich Verhören zu unterziehen und für die Bestattung des Majors zu sorgen, an statt die Spur des Entflohenen zu veriolgen, war ihm schrecklich. Daß das Aeußere des Hausierers nur eine Maske gewesen sei, stand ihm nun über allen Zweifel erhaben, und er hegte die feste Ueberzeugung, in dem Manne, welchem Liddy gefolgt loar, habe er einen be günstigten Rivalen zu erblicken. Seine Mut maßung verfiel sogar auf die richtige Person. Er war von dem Manor im Badeorte auf denjenigen Mann aufmerksam gemacht worden, mit welchem Liddy im Parke zusammen getroffen war und dem sie am Abend in den Spielsälen wieder begegneten; er hatte sogar dessen Namen erfahren, da Liddy Eugen ihrem Onkel vorstellen mußte. Als er endlich Olsdorf verlassen durfte, war sein erstes, der Sour der beiden Flücht linge zu folgen, was ihm nicht schwer wurde, denn auch. Eugens Aufenthaltsort war ihm im Badeort bekannt geworden. Er beobachtete die betreffenden Persönlichkeiten, als er sie auf gefunden hatte, so lange, bis ihm Liddys Ab reise aus der Residenz eine willkommene Ge legenheit bot, sich des nun schutzlosen Mädchens zu bemächtigen, das er als seme Braut, ja als Ungarn und Rumänien stammten, gingen 133124 nach den Ver. Staaten, 19 067 nach Groß britannien und Belgien. *Der württembergische Landtag ist wieder zuiammengetretcn. Seine neue Tagung wird sich voraussichtlich bis in den Hochsommer hinein erstrecken, da reicher und wichtiger Arbeitsstoff vorliegt. Zunächst findet die Generaldebatte über die vielseitig angefochtene Vorlage betr. eine allgemeine Aus besserung der (in Württemberg noch aus fallend niedrigen) Beamtenbesoldungen statt, dann folgen langwierige Beratungen über den Hauptfinanzetat und über die dring liche und schwierige Steuerreform, wobei jedenfalls auch die Frage der Verfassungsrev chon wieder angeschnitten wird. * Wegen verweigerter Zeugenaussage wurden in Kulm in Westpreußen drei polnische Gymnasiasten in Zeugnishaft ge nommen. Oesterreich-Ungarn. *Jn dem Ausschuß zur Vorberatung der Wasser st raßen-Vorlage erklärte der österreichische Minister-Präsident v. Körber, die Regierung betrachte die Wasserstraßemrage als den Hauptpunkt ihres wirtschaftlichen Pro gramms. Sie erkenne die Notwendig keit des Ausbaues vieler künstlicher Wasser straßen und der Regulierung der anschließenden Flüsse an. Ein hierauf Bezug nehmender Ge setzentwurf werde dem Hause unmittelbar nach den Osterferien zugehen. England. * Nachdem man englischerseits mit der Wir kung der Lydditgeschosse nicht recht zu frieden zu sein scheint, hat das KriegSamt ein Rundschreiben an die Fabrikanten von Exp'osiv- stoffen erlassen, in welchem diese ausgefordert werden, neue Sprengstoffe zum Zweck vertraulicher Prüfung vorzulegen. Zugleich empfiehlt das Rundschreiben den Genannten, für England eine ähnliche Einrichtung zu schaffen wie die von Interessenten gegründete „Zentralstelle sür wissenschaftliche Unter suchungen" in Berlin; das Rundschreiben gcht eine Uebersicht über das Entstehen der Zenwal stelle und eine eingehende Beschreibung der Einrichtung und der Leitung, sowie der Kosten. * Neber die Zukunft der liberalen Partei in England äußerte sich Lord Rose bery in einer Rede bei einem Festmahl ziemlich hoffnungsvoll. Er srgte, mit ihrer riesigen Mehrheit hätte die jetzige Regierung wichtige, dringliche Reformen durchführen können. Aber statt dessen habe sie die Nation in ein-n kostspieligen Krieg verwickelt. Allent halben im Lande herrsche große Unzu friedenheit