Volltext Seite (XML)
Die geplante Eisenbahn dnrch ba^ dsntsch-ostafrikanische Schnhgebirt Ans Duisburg Brust dieses Kriegsmannes, der trotz seiner pr-xtzisch-r Kaxdtag. Das Herrenhaus erledigte am Dienstag in einer kurzen Sitzung kleinere Vorlagen. Der Gesetzent wurf betr. Schönheit für das schottische Moorhuhn wurde dahin abgeändert, daß alle Arten von Moor- Hühnern Schonzeit genießen sollen und ihr Fang in Schlingen überhaupt verboten wird. Eine umfassende Revision der Jagdgesetze ist, wie Minister von Hammerstein mitteilte, nicht beabsichtigt. Das Abgeordnetenhaus erledigte am Dienstag die kleinen Eingemeindungsvorlag-n in dritter Lesung. Nach kurzer Debatte wurden der Budget kommission überwiesen die Vorlage betr. Vergütung an Medizinalbeamte für amtliche Verrichtungen so wie der Antrag Schmidt-Warburg betr. Erhöhung der im Etat zur Unterstükung entlassener Straf gefangener ansgeworfenen Summe und der Antrag Ernst-Kindler betr. die Errichtung von Kmhospitälern und Genesungsheimen für Eisenbahnbeamte. Nächste Sitzung 23. April. Besorgnisse richten sich auf die Marine. Die Kriegsschiffe werden streng überwacht, da man glaubt, daß man sich auf die Offiziere nicht ganz verlassen kann, lieber die Einzel heiten der Verschwörung wird bekannt, daß be absichtigt war, durch Ermordung des Präsidenten das Signal zum Ausbruch der Revolution zu geben. Während der allgemeinen Aufregung wollten die Monarchisten in Heer und Marine sich der Stadt bemächtigen und die Regierungsgebäude besetzen. Afrika. * Vom südafrikanischen Kriegs schauplatz kommt die Kunde von einer empfindlichen Niederlage der Boeren. General Kitchener meldet aus Pretoria vom 25. d.: Die Kolonne unter Babington griff südwestlich von Venters- dorp 1500 Boeren unter Delarey an, schlug sie völlig und verfolgte sie rasch. Das Ergebnis war, daß zwei Feldge schütze mit 320 Geschossen, ein Pompom- und sechs Maxim-Geschütze mit 15 000 Kartätschen, 160 Flinten, 53 größere und 24 kleinere Wagen erbeutet wurden. 140 Mann wurden gefangen genommen. Unsere Verluste find gering. Viele Boeren find getötet und verwundet. Hellmuth, letzterer mit erwartungsvoller Ungeduld, dem Eintreffen des versprochenen Telegramms entgegen, das ihnen Liddy Woodkinsons glück liche Ankunft an ihrem neuen Bestimmungsort anzeigen sollte. So getreulich der junge Mann das seiner Tante gegebene Versprechen, bezüglich der Wahl einer zukünftigen Lebensgefährtin vorläufig noch keinen entscheidenden Schritt zu thun, im übrigen eingehalten hatte, eines war von ihm doch nicht Unterlasten worden, was Liddy sein hochgradiges Interesse für ihre Person offen baren konnte. Er hatte ihr in letzter Stunde des Beisammenseins gestanden, daß er sich um ihretwillen unablässig ängstigen werde, so lange er sie allein und ohne Beschützer auf der Reise wisse. Um ihn in diesem Punkt möglichst zu be ruhigen, hatte ihm das Mädchen geloben müssen, unfehlbar noch am Abend ihrer An kunft bei den Verwandten die verabredete Be nachrichtigung per Draht abgehen zu lassen. Liddy möge ihm und seiner Tante, hatte Eugen dringendst gebeten, wenn sie sich für irgend einen ihr geleisteten Freundschaftsdienst ver pflichtet glaube, die bangen Stunden ersparen, welche das Ausbleiben dieser Kunde verursachen würoe. Ungeachtet dessen kam weder an diesem Abend, noch am nächsten Vormittag eine Depesche bei der Kommerzienrätin an, und Eugen, der deshalb eine schlaflose Nacht verbracht hatte, verfügte sich in das Telegraphenamt, um über eiste etwaige, aus der betreffenden Linie vorge kommene Störung des Dienstes Erkundigungen Schönheit von Minute zu Minute! — Sprich ein Wort der Güte zu mir. Noch kannst du den Dämon bannen: warte