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vielleicht gerettet sein. Plötzlich löste sich eine grauweisse Wolken- mässe von der dunklen Wand ab, wälzte sich über die nacht- schwarze Wasserfläche hin, alles in undurchdringliche Finsternis hüllend. Es krachte und knirschte, zischte und heulte ringsum, während das Meer wie eine unendliche, schäumende Masse siedete und wallte. In einem Nu zerbrach der Mast, obwohl die Segel gestrichen waren, als wäre er ein Zündhölzchen ge wesen, und die „Arab" trieb dem Riff zu. Jetzt galt es, das Boot voll den hernbhängenden, zer splitterten Maststücken, die das Fahrzeug zu zerschlagen drohten, zu befreien — ehe aber der Assessor diesen Gedanken zur Ausführung bringen konnte, brachte eine Grundsee das Boot zum Kentern und schleuderte die beiden Insassen ins Wasser. — „Mein Sohn!" Das war der ein zige klare Gedanke des Assessors. Da, ganz in seiner Nähe trieb der Knabe, an einen, Ruder sich festhaltend, und mit dem Auf- Er wandte augenblicklich das Boot und raffte die Segel. „Ist es gefährlich, Papa?" fragte Henrik. „Nein — sei nur ruhig!" „Ich fürchte mich nicht, wenn ich bei Dir bin, Papa." Welch' zuversichtlich - schöner Kinderblick begleitete diese Worte. „Mit Gottes Hilfe wird alles gut." — Der Assessor fas; nm Steuerruder. Sein Sohn vertraute ihm, und er war verantwortlich für dieses junge Lehen; der Gedanke daran vermehrte, ja, ver doppelte seineKraft. Erwolltc sein Bestes thun, alles auf- bieteu, um seinen Knaben zu retten. .Setze Dich hier auf den Boden des Bootes und halte Dich an meinem Bein Lhinesstch.russische Grenze: Transport auf dem zugefrorenen Amur. fest, wenn es nötig werden sollte," sagte er, und das Kind lhnt, Ivie ihm geheißen. Die Berührung mit Michelm Trust dem lebenswar men Körper fei nes Sohnes be ruhigte den Assessor wunder bar. Der Wind wurde heftiger, die schwarze Wand stieg höher und höher, und die Wellen wuchsen mit un geheurer Ge- schwindigkcit. Des Assessors einziger Gedanke war, uni den in seinem Wege liegenden äuße ren Felsen her um zu kommen, ehedasUnwetler los brach, dann würde er mehr innerhalb der der jetzige Glohheizog von Sachsen ' Weimar. Schären und gebot aller seiner Kräfte gelang es dem Vater, ihn mit dem einen Arm zu umfassen. Er war ein tüchtiger und geübter Schwimmer — aber würde es ihm möglich sein, mit einem Arm nur rudernd, durch die vom Sturm gepeitschten, hoch sich nustürmenden Wellen die Stelle der Klippe zu erreichen, wo der Knabe und er selbst nm wenigsten der Ge fahr ansgesetzt waren, an dem Felsen zer schmettert zu werden. Eine gewaltige Welle kam ihm zu Hilse, in dem sie ihn weit auf den glatten Felsabhang hinnustrug und ihn zwischen zwei Fels blöcken festkeilte. Da lag er, wahrend die Woge wieder zurück trat. In dem nächsten Augenblick hatte er den Knaben umschlungen Arnold Böcklin f und trug ihn höher hinauf, Ivo keine Welle sie erreichen konnte. Was dann später geschah, wußte er nicht. Er verlor das Be- wußtsein. tSchtu'z folgt.)