darüber, daß die Reformen ver nachlässigt worden feien. Niemals hätte die liberale Partei so gute Aussichten zur einstigen Wiederaufnahme ihrer großen Reformpolttik gehabt. Holland. *Jn feierlicher Sitzung des Staatsrats er folgte am Freitag unter dem Vorsitz der Königin die Zeremonie der Einführung des P rin z en H e in ri ch in den Staatsrat, in dem ihm beratende Stimme zusteht. Prinz Heinrich erwiderte auf die Worte, mit denen die Königin ihn einsetzte, worauf der Vizepräsident des Staatsrats dem hohen Paar die Glück wünsche dieser Körperschaft darbrachte. * Eine Persönlichkeit aus der Umgebung des Präsidenten Krüger erklärte einem Journalisten, den Boeren bleibe nur noch übrig, Rache zu nehmen, und dies würden die letzten Kommandos dadurch thun, daß sie das ganze Land vor ihrem Abzugs verwüsten, so daß sür die Engländer nur noch ein öder Schutt- und Trümmerhaufen übrig bleiben werde. Der noch im Kapland operierende Boerenführer Kruitzinger, der dieser Tage ein Vorpostengefecht mit den Engländern hatte, soll er:ärt Haven, er werde von nun ab jeden englischen Offizier, der in seine Hände fiele, erschießen lassen. Balkanstaaten. * König Karol von Rumänien präsi dierte jüngst einer Sitzung dec Akademie und seinen mit Leib und Seele zugefallenen Spiel gewinn betrachtete. Im gleichen Zuge mit der jungen Ameri kanern! reiste er aus der Residenz ab, und als die Nacht hereinbrach, wechselte er sein Koupee, um in dasjenige überznsteigcn, in dem sich Liddy wie er erspähte, nun allein befand. Er beobachtete sie beim Aussteigen, obwohl er sich schlafend stellte, bis sie den Waggon ver lassen halte, folgte ihr unbemerkt, als sie den Mietwagen suchte, und veranlaßte den Äusent- halt, welchen das Mädchen dem Ausladen des schweren Reisekoffers zuschreiben zu müssen vermeinte, indem er dem Kutscher einen Hohen Preis bot, wenn er nach seinem Willen handeln wolle. Das nicht sehr weit von der Eisenbahn station abgelegene, einsame Waldwirtshaus war ihm bekannt. Er verkehrte in demselben nicht zum ersten Male, und auch mit den Personen, welche dort mitunter zusammentrafen, hatte er schon früher gewisse Beziehungen angeknüptt, über deren Natur der Verlauf unserer Geschichte noch einigen Aufschluß geben wird. Was Liddy von der Wirtin erfahren hatte, beruhte zum großen Teile auf Wahrheit. Nur war es dem Weibe mit dem Bestellen des Wagens natürlich nicht Ernst, sondern sie folgte dem mit Gelc spenden ihr eingeschärften Befehle, Llddy bei guter Verpflegung sicher zu ver wahren, möglichst zu vertrösten und hinzu halten. Zechinis heiße Leidenschast bewirkte, daß er Liddy nach seinem Sinne wirklich über alles liebte und ihren Besitz für ein beneidenswertes teilte dabei mit, er habe der Akademie wichtige Dokumente aus der Regierungszeit Friedrichs II. von Preußen zur Ver fügung gestellt, welche für die Geschichte der Beziehungen der rumänischen Fürstentümer zur Türkei von Interesse find. (Auch sür Deutsch land wird die Veröffentlichung dieser Dokumente interessant sein.) Afrika. * Auf dem südafrikanischen Kriegs - schauplatz hat Botha die Friedens anerbietungen Kitcheners zwar abge- lehnt, die Londoner Blätter aber trösten sich mit der Nachricht aus Kapstadt, Botha habe die Verhandlungen nur infolge der Haltung der Unversöhnlichen abgebrochen, wirke jedoch auf seine Truppen dahin ein, daß sie sich ab teilungsweise ergeben sollten. Die Truppen hätten ein Lager bei Middelburg auf- geschlagen, daS von den britischen Streitkrä'tten