nicht, bis es zu spät ist/ Liddy sprach nicht. Ihre kalten Blicke schienen ihn vernichten zu wollen, aber doch lief durch ihre Gestalt ein leises Beben. Noch einige Sekunden starrte Zechini sie an und faltete die Hände krampfhaft, als wolle er das erbetene Wort der Besänftigung und Erhörung damit erflehen. Daun aber, als das Mädchen in ihrem Schweigen verharrte, wollte er auf sie losstürzen, um sie zu umfangen. Aber Liddy richtete sich hoch auf und flammenden Auges blickte sie unverwandt auf den Verwegenen. Dann hob auch sie ihren rechten Arm langsam empor, und mit der Miene einer Königin, die über ihren Vasallen verfügt, deutete sie nach der Thür des Ge maches. — Sie glich dem Cherub, der die Sündigen aus dem Paradiese verweist. Man sagt, daß es dem Mute des Bändigers gelinge, den gereizten Löwen allein durch seinen festen Blick zu bezwingen, so daß er sich hündisch zur Erde schmiegt. Der Blick des reinen, heroischen Weibes, das vor ihm stand, mußte eine ähnliche Gewalt auszuüben vermögen. Graf Zechini zog sich Schritt für Schritt nach der Thür zurück und verschwand. Drei Tage blieb das mutige Mädchen von seiner Gegenwart verschont, aber in der Ge fangenschaft mußte es verbleiben. Um dieselbe Zeit, in der die eben ge schilderte Szene sich in dem Waldwirtshause abspielte, sahen die Kommerzienrätin und Eugen Usn Dal» und Fer». Untergang einer Damvfpinassc. Die Dampfpinasse des Schulschiffes „Charlotte* kollidierte im Kieler Kriegshafen mit de« Torpedoboot V. 8. Die Pinasse ist gesunken. Der Heizer Grewert und der Matrose Harlfi sind ertrunken, beide vom Schulschiff „Charlotte*. Erderschütterungen wurden Sonntag früh an verschiedenen Orten des badischen Ober landes und des Schwarzwaldes wahrgenommex. Wohl der älteste aktive Unteroffizier des deutschen Heeres steht in den Reihen des in Speyer garnisonierenden 2. bayrischen Pionier-Bataillons. Der Hornist Vizefeldwebel Galitzdörser, ein Sohn der rauhen Oberpfalz^ der am 15. März 1851 in das Ingolstadter Genie-Regiment einirat und seitdem alle Wand lungen und Wanderungen dieser Elitetruppc mitmachte, feierte nämlich dieser Tage sein 50jähriges Dienstjubiläum. Der heute noch kerngesunde Soldat durfte im Kriege 1870/71 die denkwürdige Uebergabe des Degens seitens Napoleons III. an Kaiser Wilhelm 1. als Ordonnanztrompeter beobachten. Eine ganze Reihe von Dienstauszeichnungen schmücken die einzuziehen. Als er aber vernahm, daß eint solche nicht vorhanden sei, sondern daß i« Gegenteil gestern und heute der Draht von dort aus schon mehrmals seine Funktion erfüllt hatte, wuchs seine Besorgnis immer mehr an. Er richtete also noch in der Mittagsstunde eine bezügliche Anfrage an Liddys Verwandte, und gegen Abend hatte er die Rückantwort in Händen. Der lakonische Inhalt derselbe» lautete: „Bis zur Stunde nicht eingetroffen.* Nun hatten Frau Sternseld und ihr Neffe freilich die Gewißheit erlangt, daß etwas gan- Außergewöhnliches eingetreten sein müsse, aber sie waren in eine besonders für Eugen qual'j volle Lage versetzt, da sie sich über den Grund dieses Vorkommnisses die bänglichsten Vor«! stellungen machten. Selbst im Falle einer leich'! teren Erkrankung oder einer Zugversäumnis' würde Liddy, wie sie fest überzeugt woren, einige vertröstende Worte telegraphiert haben. AlS auch der Morgen des nächsten Tages t keinen Aufschluß brachte, war Eugen nicht» länger zu halten. Schon vormittags saß er im Eisenbahn-Koupee und entstieg dem Eilzugel nach acht- bis neunstündiger Reise auf der näm- j lichen Station, die Liddy, wie er wußte, als! Nachtquartier zu benutzen vorhatte. Dort zog er in mehreren größeren Gast^ Höfen noch Erkundigungen ein, die jedoch? nicht zum Ziele führten, denn in keinem derselben war eine Fremde dieses Namens ab' gestiegen. Am Bahnhofe aber war von einem etwaigen UnglückSsalle, der vielleicht eint Reisende in den letztvergangenen Tagen be» nur „ein paar trunkene Gesellen* jenen Nisi ausgestoßen haben. Jetzt stellt nun die,Rhein.