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Korfrühling. °4 Märzluft des Stromes Bande schmolz, Meich und warm weht der Mind aus Mest, Meilhin am Meg blüht des Weißdorns Geäst Frühling, Frühling wird's wieder! Du, meine Seele, erstarrt in Leid, Sieh', es ist draußen allselige Zeit — Ringe Dein Winterweh nieder-, Daß wie schmetterndes Lerchenlied Lenzesahnen die Brust durchzieht. — Frühling, Frühling wird's wieder! — Vilma Keller. K°w-'bu»g.l Novelle von (^s war ein sehr langer Brief," sagte Olga und blickte Peder dabei sragend in die Augen. — Sein Zorn wollte von neuem ausloderu, doch seine Gattin bemerkte es nicht. „Sie schreibt von ihrer Arbeit, ihren Bildern und der gleichen," versetzte er, mit übermenschlicher Anstrengung sich beherrschend, „es kann Dich nicht intere fieren." „In, das könnte es jedenfalls! Ich sah einmal eins ihrer Bilder auf der Ausstellung; sie selbst sieht auch nicht übel aus, obgleich sie etwas groß ist, und warum sie immer Schwarz trägt, ist mir vollends unfaßlich. Bitte, sei lieb, und laß mich den Bries lesen — sie ist ja Künstlerin nnd nicht wie andere Leute." Als sie von ihrem Kinde gesprochen und ihn so fragend angesehen, hatte cs den Anschein gehabt, es seien Gedanken in ihr erwacht, jetzt aber, als sie die Hand nach dem Briese auSstreckte, war sie die Kokette, die versuchen wollte, was sie vermöge, nnd weiter nichts. Er sah es, und es überkam ihn ein Ekel vor ihr, vor sich selber — vor der ganzen Welt. — Sie war strahlend schön, wie sie da vor ihm stand, aber sie war sich dessen bewußt. In dem dunkeln, hoch- srisierlen Haar, das im Nacken kleine Löckchen bildete, trug sie einen Stern von Diamanten. Das crsmefnrbige Kleid aus roher Seide, saß ihr wie angegossen, die zarten, geschmeidigen Formen ver hüllend und zugleich hervortreten lassend. Die weiten offenen Aermel ließen bei jeder Bewegung den Weißen, runden Arm zum Vorschein kommen, und das Kleid war vorn ausgeschnitten. Und so hatte sie sich auf dem Balle gezeigt. — Durch die Wandung. 4 von L. Fehr. ^Nachdruck verboten I Der Assessor wandte sich ab; in diesem Augenblick haßte er sie. Sie verstand nichts von seinem Ge dankengang und bemerkte nicht den glück verheißenden AnSdrnck seines Gesichts. Jener Brief hatte etwas Verlockendes für sie. Nicht nur was Gerda betras wollte sie wissen, sondern auch alles, was sich auf Fräulein Lilins bezog. — Als sie sich vorbeugte, um den Brief zu er wischen, schmeichlerisch, spielend, geschmei dig und mit entblößten Armen und blitzenden Augen, war sie eine Sirene, sich ihrer Zauberkraft voll bewußt. In diesem Augenblick aber erfaßte er sie am Handgelenk, und zwar mit so festem Griff, daß sie dem Umsinken nahe Ivar, und als sie ihm ins Antlitz blickte — wie er totenblaß dastand, mit flammenden, blutunterlaufenen Augen, wild, drohend, mit einem an Wahnsinn erinnernden Blick — fließ sie einen Schrei aus, riß sich los und eilte hinaus. Als sie fort war, blickte sich der Assessor verwirrt um — dann erschlafften seine Züge, und er sank, über den Tisch gebeugt, in sich zusammen. — Walborgs Brief war zu Boden gefallen, und ohne eine Ahnung davon zu haben, setzte er den Fuß auf ihn. Das Gesicht mit den Händen bedeckend, lag er da, schluchzend wie ein Kind, so daß sein kräftiger Körper darunter erbebte. * * Es war an dem darauf folgenden Tage. — Der Assessor war die ganze Nacht wach geblieben, und erst gegen Morgen halte er sich völlig angekleidet aufs Bett geworfen und Ivar eingejchlafen, erschöpft an Leib und Seele. U). Lindhs. Autorisierte Uebersetzuug aus dem Schwedischen Entwischt, ^lach dem Gemälde von )ohn Theele.