beherrscht werde. — Diese Nachricht' trägt den Stempel der Unwahrheit an der Stirn. *Nach der Waffenruhe scheint das Kriegs glück den Boeren wieder hold zu sein. Vom östlichen Kriegsschauplatz wird ein neuer Erfolg der Boeren gemeldet: Die Engländer räumten die Garnison von Vrede (im Nordosten des Oranjestaates) und vereinigten sich mit der Truppe des General Campbell, der nach einem schweren Kample mit den Boeren nach Standerton zurück - kehrte; Camvbell führt 200 Kran'e und Ver wundete mit sich. Viele Boersnabteilungen be finden sich in der Nähe von Standerton. *Jm Haag verlautet, der Vizepräsident von Transvaal, Schalk Burger, habe die An- er kennung der vollen inneren Unabhängig keit der Boerenstaaten und die Ent fernung des Gouverneurs Milner ge fordert und dafür die Abtretung des Goldminengebietes und Anerkennung der englischen Oberhoheit in allen auswärtigen Fragen zugestauden; England lehnte diese Be dingungen ab. Deutscher Reichstag. Am 21. d. wird die dritte Beratung des Etats fortgesetzt beim Spezialetat der Reichs- Justiz-Verwaltung. Auf eine Anregung GröberS erklärt Staatssekretär Nieberding: Die einleitenden Schritte zur Revision des Strafgesetzbuches seien geschehen; ehe ober der Reichstag in die Lage kommen werde, sich damit zu belassen, werde noch viel Zeit vergehen. Keinesfalls bestehe ein Zu sammenhang zwischen der Revision des Strafrechts und der von dem Abg. Gröber vorgeschlagenen Resolution, in der eine Statistik über die Fälle der »"bedingten Begnadigung gewünscht werde. Schon neulich, als eine solche Statistik im Bereiche des MsttäRrasrechts gewünscht wurde, habe der Preuß. Kriegsminister erklärt, daß eine derartige Kontrolle einer Kmik des Begnadigungsrechts dienen würde, allo einen Eingriff in dieses Kronrecht bedeute. Die einzelstaatlichen Regierungen würden, wie zu er warten st°he, aus diesem Grunde sicherlich in den Einzellandtagen sich weigern, eine solche Statistik zu geben. Nbgg. Spahn und Bassermann (nat.-lib.) können diesen Einwand gegen die Resolution nicht als berechtigt anerkennen. Abg. Heine (soz.) belästigt sich mit dem preußischen Justizminister Schönstedt und mit den Angriffen, die dieser im preußischen Abgeordneten hause auf ihn gerichtet hatte. Ec tadelt scharf, daß der Minister, der doch nur zu den Hilfskräften der Verwaltung gehöre, hier, wo er Rede und Ant wort zu stehen habe, nicht erscheine, berührt dann die Frage der Anstellung von Juden in der Ver waltung, den äolus svsntualis, den Fall des LandeS- gerichtspräsidentcn Schmidt, wobei er sür die in be dingter Form ausgesprochene Aeußerung, daß der Kaiser in einem MajestärSbeleidigungkprozesse eine Verurteilung gewünscht habe, einen später noch ein mal ausdrücklich bestätigten Ordnungsruf des Prä sidenten erhielt, und verbreitet sich zum Schluß über die Zunahme der eben genannten Art von Prozessen und über die dabei befolgte Praxis. Staatssekretär Nieberding verteidigt das Verhalten des Ministers Schönstedt. Auf Beschwerden des Abg. Haase (soz.) über Beeinflussung der Gerichte in Königsberg durch den preußischen Juslizministcr antwortet Staatssekretär Nieberding: In den Aus führungen des Vorredners ist nichts enthalten über eine Verletzung des Reichsrechts, was den Reichs kanzler zu irgend einem Einschreiten veranlassen könnte. Außerdem ist uns die vorgebrachte That- fache ganz unbekannt. Abg. Beckh-Koburg befürwortet eine Reso lution betr. Entschädigung unschuldig Verbasteter. Staatssekretär Nieberding bemerkt