-» WestM. Ztgl den wirklichen Sachverhalt wie I folgt dar: „Wir stellen bezüglich des bedauep f lichen Vorfalles zunächst fest, daß es völlig f ungerechtfertigt ist, von betrunkenen Gesellen K reden. Auf einem preußischen Bahnhoie wer den — und besonders, wenn ihn ein Staats oberhaupt passiert — betrunkene Gesellen nicht l geduldet. Als jüngst der Kaiser nachts unser« Nachbarstadt Düsseldorf berührte und mehrere I Reisende, die den Sonderzug sehen wollte«, von dem Stationspersonal zurückgehalten wm- l den, bemerkte ein mißlauniger Herr: „Wir find doch keine Anarchisten!* König Eduard be-t nutzte aber den fahrplanmäßigen Zug und da l in Duisburg bekanntlich starker Umsteigeverkehr herrscht, befanden sich Reisende auf dem Bahn'» steig und aus deren Reihen sind die Rufe er- l schallt. Es darf nicht vergessen werden, datzl damals das Publikum unter dem frischen! Eindruck der Londoner Verleihungen undi Ernennungen stand, und daß die An-I schauung vorherrschte, König Eduard werde! auch nach Berlin gehen. Hätte das Publikum! gewußt, daß es sich nur um einen Besuch der! schwerkranken Kaiserin Friedrich handle, dann wären — das darf mit ziemlicher Bestimmtheit gesagt werden — die bedauerlichen Rufe wahr scheinlich unterblieben. Daß die Kundgebungen spontane und nicht geplante oder veranlaßte waren, erscheint uns zu selbstverständlich, als als daß hierüber ein weiteres Wort zu ver lieren wäre. — Zu der Versetzung des Stations vorstehers ist zu bemerken, daß ein höherer Regierungsbeamter, der mit dem Oberpräfi- denten den König begleitete und in Duisburg den Zug verließ, um den Anschluß nach Essen zu erreichen, die Ansicht vertrat, daß durch polizeiliche Maßnahmen eine Feststellung der Ritzer hätte erfolgen müssen, wenn es schon nicht möglich war, den Vorfall durch um fassendere Abspcrrungsmaßregeln zu verhindern. Wenn auch in der Versetzungsverfügung selbst von einer „Strafversetzung" nicht die Rede ist, sondern nur gesagt ist: „Die Versetzung er folgte im Interesse des Dienstes," so ist doch der Zusammenhang mit dem Vorfall sicher. Die Versetzung des an der Sache ja ziemlich unschuldigen Stationsvorstehers war eben die einzige Form, in der den etwa verletzten Ge fühlen des englischen Königs Genngtbunng ge boten werden konnte. Der Stationsvorsteher kommt von Duisburg nach Emmerich. Dws- burg hat nahezu 100 000 Einwohner, nimmt in erster Linie an dem gewaltigen Personen- und Güterverkehr des Jndustriebezirks teil und sei« Bahnhof erster Klasse gehört zur ersten Servis klasse. Emmerich hat gegen 10 000 Einwohner und besitzt einen gemischten Bahnhof erster Klasse, der der dritten Serviesklasse zugezähk wird." GnltarvL. 12» Kriminalroman von Karl v. Leistner. (Fortsetzung.) „Haben Sie Mitleid," fuhr der Graf sott. -Ich will nicht heute Ihre Entscheidung. Bleiben Sie ohne Furcht noch einige Tage in diesem Hause, in dem Ihnen kein Haar gekrümmt werden soll, wie ich Ihnen schwöre. Aber ändern Sie Ihren Sinn, bis ich dann wiederkehre; ich lasse Ihnen zur Üeberlegung Zeit, Sie werden sich an den Gedanken gewöhnen, die Meine zu werden, denn es ist geradezu unmöglich, daß Sie auch jetzt noch zweifeln können an meiner Liebe!* „Mein Entschluß wird, wenn Sie auch meine Gefangenschaft in diesem Gemacht verlängern, derselbe bleiben. Hoffen Sie auf keine Sinnes änderung, Graf! Selbst dann, wenn Sie mich zur Wahl zwischen der Natur des Lammes und des Tigers, von denen Sie sprachen, wirklich zu zwingen beabsichtigen sollten, würde ich lieber dem Tiger trotzen und als seine Beute erliegen, als dem mir zu Füßen liegenden Sklaven eine Zärtlichkeit gestatten I" Mit Zechini ging, während er dieses hörte, eine furchibaie Veränderung vor. Ja! Jetzt glich er wirtlich dem gierige, Raubtier, das nach seiner sicheren Beule lechzt. Mühsam und keuchend stieß er die Worte hervor: „Mädchen! Bringe mich nicht zum Aeußersten! — Mein mußt du werden, oder untei gehen! Meine Pulse fliegen, mein Blut siedet, meine Leidenschaft steigert sich bei deinem Widerstand und bei dem Anblick deiner Politische Rundschau. Die chinesischen Wirren. *Der Tientsiner Streitfall soll nach einer Pekinger ,Times'-Meldung laut Ver einbarung des Grafen Lambsdorff mit der eng lischen Regierung nun doch der schieds gerichtlichen Entscheidung des Grafeu Waldersee unterworfen werden. Die gleichzeitige Zurückziehung der englischen und russischen Abteilung von dem streitigen Gelände in Tientsin ist, nach Londoner Nach richten, obwohl theoretisch eine befriedigende Lösung der Schwierigkeit, eine Demütigung für Großbritannien. Die russische Flagge bleibe auf dem streitigen Gebiet und die Russen fahren fort, ihre Straßen zu bauen, während die Briten ihre Arbeiten eingestellt haben. * Trotz aller Maßregeln treiben die B o x e r in der Provinz Tschili noch immer ihr blutiges Unwesen. So ist jetzt wieder 14 Meilen östlich von Tientsin der englische Missionar Stonehouse von Räubern grausam zu Tode gemartert worden. Deutschland. * Kaiser Wilhelm empfing den in Berlin eingetroffenen Statthalter der Reichslan-de Fürsten Hohenlohe-Langenburg. * Eine Anzahl englischer Offiziere wird sich in den nächsten Tagen nach Bad Homburg zur Kur begeben. Es sind dies solche Offiziere, die am Kriege in Südafrika teilgenommen haben und invalide oder ver wundet in die Heimat zurückkehrten. Die als Wohlthäterin bekannte Gräfin Dudley trägt die gesamten Kurkosten. Wie verlautet, werden die Aftikakämpfer von der K a i s e ri n Fri e dr i ch empfangen werden. * Die Verhandlungen mit der englischen Regierung über die Entschädigungs ansprüche der aus Transvaal aus gewiesenen Deutschen sind teilweise zum Abschluß gelangt. Für einzelne der Aus gewiesenen find bereits Beträge bis zu 5000 Mark als Entschädigung festgesetzt worden. * Gegen die Berechtigung der Real- gymnafial-Abiturienten zum medizinischen Studium in Preußen haben die Aerzte- kammern eine Eingabe an den Bundesrat ge richtet. Nach der Freuzztg.' kämen die Aerzte aber mit ihren Vorstellungen zu spät, denn die Entscheidung im Bundesrat soll bereits ge fallen sein. Somit scheint sich der Bundesrat für die Zulassung der Mittelschulabiturienten zum Medizinstudium ausgesprochen zu haben. *Jm Monat Januar d. sind auf den deutschen Eisenbahnen — ausschließ lich der bayrischen — 22 Entgleisungen auf freier Bahn (davon 12 bei Personenzügen), 26 Entgleisungen in Stationen (davon 13 bei Personenzügen), 4 Zusammenstöße auf freier Bahn (davon 2 bei Personenzügen), 24 Zu sammenstöße in Stationen (davon 6 bei Personen zügen) vorgekommen. Dabei wurden 3 Bahn bedienstete getötet, 63 Reisende und 27 Baha bedienstete verletzt. *Die Besprechung über die Entfesti gung Posens soll ein durchaus gün stiges Ergebnis gehabt haben. Der als baldige Beginn der Entiestigung, insbesondere die Niederlegung des Berliner Thores und die Aufhebung der Rayonbeschränkungen noch im Laufe dieses Jahres — ist gesichert. Eine finanzielle Beteiligung der Stadt ist damit nicht verbunden. Frankreich. *Die Hoffnungen auf baldige Beilegung des Streiks inMarseille haben sich nicht erfüllt. Reeder und Spediteure haben nämlich