dazu, eine solche Entschädigung bestehe noch in keine« anderen Staate; den verbündeten Negierungen sei also kein Vorwurf daraus zu machen, daß sie dir Entschädigung unschuldig Verhafteter noch nicht iu die Wege geleitet hätten. Keinesfalls sei an Vor legung eines bezüglichen Gesetzentwurfs schon in nächster Session zu denken, wie die Resolution es verlange. Damit schließt die Debatte. Die Resolution Beckh wird unter Streichung der Zeitangabe „scholl in nächster Session" angenommen, ebenso eine Reso lution Gröber. 1 Beim Etat des „Reichsschatzamts" erklärt auf Anfrage v. Kardorffs Schatzsekretär v. Thielmann: Im Reichsschatz- Amt ist der Zolltarif bereits abgeschlossen. Jetzt unterliegt er den beteiligten anderen Refforts ßu Reiche. Ich habe die Hoffnung, daß deren Beratmig noch vor Ablauf dieses Monats beendet sein wird. Dann handelt es sich noch um die sehr umfangreiche« Erläuterungen mit Tabellen, deren Fertigstellung Wochen erfordern wird. Wann das Ganze an de« Bundesrat und die verbündeten Regierungen komme« wird, ob noch im Laufe des April, vermag ich nicht zu sagen. Und welche Zeit die Beratung der ver bündeten Regierungen in Anspruch nehmen wird, das kann ich nicht wissen. Beim Etat des „Reichseisenbahnamis" spricht Abg. Müller-Sagan der Regierung seink« Dank aus für die schleunige Herabsetzung des TaM sür die Militär-Urlauber. Beim „Postetat" kommt Abg. Glebocki (Pole) nochmals auf die Fragt der polnischen Briefadressen zurück und beklagt M über da? Verfahren der Uebersetzungsbüreaus. Staatssekretär v. Podbielski erklärt, el handle sich bei dielen Büreaus lediglich um eine« Verluch. Er könne immer nur wiederhole«: Schreiben Sie, sowett Sie können, immer deuvchl Aus eine Anträge des Abg. Müller-Sagan erklärt der Staatssekretär weiter, eine Aufbesserung der Postafststenten-Gehälter werde im nächsten Etat er folgen. Beim Etat der „Reichs-Eisenbahnen" entspinxt sich zwischen den Abgg. Schlumberger und Segitz ttoz.Z eine Auseinandersetzung über die Löhne der Bahnbeamten. Beim Etat der „Zölle und Verbrauchssteuern* erklärt Abg. Horn-Goslar (nat.-lib.) die vom Ab» Richter in der zweiten Lesung erhobenen AngrW gegen das Papier-Syndikat für unberechtigt. Abg. Richter hält seine neulichen Ausfüh rungen aufre^t. Die Papier-Fabrikanten hätte« eine ganz unerhörte Preistreiberei inszeniert, obwohl die Industrie in guter Lage sei und hohe Dividende« verteile. Beim Kapitel „Bankwesen" sucht Abg. Arendt nachzuweisen, daß bei de« neuen Vertrage mit der Reichsbank die Interesse« des Reiches nicht genug gewahrt worden seien, j« sogar noch schlechter als in dem früheren Vertrag! Reichsbankpräfident Koch stellt in Abrede, daß der neue Vertrag sür das Reich ungünstiger sei, unt gibt überhaupt zu bedenken, baß der hohen Divß l dende ja ein hohes Agio gegenüberstehe, die Ver zinsung also deshalb und wegen der neuen Reserve- fondSdotierung in nächster Zeit nicht entfernt all übermäßig anzusehen sei. Beim „EtalSgesetz" beantragt Abg. Müller-Fulda, zugleich mit vo« Staudh, den bei der zweiten Lesung gefaßte« Beschluß wieder zu kassieren, wonach der Anleihe kredit um den Betrag der Ueberschüsse aus 1901 ge kürzt werden soll. Nach einer sehr ausgedehnten Debatte wurde det Antrag Müller-Staudh angenommen und mit dies« Aendevung das Etatsgesetz. Nunmehr schlägt der Präsident Vertagung vor- Nächste Sitzung Dienstag, 16. April. Aandtaa. Am Donnerstag setzte das Abgeordnetenhaus die Beratung über die Hypothekenbanken fort. Nach« dem Abg. Gördeler (freikons.) den Antrag sei«« Partei begründet hatte, der im wesentlichen darom hinausgeht, die Entstehung neuer PrivathypotLeke«- banken zu erschweren dadurch, daß die Konzessiv« an die Bedürsnissrage geknüpft wird, erklärte d« Landwirtschaftsminister Frhr. v. Hammerstein, dal Ministerium higbe noch keine Stellung zu den vor liegenden Anträgen genommen. Der Antrag, sowie auch die Beschlüsse der Budgetkommission gingen a« Antrag Fritzen an eine besondere Kommission. Nächst» Sitzung am 23. ch. Glück hielt. Von einer edlen Regung war d'cse Acl Liebe freilich grundverschieden, denn ihr Ursprung wie ihr Ziel war lediglich Egoismus. Das Blui erstarrte fast in den Adern des jungen Mädchens, als letzteres den Mann, welcher ihr der von allen Menschen der ver haßteste war, an diesem Orte erblickte. Bei Nacht und Nebel haue sie sich mit schwer gefaßtem Entschlusse Eugen Hellmuths Führung vertrauensvoll übergeben, hatte den Onkel ver lassen und war auf die Gefahr hin, als eine Abenteuerin betrachtet zu werden, in ein fremdes Haus geflohen, nur um sich der Gewalt dieses Dämons zu entziehen, dessen Gegenwart allein schon geeignet war, sie mit jenem ahnungsvollen Schauer zu erfüllen, den Fausts Gretchen beim Anblick Mephistos nahen fühlte. Und jetzt war es ihm wiederum gelungen, sich ihrer zu bemächtigen und sie an einem Orte gefangen zu halten, wo sie schutzloser als je vorher seiner Willkür preisgegeben war. Sie war allein mit ihm in einer waldumgebenen Einöde! Sprachlos starrte sie ihn an, den Furcht baren, der gekommen war, um sie zu ver nichten. Wie gestern im Wagen, war ihre Zunge momentan gelähmt. Graf Zechini sprach deshalb das erste Wort, Liddy mit den Glutblicken seiner unheimlich leuchtenden Augen säst durchbohrend. „Liddy! Ueberzeugen Sie sich nun endlich, daß Ihr Streben, sich mir zu entziehen, gegen über meiner heißen Liebe, die mich fast zum Wahnsinn getrieben hat, ein fruchtloses ist? Sind Sie auch jetzt, wo es m meiner Macht steht, über Sie zu verfügen, noch gewillt, die Rechte anzuerkeNuen, welche nicht nur vo" Ihrem Vormund, sondern sogar von Ihnen selb? mir über Sie eingeräumt wurden? Gedenke" Sie des letzten , Abend?, den wir in jene«> Badeort gemeinsam zubrachten, und fragen Sfl sich dann selbst, o.b Sie meine rechtmäßige BrE sind oder nicht. Können Sie leugnen, daß i« das Jawort aus Ihrem eigelten holden Mund» gehört habe?" Er wollte bei de n letzten Worten, die er, no°> an der Thür stehend, gesprochen hatte, sich Liddi nähern. Diese aber wies ihn mit einer bieterischen Bewegung ihres erhobenen Nrmei und mit eisiger Befrachtung in ihren Blicken a»! das entschiedenste zurück. „Treten Sie mir nicht näher! Wenn S« durch schändliche Hinterlist auch vielleicht d« Macht ei langt haben, mich zu töten, so werde" Sie doch, so lange.' ich atme, nicht das kleE Zugeständnis von inir erlangen!" Der Gras avancierte trotzdem weiter. , „Noch einen Sclmitt voran, Elender undM nehme mir vor Ihrem Augen das Leben! wohl ich nur ein schlwachcs Mädchen bin, da>" reicht meine Kratt demnach hin!" rief Liddy iW abermals drohend enttgegen. Zechini blieb eine.» Augenblick stehen, frE aber, indem er seine Schritte hemmte, spöttischem Lächeln„Mit welcher Woof wollen Sie Jbre Drwhung aussühren, Liddys Die Angercdete trot rasch hinter den aus welchem die alle'' Frau die Speisen Getränke abzustellen pflegte und au: den« »Hst einem Laibe Brot eiiu Messer lag.
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