das vorgeschlagene Schiedsgericht ein stimmig abgelehnt. England. * Die Friedensunterhandlungen mit den f ü d a f r i k a n i s ch e n N e p u b l i k e n find nach einer am Montag im englischen Unter hause von Chamberlain abgegebenen Erklärung geschlossen. Die englische Regierung bleibe ganz und gar bei den von ihr bereits mitge teilten Ansichten und habe nicht die Absicht, die Unterhandlungen wieder zu eröffnen. Als König Eduard von England auf seiner Reise nach Homburg zu seiner schwer erkrankten Schwester Kaiserin Friedrich, die Station Duis burg passierte, erscholl — wie bekannt — aus den Reihen des auf dem dortigen Bahnhof be findlichen Publikums der Ruf: „Eduard raus!" — Dieser Ruf hat, wie gemeldet, dem Duis burger Stationsvorsteher die Strafversetzung nach Emmerich eingetragen, obgleich er an der Sache ganz unschuldig war. Die Preßerörterungen, die sich daran knüpften, sind an gewissen Stellen anscheinend unliebsam empfunden worden, denn plötzlich tauchte das Gerücht auf, die Versetzung des Stationsvorstehers sei gar keine Straf versetzung gewesen, und die ganze „Kund- ..x« gebung" hätte überhaupt nichts bedeutet, da ! 70 Jahre noch nicht an die Ruhe denkt. Italien. * Von der Regelung der Handels verträge scheint Italien seine Haltung gegenüber der Erneuerung des Drei bunds abhängig machen zu wollen. Der Ministerpräsident Zanardelli erklärte dem Ver treter des ,New Jork Herald' gegenüber: Italien werde die Verpflichtungen, die der be stehende Dreibundvertrag auferlegt, halten. Was aber die Zukunft anlange, werde Italien erst nach reiflicher Üeberlegung Verbindlichkeiten eingehen. Das Ministerium werde sich nicht bloß mit den Bündnisverträgen, sondern auch mit den Handelsverträgen Zu befassen haben. Die politischen Bündnisverträge Italiens gehen vor den Handelsver trägen zu Ende. Portugal. *Ueber neue antiklerikalK u ndgebungen in Portugal wird wieder berichtet. In Thoma, einer Stadt in der portugiesischen Provinz Estremadura, hat die'Menge auf der Straße eine Puppe verbrennen wollen, welche einen Jesuiten darstellte. Als diese Puppe dann von einem Jungen fortgeschleppt worden war, veranstaltete die Menge eine lärmende Kundgebung. Die Polizei mußte ein greisen, wurde aber von der Menge verhöhnt, worauf Kavallerie hinzukam und mit blanker Waffe ans die Manifestanten einhieb, welche die Truppen mit Steinen bewarfen. Mnhland. * Unter dem Vorsitz des Zaren hat kürz lich ein Ministerrat stattgesunden, der sich besonders mit der in der letzten Zeit in ganz Rußland dringend gewordenen Arbeiter und Studentenfrage beschäftigt hat. Grundsätzlich soll unter allen Ministern Einig keit darüber bestehen, daß an den Hoch schulen die pädagogischen und medizinischen Vorlesungen für Frauen dauernd zu schließen find. *Das jüngste Attentat, das sich gegen Pobedonoszew, den Oberprokurator des Heiligen Synod richtete, ist von einem Anhänger Tolstois ausgeführt worden. Er wollte dafür Rache nehmen, daß man Tolstoi aus der Kirche ausgestoßen hatte. Amerika. *Jn Brasilien ist eine gegen die Republik gerichtete monarchische Ver schwörung entdeckt worden. Als Haupt der Verschwörung ist Admiral Mello, der Anstifter der Revolution vom 6. September 1893, auf Be'ehl der Regierung verhaftet worden. Die Verschwörung ist durch Verrat zur Kenntnis der Regierung gekommen. Baron Äurgal, einer der Führer der jüngsten mon archischen Verschwörung, welcher dieselbe ent hüllte, hat Selbstmord begangen. Weiter wird berichtet, der Pöbel habe die religiösen Nieder lassungen in Sao Paulo angegriffen und vier Mönche getötet. * Die brasilianische Regierung hat weit gehende Vorsichtsmaßregeln zur Ver hinderung eines Aufstandes getroffen. Alle